Die Ikonographie der kami
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Seit jeher nennt man die ein·heimi·schen Götter in Japan
Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
Der Begriff „kami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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. Doch was kami bewirken, wo sie sich auf·halten und wie sie aus·sehen, darüber lassen sich im Unter·schied zu bud·dhis·tischen Ge·stalten kaum ver·bindliche Aus·sagen fest·machen. Bildliche Dar·stel·lungen von kami in mensch·licher Gestalt sind aus alter Zeit allenfalls in stark stili·sierter Form bekannt. Erst der Ein·fluss der buddhisti·schen Kunst brachte es mit sich, dass kami als rea·listische Menschen dar·ge·stellt wurden. Aller·dings gab und gibt es viel weniger Bilder von kamis als von Buddhas.
Frühe Darstellungen
Es gibt eine Reihe rätselhafter Tonfiguren aus der Jōmon [Jōmon (jap.) 縄文 Jōmon-Zeit (bis ca. 300 v.u.Z.), jap. Urgeschichte; wtl. „Schnurmuster“, was sich auf die charakteristischen keramischen Ornamente dieser Zeit bezieht]-Zeit, die gerne als Götter·dar·stel·lungen gedeutet werden, doch scheint diese alter·tümliche Ikono·graphie mit der Kultur der Yayoi [Yayoi (jap.) 弥生 Yayoi-Zeit (ca. 300 v.u.Z. – 300 u.Z.); Zeit der Entwicklung des Reisanbaus]-Zeit (ca. 300 v.u.Z.–300 u.Z.) ein abruptes Ende gefunden zu haben.
Jōmon-Zeit, 2–3000 v.u.Z. Bildquelle: unbekannt.
Anthropomorphe (menschenähnliche) Darstellungen sind ab da offenbar nicht mehr zu finden. Selbst die bekannten Grabbeigaben der Hügelgräber-Zeit (haniwa [haniwa (jap.) 埴輪 frühgeschichtliche Grabbeigaben aus Ton, meist in Form einfacher Skulpturen]) bilden lediglich das Gefolge des verstorbenen Herrschers ab, aber keine Götter. Erst mit dem Aufkommen des Buddhismus wurden auch einheimische kami (wieder) in Menschengestalt repräsentiert, doch sind diese Darstellungen deutlich von kontinentalen Vorbildern geprägt.
Shintai
Das einzige, was sich in Ver·bindung mit Götter·dar·stel·lungen aus vor-bud·dhisti·scher Zeit bis heute er·halten hat, sind spezifisch ge·formte
heiliges Objekt eines Shintō-Schreins; wtl. „Gottkörper“
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(Gottkörper). Shintai stellen die Haupt·heilig·tümer shintō·istischer Schreine dar. Sie re·präsen·tieren jedoch streng ge·nommen nicht die Gott·heit selbst, sondern stellen ihren Aufent·halts·ort in dem jewei·ligen Schrein dar. Bevor dies der Fall ist, sind aufwändige Einladungszeremonien notwendig, um eine Gottheit in ein shintai „herabzurufen“. Danach wird das shintai im Schrein verwahrt und sollte möglichst von keinem Menschen, nicht einmal von den Priestern selbst, mehr angesehen werden. Typische shintai sind Spiegel, Schwert und Krumm·juwelen (
Krummjuwelen; archaischer Schmuck, Teil der Insignien des Tennō
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). Sie bilden auch die „drei göttlichen Schätze“, die — vor allem in früheren Zeiten — als Insignien der kaiserlichen Macht galten und so den Herr·schafts·an·spruch des
jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels
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legiti·mierten.
Laut alten Legenden sollen Dämonen, die sich selbst in einem Spiegel sehen, sterben.1 Spiegel schützen demnach vor unheilvollen Mächten. Doch zählten Spiegel nicht nur wegen ihrer magischen Wirkung zu den Reichsinsignien. Zur Zeit, als die ersten Schreine des heute bekannten Typs entstanden — aller Wahrscheinlichkeit nach in der kofun [kofun (jap.) 古墳 Hügelgrab der japanischen Frühzeit (ca. 300–700), wtl. „altes Grab“]-Zeit —, waren in Japan Bronzespiegel in Umlauf, die nicht im Land selbst hergestellt wurden, sondern zu den teuersten und prestigereichsten Importgegenständen aus China zählten. Spiegel symbolisierten also auch die als überlegen empfunden Zivilisation des Kontinents. Erst als die Kunst der Metallverarbeitung durch koreanische Einwanderer in Japan Verbreitung fand, stellte man eigene Bronzespiegel her, folgte aber stilistisch dem chinesischen Vorbild.
