Bodhidharma, der erste Patriarch des Zen
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B
legendärer buddh. Mönch aus Indien, in China aktiv; gilt als Begründer des Chan (Zen) Buddhismus (jap. Daruma 達磨 oder Bodaidaruma 菩提達磨)
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(jap.
Spitzname des Mönchs Bodhidharma; Bezeichnung der daruma-Puppe als Glücksbringer
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), der legenden·um·wobene Gründer des
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bzw.
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Buddhismus, ist ein beliebtes ikono·gra·phisches Motiv.
In den klassi·schen Darstel·lungen wird vor allem seine asketische Strenge und seine Aus·dauer bei der Medi·tation hervor·gehoben.
Dabei fallen einige ausge·sprochen grausame Details ins Auge: So soll der spätere Nach·folger Bodhi·dharmas,
487–593; chin. Chan Patriarch; ältere Umschrift: Hui k‘o
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, erst da·durch, dass er sich den Arm ab·hackte, als Schüler Bodhi·dharmas ak·zep·tiert worden sein. Bodhi·dharma selbst soll sich seine Augen·lider aus·ge·rissen haben, um vor dem Ein·schlafen wäh·rend der Medi·ta·tion ge·feit zu sein — in der Bodhi·dharma Ikono·graphie durch hervor·quel·lende Augen verdeut·licht. Die Le·gende hat immer·hin einen ver·söhn·lichen Ausgang: Aus den aus·geris·senen Lidern sollen die ersten Tee·pflan·zen hervor gewach·sen sein, die eben·falls den Zweck er·füllen, das Ein·schla·fen wäh·rend der Medi·tation zu verhindern.
All dies beruht auf dürren histo·rischen Fakten, denen zufolge Bodhidharma Anfang des sechsten Jahrhunderts von Indien nach China kam, sich dort mit dem durchaus bud·dhis·mus·freundlichen Kaiser überwarf und letztendlich in der Region des Berges Songshan [Songshan (chin.) 嵩山 Berg Song, Gebirge in Zentralchina, 1500m; zählt trad. zu den fünf heiligen Bergen des Daoismus;], einem der heiligen Berge Chinas, Exil fand. Hier befindet sich auch das berühmte Kloster Shaolin [Shaolin Si (chin.) 少林寺 Ursprungskloster des Shaolin-Ordens am Berg Song; Geburtsstätte des Chan Buddhismus], wo Bodhi·dharma im Jahr 527 den buddhistisch-chinesischen Kampfsport begründet haben soll. Während das Kloster bis heute für seine Kampf·künste (Kung-fu [Kung-fu (chin.) 功夫 wtl. Aufwand, Geschick (etwas durch Anstrengung Erreichtes); heutzutage übliche Bezeichnung für die meisten chin. Kampfsportarten; Pinyin: gongfu]) bekannt ist, verlagerte sich der Haupt·strang der chine·sischen Chan-Tradition aller·dings in andere Klöster.
Die Biographie Bodhi·dharmas reicherte sich bald mit allerlei Legenden an. So soll er — gleich
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— als Prinz geboren worden sein; auf seiner Flucht überquerte er den Yangtse Fluss [Yangtsekiang (chin.) 扬子江 Außerhalb Chinas geläufiger Name des Jangjiang 長江 („langer Fluss“), drittlängster Fluss der Welt] auf einem Schilfhalm, und als er schließlich von übel·wol·lenden Gegnern vergiftet wurde — wieder eine Analogie zu Buddha — täuschte er seinen Tod lediglich vor. Daher fand man in seinem leeren Grab nur einen Schuh, den er als „Beweis“ seiner Auf·erstehung zurück·gelas·sen hatte.
Vom Asketen zum Glücksgott
Vorlage:Galerie2 In Japan lässt sich über die Jahr·hunderte eine deutliche Tendenz vom asketisch-strengen Rollen·vor·bild zur Karikatur feststellen. Dies bedeutet aber nicht, dass Bodhi·dharma in blas·phe·mischer Absicht verun·glimpft wurde. Es entspricht vielmehr dem Hang zum Paradox im Zen, dass selbst der ehr·würdige Gründer mit Ironie dargestellt wurde.
Im Zuge dieser Ent·wicklung wurde „daruma-san“ zu einer Art Glücks·gott, der — ähnlich wie
Glücksgott; Manifestation von Bodhisattva Maitreya; chin. Budai
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— nicht mehr das alleinige Eigen·tum der Zen-Schule war, sondern mit allerlei popu·lären Vorstel·lungen in Verbin·dung gebracht und dem·ent·spre·chend umge·staltet wurde.
Diese Bilder Bodhi·dharmas ver·festig·ten sich in der daruma-Puppe. Wesentliche Charak·teristika dieser Puppe sind die Ab·wesen·heit von Armen und Beinen (wodurch die Puppe auch leicht als Steh·auf·männ·chen gestaltet werden kann) und die rote Farbe, in die diese Puppe aus·nahms·los gekleidet ist. Bernard Faure (2011) sieht darin Hinweise auf einen embryo·nalen Symbo·lismus: Bodhi·dharma als Sinnbild der Ent·stehung neuen Lebens und als „Plazenta-Gottheit“, was natür·lich über die kon·fes·sionel·len Grenzen des Bud·dhis·mus hinausweist.
