Mythen/Daemonen/Tengu
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Tengu und Oni
Wie bereits erwähnt, lässt sich die Welt des Über·sinn·lichen in Japan grob in Toten·geis·ter (
Totengeist
Der Begriff „yūrei“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) und Fabel·wesen (
Fabelwesen, Geisterwesen, Gespenster
Der Begriff „yōkai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) unter·teilen. Beide Gruppen unter·scheiden sich insoferne von etab·lier·ten „Göt·tern“ (
Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
Der Begriff „kami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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-Gottheiten oder buddhis·tische Manifes·tationen), als sie sich gegen·über der mensch·lichen Ge·sell·schaft auf der gleichen hierarchischen Ebene be·fin·den. Sie mögen zwar einige Fähig·keiten besit·zen, die Men·schen nicht haben, treten aber für ge·wöhn·lich nicht als Herr·scher über die Men·schen, sondern eher als Kon·kur·ren·ten auf. Sie begeh·ren men·schliche Güter, füh·len sich von mensch·licher Schön·heit kör·per·lich ange·zogen und sind in manchen Fällen sogar bereit, be·stim·mten Men·schen zu dienen. Aller·dings sind die Gren·zen zur Welt der Götter fließend. Beson·ders mäch·tige Figuren aus der Welt des Über·sinnlichen können gott·ähnliche Ver·ehrung genießen oder als Boten zwischen Göttern und Menschen fun·gieren. Auf dieser Seite wird auf zwei Gruppen von Fabel·wesen näher ein·gegan·gen, näm·lich auf tengu und oni.
Tengu
Japanische
wtl. Himmelshund; vogelartiger oder geflügelter Kobold, meist in den Bergen
Der Begriff „tengu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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treten in zwei Hauptvarian·ten auf: Lang·nasen-Tengu und Krähen Tengu. Beide besit·zen einen men·schlichen Körper und können fliegen, bzw. sich augen·blick·lich von einem Ort zum anderen „beamen“. Für ge·wöhn·lich tragen auch beide Arten von Tengu die traditionelle Tracht der Bergas·keten (
Der Begriff „yamabushi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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), mit denen sie eine ge·mein·same Begabung für magische Künste ver·bin·det. Ähnlich wie die yamabushi sind Tengu immer eher un·heim·lich, dabei aber nicht not·wen·diger·weise böse oder arglistig.
Langnasen Tengu
Langnasen-Tengu werden auf Japanisch oft als Groß-Tengu, Krähen Tengu da·gegen als Klein-Tengu be·zeich·net. Lang·nasen Tengu scheinen dem·nach eine höhere Kaste inner·halb der Tengu-Gesellschaft zu bilden. Was als erstes an ihnen auf·fällt, ist die phal·lische Form ihrer Nase. Dass diese in der Tat sexuelle Assoziationen weckte, lässt sich u.a. an Shunga-Bildern der Edo-Zeit erken·nen, doch wird diese Assoziation im ja·pa·nischen Kontext nicht als obszön empfun·den. Ähnlich wie im Fall des Glücksgot·tes
Glücksgott, Gott des Langen Lebens
Der Begriff „Fukurokuju“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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wird der Phallus eher als Symbol der Frucht·bar·keit oder all·gemein des Glücks ver·stan·den. Auf·grund dieser Logik waren Phallus-Kulte und phal·lische religiöse Sym·bolis·men im vor·moder·nen Japan weit verbreitet.
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Die lange Nase und das rote Gesicht des Tengu legen weiter die Ver·mutung nahe, dass sich seine Ge·stalt auf das Bild der Europäer in Japan zurück·füh·ren lässt. Doch gab es den lang·nasigen Tengu bereits vor dem 16. Jh., als es in Japan zur inten·siven Kon·takt·nahme mit europäischen Händlern und Mis·sionaren kam. Mög·licher·weise wurden die Langnasen-Tengu aber dem Er·scheinungs·bild der „südlichen Barbaren“ (wie die Europäer in der
Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
-Zeit genannt wurden) angepasst.
Schließlich könnte die Nase der Tengu auch einfach aus dem Schnabel ent·stan·den sein, mit dem die frühes·ten Tengu-Ge·stal·ten aus·gestat·tet sind und der wiederum mit ihren Flug·kün·sten in Ver·bin·dung steht.
