Gespenster und Totengeister

Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gespenster und Totengeister

Vorlage:Sidebox3 Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Mythen/Geister.

An der Schnittstelle von volkstümlicher Religion und Erzählkunst begegnen wir in Japan einer gestaltenreichen Welt von Fabelwesen und Gespenstern. In vielen Fällen handelt es sich um die ruhelosen Seelen von Verstorbenen, die aus verschiedenen Gründen keinen sicheren Aufenthaltsort im Jenseits gefunden haben. Diesen Gestalten ist die vorliegende Seite gewidmet.

Geist oder Gottheit?

Die Grenze zwischen Gottheiten (kami [kami (jap.) Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō]) und Gespenstern oder Geistern ist in Japan fließend. Besonders mächtige Fabelwesen und Gespenster können gottähnliche Verehrung genießen und, wie die unten erwähnten goryō [goryō (jap.) 御霊 „erhabener“ [Rache]Geist], zu Schrein-Göttern aufsteigen; andere, etwa die mit magischen Fähigkeiten begabten Füchse, können auch als Boten zwischen Göttern und Menschen fungieren. Selbst die Grundhaltung gegenüber den Menschen ist kein Kriterium, denn sowohl Götter als auch Geister sind grundsätzlich unberechenbar. Man kennt auch Seuchen- oder Armuts-Götter, die den Menschen gegenüber grundsätzlich feindlich eingestellt sind, während manche Geister durchaus in freundlicher Absicht mit den Menschen kommunizieren können.

Der Unterschied liegt wahrscheinlich einfach nur im Status: Geister werden für gewöhnlich nicht als übergeordnete Autoritäten imaginiert, sondern befinden sich gegenüber der menschlichen Gesellschaft sozusagen „auf Augenhöhe“. Sie besitzen zwar Fähigkeiten, die Menschen nicht haben, treten aber nicht als Herrscher, sondern eher als Konkurrenten auf: Sie begehren menschliche Güter und hegen oft Neid, Hass oder Groll gegen die gesamte Menschheit, fühlen sich aber auch von menschlicher Schönheit körperlich angezogen. Mit den richtigen magischen Mitteln lassen sich solche Wesen auch zähmen und in dienstbare Geister verwandeln.

Obwohl die Terminologie gerade in diesem Bereich naturgemäß unscharf ist, lassen sich meiner Ansicht nach zwei Grundformen von übernatürlichen Geisterwesen unterscheiden:

  1. Fabelwesen (yōkai [yōkai (jap.) 妖怪 Fabelwesen, Geisterwesen, Gespenster]), wie z.B. tengu [tengu (jap.) 天狗 wtl. Himmelshund; vogelartiger oder geflügelter Kobold, meist in den Bergen] oder oni [oni (jap.) Dämon, „Teufel“; in sino-japanischer Aussprache (ki) ein allgemeiner Ausdruck für Geister], aber auch Tiere mit magischer Begabung wie Füchse, Schlangen und andere. Sie sind gehören (zumeist) einer vom Menschen verschiedenen Spezies an und bilden permanente Gemeinschaften am Rande der menschlichen Gesellschaft.
  2. Totenseelen (yūrei [yūrei (jap.) 幽霊 Totengeist]), also verstorbene Menschen, die noch nicht vollständig ins Jenseits (bzw. in eine neue Wiedergeburtsform) hinübergewechselt sind.

Während sich diese Seite mit dem Glauben an die Totengeister befasst, kommen die yōkai auf den folgenden Seiten zur Sprache.

Vokabel

  • bakemono [bakemono (jap.) Gespenst, Geist; wtl. verwandeltes Wesen] oder o-bake [o-bake (jap.) お化け Gespenst, Geist; wtl. „Verwandeltes“]: wtl. „verwandelte Wesen“; geläufigste Ausdrücke für Gespenster und andere übernatürliche Erscheinungen.
  • yōkai [yōkai (jap.) 妖怪 Fabelwesen, Geisterwesen, Gespenster]: Fabelwesen, auch magisch begabte Tiere.
  • yūrei [yūrei (jap.) 幽霊 Totengeist]: wtl. „dunkle Geister“; Totengeister.
  • onryō [onryō (jap.) 怨霊 Rachegeist]: Rachegeister.
  • goryō [goryō (jap.) 御霊 „erhabener“ [Rache]Geist]: Hochgestellte Rachegeister.
  • goryō shinkō [goryō shinkō (jap.) 御霊信仰 Glaube an Totengeister]: Glaube an, bzw. Kult für goryō.
  • sorei [sorei (jap.) 祖霊 Ahnenseele]: Ahnengeist, Ahnenseele.
  • reikon [reikon (jap.) 霊魂 Geist, Seele] oder tamashii [tamashii (jap.) Geist, Seele]: Seele, Totenseele. Neutraler Ausdruck.
  • oni [oni (jap.) Dämon, „Teufel“; in sino-japanischer Aussprache (ki) ein allgemeiner Ausdruck für Geister]: Dämon, Teufel.

