Die religiöse Ikonographie Japans (Einleitung)
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Die ja·panische religiöse Bilder·welt ist stark vom Buddhismus geprägt, daher sind die höchsten bud·dhis·ti·schen Wesen, Buddhas [Buddha (skt.) बुद्ध „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)] und Bodhisattvas [Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)], auch am häufigs·ten ab·ge·bildet. Doch die Bud·dhas lassen auch Gott·hei·ten anderer Re·li·gio·nen zu: Zu·sam·men mit den ein·hei·mi·schen japa·ni·schen Göt·tern (kami [kami (jap.) 神 Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō]) und im·por·tier·ten Gott·hei·ten aus Indien, China und Korea formen sie ein Pan·the·on, in dem die Gren·zen zwi·schen den ein·zel·nen Kon·fes·sionen und Reli·gionen ver·schwin·den. In diesem Kapitel werden die wich·tigs·ten, am häu·figs·ten anzu·tref·fenden Gestal·ten dieses japani·schen Pan·theons vorge·stellt und ihre ikono·gra·phischen Erken·nungs·merk·male kurz be·schrie·ben. Es handelt sich aller·dings nur um einen klei·nen Aus·schnitt des·sen, was man an Figu·ren und The·men in der Reli·gion Japans vor·fin·det. Zunächst soll es einmal darum gehen, in der ver·wir·ren·den Viel·falt bud·dhis·tischer Figu·ren eine Art Orien·tie·rung zu finden. In der japa·ni·schen Kunst·ge·schich·te gibt es zu diesem Zweck vier hier·ar·chisch ange·ord·nete Kate·go·rien: Nyorai (Buddha), bosatsu (Bodhisattva), myōō (Vidyārāja) und tenbu (Deva).
Nyorai oder Buddha-Gruppe
Edo-Zeit, 1702. Ryukoku University Library.
Vorlage:Sidebox3 Nyorai [nyorai (jap.) 如来 Buddha-Titel; skt. tathagata] ist ein Eh·ren·titel eines Bud·dhas, die Über·set·zung von skt. tathagata [tathāgata (skt.) तथागत „Der so Gekommene“, Ehrentitel eines Buddhas (jap. nyorai 如来)]. Bud·dhas sind streng ge·nom·men keine Götter, wer·den aber ähn·lich wie Göt·ter dar·ge·stellt. Trotz der ver·schie·denen Namen sind die meis·ten Bud·dhas äußer·lich (und wohl auch in·ner·lich) bei·nahe iden·tisch. In den bud·dhis·tischen Schriften wer·den ihnen 32 Merkmale zu·ge·spro·chen, durch die sie sich von ge·wöhn·lichen Sterb·li·chen unter·schei·den. In den bild·li·chen Dar·stel·lun·gen sind davon meist nur einige zu sehen, z.B. der Schädel·aus·wuchs (Sitz be·son·der·er spi·ri·tu·eller Fähig·keiten); das Stirn·mal (ei·gent·lich eine weiße leuch·tende Haar·locke zwi·schen den Augen·brauen, meist als kleine Erhe·bung dar·ge·stellt); oder die lang ge·dehn·ten Ohr·läpp·chen.
Abge·sehen davon weisen die meisten Bud·dhas fol·gen·de Ge·mein·sam·kei·ten auf: ein·faches Mönchs·gewand, ent·spannte Körper·hal·tung, ent·spannte Ge·sichts·züge, kein (oder kaum) Schmuck. Buddhas sitzen häufig im Medi·tations- oder Lotos-Sitz, es gibt aber auch ste·hende Buddha-Statuen, die dann meistens von zwei Bo·dhi·satt·vas flan·kiert sind. Die Dar·stel·lung des Kör·pers ist im All·ge·mei·nen schlicht und rea·lis·tisch. Nur wenige Bud·dhas besit·zen in·di·vi·du·elle Merk·male. Daher lassen sie sich oft nur durch un·ter·schied·liche Hand·zeichen (mudra [mudrā (skt.) मुद्रा „Siegel“, Gebetsgeste (jap. inzō 印相)]) un·ter·schei·den. In diesen Kapiteln wird auf die Bud·dhas Amida, Dainichi und Shaka ge·nauer ein·gegan·gen. Beson·ders im Alter·tum war neben diesen auch Yakushi Nyorai [Yakushi Nyorai (jap.) 薬師如来 Buddha der Medizin; skt. Bhaisajyaguru], der „hei·lende Buddha“ oder „Buddha der Medizin“ von großer Bedeu·tung.