Krähen-Tengu
Vorlage:Galerie1 In Indien gibt es die Gestalt des Vogelmenschen Garuda, die mit dem Bud·dhis·mus auch in Japan bekannt wurde. Garudas sind halb gött·liche, halb tierische Wesen mit großen Zauber·kräf·ten, ähnlich den Schlan·gen (in Indien als Naga-Gottheiten verehrt), mit denen sie eine er·bit·terte Feindschaft ver·bin·det. Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Mythen/Daemonen/Tengu.
In der ältesten Theaterkunst Japans, dem höfischen Gigaku, werden u.a. Garuda Masken (jap.
) ver·wen·det. Nach·dem diese durch·aus Ähnlich·keiten mit späteren Tengu-Dar·stel·lun·gen haben, ist es denkbar, dass zwischen diesen Fabel·wesen ein Zu·sam·men·hang besteht. Frühe bildliche Tengu-Dar·stel·lun·gen (etwa die des diabolischen Zegai-bō, unten Mitte) zeigen jeden·falls einen Krähen-Tengu. Erst später setzte sich dagegen die Auf·fas·sung durch, dass nur die min·deren Tengu vogel·gestal·tig seien. Gleich·zeitig sollen alle Tengu aus Eiern schlüp·fen.
Wortbedeutung
Tengu bedeutet wtl. „Himmelshund“, doch mit Hunden haben diese geflügel·ten Wesen wenig zu tun. Die Be·zeich·nung leitet sich vom Chinesischen tiangou ab und bezog sich ur·sprüng·lich auf uner·klär·liche Him·mels·er·schei·nun·gen wie z.B. Kometen oder Son·nen·fin·ster·nisse, die einem schwar·zen „Him·melshund“ zu·ge·schrieben wur·den. In dieser Bedeutung findet sich der Begriff tengu auch schon im japanischen
Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
Der Begriff „Nihon shoki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(720). Tengu mit den heute bekannten Charak·teris·tika treten aller·dings erst Ende der
auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
Der Begriff „Heian“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
-Zeit in Er·schei·nung. Wie sich die Transfor·mation des chinesischen Him·melshun·des in diese spezifisch ja·pa·nische Gestalt vollzog, ist weit·gehend un·klar. Zweifel·los haben auch Mythen- und Sagen·motive , die ur·sprüng·lich nichts mit dem chinesischen tiangou zu tun hatten, zu seiner Entstehung beigetragen.
Tengu und Mönche
Tengu gehören nicht allein ins Reich der Märchen und Sagen, son·dern spielen auch in religiösen Legen·den eine wich·tige Rolle. Die frühes·ten Tengu Legen·den aus dem
„Geschichten aus alter und neuer Zeit“ (12. Jh.); umfangreiche Sammlung von Geschichten und Anekdoten, meist aus einem buddhistischen Kontext
Der Begriff „Konjaku monogatari“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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han·deln zumeist von bud·dhis·tischen Mönchen, die vom rechten Weg ab·kom·men um schließ·lich zu Tengu zu werden, oder von Tengu, die ver·suchen Mönche vom rich·tigen Weg ab·zu·brin·gen. In anderen Quel·len, etwa dem Tengu zōshi (1296), er·scheint die Exis·tenz eines Tengu als kar·mische Kon·sequenz über·mäßiger klerikaler Arroganz. Tengu reflek·tieren somit ein ambivalen·tes Bild des bud·dhis·tischen Klerus und bilden beson·ders in der Blüte·zeit des japanischen Buddhis·mus, im Mit·telal·ter, eine Projek·tions·fläche für die Kritik am buddhis·tischen Mönchs·stand. Es gibt aber auch Legen·den von Adeligen und Kaisern, die auf·grund ihres Hoch·muts als Tengu enden.