Totengeister (yūrei)

Yurei.jpg
1 Totengeist
Totengeist (yūrei) auf einem nächtlichen Friedhof. Die Darstellung stammt aus der Meiji-Zeit, es handelt sich allerdings um die Kopie einer Abbildung des Gelehrten und Malers Toriyama Sekien (1712–1788) aus dem Jahr 1776.
Meiji-Zeit. Kinsei fūzoku zue database, Nichibunken.

In der Edo-Zeit etablierte sich die heute noch geläufige Form der Totengeister (yūrei), welche bemerkenswerte Ähnlichkeiten mit europäischen Gespenstern aufweisen: Mit weißem Totengewand (shini shōzoku [shini shōzoku (jap.) 死に装束 Totengewand], zu dem auch eine dreieckige Stirnkappe — hitaikakushi [hitaikakushi (jap.) 額隠 weißes, dreieckiges Stück Papier oder Stoff, welches von Totengeistern auf der Stirn getragen wird] — gehört) und langen aufgelösten Haaren schweben die yūrei nebelhaft über dem Boden. Ihre Arme sind meist zur Brust hochgezogen, während die Hände häufig schlapp herunterhängen. Sie sind somit dem Bild eines Sterbenden oder gerade Verstorbenen nachempfunden und es scheint, als ob sie permanent im Zustand des Sterbens verharren würden.

Die Vorstellungen, die dieser Gespensterikonographie zugrunde liegen, reichen weit in die japanische Geschichte zurück. Schon in der Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit war man der Auffassung, dass jeder Mensch nach seinem Tod zum Gespenst werden kann, wenn er nicht ordentlich bestattet wird, oder anders ausgedrückt, wenn ihm der Weg ins Jenseits versperrt ist, weil sich niemand seines Leichnams annimmt. Dieser Weg ist in jedem Fall eine beschwerliche Reise, die rituell begleitet werden muss. Und immer, wenn bei diesen Riten etwas schief geht, kann es sein, dass der Geist des Verstorbenen seine Hinterbliebenen in Träumen oder in realen Erscheinungen heimsucht. Solche Totengeister sind a priori unheimlich, doch werden sie erst dann wirklich gefährlich, wenn es sich um Rachegeister (onryō [onryō (jap.) 怨霊 Rachegeist]) handelt. Zu solchen Rachegeistern werden jene Verstorbenen, die im Leben besonderes Unrecht erlitten haben und/oder unter großen Qualen gestorben sind. Hier helfen selbst ordnungsgemäß durchgeführte Begräbnisse nicht mehr, um ihren Groll zu besänftigen.

Der Kult um „erhabene Geister“

Die etablierten religiösen Institutionen haben den Glauben an rächende Totengeister nicht etwa als Aberglaube abgetan, sondern ihn im Gegenteil immer schon gefördert. Dem Religionshistoriker Bernard Faure [Faure, Bernard (west.) 1948–; französisch-amerikanischer Religionshistoriker an der Columbia University] zufolge hat sich der Buddhismus unter anderem deshalb in Ostasien etablieren können, weil er die vorbuddhistische Vorstellung der grollenden Totengeister absorbierte und besonders erfolgversprechende Rituale für die Reintegration dieser Seelen entwickelte.1

Bereits im frühen Buddhismus finden wir Zeremonien, die beispielsweise nach kriegerischen Schlachten durchgeführt wurden, um die Geister der Gefallenen (vor allem die der Gegner!) von Racheakten abzuhalten. Auch im höfischen Shintō gibt es seit dem Altertum eine Zeremonie zur Besänftigung der Geister (chinkonsai [chinkonsai (jap.) 鎮魂祭 Zeremonie zur Beruhigung der Totengeister]), die allerdings nicht explizit an Totengeister gerichtet ist. Wenn sich Unglücksfälle trotz solcher Zeremonien häuften, so suchte und fand man die Ursache in den Rachegeistern von besonders einflussreichen Personen, die in diesem Fall als „erhabene Geister“ (goryō [goryō (jap.) 御霊 „erhabener“ [Rache]Geist]) bezeichnet wurden. Erhabene Geister unterscheiden sich laut Kuroda Toshio [Kuroda Toshio (jap.) 黒田俊雄 1923–1993; Historiker und Religionswissenschaftler] (1996) insofern von gewöhnlichen Rachegeistern (onryō [onryō (jap.) 怨霊 Rachegeist]), als es möglich ist, sie zu besänftigen, indem man sie in den Status einer Gottheit (kami [kami (jap.) Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō]) versetzt und ihnen einen eigenen Schrein errichtet. Genau dieses Phänomen ist vor allem in der Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit häufig zu beobachten.

