Mythen/Verwandlungskuenstler/Kitsune

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Verwandlungskünste der Füchse

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Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.

Als Meister der magischen Verwandlung waren und sind Füchse (kitsune) ein wich·ti·ger Be·stand·teil der japa·nischen Geisterwelt. Sie können nach Be·lie·ben in die Gestalt von Menschen schlüp·fen, bzw. in Menschen illuso·rische Wahr·neh·mun·gen er·zeu·gen. Der Fuchs auf der Ab·bil·dung rechts be·deckt etwa seinen Kopf mit einem Blatt und voll·führt einen magi·schen Tanz. Es ist dies ein un·trüg·li·ches Zeichen, dass er im Begriff ist eine andere Gestalt anzunehmen.

Die meisten Fuchsbilder auf dieser Seite stammen aus der

Edo 江戸 (jap.)

Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);

Ort, Epoche

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Geographische Lage von Edo; s.a. Geo-Glossar
Zeit. Ihre Beliebt·heit ver·dankt sich der be·son·de·ren Vor·liebe für das Un·heim·lich-Mysteriös-Gespens·tische in der Edo-zeit·li·chen Popu·lär·kultur. Neben dem woh·li·gen Gru·sel·ge·fühl, das un·heim·liche Fuchs·ge·schich·ten ver·mit·teln können, wurde und wird die ma·gische Macht der Füchse aber auch durch·aus für real ge·hal·ten und führte in der Edo-Zeit zu ähn·li·chen Extre·men wie der euro·päische He·xen·glau·ben: Ins·be·son·dere Frauen konn·ten ver·folgt oder ver·stoßen werden, weil man sie für ver·wan·delte Füch·sin·nen hielt.

Zauberische Fuchsfrauen

Auch in Geschichten und Legenden verwandeln sich Füchse in Japan vor·zugs·weise (wenn auch nicht aus·schließ·lich) in schöne Frauen. Solche Fuchsfrau-Le·gen·den tau·chen schon im japa·nischen Alter·tum auf, wurden im Laufe der Zeit immer weiter aus·ge·schmückt und schließ·lich in der Edo-Zeit für das Kabuki Thea·ter adap·tiert. Die beiden be·kanntesten Gestalten sind Kuzu·noha, die liebende Mutter und Ehefrau, und Tamamo no Mae, die ver·ruchte Hofdame. Sie stehen ein·ander cha·rakterlich dia·met·ral gegen·über und zeigen, dass der Fuchs mit seinen Zauber·kräf·ten sowohl positiv als auch negativ in Er·scheinung treten kann. Den·noch haben beide Legen·den über·raschende Paral·lelen: In beiden Fällen kann die Fuchsfrau nicht lange in der Gesell·schaft der Menschen ver·blei·ben und ver·wan·delt sich schluss·endlich in einen Stein. Außer·dem tau·chen in beiden Legen·den Mit·glie·der der Familie Abe auf. Diese waren in der

Heian 平安 (jap.)

auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)

Ort, Epoche

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Geographische Lage von Heian; s.a. Geo-Glossar
Zeit die füh·renden  Yin Yang Meister bei Hof und galten als solche — ebenso wie die Füchse selbst — als Meister der Magie.

Kuzunoha

Die Grunderzählung dieser Legende lautet in etwa folgendermaßen:

Abe no Yasuna 安部保名 (jap.)

Heian-zeitlicher Höfling und angebl. Vater des Abe no Seimei

Der Begriff „Abe no Yasuna“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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, ein Heian-zeitlicher Höfling, der sich in der Kunst der Magie übt, rettet im Wald von Shinoda (in der Umge·bung des heu·tigen Osaka) einen weißen Fuchs vor einem Jäger. Er ver·letzt sich dabei, doch es erscheint eine junge Frau namens
Kuzunoha 葛の葉 (jap.)

Fuchsgeist in Frauengestalt, wtl. „Rankenblatt“; angebl. Mutter des Magiers Abe no Seimei

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(Ran·kenblatt), die ihn gesund pflegt. Die beiden ver·lieben sich, heiraten und be·kommen einen Sohn. Als dieser fünf Jahre ist, kann Kuzu·noha ihre wahre Iden·ti·tät nicht länger ver·bergen. Sie be·sucht ein letztes Mal ihr Kind und schreibt ein zu Herzen ge·hen·des Ab·schieds·ge·dicht, um schließ·lich als Füch·sin in ihren Wald zu·rück·zu·keh·ren. Das Kind des Paares ist
Abe no Seimei 安部清明 (jap.)

921?–1005; Yin Yang-Meister des 10. Jh.s

Gelehrte Person

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(921?–1005), der in der Folge zum be·rühm·testen Magier der Heian Zeit heranwächst.

