Essays/Horrorklassiker

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Horror-Klassiker aus der Edo-Zeit

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Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.
Beginn einer Runde Geistergeschichten (hyaku monogatari).

In der

Edo 江戸 (jap.)

Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);

Ort, Epoche

Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Geographische Lage von Edo; s.a. Geo-Glossar

-Zeit gab es ein Gesell·schafts·spiel namens „Hundert Geschichten“, bei dem man sich gegen·seitig Grusel·ge·schich·ten erzählte. „Hundert Geschich·ten“ (Hyaku monogatari) ist auch der Titel einer Serie von „Gespensterportaits“, in denen der berühmte Ukiyoe-Künstler Katsushika Hokusai (1760–1849) die be·kanntesten Gruselmotive seiner Zeit festhielt. Diese Serie, die allerdings nur aus fünf Bildern besteht, könnte als Vor·lage jener Geschich·ten ge·dient haben, mit denen der Er·zähler auf der Ab·bildung oben seinen Zu·hörern wohlige Schauer über den Rücken jagt.1

Die meisten unten ab·ge·bildeten Bild·bei·spiele von Hokusai und seinen Zeit·ge·nossen beziehen ihre Motive aus dem Kabuki Theater. Die dar·ge·stell·ten Geister waren zur da·ma·ligen Zeit so be·kannt, dass eine An·deu·tung genügte, um dem Be·trach·ter ihre Ge·schichte in Erin·nerung zu rufen. Fast immer geht es dabei um Liebe, Eifer·sucht und Mord, die letzt·lich dazu führen, dass eine Person nach dem Tod nicht zur Ruhe kommt und sich in einen Rache·geist ver·wandelt.

Hokusais Gespensterserie

Okiku

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Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.

Tellergespenst Okiku
Hokusai „Hundert Geschichten“ (1831–32)

Vorlage:Sidebox Okiku ist eine Magd, die ihrem Herrn die Liebe verweigert und darauf·hin von ihm in einen Brunnen ge·stürzt wird. Der Vor·wand für seine Tat: Sie habe einen Teller ent·wendet, den er in Wirk·lich·keit selbst ver·steckte. Daher ihre Er·scheinung als Teller zählendes bzw. teller·förmiges Gespenst. In scherzhafter Weise wird das Motiv auch auf einem Bild von Utagawa Hiroshige (1797–1858) dargestellt (Abb. re.).

Die tragische Geschichte der Okiku existierte wahr·schein·lich schon vor Beginn der Edo Zeit. 1741 wurde sie unter dem Titel Banchō sarayashiki (Das Tellerhaus in Banchō) für die Bühne adaptiert.

Oiwa

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Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.

Lampiongeist Oiwa
Hokusai „Hundert Geschichten“ (1831–32)

Vorlage:Sidebox Oiwa wird von Iemon, ihrem grausamen Ehemann, be·trogen und ver·giftet, sodass sie eines qual·vollen Todes stirbt. Sie er·scheint je·doch als Geist wieder und zwar mit ihrem durch Gift ent·stell·ten Gesicht. Dieses zeigt sich dem Iemon nicht nur in einem zer·schlis·se·nen Fried·hofs·lam·pion, wie bei Hokusai, sondern auch an·stelle seiner neuen Ehe·frau. Als Iemon den Geist ver·nich·ten will, tötet er statt dessen seine frisch·ver·mähl·te Braut, um der·ent·wil·len er den Mord an Oiwa voll·führt hat.

Auch Utagawa Kuniyoshi (1798–1861) bringt in seiner Darstellung der Oiwa (Abb. re.) den Lampion ins Spiel. Statt Hokusais subtilem Spiel von Einbildung (Gesicht) und Realität (zerschlissener Lampion) geht es Kuniyoshi mehr um die schaurigen Gruseleffekte der Erzählung. Ins·beson·dere betont er das vom Gift ent·stellte Gesicht der Oiwa.

Oiwa ist heute einer der bekanntesten Rache·geister des Kabuki Theaters. Die Ge·schich·te wurde erst·mals 1825 in einem Stück namens Yotsuya kaidan auf die Bühne ge·bracht und ist seither in immer neuen Ver·sionen drama·tisiert bzw. für das Kino adaptiert worden.

