Unterhändler des Imaginären Regenmachen im vormodernen Japan

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Unterhändler des Imaginären Regenmachen im vormodernen Japan

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Auf einer Klippe über dem Meer hat sich eine kleine Gruppe von Menschen versammelt. Alle Aufmerksamkeit ist auf einen Mönch in rotem Gewand gerichtet, der sich mit geschlossenen Augen auf sein Gebet konzentriert. Heftiger Regen hat eingesetzt und ein Diener schützt den Betenden mit einem großen Schirm. Alle Umstehenden scheinen in großer Erregung. Der Regen legt sich wie ein Vorhang aus schwarzen Schnüren vor die dargestellte Szene. Lediglich das Gesicht des betenden Mönchs bleibt ausgespart – ein heller Ruhepol inmitten der entfesselten Elemente.1

Nichiren regen kuniyoshi.jpg
1 Nichiren erbittet Regen
Diese Episode aus dem Leben Nichirens erzählt von einer großen Dürre, die Kamakura im Jahr 1271 (damals Hauptstadt) heimgesucht hatte. Die Regierung befahl den wichtigsten Tempeln, Regenbitt-Zeremonien (amagoi) durchzuführen, doch nichts half, bis endlich Nichiren auf den Plan trat. Er rezitierte (wie immer) seine schlichte „Anrufung des Lotos Sutra“ (namu myōhō renge kyō) und siehe da, der Regen kam.
Werk von Utagawa Kuniyoshi (1797–1861). Edo-Zeit. The British Museum.

Der hier beschriebene Farbholzschnitt von Utagawa Kuniyoshi [Utagawa Kuniyoshi (jap.) 歌川国芳 1798–1861; Maler und Zeichner. Bekannter Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts] stellt eine Szene dar, die zu den legendären Wundertaten des berühmten Mönchs Nichiren [Nichiren (jap.) 日蓮 1222–1282; Begründer des Nichiren Buddhismus] (1222–1282) zählt: Nach einer langen Dürreperiode im Sommer 1271 gelang es Nichiren durch seine Gebete Regen zu erwirken. Kuniyoshis Holzschnitt zeigt den Moment, als diese Gebete in Form eines plötzlichen Wolkenbruchs Früchte tragen. Das Erstaunen der Gruppe um Nichiren ist umso größer, als zuvor bereits hochrangige Spezialisten mit wesentlich aufwendigeren rituellen Prozeduren versucht haben, die Dürre zu beenden. Nichiren genügen jedoch ein einfacher Opfertisch und eine Gebetskette, die er in den gefalteten Händen reibt. Sein Gebet besteht aus nichts anderem als der Anrufung des Lotos Sutras. Es ist, so suggerieren Bild und Legende, vor allem seinem aufrichtigen Glauben an diesen elementaren Text des Mahayana [Mahāyāna (skt.) महायान „Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)]-Buddhismus zuzuschreiben, dass die höheren Mächte, die für Regen verantwortlich sind, Nichirens Bitten Gehör schenken.2

Diese Legende macht uns heutige Betrachter auf ein Thema aufmerksam, das bislang nur am Rande in Studien zur japanischen Religion behandelt wurde: Die Kunst des Regenmachens. Derartige magische Praktiken werden leicht als merkwürdiger „Aberglaube“ abgetan und keiner näheren Betrachtung für wert befunden, doch zweifellos war ein Künstler wie Kuniyoshi, der zur Bildungselite seiner Zeit zählte, fest von der Wirkung derartiger Riten überzeugt. Im vorliegenden Essay möchte ich daher anhand eines geschichtlichen Überblicks auf die kontinuierliche, nicht zuletzt politische Bedeutung von Regenriten in Japan aufmerksam machen und zugleich auf die unterschiedlichen rituellen Verfahren und ihre historischen Veränderungen eingehen.

Regenbitte und Regenabwehr

Grundsätzlich gab es zwei komplementäre Wetterriten, nämlich die Bitte um Regen (amagoi [amagoi (jap.) 雨乞い Regenmachen durch rituelles Gebet und Zauber; Regenbitte; s.a. shōu, kiu], kiu [kiu (jap.) 祈雨 Regenbitte; Ritus, um Regen zu erwirken; s.a. amagoi, shōu] 祈雨 oder shōu [shōu (jap.) 請雨 Regenbitte; Ritus, um Regen zu erwirken; s.a. amagoi, kiu] 請雨) und ihr Gegenstück, die Bitte um Sonnenschein (hiyorigoi [hiyorigoi (jap.) 日和乞い Gebet oder Ritus zum Erwirken von Sonnenschein] 日和乞い, himaneki [himaneki (jap.) 日招き wtl. Einladen der Sonne; Gebet um Sonnenschein] 日招き oder shiu [shiu (jap.) 止雨 Regenabwehr; Gebet oder Ritus, um Regen zu beenden; s.a. himaneki, hiyorigoi] 止雨). Das Regenbitten ist dabei in Kunst und Literatur — und auch im vorliegenden Essay — prominenter vertreten als die Regenabwehr, wohl aus dem einfachen Grund, weil bei der Bitte um Regen der Erfolg mit dem plötzlichen Einsetzen von Niederschlag besser im Gedächtnis behalten wird. Umgekehrt ist aber die Bitte um Sonnenschein auch heute noch fester Bestandteil jeder japanischen Kindheit, und zwar in Gestalt des Schönwetter-Mönchleins (teruteru bōzu [teruteru bōzu (jap.) 照る照る坊主 wtl. Schönwetter Mönchlein; Puppe, die Schönwetter bringen soll]), einer einfachen Puppe aus weißem Stoff, bestehend aus Kopf und Körper, die jedes Kind selbst herstellen kann und ans Fenster hängt, wenn es sich für den nächsten Tag schönes Wetter wünscht. Auch gibt es den Ausdruck „Regenmensch“ (ame no hito [ame no hito (jap.) 雨の人 „Regenmensch“; jemand, der immer Schlechtwetter mitbringt]) für Mitschüler oder Freunde, die immer schlechtes Wetter mitbringen, wenn sie an einem Ausflug teilnehmen, und auch das Gegenteil, „Schönwettermensch“ (hare no hito [hare no hito (jap.) 晴れの人 „Schönwettermensch“; jemand, der immer Schönwetter mitbringt]). Diese spielerischen Kinderbräuche stehen in engem Verhältnis zu alten Riten, die bis heute Teil des traditionellen landwirtschaftlichen Brauchtums geblieben sind. Hingegen sind staatlich organisierte Wetterriten heute vollkommen verschwunden oder haben sich bis zur Unkenntlichkeit in den Wetterbericht der öffentlichen Medien transformiert.

Regenriten in der Frühzeit

Es bedarf kaum der Erklärung, dass eine Landwirtschaft wie die japanische, die zum überwiegenden Teil auf die intensive Bewässerung von Reisfeldern, den Nassfeld-Reisbau, abgestimmt ist, in besonderem Maße auf regelmäßige Niederschläge angewiesen ist. Außergewöhnliche Wetterereignisse wie Dürre oder Überschwemmungen bedrohten daher in der vormodernen japanischen Gesellschaft rasch die Existenzgrundlage. Solche Ereignisse wurden zumeist Wassergottheiten zugeschrieben, die man sich als drachen- oder schlangenartige Wesen vorstellte. Eine ungefähre Vorstellung solcher Schlangengottheiten lässt sich bereits in den frühesten Legenden gewinnen, in denen lokale Gottheiten eine Rolle spielen.

Das Hitachi fudoki [Hitachi fudoki (jap.) 常陸風土記 „Aufzeichnungen von Luft und Erde aus Hitachi“; auch Hitachi no kuni fudoki, 713; Chronik kultureller Bräuche der historischen Provinz Hitachi 常陸, heutige Präf. Ibaraki] (eine Lokalchronik, die Anfang des achten Jahrhunderts verfasst wurde) berichtet von einem Provinzverwalter aus der Hauptstadt namens Matachi, der die Provinz im sechsten Jahrhundert für die Landwirtschaft erschloss. Als er nahe einer Bezirksgarnison eine schilfbewachsene Ebene trocken legen ließ, um Reisfelder anzulegen, erschienen die Götter des Tals (yatsu no kami) als gehörnte Schlangen, um sich gegen die Urbarmachung ihres Territoriums zur Wehr zu setzen. Während die Einheimischen vor diesen Schlangen flohen, setzte sich Matachi zur Wehr.

Erzürnt legte Matachi seine Rüstung an, nahm seine Hellebarde und tötete mehrere yatsu no kami. Der Rest zog sich zum Fuß des [nächsten] Berges zurück. Dort schlug Matachi einen Pfosten in den Bewässerungsgraben, um sein Territorium zu markieren. Zu den yatsu no kami sagte er, dass den Göttern das Gebiet oberhalb dieser Grenze gehöre, während das Gebiet darunter für den Reisanbau seiner Leute bestimmt sei. ‚Überschreitet diese Grenze nicht und hegt keinen Groll, denn ich werde euch einen Schrein errichten und dort das Priesteramt vollziehen. Meine Nachkommen werden euch ehrerbietig Opfergaben darbringen.‘ Er errichtete daraufhin einen Schrein und die Verehrung der yatsu no kami setzte sich von Generation zu Generation fort.3

Das Nihon ryōiki [Nihon ryōiki (jap.) 日本霊異記 „Wundersame Begebenheiten aus Japan“; buddhistische Legendensammlung von Kyōkai (Anfang 9. Jh.)], eine Quelle aus dem frühen neunten Jahrhundert, berichtet von einem Bauern, der bei Regen auf seinem Feld arbeitete, als er sich unversehens mit einem Donnergott konfrontiert sah. Dieser hatte die Gestalt eines menschlichen Kindes. Als der Bauer Anstalten machte, das Donner-Kind zu erschlagen, bat es um Mitleid und versprach Belohnung. Einige Zeit später wurde dem Bauern ein Sohn geboren, der bei der Geburt eine Schlange auf dem Kopf trug. Später wurde dieser Sohn unglaublich stark und begründete eine adelige Dynastie.4

Schon in diesen frühen Legenden begegnet uns die Vorstellung, dass lokale Gottheiten eine Schlangenform haben oder annehmen können und dass sie mit dem Wasser und/oder mit Gewittern in Verbindung stehen. Darüber hinaus offenbart sich in den genannten Legenden ein zweckrationales Verhältnis zwischen Menschen und kami: Lokale Götter und Menschen befinden sich auf Augenhöhe. Sie haben zwar unterschiedliche Interessen und Fähigkeiten, können aber auch voneinander profitieren. Es kommt zum Tausch, der jedoch immer wieder neu ausgehandelt werden muss. Schreine sind Orte, wo sich dieser Tausch vollzieht.