Ähnliches gilt für Schwerter, die in der Frühzeit oft kunstvoll verziert waren und offenbar eher der Repräsentation als dem Kampf dienten. Die ältesten japanischen Schriftzeugnisse finden sich auf solchen Schwertern aus dem 5. Jahrhundert. Krummjuwelen wiederum waren magische Objekte. Sie wurden in Ketten um den Hals getragen und bei shamanistischen Riten geschüttelt. Auch im frühgeschichtlichen Korea finden sich solche Krummjuwelen in großer Anzahl.
All diese Objekte, die einerseits als Reichsinsignien, andererseits shintai fungierten, haben einen unmittelbaren Bezug zu den Mythen der kaiserlichen Ahnengottheiten.2 Es gibt aber auch andere shintai, beispielsweise natürliche Steine oder in Einzelfällen sogar ganze Berge (vgl. Ōmiwa Jinja [Ōmiwa Jinja (jap.) 大神神社 Ōmiwa Schrein, auch Miwa Schrein, nahe Nara; einer der ältesten Schreine Japans]), die als „Wohnort“ von Schreingöttern dienen können. Manche Schreine verwenden heute Papier·opfer·gaben (gohei [gohei (jap.) 御幣 Papieropfergabe, Zickzack-Papier]) als shintai. Schließlich kamen auch bildliche Darstellungen zum Einsatz, obwohl natürlich auch diese nicht hergezeigt werden durften.
Shinzō
Kami, die in mensch·licher Form dar·gestellt werden, bezeichnet man als shinzō [shinzō (jap.) 神像 Bild oder Statue einer Shintō-Gottheit (kami)]. Die meisten shinzō haben nicht nur menschliche Züge, sie sind überdies wie Hof·adelige ge·kleidet und ähneln daher dem Adel der Zeit ihrer Entstehung. Das trifft schon auf die archaisch wirken·den Gott·heiten des
Matsunoo Schrein (auch: Matsuo Schrein), Kyōto; Hauptgottheiten: Ōyamakui und Nakatsushima-hime
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zu, die als die ältesten Beispiele figurativer kami-Dar·stel·lungen gelten.3
Die männliche Figur (u.r.) hielt ursprünglich eine Art Szepter (
Zeremonielles Zepter der Schreinpriester; trad. Emblem von Herrschern und Götterstatuen
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) in der Hand, das noch heute in Shintō-Zere·monien zum Einsatz kommt, ursprüng·lich aber ein Insignium welt·licher Herrscher war.
Heian-Zeit, 9. Jh. Bildquelle: Discover Kyoto.
Heian-Zeit, 9. Jh. Bildquelle: unbekannt.
Es ist sicher kein Zufall, dass die ältesten erhaltenen kami-Skulpturen aus einem Schrein stammen, der ursprünglich der Ahnenverehrung der aus China oder Korea eingewanderten Sippe der Hata [Hata-uji (jap.) 秦氏 Familienklan des japanischen Altertums mit kontinentalen Wurzeln; der Name schreibt sich mit den gleichen Zeichen wie die chinesische Qin Dynastie (778–207 v.u.Z.) und war von jeher sowohl in China als auch in Korea ein häufiger Familiennamen] diente. Diese Statuen wurden höchst wahrscheinlich von buddhistischen Bildhauern angefertigt, die ihrerseits zunächst aus Korea kamen. Dies ist ein weiterer Hinweis auf die zahlreichen kontinentalen Einflüsse, die insbesondere den frühen kami-Kult bei Hof prägten.
