Geschichte/Kamakura

Zur Navigation springen Zur Suche springen

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Geschichte/Kamakura.

„Neuer“ und „alter“ Buddhismus der Kamakura-Zeit

Vorlage:Wrapper

Die

Kamakura 鎌倉 (jap.)

Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)

Ort, Epoche

Der Begriff „Kamakura“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Kanto1694.jpg
  • Amida yamagoe 13jh.jpg
  • Yoritomo.jpg
  • Hokekyo 25.jpg
  • Tsurugaoka 1869 burger.jpg
  • Daruma kamakura.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Kamakura; s.a. Geo-Glossar

-Zeit (1185–1333) beginnt mit einem politischen Umbruch:

Minamoto no Yoritomo 源頼朝 (jap.)

1147–1199; Feldherr, Staatsmann, Begründer des Minamoto Shōgunats

Der Begriff „Minamoto no Yoritomo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • 07pferd.jpg
  • Yoritomo.jpg
  • 06schlange.jpg

(1147–99) geht siegreich aus einem landesweiten Bürgerkrieg zwischen den beiden Kriegerdynastien Taira und Minamoto hervor (Genpei Krieg), setzt sich damit an die Spitze des Kriegeradels und begründet unter dem Titel

Shōgun 将軍 (jap.)

Shōgun; Titel der Militärherrscher aus dem Kriegeradel (bushi, Samurai)

Der Begriff „Shōgun“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Ashikaga yoshimitsu.jpg

eine neue Herrscherdynastie mit Sitz in Kamakura, unweit des heutigen Tokyo. Er beendet damit die politische Hegemonie des

Tennō 天皇 (jap.)

jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels

Der Begriff „Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Tengu no ran.jpg
  • Heiseitenno.jpg
  • 3jingi.jpg

-Hofes, doch wird dieser nicht abgeschafft, sondern bleibt weiterhin in der alten Hauptstadt Kyoto (

Heian 平安 (jap.)

auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)

Ort, Epoche

Der Begriff „Heian“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • 04hase.jpg
  • Komainu toji.jpg
  • Sayohime 1.jpg
  • Chojugiga.jpg
  • 10hahn.jpg
  • Froesche.jpg
  • Amaterasu gakutei.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Heian; s.a. Geo-Glossar

-kyō) bestehen und erfüllt nach wie vor zahlreiche kulturelle und religiöse Funktionen. Der politische Wechsel folgt auf eine lange Phase der politischen Dezentralisierung, also einer Schwächung der Zentralmacht verbunden mit dem Aufstieg lokaler Militärmachthaber (Kriegeradel, Samurai,

bushi 武士 (jap.)

Krieger, Samurai

Der Begriff „bushi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Choshu samurai.jpg
  • Kamishimo siebold.jpg

) in den Provinzen. Im Zuge dieser Dezentralisierung verbreitet sich auch der Buddhismus immer stärker außerhalb des politischen Zentrums und der politischen Eliten.

Okuninushi hokusai.jpg
Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.
Minamoto no Yoritomo

Politisch ist auch die Zeit nach dem Umbruch instabil. Obwohl sich der Kaiserhof nach außen hin auf die Absegnung der politischen Entscheidungen des Kamakura Shogunats beschränkt, stellt die Möglichkeit seiner politischen Neuerstarkung eine permanente latente Bedrohung für den Shogun dar. Ende des 13. Jh. kommt schließlich eine Gefahr von außen dazu: die Mongolen, die innerhalb von fünfzig Jahren China und Korea erobert haben, sehen auch in Japan ein lohnendes Angriffsziel. 1274 und 1281 kommt es zu großangelegten Angriffen, die der Überlieferung zufolge jeweils durch „göttliche Winde“ (

kamikaze 神風 (jap.)

Götterwind; urspr. ein poetischer Beinamen der Provinz Ise, wird der Begriff seit den Mongolenangriffen des 13. Jh.s mit göttlichem Schutz im Krieg assoziiert und daher auch mit den Selbstmord-Piloten des 2. Weltkriegs in Verbindung gebracht

Konzept, Geschichte

Der Begriff „kamikaze“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Mongolen kuniyoshi.jpg

) vereitelt werden. Trotz der erfolgreichen Verteidigung der territorialen Integrität des Landes schwächen die gewaltigen Militärausgaben, die der Mongolenangriff mit sich bringt, das Shogunat. 1333 kommt es schließlich zu neuen dynastischen Kämpfen, aus denen 1336 die Familie der Ashikaga siegreich hervorgeht und ein neues Shogunat, diesmal wieder in der alten Hauptstadt Kyoto begründet. Die neue Epoche wird heute als

Muromachi 室町 (jap.)