Totengeist Koheiji

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Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.

Totengeist Koheiji
aus Hokusais „Hundert Geschichten“ (1830–31)

Vorlage:Sidebox Schwache Frauen, die sich gegen Unterdrückung und Aus·beu·tung nur wehren können, indem sie sich nach ihrem Tod in Rache·geister ver·wan·deln, stehen ein·deutig im Zentrum ja·pani·scher Ge·spens·ter·ge·schich·ten. Es gibt jedoch auch ein paar männ·liche Ver·treter dieses Typs. Einer davon ist Kohada Koheiji, der als tragischer Held in einer Ge·schich·te des Autors und Malers Santō Kyōden erstmals im Jahr 1803 auf·tauchte und bald auch auf der Kabuki Bühne zu sehen war: Koheiji wird von seiner Frau und seinem Neben·buhler ermor·det, rückt ihnen aber des Nachts als Rache·geist zu Leibe und treibt sie in den Wahn·sinn. Auf Hokusais Bild grinst er gerade über den Rand des Moskito·netzes.

Der von Kuniyoshi portraitierte Toten·geist des Asa·kura Tōgo (Abb. re.) war einst ein Dorf·vor·steher, der sich der aus·beu·teri·schen Be·steue·rung seines Landes·herren wider·setzte, dafür brutal hin·ge·rich·tet wurde und schließ·lich als Rache·geist den Landes·herren und seine Familie in Wahn·sinn und Tod trieb.

Lachende Hannya

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Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.

Lachende Hannya
aus Hokusais „Hundert Geschichten“ (1830–31)

Vorlage:Sidebox Hannya sind gehörnte Dämo·innen, die eine wich·tige Rolle in den Ge·spens·ter·stücken des Nō Thea·ters spielen. Der Name Hannya soll auf den Schöpfer der ent·spre·chen·den Maske im Nō zurück·gehen. Ironi·scher·weise ist hannya ur·sprüng·lich ein bud·dhis·tischer Begriff, der sich von Sanskrit prajna her·leitet und soviel wie „Einsicht“ bedeutet.

Hokusais Motiv der lachen·den Hannya, die offen·bar drauf und dran ist, einen Säug·ling zu ver·spei·sen, soll sich von einer Le·gen·de aus Naga·saki her·leiten. Der Verzehr von Menschen ist jedoch ganz allgemein eine Vorliebe der japanischen

oni(jap.)

Dämon, „Teufel“; in sino-japanischer Aussprache (ki) ein allgemeiner Ausdruck für Geister

Geist

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Glossarseiten

Bilder

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(Dämonen), zu denen auch die Hannya-Figuren zu rechnen sind. 

Rashō-mon

Am häufigsten findet man die Hannya-Figur in den Illustrationen eines klassische Gespenstes aus der

Heian 平安 (jap.)

auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)

Ort, Epoche

Der Begriff „Heian“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Heian; s.a. Geo-Glossar

-Zeit: der Dämonin aus dem Rashō-mon. Das Rashō-mon war eines der Stadt·tore Kyotos. Die Dämonin fand ausgerechnet in den geräumigen Ober·ge·schoßen dieses Gebäu·des ihren Unter·schlupf und machte von hier aus die Stadt un·sicher. Der un­·er­·schroc·k­ene Krieger Wata­·nabe Tsuna stellt sich ihr im Kampf, doch es gelingt ihm ledig·lich, ihr mit dem Schwert einen Arm ab·zu·hacken (den sie schluss·end·lich wieder in ihren Besitz bringt). Die Attacke der Dämonin und Tsunas geistes·gegen·wärtiger Schwert·hieb sind ein be·liebtes Ukiyoe-Motiv. Meist ver·lieh man dabei der Dämonin das Gesicht einer Hannya Maske (s. Kuniyoshis Abb. re.).

Die Schlange

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Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.