Diese Geschichte existiert in zahlreichen Varianten. (Die etwas kompli·zier·tere Ver·sion des Kabuki-Dramas findet sich etwa bei Baiten.de oder Kabuki 21. [2007/1]) Das einzige un·ver·änder·liche Ele·ment ist jeweils das Abschieds·ge·dicht, das auch auf den meisten Bildern zu finden ist:

恋しくば / 尋ね来て見よ / 和泉なる / 信太の森の / うらみ葛の葉
Wenn du mich liebst/ so komm und such mich/ in Izumi/
im Wald von Shinoda/ die trauernde Kuzunoha

Im Stadtgebiet von Osaka, dort wo sich einst der Wald von Shinoda be·fand, exis·tiert noch heute ein alter Schrein, der Kuzu·noha ge·weiht ist. Natür·lich ist es ein Inari Schrein. In ihm wird ein Stein auf·be·wahrt, in den sich die Füch·sin schluss·endlich ver·wan·delt haben soll.

Tamamo no Mae

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Die Geschichte der

Tamamo no Mae 玉藻の前 (jap.)

legendäre Hofdame und Kurtisane des Toba Tennō; Fuchsgeist

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spielt ebenfalls in der Heian Zeit und umfasst sogar ein Mitglied  der  Familie Abe, die auch in der Kuzu·noha Legende vor·kommt. Doch die Rolle der Füch·sin ist bei·nahe spie·gel·bild·lich ange·legt: 

Ein kinderloses Paar zieht ein Waisenmädchen auf, dessen Schön·heit und Klug·heit so außer·ge·wöhn·lich sind, dass man selbst in der Haupt·stadt davon erfährt. Man ruft sie an den Hof, wo sie den Namen Tamamo no Mae (Hofdame Juwelenseegras) be·kommt und alle ver·blüfft, da sie selbst die kniffligsten Fragen zum Buddhismus be·ant·worten kann. Als einmal in der Dunkel·heit helles Licht aus ihrem Körper er·strahlt, wird sie für ein buddhistisches Wesen ge·halten. Der Exkaiser Toba (er regierte als sog. Ex- oder Klosterkaiser von 1129-56, während sein Sohn Konoe das Amt des Tenno innehatte) ver·liebt sich in das Mädchen und macht sie zu seiner Ge·liebten. Doch bald er·krankt er an einem rätsel·haften Leiden, dessen Ursachen sämt·lichen Ärzten rätsel·haft bleiben. Der Astrologe und Yin-Yang Meister Abe no Yasunari (ein Abkömmling des oben er·wähnten Abe no Seimei) er·kennt, dass der Exkaiser von Tamamo no Mae ver·hext wird. Diese sei in Wirk·lich·keit ein uralter Fuchsgeist mit zwei (in späteren Versionen neun) Schwänzen, ein Feind des Buddhismus, der es da·rauf ab·ge·sehen habe, fromme Herr·scher zu Fall zu bringen. Yasunari lässt Tamamo zu Test·zwecken selbst ein buddistisches Ritual durch·führen, sie aber ist dazu nicht im Stande, zeigt end·lich ihre wahre Gestalt und flieht.

Nach einer langwierigen Expedition gelingt es schließlich den tapfersten Bogen·schützen des Landes, Tamomo an ihrem Heimatort, der Nasuno-Ebene in der heutigen Präfektur Tochigi (nördlich von Tokyo), zur Strecke zu bringen. Von einem Pfeil töd·lich ge·troffen ver·wandelt sie sich in einen giftigen „Todesstein“ (Sesshōseki), der jeden, der zu nahe kommt, tötet. Erst über zwei·hundert Jahre später gelingt es einem Zen Mönch namens Gennō (1329-1400), den Fluch der Tamamo no Mae zu bannen.

In einigen Versionen der Legende heißt es, Tamamo hätte bereits in frühe·ren Er·schei·nungs·for·men die Kaiser von Indien und China ver·hext, sofern sie gläu·bige Buddhis·ten waren, und den Unter·gang ganzer Dyna·stien her·bei·ge·führt. Dieses Motiv findet sich tat·säch·lich auch in chine·sischen Fuchs·le·genden.

Weitere Fuchsmotive

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Fuchstreffen zum Neuen Jahr beim Ôji Inari Schrein.
Holzschnitt (Detail) von Andō Hiroshige, 1857.

Neben konkreten Geschichten illustrieren Edo-zeitliche Fuchsbilder auch all·ge·meine Vor·stel·lun·gen über die Zau·berkraft der Füchse. Auf der Ab·bildung oben sind bei genauer Be·trach·tung Lichter über den ein·zel·nen Füchsen zu er·ken·nen, so·ge·nannte „Fuchslichter“, die nach volks·tüm·lichen Vor·stel·lun·gen die Seelen von Ver·stor·be·nen sein könnten. Außer·dem fällt in den fol·gen·den Bildern auf, dass Füchse oft im Gewand von buddhis·tischen Mönchen und Nonnen dar·ge·stellt wurden. Vorlage:Galerie2

Religion in JapanMythen
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Kitsune-Motive.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001