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Im Lauf der Zeit festigte sich die Assozitiation der Tengu mit den be·reits erwähn·ten
Der Begriff „yamabushi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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. In vielen Legen·den ist die Trenn·linie zwischen diesen stets ein wenig un·heim·lichen Bergas·keten und den Tengu kaum zu ziehen. Seit der Edo-Zeit werden die Tengu üb·licher·weise auch in der Tracht der yamabushi, er·kenn·bar an der charak·teris·tischen Kopf·be·deckung, dar·ge·stellt. Durch die Assoziation mit den yamabushi rückte offen·bar die Iden·tifikation von Tengu und hoch·ran·gigen Klerikern in den Hin·ter·grund. Dagegen können yamabushi-artige Tengu auch positive Züge an·neh·men, vor allem dann, wenn sie analog zu den Bergas·keten als tüch·tige Käm·pfer und Meister der Kriegskünste auf·treten. So soll etwa einer der be·rühm·tes·ten japanischen Helden, Minamoto no Yoshitsune, in seiner Jugend die Kunst des Schwertkam·pfes von einem Tengu namens Sōjōbō er·lernt haben. Der Namen bedeutet wörtlich nichts anderes als „Abt-Mönch“ und es mag sein, dass eine Art yamabushi den his·torischen Kern dieser Legende bildet.
Tengu-artige Gottheiten
Immer wieder stößt man in Tempeln und Schreinen auf Tengu Abbildungen. Im all·ge·meinen han·delt es sich bei der·artigen religiösen Gebäuden um Kult·stät·ten des
Der Begriff „Shugendō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, des spezifischen Kults der yamabushi. Die yamabushi wurden also nicht nur mit Tengu assoziiert, sie ver·ehrten ihrer·seits auch Gottheiten in Tengu-Gestalt.
Izuna Gongen
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Der
Berg Takao, rel. Zentrum im Westen Tōkyōs
Der Begriff „Takao-san“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
, ein Berg am östlichen Stadtrand Tokyos, ist eines dieser tradi·tionel·len Zentren des Shugendō. Es gibt hier sowohl einen Tempel als auch einen Schrein, in dem die Gottheit
Der Begriff „Izuna Gongen“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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verehrt wird.
Bildquelle: Informationsbroschüre des Takao-san
Izuna Gongen erscheint auf den Talismanen (
Amulett oder Talisman in Gestalt eines symbolischen Zeichens, meist aus Papier; auch shinsatsu; das Zeichen 札 kann auch „Geldschein“ bedeuten, wird dann aber sinojap. satsu ausgesprochen;
Der Begriff „o-fuda“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) von Takao in Gestalt eines Karasu Tengu, der auf einem weißen Fuchs reitet. Schwert, Schild und Flam·men·nim·bus erin·nern an
Der Begriff „Fudō Myōō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, der ja tat·säch·lich auch im Shugendō eine zen·trale Rolle spielt. Zu·dem deutet das fuchs·artige Reit·tier (das in der japanischen Folklore übrigens auch unter dem Namen Izuna auf·taucht) auf eine Ver·bin·dung mit Inari/ Dakini hin. Ver·schiedene esoterische Gott·heiten wurden also mit der Ges·talt des Tengu zu einer neuen Gottheit ver·schmol·zen. Ganz ähnliche kombi·nierte Gott·heiten finden sich im Shugendō auch unter anderen Namen, etwa unter der Be·zeich·nung Akiba Gongen (s. Abb. rechts). Viele dieser Shugen·dō-Götter standen im übrigen mit Schulen der Kriegs·künste und magischen Kampf·tech·niken in Ver·bin·dung, die wiederum von den yamabushi betrieben wurden.
Sarutahiko
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In den alten Mythen begegnen wir der Gottheit
Der Begriff „Sarutahiko“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, einem wilden Gesel·len, der dem Tross des vom Himmel herab·steigen·den Enkels der Son·nen·gottheit (
Der Begriff „Ninigi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) einigen Respekt einflößt, sich aber schließ·lich als Führer anbietet und dafür die Göt·tin
mythologische Gottheit, Ahnherrin des Theaters
Der Begriff „Ame no Uzume“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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zur Gattin erhält. Er ist laut Be·schrei·bung des Nihon shoki von hühnen·haf·ter Gestalt und hat eine acht-Hand-lange Nase. Auf rezen·ten Ab·bil·dun·gen (z.B. Abb. rechts) wird er meist in Tengu-Gestalt dar·ge·stellt. Auch in Schrein·festen zu Ehren Sarutahikos wird er durch Tänzer mit Tengu-Masken repräsen·tiert. Durch seine mytho·logische Rolle als wege·kun·diger Führer bot sich Sarutahiko über·dies als Iden·tifikations·figur für die zahl·reichen lokalen „Wegegöt·ter“ (
Wegegott, auch sae no kami; volksrel. Figuren, manchmal in phallischer Form
Der Begriff „dōsojin“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) an, die es vor allem in vor·moder·ner Zeit gab. Diese Wege·göt·ter stehen wiederum häufig im Zentrum von Phalluskulten, was viel·leicht wieder Sarutahikos lange Nase erklärt. Es gibt, mit einem Wort, ein Viel·zahl von mög·lichen Beziehun·gen zwischen Bergkul·ten, Wegegöt·tern und Frucht·bar·keits·riten und sogar Kriegskün·sten einer·seits sowie Sarutahiko und den Tengu anderer·seits. Dass all diese Figuren und Kulte im Laufe der Zeit mit·ein·ander assoziiert wurden, steht außer Zweifel. Wie sich diese Assoziationen aber his·torisch ent·wickel·ten, ist nach wie vor ungewiss.