Staatliche Regenriten

Die ersten historisch verlässlichen Erwähnungen von staatlich sanktionierten Regenriten stammen aus dem 7. Jahrhundert, einer Zeit, in der die alten Bräuche nach und nach mit buddhistischen Alternativen konfrontiert wurden.

Im Sommer des ersten Regierungsjahres der Kaiserin Kyōgoku [Kōgyoku Tennō (jap.) 皇極天皇 594–661; weibliche Tennō, r. 642–645; herrschte ein weiteres Mal unter dem Namen Saimei, 655–661] (642) herrschte eine außergewöhnliche Dürre. In dieser Situation kamen die Minister des Hofes unter Führung des Soga no Emishi [Soga no Emishi (jap.) 蘇我蝦夷 587–645; Staatsmann (oberster Minister) in der Asuka-Zeit] (587–645) überein, dass man sich nicht mehr auf die Blutopfer von Pferden und Rindern der Dorfpriester (hafuri [hafuri (jap.) 祝/祝部 kami-Priester der Frühzeit] 祝部) verlassen sollte. Stattdessen sollten buddhistische Sutren öffentlich rezitiert werden. Allerdings blieb auch diese Maßnahme ohne Wirkung. Schlussendlich vollzog die Kaiserin in eigener Person einen Regenritus, der Erfolg hatte.5

In diesem kurzen Bericht begegnen uns drei alternative Regenrituale: Blutopfer durch lokale Priester, buddhistische Sutrenlesungen und ein Bittritus unbekannter Art, der vom Herrscher beziehungsweise der Herrscherin selbst vorgenommen wird. Man gewinnt den Eindruck, dass pro-buddhistische Kreise wie die Familie der Soga in dieser Zeit zwar nach Alternativen zu althergebrachten Formen des Regenmachens suchten, jedoch keine überzeugenden Mittel zur Hand hatten, sodass neben lokalen (möglicherweise schamanistischen) Opferriten auch die Riten eines sakralen Königtums, das das vorbuddhistische Japan gekennzeichnet hatte, zum Einsatz kamen.

Erst vier Jahrzehnte später stoßen wir in den Chroniken auf einen ausgewiesenen buddhistischen Experten des Regenmachens, ein Mönch namens Dōzō [Dōzō (jap.) 道蔵 koreanischer Mönch aus Baekje, spätes 6. Jh.; im Nihon shoki als Experte des Regenmachens erwähnt] 道蔵 aus Baekje (Korea), der am Hof des Kaisers Tenmu [Tenmu Tennō (jap.) 天武天皇 631?–686; 40. japanischer Kaiser; (r. 673–686)] beziehungsweise der Kaiserin Jitō [Jitō Tennō (jap.) 持統天皇 645–703, r. 686–697; 41. japanische Kaiserin] erfolgreiche Regenrituale durchführte.6

In der folgenden Nara- und Heian-Zeit (710–794, 794–1185) gewann der Buddhismus – von kleineren Rückschlägen abgesehen – kontinuierlich an Einfluss. Es wäre daher anzunehmen, dass sich buddhistische Regenriten schon damals allgemein durchsetzten, doch gerade auf diesem Gebiet kam den einheimischen Gottheiten bis Mitte der Heian-Zeit nach wie vor große Bedeutung zu. Rund um die jeweiligen Hauptstädte (Nara [Nara (jap.) 奈良 Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō] und später Heian-kyō [Heian-kyō (jap.) 平安京 urspr. Name der Stadt Kyōto; wtl. Stadt des Friedens; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]/Kyoto) begann sich ein ganzes Netzwerk von kami-Kultstätten zu bilden, an denen regelmäßig Regenriten abgehalten wurden.7 Der kaiserliche Hof erließ dabei immer detailliertere Verordnungen, wie man sich durch besondere Opfergaben günstiger Wetterbedingungen zu versichern habe. Zwei Schreine galten in dieser Hinsicht als besonders einflussreich: der Kifune [[[glossar:kifune|]] () ]貴船-Schrein im Bergland nördlich von Kyoto und der Niukawakami [[[glossar:niukawakami|]] () ] 丹生川上-Schrein südöstlich der Nara-Region. Diese beiden Schreine, die jeweils Wasser- oder Gewittergöttern geweiht waren, markierten in etwa die Nord-Süd-Achse durch die damaligen japanischen Kernprovinzen. Ihnen sollte jedes Jahr – gleichsam prophylaktisch – ein schwarzes Pferd zugeführt werden, außer wenn es zu viel Regen gab. Dann sollte ein weißes Pferd für Wetterbesserung sorgen.8 Was aus den Pferden wurde, ist nicht ganz klar. Meist wurden sie offenbar nicht getötet, sondern gingen als heilige Tiere oder als Nutztiere in den materiellen Besitz der bedachten Institution über. Doch finden sich auch Hinweise auf die im Nihon shoki erwähnte Blutopfer-Praxis. In ihrer Studie zur religiösen Bedeutung des Pferdes berichtet die Mythenforscherin Nelly Naumann [Naumann, Nelly (west.) 1922–2000; deutsche Japanologin und Mythenforscherin] von japanischen Regenriten, bei denen der abgetrennte Kopf eines Pferdes oder Rindes in ein Gewässer geworfen wurde. Manches spricht dafür, dass damit ein ritueller Tabubruch begangen wurde, um die Gottheit zu reizen und so Regen herbeizuführen. Unter buddhistischem Einfluss wurden solche Blutopfer mit der Zeit aber durch Statuen oder Bilder substituiert.9

Buddhistische Riten für Schlangen und Drachen

Die frühesten dokumentierten Regenriten des Buddhismus finden sich in einem Bericht des chinesischen Pilgermönchs Faxian [Faxian (chin.) 法顯 früher chin. Pilgermönch (337?–422?), Autor eines Reiseberichts] (337–422), der Indien im frühen fünften Jahrhundert bereiste.10 Kurze Zeit später wurde ein kanonischer Text zum Regenmachen, das Große Wolken-Sutra (Mahāmegha sūtra, chin. Dayun jing [Dayun jing (chin.) 大雲經 Großes Wolken-Sutra; skt. Mahāmegha sūtra, jap. Daiun-kyō; die früheste Übersetzung ins Chinesische wurde von Dharmakṣema zwischen 414 and 421 angefertigt (DDB, s.v. Dafangdeng wuxiang jing 大方等無想經)] 大雲經, 大方等無想經), ins Chinesische übersetzt.11 Aus diesem Text geht klar hervor, dass man auch im indischen Buddhismus der Meinung war, Schlangen beziehungsweise Schlangengötter (naga [nāga (skt.) नाग „Schlange, Kobra“, indische Schlangengottheit (jap. naka 那伽)]s) würden über den Regen gebieten. Das Sutra enthält unter anderem magische Formeln (dharani [dhāraṇī (skt.) धारणी (magische) Gebetsformel, ähnlich wie, aber meist länger als Mantra (jap. darani 陀羅尼 oder ju 呪)]), die an die nāgas zu richten sind, um Regen zu erbitten.12

Nāgas stellen in Indien eine eigene Kategorie von Dämonen dar, die sowohl die Gestalt von Menschen als auch die von Schlangen annehmen können. In der buddhistischen Mythologie ist zum Beispiel von einem nāga-König Mucilinda [Mucilinda (skt.) मुचिलिन्द Name eines Drachens, der Buddha Shakyamuni während seiner Meditation vor Regen schützte] die Rede, der den historischen Buddha [Buddha (skt.) बुद्ध „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)] während seiner Meditation unter dem bodhi [bodhi (skt.) बोधि „Erwachen, Erleuchtung“ (jap. bodai 菩提)]-Baum in Bodhgaya [Bodhgayā (skt.) बोध्गया „Ort der Erleuchtung“, Ort, an dem Buddha seine Erleuchtungserfahrung hatte (jap. Buddagaya 仏陀伽邪)] sieben Tage lang vor Wind und Regen schützte. Ähnliche Schlangenwesen existierten auch in China, wo der mythologische Kaiser Fuxi und seine Frau Nüwa als Schlangenmenschen aufgefasst wurden. Fast immer besteht auch eine enge Beziehung zum Wasser und zum Regen. Indo-buddhistische Regenriten ließen sich daher ohne größere Schwierigkeiten in einen ostasiatischen Kontext übertragen.

