Nichirens Heiligenvita

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Nichirens Heiligenvita

Auf dieser Seite sind Szenen aus dem Leben Nichiren [Nichiren (jap.) 日蓮 1222–1282; Begründer des Nichiren Buddhismus]s dargestellt und erklärt. Die meisten Bilder entstammen einer Serie von Blockdrucken des ukiyo-e [ukiyo-e (jap.) 浮世絵 „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit]-Meisters Utagawa Kuniyoshi [Utagawa Kuniyoshi (jap.) 歌川国芳 1798–1861; Maler und Zeichner. Bekannter Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts], die ca. 1835 veröffentlicht wurde. Die Ereignisse sind chronologisch geordnet und haben zumeist Wundertaten und/oder Martyrien des Heiligen zum Thema. Zum Vergleich sind auch Darstellungen der gleichen Motive aus der Schule von Katsushika Hokusai [Katsushika Hokusai (jap.) 葛飾北斎 1760–1849; Maler und Zeichner. Bekanntester Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts] und anderer Künstler dieser Zeit beigefügt. Zusammen dokumentieren sie die besondere Popularität Nichirens in der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-zeitlichen Stadtbevölkerung, die die Hauptklientel der ukiyoe-Künstler darstellte.

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1 Das daimoku erscheint in den stürmischen Wellen
Auf dem Weg ins Exil beruhigt Nichiren die Wellen, auf denen sich das Emblem des Lotos Sutras (daimoku) zeigt.
Werk von Utagawa Kuniyoshi. Metropolitan Museum, New York.

Eckdaten zu Nichirens Leben und Lehren

Nichiren wurde laut eigenen Angaben 1222 in einer bescheidenen Fischerfamilie der Halbinsel Bōsō [Bōsō-hantō (jap.) 房総半島 Halbinsel zwischen der Bucht von Tōkyō und dem Pazifik; Präfektur Chiba], östlich des heutigen Tōkyō, geboren. Er verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in Ostjapan, wo sich zu dieser Zeit auch das politische Zentrum Kamakura [Kamakura (jap.) 鎌倉 Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)] befand. Nach einer Ausbildung zum Tendai [Tendai-shū (jap.) 天台宗 Tendai-Schule, chin. Tiantai]-Mönch, die er u.a. auf Berg Hiei [Hiei-zan (jap.) 比叡山 Klosterberg Hiei bei Kyōto, traditionelles Zentrum des Tendai Buddhismus] absolvierte, gelangte er zu dem Schluss, dass das Lotos Sutra (Hoke-kyō [Hoke-kyō (jap.) 法華経 Lotos Sutra; skt. Saddharma pundarika sutra; jap. auch Hokkekyō oder Myōhō renge kyō; zählt zu den einflussreichsten Texten des Mahayana-Buddhismus, älteste Fassungen dürften im ersten Jh. v.u.Z. entstanden sein.]), die wichtigste Lehrschrift seiner Schule, wesentlich deutlicher in den Fokus gestellt werden müsse, als dies zu seiner Zeit der Fall war. Angeregt durch den Erfolg der nenbutsu [nenbutsu (jap.) 念仏 Anrufung des Namens von Buddha Amida, Gebetsformel der Amida-Anhänger]-Schulen, die ihren Fokus auf die schlichte Anrufung von Buddha Amida [Amida (jap.) 阿弥陀 Buddha Amitabha; Hauptbuddha der Schulen des Reinen Landes (Jōdo-shū bzw. Jōdo Shinshū)] legten, schuf Nichiren mit dem daimoku [daimoku (jap.) 題目 wtl. „Titel [des Lotos Sutras]“; Gebetspraxis des Nichiren Buddhismus], der Anrufung des Lotus Sutra in der Formel „namu myōhō renge kyō [namu myōhō renge kyō (jap.) 南無妙法蓮華経 „Lobpreis dem Lotos Sutra“; Gebetsformel des Nichiren Buddhismus]“, einen ähnlich einfachen Basis-Ritus, der auch in seiner Heiligenlegende im Zentrum steht.

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2 Nichirens Offenbarung
Der Mönch Nichiren erblickt das Emblem des Lotos Sutras (daimoku) in der aufgehenden Sonne. Die Erscheinung soll sich 1253, in Nichirens 32. Lebensjahr, zugetragen haben und gilt als der Beginn von Nichirens eigener Lehrtätigkeit. Die Szene ist daher ein häufiges hagiographisches Motiv. In diesem Fall zeigen sich in der Sonne zwei Buddhas, während die sogenannten 30 Schutzgötter (sanjū banshin), die im Nichiren-Buddhismus die Tage eines Monats beschützen, eine Art shintōistische Leibgarde bilden.
Werk von Katsushika Isai. Museum of Fine Art, Boston.

Ein großer Unterschied zum Amida Buddhismus besteht in Nichirens Verhältnis zu den einheimischen kami [kami (jap.) Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō], die er aktiv in sein Programm einbezog. So popularisierte der Nichiren Buddhismus u.a. die Gruppe der Dreißig Wächtergötter (sanjū banshin [sanjū banshin (jap.) 三十番神 wtl. 30 Wächtergottheiten; shintōistische Schutzgötter der einzelnen Monatstage]), bekannte Schreingottheiten, die jeweils einen bestimmten Tag des Monats beschützen sollen.1 Wie aus seiner Heiligenvita ersichtlich, rief Nichiren auch Shintō-Gottheiten wie Amaterasu [Amaterasu (jap.) 天照 Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise] oder Hachiman [Hachiman (jap.) 八幡 Shintō-Gottheit, Ahnengottheit des Tennō und des Kriegeradels; auch „Yawata“ ausgesprochen] persönlich zur Hilfe, während andere kami wie die Berggottheit Shichimen Daimyōjin [Shichimen Daimyōjin (jap.) 七面大明神 Berggottheit des Minobu-san, als Schutzgottheit des Lotos Sutras (Hoke-kyō) in der Nichiren-shū verehrt] wohl erst durch Nichiren zu Schreingottheiten wurden.

