Paradiese und Reine Länder
Paradies heißt auf japanisch gokuraku, wtl. „höchstes Glück“. Wer gokuraku sagt, denkt als allererstes an das Reine Land (jōdo) des Buddha Amitabha (jap. Amida). Es ist eine Art Vorstufe des Nirvana, und wer nach seinem Tod in dieses Reine Land hinübergeboren wird, hat bereits den Fuß in der Tür zur endgültigen Erlösung. Keine karmische Macht kann ihn mehr zur Wiedergeburt in einem der Sechs Wege zwingen. Nach den Vorstellungen der Amidisten ist es nicht einmal notwendig, im irdischen Leben die Erleuchtung zu erfahren. Wenn man nur im aufrichtigen Glauben an Amidas mildtätige Kraft stirbt, ist einem die Geburt im Reinen Land sicher. Um diese Vorstellung haben sich im japanischen Mittelalter verschiedene Richtungen gebildet, die auch heute noch einen beträchtlichen Teil des japanischen Buddhismus darstellen.
Amidas Reines Land


© Historisches Museum der Stadt Fukui
Amidas Paradies wird in den wichtigsten kanonischen Texten des Buddhismus vom Reinen Land, den Drei Amida Sutren, detailliert beschrieben. In Japan wurde dieses Motiv auch bildlich dargestellt, und zwar in Form des sogenannten Taima mandara. Auf diesem mandala nimmt Amida, flankiert von den Bodhisattvas Seishi Bosatsu und Kannon die zentrale Position ein. Die Dreiergruppe sitzt in einer weitläufigen Palastanlage, die von einer Unzahl himmlischer Wesen bevölkert ist. Im Vordergrund ist zu sehen, wie eben verstorbene Gläubige im Reinen Land empfangen werden.


Wikimedia Commons
Eine weitere Variante von Paradiesbildern zeigt, wie Amida hinter hohen Bergen hervortritt, um die Gläubigen zu empfangen (s.o.). Der Blick auf das Paradies bleibt dabei durch die Berge verstellt.
Andere Paradiese
Der Glaube an Amidas Reines Land (skt. Sukhavati) ist im gesamten Mahayana Buddhismus — z.B. in China und Tibet — verbreitet. Darüber hinaus gibt es aber noch andere Reine Länder oder paradiesische Vorstufen des Nirvana, die anderen Buddhas zugeordnet sind. Gegenüber Amidas Reinem Land nehmen diese Paradiese aber einen untergeordneten Rang ein. Dass sich eine eigene Schulrichtung ganz auf die Hoffnung konzentriert im Reinen Land wiedergeboren zu werden, ist ein Spezifikum des japanischen Buddhismus (s. dazu Kap. Geschichte, Amidismus: Der Buddhismus des Reinen Landes).
Verweise
Verwandte Themen
Internetquellen
- The Taima Mandala, Inagaki Hisao (en.)
Teil der informativen Website Amida Net.
Literatur
Bilder
Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite:
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Das Taima mandara stellt des Buddhas Amida Reines Land dar. 1721
© Historisches Museum der Stadt Fukui
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Das Bild zeigt „Amida, der die Berge überschreitet“. Er tut dies, um einem Sterbenden entgegenzugehen und ihn in sein Reines Land zu geleiten. Dieses Motiv ist in den Amida-Darstellungen der Kamakura-Zeit besonders häufig anzutreffen. Kamakura-Zeit, 13. Jh.
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Glossar
Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite:
- Kannon Bosatsu 観音菩薩 ^ Bodhisattva Avalokiteshvara, wtl. „der den Klang der Welt erhört“; „Bodhisattva des Mitleids“; s.a. Kannon, Guanyin;
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Diese Seite:
„Paradiese und Reine Länder.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001