Multiple Identitäten
Was die kami-Ikono·graphie verwirrend macht, ist unter anderem die Tatsache, dass es oft gar nicht leicht zu er·kennen ist, welcher Gott in einem bestimmten Schrein verehrt wird. Größere Schrein·an·lagen bestehen immer aus mehreren Einzel·schreinen, die ver·schiedenen Gott·heiten geweiht sind. Selbst in der Haupt·halle eines Schrein können mehrere Gott·heiten zu Hause sein oder es existieren mehrere gleich·rangige Haupt·hallen nebeneinander. Dies ist wohl mit ein Grund, warum Schreine in Japan häufig unter ihrem Orts·namen, nicht unter dem Namen ihrer Gott·heit bekannt sind. In früherer Zeit wurde dieser Orts·name sogar mit eigenen Gottes-Titeln versehen. Die ver·schiedenen Gott·heiten eines Schreins wurden also auch als eine einzige multiple Gott·heit aufgefasst.
Beispiel Kasuga
Muromachi Zeit, 14. Jh. Nara National Museum.
Der
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Geographische Lage
Schrein in
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Geographische Lage
ist ein besonders an·schau·liches Beispiel für multiple Gott·heiten. Er wurde als Ahnen·schrein der mächtigen Adels·familie
mächtigste Adelsfamilie im jap. Altertum
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gegründet und birgt vier Haupt·gott·heiten, die von den Fujiwara als ihre Vor·fahren erachtet wurden. Im Mittel·alter taucht neben den vier einzelnen Namen aber auch die Gott·heit Kasuga
kami-Titel, wtl. Große Leuchtende Gottheit
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auf. Kasuga Daimyōjin wird zwar als Einzel·gott·heit verstanden und sogar ab·gebildet, ersetzt die ein·zelnen kami in Kasuga aber nicht rest·los, sondern fasst sie zu einer Art kollektiven Super·gottheit zusammen.
Es gibt darüber hinaus auch einige nam·hafte Zweig·schreine des Kasuga Schreins, etwa den
Yoshida Schrein, Kyōto; 859 als Zweigschrein des Kasuga Taisha gegründet; ursprünglich Ahnenschrein der Fujiwara; später Zentrum des Yoshida Shintō
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Geographische Lage
in Kyōto. Auch er war ur·sprüng·lich ein Ahnen·schrein der Fujiwara und diente der Ver·ehrung des gleichen Ensembles von vier Göttern. Später wurden auch diese Gott·heiten zu einer einzigen ver·schmolzen, die diesmal den Namen Yoshida Daimyōjin erhielt. Die einzelnen Ahnen·götter waren zwar die gleichen wie im Kasuga Schrein, als Ensemble an einem anderen Ort bildeten sie aber eine neue Gottheit.
Der mühelose Wechsel von Einzahl und Mehrzahl und das Ver·schmelzen von mehreren Einzel·figuren zu einer einzigen wird wahr·schein·lich jedem, der mit japa·nischen Manga vertraut ist, bekannt vor·kommen. Auch hier vereinigen sich Einzel·figuren zu einem Superhelden, um sich nach ge·mein·samen Kampf wieder zu individua·lisieren. Kann es sein, dass dieser fließende Über·gang von einzel·per·sön·lichen und kollek·tiven Identi·täten etwas mit der Be·deutung der Gruppe in der japa·nischen Ge·sell·schaft zu tun hat? Oder erleichtert die Tat·sache, dass es im Japa·nischen keinen gramma·tikalischen Unter·schied zwischen Singular und Plural gibt, derartige Vor·stellungen?
Amaterasu
In der japa·nischen Mytholo·gie fällt auf, dass weib·lichen Figuren eine wichtige, manch·mal sogar führende Rolle zukommt. Prominen·testes Bei·spiel ist natürlich die Sonnen·gott·heit
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, aber auch die mythische Kaiserin
mytholog. Herrscherin; Witwe des 14. Tennō, Chūai, und Mutter des Ōjin Tennō
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führt zu ihrer Zeit das Zepter über eine ganze Nation. Zur Zeit der Ab·fassung der Mythen waren weibliche Tennō tat·säch·lich keine Selten·heit. Im Laufe des japanischen Alter·tums scheint die Stellung der Frau jedoch schwächer ge·worden zu sein. Das wirkte sich auch in der Welt der Götter aus. Offen·bar tat man sich immer schwerer damit, die wichtigste Ahnen·gott·heit des Tennō in weiblicher Gestalt zu ver·ehren. Auf den seltenen Dar·stel·lungen aus dem Mittel·alter erscheint Amaterasu daher meist als Mann. Noch in der frühen
Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
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-Zeit herrschte die Dar·stel·lung von Amaterasu als Jüngling vor. In dieser Zeit wurde der Name Amaterasu Ōmikami im übrigen sino-japanisch
sinojap. Lesung von Amaterasu Ōmikami
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aus·ge·sprochen.4
Erst später, als unter dem Einfluss der
„Lehre des Landes“, Nationale Schule, Nativismus; in der Edo-Zeit entstandene Gelehrtentradition, die ihren Fokus auf das nationale Erbe Japans richtete
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-Gelehrten der ein·heimische Mythos wieder deutlicher ins all·gemeine Bewusst·sein trat, etablierte sich die heute gängige Form, wie sie etwa auf dem Holz·schnitt rechts zu sehen ist.