Schlangen, die zu Gottheiten erhöht wurden, erhielten in Ostasien zumeist das Aussehen eines chinesischen Drachens. Der Übergang zwischen der realen Schlange und dem imaginären Drachen war dabei fließend. Beiden wurde die Fähigkeit zugesprochen, menschliche Gestalt anzunehmen. Zwischen dem chinesischen Drachen als Sinnbild des Kaisers und den indischen nāgas, die aus buddhistischer Sicht eine besondere Kategorie unerleuchteter Wesen darstellen, bestand zwar sicher ursprünglich ein wesensmäßiger Unterschied, doch kam es in Bild und Legende sowohl in China als auch in Japan zu einer Nivellierung dieser Vorstellungen. Nāga-Könige, die im indo-buddhistischen Kontext oft das Aussehen von Kobras haben, wurden in China als Drachenkönige (longwang, japanisch ryūō [ryūō (jap.) 龍王 Drachenkönig; myth. Figur, meist mit Wasser oder mit dem Meer verbunden]) bezeichnet und in großen, oft staatlich finanzierten Riten um Regen gebeten.13

Eine der ersten permanenten Kultstätten für buddhistische Regenriten in Japan wurde Ende des achten Jahrhunderts im Tempel Murō-ji [Murō-ji (jap.) 室生寺 alter Shingon-Tempel südöstlich von Nara, ehem. bekannt für seine Regenriten (amagoi)] 室生寺 nordwestlich von Nara errichtet, wo sich einige eindrucksvolle Grotten befinden. In diesen Grotten wähnte man einen Drachen namens Zennyo Ryūō [Zennyo Ryūō (jap.) 善如龍王/善女龍王 Drachen- bzw. naga-König aus der buddhistischen Mythologie], den man als eine Wiedergeburt des indischen nāga-Königs Anavatapta [Anavatapta (skt.) अन्-वतप्त buddhistischer Drache, bzw. Wohnort eines Drachens] aus dem Himalaya identifizierte. Zennyo Ryūō erhielt nun interessanterweise einen Schrein, also ein Gebäude nach dem Muster der kami-Kultstätten, wo aber buddhistische Mönche um Regen beteten. Man dachte sich den Drachenkönig also eher als kami denn als Buddha, was aber buddhistische Regenriten keineswegs ausschloss. In der Folge gelang es dem Buddhismus, seine Regenriten für nāga-Drachen als staatlich anerkannte Standardmaßnahmen in Zeiten von Wetterkatastrophen zu etablieren.

Regenmacher des Shingon-Buddhismus

Wie der Religionshistoriker Brian Ruppert in einem Aufsatz von 2002 klar herausgearbeitet hat, erwies sich der Shingon [Shingon-shū (jap.) 真言宗 Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan]-Buddhismus auf dem Gebiet des Regenbittens ab der mittleren Heian-Zeit als besonders erfolgreich. Shingon-Mönchen gelang es nämlich eine Kultstätte für die Abhaltung von Regenriten innerhalb des kaiserlichen Palastes zu monopolisieren. Im Zentrum dieser Riten stand ein großer künstlicher Teich, der Teil des Lustgartens Shinsen’en [Shinsen’en (jap.) 神泉苑 „Garten der göttlichen Quelle“, im Süden des ehem. Kaiserpalastes in Kyōto gelegen;] 神泉苑 (Garten der göttlichen Quelle) war und wohl schon lange für Regenriten gedient hatte. Unter dem Einfluss des Shingon-Buddhismus wurde dieser Teich zum Wohnort Zennyo Ryūōs erklärt, also des gleichen Drachenkönigs, der auch im erwähnten Murō-ji verehrt wurde. Die Tradition des Regenmachens im Kaiserpalast wurde rückblickend dem charismatischen Ordensgründer des Shingon-Buddhismus Kūkai [Kūkai (jap.) 空海 774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi] (774–835) zugeschrieben, scheint sich aber erst im zehnten Jahrhundert fest mit dem Shingon-Buddhismus verbunden zu haben.14

Die Shingon-buddhistischen Regenriten im Kaiserpalast sind relativ gut dokumentiert, da führende Shingon-Mönche der späten Heian-Zeit eigene Regenbitt-Tagebücher führten, was Rückschlüsse auf die Bedeutung dieser Rituale zulässt. Offenbar waren sie zwar mit hohem Aufwand, aber mit erstaunlich geringem Risiko für den Ritualisten verbunden. War das Ritual erfolgreich, so standen dem beteiligten Mönch substanzielle materielle Zuwendungen sowie Rangerhöhungen in Aussicht, während Misserfolge nicht geahndet wurden. Dürreperioden boten daher insbesondere für Shingon-Mönche eine gute Gelegenheit für einen Karrieresprung.15

Nichirens Provokation

Die besondere Rolle des Shingon-Buddhismus auf dem Gebiet des Regenmachens findet sich indirekt auch in der eingangs erwähnten Legende des Nichiren bestätigt. Der historische Kern dieser Begebenheit lässt sich aus autobiografischen Notizen von Nichiren selbst einigermaßen verlässlich rekonstruieren. Eigenen Angaben zufolge stammte Nichiren aus einem Fischerdorf auf der Halbinsel Bōsō (südöstlich des heutigen Tokyo). Trotz seiner niederen Herkunft arbeitete er sich in den Rang eines angesehenen Gelehrtenmönchs hoch, machte sich unter seinen Mitbrüdern aber bald auch Feinde. Nichiren setzte sich nämlich nicht bloß für die Autorität des Lotos-Sutra ein, das ohnehin von den meisten buddhistischen Richtungen zu den wichtigsten Lehrtexten gezählt wurde, sondern formulierte ausgehend vom Lotos-Sutra auch eine Kritik am etablierten Klerus, die an dessen Existenzgrundlagen rüttelte. Auf diese Weise brüskierte er unter anderen den führenden Shingon-Mönch Ninshō Ryōkan [Ninshō Ryōkan (jap.) 忍性良観 1217–1303; Shingon-Abt in Kamakura]忍性良観 (1217–1303), der ebenso wie Nichiren vor allem in der Hauptstadt des 1185 gegründeten Kamakura [Kamakura (jap.) 鎌倉 Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)]-Shōgunats aktiv war und galt dort allgemein als besonders tugendhaft galt. Nichiren aber sah in ihm einen Heuchler und forderte ihn immer wieder heraus. Als Ryōkan während der Dürre von 1271 einen Regenritus abhalten sollte, schlug Nichiren ihm eine riskante Wette vor: Nichiren würde alle seine Lehren bezüglich des Lotos-Sutra widerrufen und Ryōkans Schüler werden, wenn dieser mit dem Regenritus Erfolg haben sollte. Andernfalls solle Ryōkan Nichirens Schüler werden. Als das Ritual auch nach zwei Wochen keinen Erfolg zeitigte (und Ryōkan nicht auf Nichirens Vorschlag einging), schickte Nichiren ihm folgende Nachricht:

Wie die Sage geht, sollen selbst solche Leute, die sich niemals um buddhistische Gebote scherten, wie die kokette Hofdichterin Izumi Shikibu [Izumi Shikibu (jap.) 和泉式部 978?–1033?; Hofdame und Dichterin der Heian-Zeit] oder der liebestrunkene Mönch Nōin [Nōin (jap.) 能因 988-1051?; buddhistischer Dichtermönch] allein durch die Wirkung ihrer Dichtkunst dem Himmel Regen entlockt haben. Wie aber kommt es dann, dass Ihr nicht imstande seid, selbst mit dem Beistand [noch so vieler Priester und Mönche] auch nur einen Regentropfen hervorzupressen?16

Die beiden genannten Dichter, auf die ich im Folgenden noch zu sprechen kommen werde, sind in der Tat sowohl für ihre Regenriten als auch für ihre Liebeseskapaden berühmt. Nichiren wertet dies als Beweis ihrer Lasterhaftigkeit, um schließlich seinem Intimfeind vorzuwerfen, noch weiter vom wahren Weg des Buddha entfernt zu sein als diese sündigen Wesen, weil er im Gegensatz zu ihnen beim Regenmachen versagte. Nichiren sieht das Regenmachen also nicht mehr als Ergebnis eines Tauschhandels zwischen Menschen und Göttern, sondern als moralischen Gradmesser. Es kommt nicht nur auf die Kenntnis magischer Praktiken an, man muss sich auch des Buddha-Weges als würdig erweisen, damit das Ritual funktioniert.

Dass Nichiren selbst Regen herbeibetete, scheint zwar eine fromme Legende aus späterer Zeit zu sein, doch zeigt sich, dass dieser Legende eine tiefere Bedeutung zukommt als auf den ersten Blick erkenntlich. Ob er nun Regenbitt-Riten verspottete oder selbst praktizierte, läuft beinahe auf dasselbe hinaus, nämlich dass er die Autorität des Shingon-Buddhismus auf dem Gebiet der Regenrituale infrage stellte.

Zen und die Kunst des Regenmachens

Dem westlichen Klischee vom asketischen, weltabgewandten Zen [Zen (jap.) chin. Chan, wtl. Meditation; Zen Buddhismus] zum Trotz konnten Zen-Mönche, ebenso wie ihre chinesischen Vorläufer des Chan [Chan (chin.) jap. Zen, wtl. Meditation; chin. Bez. des Zen Buddhismus]-Buddhismus, auf dem Gebiet des Regenmachens offenbar ähnliche Fertigkeiten aufweisen wie die Shingon-Mönche. So soll unter anderem der Kult der Sechzehn Arhats, der ursprünglich aus dem Chan [Chan (chin.) jap. Zen, wtl. Meditation; chin. Bez. des Zen Buddhismus] stammt und durch den Zen-Buddhismus auch in Japan Verbreitung fand, zur Bitte um Regen eingesetzt worden sein. Als einer der ersten Regenmacher des japanischen Zen vollzog Myōan Yōsai [Myōan Yōsai (jap.) 明菴榮西 1141–1215; Zen-Möch, Begründer des jap. Rinzai Zen. Auch Eisai.] (1141–1215) in offiziellem Auftrag ein berühmtes Regenritual in Kamakura. Als er zu den Drachengöttern betete, stieg, so die spätere Überlieferung, Licht aus seinen Händen und es begann sofort zu regnen.17 Interessanterweise ging Yōsai zwar als Begründer des japanischen Rinzai [Rinzai-shū (jap.) 臨濟宗 Rinzai-Schule des jap. Zen Buddhismus]-Zen in die japanische Religionsgeschichte ein, doch war er zunächst als Shingon-Mönch ausgebildet worden und praktizierte eine Mischung aus Shingon und Zen. Wir können also nicht sicher sein, in welcher dieser beiden Traditionen sein Regenritus tatsächlich stand.