Stadtteil in Kyōto; Sitz des Ashikaga Shōgunats 1336–1573 (= Muromachi-Zeit)

Ort, Geschichte

Der Begriff „Muromachi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Jurojin buncho.jpg
  • Ikkyu2.jpg
  • Sayohime 1.jpg
  • Sayohime 2.jpg

-Zeit bezeichnet und stellt zusammen mit der Kamakura-Zeit das japanische Mittelalter dar.

Neue buddhistische Richtungen

Religionsgeschichtlich ist der Beginn des japanischen Mittelalters durch das Auftreten verschiedener religiöser Gründerfiguren charakterisiert:

Hōnen 法然 (jap.)

1133–1212; Gründer der Jōdo-shū, der Schule vom Reinen Land

Der Begriff „Hōnen“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Honen chionin2.jpg
  • Honen predigt2.jpg

(1133–1212),

Shinran 親鸞 (jap.)

1173–1262; Gründer der Jōdo Shin-Schule

Der Begriff „Shinran“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Goeido higashi honganji.jpg
  • Shinran narahaku.jpg

(1173–1262),

Dōgen Kigen 道元希玄 (jap.)

1200–1253; Begründer des Sōtō Zen; auch Eihei Dōgen.

Der Begriff „Dōgen Kigen“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Dogen.jpg

(1200–1253) und

Nichiren 日蓮 (jap.)

1222–1282; Begründer des Nichiren Buddhismus

Der Begriff „Nichiren“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Isai nichiren sado.jpg
  • Isai nichiren regen.jpg
  • Kuniyoshi nichiren8 isawagawa.jpg
  • Kuniyoshi nichiren4 stern.jpg
  • Odaimoku hasegawa.jpg
  • Isai nichiren stern.jpg
  • Kuniyoshi nichiren3 tatsunoguchi.jpg
  • Nichiren shichimen hokusai.jpg
  • Nichiren regen kuniyoshi.jpg
  • Isai nichiren stein.jpg
  • Nichiren seichoji.jpg
  • Mongolen kuniyoshi.jpg
  • Nichiren hokusai.jpg
  • Nichiren attacke chugasan.jpg
  • Shohondo.jpg
  • Nichiren fischer yoshitoshi.jpg
  • Kuniyoshi nichiren5 tsunoda.jpg
  • Nichiren exile kuniyoshi.jpg
  • Isai nichiren tatsunoguchi.jpg
  • Nichirens enthauptung.jpg
  • Kuniyoshi nichiren1 komatsuhara.jpg
  • Kuniyoshi nichiren7 komuro.jpg
  • Nichiren rainmaking.jpg
  • Kuniyoshi nichiren9 minobu.jpg
  • Nichiren biographie.jpg
  • Isai nichiren welle.jpg
  • Nichirenpriests.jpg

(1222–1282) verbreiten jeweils neuartige Lehren und stehen damit für eine Welle der Erneuerung innerhalb des japanischen Buddhismus, die man auch als „Neuen Buddhismus“ der Kamakura-Zeit — im Unterschied zum „Alten Buddhismus“ der

Tendai-shū 天台宗 (jap.)

Tendai-Schule, chin. Tiantai

Schulrichtung

Der Begriff „Tendai-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Hie mandara.jpg
  • Sannotorii atago.jpg
  • Daikoku kongorinji.jpg
  • Sakai yusai.jpg
  • Hojoe iwashimizu2.jpg
  • Aizen mandara 1107.jpg

und

Shingon-shū 真言宗 (jap.)

Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan

Schulrichtung

Der Begriff „Shingon-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Pagode muroji.jpg
  • Pagode negoroji.jpg
  • Kukai nitto.jpg
  • Yamabushi 2011.jpg
  • Aizen mandara 1107.jpg
  • Saidaiji eisonto.jpg
  • Shaka muroji.jpg
  • Toji Monks.jpg
  • Monk koya.jpg
  • Gorinto kuroda.jpg
  • Siebold shingon monk.jpg
  • Amoghavajra.jpg
  • Daikoku kojimadera.jpg
  • Shingon monk koya.jpg
  • Monks koya wada.jpg
  • Yamabushi takao wada2m.jpg
  • Pagode jodoji hiroshima.jpg

Schulen sowie der sogenannten

Nara 奈良 (jap.)

Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō

Ort, Geschichte

Der Begriff „Nara“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Todaiji.jpg
  • Kasuga torii.jpg
  • Kisshoten.jpg
  • Garuda gigaku.jpg
  • Matsunoodera bato kannon.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Nara; s.a. Geo-Glossar
Schulen — bezeichnet.

Die starken Reformkräfte innerhalb des Buddhismus dieser Zeit sind wahr·schein·lich der Ausbreitung des Buddhismus in breitere Bevölkerungs·schichten zuzuschreiben. Vor allem der

Amida 阿弥陀 (jap.)

Buddha Amitabha; Hauptbuddha der Schulen des Reinen Landes (Jōdo-shū bzw. Jōdo Shinshū)

Buddha

Der Begriff „Amida“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Koshinto amida.jpg
  • Taima narahaku.jpg
  • Daibutsu head2.jpg
  • Ushiku daibutsu.jpg
  • Amida heian.jpg
  • Amida spinner.jpg
  • Amida byodoin.jpg
  • Amida horyuji.jpg
  • Koshinto kamakura.jpg
  • Kamakura Daibutsu.jpg
  • Bato rinnoji.jpg
  • Nishi no nozoki.jpg
  • Kamakura daibutsu morgen.jpg
  • Taima fukui.jpg
  • Kamakuradaibutsu meiji2.jpg
  • Kamakura daibutsu2008.jpg
  • Byodoin 1879.jpg
  • Daiitoku myoo detail.jpg
  • Namazu ken zenkoji.jpg
  • Dabutsu back.jpg
  • Mudra amidahoryuji.jpg
  • Mudra kamakuradaibutsu.jpg
  • Kamakura daibutsu kusakabe.jpg
  • Kamakuradaibutsu face.jpg
  • Amida yamagoe 13jh.jpg
  • Raigo chionin.jpg
  • Kamakura daibutsu beato.jpg

-Buddhismus mit seinem starken Glauben an die Errettung in Amidas Reinem Land lässt sich als Antwort auf das Bedürfnis nach einer einfachen, für jedermann praktikablen Form der buddhistischen Religionsausübung auffassen. Im Unterschied zu den etablierten Schulen hatten die amidistischen Reformer nicht mehr nur die gesellschaftlichen Eliten im Auge und waren nicht mehr bereit, sich in den Dienst ihrer Interessen zu stellen. Sie predigten auf öffentlichen Plätzen und scharten Anhänger aus allen gesellschaftlichen Schichten um sich. Das hatte einerseits einen breiten Zulauf zur Folge, andererseits brachte es die Amidisten bald mit den staatlichen Autoritäten in Konflikt.

Aber auch die neuen Führungseliten aus dem „Kriegeradel“ suchten und fanden neue religiöse Formen, namentlich im Zen-Buddhismus. Die neuen Richtungen des Buddhismus breiteten sich also nicht gleichmäßig in der Bevölkerung aus, sondern jeweils in spezifischen Schichten: Bauernschaft und niederer Kriegeradel tendierten, wenn sie nach religiösen Alternativen suchten, zum Amidismus, die allgemeine Stadtbevölkerung fühlte sich von

Nichiren 日蓮 (jap.)

1222–1282; Begründer des Nichiren Buddhismus

Der Begriff „Nichiren“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Isai nichiren tatsunoguchi.jpg
  • Kuniyoshi nichiren7 komuro.jpg
  • Nichirenpriests.jpg
  • Shohondo.jpg
  • Nichiren regen kuniyoshi.jpg
  • Isai nichiren regen.jpg
  • Nichiren exile kuniyoshi.jpg
  • Nichiren attacke chugasan.jpg
  • Isai nichiren stein.jpg
  • Nichiren rainmaking.jpg
  • Kuniyoshi nichiren5 tsunoda.jpg
  • Kuniyoshi nichiren8 isawagawa.jpg
  • Nichiren shichimen hokusai.jpg
  • Nichiren hokusai.jpg
  • Mongolen kuniyoshi.jpg
  • Isai nichiren welle.jpg
  • Kuniyoshi nichiren4 stern.jpg
  • Kuniyoshi nichiren9 minobu.jpg
  • Kuniyoshi nichiren1 komatsuhara.jpg
  • Isai nichiren stern.jpg
  • Nichiren biographie.jpg
  • Isai nichiren sado.jpg
  • Odaimoku hasegawa.jpg
  • Nichirens enthauptung.jpg
  • Nichiren seichoji.jpg
  • Nichiren fischer yoshitoshi.jpg
  • Kuniyoshi nichiren3 tatsunoguchi.jpg
und seinen Anhängern angesprochen, der höhere Kriegerstand vom Zen Buddhismus.

