Die Schreine des Hachiman Glaubens

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Die Schreine des Hachiman Glaubens

Hachiman [Hachiman (jap.) 八幡 Shintō-Gottheit, Ahnengottheit des Tennō und des Kriegeradels; auch „Yawata“ ausgesprochen] ist eine der bekanntesten Shintō-Gottheiten Japans und verfügt über ein Netzwerk von etwa 25.000 in ganz Japan verteilten Zweigschreinen. Er wird landläufig als der japanische Kriegsgott bezeichnet und genoss tatsächlich unter den Kriegern (Samurai [Samurai (jap.) im Westen übliche Bezeichnung eines Mitgliedes der Krieger-Klasse des vorindustriellen Japans; in Japan schriftspr. bushi]) des Mittelalters und der Frühen Neuzeit besondere Verehrung. Darüber hinaus war Hachiman aber auch einer der ersten kami [kami (jap.) Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō], die in den Buddhismus integriert und dadurch gefördert wurden (s. Kap. Ikonographie, Shintō Gottheiten). Anhand der Geschichte seiner Schreine zeigt sich beispielhaft, welche bedeutende Rolle der japanische Buddhismus für die kami-Verehrung spielte.

Tsurugaoka 1869 burger.jpg
1 Tsurugaoka Hachiman Schrein, 1869
Diese Aufnahme des Tsurugaoka Hachiman-gū in Kamakura entstand auf der k.k. ostasiatischen Expedition 1868–1870 und ist eine der frühesten Photographien der Anlage. Im Hintergrund ist die Treppe zur Haupthalle sowie ein mächtiger Ginkgo-Baum zu sehen, der bis zu einem Taifun im Jahr 2010 ein Markenzeichen des Schreins darstellte. Im Vordergrund links sieht man eine große buddhistische Pagode (tahō-tō), die bald nach dieser Aufnahme der sog. Trennung von Shintō und Buddhismus (shinbutsu bunri) zum Opfer fiel.
Werk von Wilhelm Burger (1844–1920). 1869. Bildarchiv Austria, Österreichische Nationalbibliothek.

Hauptschreine

Hachiman wurde ursprünglich auf der südwestlichen Hauptinsel Kyūshū verehrt und erlangte in der Nara [Nara (jap.) 奈良 Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō]-Zeit erstmals die Aufmerksamkeit des Hofes. In der frühen Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit verlagerte sich das Zentrum seines Kults in die Hauptstadtregion. Mit dem Aufstieg des Kriegerstandes im japanischen Mittelalter entstand schließlich ein weiteres Zentrum des Hachiman-Glaubens im Osten des Landes.

Usa Hachimangū, Kyūshū

Der Usa Hachiman-gū [Usa Hachiman-gū (jap.) 宇佐八幡宮 Usa Hachiman Schrein (Usa, Kyūshū)] Schrein in der heutigen Präfektur Ōita (Nord-Kyūshū) soll 725 erbaut worden sein und blieb auch noch nach der Gründung von Hachiman Schreinen in den verschiedenen politischen Zentren wichtig. Die ehemals häufigen Orakel Hachimans stammen zumeist aus diesem Schrein. Man nimmt an, dass das Orakelwesen rund um Hachiman auch der Grund für die plötzlich ansteigende Bedeutung dieser Gottheit in der Nara [Nara (jap.) 奈良 Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō]-Zeit war. 1184 wurde die Anlage im Zuge des Genpei Krieges [Genpei Gassen (jap.) 源平合戦 Krieg zwischen den Minamoto (Gen) und den Taira (Hei, bzw. Pei), 1180–1185] niedergebrannt, bald darauf jedoch neu errichtet.

Usa Hachimangu.jpg
2 Usa, Innerer Schreinbereich
Eingang zum inneren Schreinbereich des Usa Hachiman-gū (Zeremonienhalle und Haupthalle).
Frühe Edo-Zeit. Bernhard Scheid, Juli 2007.