Ein paar Generationen später stößt man jedoch auf eine kōan [kōan (jap.) 公案 Koan, paradoxes Zen-Rätsel]-Anekdote, die zum einen bestätigt, dass Zen für Regenriten in Kamakura herangezogen wurden, zum anderen aber auch eine interne Kritik an derartigen Tendenzen der Verweltlichung zum Ausdruck bringt:

Der chinesisch-stämmige Zen-Mönch Mugaku [Mugaku (jap.) 無学 1226–1286; aus China stammender Zen-Mönch der Kamakura-Zeit] 無学 (1226–1286) wurde während einer Dürre im Jahr 1284 vom Shōgunat beauftragt, ein Regenbitt-Ritual abzuhalten. Vor dem Tsurugaoka Hachiman [Tsurugaoka Hachiman-gū (jap.) 鶴岡八幡宮 repräsentativster Schrein des ehemaligen Shōgunats in Kamakura; Gründung durch die Familie Minamoto, die Hachiman als Ahnengottheit verehrten] Schrein, dem spirituellen Zentrum Kamakuras, errichtete man zu diesem Zweck einen großen Altar. Doch ein Schüler des Mugaku, der diese Art von Ritualismus als zu pompös empfand, sprang plötzlich auf den Altar, entblößte seinen „einäugigen Drachen“, urinierte auf den Altar und verkündete, dies sei die Art des Zen, Regen zu machen. Prompt wurde der Novize von Sicherheitskräften in Gewahrsam genommen, doch als er ins Gefängnis eskortiert wurde, kam es zum lang ersehnten Wolkenbruch. Darauf entschuldigte man sich höflich bei dem jungen Zen-Mönch und setzte ihn wieder auf freien Fuß.18

In der Edo-Zeit begegnet uns die Regen-Kompetenz des Chan/Zen in einer Legende über den chinesischen Chan-Exilanten Yinyuan [[[glossar:yinyuan|]] () ] 隱元 (japanisch Ingen, 1592–1673), die der deutsche Arzt Engelbert Kaempfer [Kaempfer, Engelbert (west.) 1651–1716; deutscher Arzt und Naturforscher, Japanreisender (1790–1792); Autor einer detaillierten Japanbeschreibung] (1651–1716), der Japan in den Jahren 1690 bis 1692 bereiste, berichtet. Yinyuan war wenige Jahrzehnte vor Kaempfers Besuch von China nach Japan ausgewandert und erhielt hier ein eigenes Kloster (den Manpuku-ji [Manpuku-ji (jap.) 萬福寺 Haupttempel des Ōbaku-Zen in Kyōto]), das zum Ausgangspunkt des sogenannten Ōbaku [Ōbaku-shū (jap.) 黄檗宗 Dritte Hauptrichtung des jap. Zen]-Zen wurde. Kaempfer berichtet jedoch lediglich von einem Regenritual, das Yinyuan auf Bitten der Bauern in der Nähe seines Klosters durchführte. Es blieb offenbar im kollektiven Gedächtnis, weil es die erhoffte Wirkung bei Weitem übertraf, sodass sogar kleinere Brücken in der nahen Hauptstadt Kyoto fortgespült wurden.19

Diese Beispiele mögen genügen um zu zeigen, dass sich der Buddhismus spätestens ab dem zehnten Jahrhundert in den staatlich organisierten Methoden des Regenmachens eine Art Monopol sichern konnte. Die Privilegien des Shingon-Buddhismus auf diesem Gebiet weiteten sich im japanischen Mittelalter (12.–16. Jahrhundert) auf andere buddhistische Richtungen wie den Zen-Buddhismus aus, doch die Erwartung, dass man mit buddhistischen Riten das Wetter beeinflussen könne, wurde bis zum Beginn der Moderne selbst von den Eliten des Landes nicht in Frage gestellt.

Regenmachende Dichterinnen

Die Bemerkungen Nichirens haben uns bereits beiläufig darauf hingewiesen, dass sich neben Mönchen und Priestern auch höfische Dichterinnen und Dichter in der Kunst des Regenmachens einen Namen machten. Wie Keller Kimborough in einem Aufsatz von 2005 herausgearbeitet hat, schrieben sich manche dieser Gedichte so tief ins kulturelle Gedächtnis ein, dass sie schließlich sogar als Zauberformeln bei Regenriten Verwendung fanden. Neben den bereits erwähnten Figuren Izumi Shikibu 泉式部 (978–1033) und Nōin Hōshi 能因法師 (998–1050) ist vor allem Ono no Komachi [Ono no Komachi (jap.) 小野小町 825?–900?; Heian-zeitliche Dichterin und Hofdame] 小野小町 (ca. 825– ca. 900) als Pionierin des poetischen Regenmachens zu nennen.

Komachi zählt als einzige Frau zu den Sechs kanonischen Genies (rokkasen [rokkasen (jap.) 六歌仙 die Sechs Dichter-Genies; der Ausdruck bezieht sich auf sechs Dichter aus der klassischen Gedichtanthologie Kokinshū (10. Jh.), nämlich Ōtomo no Kuronushi, Ono no Komachi, Ariwara no Narihira, Kisen, Henjō und Fun’ya no Yasuhide] 六歌仙) des Kokinshū [Kokinshū (jap.) 古今集 erste kaiserlich kommissionierte Anthologie der japanischen waka-Dichtung aus dem 10. Jh.; auch Kokin waka-shū] und verkörpert damit so etwas wie den Urtypus einer höfischen Dichterin. Ihre Biographie ist jedoch weitgehend unbekannt und beruht lediglich auf Anekdoten, die in ihrer persönlichen Anthologie festgehalten sind. Einer dieser Anekdoten zufolge erhielt sie anlässlich einer Dürre den offiziellen Auftrag, ein Gedicht mit der Bitte um Regen an die Götter zu richten. Das Gedicht lautet folgendermaßen:

Mächtige Götter / wenn ihr unsrer gewahr seid / erhebet euch schnell //
Die Schleusen des Himmelsflusses / geruht sie zu öffnen20

Das scheinbar einfach gestrickte Gedicht enthält einen gewissen Hintersinn durch die Tatsache, dass Himmelsfluss (ama no togawa 天の戸河) die Milchstraße bezeichnet. Da das Wort ama aber sowohl Himmel (天) als auch Regen (雨) bedeutet,21 kann ama no togawa auch als Regenfluss verstanden werden. Das Gedicht beschwört also die Himmelsgötter, deren Wohnort am Rande der Milchstraße imaginiert wird, sich ihrer wettergestaltenden Macht zu entsinnen, die ihnen schon kraft der Namensgleichheit von Regen und Himmel zukommt.

Die gleiche Argumentation, die auf dem Schlüsselbegriff des Himmelsflusses, der ebenso ein Regenfluss sein kann, aufbaut, machte sich auch Izumi Shikibu zunutze:

Ursprung der Sonne / diesem Namen entspricht es / dass die Sonne scheint
Doch was wird ohne Regen / aus dem Land unterm Himmel?22

„Ursprung der Sonne“ erhält eine Anspielung auf den Landesnamen Nihon 日本 (sino-japanisch für Sonnenursprung), während „Land unterm Himmel“ (ame ga shita) ebenso das Reich (tenka 天下, wörtlich [Land] unter dem Himmel) wie [das Land] unter dem Regen bedeuten kann. Die Dichterin konzediert also, dass in Japan dem Landesnamen entsprechend immer die Sonne scheinen müsste, wendet aber ein weiteres Wortspiel an, um aus dem Reich unter dem Himmel ein Regenreich zu machen.

Das Himmel=Regen-Schema kommt schließlich in einem zweiten berühmten Regengedicht von Izumi Shikibu zur Anwendung, wo die Dichterin die angesprochene Gottheit mit ihren eigenen Charakteristika regelrecht erpresst:

Oh, wie beschämend! / Der Pflaumenbaum an deinem Zaun / selbst der ist verdorrt! //
Ein Gott des Himmels bist du? / Wer wollte dich so nennen?23

Dieses Gedicht richtet sich an eine spezifische Gottheit, nämlich an Tenman Tenjin [Tenman Tenjin (jap.) 天満天神 Shintō-Gott, Apotheose des Sugawara no Michizane], die vergöttlichte Gestalt des Staatsmannes und Dichters Sugawara no Michizane [Sugawara no Michizane (jap.) 菅原道真 845–903, Heian-zeitl. Staatsmann und Gelehrter; posthum als Tenman Tenjin vergöttlicht, heute Gott der Gelehrsamkeit] (845–903), der im Kitano [Kitano Tenman-gū (jap.) 北野天満宮 Kitano Tenman Schrein (Kyōto); einer der beiden Hauptschreine des Sugawara no Michizane, gegr. 947]-Schrein im Westen Kyotos verehrt wird. Tenman Tenjin bedeutet wörtlich Himmelfüllende Himmelsgottheit. Obwohl er in der Heian-Zeit als ein zürnender Gewittergott imaginiert wurde, blieb unter anderem ein zartfühlendes Gedicht von ihm im Gedächtnis, in dem er seine Sehnsucht nach einem Pflaumenbaum ausdrückte. Pflaumenbäume gehören daher zum Inventar des Kitano-Schreins und die fünfblättrige Pflaumenblüte wurde sein Wappenzeichen. Diese Eigenheiten wurden nun von Izumi Shikibu gegen Tenjin gewendet. Einerseits erinnerte sie ihn an seine Liebe zum Pflaumenbaum, andererseits warf sie ihm vor, den Namen Tenjin, also ama no kami, Himmelsgott/Regengott, nicht verdient zu haben. In dieser Situation blieb Tenjin wohl nichts anderes übrig, als mit einem dreitägigen Regenguss zu antworten.