Werk von Utagawa Kunisada (1786–1865). Edo-Zeit, 1857. Fuji Arts.
Ganz all·gemein kann man aus diesen Beispielen schließen, dass die persönliche Identität einer Schrein·gott·heit wesentlich variabler ist als man aus der Sicht einer mono·theistischen Religion vermuten würde. In vielen Fällen werden Schreine daher mit ihrem Orts·namen identifiziert. Selbst der Haupt·schrein von Amaterasu, der Ahnen·schrein des Tennō in
vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū
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Geographische Lage
wird nicht als „Amaterasu Schrein“ sondern als „Götter·palast von Ise“ (
kaiserlicher Ahnenschrein (wtl. Götterpalast) von Ise, Präfektur Mie, bestehend aus den Anlagen Gekū und Naikū
Der Begriff „Ise Jingū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) bezeichnet. Dass die verehrte Gott·heit Amaterasu heißt, mag in diesem Fall noch all·ge·mein bekannt sein. Aber welche Gott·heit ihren Sitz im eben·so populären
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hat, ist selbst in Japan weithin un·bekannt. Man besucht die be·rühmten Schreine von
Tempel-Schreinanlage im Norden der Kantō-Ebene, Präf. Tochigi; beherbergt u.a. den Tōshō-gū Schrein
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oder
Schreininsel nahe Hiroshima; s.a. Itsukushima Schrein
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und bringt ihren Gott·heiten den ge·bührenden Respekt ent·gegen, aber man spricht immer nur vom Orts·namen dieser Schreine, kaum je von der dort ver·ehrten Gott·heit. Aus·nahmen stellen
Shintō-Gottheit, Ahnengottheit des Tennō und des Kriegeradels; auch „Yawata“ ausgesprochen
Der Begriff „Hachiman“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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-,
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- und
wtl. „Himmelsgott“, s.a. Tenman Tenjin
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-Schreine (s. Bekannte Schreine) dar. Interes·santer·weise sind all dies Gott·heiten, die erst in histori·scher Zeit und unter bud·dhis·tischem Einfluss ent·standen sind.
Buddhistische kami
Obwohl wie ein bud·dhisti·scher Mönch gekleidet, ist auch die Figur rechts ein kami. Es ist
Shintō-Gottheit, Ahnengottheit des Tennō und des Kriegeradels; auch „Yawata“ ausgesprochen
Der Begriff „Hachiman“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, ein Gott, der ur·sprüng·lich von der West·insel Kyūshū stammt aber bereits seit der
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-Zeit (710–784) landes·weit ver·ehrt wurde. Der Hachiman-Glaube wurde be·sonders vom Buddhis·mus gefördert, denn Hachiman wurde als einer der ersten kami in das buddhis·tische Pantheon integriert und als zum Bud·dhis·mus bekehrte Gott·heit angesehen. Um das Jahr 800 erhielt Hachiman den Titel
Bodhisattva, buddhistische Heilsgestalt
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(
„Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)
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) und wurde ab da meist in Mönchs·tracht dar·ge·stellt. In späterer Zeit wurde Hachiman aber auch als Schutz·patron des Krieger·standes verehrt. In dieser Funktion wird er als weltlicher Herrscher gezeigt. Somit scheint es, als ob Hachiman rück·wirkend wieder in den Laien·stand ver·setzt worden wäre. Tatsächlich weiß die Hachiman Legende jedoch von ver·schie·denen Exis·tenzen dieser Gottheit im (buddhistischen) Zyklus der Wieder·geburten zu berichten. Daher bezieht sich die weltliche Dar·stellung auf jene Existenz, als Hachiman in Gestalt des
auch Homuda Wake 誉田別; mytholog. Herrscher, offiziell der 15. Tennō; trad. Lebensdaten: 200–310, r. 270–310
Der Begriff „Ōjin Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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auf Erden wandelte. Dieser Gestalten·reich·tum erklärt wahr·scheinlich auch Hachi·mans flexible Ein·satz·fähigkeit. Noch heute ist er einer der popu·lärsten kami Japans. (Siehe auch: Hachiman Schreine.)