Dämonen (oni)
In Japan gibt es eine Kategorie von bösen Geistern oder Dämonen namens
Dämon, „Teufel“; in sino-japanischer Aussprache (ki) ein allgemeiner Ausdruck für Geister
Der Begriff „oni“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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. Sie sind von men·schen·ähnlicher Gestalt, tragen jedoch Hörner, raub·tier·ar·tige Zähne und Krallen. Ihre Haut ist manchmal feuer·rot, manchmal aber auch grün oder blau. Der typische oni ist außer·dem mit einem eisen·be·schla·genen Knüppel (kanabō) und einem Len·den·schurz aus Tiger·fell aus·gestattet.
Diese Ikonographie geht möglicherweise auf jene buddhistischen Dämonen zurück, die u.a. die un·dank·bare Auf·gabe haben, den Vier Him·melswäch·tern (
wtl. Vier Himmelskönige, die aber eher als Himmelswächter auftreten und jeweils eine Himmelsrichtung beschützen; angeführt von Bishamon-ten, dem Wächter des Nordens; der Ausdruck wird auch für diverse Gruppen von vier Kriegern angewendet
Der Begriff „Shi-Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) als Podest zu dienen. Oni ähneln aber auch den Fol·ter·knech·ten (
Folterknechte der buddhistischen Hölle
Der Begriff „gokusotsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) der bud·dhis·tischen Hölle (s. Höllen·dar·stel·lungen). Diese erin·nern wiederum in vieler·lei Hin·sicht an christliche Teufel, obwohl die religiöse Ideologie hin·ter diesen Dar·stel·lun·gen eine andere ist: Während christliche Teufel „böse“ sind und dem Willen Gottes zu·wider·handeln, sind die bud·dhis·tischen Fol·ter·knechte ein „not·wen·diges Übel“ und tun nichts anderes als ihre Pflicht (zumin·dest solange sie ihren Dienst in der Hölle ver·richten). Psychologisch macht das aber kaum einen Unterschied: Oni wie Teufel sind Gegen·spieler der Menschen und werden als Menschen mit tierischen De·formationen (Hörner, Reißzähne, Klauen) dar·gestellt.
Im Gegensatz zum europäischen Teufel, der seine Gestalt in erster Linie einer Mischung aus Mensch und Ziegen·bock ver·dankt, sollen die tierischen Elemente der oni vor allem dem Rind und dem Tiger ent·nom·men sein. Dies rührt nach einer Er·klärung des Edo-zeit·lichen Malers und Ge·spen·ster·for·schers Toriyama Sekien daher, dass Rind und Tiger im System der Tierkreiszeichen für den Nord·osten (in der traditionellen Kalenderkunde ushitora, also „Rind-Tiger“ genannt) stehen. Der Nord·osten wiederum ist nach einer alten geomantischen Vor·stellung aus China jene Himmelrichtung, aus der die Dämonen üblicher·weise kommen, und wird dem·ent·sprechend auch als „Dämonentor“ (
„Dämonentor“, Nord-Osten; nach alter Vorstellung die Richtung, aus der die Dämonen kommen
Der Begriff „kimon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) be·zeich·net. Es mischen sich also auch in den oni buddhis·tische und chinesische Elemente, die zu einer charak·teris·tischen japanischen Figur ver·schmol·zen wurden.