Der älteste literarisch dokumentierte Fall stammt allerdings bereits aus der Nara-Zeit. Fujiwara no Hirotsugu [Fujiwara no Hirotsugu (jap.) 藤原広嗣 ?–740; Adeliger aus dem Haus der Fujiwara, der 740 die größte Rebellion des 8. Jahrhunderts anführte] wurde damals als Anführer einer großen Rebellion in Kyūshū besiegt und enthauptet, soll aber dem Shoku Nihongi [Shoku Nihongi (jap.) 続日本紀 2. offizielle Reichschronik (797), Nachfolger des Nihon shoki (Nihongi), daher der Name „Fortsetzung des Nihongi] zufolge aus dem Jenseits den Tod eines seiner größten Gegner, des buddhistischen Mönchs Genbō [Genbō (jap.) 玄昉 ?–746; führender Mönch der Hossō-shū; Diplomat und religiöser Berater des Shōmu Tennō], bewirkt haben.

Goryo hirotsugu.jpg
2 Fujiwara no Hirotsugus Geist tötet einen Widersacher
Der Totengeist des Fujiwara no Hirotsugu nimmt Rache am Mönch (Genbō). Fujiwara no Hirotsugu wurde bekannt durch eine missglückte Rebellion, die er 740 von Kyūshū aus gegen Shōmu Tennō richtete. Zu seinen Gegenern zählte auch einer der bedeutensten buddhistischen Mönche der Zeit, Genbō. Dass Genbō relativ bald nach dem Tod Hirotsugus selbst starb, wird bereits im Shoku Nihongi, der zweitältsten offiziellen Reichschronik, auf Machenschaften aus der Welt des Jenseits durch Hirotsugu zurückgeführt. Damit gilt Hirotsugui als der älteste literarisch belegte Fall des Glaubens an rächende Totengeister (goryō bzw. onryō). Hokusai imaginiert Hirotsugu als einen typischen dreiäugigen oni, der allerdings mit Resten eines höfischen Gewandes bekleidet ist.
Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit. The British Museum.

Das berühmteste Beispiel eines solchen Schreins stellt der Kitano Tenman-gū [Kitano Tenman-gū (jap.) 北野天満宮 Kitano Tenman Schrein (Kyōto); einer der beiden Hauptschreine des Sugawara no Michizane, gegr. 947] in Kyōto dar. Er wurde im Jahr 959 zu Ehren des Hofadeligen Sugawara no Michizane [Sugawara no Michizane (jap.) 菅原道真 845–903, Heian-zeitl. Staatsmann und Gelehrter; posthum als Tenman Tenjin vergöttlicht, heute Gott der Gelehrsamkeit] (845–903) errichtet. Michizane, ein überragender Staatsmann und Gelehrter, war einer Hofintrige wegen verbannt worden und verstarb bald danach in seinem Exil in Kyūshū. In den folgenden Jahrzehnten kam es zu allerlei Naturkatastrophen und ungewöhnlichen Todesfällen bei Hof und in der Familie des Tennō, welche die Hofastrologen schließlich Michizanes Wirken zuschrieben. In mittelalterlichen Schreinlegenden (Kitano tenjin engi [Kitano tenjin engi (jap.) 北野天神縁起 Schreinchronik des Kitano Tenman-gū, in dem der Hofadelige Sugawara no Michizane (845–903) verehrt wird; besonders ab dem 13. Jahrhundert in illustrierten Querbildrollen (emaki) abgefasst]), die diese Geschehnisse in illustrierten Querbildrollen anschaulich darstellen, erkennt man, dass Michizanes Rachegeist als gehörnter Donnergott (Raijin [Raijin (jap.) 雷神 Donnergott; auch Rai-ten]), der Blitze in den kaiserlichen Palast schleudert, imaginiert wurde. Um diesen gefährlichen goryō zu besänftigen, wurde er zum kami erklärt und in einem Schrein „verortet“. Zusätzlich erhielt er alle Ehrungen inklusive der höchsten Hofränge, die ihm zu Lebzeiten versagt geblieben waren.

Kitanotenjin engi metny.jpg
3 Sugawara no Michizanes Geist in Gestalt eines zürnenden Donnergottes
Sugawara no Michizanes Geist in Gestalt eines zürnenden Donnergottes (Raijin) in einer der schönsten Ausführungen des Kitano tenjin engi.
Kamakura-Zeit, 13. Jh. Metropolitan Museum of Art, New York.

Heute ist Michizane vor allem unter dem Beinamen Tenjin [Tenjin (jap.) 天神 wtl. „Himmelsgott“, s.a. Tenman Tenjin] bekannt. Er gilt als Gott der Gelehrsamkeit und der Dichtung und verfügt neben seinen zwei Hauptschreinen in Kyōto und Kyūshū über ein ausgedehntes Netz von Tenjin-Zweigschreinen in ganz Japan. (Mehr dazu auf der Sidepage Gottheit und Schreine des Tenjin-Glaubens.)