Hachi·man war jedoch nicht der einzige einhei·mische Gott, der im Laufe der japa·nischen Religions·ge·schichte in den Dienst des Bud·dhis·mus trat. Viel·mehr wurden im Grunde sämt·liche kami früher oder später in das bud·dhis·tische Pantheon integriert und als Schutz·gott·heit des Buddhis·mus oder als Inkarna·tion einzelner Buddhas oder Bodhi·sattvas aufgefasst. (Mehr dazu im Kapitel „Geschichte“, Honji-suijaku.) Besonders deutlich ist dies auf den Mandalas von kami-Schreinen zu erkennen.
Schrein Mandalas
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Ab der
Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)
Der Begriff „Kamakura“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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-Zeit (13. Jh.) findet man japa·nische Gott·heiten auch auf sog. Mandalas (jp.
Der Begriff „mandara“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) dar·ge·stellt. Es handelt sich dabei aber meist nicht um die abstrakten geo·metrischen Strukturen, die wir von den klassischen
„Kreis“, schematische Darstellung der kosmischen Ordnung (jap. mandara 曼荼羅)
Der Begriff „mandala“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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des Buddhis·mus kennen. Vielmehr scheinen die ver·gleichs·weise freien Dar·stel·lungen buddhisti·scher Paradiese, die ebenfalls als Mandalas be·zeichnet wurden, für die Schrein Mandalas Pate gestanden zu haben.
Auf den Mandalas berühmter Schreine sieht man kami häufig paarweise mit
Der Begriff „Buddha“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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abgebildet. Diese Dar·stel·lung ist Aus·druck einer be·stimmten Auf·fassung vom Ver·hältnis zwischen Buddhas und kami, die von der
auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
Der Begriff „Heian“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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-Zeit bis zum Beginn der
posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt
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-Zeit gängig war: Buddhas wurden als „Urform“ (jap.
Der Begriff „honji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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), kami als deren „Spur“ (
wtl. kami-Spur (eines Buddha); buddh. Bezeichnung für → kami
Der Begriff „suijaku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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), d.h. als sekundäre Er·scheinungs·form angesehen. Jede einzelne Gott·heit war demnach die Inkarna·tion eines bestimmten Buddhas. Diese Ver·mischung von bud·dhis·tischer und ein·heimischer Ikono·graphie stellte bis zur Meiji-Zeit kaum ein Problem dar. Man war lediglich unter·schied·licher An·sicht, welcher kami zu welchem Buddha ge·hörte. Die Schrein Mandalas dienten u.a. dazu, die spezifi·sche Inter·pre·ta·tion be·stimmter kami und ihrer Urformen zu illustrierten.
Verweise
Fußnoten
- ↑ Siehe z.B. Hitachi no kuni fudoki (8. Jh.), Aoki 1997, S. 68.
- ↑ Im Inneren Schrein von Ise [Ise (jap.) 伊勢 vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū] soll ein Spiegel aufbewahrt werden, den die Sonnengottheit ihrem Enkel Ninigi [Ninigi (jap.) 瓊瓊杵 mytholog. Gottheit, Enkel Amaterasus] mitgab, als er zur Erde herabstieg, um hier die Herrschaft zu übernehmen. In diesem Spiegel sollte Ninigi das Ebenbild seiner göttlichen Großmutter erblicken. Erst unter dem elften Tennō Suinin Tennō [Suinin Tennō (jap.) 垂仁天皇 11. kaiserl. Herrscher Japans, leg. Regiergungszeit 29 v.–70 n.u.Z.] wurde der Spiegel aus dem Palast in den zu diesem Zweck errichteten Ise Schrein überführt. Das Schwert der Reichsinsignien geht wiederum auf Susanoo [Susanoo (jap.) 須佐之男/素戔男 mytholog. Gottheit; Trickster-Gott, Sturmgott, Mondgott; Bruder der Amaterasu] zurück. Es wurde den mythologischen Chroniken zufolge ebenfalls in Ise eingeschreint, fand aber später auf Umwegen in den Schrein von Atsuta [Atsuta Jingū (jap.) 熱田神宮 wichtigster und ältester Schrein in Nagoya] (heute Nagoya). Schließlich treten die Krummjuwelen in einem berühmten Wettstreit zwischen Amaterasu und Susanoo als „Waffen“ der Amaterasu in Erscheinung. Dies deutet darauf hin, dass sie als magische Instrumente von von Shamaninnen und Priester-Königinnen verwendet wurden.