Auf den nächsten Seiten werden die Gründer dieses Neuen Buddhismus als Repräsentanten der Kamakura-zeitlichen Religions·geschichte genauer vorgestellt. Ich möchte jedoch gleich vorweg auch die Kritik erwähnen, die in jüngerer Zeit gegen die übermäßige Betonung von Figuren wie Hōnen, Shinran, Dōgen oder Nichiren vorgebracht wurde. Trotz ihrer innovativen Ideen stellten diese Mönche innerhalb der religiösen Welt des japanischen Früh·mittel·alters nur eine kleine Minderheit dar, deren Bedeutung sich erst retrospektiv, durch den späteren Erfolg ihrer Lehren ergibt. Dieser Erfolg ist aber nicht selten auf die Anstrengungen der Nachfolger zurückzuführen, die dabei die ursprünglichen Intentionen der Gründer stark veränderten. Dies trifft ganz besonders auf

Rennyo 蓮如 (jap.)

1415–1499; Mönch der Jōdo Shin-Schule

Der Begriff „Rennyo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Rennyo higashihonganji 1611 knm.jpg

, den erfolgreichen Reformator der

Jōdo Shinshū 浄土真宗 (jap.)

Shin-Buddhismus, bzw. Jōdo Shin-Buddhismus; wtl. „Wahre Schule des Reinen Landes“

Schulrichtung

Der Begriff „Jōdo Shinshū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Rennyo higashihonganji 1611 knm.jpg
  • Ushiku daibutsu.jpg

aber auch auf diverse Zen- und Nichiren-Mönche der

Muromachi 室町 (jap.)

Stadtteil in Kyōto; Sitz des Ashikaga Shōgunats 1336–1573 (= Muromachi-Zeit)

Ort, Geschichte

Der Begriff „Muromachi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Sayohime 1.jpg
  • Ikkyu2.jpg
  • Sayohime 2.jpg
  • Jurojin buncho.jpg

-Zeit zu. Die Erfolge des Neuen Buddhismus sind also nicht allein auf die Ideen seiner Gründer zurück zu führen, sondern auch darauf, dass es spätere Generationen verstanden, diese Lehren geschickt an sich verändernde gesellschaftliche Verhältnisse anzupassen, ohne sich dabei allzu streng an die Thesen der Gründerväter zu halten.

Buddhismus und Krieg

Sieht man sich die religiöse Bilderwelt oder auch die Erzählliteratur der Kamakura Zeit genauer an, so fällt auf, dass hier Gestalten des esoterischen Buddhismus, der von den „alten Schulen“ Tendai und Shingon vertreten wurde, eine wesentlich größere Rolle spielen, als dies nach den Lehren des „Neuen Buddhismus“ der Fall sein dürfte. Auffallend ist vor allem die stetige Zunahme von furchteinflößenden Figuren wie

myōō 明王 (jap.)

wtl. Licht-König, auch „Mantra-König“ oder „Weisheits-König“; meist zornvoll dargestellte Schutzgottheit; skt. vidyaraja

Der Begriff „myōō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Fudo saidaiji.jpg
  • Aizen 1256.jpg
  • Fudo zentsuji.jpg
  • Fudo unkei.jpg
  • Bato kannon zuzosho.jpg
  • Daiitoku myoo detail.jpg
  • Fudo daigoji detail.jpg
  • Fudo daigoji2.jpg
  • Fudo tendai 10jh.jpg
  • Fudo toji.jpg
  • Daiitoku myoo.jpg
  • Fudo koya.jpg
  • Fudo portrait.jpg

und

tenbu 天部 (jap.)

Gruppe der indischen bzw. aus Indien übernommene Gottheiten im japanischen Buddhismus (skt. deva)

Der Begriff „tenbu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • 4ten O.jpg

. Unwillkürlich ist man geneigt, die Beliebtheit dieser kriegerischen Wächterfiguren des esoterischen Buddhismus mit den kriegerischen Umwälzungen des japanischen Mittelalters in Verbindung zu bringen. Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Geschichte/Kamakura.

