Bakumatsu-Zeit, 19. Jh.

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Bakumatsu-Zeit, 19. Jh.

Unter

bakumatsu 幕末 (jap.)

Ende des Tokugawa-Shōgunats, 1853–1867; wtl. Ende der Zeltregierung (bakufu)

Geschichte

Der Begriff „bakumatsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

versteht man die Spätzeit des Tokugawa Shogunats (

bakufu 幕府 (jap.)

wtl. „Zeltregierung“; Militärregierung, Shōgunat

Institution

Der Begriff „bakufu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Tengu no ran.jpg

, 1603–1867), in der es nach einer Friedenszeit von über 250 Jahren zum Verfalls der staatlichen Autorität und zu bürgerkriegsartigen Unruhen kam. Innere und äußere Faktoren sind dafür verantwortlich:

  • Verknöcherung der Bürokratie (Steuerwesen)
  • unzeitgemäßes Standessystem
  • Klima → Ernterückgang → Hungersnöte
  • Bedrohung durch den Westen → erzwungenes Ende der Isolationspolitik
  • Seuchen (durch Kontakt mit dem Ausland ausgelöst)

Die Krisensituation spitzte sich 1853 zu, als sich ein amerikanisches Geschwader unter Admiral Matthew Perry (1794–1858) gewaltsam Zutritt zum Hafen von Uraga nahe Edo verschaffte. Perry erzwang im Auftrag der amerikanischen Regierung Verhandlungen, die den Amerikanern ein Handels- und Niederlassungsrecht in Japan ermöglichen sollten. 1854 gewährte Japan dieses Recht aus Angst, andernfalls eine ähnliche Situation wie im teilkolonialisierten China heraufzubeschwören. England, Frankreich und Russland erhielten bald ähnliche Privilegien. Dies führte innenpolitisch zu enormen Spannungen und starken xenophoben Reaktionen, die den Niedergang des Shogunats beschleunigten. Perry's Kanonenboote, die sogenannten „Schwarzen Schiffe“ (

kurobune 黒舟 (jap.)

„Schwarze Schiffe“; volkstümliche Bezeichnung für die amerikanischen Kanonenboote, die 1853 die Öffnung Japans erzwangen

Geschichte

Der Begriff „kurobune“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Kurobune.jpg

), wurden zum Synonym für ein bedrohliches Ausland.

Die wichtigsten politischen Akteure

  • Bakufu (Shogunat), vertreten durch Ii Naosuke (1815-1860), der die Verhandlungen mit Perry im Alleingang abschloss. Autoritäre Haltung nach innen, kompromissbereit nach außen.
  • Nordosten (Daimyate wie Mito oder Aizu im Norden der Glossar:Kantou-Region), vertreten durch Feudalherren wie Tokugawa Nariaki (1800-1860). Autoritäre Haltung nach innen, kompromisslos nach außen.
  • Südwesten (Daimyate Satsuma in Kyushu, Chōshō in West-Honshū, Tosa in Shikoku). Relativ frühe Kontakte mit dem Westen, bakufu-kritisch, reformfreudig. Die meisten sogenannten Meiji-Oligarchen (politische Führer der Meiji-Zeit) stammen aus diesen Regionen.
  • Kaiserlicher Hof (Kyoto), vertreten durch Kōmei Tennō (1831–1867) oder Iwakura Tomomi (1825–1883). In der Bakumatsu-Zeit kommt es dank der allseitigen Aufmerksamkeit zu eine neuen Politisierung des kaiserlichen Hofes. Ideologisch gibt es eine starke Verbindung nach Mito (Tokugawa Noriaki).

Ideologische Lager

Politische Slogans

sonnō jōi 尊王攘夷 (jap.)

„Ehrt den Kaiser, verjagt die Barbaren“; anti-westlicher Slogan des 19. Jh.s (Zitat aus den Frühling- und Herbstannalen des Konfuzius)

Konzept

Der Begriff „sonnō jōi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Bilder

  • Ii naosuke.jpg
  • Tengu no ran.jpg

, „Ehrt den Kaiser, vertreibt die Barbaren!“ (Vor allem durch die Mito Schule in Umlauf gebracht).

saisei itchi 祭政一致 (jap.)