Bosatsu oder Bodhisattva-Gruppe
Werk von Ingen. Kamakura-Zeit, 14. Jh. Kūkai mandara: Kōbō Daishi to Kōya-san (Katalog), Reihōkan 2006, S. 116, Abb. 41-1.
Das Wort bosatsu [bosatsu (jap.) 菩薩 Bodhisattva, buddhistische Heilsgestalt] geht auf den Sanskrit·begriff Bodhisattva [Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)] zurück und bedeutet „Er·leuch·teter“. Bodhi·sattvas sind eine Schöp·fung des Mahayana [Mahāyāna (skt.) महायान „Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)] Bud·dhismus und verkör·pern nach dieser Lehre die un·mittel·bare Vor·stufe zur Existenz als Buddha. Funk·tionell sind sie in vieler Hin·sicht mit christ·lichen Hei·ligen zu ver·gleichen. Mit ihrer Hilfe ver·suchte der Maha·yana Bud·dhismus — im Gegen·satz zu den ältesten bud·dhis·tischen Schul·richtungen — den Weg zur Bud·dha·wer·dung auch für die bud·dhis·tischen Laien gang·bar und at·trak·tiv erschei·nen zu lassen.
Bo·dhi·satt·vas sind zwar voll·kom·men erleuchtet, aber noch nicht ins Nirvana [Nirvāṇa (skt.) निर्वाण „Erloschen, ausgelöscht“, Ort der Erlösung von allem Leid, absolutes Jenseits (jap. Nehan 涅槃)] ein·ge·gan·gen, und stehen somit gleich·sam mit einem Bein im Dies·seits. Sie sind leichter zugäng·lich als die welt·ab·ge·wand·ten Buddhas. Voll von mildem Ver·ständ·nis für mensch·liche Schwächen sind sie jeder·zeit bereit, den Gläu·bigen bei der Über·win·dung schlechten Karmas [Karma (skt.) कर्म „Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. gō 業)] zur Seite zu stehen.
Zu den be·kann·tes·ten ja·pa·ni·schen Bo·dhi·satt·vas zählen Kannon Bosatsu [Kannon Bosatsu (jap.) 観音菩薩 Bodhisattva Avalokiteshvara, wtl. „der den Klang der Welt erhört“; „Bodhisattva des Mitleids“; s.a. Kannon, Guanyin;], Jizō Bosatsu [Jizō Bosatsu (jap.) 地蔵菩薩 Bodhisattva (Bosatsu); skr. Kṣitigarbha, „Speicher oder Mutterleib der Erde“ (vgl. Jizō)], Seishi Bosatsu [Seishi Bosatsu (jap.) 勢至菩薩 Bodhisattva Mahasthamaprapta; Begleiter Amidas] und Fugen Bosatsu [Fugen Bosatsu (jap.) 普賢菩薩 Bodhisattva Samantabhadra; Begleiter des Shaka Nyorai]. Oft wirken sie präch·tiger als Buddhas, auch können sie vier, sechs oder gar „tausend“ Arme besitzen und sind mit zahl·rei·chen Schmuck·stü·cken und Ge·gen·stän·den aus·ge·stattet. Ähnlich den christ·lichen Hei·li·gen kann ein Bo·dhi·satt·va die Haupt·ver·ehrungs·figur eines Tem·pels (honzon [honzon (jap.) 本尊 Hauptheiligtum eines Tempels]) dar·stel·len. Daher sind Bodhi·sattvas im all·ge·meinen Be·wusst·sein der Japaner ebenso be·kannt und oft sogar popu·lärer als so mancher Buddha. Wenn sie aber mit Buddhas zusammen dar·ge·stellt sind, wird allein durch die Größen·unter·schiede klar, wer höher steht. In diesen Kapiteln wird auf Kannon und Jizō genauer ein·ge·gangen.
Myōō oder Vidyārāja-Gruppe
Edo-Zeit, 1702. Ryūgoku University Library.