Die heutigen Gebäude stammen aus der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit, gehen aber wahrscheinlich auf einen älteren Architekturstil zurück: Usa [Usa (jap.) 宇佐 Region im Norden der Insel Kyūshū, bekannt für den Usa Hachiman Schrein.] gilt als der Ursprungsort des Hachiman-Schreinstils (hachiman-zukuri [hachiman-zukuri (jap.) 八幡造り Baustil für Schreine mit zwei parallel-liegenden Giebeln]), der auch für einige andere wichtige Hachiman Schreinen charakteristisch ist. Das Hauptheiligtum (honden [honden (jap.) 本殿 Hauptgebäude eines Schreins]) besteht in diesem Fall aus zwei identischen, mit Satteldächern bedeckten Hallen, die wie siamesische Zwillinge an einer Dachtraufe mit einander verbunden sind, sodass sie sich eine gemeinsame Regenrinne teilen. Die vordere Halle dient der Gottheit als „Tagraum“, während sie sich nachts in die hintere Halle zurückzieht. Wie in anderen großen Schreinen auch, ist diese Besonderheit für gewöhnliche Besucher kaum zu erkennen, da die Haupthallen durch einen Zaun gegen Blicke von außen weitgehend abgeschirmt sind. Neben diesem besonderen Architekturstil verfügt Usa auch über eine eigene torii [torii (jap.) 鳥居 Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami]-Variante.

Usa hachiman hongu.jpg
4 Haupthalle im Hachiman-Stil
Die charakteristische Haupthalle des Usa Hachiman-gū, bestehend aus einem vorderen und einem hinteren Bereich. Genau genommen handelt es sich hier um drei aneinander gebaute Hallen in diesem Stil, im Vordergrund jene für Hachiman (Ōjin Tennō), in der Mitte jene für Hime-gami, dahinter jene für Jingū Kōgō (die Mutter Ōjins).
Bildquelle: Six National Histories of Japan, Japan Foundation Library São Paulo.
Hachimanzukuri.jpg
5 hachiman-zukuri
Grundriss und dreidimensionale Skizze im hachiman-zukuri. Bemerkenswert ist die Lage der Treppe an der Längsseite, da sich die Türe zum Schreininneren an der Giebelseite befindet. Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass stets mehrere solcher Gebäude wie Reihenhäuser aneinander gefügt wurden.
Shintō Shrines of Japan, John Cali.

Schon in der Nara-Zeit erhielt die Schreinanlage von Usa einen der frühesten buddhistischen „Schreintempel“ — einen sogenannten jingūji [jingūji (jap.) 神宮寺 an einen Schrein angeschlossener Tempel, Tempel-Schrein Komplex]. Dieser war dem „Buddha der Zukunft“, Miroku [Miroku (jap.) 弥勒 Bodhisattva Maitreya, „Buddha der Zukunft“] (skt. Maitreya [Maitreya (skt.) मैत्रेय „Der Freundliche, der Liebevolle“, Buddha der Zukunft (jap. Miroku 弥勒)]), geweiht, es wurden hier aber auch buddhistische Riten für Hachiman, z.B. Sutrenlesungen, abgehalten. Der Schrein, also der Sitz der kami-Gottheit, befand sich jedoch in einer hierarchisch höheren Position als der zugeordnete Tempel, wie sich an der Lage der beiden Gebäude erkennen lässt: Der Hauptschrein auf einer sanften Anhöhe, der Tempel am Fuß des Hügels. Wie in vielen ähnlichen Fällen auch, wurde diese ökumenische Koexistenz nach der gesetzlichen Trennung von kami und Buddhas (shinbutsu bunri [shinbutsu bunri (jap.) 神仏分離 Trennung von kami und Buddhas; religionspolitische Maßnahme zur Entflechtung von buddh. Tempeln und Shintō-Schreinen; vereinzelt in der Edo-Zeit, vor allem aber für die frühe Meiji-Zeit (1868–1873) charakteristisch], 1868) durch Entfernung des Tempels beendet.