Nichirens Leben ist verhältnismäßig gut dokumentiert. Neben zahlreichen Briefen hinterließ er auch eine Autobiographie, die zur Grundlage seiner Heiligenvita wurde. Im 15. Jh. verfasste der Mönch Nitchō [Nitchō (jap.) 日澄 1441–1510; Mönch der Nichiren-shū und Verfasser einer Biographie Nichirens] eine erste illustrierte Biographie, die in der Edo-Zeit mehrfach gedruckt wurde. Zu dieser Zeit begannen Dichter wie Chikamatsu Monzaemon [Chikamatsu Monzaemon (jap.) 近松門左衛門 1653–1725; berühmtester Autor des Bunraku- und Kabuki-Theaters] den Stoff für die Bühne zu adaptieren, was wiederum zur Popularität des Sujets in ukiyoe-Blockdrucken beitrug. Nichiren wurde dadurch in der Edo-zeitlichen Stadtbevölkerung zum bekanntesten japanischen Mönch überhaupt, was vielleicht die Grundlage für den Erfolg Nichiren-artiger Strömungen im 20. Jahrhundert darstellt. (S. dazu Sōka Gakkai: Produktion von religiösem Mehrwert.)

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3 Nichirens Biographie, 18. Jh.
Heiligenvita des Mönchs Nichiren in 17 Bildern mit kurzem Text. Die Serie beginnt rechts oben mit Nichirens Geburt und endet links unten mit seinem Begräbnis. Die Szenen sind nummeriert, in der Mitte findet sich zu jeder Nummer ein erklärender Text. Werk eines unbekannten Meisters, wahrscheinlich aus dem 18. Jahrhundert.
18. Jh. Museum of Fine Art, Boston.

Die obige Bild-Biographie stammt aus dem 18. Jh. und enthält sehr einfach skizzierte Motive aus Nichirens Leben, von denen sich folgende bei Kuniyoshi wiederfinden: Mordanschlag (七); Regenbitte (八); vereitelte Hinrichtung (十); Offenbarung (十一); Welle (十二); Drache (十四). Es scheinen dies die bekanntesten Wundertaten aus Nichirens Leben gewesen zu sein.

Kuniyoshis Serie

Kuniyoshis Serie mit dem Titel „Kurze Bild-Biographie des Hohen Ahnherrn“ (Kōso goichidai ryakuzu [Kōso goichidai ryakuzu (jap.) 高祖御一代略図 Kurze Bild-Biographie des Hohen Ahnherrn; Bildserie über das Leben Nichirens von Utagawa Kuniyoshi]) wurde wahrscheinlich 1831, anlässlich des 550-jährigen Jubiläums von Nichirens Ableben in Auftrag gegeben, allerdings erst 1835/36 veröffentlicht. Seltsamerweise geht die Serie weder auf die Jugend des Mönchs ein, noch auf seine zahlreichen Debatten mit anderen Mönchen, die in früheren Biographien eine große Rolle spielen. Auch seine Werke werden nicht weiter gewürdigt. Die Serie beginnt mit dem ersten Mordanschlag auf Nichiren in seiner Heimatprovinz, zu einem Zeitpunkt, da Nichiren bereits als Prediger bekannt ist und sich erste Feinde gemacht hat. Der Fokus schwenkt auf das Umland von Kamakura, den Sitz des Minamoto [Minamoto (jap.) Kriegerfamilie, die 1185 eine neue Herrschaftsdynastie begründete: Kamakura Shōgunat, 1185–1333]-Shōgunats, wo Nichiren beinahe hingerichtet wird, zu seinem Exil in Sado. Schließlich werden Wundertaten aus der Provinz Kai erzählt, wo Nichiren seinen Lebensabend verbrachte. Das letzte der zehn Bilder zeigt den vereitelten Angriff der Mongolen, den Nichiren vorausgesagt und mit göttlicher Hilfe abgewehrt haben soll.

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Orte der Wunder Nichirens

Durchaus typisch für Kuniyoshi stehen in fast allen Darstellungen Naturkräfte und physische Kämpfe im Vordergrund. Das gilt auch für das berühmteste Bild der Serie, in dem Schnee und Kälte unmittelbar fühlbar werden. Zugleich sind fast alle Motive aus der Augenhöhe der Protagonisten wiedergegeben. Diese Neuerung der ukiyoe gegenüber der traditionellen Vogelperspektive macht es uns heute leichter, uns mit den dargestellten Personen zu identifizieren.

Zum Vergleich sind auch Bilder aus anderen illustrierten Nichiren-Biographien beigelegt, vor allem aus einem Buch von 1858, das ebenso wie Kuniyoshi eher spektakuläre als religiöse Aspekte hervorhebt. Bezüglich des Künstlers gibt es unterschiedliche Angaben, entweder Katsushika Hokusai [Katsushika Hokusai (jap.) 葛飾北斎 1760–1849; Maler und Zeichner. Bekanntester Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts], der allerdings zum Zeitpunkt der Veröffentlichung schon verstorben war, oder sein Schüler Katsushika Isai [Katsushika Isai (jap.) 葛飾為斎 1821–1880; ukiyo-e-Künstler; Schüler von Katsushika Hokusai]. In jedem Fall sind die Darstellungen deutlich von Hokusai geprägt, die Hauptperson erscheint tatkräftiger und zugleich verschmitzter als bei Kuniyoshi, die Landschaftselemente verschwinden hinter den übernatürlichen Erscheinungen. Ein Bildbeispiel von Tsukioka Yoshitoshi [Tsukioka Yoshitoshi (jap.) 月岡芳年 1839–1892; Maler; ukiyo-e-Küstler] zeigt einen neuen Realismus, der sich im späten 19. Jh. unter europäischem Einfluss auch in den ukiyoe-Sujets durchsetzte.

Die folgenden Szenen sind chronologisch gereiht, die Überschriften entsprechen den Bildtiteln aus Kuniyoshis Serie.