- ↑ Im Matsunoo Schrein werden seit alters her zwei Gottheiten, der männliche Ōyamakui [Ōyamakui (jap.) 大山咋神 mythologische Berggottheit, in den Schreinen Hie Taisha (Hiyoshi) und Matsunoo Taisha verehrt; wtl. „Großer Berg-Pfahl“] und die weibliche Nakatsushima-hime (deren Spur zum Munakata Taisha [Munakata Taisha (jap.) 宗像大社 Großschrein von Munakata, Kyūshū; besteht aus drei isolierten Teil-Schreinen — Hetsumiya, Nakatsumiya und Okitsumiya — von denen sich die beiden letzteren auf kleinen Inseln befinden; alle drei sind einem Ensemble von weiblichen Meeresgöttinnen geweiht] in Kyūshū führt) verehrt. Was die Zuordnung dieser Gottheiten zu den Figuren des Matsunoo Schreins erschwert, ist die Tatsache, dass die Skulpturengruppe aus drei Figuren besteht, einem älteren Mann, einer Frau und einem jungen Mann. Daher ist die Identität der Figuren ungewiss.
- ↑ Während japanische Originalquellen aufgrund der kanji [kanji (jap.) 漢字 chin. Schriftzeichen im japanischen Schriftsystem]-Schreibung oft keinen Hinweis auf die Aussprache enthalten, findet sich ein Beleg für die geläufige Aussprache „Tenshō Daijin“ unter anderem in den berühmten Japan-Beschreibungen von Engelbert Kaempfer [Kaempfer, Engelbert (west.) 1651–1716; deutscher Arzt und Naturforscher, Japanreisender (1790–1792); Autor einer detaillierten Japanbeschreibung] aus dem späten 16. Jahrhundert. In Kaempfers zunächst auf Englisch erschienenem Reisebericht heißt es: „Tensio Dai Sin is the supreme of all the Gods of the Japanese, and acknowledg'd as Patron and Protector of the whole Empire.“ (Nach Engelbert Kaempfer: The History of Japan, London 1727, S. 222.) An anderer Stelle wird Tenshō Daijin als ältester Sohn Izanagi [Izanagi (jap.) 伊耶那岐/伊奘諾 Göttervater; auch Izanaki (ki hier männliche Endung); Bruder und Mann von Izanami]s dargestellt (ibid. S. 144). Diese Angaben beruhen wahrscheinlich auf den Auskünften von Kaempfers Informanten, nicht auf eigenen Irrtümern.
Literatur
Bilder
- ^ Matsunoo dansei.jpg
- ^ Weibliche Gottheit des Matsunoo Taisha. Zählt zu den ältesten kami-Skulpturen Japans. Möglicherweise identisch mit den Gottheiten von Munakata Taisha und Itsukushima. Die Statue zählt zu den ältesten erhaltenen Exemplaren naturalistischer kami-Darstellungen (shinzō).
Heian-Zeit, 9. Jh. Bildquelle: unbekannt. - ^ Auf den Hirschen sind die Götter von Kashima und Katori zu sehen, die sich von der östlichen Kantō-Region auf den Weg zum Kasuga Schrein in Nara machen. Unter ihnen sind zwei Angehörige der Fujiwara Familie zu sehen, welche die Götter begleiteten und in Nara zu Priestern des Kasuga Schreins wurden. Die Legende erzählt genau genommen nur davon, dass Takemikazuchi, der Gott von Kashima, in den Jahren 766–68 auf diese Weise nach Nara übersiedelte, doch da der Kashima Schrein in der Nähe des Katori Schreins liegt und dessen Gottheit Futsunushi auch zu den Göttern des Kasuga Schreins zählt, war es für die mittelalterlichen Künstler offenbar logisch, dass sie die Reise gemeinsam antraten.