Obwohl also Izumi Shikibu im Grunde als die Regenmacherin par excellence unter den Heian-zeitlichen Dichterinnen hervortritt, wurde sie auf diesem Gebiet in der späteren Legendentradition von Ono no Komachi überschattet, oder anders ausgedrückt, die Züge beider Dichterinnen verschmolzen in der Gestalt der Ono no Komachi. Bevor ich auf die Einzelheiten der Komachi-Ikonologie eingehe, erscheint es aber angezeigt, einen Blick auf die theoretischen Konzepte zu werfen, mit denen die Wirkung der einheimischen Lyrik auf die Götter erklärt wurde.

Die magische Kraft der waka

In der kaiserlichen Anthologie Kokinwakashū [[[glossar:kokinwakashū|]] () ] 古今和歌集 (auch Kokinshū, Gedichte aus alter und neuer Zeit, 905), in der die klassische waka [waka (jap.) 和歌 wtl. japanisches Gedicht; Gedicht in der klassischen 5-7-5-7-7 Versform]和歌-Gedichtform ihren kanonischen Ausdruck fand, schreibt der Hauptkompilator Ki no Tsurayuki [Ki no Tsurayuki (jap.) 紀貫之 872–945; Hofdichter, Herausgeber des Kokinshū] 紀貫之 (872–945) im Vorwort unter anderem, waka seien imstande „die Gefühle der unsichtbaren Götter und Geister“ zu erregen. Dieser berühmte Ausspruch wurde, wie die Regengedichte zeigen, durchaus auch wörtlich verstanden. Waka-Gedichten wohnte also schon seit jeher eine magische Komponente inne, die im Lauf der Zeit allerdings immer deutlicher hervorgehoben wurde.

Waka beschränkten sich in der klassischen Zeit auf ein Vokabular ohne chinesische Fremdworte und damit zwangsläufig auf einheimische Themen. Schon aus diesem Grund richteten sich auch die Regengedichte an die kami und funktionierten scheinbar in einem Japan ohne Außenwelt. Vertreter des buddhistischen Klerus wie der genannte Dichter Nōin konnten sich zwar als waka-Dichter durchaus einen Namen machen, mussten aber buddhistische Themen ausklammern beziehungsweise kodifizieren, da ihnen keine Fremdworte zur Verfügung standen. So galten etwa Wolken als Sinnbild der Unwissenheit, der Mond hingegen als Symbol der buddhistischen Erleuchtung.

Erst gegen Ende der Heian-Zeit weichte sich diese formale Beschränkung langsam auf. Dichtermönche wie Saigyō 西行 (1118–1190) begannen Motive des Lotos-Sutra explizit in waka-Gedichten anzusprechen und sino-buddhistische Vokabel in die 31 Silben einzubauen. Zugleich entstand aber auch die Theorie, dass die mit beschwörenden Kräften ausgestatteten waka nichts anderes als das japanische Pendant zu den dharani [dhāraṇī (skt.) धारणी (magische) Gebetsformel, ähnlich wie, aber meist länger als Mantra (jap. darani 陀羅尼 oder ju 呪)] seien, also den bereits erwähnten magischen Formeln entsprachen, die nicht nur im Großen Wolken-Sutra Verwendung fanden, sondern denen im Lotos-Sutra sogar ein eigenes Kapitel gewidmet ist.24 Der heute bekannteste Verfechter der waka-dhāraṇī-Identität war Mujū Ichien [Mujū Ichien (jap.) 無住一円 1226–1312; buddh. Mönch und Autor essayistischer und anekdotischer Werke] (1227–1312), ein Zeitgenosse Nichirens, der zwar dem damals neuen Zen gegenüber aufgeschlossen war, sich aber wie der erwähnte Yōsai für eine Synthese alter und neuer Schulen des Buddhismus aussprach (und exklusivistische Standpunkte wie den Nichirens daher ablehnte). Mujū sah in den waka ein Mittel, zur Erleuchtung zu gelangen. Buddha würde sich, wenn er in Japan erschiene, der waka bedienen, weil durch sie, ebenso wie durch die dhāraṇī, eine fundamentale Wahrheit (kotowari oder shinjitsu) ausgedrückt werden könnte. Genauer gesagt wirkten beide, waka-Gedichte und dhāraṇī-Formeln, weil sie in quasi kondensierter Form eine Wahrheit enthielten, die der verbalen Analyse unzugänglich sei.25 Diese Deutung schien sich zwar auf eine transzendente Wahrheit zu beziehen, begründete sich aber dadurch, dass sowohl waka als auch dhāraṇī eine magische Kraft besäßen, die sich in handfesten Anwendungen wie Regenmachen oder anderen diesseitigen Wunscherfüllungen manifestierte. Mujū ging es also nicht darum zu klären, ob die waka tatsächlich eine magische Wirkung besäßen oder nicht. Er nahm diese Wirkung vielmehr als gegeben hin, verglich sie mit der Wirkung der dhāraṇī und schloss daraus auf eine gemeinsame Kraftquelle, die nur die Kraft der buddhistischen Erleuchtung sein konnte.

Diese Gleichsetzung entsprach der sogenannten honji suijaku [honji suijaku (jap.) 本地垂迹 wtl. Grundform und herabgelassene Spur; Theorie der Identität von kami und Buddhas]-Konzeption (wörtlich die Konzeption von Urform und Spur), deren Wurzeln bis in die Nara-Zeit zurückreichen. Dieser Auffassung zufolge waren kami nichts anderes als temporäre Erscheinungsformen von Buddhas. Dies bedeutete, dass man sich auch von einheimischen Gottheiten buddhistische Erleuchtung erhoffen durfte. Vor dem Hintergrund der honji suijaku-Konzeption wird auch die waka-dhāraṇī-Identifizierung leichter nachvollziehbar. Bemerkenswert ist allerdings, dass Mujū nicht etwa traditionelle Shintō-Gebete (norito [norito (jap.) 祝詞 Shintō-Gebet]) zu den Entsprechungen der buddhistischen Formeln erklärte, sondern Gedichte, die zunächst keinem religiösen Kontext entstammten. Es wurde also nicht die Liturgie des Shintō, sondern die japanische Dichtung im Sinne der honji suijaku-Konzeption sakralisiert.

Diese Auffassung scheint sich im Laufe des Mittelalters allgemein verbreitet zu haben. Keller Kimbrough zitiert in diesem Zusammenhang den spät-mittelalterlichen Autor Sonshun [[[glossar:sonshun|]] () ] 尊舜 (1451–1514) mit den Worten:

Meister Jichin [Mujū] sagte, dass waka die dhāraṇī Japans seien. Wenn Buddhas in diesem Land erschienen, würden sie dhāraṇī in Form von waka von sich geben. […] Daher verwenden wir waka-Gedichte sowohl in unseren buddhistischen Übungen als auch zur Erbauung der Götter.26

Sonshun vereinfacht allerdings Mujūs These, indem er die aus Indien importierten dhāraṇī mit den einheimischen waka schlichtweg gleichsetzt. Die waka werden also in dieser Interpretation ohne Umschweife als magische Gebetsformeln interpretiert und können als solche sowohl in buddhistischen als auch in shintoistischen Kontexten eingesetzt werden.

Derartige Argumente gerieten in den konfuzianischen und nativistischen intellektuellen Trends der frühen Neuzeit (Edo-Zeit) zunehmend ins Kreuzfeuer der Kritik. Eine neue Buddhismus-kritische, intellektuelle Avantgarde lehnte die Identität von Buddhas und kami oder von dhāraṇī und waka grundsätzlich ab. Dennoch blieb die Idee einer magischen Kraft, die sich in der Dichtung Ausdruck verschafft, auch in anti-buddhistischen Kreisen bestehen. Die Interpretation von waka als magische Formeln lässt sich daher – in etwas andere Worte gekleidet – selbst in den Werken des kokugaku-Gelehrten Motoori Norinaga [Motoori Norinaga (jap.) 本居宣長 1730–1801; Shintō-Gelehrter der „nationalen Schule“ (kokugaku)] (1730–1801) wiederfinden. Norinaga meinte nämlich, dass waka die Götter tatsächlich zu rühren vermögen, wenn sie eine unmittelbare Wahrheit oder Aufrichtigkeit (makoto [makoto (jap.) Wahrheit, Aufrichtigkeit] 真) – man würde heute sagen „Authentizität“ – enthielten. Er fügte jedoch hinzu, dass auch Kunstfertigkeit notwendig sei, dass also wahre Gefühle ohne poetische Wortspiele nicht zu den Göttern vordringen würden. Interessanterweise griff Norinaga, um die gelungene Kombination von Aufrichtigkeit und Kunstfertigkeit zu demonstrieren, auf ein Regengedicht zurück, das damals als Werk der Ono no Komachi galt.27 Auf dieses Gedicht und seine bildliche Umsetzung in den ukiyo-e [ukiyo-e (jap.) 浮世絵 „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit] der Edo-Zeit möchte ich abschließend kurz eingehen.