Einheit von Ritus und Verwaltung bzw. von Religion und Staat

Konzept

Der Begriff „saisei itchi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, „Einheit von Ritus und Regierung“ (politische und religiöse Autorität in einer Person; v.a. Hirata Schule).

fukoku kyōhei 富国強兵 (jap.)

„reiches Land, starkes Heer“; politischer Slogan des 19. Jh.s

Konzept

Der Begriff „fukoku kyōhei“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, „Reiches Land, starkes Heer“ (technische Modernisierung).

wakon yōsai 和魂洋才 (jap.)

„Japanischer Geist, westliche Technik“; politischer Slogan der bakumatsu- und Meiji-Zeit

Konzept

Der Begriff „wakon yōsai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, „Japanischer Geist, westliche Technik“ (Verbindung von Tradition und Moderne).

bunmei kaika 文明開化 (jap.)

„Aufklärung und Öffnung“; Modernisierungs-Slogan des 19. Jh.s

Konzept

Der Begriff „bunmei kaika“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, „Aufklärung und Öffnung“ (Modernisierung = Verwestlichung aller gesellschaftlichen Bereiche).

Weitere Schlagworte

kokutai 国体 (jap.)

Nationalwesen, wtl. „Landeskörper“

Konzept

Der Begriff „kokutai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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rangaku 蘭学 (jap.)

„Holland Studien“; in der Edo-Zeit: westliche Wissenschaft; der Namen erklärt sich aus der Tatsache, dass es im Edo-zeitlichen Japan den Holländern als einziger westlicher Nation gestattet war, Handelsverbindungen mit Japan zu unterhalten.

Schulrichtung

Der Begriff „rangaku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Bilder

  • Daruma kokan.jpg
  • Deshima 1790.jpg

  1. ^  
    Perry 1854.jpg
    Im Gebiet des heutigen Yokohama, wo später auch die ersten Ausländerkolonien entstanden, treffen amerikanische Marine Offiziere unter Commodore Perry mit ihren japanischen Verhandlungspartnern zusammen. Das Bild beruht auf einem Aquarell von Wilhelm Heine (1827–1885), einem deutschen Künstler, der Perrys Mission als offizieller „Photograph“ begleitete.
    Werk von Wilhelm Heine. Edo-Zeit, 1856. US Naval History & Heritage.
  2. ^  
    Choshu samurai.jpg
    Eine Gruppe junger Samurai bei militärischer Lagebesprechung (1864?). Einige in traditioneller Kleidung, andere teilweise in westlichen Uniformjacken. Der Photograph, Felice Beato, eröffnete 1863 eines der ersten Photostudios in Japan und erhielt schon vor 1868 die Möglichkeit, außerhalb der Ausländerghettos zu photographieren.
    Werk von Felice Beato. Späte Edo-Zeit, 1860er Jahre. Wikimedia Commons.
  3. ^  
    Tengu no ran.jpg
    Aufständische Vassallen von Mito in einer militärischen Konfrontation mit den Truppen des bakufu, die als Aufstand der Tengu-Partei (tengu-tō no ran, 1864–65) in die Geschichte einging. Auf ihrem Banner haben die Tennō-treuen Mito-Kämpfer den Wahlspruch sonnō jōi, „Ehrt den Kaiser, verjagt die Barbaren“, angebracht. In diesem Fall kämpfte aber selbst das Fürstenhaus von Mito auf der Seite des Shōgunats gegen die eigenen Vasallen.
    Werk von Utagawa Kuniteru (1808–1876). Späte Edo-Zeit. Wikimedia Commons.
  4. ^  
    Yoshida shoin.jpg
    Der politische Reformer und Wegbereiter der Meiji Restauration Yoshida Shōin.
    National Diet Library, Tōkyō.

Religion in JapanGeschichte
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„Aufbruch in eine neue Ära: Bakumatsu-Zeit, 1853–1867.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001