Attacke in Tōjō, Komatsubara

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4 Mordanschlag auf Nichiren
Die Szene zeigt eine Attacke des Kriegers Tōjō Kagenobu auf Nichiren, die sich 1264/11/11 in Nichirens Heimatregion Awa an einem Ort namens Komatsubara zugetragen haben soll.
Werk von Utagawa Kuniyoshi. The British Museum.

Die Szene ist auf den 11. 11. 1264 datiert und spielt während einer Art Heimaturlaub Nichirens, nach dem Tod seines Vaters. Nichiren in Begleitung von Schülern und Laienanhängern wird an einem Ort namens Komatsubara [Komatsubara (jap.) 小松原 Ort, an dem Nichiren auf wundersame Weise einem Anschlag auf sein Leben entkam; heute befindet sich hier ein Nichiren Tempel] von einem lokalen Dorfvorsteher (Figur rechts auf dem Pferd) angegriffen. Dieser ist ein Anhänger der Jōdo-shū [Jōdo-shū (jap.) 浄土宗 Schule des Amida-Buddhismus] und damit ein erklärter Feind der Lehre Nichirens. Nichiren soll bei dem Angriff verwundet, ein Schüler sogar getötet worden sein. Kuniyoshi suggeriert, dass Nichiren durch die magische Kraft seiner Gebetskette (juzu [juzu (jap.) 数珠 Buddhistische Gebetskette; skt. mala]) gerettet wird, von der Strahlen ausgehen, die seine Gegner blenden.

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5 Mordanschlag
Episode aus der ältesten illustrierten Biographie Nichirens. Nichiren und seine Schüler werden von Anhängern der Jōdo-shū attackiert. Nichiren überlebt nur durch ein Wunder.
Edo-Zeit. Waseda University Library.

Eine der ältesten Bildbiographien Nichirens aus der frühen Edo-Zeit, die auf Vorlagen von Nitchō aus dem 15. Jh. zurückgeht, stellt diese Szene zwar stilistisch schematischer, aber inhaltlich realistischer dar.

Regenbitte in Kamakura, Ryōzen-ga-saki

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6 Nichiren erbittet Regen
Diese Episode aus dem Leben Nichirens erzählt von einer großen Dürre, die Kamakura im Jahr 1271 (damals Hauptstadt) heimgesucht hatte. Die Regierung befahl den wichtigsten Tempeln, Regenbitt-Zeremonien (amagoi) durchzuführen, doch nichts half, bis endlich Nichiren auf den Plan trat. Er rezitierte (wie immer) seine schlichte „Anrufung des Lotos Sutra“ (namu myōhō renge kyō) und siehe da, der Regen kam.
Werk von Utagawa Kuniyoshi (1797–1861). Edo-Zeit. The British Museum.

Nach einer langen Dürreperiode im Sommer 1271 gelingt es Nichiren durch seine Gebete an einem Ort namens Kap des Geist-Berges (Ryōzen-ga-saki [Ryōzen-ga-saki (jap.) 霊山ヶ崎 Ort, wo Nichiren im Jahr 1271 Regen erwirkt haben soll; wird üblicherweise mit Inamura-ga-saki, einem Felsenriff bei Kamakura, identifiziert]) Regen zu erwirken. Kuniyoshis Holzschnitt zeigt den Moment, als diese Gebete in Form eines plötzlichen Wolkenbruchs Früchte tragen. Das Erstaunen der Gruppe um Nichiren ist umso größer, als zuvor bereits hochrangige Spezialisten mit wesentlich aufwendigeren rituellen Prozeduren versucht haben, die Dürre zu beenden. Nichiren genügen jedoch ein einfacher Opfertisch und wiederum eine Gebetskette (juzu [juzu (jap.) 数珠 Buddhistische Gebetskette; skt. mala]), die er in den gefalteten Händen reibt. Sein Gebet besteht aus nichts anderem als der Anrufung des Lotos Sutras. (S. dazu auch Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan.)

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7 Nichirens Regenbitte
Der Mönch Nichiren bittet um Regen.
Werk von Katsushika Isai. Pulverer Collection, Smithonian Institution.
Das gleiche Motiv von Katsushika Isai, 1858

Martyrium in Sagami, Tatsu-no-guchi

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8 Nichiren erbittet Regen
Nichiren soll am Strand von Tatsu no guchi hingerichtet werden, doch Naturereignisse verhindern seine Exekution.
Werk von Utagawa Kuniyoshi. The British Museum.

Im Herbst 1271 wird Nichiren wegen seiner ständigen Kritik an hochrangigen Mönchen und Herrschern gefangen genommen und soll am Strand Tatsu-no-guchi [Tatsu-no-guchi (jap.) 龍ノ口 wtl. Drachenmaul; Mündung des Sakaigawa in Katase-Enoshima; einst Hinrichtungsstätte, heute Ort des Nichiren Tempels Ryūkō-ji (Drachenmaul-Tempel)] („Drachenmaul“; unweit der heiligen Insel Enoshima [Enoshima (jap.) 江ノ島 Schreininsel; rel. Zentrum nahe Kamakura]) enthauptet werden. Zuvor hat er zu Hachiman [Hachiman (jap.) 八幡 Shintō-Gottheit, Ahnengottheit des Tennō und des Kriegeradels; auch „Yawata“ ausgesprochen] um Hilfe gebetet, und in der Tat, ein göttliches Licht erhellt die Nacht und beeindruckt die Soldaten derart, dass sie von Nichirens Enthauptung Abstand nehmen. Kurz danach wird das Urteil in Exil umgewandelt. Das Ereignis fand laut Nichirens Autobiographie in der mondlosen Nacht 1271/9/12 statt.

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9 Nichirens Hinrichtung
Nichiren wird beinahe hingerichtet.
Werk von Katsushika Isai. Pulverer Collection, Smithonian Institution.

Während Kuniyoshi die Szene landschaftlich lokalisiert und sogar den Berg Fuji [Fuji-san (jap.) 富士山 Berg Fuji (3776 m), der höchste Berg Japans (veraltete Bezeichnung: Fuji-yama)] im Hintergrund einbindet, reduziert Hokusai das Geschehen auf einen kleinen Ausschnitt, der nicht einmal die Quelle der Blitzstrahlen preisgibt.