Die regenmachende Komachi als ukiyo-e-Motiv

Das Motiv der klassischen Hofdichterin, die mit ihren Gedichten Regen heraufbeschwört, wurde in der Edo-Zeit zu einem festen Bestandteil der städtischen Unterhaltungskultur. Wie bereits erwähnt, wurde es in dieser Zeit fest mit Ono no Komachi assoziiert. Ono no Komachis Leben wurde wiederum in sieben Episoden eingeteilt, die als Sieben Komachi (Nana Komachi [Nana Komachi (jap.) 七小町 „Sieben Komachi“; Gruppe von sieben Motiven aus dem Leben der Dichterin Ono no Komachi]) sowohl in der Literatur als auch in der bildenden Kunst behandelt wurden.28 Diese Episoden dürften im [ (jap.) traditionelles jap. Theater mit charakterstischem Tanz, Gesang und Masken; entwickelte sich im 14. Jh. aus dem volkstümlichen dengaku (Feld- oder Bauern-Theater) und avancierte zur repräsentativen Theaterform der Kriegerelite (bushi)]-Theater entstanden sein, wo fünf der Sieben Komachi in Form eigener Stücke bekannt sind, während zwei möglicherweise verloren gingen. Anfang des achtzehnten Jahrhunderts hatte sich das Set von Sieben Episoden jedenfalls fix etabliert und wurde von verschiedenen Autoren auf die Bühnen von Kabuki [Kabuki (jap.) 歌舞伎 „Gesang- und Tanzkunst“; Anfang des 17. Jh. aus Musik, Schauspiel und Tanz entwickeltes Theater-Genre] und Bunraku [Bunraku (jap.) 文楽 Traditionelle, japanische Form des Puppentheaters, 1684 in Ōsaka entstanden; viele Stücke des Kabuki wurden ursprünglich für Bunraku geschrieben]-Puppentheater übertragen29

Komachi wandelt sich in diesem Zyklus von einer jugendlichen Hofdame zur Femme fatale und schließlich – als karmische Strafe für ihren Hochmut – zur verstoßenen Bettlerin. Die für uns relevante Episode, Komachis Bitte um Regen (Amagoi Komachi [Amagoi Komachi (jap.) 雨乞小町 „Komachis Bitte um Regen“; Motiv aus dem Leben der Dichterin Ono no Komachi in , Kabuki oder ukiyo-e]), stellt den Höhepunkt ihrer Karriere als Dichterin dar.

Wie in allen anderen Episoden steht auch hier ein berühmtes, Ono no Komachi zugeschriebenes Gedicht im Mittelpunkt der Handlung. Es handelt sich jedoch nicht um das klassische Regengedicht der historischen Komachi (s.o.), sondern ein waka, das sich wie eine Variante des eigentlich von Izumi Shikibu stammenden Regengedichts liest:

Es ist in der Tat so / wenn dies der Sonnengrund ist / muss sie erstrahlen//
Doch spricht man nicht ebenso / vom Reich unterm Regenhimmel?30

Trotz der leicht veränderten Wortwahl arbeitet auch dieses Gedicht mit dem Landesnamen Nihon (Ursprung / Grund der Sonne) und setzt ihm den Begriff tenka (Reich, wörtlich unter dem Himmel / Regen) entgegen: Wenn Nihon ein tenka ist, dann muss dort nicht nur Sonne scheinen, sondern auch Regen fallen.

Dank seines festen Platzes innerhalb der Sieben Komachi-Episoden wurde dieses Gedicht in der Edo-Zeit zum wahrscheinlich bekanntesten Regengedicht und wurde wie oben erwähnt sogar von Motoori Norinaga als beispielhaft herausgestrichen.

Ähnlich wie in der Literatur wurden die Sieben Episoden der Komachi auch in der Holzschnitt-Kunst häufig in die Gegenwart transponiert. Während die ältesten Sieben-Komachi-Serien auf den historischen Kontext des Heian-zeitlichen Hofes einigermaßen Rücksicht nehmen, stellt die Serie Fūryū yatsushi nana Komachi 風流やつし七小町 (Die sieben Komachi in zeitgemäßer Verkleidung, ca. 1763) von Suzukiharunobu (1725–1770) ein frühes Beispiel für die Transformation des Themas in die Edo-zeitliche Gegenwart dar. Dort steht jeweils eine attraktive, nach der neuesten Mode gekleidete junge Frau im Mittelpunkt des Bildes, die nur durch ein paar kleine Anspielungen an Komachi beziehungsweise an das Thema eines ihrer Gedichte erinnert. Selbst die greise Komachi am Grab (Sotoba Komachi) wird von Harunobu in eine junge Reisigsammlerin verwandelt, die sich in lasziver Pose auf einem Holzblock sitzend den Schweiß wischt. Der Bezug zu Komachi wird durch den Bildtitel und das jeweilige ins Bild integrierte Gedicht unterstrichen.

Harunobus regenmachende Komachi ist eine elegante junge Frau, die spielerisch ein kleines Schiffchen in einen Bach gleiten lässt, während ihre Begleiterin sie mit einem großen Schirm vor dem eben einsetzenden Sommerregen schützt. Sie parodiert den Diener, der die Regenmacherin auf vielen historisierenden Darstellungen vor dem von ihr hervorgerufenen Unwetter in Schutz nimmt.

Verweise

Fußnoten

  1. Der vorliegende Artikel ist die überarbeitete Version meines Beitrags für einen Ausstellungskatalog der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, „Die Logik des Regens / Logical Rain“ (Ausstellung 2013–2014) von Wolfgang Scheppe, der allerdings nie veröffentlicht wurde.
  2. Kuniyoshis Bild entstammt einer Serie von zehn Illustrationen zu Nichirens Heiligenvita, Kōso goichidai ryakuzu 高祖御一代略図 (Das Leben unseres hohen Ahnen, in Bildern zusammengefasst), die ca. 1835/36 herausgebracht wurde. Das im Kontext der ukiyo-e [ukiyo-e (jap.) 浮世絵 „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit] eher ungewöhnliche Sujet einer religiösen Märtyrerbiografie ist wohl dem Umstand geschuldet, dass sich die Nichiren-Schule unter den Künstlern der Holzschnittkunst und ihrer Klientel, dem städtischen Bürgertum (chōnin oder machishū), einer großen Anhängerschaft erfreute. Auch Katsushika Hokusai [Katsushika Hokusai (jap.) 葛飾北斎 1760–1849; Maler und Zeichner. Bekanntester Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts] (1760–1849) war ein Anhänger Nichirens und illustrierte einige seiner Wundertaten, während sein Schüler Katsushika Isai 葛飾為斎 (1821–1880) eine illustrierte Biografie Nichirens in Buchform herausgab.
  3. Hitachi no kuni fudoki 常陸国風土記 (Chronik der Provinz Hitachi, um 713). Paraphrasiert und übersetzt nach Akimoto Kichirō 秋本 吉郎 (Hg.) Fudoki 風土記 (Nihon koten bungaku taikei 2). Tokyo: Iwanami Shoten, 1958, pp. 54–55; für eine Übersetzung ins Englische s. Michiko Yamaguchi Aoki (Übersetzung), Records of Wind and Earth. A Translation of Fudoki with Introduction and Commentaries, Ann Arbor 1997 (= Association for Asian Studies XII), p. 50.
  4. Nihon ryōiki, Erzählung 1/3, übersetzt in Nakamura 1997, S. 105–108.
  5. Nihon shoki 24 (Kyōgyoku 1/7/25), zusammengefasst nach Aston 1972, II, S. 174–75.
  6. Der erste Ritus fand im Siebenten Monat 683 (Nihon shoki 29, Tenmu 12/7/20) statt, der zweite im Siebenten Monat 688 (Nihon shoki 30, Jitō 2/7/20); Aston 1972, II, S. 360 und 388.
  7. Shintō daijiten 神道大辞典 (Große Shinto-Enzyklopädie), Tokyo 1994, Eintrag kiu shiu, S. 347–348.
  8. Naumann 1959, S. 190–192.
  9. Naumann 1959, S. 190–193 und 234.
  10. Ruppert 2002, S. 148.
  11. Die früheste Übersetzung ins Chinesische wurde von Dharmakṣema zwischen 414 and 421 angefertigt (DDB, s.v. 大方等無想經). S.a. Ruppert 2002, S. 148, Anm. 14.
  12. Schmidthausen 1997, S. 58–63; de Visser 1913, S. 25–28.
  13. Strickmann 2002, S. 64; siehe auch S. 102 für Beispiele chinesischer Drachen und Regenmagie aus dem 6. Jh.
  14. Kūkai soll, der Shingon-Tradition zufolge, bereits 824 ein erfolgreiches Regenritual im Shinsen’en abgehalten haben. Neuere Forschungen halten diese Behauptung jedoch für eine Fälschung, die dem Bedürfnis des Shingon-Buddhismus geschuldet ist, die Gründerfigur Kūkai zu einem Universalgenie hochzustilisieren. Laut Ruppert (2002, S. 155–57) führte Kūkai zwar wahrscheinlich Regenriten durch, aber nicht im Shinsen’en. Das erste dokumentierte Shingon-Regenritual in diesem Park fand erst 854 unter Leitung eines Schülers von Kūkai statt. Für eine Synopsis der verschiedenen Legenden vgl. de Visser 1913, S. 159–62. Für eine Beschreibung der Shingon-Rituale im Shinsen’en und ihre Verbindung zur Lehre von Yin und Yang (Onmyōdō [Onmyōdō (jap.) 陰陽道 Weg von Yin und Yang; Disziplin der Divination und der magischen Heilkunst; auch on’yōdō oder in’yōdō]) siehe Trenson 2013.
  15. Ruppert 2002, S. 165–68. Die Regenrituale im Kaiserpalast scheinen im Jahr 1273 ihr Ende gefunden zu haben (Trenson 2013, S. 116 und 131).
  16. Nichiren, Shimoyama goshōsoku 下山御消息 (Brief an Shimoyama), hier zit. nach der Übersetzung in Matsudo 2004, S. 144–45, mit leichten Modifikationen.
  17. Faure 1994, S. 277.
  18. Kōan (Anekdote) 56 in der Sammlung Shōnan kattō roku 湘南葛藤録 (Verschlingungen aus Süd-Sagami), zusammengefasst nach der englischen Übersetzung: Isshin’s Rainmaking, in: Leggett 2003, S. 141–43. Siehe auch Kraft 1992, S. 62.
  19. Wu 2015, S. 163–64.
  20. Chihayaburu / kami mo mimasaba / tachisawagi // ama no togawa no / higuchi aketamae; Gedicht 69 aus der Sammlung Komachi-shū (Sammlung der Komachi), zitiert nach Kimbourgh 2005, S. 15; Ü. Bernhard Scheid.
  21. Beide Ausdrücke können im klassischen Japanisch sowohl ama als auch ame ausgesprochen werden. Je nach Wortsinn werden natürlich unterschiedliche chinesische Schriftzeichen verwendet. Im modernen Japanisch hat sich ame für Regen eingebürgert, während der Himmel zumeist sora genannt wird.
  22. Hi no moto no / na ni au tote ya / terasuran // furazaraba mata / ame ga shita ka wa (Ü. Bernhard Scheid; s.a. Kimbrough 2005, S. 5)
  23. Hazukashi ya / igaki no ume mo / karenikeri // ama no kami to wa / ikade iubeki (Ü. Bernhard Scheid; s.a. Kimbrough 2005, S. 13–14)
  24. Kap. Dhāraṇīparivartaḥ; s. Deeg 2009, S. 314–318.
  25. Das Thema wurde in der westlichen Japanforschung bereits in den 1980er Jahren von William LaFleur (1983) oder Robert Morrell (1985) analysiert, im bereits mehrfach zitierten Aufsatz von R. Keller Kimbrough (2005) aber auch am Beispiel der Regen-Lyrik abgehandelt.
  26. Übersetzung nach Kimbrough 2005, S. 9. Zur Identität von Jichin und Mujū Ichien s. ebd., Anm. 27.
  27. Kimbrough 2005, S. 23–25; s.a. Anm. 57.
  28. Die Episoden tragen die Titel Sōshi arai Komachi 草子洗小町 (Komachi wäscht ein Buch), Amagoi Komachi 雨乞小町 (Komachi bittet um Regen), Shimizu Komachi 清水小町 (Komachi im Kiyomizu Tempel), Ōmu Komachi 鸚鵡小町 (Komachi als Papagei), Kayoi Komachi 通小町 (Unterwegs zu Komachi), Sekidera Komachi 関寺小町 (Komachi im Sekidera Tempel) und Sotoba Komachi 卒都婆小町 (Komachi am Grab).
  29. 1722 erschien eine Parodie namens Fūryū shichi Komachi 風流七小町 (Zeitgemäße Sieben Komachi) von Ejima Kiseki 江島其磧 (1666–1735), 1727 wurde das Thema in einem Stück namens Sieben Komachi von Takeda Izumo 竹田出雲 (gestorben 1747) für die Bühne des Puppentheaters adaptiert (Katō 2002).
  30. Kotowari ya/ hi no moto nareba/ teri mo seme// saritote wa mata/ ame ga shita to wa. Ü. Bernhard Scheid; s.a. Kimbrough 2005, p. 20.