Dieser Eindruck ist keineswegs unrichtig. Die buddhistischen Klöster des japanischen Mittelalters werden heute oft als die Hauptgewinner im Spiel der Mächtigen jener Zeit angesehen. Gerade im Krieg kam ihnen eine ganz besondere Funktion zu. Nach allgemeinem Glauben beruhte nämlich der Ausgang einer Schlacht nur zum Teil auf dem militärischen Geschick der Kontrahenten. Mindestens ebenso wichtig war der Beistand von kami und Buddhas und ein Gutteil der Kriegsvorbereitungen bestand daher in der Abhaltung entsprechender religiöser Zeremonien. Diese Zeremonien wandten sich meist nicht direkt an die höchsten Buddhas, sondern an ihre „Manifestationen“ in kriegerischer Form, zu denen unter anderem auch einheimische kami gezählt wurden. (Siehe dazu auch „Die Angriffe der Mongolen“.) Eine weitere Funktion des Buddhismus im Krieg war die Betreuung der Toten. Die Ji-Sekte, eine Fraktion des Amida Buddhismus, spezialisierte sich beispielsweise auf die Bestattung von Gefallenen.

Die mächtigsten religiösen Institutionen spielten in den Kriegswirren des Mittelalters im übrigen eine ähnliche Rolle wie die katholische Kirche zur gleichen Zeit in Europa: Sie unterstützten die kriegsführenden Parteien nicht nur durch Riten und Gebete, sie griffen sogar selbst aktiv ins Kampfgeschehen ein, vor allem wenn es um die Verteidigung oder Erweiterung der eigenen Territorialrechte ging. Klöster wie der

Enryaku-ji 延暦寺 (jap.)

Haupttempel des Hiei Klosterbergs

Tempel

Der Begriff „Enryaku-ji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Enryakuji.jpg
  • Daikoku 1301.jpg
  • Pagode hiei.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Enryaku-ji; s.a. Geo-Glossar

auf Berg Hiei oder der

Kōfuku-ji 興福寺 (jap.)

Tempel des Hossō-Buddhismus; einer der Sieben Großen Tempel von Nara

Tempel

Der Begriff „Kōfuku-ji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Seshin.jpg
  • Kasuga miya mandara.jpg
  • Yakuo.jpg
  • Pagode kofukuji.jpg
  • Mujaku.jpg
  • Sarusawaike kofukuji.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Kōfuku-ji; s.a. Geo-Glossar

in

Nara 奈良 (jap.)

Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō

Ort, Geschichte

Der Begriff „Nara“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Todaiji.jpg
  • Matsunoodera bato kannon.jpg
  • Kisshoten.jpg
  • Kasuga torii.jpg
  • Garuda gigaku.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Nara; s.a. Geo-Glossar

zählten zu den größten Grundbesitzern der damaligen Zeit und hielten zu ihrer Verteidigung gefürchtete Armeen von Mönchssoldaten (

sōhei 僧兵 (jap.)

Kriegermönch, Mönchssoldat

Der Begriff „sōhei“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

) aufrecht, die auch unter der Bezeichnung

akusō 悪僧 (jap.)

Kriegermönch; wtl. „schlechter Mönch“

Der Begriff „akusō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

(wtl. „schlechte Mönche“) bekannt waren. Diese Bezeichnung deutet zwar an, dass das Bewusstsein, als Mönchssoldat nicht ganz den Idealen des Buddhismus zu dienen, latent vorhanden war, doch wurden die akusō durchaus als Kämpfer geachtet und galten keineswegs als moralisch tiefstehende Personen. Zu ihnen zählt auch einer der bekanntesten Helden der japanischen Samurai-Folklore, nämlich

Benkei 弁慶 (jap.)

?–1189; legendärer Kriegermönch (sōhei) des Genpei-Krieges

Der Begriff „Benkei“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Tomomori kuniyoshi.jpg
  • Benkei kuniyoshi.jpg

, der treue Begleiter von Minamoto no Yoshitsune.