Erscheinung des Sterns von Echi

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10 Der Stern der Weisheit erscheint vor Nichiren
Der Stern der Weisheit (Echi-sei) offenbart sich Nichiren und seinen Anhängern.
Werk von Utagawa Kuniyoshi. The British Museum.

Eine Gottheit erscheint vor Nichiren des Nachts in einem alten Pflaumenbaum. Die Szene spielt 1271/9/13, einen Tag nach der vereitelten Exekution, im Garten eines Offiziers in Echi [Echi (jap.) 依知 wtl. Weisheit vermitteln; Ort in der Präfektur Kanagawa, wo Nichiren eine Offenbarung erfuhr], wo Nichiren auf dem Weg ins Exil Station macht. Wieder fragt Nichiren die Götter, diesmal den Mondgott, warum sie ihm nicht helfen, das Lotos Sutra zu beschützen. Darauf offenbart sich eine Gottheit und verspricht, selbiges zu tun. Die Szene ist insofern bedeutungsvoll, als der Ortsname Echi suggeriert, dass Nichiren hier die höchste Weisheit erreicht habe. Kuniyoshi deutet an, dass die Soldaten zwar einerseits ihren Befehl ausführen, innerlich aber bereits von Nichirens Heiligkeit überzeugt sind.

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11 Nichirens Stern
Nichiren und die Sternenerscheinung von Echi.
Werk von Katsushika Isai. Pulverer Collection, Smithonian Institution.

Das daimoku in den Wellen von Kakuda

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1 Das daimoku erscheint in den stürmischen Wellen
Auf dem Weg ins Exil beruhigt Nichiren die Wellen, auf denen sich das Emblem des Lotos Sutras (daimoku) zeigt.
Werk von Utagawa Kuniyoshi. Metropolitan Museum, New York.

Nichiren und seine Eskorte befinden sich im sturmgepeitschten Meer auf der Überfahrt nach Sado [Sado (jap.) 佐渡 Insel im Nordosten Japans, die von vormodernen Regierungen gern als Verbannungsort politischer Gegner genützt wurde], dem Ziel seiner Verbannung. Nichiren hält wieder eine Gebetskette in der einen und eine Sutrenrolle in der anderen Hand. Er intoniert die Silben des daimoku [daimoku (jap.) 題目 wtl. „Titel [des Lotos Sutras]“; Gebetspraxis des Nichiren Buddhismus], „namu myōhō renge kyō [namu myōhō renge kyō (jap.) 南無妙法蓮華経 „Lobpreis dem Lotos Sutra“; Gebetsformel des Nichiren Buddhismus]“, die wie zur Bestätigung seiner magischen Macht auf den Wellen erscheinen. Die Szene spielt im 11. Monat 1271 nahe des Strandes Kakuda-hama [Kakuda-hama (jap.) 角田浜 Strand in der Nähe von Niigata, von wo Nichiren ins Exil nach Sado aufbrach.]. Kuniyoshis Bild erinnert an Hokusais berühmte „Welle von Kanagawa“, die etwa zur gleichen Zeit entstand, aber keinen unmittelbaren Bezug zu Nichiren hat.

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13 Nichirens Welle
Nichiren intoniert das daimoku, welches auf den Wellen erscheint.
Werk von Katsushika Isai. Pulverer Collection, Smithonian Institution.

Im Schnee von Tsukahara auf Sado

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14 Nichiren im Exil auf der Insel Sado
Nichiren ist eben auf der Insel Sado ausgesetzt worden und bahnt sich seinen Weg durch den Schnee. Szene aus einer mehrteiligen Serie zum Leben Nichirens, der sich besonders unter der Stadtbevölkerung der Edo-Zeit einer großen Beliebtheit erfreute.
Werk von Utagawa Kuniyoshi (1797–1861). Edo-Zeit. Museum of Fine Art, Boston.

Das bekannteste Bild der Serie zeigt Nichiren allein auf der verschneiten Insel Sado [Sado (jap.) 佐渡 Insel im Nordosten Japans, die von vormodernen Regierungen gern als Verbannungsort politischer Gegner genützt wurde]. Das Bild verkörpert die Einsamkeit und das beschwerliche Leben des Exilierten, der hier laut eigenen Beschreibungen in einer Klause, „wo sie die Toten hinwerfen“, überwintern musste.2 Erst später sollte er Unterkunft bei einem Gönner finden und in die Lage kommen, wichtige Werke zu verfassen.

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15 Nichiren auf Sado
Nichiren im Exil auf Sado [Sado (jap.) 佐渡 Insel im Nordosten Japans, die von vormodernen Regierungen gern als Verbannungsort politischer Gegner genützt wurde].
Werk von Katsushika Isai. Pulverer Collection, Smithonian Institution.

Andere Darstellungen des Exils heben eher Nichirens Debatten mit örtlichen Mönchen hervor, die offenbar erfolgreich waren, denn bis heute gibt es auf Sado besonders viele Nichiren Tempel.

Der schwebende Stein von Komuro-yama

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16 Nichiren fixiert einen Stein in der Luft
Nichiren hebt mit einem magischen Blick einen Felsen, während ein yamabushi versucht, den Felsen auf Nichiren zu stürzen. Die Szene soll sich 1274 in den Bergen von Komuro abgespielt haben.
Werk von Utagawa Kuniyoshi. The British Museum.

Nichiren gewinnt ein magisches Kräftemessen mit einem Bergasketen (yamabushi [yamabushi (jap.) 山伏 Bergasket, wtl. der in den Bergen schläft; Praktikant des Shugendō]). Nachdem dieser einen Felsen mit mantra [mantra (skt.) मन्त्र Gebetsformel (jap. shingon 真言)]-Formeln der Shingon-shū [Shingon-shū (jap.) 真言宗 Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan] in die Luft befördert hat, fixiert ihn Nichiren mit seinen Blicken, sodass sein Gegner ihn nicht mehr bewegen kann. Der yamabushi konvertiert daraufhin zu Nichirens Lehre. Der Vorfall ist mit 1274/5/28 datiert. Nichiren ist zu diesem Zeitpunkt begnadigt worden und hat Unterschlupf in der Provinz Kai (heute Yamanashi) gefunden. Der Tempel Myōhō-ji [Myōhō-ji (jap.) 妙法寺 Tempel der Nichiren-shū in der Präfektur Yamanashi.] in Komuro, Yamanashi-ken, führt seinen Wechsel von Shingon zu Nichiren auf diesen Vorfall zurück.