Abgesehen von Michizane wurden auch zahlreiche Tennō, denen übel mitgespielt worden war, als goryō angesehen. Für sie gibt es in Kyōto seit dem Altertum einen Goryō [Goryō Jinja (jap.) 御霊神社 Schrein in Kyōto, der sich auf eine Seuche unter Kanmu Tennō (737–806) zurückführt, die wiederum dem „Erhabenen [Rache-] Geist“ (goryō) eines im Exil verstorbenen Konkurrenten des Tennō zugeschrieben wurde. Besteht aus zwei räumlich getrennten Anlagen, dem Oberen (Kami-) und dem Unteren (Shimo-) Goryō Schrein. Zahlreiche Zweigschreine sind in ganz Japan zu finden.] Schrein, in dem sie kollektiv verehrt werden. Diese Beispiele machen deutlich, dass der Unterschied zwischen Geist und Gottheit letztlich nur im Vorhandensein einer Kultstätte besteht.

Tomomori kuniyoshi.jpg
4 Geist des Taira no Tomomori
Die grollenden Totengeister (onryō) der Taira, angeführt von Taira no Tomomori (4. Sohn von Taira no Kiyomori) attackieren das Schiff von Minamoto no Yoshitsune. Seinem treuen Gefolgsmann Benkei, einem Kriegermönch, gelingt es mithilfe einer buddhistischen Gebetskette (juzu) den Spuk zu beenden. Kuniyoshi zeigt allerdings, wie Benkei (oben rechts) und ein anderer Krieger erfolglos versuchen, die Geister mit konventionellen Waffen abzuwehren.

Das Motiv ist als Funa Benkei (Benkei auf dem Schiff) auch als -Drama bekannt.

Das Frühwerk Kuniyoshis ist eigentlich ein Triptychon, auf dem rechts auch Yoshitsune selbst dargestellt ist.
Werk von Utagawa Kuniyoshi. Edo-Zeit, 1818. Museaum of Fine Arts, Boston.

Goryō-Kulte für Mitglieder des Schwertadels (Samurai) konnten die Schreine für grollende Geister des Hofadels zwar nie übertrumpfen, Krieger, die als Rachegeister enden, kommen aber sehr wohl in Erzählungen und Bildern aus dem Mittelalter vor. Ein häufig illustriertes Beispiel ist Taira no Tomomori (1152–1185), dessen Attacke auf den Helden Minamoto no Yoshitsune (1159–1189) im Heike monogatari [Heike monogatari (jap.) 平家物語 „Geschichte der Heike [= Taira]“; mittelalterliches Kriegerepos] geschildert wird. Auch ein weitläufiger Vorfahre des Tomomori, Taira no Masakado [Taira no Masakado (jap.) 平将門 Heian-zeitlicher Rebel, ?–940] (?–940), wurde als rächender Geist imaginiert und sogar religiös verehrt. Masakado war ein Krieger, der schon in der Heian-Zeit ersuchte, das politische Ruder zugunsten seiner Zunft zu wenden und zu diesem Zweck eine Rebellion anzettelte, die allerdings scheiterte. Er blieb jedoch in den Augen späterer Samurai ein Vorbild und wurde auch als Schreingottheit verehrt, z.B. im heutigen Kanda Schrein in Tōkyō. Die Entstehung dieses Kultes trägt ähnliche Züge wie der Goryō-Kult, mischte sich doch Furcht vor dem rächenden Geist mit Bewunderung für kriegerische Heldentaten.2

Totengeister in Literatur und Kunst

Über die frühesten Fabelwesen und Totengeister wissen wir vor allem aus der buddhistischen Erzählliteratur (setsuwa [setsuwa (jap.) 説話 Lehrerzählung, didaktische Anekdote; meist von buddh. Mönchen in Form umfangreicher Sammlungen kompiliert]) der Heian Zeit, z.B. aus Nihon ryōiki [Nihon ryōiki (jap.) 日本霊異記 „Wundersame Begebenheiten aus Japan“; buddhistische Legendensammlung von Kyōkai (Anfang 9. Jh.)] oder Konjaku monogatari [Konjaku monogatari (jap.) 今昔物語 „Geschichten aus alter und neuer Zeit“ (12. Jh.); umfangreiche Sammlung von Geschichten und Anekdoten, meist aus einem buddhistischen Kontext]. Im Mittelalter stießen Geistergeschichten vor allem im [ (jap.) traditionelles jap. Theater mit charakterstischem Tanz, Gesang und Masken; entwickelte sich im 14. Jh. aus dem volkstümlichen dengaku (Feld- oder Bauern-Theater) und avancierte zur repräsentativen Theaterform der Kriegerelite (bushi)]-Theater auf großes Interesse. Zwei von fünf Hauptgenres des Nō sind ruhelosen Geistern gewidmet, nämlich die Krieger- und die Wahnsinnsstücke. Erstere behandeln meist tragische Helden aus den klassischen Kriegerepen wie Heike monogatari [Heike monogatari (jap.) 平家物語 „Geschichte der Heike [= Taira]“; mittelalterliches Kriegerepos] oder Taiheiki [Taiheiki (jap.) 太平記 Historisches Epos aus dem späten 14. Jh., behandelt den Konflikt zwischen Nördlichem und Südlichem Kaiserhof], die auf der Nō-Bühne als Geister wiederkehren. Letztere widmen sich vor allem Frauen, die aufgrund eines schweren Schicksalsschlages oder aus enttäuschter Liebe auch nach dem Tod nicht zur Ruhe kommen. Nachdem die Geister die Schlüsselszenen ihres Lebens in Tanz und Gesang vorgetragen haben, enden die Stücke zumeist mit ihrer erfolgreichen Befriedung durch einen buddhistischen Mönch.