Iwashimizu Hachiman-gū, Kyōto

Der Iwashimizu Hachiman-gū [Iwashimizu Hachiman-gū (jap.) 石清水八幡宮 Iwashimizu Hachiman Schrein (bei Kyōto), einer der Hauptschreine der Gottheit Hachiman] Schrein befindet sich in einem südlichen Vorort Kyōtos, der nach dem Schrein benannt ist: Yawata, die kun-Lesung von Hachiman [Hachiman (jap.) 八幡 Shintō-Gottheit, Ahnengottheit des Tennō und des Kriegeradels; auch „Yawata“ ausgesprochen]. Er versteht sich als Hüter der südwestlichen Ecke der Hauptstadt und damit als Gegenstück zu Berg Hiei [Hiei-zan (jap.) 比叡山 Klosterberg Hiei bei Kyōto, traditionelles Zentrum des Tendai Buddhismus] im Nordosten Kyōtos. Seine Errichtung fällt bereits in die Zeit, als man begann, Hachiman als „Großen Bodhisattva“ (daibosatsu [bosatsu (jap.) 菩薩 Bodhisattva, buddhistische Heilsgestalt]) zu titulieren. Er war damit ein japanischer kami, der buddhistische Erleuchtung erfahren hatte. Zugleich wurde er als Inkarnation des mythologischen Tennō Ōjin [Ōjin Tennō (jap.) 応神天皇 auch Homuda Wake 誉田別; mytholog. Herrscher, offiziell der 15. Tennō; trad. Lebensdaten: 200–310, r. 270–310] aufgefasst (obwohl in den Mythen davon nicht die Rede ist). Hachiman galt daher als kaiserliche Ahnengottheit.

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6 Iwashimizu Schrein, Innerer Schreinbereich
Eingang zum inneren Schreinbereich des Iwashimizu Hachiman-gū (Zeremonienhalle und Haupthalle). Der Zutritt ist Besuchern vorbehalten, die entweder eine private Zeremonie bezahlt haben oder an einer Schreinführung teilnehmen.
Frühe Edo-Zeit. Bernhard Scheid, Oktober 2013.

Die Gründung des Iwashimizu Schreins ist eng mit Seiwa Tennō [Seiwa Tennō (jap.) 清和天皇 850–881; regierte als erster Kindkaiser Japans 858–876] (850–881), dem ersten Kindkaiser Japans, verbunden. Dieser soll den Schreinchroniken zufolge deshalb auf den Tennō-Thron gelangt sein, weil sein Großvater, Fujiwara no Yoshifusa [Fujiwara no Yoshifusa (jap.) 藤原良房 804–872; Staatsmann, Begründer der Fujiwara-Hagemonie], inständig zu Hachiman betete. Das Tennō-Amt seines unmündigen Enkels machte Yoshifusa zum mächtigsten Mann im Staat. Zum Dank beauftragte er den buddhistischen Mönch (!) Gyōkyō [Gyōkyō (jap.) 行教 Mönch der frühen Heian-Zeit im Daian-ji (Nara); Gründer des Iwashimizu Hachiman Schreins] mit der Gründung eines neuen Hachiman Schreins, die schließlich 859 erfolgte. Dank dieser politischen Sonderstellung stieg der Iwashimizu Schrein (aber interessanterweise nicht der Usa Schrein) im Laufe der Heian-Zeit zum zweithöchsten Ahnenschrein des Tennō-Hauses nach Ise [Ise (jap.) 伊勢 vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū] auf.

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7 Skizze (Mandala) der Anlage, 14. Jh.
Im oberen Bildteil ist die Anlage des Hauptschreins des Iwashimizu Hachiman-gū, in deren Mitte die doppelte Haupthalle im Hachiman-Stil zu erkennen ist. Der Haupteingang ist im Süden (links). Im Vordergrund (Osten), etwas unterhalb des Schreins sieht man das Gebäude des Gokoku-ji, eines buddhistischen Tempels. Zwischen Tempel und Schrein ist eine Pagode () zu erkennen. Die buddhistischen Gebäude gibt es heute nicht mehr, insgesamt ist die Anlage aber trotz mehrmaliger Zerstörungen heute nicht allzu verschieden von diesem Bild.
14. Jh. Bildquelle: Yamashiro Iwashimizu Hachimangū, S. Minaga, über Internet Archive.

Die Anlage ähnelt dem Usa Schrein insofern, als auch hier der Hauptschrein auf der Kuppe eines Hügels (des „Mann-Berges“, Otoko-yama [Otoko-yama (jap.) 男山 Hügel im SW Kyotos, auf dem sich der einst mächtige Iwashimizu Hachiman-gū befindet]) liegt, an dessen Fuß sich einstmals ein buddhistischer, der Schreingottheit dienender Tempel befand. Dieser Tempel ist allerdings älter als der Schrein und diente zunächst als Familientempel des Adelshauses Ki [Ki-uji (jap.) 紀氏 Haus Ki; höfische Adelsfamilie des japanischen Altertums], dem auch der Gründermönch Gyōkyō entstammte. Auch dieser Tempel wurde in der Meiji [Meiji (jap.) 明治 posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt]-Zeit geschliffen.