Die Erlösung der Kormoran-Fischer vom Isawa-gawa

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18 Nichiren erlöst Kormoran Fischer
Nichiren begegnet den Totengeistern von Kormoran-Fischern und befreit sie von schlechtem Karma.
Werk von Utagawa Kuniyoshi. The British Museum.

Das kontemplativste Bild des Serie zeigt zwei betende Fischer in einem Boot, das an Nichiren vorbeizieht. Es handelt sich um die Totenseelen von Fischern des Flusses Isawa-gawa [Isawa-gawa (jap.) 石和川 Alter Name eines Abschnitts des Flusses Fuefuki-gawa in Yamanashi-ken.], ebenfalls in der Provinz Kai. Weil sie das verbotene Kormoran-Fischen betrieben hatten, wurden sie zur Strafe selbst im Fluss ertränkt. Als Folge der grausamen Strafe suchen sie als unerlöste Totengeister (goryō [goryō (jap.) 御霊 „erhabener“ [Rache]Geist]) die Gegend heim. Nichiren erkennt ihr Unglück und schreibt als Opfergabe sämtliche Zeichen des Lotos Sutras auf kleine Steine, um diese dann im Fluss zu versenken. In einer Traumoffenbarung wird er Zeuge der Erlösung der Fischer. Das Thema wurde sogar zum Stoff eines [ (jap.) traditionelles jap. Theater mit charakterstischem Tanz, Gesang und Masken; entwickelte sich im 14. Jh. aus dem volkstümlichen dengaku (Feld- oder Bauern-Theater) und avancierte zur repräsentativen Theaterform der Kriegerelite (bushi)]-Stücks namens Kormoran-Fischer (Ukai [ukai (jap.) 鵜飼 wtl. Kormoran-Züchter; Bezeichnung für Fischer, die Fische mit Hilfe von gezähmten Kormoranen erbeuten]), allerdings ohne explizite Erwähnung Nichirens.

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20 Nichiren begegbet dem toten Fischer
Nichiren begegnet dem Totengeist eines Kormoran-Fischers und befreit ihn von schlechtem Karma.
Werk von Tsukioka Yoshitoshi. 1885. National Diet Library, Tōkyō.

Der Meiji-zeitliche Epigone Tsukioka Yoshitoshi [Tsukioka Yoshitoshi (jap.) 月岡芳年 1839–1892; Maler; ukiyo-e-Küstler] hat das gleiche Motiv etwas anders interpretiert. Hier scheint es, als ob die einst geknechteten Kormorane nun zu Hütern der karmischen Bestrafung des Fischers geworden wären. Zugleich hebt Yoshitoshi die Macht Nichirens über die geisterhafte Erscheinung hervor, indem er sich, europäischen Vorbildern folgend, unter die Augenhöhe des Protagonisten begibt.

Erscheinung der siebengesichtigen Gottheit von Berg Minobu

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21 Nichiren enttarnt eine Drachengottheit
Nichiren erkennt, dass es sich bei einer Frau um eine Gottheit handelt und verwandelt sie in ihre Drachengestalt. Die Szene soll sich im Neunten Monat 1277 in Nichirens Altensitz auf Berg Minobu-san zugetragen haben.
Werk von Utagawa Kuniyoshi. The British Museum.

Während einer Predigt Nichirens auf Berg Minobu [Minobu-san (jap.) 身延山 Berg bzw. Tempelanlage in Yamanashi-ken, unweit des Fuji-san; Pilgerzentrum des Nichiren Buddhismus] hat sich eine unbekannte junge Frau unter das Publikum gemischt. Als Nichiren sie auffordert, ihre wahre Gestalt zu zeigen verwandelt sie sich in einen Drachen, der sich in Kuniyoshis Darstellung furchterregend um eine große Vase schlängelt und dunkle Wolken ausstößt. Der Drache offenbart sich als die „Siebengesichtige Himmelsfrau“, auch Shichimen Daimyōjin [Shichimen Daimyōjin (jap.) 七面大明神 Berggottheit des Minobu-san, als Schutzgottheit des Lotos Sutras (Hoke-kyō) in der Nichiren-shū verehrt], eine lokale Berggottheit, die erklärt, das Lotos Sutra schützen zu wollen. Die Darstellung legt jedoch nahe, dass diese Intention nur dank Nichirens exorzistischen Fähigkeiten zu Tage tritt, bzw. dass die Gottheit überhaupt erst durch Nichiren in einen gezähmten, verehrungswürdigen Zustand gebracht werden kann. Die Verwandlung aus einem leidvollen, aber zugleich gefährlichen Zustand in eine Schutzgottheit des Buddhismus findet sich auch in vielen anderen shintō-buddhistischen Schreinlegenden.

In Hokusais Version des gleichen Motivs hat der Drache tatsächlich sieben hinter einander gereihte Gesichter, wirkt aber ansonsten freundlicher. In beiden Versionen wird dennoch deutlich, dass der Drache unter den Zuhörern Nichirens Angst und Schrecken hervorruft, den Heiligen selbst hingegen vollkommen ungerührt lässt.

Niederlage der Mongolen dank der Verdienste Nichirens

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23 Göttliche Winde zerstören die Flotte der mongolischen Angreifer
Der Holzschnitt zeigt, wie die mongolische Flotte an der Küste Kyūshūs im Jahr 1281 von „göttlichen Winden“ (kamikaze) zerstört wird. Im Vordergrund werden versprengte mongolische Angreifer niedergemetzelt. Das Bild enstammt einer Serie zur Biographie Nichirens und hat insofern mit dem Leben dieses buddhistischen Ordensgründers zu tun, als die Winde unter anderem auf Nichirens Gebete zurück geführt wurden. Am rechten Bildrand ist daher zu lesen: „Niederlage der Mongolen im Jahr 1281 durch die Verdienste des Heiligen [Nichiren].“
Werk von Utagawa Kuniyoshi. The British Museum.