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Nichiren regen kuniyoshi.jpg
    Diese Episode aus dem Leben Nichirens erzählt von einer großen Dürre, die Kamakura im Jahr 1271 (damals Hauptstadt) heimgesucht hatte. Die Regierung befahl den wichtigsten Tempeln, Regenbitt-Zeremonien (amagoi) durchzuführen, doch nichts half, bis endlich Nichiren auf den Plan trat. Er rezitierte (wie immer) seine schlichte „Anrufung des Lotos Sutra“ (namu myōhō renge kyō) und siehe da, der Regen kam.
    Werk von Utagawa Kuniyoshi (1797–1861). Edo-Zeit. The British Museum.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • amagoi 雨乞い ^ Regenmachen durch rituelles Gebet und Zauber; Regenbitte; s.a. shōu, kiu
  • Amagoi Komachi 雨乞小町 ^ „Komachis Bitte um Regen“; Motiv aus dem Leben der Dichterin Ono no Komachi in , Kabuki oder ukiyo-e
  • ame no hito 雨の人 ^ „Regenmensch“; jemand, der immer Schlechtwetter mitbringt
  • Anavatapta (skt.) अन्-वतप्त ^ buddhistischer Drache, bzw. Wohnort eines Drachens
  • Baekje (kor.) 百濟/백제 ^ Ehemaliges Königreich in Korea, das sich zu seiner Blütezeit im 5. Jh. über die gesamte Westküste Südkoreas erstreckte; 660 vom benachbarten Silla erobert
  • Bodhgayā (skt.) बोध्गया ^ „Ort der Erleuchtung“, Ort, an dem Buddha seine Erleuchtungserfahrung hatte (jap. Buddagaya 仏陀伽邪)
  • bodhi (skt.) बोधि ^ „Erwachen, Erleuchtung“ (jap. bodai 菩提)
  • Buddha (skt.) बुद्ध ^ „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)
  • Bunraku 文楽 ^ Traditionelle, japanische Form des Puppentheaters, 1684 in Ōsaka entstanden; viele Stücke des Kabuki wurden ursprünglich für Bunraku geschrieben
  • Chan (chin.) 禅 ^ jap. Zen, wtl. Meditation; chin. Bez. des Zen Buddhismus
  • Dayun jing (chin.) 大雲經 ^ Großes Wolken-Sutra; skt. Mahāmegha sūtra, jap. Daiun-kyō; die früheste Übersetzung ins Chinesische wurde von Dharmakṣema zwischen 414 and 421 angefertigt (DDB, s.v. Dafangdeng wuxiang jing 大方等無想經)
  • dhāraṇī (skt.) धारणी ^ (magische) Gebetsformel, ähnlich wie, aber meist länger als Mantra (jap. darani 陀羅尼 oder ju 呪)
  • Dōzō 道蔵 ^ koreanischer Mönch aus Baekje, spätes 6. Jh.; im Nihon shoki als Experte des Regenmachens erwähnt
  • Faxian (chin.) 法顯 ^ früher chin. Pilgermönch (337?–422?), Autor eines Reiseberichts
  • Fuxi (chin.) 伏羲 ^ Erster von drei mythologischen Herrschern in China, Begründer der chinesischen Kultur; jap. Fukugi
  • gohei 御幣 ^ Papieropfergabe, Zickzack-Papier
  • hafuri 祝/祝部 ^ kami-Priester der Frühzeit
  • hare no hito 晴れの人 ^ „Schönwettermensch“; jemand, der immer Schönwetter mitbringt
  • Heian 平安 ^ auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
  • Heian-kyō 平安京 ^ urspr. Name der Stadt Kyōto; wtl. Stadt des Friedens; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
  • himaneki 日招き ^ wtl. Einladen der Sonne; Gebet um Sonnenschein
  • Hitachi fudoki 常陸風土記 ^ „Aufzeichnungen von Luft und Erde aus Hitachi“; auch Hitachi no kuni fudoki, 713; Chronik kultureller Bräuche der historischen Provinz Hitachi 常陸, heutige Präf. Ibaraki
  • hiyorigoi 日和乞い ^ Gebet oder Ritus zum Erwirken von Sonnenschein
  • honji suijaku 本地垂迹 ^ wtl. Grundform und herabgelassene Spur; Theorie der Identität von kami und Buddhas
  • Izumi Shikibu 和泉式部 ^ 978?–1033?; Hofdame und Dichterin der Heian-Zeit
  • Jitō Tennō 持統天皇 ^ 645–703, r. 686–697; 41. japanische Kaiserin
  • juzu 数珠 ^ Buddhistische Gebetskette; skt. mala
  • Kabuki 歌舞伎 ^ „Gesang- und Tanzkunst“; Anfang des 17. Jh. aus Musik, Schauspiel und Tanz entwickeltes Theater-Genre
  • Kaempfer, Engelbert (west.) ^ 1651–1716; deutscher Arzt und Naturforscher, Japanreisender (1790–1792); Autor einer detaillierten Japanbeschreibung
  • kagura 神楽 ^ rituelle Tänze und Gesänge
  • Kamakura 鎌倉 ^ Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)
  • kami^ Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
  • Kifune Jinja 貴船神社 ^ alter Schrein für eine Wassergottheit im Norden Kyotos; Kifune bedeutet wörtlich „edles Schiff“
  • Kimbrough, R. Keller (west.) ^ 1968–; Japanologe an der University of Colorado
  • Kimono 着物 ^ allg. Bez. für traditionelle jap. Kleidung
  • Ki no Tsurayuki 紀貫之 ^ 872–945; Hofdichter, Herausgeber des Kokinshū
  • Kitano Tenman-gū 北野天満宮 ^ Kitano Tenman Schrein (Kyōto); einer der beiden Hauptschreine des Sugawara no Michizane, gegr. 947
  • kiu 祈雨 ^ Regenbitte; Ritus, um Regen zu erwirken; s.a. amagoi, shōu
  • Kokinshū 古今集 ^ erste kaiserlich kommissionierte Anthologie der japanischen waka-Dichtung aus dem 10. Jh.; auch Kokin waka-shū
  • kokugaku 国学 ^ „Lehre des Landes“, Nationale Schule, Nativismus; in der Edo-Zeit entstandene Gelehrtentradition, die ihren Fokus auf das nationale Erbe Japans richtete
  • kotowari^ fundamentale Wahrheit, Prinzip
  • kōan 公案 ^ Koan, paradoxes Zen-Rätsel
  • Kōgyoku Tennō 皇極天皇 ^ 594–661; weibliche Tennō, r. 642–645; herrschte ein weiteres Mal unter dem Namen Saimei, 655–661
  • Kūkai 空海 ^ 774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi
  • Mahāyāna (skt.) महायान ^ „Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)
  • makoto^ Wahrheit, Aufrichtigkeit
  • Manpuku-ji 萬福寺 ^ Haupttempel des Ōbaku-Zen in Kyōto
  • mitate 見立 ^ Gleichnis; Einschätzung; als mitate-e 見立絵 eine Unterkategorie der ukiyo-e-Blockdrucke
  • Motoori Norinaga 本居宣長 ^ 1730–1801; Shintō-Gelehrter der „nationalen Schule“ (kokugaku)
  • Mucilinda (skt.) मुचिलिन्द ^ Name eines Drachens, der Buddha Shakyamuni während seiner Meditation vor Regen schützte
  • Mugaku 無学 ^ 1226–1286; aus China stammender Zen-Mönch der Kamakura-Zeit
  • Mujū Ichien 無住一円 ^ 1226–1312; buddh. Mönch und Autor essayistischer und anekdotischer Werke
  • Murō-ji 室生寺 ^ alter Shingon-Tempel südöstlich von Nara, ehem. bekannt für seine Regenriten (amagoi)
  • Myōan Yōsai 明菴榮西 ^ 1141–1215; Zen-Möch, Begründer des jap. Rinzai Zen. Auch Eisai.
  • nāga (skt.) नाग ^ „Schlange, Kobra“, indische Schlangengottheit (jap. naka 那伽)
  • Nana Komachi 七小町 ^ „Sieben Komachi“; Gruppe von sieben Motiven aus dem Leben der Dichterin Ono no Komachi
  • Nara 奈良 ^ Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō
  • Naumann, Nelly (west.) ^ 1922–2000; deutsche Japanologin und Mythenforscherin
  • Nichiren 日蓮 ^ 1222–1282; Begründer des Nichiren Buddhismus
  • Nihon/Nippon 日本 ^ Japan; wtl. Sonnenursprungs[land]
  • Nihon ryōiki 日本霊異記 ^ „Wundersame Begebenheiten aus Japan“; buddhistische Legendensammlung von Kyōkai (Anfang 9. Jh.)
  • Ninshō Ryōkan 忍性良観 ^ 1217–1303; Shingon-Abt in Kamakura
  • Nishikawa Sukenobu 西川祐信 ^ 1697?–1756; früher ukiyo-e Meister
  • Niukawakami Jinja 丹生川上神社 ^ alter Schrein für eine Wassergottheit im Süden von Nara;
  • norito 祝詞 ^ Shintō-Gebet
  • ^ traditionelles jap. Theater mit charakterstischem Tanz, Gesang und Masken; entwickelte sich im 14. Jh. aus dem volkstümlichen dengaku (Feld- oder Bauern-Theater) und avancierte zur repräsentativen Theaterform der Kriegerelite (bushi)
  • Nōin 能因 ^ 988-1051?; buddhistischer Dichtermönch
  • Nüwa (chin.) 女媧 ^ Schöpfergottheit aus der chinesischen Mythologie; Ehefrau von Fuxi
  • okuribi 送り火 ^ Verabschiedungs-Licht (für die Geister der Ahnen)
  • Ono no Komachi 小野小町 ^ 825?–900?; Heian-zeitliche Dichterin und Hofdame
  • Ōbaku-shū 黄檗宗 ^ Dritte Hauptrichtung des jap. Zen
  • Rinzai-shū 臨濟宗 ^ Rinzai-Schule des jap. Zen Buddhismus
  • rokkasen 六歌仙 ^ die Sechs Dichter-Genies; der Ausdruck bezieht sich auf sechs Dichter aus der klassischen Gedichtanthologie Kokinshū (10. Jh.), nämlich Ōtomo no Kuronushi, Ono no Komachi, Ariwara no Narihira, Kisen, Henjō und Fun’ya no Yasuhide
  • Ruppert, Brian (west.) ^ Japanologe und Religionshistoriker, Universität Kanagawa, Yokohama
  • ryūō 龍王 ^ Drachenkönig; myth. Figur, meist mit Wasser oder mit dem Meer verbunden
  • Shingon-shū 真言宗 ^ Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan
  • shinjitsu 信実 ^ Aufrichtigkeit; Wahrheit
  • Shinsen’en 神泉苑 ^ „Garten der göttlichen Quelle“, im Süden des ehem. Kaiserpalastes in Kyōto gelegen;
  • shiu 止雨 ^ Regenabwehr; Gebet oder Ritus, um Regen zu beenden; s.a. himaneki, hiyorigoi
  • shōu 請雨 ^ Regenbitte; Ritus, um Regen zu erwirken; s.a. amagoi, kiu
  • Soga no Emishi 蘇我蝦夷 ^ 587–645; Staatsmann (oberster Minister) in der Asuka-Zeit
  • Soga no uji 蘇我氏 ^ Soga-Klan, die ersten Förderer des jap. Buddhismus
  • Sotoba Komachi 卒都婆小町 ^ „Komachi am Grab“; Motiv aus dem Leben der Dichterin Ono no Komachi, dramatisiert in , Kabuki oder ukiyo-e
  • Sugawara no Michizane 菅原道真 ^ 845–903, Heian-zeitl. Staatsmann und Gelehrter; posthum als Tenman Tenjin vergöttlicht, heute Gott der Gelehrsamkeit
  • Susanoo 須佐之男/素戔男 ^ mytholog. Gottheit; Trickster-Gott, Sturmgott, Mondgott; Bruder der Amaterasu
  • Suzuki Harunobu 鈴木春信 ^ 1725?–1770; führender ukiyo-e Künstler der mittleren Edo-Zeit
  • tenka 天下 ^ Reichsgebiet, Großreich; wtl. [alles Land] unter dem Himmel
  • Tenman Tenjin 天満天神 ^ Shintō-Gott, Apotheose des Sugawara no Michizane
  • Tenmu Tennō 天武天皇 ^ 631?–686; 40. japanischer Kaiser; (r. 673–686)
  • teruteru bōzu 照る照る坊主 ^ wtl. Schönwetter Mönchlein; Puppe, die Schönwetter bringen soll
  • Tsurugaoka Hachiman-gū 鶴岡八幡宮 ^ repräsentativster Schrein des ehemaligen Shōgunats in Kamakura; Gründung durch die Familie Minamoto, die Hachiman als Ahnengottheit verehrten
  • ukiyo-e 浮世絵 ^ „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit
  • ume^ Pflaumenbaum, Pflaumenblüte
  • Utagawa Kuniyoshi 歌川国芳 ^ 1798–1861; Maler und Zeichner. Bekannter Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts
  • waka 和歌 ^ wtl. japanisches Gedicht; Gedicht in der klassischen 5-7-5-7-7 Versform
  • Yamata no Orochi 八岐大蛇 ^ Mythologische Schlange (Drache) mit acht Köpfen; wtl. „achtfach gegabelte Schlange“; wird von Susanoo besiegt
  • yatsu no kami 夜刀の神 ^ wtl. Götter des Tals; gehörnte Schlangengötter in der Regionalchronik Hitachi fudoki
  • Yinyuan Longqi (chin.) 隱元隆琦 ^ 1592–1673; jap. Ingen Ryūki; Begründer des Ōbaku-Zen
  • Zen^ chin. Chan, wtl. Meditation; Zen Buddhismus
  • Zennyo Ryūō 善如龍王/善女龍王 ^ Drachen- bzw. naga-König aus der buddhistischen Mythologie