Muromachi Zeit, 14. Jh. Nara National Museum. - ^ Männlicher Amaterasu in einer mittelalterlichen Darstellung.
Bildquelle: unbekannt.
- ^ Die Darstellung stammt aus einem Tryptichon mit dem Titel „Ursprung des Tanzes vor der Felsenhöhle“ (Iwato kagura no kigen). Dieser Tanz stellt die mythologische Szene nach, in der Amaterasu durch den Tanz von Ame no Uzume aus ihrer Felsenhöhle gelockt wird. Solche kagura-Tänze werden auch heute noch häufig aufgeführt. In der Darstellung ist deutlich die Kabuki-artige Schminke der Darsteller zu erkennen. (Siehe auch Amaterasu tritt aus der Felsenhöhle.)
Werk von Utagawa Kunisada (1786–1865). Edo-Zeit, 1857. Fuji Arts. - ^ Die Gottheit Hachiman als weltlicher Herrscher in höfischer Tracht
Werk von Kyōkaku. 1326. Bildquelle: Victor Harris, Shintō (Tōkyō: Seikandō bunko, 2001), S. 145. - ^ Der Yasumigaoka Schrein befindet sich innerhalb des buddhistischen Tempels Yakushi-ji. Hachiman fungiert dort als Schutzgottheit (chinjujin) des Buddhismus.
Heian-Zeit, späteres 9. Jh. Bildquelle: unbekannt.
Glossar
- Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व ^ „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)
- ichiboku-zukuri 一木造 ^ wtl. ein Holz-Stil; aus einem Holzblock geschnitzte Plastik; Gegenstück zu yosegi-zukuri
- Matsunoo Taisha 松尾大社 ^ Matsunoo Schrein (auch: Matsuo Schrein), Kyōto; Hauptgottheiten: Ōyamakui und Nakatsushima-hime
- Nikkō 日光 ^ Tempel-Schreinanlage im Norden der Kantō-Ebene, Präf. Tochigi; beherbergt u.a. den Tōshō-gū Schrein
- Ōjin Tennō 応神天皇 ^ auch Homuda Wake 誉田別; mytholog. Herrscher, offiziell der 15. Tennō; trad. Lebensdaten: 200–310, r. 270–310
- yosegi-zukuri 寄木造 ^ wtl. zusammengefügte Hölzer; aus zwei oder mehreren Holzblöcken gefertigte Plastik; Gegenstück zu ichiboku-zukuri
- Yoshida Jinja 吉田神社 ^ Yoshida Schrein, Kyōto; 859 als Zweigschrein des Kasuga Taisha gegründet; ursprünglich Ahnenschrein der Fujiwara; später Zentrum des Yoshida Shintō
Religion in Japan, Inhalt
- 一 Grundbegriffe
- 二 Bauten
- 五 Mythen
- Einleitung
- Mythologie:
- Götter des Himmels
- Götter der Erde
- Jenseits:
- Jenseits
- Geister:
- Totengeister
- Dämonen
- Tiere:
- Imaginäre Tiere
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- 六 Geschichte
- Einleitung
- Altertum:
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- Heian-Zeit
- Saichō
- Kūkai
- Honji suijaku
- Mittelalter:
- Kamakura-Zeit
- Amidismus
- Zen Buddhismus
- Nichiren Buddhismus
- Mittelalterl. Shintō
- Frühe Neuzeit:
- Reichseinigung
- Christentum
- Terauke-System
- Neo-Konfuzianismus
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- Moderne und Gegenwart:
- Bakumatsu-Zeit
- Staatsshintō
- Neue Religionen
- 七 Essays
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- Buddhismus, Asien:
- Arhats in China und Japan
- Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus
- Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott
- Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins
- Lokale Vorstellungen, Japan:
- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
- Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult
- Hundert Geschichten: Horrorklassiker aus der Edo-Zeit
- Religion und Politik:
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„Die Ikonographie der kami.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001