Osore-zan: Der Angst-Berg


CheekyT, flickr 2005
Die Bilder auf dieser Seite zeigen den Osore-zan in Nord-Japan, der als Abbild bzw. als Eingang des buddhistischen Jenseits gedeutet wird. Zusammen mit Berg Hiei und Berg Kōya wird er er von manchen zu den „Drei spirituellsten Orten Japans“ gezählt. Die karge, vulkanische Landschaft, die nur von stinkenden, schwefelhaltigen Quellen durchzogen wird, verkörpert den Grenzbereich zur Unterwelt. Dieser Grenzbereich ist nach einem weit verbreiteten Glauben der Ort, wo die Seelen der verstorbenen Kinder Steine anhäufen müssen, bis sich Jizō Bosatsu ihrer erbarmt. Viele Menschen pilgern hier her, um die Seelen der toten Kinder zu unterstützen, indem sie selbst Steine anhäufen. Daneben hat sich der Osore-zan als Zentrum der itako etabliert, blinde Geisterseherinnen, die dafür bekannt sind, dass sie mit den Toten Kontakt aufnehmen und für sie sprechen.


Eve Andersson, 2004


el danimal, flickr 2004
Der Legende nach geht der örtliche Tempel Entsū-ji auf den berühmten Tendai-Mönch Ennin (794–864) zurück. Dieser soll während seiner Studienreise in China im Traum den Auftrag erhalten haben, nach Hause zurückzukehren und 30 Tagesreisen nach Norden zu wandern, wo sich ein heiliger Berg befindet. Dort sollte er eine Statue für Jizō schnitzen und den Weg des Buddha verbreiten. Er tat wie ihm geheißen und begründete im Jahr 862 am Osore-zan eine Verehrungsstätte jenes Bodhisattvas, der auch als die letzte Rettung der in der Hölle schmachtenden Seelen gilt.


yuezhi, flickr 2005 (offline)


The Faffer, flickr 2005
Verweise
Verwandte Themen
Bilder
Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite:
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Statue des Jizō (skt. Kshitigarbha) auf einem Hügel aufgetürmter Steinbrocken in der kargen, vulkanischen Landschaft des Osore-zan.
CheekyT, flickr 2005 - ^
Eingang des örtlichen Tempels Bodai-ji (Zweigtempel des nahe gelegenen Entsū-ji) am Osore-zan. Hier sind bereits die typischen Steinhaufen des vulkanischen Geländes zu finden.
tsuda, flickr 2004 - ^
Buntes Windrad am Osore-zan für die verstorbenen Kindern.
tamipn, flickr 2005 - ^
Windräder für verstorbene Kinder am Osore-zan.
Eve Andersson, 2004
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Überall am Osore-zan gibt es kleine und größere Statuen des Jizō (skt. Kshitigarbha), die stellvertretend für die Kinder mit Kleidung und Spielzeug bedacht werden.
el danimal, flickr 2004 - ^
Stupa in stelenartiger Form, rundherum ein weiteres Mal die Raben.
yuezhi, flickr 2005 - ^
Ein Abbild der Unterwelt, wo vermummte Figuren von Jizō Bosatsu (skt. Kshitigarbha) zu unheimlichen Gespenstern zu werden scheinen.
yuezhi, flickr 2005 (offline) - ^
Dank der Verfärbungen des schwefelhaltigen Wassers ist am Osore-zan auch ein „Blutteich“ (chi no ike) vorhanden. In der buddhistischen Hölle ist der Blutteich vor allem für Frauen vorgesehen. Von dort kann sie nur noch Jizō (skt. Kshitigarbha) erretten, der hier in der Mitte des Teichs zu sehen ist.
The Faffer, flickr 2005
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„Osore-zan: Der Angst-Berg.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001