Der vielleicht berühmteste oni der japanischen Sagenwelt ist Shuten Dōji. Er haust in den Bergen und raubt vor·zugs·weise schöne Frauen, die er und seine Spieß·gesel·len versklaven und schließ·lich auf·fres·sen. Einem tap·feren Krieger und seinen vier Vasal·len gelingt es zu·guter·letzt, Shuten Dōji zur Strecke zu bringen. Diese Geschichte wird seit dem Mittel·alter in un·zäh·ligen Varian·ten erzählt. Sie präsen·tiert den oni als einen Dämonen, der absolut böse und gefähr·lich, jedoch nicht un·be·sieg·bar ist. Es gibt aber auch Gestal·ten, die genauso wie oni aussehen, aber keines·wegs absolut böse sind, näm·lich die Wind- und Donnergötter. Das Aussehen allein sagt also noch nicht, ob es sich wirklich um einen furcht·baren Dämon handelt oder nicht. Im übrigen haben sich die furcht·ein·flößenden Züge der oni mit der Zeit immer mehr ab·ge·nützt, sie werden zu·nehmend eher als ruppige Barbaren denn als schreckliche Monster dar·gestellt. Auf Edo-zeitlichen ukiyoe wirken sie eher komisch als dämonisch.
Noch heute treten oni-artige Masken bei zahlreichen ländlichen Volksfes·ten (
religiöses (Volks-)Fest
Der Begriff „matsuri“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) in Erscheinung, die wiederum er·staun·lich stark an alpine „Perchtenläufe“ und ähnliche Prozessionen teufel·artiger Gestalten erinnern. In beiden Fällen ver·körpern die Masken den Winter, der rituell ver·trieben werden soll. Ab·gesehen von der·artigen matsuri folgen die meisten Japaner auch heute noch dem Brauch, am 3. Februar, dem letzten Tag des Winters (setsubun), die bösen Dämonen mit ge·trock·neten Soyabohnen und dem Ruf „oni wa soto, fuku wa uchi“ („Raus mit den oni, rein mit dem Glück“) aus ihren Häusern zu treiben. Bis·weilen setzt ein Familien·mitglied dann eine selbst·ge·bastelte oni-Maske auf und lässt sich von den Kindern verscheuchen.
Links
- Tengu (en.)
Ausführliche Darstellung auf Wikipedia. - Tengu, the Slayer of Vanity, Mark Schumacher (en.)
Tengu - Seite von A-Z Dictionary of Japanese Buddhist Statuary. - Information and Theory about Tengu and Karasu (en.)
Spiritistisch angehauchte Tengu - Seite mit interessanten Bildbeispielen. [Über Internet Archive , 2010/8] - Izuna Gongen, Itō Satoshi (en.)
Artikel zu Izuna Gongen in der Encyclodedia of Shinto. - Gazu hyakki yakō (jap.)
Gespenster-Enzyklopädie von Toriyama Sekien auf Wikipedia. Über Wikipedia Japan sind die Illustrationen aller vier Bände zu betrachten. - The Obakemono Project, S.H. Morgan (en.)
Gut recherchierte japanische Gespensterkunde, teilweise im Manga-Stil illustriert.Letzte Überprüfung der Linkadressen: Aug. 2010
- ^ Riesen-tengu am Eingang der Tempelanlage von Kurama im Norden Kyōtos, wo sich u.a. ein traditionelles Zentrum des tengu-Glaubens befindet.
Wada Yoshio, 2002 (mit freundlicher Genehmigung). - ^ Dieser tengu ist mit einem typischen Emblem ausgestattet: Ein magischer Fächer aus Federn. Außerdem trägt er das Gewand eines Bergasketen (yamabushi).
20. Jh. Bildquelle: unbekannt. - ^ Maske des tengu-artigen Gottes Sarutahiko bei einer religiösen Tanzperformance (kagura).
kuusounomori.sakura, jp. - ^ Titelblatt von Tengu-ron, einem Werk des buddhistischen Philosophen Inoue Enryō (1858-1919), der sich die Bekämpfung des volkstümlichen Glaubens an yōkai, darunter auch tengu, zum Ziel setzte.