Hannya edo.jpg
5 Hannya Maske
Hannya Maske: Darstellung einer zum Dämon (oni) gewordenen Frau.
Edo-Zeit, 18. Jh. Tokyo National Museum.
Oyuki okyo.jpg
6 Yūrei
Angeblich schuf Ōkyo mit diesem posthumen Portrait seiner früh verstorbenen Geliebten aus dem Freudenviertel Edos den Prototyp aller späteren Darstellungen der yūrei.
Werk von Maruyama Ōkyo (1733–1795). Edo-Zeit, 1750. J-Blog.

Edo-Zeit: Höhepunkt der Horrorgeschichten

Vorlage:Sidebox3

Im Bunraku [Bunraku (jap.) 文楽 Traditionelle, japanische Form des Puppentheaters, 1684 in Ōsaka entstanden; viele Stücke des Kabuki wurden ursprünglich für Bunraku geschrieben]- und Kabuki [Kabuki (jap.) 歌舞伎 „Gesang- und Tanzkunst“; Anfang des 17. Jh. aus Musik, Schauspiel und Tanz entwickeltes Theater-Genre]-Theater der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit (1600–1867) treten ebenfalls zahlreiche Totengeister auf, allerdings geht es hier wesentlich actionreicher zu als im Nō. Im Vordergrund stehen die schauerlichen Aspekte der Geschichten, welche mit Hilfe von ausgetüftelten Bühnentricks in Szene gesetzt wurden. Auch belletristische Erzählungen aus der Geisterwelt (kaidan [kaidan (jap.) 怪談 Gespenstergeschichte]), etwa die „Geschichten unter dem Regenmond“ (Ugetsu monogatari [Ugetsu monogatari (jap.) 雨月物語 „Geschichten unter dem Regenmond“ (1776); Sammlung neun übernatürlicher Erzählungen von Ueda Akinari]) von Ueda Akinari [Ueda Akinari (jap.) 上田秋成 1734–1809; Schriftsteller und Gelehrter], erfuhren einen regelrechten Boom. Besonders gegen Ende der Edo-Zeit, im neunzehnten Jahrhundert scheinen die grollenden Rachegeister eine enorme Anziehungskraft auf das Publikum ausgeübt zu haben.

Yūrei und yōkai wurden auch in illustrierten Büchern und Einzeldrucken bildlich dargestellt. Ukiyoe [ukiyo-e (jap.) 浮世絵 „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit]-Künstler wie Katsushika Hokusai [Katsushika Hokusai (jap.) 葛飾北斎 1760–1849; Maler und Zeichner. Bekanntester Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts] oder Tsukioka Yoshitoshi [Tsukioka Yoshitoshi (jap.) 月岡芳年 1839–1892; Maler; ukiyo-e-Küstler] widmeten dem Thema ganze Serien von Bildern (mehr dazu...). Prägend für ihre Darstellungen waren Gelehrte wie Toriyama Sekien [Toriyama Sekien (jap.) 鳥山石燕 1712–1788; Künstler und Gelehrter; vor allem bekannt für seine illustrierten Gespenster-Enzyklopädien]. Sie entwickelten in eigenen Bild-Enzyklopädien eine Gespenstertypologie, die noch heute bekannt ist und in modernen Filmen oder Manga immer wieder aufgegriffen wird.

Heutige Praktiken

Beim japanischen Bon-Fest [Bon (jap.) Bon-Fest (Ahnenfest); in der Alltagssprache meist O-bon], das jährlich im August abgehalten wird, ist der Glaube an die Rückkehr der Toten nach wie vor präsent. Allerdings handelt es sich hier um Ahnenseelen (sorei [sorei (jap.) 祖霊 Ahnenseele]), die bereits fest im Jenseits verankert sind und zur Bon-Zeit wohlwollend im Diesseits nach dem Rechten sehen. Vor diesen Geistern braucht man sich also nicht zu fürchten. Dennoch ist zu beachten, dass auch das Bonfest ursprünglich ein Ritus war, durch den verstorbene Verwandte, die als Hungergeister wiedergeboren wurden, aus diesem Zustand befreit werden sollten. Man sieht also, dass positiv und angstvoll besetzte Vorstellungen von Totengeistern recht eng bei einander liegen.

Itako.jpg
7 Itako Shamanin
Ein blinde Geisterbeschwörerin itako lässt die Geister der Verstorbenen durch sich sprechen. In der Hand hält sie eine buddhistische Gebetskette (juzu), hinter ihr steht eine Trommel.
Bildquelle: H. Johnson, 2005, über Internet Archive.