Tsurugaoka Hachiman-gū, Kamakura

Der Tsurugaoka Hachiman-gū [Tsurugaoka Hachiman-gū (jap.) 鶴岡八幡宮 repräsentativster Schrein des ehemaligen Shōgunats in Kamakura; Gründung durch die Familie Minamoto, die Hachiman als Ahnengottheit verehrten] Schrein dominiert die Stadt Kamakura [Kamakura (jap.) 鎌倉 Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)] im Süden der Kantō-Ebene (die Großregion um das heutige Tōkyō). Kamakura war der Sitz der Minamoto Shogune, die hier im Jahr 1185 eine von Kyōto unabhängige Regierung errichteten. Die Minamoto wiederum führten sich auf den erwähnten Seiwa Tennō zurück. Daher sahen auch sie Hachiman als ihre Ahnengottheit an und platzierten seinen Schrein auf einen Hügel im Norden Kamakuras, von wo aus man die gesamte Stadt überblicken kann. Der Tsurugaoka Schrein ist damit einer der wenigen großen Schreine, die direkt im Zentrum der politischen Macht errichtet wurden. Die Anlage ist auch in ihrer heutigen (restaurierten) Form sehr imposant und wird an hohen Feiertagen von zahlreichen Tokiotern aufgesucht.

Tsurugaoka Hachimangu.jpg
8 Tsurugaoka Hachiman
Zeremonienhalle (unten) und Eingang zur Haupthalle (oben) des Tsurugaoka Schreins. Zwischen den Gebäuden ist ein riesiger Ginkgo Baum zu erkennen, der ein Wahrzeichen des Schreins darstellte, allerdings 2010 von einem Taifun gefällt wurde.
Wikimedia Commons, Frank Gualteri, 2008.
Hato hachiman.jpg
9 Schreintafel „Hachiman“
Schreintafel am Eingang der Haupthalle des Tsurugaoka Hachiman-gū mit den Zeichen hachi-man-gū: „Schrein des Hachiman“. Das erste Zeichen hachi („Acht“) hat die Form von zwei Tauben, den Botentieren dieses Gottes.
Bildquelle: unbekannt.

Auch spätere Kriegerfamilien folgten dem Beispiel der Minamoto [Minamoto (jap.) Kriegerfamilie, die 1185 eine neue Herrschaftsdynastie begründete: Kamakura Shōgunat, 1185–1333] und konstruierten — teils zu Recht, teils zu Unrecht — eine verwandtschaftliche Beziehung zu Hachiman. Hachiman wird daher auch oft als „Kriegsgott“ bezeichnet, richtiger ist jedoch Gott der Krieger (bushi [bushi (jap.) 武士 Krieger, Samurai]), deren oberste Vertreter sich als seine Nachfahren ansahen.