„Obsession“ (shūnen)
aus Hokusais „Hundert Geschichten“ (1830–31)

Vorlage:Sidebox

Das letzte Bild in Hokusais Serie wirkt auf den ersten Blick fried·lich, ist aber voller un·heim·licher An·spie·lungen. Zu·nächst illus·triert das Bild eine offen·bar gän·gige Rede·wen·dung, näm·lich „Wer mit Obi (Gürtel) schläft, träumt von Schlangen“. (Siehe ne·ben·ste·hende Il·lustra·tion des Ge·spens·ter·for·schers Tori·yama Sekien.) Auch in Hokusais Bild Gleich·zeitig ver·schmilzt das Muster der Schlagenhaut Haut mit den Stoffen, durch die sie hin·durch·kriecht. Ähliche Effekte sind auf fast allen Darstellungen von Schlagengeistern aus der Edo-Zeit zu finden (s. Abb. u. re.).

Hokusais Bild trägt den Titel „Obses·sion“ (shūnen), denn Schlangen gelten nach einem verbreiteten Glauben als Sinn·bild der Eifer·sucht oder der ob·ses·siven Umkehr von Liebe in Hass. Seit dem Alter·tum herr·schte in Japan die Auf·fas·sung, dass ins·be·son·dere eifer·süch·tige Frauen, die aus ent·täusch·ter Liebe ster·ben, als Schlan·gen wie·der·ge·boren werden würden.

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Auf Hokusais Bild ist zwar kein Mann zu sehen, wohl aber das To·ten·tä·fel·chen (

ihai 位牌 (jap.)

Ahnentäfelchen

Gegenstand

Der Begriff „ihai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

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  • Butsudan.gif

) eines Mannes. Auch die Schale mit Duft·wasser gehört zu den Totenriten am buddhistischen Hausaltar (

butsudan 仏壇 (jap.)

buddh. Hausaltar

Gegenstand

Der Begriff „butsudan“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

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. Es ist also jemand gestorben. Das Blatt, das wie ab·sichts·los in der Duftwasserschale schwimmt, könnte ein Mit·bring·sel der Schlange sein, die dem Toten einen Besuch ab·stattet. Viel·leicht waren auch die Ge·wänder, durch die sie sich windet, in einer früheren Existenz ihre eigenen. In diesem Fall mag es gut sein, dass die Schlange der eifersüchtige Rache·geist einer an gebrochenem Herzen verstorbenen Ehefrau ist, die ihren un·treuen Mann nun ihrerseits in den Tod getrie·ben hat.

Kiyohime

Hokusais Schlangenbild erinnerte Zeitgenossen sicher auch an die Legende der

Kiyohime 清姫 (jap.)

Heldin einer berühmten Legende aus der Heian-Zeit (10. Jh.); Sinnbild rasender Eifersucht

Fiktive Person

Der Begriff „Kiyohime“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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, die u.a. auch von Kuniyoshi illustriert wurde (Abb.re.): Kiyohime hat ein Ver·hältnis mit einem jungen Pilgermönch. Als dieser sich seiner religiösen Gelübde be·sinnt und sie ver·lassen will, ver·folgt sie ihn und ver·wandelt sich, ge·trieben von ihrer Eifer·sucht, im Zuge der Ver·folgung in eine Schlange. Schluss·endlich versteckt sich der Mönch unter einer Tempel·glocke, doch die Schlange windet sich um die Glocke und ent·wickelt eine der·artige Hitze, dass der Mönch darin zu Tode kommt.

Die Legende stammt aus dem japani·schen Altertum und findet sich unter anderem in den „Geschichten aus alter und neuer Zeit“ (

Konjaku monogatari 今昔物語 (jap.)

„Geschichten aus alter und neuer Zeit“ (12. Jh.); umfangreiche Sammlung von Geschichten und Anekdoten, meist aus einem buddhistischen Kontext

Text

Der Begriff „Konjaku monogatari“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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), wurde aber auch im Noh und im Kabuki-Theater aufgegriffen.

Meiji-Epigonen

Tsukioka Yoshitoshi

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Der späte Ukiyoe-Künstler Tsukioka Yoshitoshi (1839–1892) verfasste gegen Ende seines Lebens eine Serie von Geisterbildern, die heute zu seinen bekanntesten Werken zählt. Während sich viele Ukiyoe Yoshitoshis durch besonders drastisch zur Schau gestellte „sex-and-crime“ Szenen auszeichnen, konzentriert er sich hier auf die Darstellung einzelner Figuren, die oft ruhig und gefasst wirken und meist gar nicht unmittelbar als Geister zu erkennen sind. Kennt man aber den Hintergrund ihrer Geschichten, prägen sich Yoshitoshis Geister um so nachhaltiger ein.