1916. National Diet Library, Tokyo. - ^ Tengu in der Kleidung eines Kriegermönchs, auf einem Wildschwein reitend.
Der dargestellte tengu ist wahrscheinlich Tarōbō, ein berühmter tengu, der auf dem Berg Asago im Westen Kyōtos wohnte und der Sage nach häufig die „tengu-Kiefer“ (tengu no matsu), die sich auf dem Tempelgelände befand, aufsuchte, um sich auszuruhen. Der Tempel Sairin-ji, von dem dieses Bild stammt, ist eng mit dem Shugendō, dem Glauben der yamabushi, verbunden.
Werk von Kaihō Yūtoku. Späte Edo-Zeit, 19. Jh. Saichō to Tendai kokuhō, 2006, Abb. 234. - ^ Krähen-Tengu (karasu tengu) in modernem Design.
Bildquelle: thetengu.com, offline. - ^ Die Maske repräsentiert eine Figur des höfischen gigaku-Theaters, das bereits in der Nara-Zeit existierte. Laut Inschrift wurde diese Maske bei der Inauguration des Großen Buddha in Nara (752) verwendet.
Nara-Zeit, 8. Jh. Musee Guimet, Paris. - ^ Gefangennahme und Züchtigung des Zegaibō, eines tengu aus China, durch Tempelknaben auf Berg Hiei. Illustration einer mittelalterlichen Legende, die von einem chinesischen tengu erzählt, der im Jahr 966 Japan besucht, um sich hier mit den wunderkräftigsten Mönchen auf Berg Hiei zu messen. Er erleidet dabei drei mal hintereinander herbe Demütigungen. Schließlich erbarmen sich japanische tengu ihres Kollegen, pflegen ihn gesund und schicken ihn zurück nach China.
Muromachi-Zeit, 1354. Saichō to Tendai kokuhō, 2006, Abb. 221. - ^ Die versammelten Mönche aus verschiedenen Schulen des mittelalterlichen Buddhismus sind durch ihre Schnäbel als Tengus zu erkennen. Das Tengu zōshi bringt in seinen Lehrerzählungen das Tenguwesen mit den typischen Verfehlungen des Mönchsstandes, vor allem Arroganz und Hochmut, in Zusammenhang.
Kamakura-Zeit, 1296. Cultural Heritage Online. - ^ Tengu-Meister Sōjōbō beobachtet die Fortschritte seines Schützlings Ushiwakamaru (Minamoto no Yoshitsune), der sich in der Schwertkunst (Holzschwert) mit jungen Krähen-tengu misst.
Der berühmte Feldherr Minamoto no Yoshitsune (1159–1189) war Halbwaise und verbrachte seine Kindheit im Tempel Kurama nördlich von Kyōto, in dessen Nähe der tengu Sōjōbō gehaust haben und Yoshitsune (bzw. Ushiwakamaro, wie er als Kind hieß) in der Kunst des Schwertkampfs zur Perfektion gebracht haben soll. Yoshitsune ist einer der beliebtesten Helden Japans. Das Motiv seines Schwerttrainings bei den tengu wurde von den ukiyo-e-Künstlern der Edo Zeit häufig dargestellt.
Werk von Utagawa Kunitsuna (1805–1868). Edo-Zeit. Bildquelle: Karasu Tengu. - ^ Talisman (o-fuda) des Tempels Takao-san in Gestalt des Izuna Gongen, eine Gottheit der Bergasketen (yamabushi).
Bildquelle: Sakigake ichimonji, 2012. - ^ Akiba Gongen ist ebenso wie Izuna Gongen mit dem Schwert und dem Seil des Fudō ausgestattet und reitet auf einem Fuchs.
17. Jh. Ruth and Sherman Lee Institute. - ^ Der mythologische Gott Sarutahiko mit tengu-ähnlicher Nase und dem Gewand eines yamabushi. Das Bild erschien in einer Serie von Illustrationen zu Amaterasus Austritt aus der Höhle (daher auch Hahn und Henne), obwohl Sarutahiko im ursprünglichen Mythos damit gar nichts zu tun hat. Siehe auch Ame no Uzume.
Werk von Totoya Hokkei (1780–1850). Edo-Zeit, 1820er Jahre. Museum of Fine Arts, Boston. - ^ Moderne Statue mit tengu-Maske in einem verschwiegenen Onsen.