1281 gelang es, den zweiten großen Angriff der Mongolen auf Kyūshū abzuwehren. Legenden berichten, dass dafür göttliche Winde (kamikaze [kamikaze (jap.) 神風 Götterwind; urspr. ein poetischer Beinamen der Provinz Ise, wird der Begriff seit den Mongolenangriffen des 13. Jh.s mit göttlichem Schutz im Krieg assoziiert und daher auch mit den Selbstmord-Piloten des 2. Weltkriegs in Verbindung gebracht]) verantwortlich waren, doch stimmen die Quellen nicht darin überein, welcher Gottheit die Winde tatsächlich zuzuschreiben sind. Aus Sicht des Nichiren Buddhismus war es Nichiren, der einerseits vor den Mongolen als karmischer Strafe für Japan warnte, schlussendlich aber für den japanischen Sieg betete und diesen auch erwirkte. Dies wird auch im letzten Bild von Kuniyoshis Serie nahe gelegt, ohne Nichiren selbst darzustellen. Lediglich auf dem Banner ist Nichirens daimoku [daimoku (jap.) 題目 wtl. „Titel [des Lotos Sutras]“; Gebetspraxis des Nichiren Buddhismus] zu erkennen. (S. dazu auch Götterwinde: Religion und Krieg zur Zeit der mongolischen Eroberungen.)

Verweise

Verwandte Themen

Fußnoten

  1. Die Idee stammt aus dem Tendai Buddhismus, wurde aber auch vom Yoshida Shintō für sich beansprucht.
  2. Sado-koi (Blog-Seite zu Sado).