Myōō [myōō (jap.) 明王 wtl. Licht-König, auch „Mantra-König“ oder „Weisheits-König“; meist zornvoll dargestellte Schutzgottheit; skt. vidyaraja] (skt. Vidyārāja [vidyārāja (skt.) विद्याराज „Mantra-König, Weisheits-König“, Kategorie zornvoller Schutzgottheiten im Buddhismus (jap. myōō 明王)]) bedeutet „Mantra-König“ und verrät damit bereits eine Nahe·bezie·hung zu eso·te·rischen Gebets·formeln (Mantren [mantra (skt.) मन्त्र Gebetsformel (jap. shingon 真言)]). Im Unter·schied zu Buddhas und Bodhi·sattvas tragen myōō fast immer grim·mige Züge und Waffen. Der in Japan be·kann·teste Mantra-König ist Fudō Myōō [Fudō Myōō (jap.) 不動明王 prominentester japanischer myōō (Mantra-König), wtl. „der Unbewegliche“], man trifft aber auch immer wieder auf Aizen Myōō [Aizen Myōō (jap.) 愛染明王 wtl. Mantra-König der Liebe; einer der bekanntesten myōō Japans], oder die Gruppe der Fünf Großen Myōō.
Myōō spielen vor allem im eso·te·ri·schen Bud·dhis·mus eine wichtige Rolle. Sie gelten hier streng ge·nom·men nicht als eigene Gestalten, son·dern als zorn·volle, furcht·ein·flößende Er·schei·nungs·formen von Buddhas und Bo·dhi·satt·vas. Da diese Er·scheinungs·formen aller·dings unter Namen bekannt sind, die keine Rückschlüsse auf den eigentlichen Buddha oder Bodhisattva zulassen, funktionieren sie als eigene Figuren·gruppe, die sich durch zorn·volle, furcht·ein·flößen·de Merkmale aus·zeichnet. Bud·dhis·tisch aus·gedrückt: der uner·leuchtet Laie nimmt sie als indivi·duelle Figuren war, der Ein·geweihte erkennt sie als Aspekte eines Buddha. Diese zornvollen Figuren sind vor allem aus den tantristischen [tantra (skt.) तन्त्र „Gewebe“, Lehrschrift des esoterischen Buddhismus (ähnlich sutra, aber meist mit rituellem Inhalt)] Tradi·tionen des tibe·tischen Bud·dhis·mus bekannt, sie waren und sind aber auch in Japan, v.a. im Shingon-shū [Shingon-shū (jap.) 真言宗 Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan] Bud·dhismus stark präsent. Mehr dazu auf der myōō-Seite.
Tenbu oder Deva-Gruppe
Werk von Sugawara Mitsushige. Kamakura-Zeit. Metropolitan Museum of Art.
Die An·ge·hö·ri·gen dieser Gruppe sind meist ur·sprüng·lich in·dische Götter (deva [deva (skt.) देव „Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)]), die der Bud·dhis·mus als Be·schüt·zer des Dharma [Dharma (skt.) धर्म Gesetz (des Universums), Lehre (des Buddha) (jap. hō 法)] in sein Pan·theon auf·nahm und als solche nach Ost·asien brachte. Der Begriff „deva“ wurde in China meist mit tian (jp. -ten [-ten (jap.) 天 wtl. Himmel; Göttertitel für eine eine aus Indien übernommene Gottheit (skt. deva)]), wtl. „Himmel“, übersetzt, daher spricht man auch von der „Himmels-Gruppe“ (tenbu [tenbu (jap.) 天部 Gruppe der indischen bzw. aus Indien übernommene Gottheiten im japanischen Buddhismus (skt. deva)]). Manche devas werden aber auch, gleich den myōō, als „König“ (ō) bezeichnet. Zu den be·kann·tes·ten zählen Enma-ten [Enma (jap.) 閻魔 skt. Yama; König oder Richter der Unterwelt; auch Enra; meist als Enma-ten oder Enma-ō angesprochen], Bishamon-ten [Bishamon-ten (jap.) 毘沙門天 Himmelswächter des Nordens, Glücksgott; abgeleitet von einem indischen Gott des Reichtums, Vaishravana] oder die niō [niō (jap.) 仁王 Wächterfigur, Torwächter]. Sie haben meis·tens Wächter·funk·tionen (z.B. Wächter des Tempel·tores), es können ihnen aber auch eigene Tempel geweiht sein. Unter den tenbu gibt es aber auch betont weib·liche Figuren wie z.B. Benzai-ten [Benzaiten (jap.) 弁才天/弁財天 Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten]. Manche dieser Götter sind im Laufe der Ge·schi·chte in Japan zu popu·lären kami, also zu Shintō-Gott·heiten, mutiert und haben dabei ihre schre·cken·er·re·gen·den Züge verloren. Mehr dazu auf der Tenbu-Seite.