Das „System esoterischer und exoterischer Lehren“ (kenmitsu taisei)

Ein neuerer Forschungsansatz vertritt daher die Ansicht, dass sich der religiöse Mainstream der Kamakura-Zeit nicht im „Neuen Buddhismus“, sondern nach wie vor in den etablierten Schulen Tendai und Shingon finden ließe. Das besondere Augenmerk der traditionellen japanischen Buddhismusforschung auf einzelne Reformer und ihre Lehren würde den Blick auf die tatsächlichen Verhältnisse verstellen. Viel bedeutsamer seien die Veränderungen innerhalb des religiösen Establishments, aber auch neue sozialen Funktionen der Religion am Rande der Gesellschaft. In diesem Zusammenhang hat etwa

Kuroda Toshio 黒田俊雄 (jap.)

1923–1993; Historiker und Religionswissenschaftler

Gelehrte Person

Der Begriff „Kuroda Toshio“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

sein berühmtes Modell des

kenmitsu taisei 顕密体制 (jap.)

System exoterischer und esoterischer Lehren

Schulrichtung

Der Begriff „kenmitsu taisei“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, des Systems esoterischer und exoterischer Lehren, entwickelt. Das kenmitsu taisei stellt nach Kuroda ein komplementäres Ineinandergreifen von geheimen esoterischen Riten und exoterischen Dogmen dar und war für die großen religiösen Zentren im Mittelalter (unabhängig ob Tendai-, Shingon oder sonst wie orientiert) charakteristisch. Der kenmitsu Buddhismus (der natürlich nur eine historische Konstruktion ist) bediente sich der verschiedensten Strömungen und Richtungen und wandte sie pragmatisch und in enger Verflechtung mit den jeweiligen Machtverhältnissen an. Aus theologischer Sicht lassen sich die Vertreter des kenmitsu taisei vielleicht am besten dadurch charakterisieren, dass sie untereinander zwar einen relativ hohen Grad an Toleranz aufweisen, sich aber umso vehementer gegen alle ausschließenden, radikalen, „fundamentalistischen“ Glaubensformen wenden, wie sie für viele Vertreter des „Neuen Buddhismus“ typisch sind.

Trotz der Bedeutung des kenmitsu Buddhismus für die Religion des japanischen Mittelalters folge ich auf den nächsten Seiten dem traditionellen Schema und behandle vor allem die Gründerfiguren des sog. „Neuen Buddhismus“. Innerhalb des heutigen japanischen Buddismus haben ihre Lehren nämlich die alten Schulen überflügelt und es ist insofern unerlässlich, sich mit der Entstehung ihrer Ideen auseinanderzusetzen. Wer aber Genaueres über die religiöse Befindlichkeit von der späten Heian-Zeit bis in die Kamakura- und Muromachi Zeit erfahren will, dem empfehle ich die Beschäftigung mit buddhistischen Legenden-Sammlungen (

setsuwa 説話 (jap.)

Lehrerzählung, didaktische Anekdote; meist von buddh. Mönchen in Form umfangreicher Sammlungen kompiliert

Text

Der Begriff „setsuwa“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

), wie

Konjaku monogatari 今昔物語 (jap.)

„Geschichten aus alter und neuer Zeit“ (12. Jh.); umfangreiche Sammlung von Geschichten und Anekdoten, meist aus einem buddhistischen Kontext

Text

Der Begriff „Konjaku monogatari“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Rashomon yoshitoshi.jpg
  • 10hahn.jpg
  • Ubume hokusai.jpg

und vor allem

Shasekishū 沙石集 (jap.)

Sammlung buddhistischer Erzählungen und Anekdoten, 1283 verfasst von Mujū Ichien

Text

Der Begriff „Shasekishū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

. Aber auch die berühmten Traktate von gebildeten Laienmönchen, das

Hōjōki 方丈記 (jap.)

„Bericht aus meiner Hütte“, Traktat von Kamo no Chōmei, geschrieben 1212

Text

Der Begriff „Hōjōki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Hōjōki („Bericht aus meiner Hütte“) von Kamo no Chōmei und das

Tsurezuregusa 徒然草 (jap.)

„Aufzeichnungen aus Mußestunden“; Gedanken und Anekdoten von Yoshida Kenkō, verfasst ca. 1330–1332

Text

Der Begriff „Tsurezuregusa“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Tsurezuregusa („Aufzeichnungen aus Mußestunden“) von Kenkō bieten ausgezeichnete Einblicke in das religiöse Weltbild des Mittelalters.

Religion in JapanGeschichte
Diese Seite:

„Kamakura-Zeit: Alter und Neuer Buddhismus.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001