Weitere wichtige Schreine

  • In Nara, unweit des Tōdaiji [Tōdaiji (jap.) 東大寺 Tempel des Großen Buddha von Nara; wtl. Großer Ost-Tempel] mit seinem Großen Buddha, befindet sich der heute weitgehend unbeachtete Tamukeyama Hachiman [Tamukeyama Hachiman-gū (jap.) 手向山八幡宮 gegr. 749 als Schutzschrein des Großen Buddha (daibutsu) von Nara, erster Zweig- oder Filialschrein des Usa Hachiman-gū (Kyūshū)] Schrein. Er wurde um 750 als Schutzschrein des Großen Buddha (daibutsu [daibutsu (jap.) 大仏 wtl. „Großer Buddha“; monumentale Buddha-Statue]) errichtet. Bei dieser Errichtung handelt es sich um die erste historisch dokumentierte Errichtung eines Zweigschreins, sodass dieser Schrein möglicherweise den Prototyp aller japanischen Schreinnetzwerke darstellt.
  • Der Ōsaki Hachiman [Ōsaki Hachiman-gū (jap.) 大崎八幡宮 Ōsaki Hachiman Schrein in Sendai, Nord-Honshū] Schrein in Sendai ist eines der prächtigsten Beispiele der sogenannten Momoyama-Architektur, jenes pompösen Stils, der von Toyotomi Hideyoshi [Toyotomi Hideyoshi (jap.) 豊臣秀吉 1537–1598, Feldherr, militärischer Machthaber; bekannt als der zweite von drei Reichseinigern am Ende der „Zeit der kämpfenden Länder“ (Sengoku Jidai)] maßgeblich gefördert wurde. Der Ōsaki Schrein gilt zugleich als Ahnenschrein der Date [Date (jap.) 伊達 Kriegerfamilie; ab der Edo-Zeit mächtige Daimyō-Dynastie in Nord-Japan], einer mächtigen Daimyō [Daimyō (jap.) 大名 Territorialfürst, Titel des Kriegeradels]-Familie in Nordost Japan, die Hachiman ebenfalls an den Beginn ihres Stammbaums setzten. Der Schrein soll dem Toyokuni [Toyokuni Jinja (jap.) 豊国神社 Schrein in Kyōto; Sitz des vergöttlichten Toyotomi Hideyoshi] Schrein in Kyōto nachempfunden sein. Der Toyokuni Schrein wurde 1599 errichtet und sollte zunächst ebenfalls Hachiman gewidmet werden, schließlich wurde er aber zum Sitz des kurz davor verstorbenen und vergöttlichten Hideyoshi erklärt. 1615 wurde der Schrein im Zuge der militärischen Ausrottung von Hideyoshis Nachkommen auf Befehl von Tokugawa Ieyasu [Tokugawa Ieyasu (jap.) 徳川家康 1543–1616; Begründer des Tokugawa Shogunats; Reichseiniger] geschliffen. Insofern kann uns der Ōsaki Schrein einen Eindruck davon vermitteln, in welcher architektonischen Form sich Hideyoshi ein Denkmal setzen ließ.
Osaki hachimangu.jpg
10 Ōsaki Hachiman
Ōsaki Hachiman-gū, das älteste erhaltene Bauwerk im sogenannten gongen-zukuri. Auch wegen seiner aufwändigen Lackierung in schwarzem und buntem Lack berühmt.
Frühe Edo-Zeit, 1607. Shinto Shrines of Japan: The Blog Guide.

Verweise

Verwandte Themen

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen

  • Hachiman Digital Handscrolls Webprojekt, in dem sieben illustrierte Schriftrollen der Hachiman-Legenden, die zwischen dem 14. und 19. Jahrhundert angefertigt wurden, in hoher Auflösung angesehen, in Übersetzung gelesen und mit einander verglichen werden können (Melanie Trede, Universität Heidelberg).
  • Shintō Shrines of Japan: The Blog Guide, Joseph Cali.
  • Kyōto, Uji 2 aus Heike monogatari wo aruku, ein Blog von Studenten der Universität Tübingen. Enthält u.a. eine Beschreibung des Iwashimizu Schreins im Zusammenhang mit seiner Rolle in klassischen japanischen Quellen.


Letzte Überprüfung der Linkadressen: Jul. 2020

Literatur

Siehe auch Literaturliste

Bernhard Scheid, „Wer schützt wen? Hachimanismus, Buddhismus und Tennōismus im Altertum“. Asiatische Studien 68/1 (2014), 263–284.
Anton Schweizer, Ôsaki Hachiman: Architecture, Materiality, and Samurai Power in Seventeenth-Century Japan. Berlin: Reimer, 2016.