Katō Yoshio加藤好夫, Shisetsu ‚fūryū yatsushi nana Komachi‘. Harunobu-ga ni miru e to bungei to no kōkyō 私説「風流やつし七小町 」春信に見る絵と文芸との交響 (Eine persönliche Interpretation der ‚Sieben Komachi in zeitgemäßer Verkleidung‘. Das Zusammenspiel von Text und Bild in der Kunst Harunobus), in: Ukiyoe geijutsu / Ukiyoe Art 143 (2002), pp. 34–56. Kenneth Kraft, Eloquent Zen. Daitō and Early Japanese Zen, Honolulu 1992 Trevor Leggett, Samurai Zen. The Warrior Koans (1985), London 2003 Bernard Faure, The Rhetoric of Immediacy. A Cultural Critique of Chan/Zen Buddhism, Princeton 1994 Kyoko Nakamura, Miraculous Stories from the Japanese Buddhist Tradition. The Nihon ryōiki of the Monk Kyōkai, Cambridge 1997 [1973] Brian Ruppert, Buddhist Rainmaking in Early Japan. The Dragon King and the Ritual Careers of Esoteric Monks, in: History of Religions 42 (2002), Heft 2 Lambert Schmidthausen, Maitrī and Magic. Aspects of the Buddhist Attitude Toward the Dangerous in Nature, Wien 1997 Marinus Willem de Visser, The Dragon in China and Japan, Amsterdam 1913, pp. 25–28. Michel Strickmann, Chinese Magical Medicine, hrsg. von Bernard Faure, Stanford 2002 Steven Trenson, Shingon Divination Board Rituals and Rainmaking, in: Bernard Faure, Nobumi Iyanaga, The Way of Yin and Yang: Divinatory Techniques and Religious Practices (=Cahiers d’Extrême-Asie 21), Paris 2013

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„Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001