Japanische Geschichtsperioden
Die japanische Geschichte kann verschiedentlich unterteilt werden. Die allgemeinste Periodisierung bedient sich ähnlicher Begriffe wie die europäische Geschichte. Eine etwas detailliertere, aber ebenso geläufige Einteilung klassifiziert die japanische Geschichte nach Dynastien bzw. nach deren politischen Herrschaftszentren.
Vokabel
- Tennō — japanischer Kaiser
- Shōgun — Militärmachthaber
- bakufu oder Shōgunat — Militärregierung
- bushi — Krieger, Kriegeradel, „Samurai“
- Daimyō — Regionaler Feudalherr
- han oder Daimyat — Feudales Fürstentum
Allgemeine Periodisierung
- Urgeschichte, Jäger und Sammler mit charakteristischer „Schnurkeramik“ (Jōmon), Einführung des Reisanbaus (Yayoi)
- Frühgeschichte, proto-staatliche Agrargesellschaft, ab ca. 3. Jh. u.Z.
- Altertum (kodai), Zentralstaat nach chinesischem Muster, 7.–12. Jh.1
- Mittelalter (chūsei), Dezentralisierung der politischen Herrschaft, 12.–16. Jh.
- Neuzeit (kinsei), feudalstaatliche Rezentralisierung, 17.–19. Jh.
- Moderne (kindai), moderner Nationalstaat, 19.–20. Jh.
- Gegenwart (gendai), postindustrielle, demokratisch geprägte Konsumgesellschaft, ab 2. WK.
Dynastien und Herrschaftszentren
- Yamato- oder Kofun-Zeit (3.–6. Jh.)
- Zeit der frühen Yamato-Dynastien, Zeit der Hügelgräber (kofun).
- Asuka-Zeit (587–710)
- Benannt nach der Asuka-Region südlich des heutigen Nara, in der die damals politisch dominante Adelsfamilie der Soga ihren Stammsitz hatte. Die Soga wurden zwar 645 verdrängt, aber die Asuka-Region blieb weiter politisches Zentrum.
- Nara-Zeit (710–794)
- Die Tennō-Dynastie errichtet ihre erste permanente Hauptstadt in Nara.
- Heian-Zeit (794–1185)
- Die Tennō-Dynastie regiert Japan von Heian (heute Kyōto) aus.
- Kamakura-Zeit (1185–1333)
- Das Minamoto Shōgunat reißt die politische Macht an sich und regiert Japan von Kamakura (unweit des heutigen Tōkyō) aus;
- Muromachi-Zeit (1336–1573)
- Auch Ashikaga-Zeit. Das Ashikaga Shōgunat errichtet seinen Sitz wieder in Kyōto, im Stadtteil Muromachi; mündet in die Zeit der Bürgerkriege, Sengoku Jidai.
- Azuchi-Momoyama-Zeit (1573–1600)
- Azuchi-Momoyama Jidai; Japan wird kurzzeitig von den Kriegsherren Oda Nobunaga (mit Residenz in Azuchi) und Toyotomi Hideyoshi (Residenz in Momoyama bei Kyōto) regiert.
- Edo-Zeit (1600–1867)
- Auch Tokugawa-Zeit. Das Tokugawa Shōgunat verlegt sein Zentrum wieder in den Osten des Landes, nach Edo (heute Tōkyō); Auflösungserscheinungen im 19. Jh. (Endzeit des Shōgunats, bakumatsu-Zeit)
- Meiji-Zeit (1868–1912)
- Durch die sogenannte Meiji Restauration gelangt wieder der Tennō (Kaiser Meiji) an die Spitze der Regierung; von nun an werden die Perioden nach individuellen Kaisern benannt; auf Meiji folgt die
- Taishō-Zeit (1912–1926)
- Die Regierungszeit des jung verstorbenen Taishō Tennō.
- Frühe Shōwa-Zeit (1926–1945)
- Die Regierung des Shōwa Tennō überdauerte die Zäsur des Zweiten Weltkriegs. Daher spricht man auch von Früher und Späterer Shōwa Zeit.