Der Glaube an real existierende und in diese Welt zurückkehrende Totenseelen spielt außerdem in Riten der Geisterbeschwörung eine Rolle. In manchen ländlichen Gebieten, insbesondere in Nord-Japan, gibt es nach wie vor religiöse Spezialisten, die bei Bedarf eine Kommunikation mit den Seelen der Toten herstellen. Es handelt sich um die sog. itako [itako (jap.) イタコ blinde Priesterin oder Shamanin; früher auch ichiko 市子], meist blinde Frauen, die davon leben, dass sie in privaten, häuslichen Ritualen die Seelen der Verstorbenen einer Familie durch sich sprechen lassen. Mit Hilfe der itako kann man Fragen an die Toten stellen und Antworten bekommen. Solche Riten nennt man kuchiyose [kuchiyose (jap.) 口寄せ Geisterbeschwörung, wtl. „Herbeirufung des Mundes“]. Es handelt sich dabei wohlgemerkt um alteingesessene Praktiken, nicht um modernen Spiritismus. (Mehr dazu...)

Verweise

Verwandte Themen

Fußnoten

  1. Faure, The red thread, ch. 1.
  2. Masakados Schicksal und Nachleben werden im Heldenepos Shōmonki (Bericht über Masakado, 11. Jh.?) beschrieben. Hier wird angedeutet, dass der Geist des Sugawara no Michizane (s.o.) gemeinsame Sache mit Masakado machte (Kuroda 1996, S. 329–330).

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen

  • Japanese Ghosts, Tim Screech (en.)
    Ein informativer und schön illustrierter Aufsatz des Mangajin Magazine#40.
  • The Floating World of Ukiyoe
    Sehr schöne und informative Website, die auch das Thema Geister in den Ukiyo-e Bildern behandelt.
  • Ghosts, Demons and Spirits in Japanese Lore, Norman A. Rubin (en.)
    Artikel über Geister, Dämonen und andere Wesen auf Asian Art.
  • Kaii-yōkai denshō Database, Komatsu Kazuhiko (Nichibunken) (jap.)
    Datenbank der japanischen Geistersagen und Gespenstermotive. Kurze Erklärungen und ausführliche bibliografische Informationen zu etwa 20.000 Schlagworten. Hervorragendes Tool für wissenschaftliche Forschungen zu dem Thema.
  • Emakimono database, International Research Center for Japanese Studies (Nichibunken) - Kyoto (jap.)
    Sehr attraktiv gestaltete Website, auf der mehrere Edo-zeitliche Bildrollen (emaki) zu Themen wie Jenseits oder Gespenster vollständig zu betrachten sind. Leider keine genauen bibliographischen Angaben.


Letzte Überprüfung der Linkadressen: Jul. 2020

Literatur

Siehe auch Literaturliste

Stephen Addiss (Hg.), Japanese Ghosts and Demons: Art of the Supernatural. New York: Braziller, 1986. [Ausstellungskatalog.]
Bernard Faure, The Red Thread: Buddhist Approaches to Sexuality. Princeton: Princeton University Press, 1998b.
Kuroda Toshio, „The world of spirit pacification: Issues of state and religion“. Japanese Journal of Religious Studies 23/3–4 (1996), 321–51. (Online.) [Ü. ins Englische: A. Grapard.]
Maison de la culture du Japon (Hg.), Yōkai: Bestiaire du fantastique japonais. Paris: Maison de la culture du Japon, 2005. [Ausstellungskatalog.]

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Yurei.jpg
    Totengeist (yūrei) auf einem nächtlichen Friedhof. Die Darstellung stammt aus der Meiji-Zeit, es handelt sich allerdings um die Kopie einer Abbildung des Gelehrten und Malers Toriyama Sekien (1712–1788) aus dem Jahr 1776.
    Meiji-Zeit. Kinsei fūzoku zue database, Nichibunken.
  2. ^ 
    Goryo hirotsugu.jpg
    Der Totengeist des Fujiwara no Hirotsugu nimmt Rache am Mönch (Genbō). Fujiwara no Hirotsugu wurde bekannt durch eine missglückte Rebellion, die er 740 von Kyūshū aus gegen Shōmu Tennō richtete. Zu seinen Gegenern zählte auch einer der bedeutensten buddhistischen Mönche der Zeit, Genbō. Dass Genbō relativ bald nach dem Tod Hirotsugus selbst starb, wird bereits im Shoku Nihongi, der zweitältsten offiziellen Reichschronik, auf Machenschaften aus der Welt des Jenseits durch Hirotsugu zurückgeführt. Damit gilt Hirotsugui als der älteste literarisch belegte Fall des Glaubens an rächende Totengeister (goryō bzw. onryō). Hokusai imaginiert Hirotsugu als einen typischen dreiäugigen oni, der allerdings mit Resten eines höfischen Gewandes bekleidet ist.
    Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit. The British Museum.
  3. ^ 
    Kitanotenjin engi metny.jpg
    Sugawara no Michizanes Geist in Gestalt eines zürnenden Donnergottes (Raijin) in einer der schönsten Ausführungen des Kitano tenjin engi.
    Kamakura-Zeit, 13. Jh. Metropolitan Museum of Art, New York.
  4. ^ 
    Tomomori kuniyoshi.jpg
    Die grollenden Totengeister (onryō) der Taira, angeführt von Taira no Tomomori (4. Sohn von Taira no Kiyomori) attackieren das Schiff von Minamoto no Yoshitsune. Seinem treuen Gefolgsmann Benkei, einem Kriegermönch, gelingt es mithilfe einer buddhistischen Gebetskette (juzu) den Spuk zu beenden. Kuniyoshi zeigt allerdings, wie Benkei (oben rechts) und ein anderer Krieger erfolglos versuchen, die Geister mit konventionellen Waffen abzuwehren.