Ikonographisch gesehen ver·schwim·men die Grenzen zwischen diesen Kate·gorien natür·lich immer wieder. Buddhas und Bodhi·sattvas lassen sich jedoch meist recht deut·lich von myōō und tenbu unter·scheiden: Sie strahlen innere Ruhe, Milde und Mit·gefühl aus. Tenbu und myōō sind da·ge·gen eher furcht·ein·flößende Ge·stal·ten. Sie sind außer·dem den mild·tätigen Buddhas und Bodhi·sattvas deut·lich unter·ge·ordnet. Obwohl sie mitunter an christ·liche Teufel und Dä·mo·nen erin·nern, darf man nicht den Fehler begehen, sie als böse oder sünd·haft an·zu·sehen. Sie bilden mit den Bud·dhas ein System, das milde und strenge Wege kennt, um die Lebe·wesen auf den rechten Weg zu führen. Oft werden devas und myōō auch als Inkar·nationen oder Mani·fes·ta·tionen, also Er·schei·nungen in verän·derter Form, eines Buddhas oder Bodhi·sattvas ange·sehen.
Geschichtlicher Überblick der buddhistischen Ikonographie
Im Buddhismus herrschte ur·sprünglich, ähnlich wie in den se·mi·ti·schen Reli·gionen, ein Bilder·verbot. Der Buddha sollte ledig·lich in symbo·lischer Form, z.B. als Rad der Lehre, abge·bildet werden. Erst unter dem Ein·fluss des Maha·yana Bud·dhis·mus (ab dem zweiten vorchr. Jh.) verschwand dieses Verbot, wahr·schein·lich im Zu·sammen·hang mit der Tat·sache, dass sich das Maha·yana beson·ders um die Ver·brei·tung der Lehre unter den Laien bemüht. Die frühes·ten Dar·stel·lun·gen des Buddha stammen aus dem ersten Jahr·hun·dert unserer Zeit aus Mathura [Mathurā (skt.) मथुरा Stadt in Nordindien, zur Zeit der Kushana Dynastie (2.–3. Jh. u.Z.), wichtiges buddhistisches Zentrum; gilt auch als Geburtsstätte Krishnas] (N-Indien) und Gandhara [Gandhāra (skt.) गन्धार Königreich im heutigen Pakistan bzw. gleichnamige Stadt (auch Purushapura, heute Peshavar); nach den griechischen Eroberungen unter Alexander dem Großen unter dem Einfluss der hellenistischen Kultur, später, im 1.–3. Jh. u.Z. Hauptstadt des buddhistischen Kushana Reichs; frühes Zentrum der buddhistischen Kunst] (Pakistan). Beson·ders an den Sta·tuen aus Gandhara fällt ein starker hel·le·nis·tischer Ein·fluss auf, oft erin·nern sie an Götter der grie·chisch-römi·schen Antike.
Gandhara, Pakistan, 2. od. 3. Jh. u.Z. Ron Reznick (mit freundlicher Genehmigung).
Asuka-Zeit, 7. Jh. Foundation J.-E. Berger.
Mit der Aus·breitung des Bud·dhismus nach China erfuhren die in·di·schen und zentral·asiati·schen Motive — ebenso wie die Lehre des Buddha selbst — einige stilis·tische Ver·än·der·ungen. Die oft sehr be·weg·ten in·dischen Ge·stal·ten wer·den et·was ru·hi·ger, in sich ge·kehr·ter. Viele ikono·graphi·sche Details werden jedoch beibe·halten und in streng kodifi·zierter Form von Epoche zu Epoche weiter tradiert.
In Japan über·nahm man in der Regel so·wohl die Stil·rich·tungen als auch die ikono·graphi·sche Symbolik der chine·sischen Bud·dha·statuen, in der Früh·zeit kamen auch die Bild·hauer selbst aus China oder Korea. Daher ähneln japani·sche Statuen sehr stark chine·sischen oder korea·nischen, die wie·derum Varian·ten von indi·schen oder zentral-asiati·schen Grund·mustern sind. Die all·mäh·lichen, subtilen Aus·prä·gungen eines spezifisch japani·schen Stils sind auf den ersten Blick nur schwer er·kenn·bar. Es ist auch nicht einfach, das Alter einer bud·dhis·tischen Figur ab·zu·schätzen. Lediglich der schlichte Stil aus der Früh·zeit des japani·schen Bud·dhis·mus (6.–8. Jh.) lässt sich ver·hält·nis·mäßig leicht identi·fizieren. In der Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit (9.–11. Jh.) entstand schließ·lich der klas·sisch-japani·sche Stil, der beson·deren Wert auf die innere Ruhe legt, die von den Skulp·turen ausgeht, auf indivi·duelle oder dyna·mische Merk·male jedoch weit·gehend verzichtet.