- Spätere Shōwa-Zeit (1945–1989)
- Zeit des japanischen Wirtschaftswunders.
- Heisei-Zeit (1989–2019)
- Ära des Heisei Tennō, geprägt durch das Platzen der bubble-economy.
- Reiwa-Zeit (2019–)
- Ära des derzeitigen Tennō.
Periodisierung Japan, China, Korea
Die folgende Liste enthält noch einmal die japanischen Perioden mit den bedeutendsten parallelen Epochen in den Nachbarländern. Auch in China und Korea wird die Geschichte üblicherweise nach dynastischen Perioden klassifiziert, wobei hier nur die wichtigsten angeführt sind.
JAPAN | CHINA | KOREA |
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Jap. Ur- und Frühgeschichte | ||
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Jap. Altertum (kodai) | ||
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Jap. Mittelalter (chūsei) | ||
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Neuzeit (kinsei) | ||
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Moderne (kindai) | ||
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Gegenwart (gendai) | ||
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Zur Geschichte der Periodisierung
Das Prinzip, eine geschichtliche Einteilung nach dem Hauptsitz der politisch einflussreichsten Dynastie vorzunehmen, wurde von japanischen Historikern der Meiji-Zeit geschaffen. Dieses Prinzip ignoriert jedoch die Übergangszeiten von einer Dynastie zur anderen, was zur Folge hat, dass in einigen Fällen Uneinigkeit über das genaue Anfangs- und Enddatum einer Periode herrscht. Dennoch wird diese Einteilung allgemein verwendet. Mitunter wird allerdings der Name der Dynastie anstelle einer geographischen Bezeichnung angegeben.
Ebenso wie die Perioden, wurden auch die Hauptstadtnamen selbst erst in der Moderne endgültig fixiert. Davor gab es unterschiedliche schriftliche Bezeichnungen (京, 都, 洛中, 洛内, etc.), die wohl alle zumeist miyako ausgesprochen wurden, was nichts anderes als „Hauptstadt“ bedeutet. Dem Kyōto-Spezialisten Matthew Starvos zufolge tauchten die Namen Heian (Kyōto) oder Heijō (Nara) in der frühen Zeit vor allem in Gedichten auf und sind nicht als offizielle Ortsnamen zu verstehen.
Verweise
Verwandte Themen
Fußnoten
- ↑ Bei allen Periodisierungen der japanischen Geschichte gibt es im Detail abweichende Datierungen, daher wird hier auf genauere Zeitangaben verzichtet.
Internetquellen
- Geschichte Japans (Eva Maria Meyer, Universität Tübingen)
Diverse Listen und andere Hilfsmittel für den Umgang mit japanischer Geschichte
Literatur
Geschichte Chinas von der Prähistorie bis zur Kulturrevolution: Politik, Wirtschaft, Kultur- und Geistesgeschichte.
Kompakter Überblick und Charakterisierung der wichtigsten historischen Quellenwerke Japans.
Geschichte Japans von der Prähistorie bis zur Gegenwart: Wirtschaft, Politik, Kultur- und Geistesgeschichte unter besonderer Berücksichtigung ökologischer und demographischer Faktoren.
Glossar
Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite:
- Azuchi-Momoyama Jidai 安土桃山時代 ^ Zeit der Reichseinigung durch Oda Nobunaga und Toyotomi Hideyoshi, 1573–1600
- Toyotomi Hideyoshi 豊臣秀吉 ^ 1537–1598, Feldherr, militärischer Machthaber; bekannt als der zweite von drei Reichseinigern am Ende der „Zeit der kämpfenden Länder“ (Sengoku Jidai)
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- Jenseits
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- Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus
- Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott
- Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins
- Lokale Vorstellungen, Japan:
- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
- Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult
- Hundert Geschichten: Horrorklassiker aus der Edo-Zeit
- Religion und Politik:
- Die Tenshō-Mission: Beginn einer schwierigen transnationalen Beziehung
- Yasukuni: Der Schrein des ‚friedlichen Landes‘
- Herrigels Zen und das Bogenschießen
- Bilder, Glossare
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„Japanische Geschichtsperioden.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001