    Das Motiv ist als Funa Benkei (Benkei auf dem Schiff) auch als -Drama bekannt.

    Das Frühwerk Kuniyoshis ist eigentlich ein Triptychon, auf dem rechts auch Yoshitsune selbst dargestellt ist.
    Werk von Utagawa Kuniyoshi. Edo-Zeit, 1818. Museaum of Fine Arts, Boston.

  1. ^ 
    Hannya edo.jpg
    Hannya Maske: Darstellung einer zum Dämon (oni) gewordenen Frau.
    Edo-Zeit, 18. Jh. Tokyo National Museum.
  2. ^ 
    Oyuki okyo.jpg
    Angeblich schuf Ōkyo mit diesem posthumen Portrait seiner früh verstorbenen Geliebten aus dem Freudenviertel Edos den Prototyp aller späteren Darstellungen der yūrei.
    Werk von Maruyama Ōkyo (1733–1795). Edo-Zeit, 1750. J-Blog.
  3. ^ 
    Itako.jpg
    Ein blinde Geisterbeschwörerin itako lässt die Geister der Verstorbenen durch sich sprechen. In der Hand hält sie eine buddhistische Gebetskette (juzu), hinter ihr steht eine Trommel.
    Bildquelle: H. Johnson, 2005, über Internet Archive.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • bakemono ^ Gespenst, Geist; wtl. verwandeltes Wesen
  • Benkei 弁慶 ^ ?–1189; legendärer Kriegermönch (sōhei) des Genpei-Krieges
  • Bon^ Bon-Fest (Ahnenfest); in der Alltagssprache meist O-bon
  • Bunraku 文楽 ^ Traditionelle, japanische Form des Puppentheaters, 1684 in Ōsaka entstanden; viele Stücke des Kabuki wurden ursprünglich für Bunraku geschrieben
  • chinkonsai 鎮魂祭 ^ Zeremonie zur Beruhigung der Totengeister
  • Dan-no-ura 壇ノ浦 ^ Ort in der Meerenge von Shimonoseki (West-Japan), der vor allem für eine Seeschlacht im Jahr 1185 bekannt ist, welche die Niederlage der Taira im Genpei-Krieg besiegelte
  • Edo 江戸 ^ Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
  • Faure, Bernard (west.) ^ 1948–; französisch-amerikanischer Religionshistoriker an der Columbia University
  • Fujiwara no Hirotsugu 藤原広嗣 ^ ?–740; Adeliger aus dem Haus der Fujiwara, der 740 die größte Rebellion des 8. Jahrhunderts anführte
  • gaki 餓鬼 ^ Hungergeist; skt. preta
  • Genbō 玄昉 ^ ?–746; führender Mönch der Hossō-shū; Diplomat und religiöser Berater des Shōmu Tennō
  • goryō 御霊 ^ „erhabener“ [Rache]Geist
  • Goryō Jinja 御霊神社 ^ Schrein in Kyōto, der sich auf eine Seuche unter Kanmu Tennō (737–806) zurückführt, die wiederum dem „Erhabenen [Rache-] Geist“ (goryō) eines im Exil verstorbenen Konkurrenten des Tennō zugeschrieben wurde. Besteht aus zwei räumlich getrennten Anlagen, dem Oberen (Kami-) und dem Unteren (Shimo-) Goryō Schrein. Zahlreiche Zweigschreine sind in ganz Japan zu finden.
  • Heian 平安 ^ auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
  • heikegani 平家蟹 ^ japanische Krabbenart mit charakteristischem Furchenmuster auf dem Rücken, welches an ein zorniges menschliches Gesicht erinnert
  • Heike monogatari 平家物語 ^ „Geschichte der Heike [= Taira]“; mittelalterliches Kriegerepos
  • hitaikakushi 額隠 ^ weißes, dreieckiges Stück Papier oder Stoff, welches von Totengeistern auf der Stirn getragen wird
  • hyakki 百鬼 ^ wtl. „hundert Geister“; Sammelbezeichnung für Geisterwesen
  • itako イタコ ^ blinde Priesterin oder Shamanin; früher auch ichiko 市子
  • Kabuki 歌舞伎 ^ „Gesang- und Tanzkunst“; Anfang des 17. Jh. aus Musik, Schauspiel und Tanz entwickeltes Theater-Genre
  • kaidan 怪談 ^ Gespenstergeschichte
  • kami^ Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
  • Kanda Jinja 神田神社 ^ Kanda Schrein, einer der bekanntesten Schreine in Tōkyō
  • Katsushika Hokusai 葛飾北斎 ^ 1760–1849; Maler und Zeichner. Bekanntester Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts
  • Kitano tenjin engi 北野天神縁起 ^ Schreinchronik des Kitano Tenman-gū, in dem der Hofadelige Sugawara no Michizane (845–903) verehrt wird; besonders ab dem 13. Jahrhundert in illustrierten Querbildrollen (emaki) abgefasst
  • Kitano Tenman-gū 北野天満宮 ^ Kitano Tenman Schrein (Kyōto); einer der beiden Hauptschreine des Sugawara no Michizane, gegr. 947
  • Konjaku monogatari 今昔物語 ^ „Geschichten aus alter und neuer Zeit“ (12. Jh.); umfangreiche Sammlung von Geschichten und Anekdoten, meist aus einem buddhistischen Kontext
  • kuchiyose 口寄せ ^ Geisterbeschwörung, wtl. „Herbeirufung des Mundes“
  • Kuroda Toshio 黒田俊雄 ^ 1923–1993; Historiker und Religionswissenschaftler
  • Minamoto no Yoshitsune 源義経 ^ 1159–1189; japanischer Feldherr und Halbbruder von Minamoto no Yoritomo
  • Nara 奈良 ^ Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō
  • Nihon ryōiki 日本霊異記 ^ „Wundersame Begebenheiten aus Japan“; buddhistische Legendensammlung von Kyōkai (Anfang 9. Jh.)
  • ^ traditionelles jap. Theater mit charakterstischem Tanz, Gesang und Masken; entwickelte sich im 14. Jh. aus dem volkstümlichen dengaku (Feld- oder Bauern-Theater) und avancierte zur repräsentativen Theaterform der Kriegerelite (bushi)
  • o-bake お化け ^ Gespenst, Geist; wtl. „Verwandeltes“
  • oni^ Dämon, „Teufel“; in sino-japanischer Aussprache (ki) ein allgemeiner Ausdruck für Geister
  • onryō 怨霊 ^ Rachegeist
  • Raijin 雷神 ^ Donnergott; auch Rai-ten
  • reikon 霊魂 ^ Geist, Seele
  • Samurai^ im Westen übliche Bezeichnung eines Mitgliedes der Krieger-Klasse des vorindustriellen Japans; in Japan schriftspr. bushi
  • setsuwa 説話 ^ Lehrerzählung, didaktische Anekdote; meist von buddh. Mönchen in Form umfangreicher Sammlungen kompiliert
  • shini shōzoku 死に装束 ^ Totengewand
  • Shoku Nihongi 続日本紀 ^ 2. offizielle Reichschronik (797), Nachfolger des Nihon shoki (Nihongi), daher der Name „Fortsetzung des Nihongi
  • sorei 祖霊 ^ Ahnenseele
  • Sugawara no Michizane 菅原道真 ^ 845–903, Heian-zeitl. Staatsmann und Gelehrter; posthum als Tenman Tenjin vergöttlicht, heute Gott der Gelehrsamkeit
  • Taiheiki 太平記 ^ Historisches Epos aus dem späten 14. Jh., behandelt den Konflikt zwischen Nördlichem und Südlichem Kaiserhof
  • Taira^ Kriegerfamilie, die im 12. Jh. um die pol. Vorherrschaft in Japan kämpfte; auch Heike
  • Taira no Masakado 平将門 ^ Heian-zeitlicher Rebel, ?–940
  • Taira no Tomomori 平知盛 ^ 1152–1185; Heerführer des Taira-Klans, Sohn des Taira no Kiyomori; starb in der Seeschlacht von Dan-no-ura
  • tamashii^ Geist, Seele
  • tengu 天狗 ^ wtl. Himmelshund; vogelartiger oder geflügelter Kobold, meist in den Bergen
  • Tenjin 天神 ^ wtl. „Himmelsgott“, s.a. Tenman Tenjin
  • Toriyama Sekien 鳥山石燕 ^ 1712–1788; Künstler und Gelehrter; vor allem bekannt für seine illustrierten Gespenster-Enzyklopädien
  • Tsukioka Yoshitoshi 月岡芳年 ^ 1839–1892; Maler; ukiyo-e-Küstler
  • ubume 産女 ^ weiblicher Totengeist (yūrei); Geist einer im Kindbett verstorbenen Mutter
  • Ueda Akinari 上田秋成 ^ 1734–1809; Schriftsteller und Gelehrter
  • Ugetsu monogatari 雨月物語 ^ „Geschichten unter dem Regenmond“ (1776); Sammlung neun übernatürlicher Erzählungen von Ueda Akinari
  • ukiyo-e 浮世絵 ^ „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit
  • yōkai 妖怪 ^ Fabelwesen, Geisterwesen, Gespenster
  • yūrei 幽霊 ^ Totengeist
Religion in JapanMythen
Diese Seite:

„Gespenster und Totengeister.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001