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. a b 
    Kuniyoshi nichiren5 tsunoda.jpg
    Auf dem Weg ins Exil beruhigt Nichiren die Wellen, auf denen sich das Emblem des Lotos Sutras (daimoku) zeigt.
    Werk von Utagawa Kuniyoshi. Metropolitan Museum, New York.
  2. ^ 
    Nichiren hokusai.jpg
    Der Mönch Nichiren erblickt das Emblem des Lotos Sutras (daimoku) in der aufgehenden Sonne. Die Erscheinung soll sich 1253, in Nichirens 32. Lebensjahr, zugetragen haben und gilt als der Beginn von Nichirens eigener Lehrtätigkeit. Die Szene ist daher ein häufiges hagiographisches Motiv. In diesem Fall zeigen sich in der Sonne zwei Buddhas, während die sogenannten 30 Schutzgötter (sanjū banshin), die im Nichiren-Buddhismus die Tage eines Monats beschützen, eine Art shintōistische Leibgarde bilden.
    Werk von Katsushika Isai. Museum of Fine Art, Boston.
  3. ^ 
    Nichiren biographie.jpg
    Heiligenvita des Mönchs Nichiren in 17 Bildern mit kurzem Text. Die Serie beginnt rechts oben mit Nichirens Geburt und endet links unten mit seinem Begräbnis. Die Szenen sind nummeriert, in der Mitte findet sich zu jeder Nummer ein erklärender Text. Werk eines unbekannten Meisters, wahrscheinlich aus dem 18. Jahrhundert.
    18. Jh. Museum of Fine Art, Boston.
  4. ^ 
    Kuniyoshi nichiren1 komatsuhara.jpg
    Die Szene zeigt eine Attacke des Kriegers Tōjō Kagenobu auf Nichiren, die sich 1264/11/11 in Nichirens Heimatregion Awa an einem Ort namens Komatsubara zugetragen haben soll.
    Werk von Utagawa Kuniyoshi. The British Museum.
  5. ^ 
    Nichiren attacke chugasan.jpg
    Episode aus der ältesten illustrierten Biographie Nichirens. Nichiren und seine Schüler werden von Anhängern der Jōdo-shū attackiert. Nichiren überlebt nur durch ein Wunder.
    Edo-Zeit. Waseda University Library.
  6. ^ 
    Nichiren regen kuniyoshi.jpg
    Diese Episode aus dem Leben Nichirens erzählt von einer großen Dürre, die Kamakura im Jahr 1271 (damals Hauptstadt) heimgesucht hatte. Die Regierung befahl den wichtigsten Tempeln, Regenbitt-Zeremonien (amagoi) durchzuführen, doch nichts half, bis endlich Nichiren auf den Plan trat. Er rezitierte (wie immer) seine schlichte „Anrufung des Lotos Sutra“ (namu myōhō renge kyō) und siehe da, der Regen kam.
    Werk von Utagawa Kuniyoshi (1797–1861). Edo-Zeit. The British Museum.
  7. ^ 
    Isai nichiren regen.jpg
    Der Mönch Nichiren bittet um Regen.
    Werk von Katsushika Isai. Pulverer Collection, Smithonian Institution.
  8. ^ 
    Kuniyoshi nichiren3 tatsunoguchi.jpg
    Nichiren soll am Strand von Tatsu no guchi hingerichtet werden, doch Naturereignisse verhindern seine Exekution.
    Werk von Utagawa Kuniyoshi. The British Museum.
  9. ^ 
    Isai nichiren tatsunoguchi.jpg
    Nichiren wird beinahe hingerichtet.
    Werk von Katsushika Isai. Pulverer Collection, Smithonian Institution.
  10. ^ 
    Kuniyoshi nichiren4 stern.jpg
    Der Stern der Weisheit (Echi-sei) offenbart sich Nichiren und seinen Anhängern.
    Werk von Utagawa Kuniyoshi. The British Museum.
  11. ^ 
    Isai nichiren stern.jpg
    Nichiren und die Sternenerscheinung von Echi.
    Werk von Katsushika Isai. Pulverer Collection, Smithonian Institution.
  12. ^ 
    Welle hokusai.jpg
    In einer hoch aufschäumenden Welle erscheint im Hintergrund der heilige Berg Fuji. Erst auf den zweiten Blick erkennt man drei Ruderboote, deren Mannschaften mutig der stürmische See trotzen. Ob der Berg die Boote vor der Kraft des Wassers schützen wird, bleibt ungewiss. Das wahrscheinlich berühmteste Bild des ukiyo-e-Meisters Katsushika Hokusai.
    Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit. Museum für Angewandte Kunst (MAK), Wien.
  1. ^ 
    Isai nichiren welle.jpg
    Nichiren intoniert das daimoku, welches auf den Wellen erscheint.
    Werk von Katsushika Isai. Pulverer Collection, Smithonian Institution.
  2. ^ 
    Nichiren exile kuniyoshi.jpg
    Nichiren ist eben auf der Insel Sado ausgesetzt worden und bahnt sich seinen Weg durch den Schnee. Szene aus einer mehrteiligen Serie zum Leben Nichirens, der sich besonders unter der Stadtbevölkerung der Edo-Zeit einer großen Beliebtheit erfreute.
    Werk von Utagawa Kuniyoshi (1797–1861). Edo-Zeit. Museum of Fine Art, Boston.
  3. ^ 
    Isai nichiren sado.jpg
    Nichiren im Exil auf Sado [Sado '"`UNIQ--nowiki-00000000-QINU`"' (jap.) 佐渡 Insel im Nordosten Japans, die von vormodernen Regierungen gern als Verbannungsort politischer Gegner genützt wurde].
    Werk von Katsushika Isai. Pulverer Collection, Smithonian Institution.
  4. ^ 
    Kuniyoshi nichiren7 komuro.jpg
    Nichiren hebt mit einem magischen Blick einen Felsen, während ein yamabushi versucht, den Felsen auf Nichiren zu stürzen. Die Szene soll sich 1274 in den Bergen von Komuro abgespielt haben.
    Werk von Utagawa Kuniyoshi. The British Museum.
  5. ^ 
    Isai nichiren stein.jpg
    Nichiren lässt einen Stein in der Luft schweben.
    Werk von Katsushika Isai. Pulverer Collection, Smithonian Institution.
  6. ^ 
    Kuniyoshi nichiren8 isawagawa.jpg
    Nichiren begegnet den Totengeistern von Kormoran-Fischern und befreit sie von schlechtem Karma.
    Werk von Utagawa Kuniyoshi. The British Museum.
  7. ^ 
    Ukai eisen.jpg
    Kormoran-Fischer (ukai), die nachts mit Lichtern Fische anlocken, die dann von Kormoranen gefangen werden. Die gezähmten Wasservögel haben Leinen um den Hals, sodass sie, ohne die Fische zu schlucken, leicht an Bord gezogen werden können. Die Technik gilt heute noch als Touristenattraktion in der Präfektur Gifu.
    Werk von Keisai Eisen (1790–1848). Edo-Zeit. The British Museum.
  8. ^ 
    Nichiren fischer yoshitoshi.jpg
    Nichiren begegnet dem Totengeist eines Kormoran-Fischers und befreit ihn von schlechtem Karma.
    Werk von Tsukioka Yoshitoshi. 1885. National Diet Library, Tōkyō.
  9. ^ 
    Kuniyoshi nichiren9 minobu.jpg
    Nichiren erkennt, dass es sich bei einer Frau um eine Gottheit handelt und verwandelt sie in ihre Drachengestalt. Die Szene soll sich im Neunten Monat 1277 in Nichirens Altensitz auf Berg Minobu-san zugetragen haben.
    Werk von Utagawa Kuniyoshi. The British Museum.
  10. ^ 
    Nichiren shichimen hokusai.jpg
    Nichiren, umgeben von seinen Anhängern, zähmt die Gottheit des Berges Minobu, welche zunächst als junge Frau, schließlich aber in Form eines „siebengesichtigen Drachens“ erscheint. Die Gottheit wird dadurch zur Beschützergottheit des Nichiren-Temples auf Berg Minobu, wo Nichiren seine letzten Jahre verbrachte und auch bestattet ist. In der Edo-Zeit war der Berg ein bedeutendes Pilgerzentrum. Katsushika Hokusai erdachte unterschiedliche Möglichkeiten, den Drachen mit sieben Gesichtern zu visualisieren, hier reihen sie sich hintereinander in einer Linie auf. Mehr dazu:
    Dolce, Lucia, „The Buddhist World of Hokusai: Lotus Practices and the Religious Frenzy of Urban Edo“. In: Timothy Clark (Hg.), Late Hokusai: Thought, Technique, Society, Legacy. London: The British Museum, 2023, 89–102. (Online.)

    Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit, 1847. Dolce 2023, S. 97, Abb. 6.7.
  11. ^ 
    Mongolen kuniyoshi.jpg
    Der Holzschnitt zeigt, wie die mongolische Flotte an der Küste Kyūshūs im Jahr 1281 von „göttlichen Winden“ (kamikaze) zerstört wird. Im Vordergrund werden versprengte mongolische Angreifer niedergemetzelt. Das Bild enstammt einer Serie zur Biographie Nichirens und hat insofern mit dem Leben dieses buddhistischen Ordensgründers zu tun, als die Winde unter anderem auf Nichirens Gebete zurück geführt wurden. Am rechten Bildrand ist daher zu lesen: „Niederlage der Mongolen im Jahr 1281 durch die Verdienste des Heiligen [Nichiren].“
    Werk von Utagawa Kuniyoshi. The British Museum.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Amaterasu 天照 ^ Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise
  • Amida 阿弥陀 ^ Buddha Amitabha; Hauptbuddha der Schulen des Reinen Landes (Jōdo-shū bzw. Jōdo Shinshū)
  • Bōsō-hantō 房総半島 ^ Halbinsel zwischen der Bucht von Tōkyō und dem Pazifik; Präfektur Chiba
  • Chikamatsu Monzaemon 近松門左衛門 ^ 1653–1725; berühmtester Autor des Bunraku- und Kabuki-Theaters
  • daimoku 題目 ^ wtl. „Titel [des Lotos Sutras]“; Gebetspraxis des Nichiren Buddhismus
  • Echi 依知 ^ wtl. Weisheit vermitteln; Ort in der Präfektur Kanagawa, wo Nichiren eine Offenbarung erfuhr
  • Edo 江戸 ^ Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
  • Enoshima 江ノ島 ^ Schreininsel; rel. Zentrum nahe Kamakura
  • Fuji-san 富士山 ^ Berg Fuji (3776 m), der höchste Berg Japans (veraltete Bezeichnung: Fuji-yama)
  • goryō 御霊 ^ „erhabener“ [Rache]Geist
  • Hachiman 八幡 ^ Shintō-Gottheit, Ahnengottheit des Tennō und des Kriegeradels; auch „Yawata“ ausgesprochen
  • Hiei-zan 比叡山 ^ Klosterberg Hiei bei Kyōto, traditionelles Zentrum des Tendai Buddhismus
  • Hoke-kyō 法華経 ^ Lotos Sutra; skt. Saddharma pundarika sutra; jap. auch Hokkekyō oder Myōhō renge kyō; zählt zu den einflussreichsten Texten des Mahayana-Buddhismus, älteste Fassungen dürften im ersten Jh. v.u.Z. entstanden sein.
  • Isawa-gawa 石和川 ^ Alter Name eines Abschnitts des Flusses Fuefuki-gawa in Yamanashi-ken.
  • Jōdo-shū 浄土宗 ^ Schule des Amida-Buddhismus
  • juzu 数珠 ^ Buddhistische Gebetskette; skt. mala
  • Kakuda-hama 角田浜 ^ Strand in der Nähe von Niigata, von wo Nichiren ins Exil nach Sado aufbrach.
  • Kamakura 鎌倉 ^ Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)
  • kami^ Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
  • kamikaze 神風 ^ Götterwind; urspr. ein poetischer Beinamen der Provinz Ise, wird der Begriff seit den Mongolenangriffen des 13. Jh.s mit göttlichem Schutz im Krieg assoziiert und daher auch mit den Selbstmord-Piloten des 2. Weltkriegs in Verbindung gebracht
  • Katsushika Hokusai 葛飾北斎 ^ 1760–1849; Maler und Zeichner. Bekanntester Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts
  • Katsushika Isai 葛飾為斎 ^ 1821–1880; ukiyo-e-Künstler; Schüler von Katsushika Hokusai
  • Komatsubara 小松原 ^ Ort, an dem Nichiren auf wundersame Weise einem Anschlag auf sein Leben entkam; heute befindet sich hier ein Nichiren Tempel
  • Kōso goichidai ryakuzu 高祖御一代略図 ^ Kurze Bild-Biographie des Hohen Ahnherrn; Bildserie über das Leben Nichirens von Utagawa Kuniyoshi
  • mantra (skt.) मन्त्र ^ Gebetsformel (jap. shingon 真言)
  • Minamoto^ Kriegerfamilie, die 1185 eine neue Herrschaftsdynastie begründete: Kamakura Shōgunat, 1185–1333
  • Minobu-san 身延山 ^ Berg bzw. Tempelanlage in Yamanashi-ken, unweit des Fuji-san; Pilgerzentrum des Nichiren Buddhismus
  • Myōhō-ji 妙法寺 ^ Tempel der Nichiren-shū in der Präfektur Yamanashi.
  • namu myōhō renge kyō 南無妙法蓮華経 ^ „Lobpreis dem Lotos Sutra“; Gebetsformel des Nichiren Buddhismus
  • nenbutsu 念仏 ^ Anrufung des Namens von Buddha Amida, Gebetsformel der Amida-Anhänger
  • Nichiren 日蓮 ^ 1222–1282; Begründer des Nichiren Buddhismus
  • Nitchō 日澄 ^ 1441–1510; Mönch der Nichiren-shū und Verfasser einer Biographie Nichirens
  • ^ traditionelles jap. Theater mit charakterstischem Tanz, Gesang und Masken; entwickelte sich im 14. Jh. aus dem volkstümlichen dengaku (Feld- oder Bauern-Theater) und avancierte zur repräsentativen Theaterform der Kriegerelite (bushi)
  • Ryōzen-ga-saki 霊山ヶ崎 ^ Ort, wo Nichiren im Jahr 1271 Regen erwirkt haben soll; wird üblicherweise mit Inamura-ga-saki, einem Felsenriff bei Kamakura, identifiziert
  • Sado 佐渡 ^ Insel im Nordosten Japans, die von vormodernen Regierungen gern als Verbannungsort politischer Gegner genützt wurde
  • sanjū banshin 三十番神 ^ wtl. 30 Wächtergottheiten; shintōistische Schutzgötter der einzelnen Monatstage
  • Shichimen Daimyōjin 七面大明神 ^ Berggottheit des Minobu-san, als Schutzgottheit des Lotos Sutras (Hoke-kyō) in der Nichiren-shū verehrt
  • Shingon-shū 真言宗 ^ Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan
  • Tatsu-no-guchi 龍ノ口 ^ wtl. Drachenmaul; Mündung des Sakaigawa in Katase-Enoshima; einst Hinrichtungsstätte, heute Ort des Nichiren Tempels Ryūkō-ji (Drachenmaul-Tempel)
  • Tendai-shū 天台宗 ^ Tendai-Schule, chin. Tiantai
  • Tsukioka Yoshitoshi 月岡芳年 ^ 1839–1892; Maler; ukiyo-e-Küstler
  • ukai 鵜飼 ^ wtl. Kormoran-Züchter; Bezeichnung für Fischer, die Fische mit Hilfe von gezähmten Kormoranen erbeuten
  • ukiyo-e 浮世絵 ^ „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit
  • Utagawa Kuniyoshi 歌川国芳 ^ 1798–1861; Maler und Zeichner. Bekannter Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts
  • yamabushi 山伏 ^ Bergasket, wtl. der in den Bergen schläft; Praktikant des Shugendō
Religion in JapanGeschichte
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„Nichirens Heiligenvita.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001