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Tsurugaoka 1869 burger.jpg
    Diese Aufnahme des Tsurugaoka Hachiman-gū in Kamakura entstand auf der k.k. ostasiatischen Expedition 1868–1870 und ist eine der frühesten Photographien der Anlage. Im Hintergrund ist die Treppe zur Haupthalle sowie ein mächtiger Ginkgo-Baum zu sehen, der bis zu einem Taifun im Jahr 2010 ein Markenzeichen des Schreins darstellte. Im Vordergrund links sieht man eine große buddhistische Pagode (tahō-tō), die bald nach dieser Aufnahme der sog. Trennung von Shintō und Buddhismus (shinbutsu bunri) zum Opfer fiel.
    Werk von Wilhelm Burger (1844–1920). 1869. Bildarchiv Austria, Österreichische Nationalbibliothek.
  2. ^ 
    Usa Hachimangu.jpg
    Eingang zum inneren Schreinbereich des Usa Hachiman-gū (Zeremonienhalle und Haupthalle).
    Frühe Edo-Zeit. Bernhard Scheid, Juli 2007.
  3. ^ 
    Usa torii wm.jpg
    Das sogenannte usa torii entspricht weitgehend der konventionellen Form, besitzt allerdings keine Mittelverstrebung (gakuzuka) zwischen den beiden Querbalken, dafür aber einen besonders lebhaft hochgezogenen Querbalken. Der berühmte Usa Hachiman-gū dürfte diese Variante geprägt haben.
    Soramimi, Wikimedia Commons.
  4. ^ 
    Usa hachiman hongu.jpg
    Die charakteristische Haupthalle des Usa Hachiman-gū, bestehend aus einem vorderen und einem hinteren Bereich. Genau genommen handelt es sich hier um drei aneinander gebaute Hallen in diesem Stil, im Vordergrund jene für Hachiman (Ōjin Tennō), in der Mitte jene für Hime-gami, dahinter jene für Jingū Kōgō (die Mutter Ōjins).
    Bildquelle: Six National Histories of Japan, Japan Foundation Library São Paulo.
  5. ^ 
    Hachimanzukuri.jpg
    Grundriss und dreidimensionale Skizze im hachiman-zukuri. Bemerkenswert ist die Lage der Treppe an der Längsseite, da sich die Türe zum Schreininneren an der Giebelseite befindet. Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass stets mehrere solcher Gebäude wie Reihenhäuser aneinander gefügt wurden.
    Shintō Shrines of Japan, John Cali.
  1. ^ 
    Iwashimizu Hachimangu.jpg
    Eingang zum inneren Schreinbereich des Iwashimizu Hachiman-gū (Zeremonienhalle und Haupthalle). Der Zutritt ist Besuchern vorbehalten, die entweder eine private Zeremonie bezahlt haben oder an einer Schreinführung teilnehmen.
    Frühe Edo-Zeit. Bernhard Scheid, Oktober 2013.
  2. ^ 
    Iwashimizu mandara.jpg
    Im oberen Bildteil ist die Anlage des Hauptschreins des Iwashimizu Hachiman-gū, in deren Mitte die doppelte Haupthalle im Hachiman-Stil zu erkennen ist. Der Haupteingang ist im Süden (links). Im Vordergrund (Osten), etwas unterhalb des Schreins sieht man das Gebäude des Gokoku-ji, eines buddhistischen Tempels. Zwischen Tempel und Schrein ist eine Pagode () zu erkennen. Die buddhistischen Gebäude gibt es heute nicht mehr, insgesamt ist die Anlage aber trotz mehrmaliger Zerstörungen heute nicht allzu verschieden von diesem Bild.
    14. Jh. Bildquelle: Yamashiro Iwashimizu Hachimangū, S. Minaga, über Internet Archive.
  3. ^ 
    Tsurugaoka Hachimangu.jpg
    Zeremonienhalle (unten) und Eingang zur Haupthalle (oben) des Tsurugaoka Schreins. Zwischen den Gebäuden ist ein riesiger Ginkgo Baum zu erkennen, der ein Wahrzeichen des Schreins darstellte, allerdings 2010 von einem Taifun gefällt wurde.
    Wikimedia Commons, Frank Gualteri, 2008.
  4. ^ 
    Hato hachiman.jpg
    Schreintafel am Eingang der Haupthalle des Tsurugaoka Hachiman-gū mit den Zeichen hachi-man-gū: „Schrein des Hachiman“. Das erste Zeichen hachi („Acht“) hat die Form von zwei Tauben, den Botentieren dieses Gottes.
    Bildquelle: unbekannt.
  5. ^ 
    Osaki hachimangu.jpg
    Ōsaki Hachiman-gū, das älteste erhaltene Bauwerk im sogenannten gongen-zukuri. Auch wegen seiner aufwändigen Lackierung in schwarzem und buntem Lack berühmt.