Die Kamakura [Kamakura (jap.) 鎌倉 Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)]-Zeit (12.–14. Jh.) gilt als die Blüte·zeit der buddhis·tischen Bild·hauer·kunst. Aus dieser Periode sind sogar die Bio·graphien der Künstler bekannt, während man sonst kaum mehr als den Namen der Maler und Bild·hauer kennt. Die berühm·testen Statuen der Kama·kura-Zeit ent·stammen der soge·nann·ten Kei-Schule, deren Mit·glieger häufig die Silbe „kei“ im Namen tragen. Ihre krea·tivsten Neue·rungen liegen in dyna·mischen, psycho·logisch raffi·nierten Darstel·lungen, die in der realis·tischen Dar·stel·lung von zorn·vollen Gott·heiten und Dämonen am deut·lichsten hervor·tritt. Aber auch zahlreiche Por·trait·skulp·turen von hoch·rangigen Mönchen stammen aus der Kamakura-Zeit.
Später, vielleicht bedingt durch einen allgemeinen Be·deu·tungs·ver·lust buddhis·tischer Tempel, ent·stan·den nur noch wenige bild·hau·erische Werke von ver·gleich·barer Qualität. Zu neuar·tigen Über·schnei·dungen von Kunst- und Religion·geschichte kam es vor allem im Zen-Buddhismus, der die mono·chromen, oft humor·vollen Tusche·bilder von buddhis·tischen Heiligen und Patri·archen her·vor·brachte, sowie im neun·zehnten Jahr·hundert in der Kunst der ukiyo-e [ukiyo-e (jap.) 浮世絵 „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit] (Holzblock-Drucke), die u.a. die ein·hei·mischen Gott·heiten als gra·phisches Sujet „ent·deckten“.
Verweise
Verwandte Themen
In diesem Kapitel liegt der Schwer·punkt auf der buddhis·tischen Plastik, mit deren Hilfe die Grund·kate·gorien der japa·nisch-buddhis·tischen Götter·welt erläutert werden (s.o.). Zunächst werden aber die Begriffe Mandala und Mudrā vor·gestellt, um die man bei der Bespre·chung bud·dhis·tischer Kunst nicht her·um·kommt. Die kami, die in der japani·schen Kunst er·staun·lich unter·re·prä·sen·tiert sind, kommen gegen Ende des Kapitels zu Wort. Als Über·leitung ist die Seite der Sieben Glücksgötter anzu·sehen, die meist aus dem Bud·dhismus kommen, heute aber oft in Shintō-Schreinen verehrt werden. Den Schluss bilden die Abbil·dungen buddhis·tischer Heiliger und Mönche in realis·tischer Menschen·gestalt. Im Kapi·tel Mythen, gibt es darü·ber hi·naus Be·schrei·bungen von Geistern und Dämonen sowie von Tieren und Fabel·wesen mit über·irdi·schen Fähig·keiten.
Internetquellen
- Dictionary of Japan's Buddhist Deities, Mark Schumacher (en.)
Reich illustriertes Online-Wörterbuch: sehr ausführlich, sehr informativ, sehr ansprechend gemacht. - E-kokuhō
Mehrsprachig und ausführlich dokumentierte „Nationalschätze“ der japanischen Kultur. - darumamuseumgallery.blogspot.com , Gabriele Greve
Diese Blogsite enthält unglaublich viele Informationen zur japanischen Ikonographie in Englisch und Deutsch, u.a. die online Fassungen von zwei Büchern der Autorin. - Tokyo National Museum (jap., en.)
- Kyoto National Museum (jap., en.)
- Nara National Museum (jap.)
Auch in Englisch verfügbar.