Auch Yoshitoshi illustriert Motive, die schon bei Hokusai und seinen Zeitgenossen zu finden sind. Alle vor·der·gründig-gespens·tischen Ele·mente fehlen hier allerdings: Okiku, das Tellergespenst (1.v.li.), steigt ohne Teller aus ihrem Brunnen und ist auf den ersten Blick mit·leid·er·re·gend, nicht un·heim·lich. Die Frau mit der Päonienlaterne wird mit den Augen ihres Liebhabers betrachtet, der nicht erkennt, dass sie ein Geist ist. Die Ver·wand·lung der Schlagen·frau Kiyohime (re.) deutet sich ledig·lich durch die merk·würdige Silhouette der Figur und durch das Muster des Kimonos an. Das Verhältnis zwischen Totengeist und Krieger (Mitte) scheint auf einer lang erprobten Routine zu beruhen. Einzig die Dämonin des Rashō-mon bringt Bewegung in Spiel. Sie hat eben ihren abgehackten Arm wieder erbeutet. Aber auch in ihrem Gesicht deuten sich die Züge der Hannya-Maske nur schwach an.

Kawanabe Kyōsai

Vorlage:Galerie2


Kawanabe Kyōsai (1831–1889), von dem auch das Bild am Seiten·anfang stammt, fertigte mehrere Portraits von un·heim·lichen Toten·geistern (

yūrei 幽霊 (jap.)

Totengeist

Geist

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) an, ohne konkret an·zu·geben, auf welche Geschichten sich seine Dar·stel·lungen bezogen. In beinahe psycho·ana·lyti·scher Weise betont er die obses·siven psychi·schen Kräfte, die sich in den Toten·geistern ver·körpern.

Von Kaidan zu J-Horror

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Die Edo-Zeit gilt allgemein als eine Blütezeit des Horror·genres, sowohl auf liter·arischem als auch auf bildnerischem Gebiet. Besonders im neun·zehnten Jahr·hundert scheint die Be·geisterung für das Über·sinnliche einen Höhe·punkt erfahren zu haben. Wie die obigen Ab·bildungen zeigen, haben viele der heute noch be·kannten Gespenster·geschichten (

kaidan 怪談 (jap.)

Gespenstergeschichte

Text

Der Begriff „kaidan“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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) ihre Wurzeln in dieser Zeit. Neben den traditionellen Fabelwesen (

yōkai 妖怪 (jap.)

Fabelwesen, Geisterwesen, Gespenster

Geist

Der Begriff „yōkai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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) spielten auch Totengeister (yūrei) eine immer größere Rolle. Geistergeschichten und -dar·stel·lungen erfreuten sich in der ausgehenden Edo-Zeit unter anderem deshalb großer Be·liebt·heit, weil eine zu·nehmend strengere Zensur fast alle anderen gegen·warts·bezogenen Themen untersagte. Die Welt des Übersinnlichen — ob sie nun für real gehalten wurde oder nicht — galt jedoch als politisch un·ver·dächtig und wurde daher zu·nehmend als Projektionsfläche für die Dar·stel·lung aller möglichen ge·sell·schaft·lichen Missstände herangezogen. In der

Meiji 明治 (jap.)

posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt

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-Zeit, als die Welt der Geister und Fabel·wesen einen beinahe schon nostalgischen Touch erhielt, verhalfen Kawanabe Kyōsai oder Tsukioka Yoshitoshi dem morbiden Grauen der Edo-Zeit zu einer letzten Blüte. Viele Motive aus dieser Zeit lassen sich aber nach wie vor in japanischen Horrorfilmen und Manga wiederfinden.


Anmerkungen

  1. Der Gruseleffekt wurde dadurch gesteigert, dass nach jeder Geschichte eine Lampe gelöscht wurde, bis die ganze Gesellschaft im Dunkeln saß. Man munkelte, dass dann tatsächlich ein geist erscheinen würde.
Religion in JapanEssays
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„Hundert Geschichten: Horrorklassiker aus der Edo-Zeit.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001