    Frühe Edo-Zeit, 1607. Shinto Shrines of Japan: The Blog Guide.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • bosatsu 菩薩 ^ Bodhisattva, buddhistische Heilsgestalt
  • bushi 武士 ^ Krieger, Samurai
  • daibutsu 大仏 ^ wtl. „Großer Buddha“; monumentale Buddha-Statue
  • Daimyō 大名 ^ Territorialfürst, Titel des Kriegeradels
  • Date 伊達 ^ Kriegerfamilie; ab der Edo-Zeit mächtige Daimyō-Dynastie in Nord-Japan
  • Edo 江戸 ^ Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
  • Fujiwara no Yoshifusa 藤原良房 ^ 804–872; Staatsmann, Begründer der Fujiwara-Hagemonie
  • Genpei Gassen 源平合戦 ^ Krieg zwischen den Minamoto (Gen) und den Taira (Hei, bzw. Pei), 1180–1185
  • Gyōkyō 行教 ^ Mönch der frühen Heian-Zeit im Daian-ji (Nara); Gründer des Iwashimizu Hachiman Schreins
  • Hachiman 八幡 ^ Shintō-Gottheit, Ahnengottheit des Tennō und des Kriegeradels; auch „Yawata“ ausgesprochen
  • hachiman-zukuri 八幡造り ^ Baustil für Schreine mit zwei parallel-liegenden Giebeln
  • Heian 平安 ^ auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
  • Hiei-zan 比叡山 ^ Klosterberg Hiei bei Kyōto, traditionelles Zentrum des Tendai Buddhismus
  • honden 本殿 ^ Hauptgebäude eines Schreins
  • Ise 伊勢 ^ vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū
  • Iwashimizu Hachiman-gū 石清水八幡宮 ^ Iwashimizu Hachiman Schrein (bei Kyōto), einer der Hauptschreine der Gottheit Hachiman
  • jingūji 神宮寺 ^ an einen Schrein angeschlossener Tempel, Tempel-Schrein Komplex
  • Kamakura 鎌倉 ^ Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)
  • kami^ Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
  • Ki-uji 紀氏 ^ Haus Ki; höfische Adelsfamilie des japanischen Altertums
  • Maitreya (skt.) मैत्रेय ^ „Der Freundliche, der Liebevolle“, Buddha der Zukunft (jap. Miroku 弥勒)
  • Meiji 明治 ^ posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt
  • Minamoto^ Kriegerfamilie, die 1185 eine neue Herrschaftsdynastie begründete: Kamakura Shōgunat, 1185–1333
  • Miroku 弥勒 ^ Bodhisattva Maitreya, „Buddha der Zukunft“
  • Nara 奈良 ^ Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō
  • Ōsaki Hachiman-gū 大崎八幡宮 ^ Ōsaki Hachiman Schrein in Sendai, Nord-Honshū
  • Otoko-yama 男山 ^ Hügel im SW Kyotos, auf dem sich der einst mächtige Iwashimizu Hachiman-gū befindet
  • Ōjin Tennō 応神天皇 ^ auch Homuda Wake 誉田別; mytholog. Herrscher, offiziell der 15. Tennō; trad. Lebensdaten: 200–310, r. 270–310
  • Samurai^ im Westen übliche Bezeichnung eines Mitgliedes der Krieger-Klasse des vorindustriellen Japans; in Japan schriftspr. bushi
  • Seiwa Tennō 清和天皇 ^ 850–881; regierte als erster Kindkaiser Japans 858–876
  • shinbutsu bunri 神仏分離 ^ Trennung von kami und Buddhas; religionspolitische Maßnahme zur Entflechtung von buddh. Tempeln und Shintō-Schreinen; vereinzelt in der Edo-Zeit, vor allem aber für die frühe Meiji-Zeit (1868–1873) charakteristisch
  • Tamukeyama Hachiman-gū 手向山八幡宮 ^ gegr. 749 als Schutzschrein des Großen Buddha (daibutsu) von Nara, erster Zweig- oder Filialschrein des Usa Hachiman-gū (Kyūshū)
  • Tokugawa Ieyasu 徳川家康 ^ 1543–1616; Begründer des Tokugawa Shogunats; Reichseiniger
  • torii 鳥居 ^ Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami
  • Tōdaiji 東大寺 ^ Tempel des Großen Buddha von Nara; wtl. Großer Ost-Tempel
  • Toyokuni Jinja 豊国神社 ^ Schrein in Kyōto; Sitz des vergöttlichten Toyotomi Hideyoshi
  • Toyotomi Hideyoshi 豊臣秀吉 ^ 1537–1598, Feldherr, militärischer Machthaber; bekannt als der zweite von drei Reichseinigern am Ende der „Zeit der kämpfenden Länder“ (Sengoku Jidai)
  • Tsurugaoka Hachiman-gū 鶴岡八幡宮 ^ repräsentativster Schrein des ehemaligen Shōgunats in Kamakura; Gründung durch die Familie Minamoto, die Hachiman als Ahnengottheit verehrten
  • Usa 宇佐 ^ Region im Norden der Insel Kyūshū, bekannt für den Usa Hachiman Schrein.
  • Usa Hachiman-gū 宇佐八幡宮 ^ Usa Hachiman Schrein (Usa, Kyūshū)
Religion in JapanBauten
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„Die Schreine des Hachiman Glaubens.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001