20. Jh. Vladimir Vyskocil, flickr, 2013 (mit freundlicher Genehmigung). - ^ Tengu mit Phallusnase. Der Schrein ist auf Frauenkrankheiten und Kinderwünsche spezialisiert. (Siehe dazu auch Phalluskulte.)
万屋満載, 2009. - ^ Erotische Darstellung (shunga) eines lesbischen Paars. Die tengu-Maske dient als Dildo.
Edo-Zeit. Bildquelle: Wikimedia. - ^ Neben einer Maske sind auf diesem ema auch die für tengu typischen einstegigen geta-Sandalen zu erkennen.
indulgence boy, flickr 2006. - ^ Iga no Tsubone, eine unerschrockene Hofdame des Tennō Go-Daigo, besänftigt den tengu-Geist eines ehemaligen Vasallen des Tennō, der ungerechtfertigterweise zu Tode kam.
Werk von Tsukioka Yoshitoshi (1839–1892). Meiji-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston. - ^ Der Held Minamoto (Kiso) Yoshinaka (1154–84), beim Kampf mit mehreren tengu.
Werk von Tsukioka Yoshitoshi. Edo-Zeit, 1866. Bildquelle: Wikimedia Common. - ^ Ein karasu tengu und ein langnasiger tengu beim Transport.
Werk von Katsushika Hokusai (1760-1849). Edo-Zeit, 19. Jh. Internet Archive. - ^ Die Darstellung dieses tengu basiert auf einer Vorlage des Gelehrten und Malers Toriyama Sekien (1712–1788) aus dem Jahr 1776.
Frühe Meiji-Zeit, 1881. Kinsei fūzoku zue database. - ^ Darstellung einer Legende des Konpira Schreins, Shikoku. Dass tengu in der Lage sind, nicht nur sich selbst, sondern auch andere blitzartig verschwinden zu lassen und an einen anderen Ort zu transportieren, dürfte mit ein Grund für den Ausdruck kamikakushi 神隠し, „übernatürliches Verschwinden“, sein, der wtl. „von den kami [hier eher Geister, Dämonen] versteckt“ bedeutet. Diesen Ausdruck gebrauchte man früher vor allem in Zusammenhang mit entsprechenden tengu-Legenden (Nihon kokugo daijiten).
Sarah Thal, Rearranging the Landscape of the Gods, 2005, S. 31. - ^ Tengu-Party nahe dem Schreintempel von Berg Akiba. Ein hochrangiger Langnasen-tengu wird von Krähen-tengu bedient und unterhalten. Auf diesem Berg in der Präfektur Shizuoka wird auch die Gottheit Akiba Gongen in tengu-Gestalt verehrt.
Werk von Kawanabe Kyōsai (1831–1889). Edo-Zeit, 1863. Art Gallery of New South Wales.
Religion in Japan, Inhalt
- 一 Grundbegriffe
- 二 Bauten
- 五 Mythen
- Einleitung
- Mythologie:
- Götter des Himmels
- Götter der Erde
- Jenseits:
- Jenseits
- Geister:
- Totengeister
- Dämonen
- Tiere:
- Imaginäre Tiere
- Verwandlungskünstler
- Symboltiere
- 六 Geschichte
- Einleitung
- Altertum:
- Prähistorie
- Frühzeit
- Nara-Zeit
- Frühe kami-Kulte
- Heian-Zeit
- Saichō
- Kūkai
- Honji suijaku
- Mittelalter:
- Kamakura-Zeit
- Amidismus
- Zen Buddhismus
- Nichiren Buddhismus
- Mittelalterl. Shintō
- Frühe Neuzeit:
- Reichseinigung
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- Terauke-System
- Neo-Konfuzianismus
- Kokugaku
- Moderne und Gegenwart:
- Bakumatsu-Zeit
- Staatsshintō
- Neue Religionen
- 七 Essays
- Überblick
- Buddhismus, Asien:
- Arhats in China und Japan
- Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus
- Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott
- Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins
- Lokale Vorstellungen, Japan:
- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
- Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult
- Hundert Geschichten: Horrorklassiker aus der Edo-Zeit
- Religion und Politik:
- Die Tenshō-Mission: Beginn einer schwierigen transnationalen Beziehung
- Yasukuni: Der Schrein des ‚friedlichen Landes‘
- Herrigels Zen und das Bogenschießen
- Anhang
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„Tengu: Japanische Vogelmenschen.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001