Literatur
Bilder
- ^ Buddha Amida Nyorai in seiner klassischen Haltung, sitzend und mit der mudra der Meditation. Die Abbildung geht auf das älteste japanische Handbuch der buddhistischen Ikonographie zurück. Das Werk ist unter den Titeln Zuzōshō („Abriss von Skizzen [buddhistischer] Statuen“) oder Jikkan-shō („Abriss in zehn Bänden“) bekannt und wird wahlweise Byōdōbō Yōgon (1075–1151) oder Shōjōbō Ejū (1060–1144) zugeschrieben. In jedem Fall gehörte der Autor der Shingon-Schule an. Die Details der Darstellungen haben sich seit der ersten Abfassung des Werkes bemerkenswert wenig geändert. Die vorliegende Abbildung entstammt der Abschrift einer Abschrift des originalen Zuzōshō und wurde laut Kolophon 1702 (Genroku 15) angefertigt.
Edo-Zeit, 1702. Ryukoku University Library. - ^ Bodhisattva Kannon auf einem Felsen sitzend und mit sechs Armen, ein Wunscherfüllungsjuwel (nyoi no tama) zur Brust haltend. Die Abbildung geht auf eine relativ frühe Kopie des Jikkanshō 十巻抄 („Abriss in zehn Bänden“) zurück. Dieses älteste japanische Handbuch der buddhistischen Ikonographie stammt aus dem 11. Jahrhundert ist auch unter dem Titel Zuzōshō 図像抄 („Abriss von Skizzen [buddhistischer] Statuen“) bekannt. Hier handelt es sich um eine Kopie durch Ingen 印玄, einen Mönch des Ninna-ji in Kyōto.
Werk von Ingen. Kamakura-Zeit, 14. Jh. Kūkai mandara: Kōbō Daishi to Kōya-san (Katalog), Reihōkan 2006, S. 116, Abb. 41-1. - ^ Fudō Myōō mit Schwert und Flammen-Nimbus. Kopie des verlorenen Zuzōshō (1239).
Edo-Zeit, 1702. Ryūgoku University Library.
- ^ Bishamon-ten in klassischer Form, mit Pagode und Dreizack, auf einem Dämon stehend. Darstellung aus einer illustrierten Fassung des 25. Kapitels des Lotos Sutra (Hoke-kyō), in dem es um die Vorzüge von Bodhisattva Kannon geht. Obwohl Bishamon-ten zumeist als eigenständige Figur bzw. als Anführer der Vier Himmlischen Könige (Shi-Tennō) auftritt, verrät das Lotos Sutra, dass auch Kannon imstande ist, die Form des Bishamon anzunehmen. Die Identitäten der buddhistischen Wesenheiten sind daher äußerst fließend.
Werk von Sugawara Mitsushige. Kamakura-Zeit. Metropolitan Museum of Art. - ^ Hellenistische Statue des Maitreya.
Gandhara, Pakistan, 2. od. 3. Jh. u.Z. Ron Reznick (mit freundlicher Genehmigung). - ^ Statue aus der Frühzeit der buddhistischen Plastik in Japan. Möglicherweise handelt es sich um Maitreya (jap. Miroku), den „Buddha der Zukunft“.
Asuka-Zeit, 7. Jh. Foundation J.-E. Berger.
Glossar
- Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व ^ „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)
- dharmacakra (skt.) धर्मचक्र ^ „Rad der Lehre“, Symbol des Buddhismus (jap. hōrin 法輪)
- Gandhāra (skt.) गन्धार ^ Königreich im heutigen Pakistan bzw. gleichnamige Stadt (auch Purushapura, heute Peshavar); nach den griechischen Eroberungen unter Alexander dem Großen unter dem Einfluss der hellenistischen Kultur, später, im 1.–3. Jh. u.Z. Hauptstadt des buddhistischen Kushana Reichs; frühes Zentrum der buddhistischen Kunst
Religion in Japan, Inhalt
- 一 Grundbegriffe
- 二 Bauten
- 五 Mythen
- Einleitung
- Mythologie:
- Götter des Himmels
- Götter der Erde
- Jenseits:
- Jenseits
- Geister:
- Totengeister
- Dämonen
- Tiere:
- Imaginäre Tiere
- Verwandlungskünstler
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- 六 Geschichte
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- Saichō
- Kūkai
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- Neue Religionen
- 七 Essays
- Überblick
- Buddhismus, Asien:
- Arhats in China und Japan
- Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus
- Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott
- Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins
- Lokale Vorstellungen, Japan:
- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
- Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult
- Hundert Geschichten: Horrorklassiker aus der Edo-Zeit
- Religion und Politik:
- Die Tenshō-Mission: Beginn einer schwierigen transnationalen Beziehung
- Yasukuni: Der Schrein des ‚friedlichen Landes‘
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„Die religiöse Ikonographie Japans (Einleitung).“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001