Weitgehend einig ist sich die Forschung, dass die Popu·larität der daruma-Puppe — wo auch immer ihre Herkunft liegt — mit ihrer Verwen·dung als Seuchen·gott·heit in Ver·bindung steht,
im besonderen mit der raschen Genesung von den Pocken. daruma wurde in der
Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
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Geographische Lage
-Zeit unter anderem als
Pockengottheit; hōsōgami können die Pocken selbst versinnbildlichen, werden aber auch als Wirkmacht gegen die Pocken verehrt, sie besitzen also einen krankmachenden und einen heilenden Aspekt
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, als Pocken·gottheit bezeichnet. So soll die Tatsache, dass die daruma-Puppen zumeist ohne Pupillen, also „blind“, verkauft werden, mit dem negativen Effekt der Pocken auf die Seh·kraft in Verbin·dung stehen. Die Dar·stellung der Gefahr bannt diese. Auch die rote Farbe soll die Pocken darstellen und zugleich ent·kräften. Das daruma-Steh·auf·männ·chen wurde in Zeiten von Pocken-Epidemien zu einem Spielzeug für Kinder, das ihre rasche Genesung vormachen und bewirken sollte. Mit dem Abklingen der Pocken·gefahr weitete sich der Wir·kungs·bereich des daruma-san auf andere Bereiche aus. Er wurde zum
Glücksbringer
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, zum allgemein glücks·ver·heißen·den Gegenstand.
Die Ikonographie des strengen Asketen ging bei all dem nie ganz verloren, sondern wurde ironisch überhöht. Ähnlich wie bei den Sieben Glückgöttern scheint die kanoni·sierte Komik der daruma-Darstellung zu besagen, dass es gut und schön ist, diesen daruma um weltliche Güter zu bitten, dass es aber hinter dieser Funktion noch andere Dimen·sionen gibt. Die Ironie schließt also den ernst·haften Glauben an Bodhi·dharmas aske·tisches Ver·mächtnis nicht aus.
daruma und Dame
Zu den seltsamsten Formen der japanischen Bodhi·dharma-Ikono·graphie gehört das immer wieder·keh·rende Motiv von daruma und Geisha [Geisha (jap.) 芸者 japanische Unterhaltungskünstlerin, die traditionelle japanische Künste darbietet; wtl. „Person der Künste“; der Begriff war urspr. geschlechtsneutral, wurde also auch auf Männer angewendet], beson·ders in den ukiyo-e [ukiyo-e (jap.) 浮世絵 „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit] der
Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
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Geographische Lage
-Zeit. Die beiden tauschen Kleider, Geishas nehmen bekannte Posen des Bodhi·dharma ein und oft entspinnt sich eine zarte erotische Be·ziehung zwischen dem exotischen Asketen und der Schönen. Sogar shunga [shunga (jap.) 春画 wtl. „Frühlingsbilder“; Gemälde und Druckwerke mit expliziten sexuellen Darstellungen]-Motive mit daruma und/oder Geisha als Prota·gonisten sind möglich.
Dieses bildliche Motiv kor·res·pon·diert mit der Tatsache, dass daruma in der Edo-Zeit ein Code-Wort für „Geisha“ bzw. „Freuden·mädchen“ war. Jedes Bild verfügt also über einen Doppel·sinn und ist sowohl bud·dhis·tisch als auch sexuell konnotiert. Eines der obigen Bilder trägt eine Inschrift des Edo-zeit·lichen Literaten Ōta Nanpō (1749-1823), die diesen Doppelsinn in Form einer bud·dhis·tisch ange·hauch·ten Dialektik aus·drückt. Mittels dieser Dialektik konnten die Litera·ten und Intellek·tuellen der Edo-Zeit im Grunde alles in sein Gegen·teil verkehren und bis zur Un·kennt·lichkeit in einem Reigen von An·spie·lungen und Wort·witzen auflösen:
Truth is the skin of lies; lies are the bones of truth. When you are bewildered, lies seem like the truth; when you are enlightened, the truth seems like lies. It is all right to be bewildered, it is all right to be enlightened on Main Street, Yoshiwara, amid lies and truth. The pledges of courtesans may be truth or lies and are as myriad as their customers, like grains of sand on a beach.
Übersetzung: The British Museum
Buddhistische Erleuchtung steht hier für sexuelle Erfüllung und umgekehrt. Wie aber konnte es zu diesen Asso·ziationen kommen?
Möglicher·weise spielt hierbei eine Rolle, dass in Edo-zeitlichen Städten Freuden·viertel und Tempel·viertel meist unmit·telbar neben einander lagen oder sogar in einander über·gingen. Paradig·matisch für diese Struktur ist das Freuden·viertel Yoshiwara in Edo, das unmit·telbar an den heute noch existie·renden
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Geographische Lage
-Tempel grenzte. Der genaue Grund für diese Verbindung ist mir nicht bekannt, mag aber mit Angebot und Nachfrage zu tun haben. Die ent·sprechen·den ukiyo-e-Motive sind daher wohl als satirischer Kommentar zur Lebens·weise buddhis·tischer Mönche der Edo-Zeit zu verstehen.
Die Nahe·beziehung von daruma und Geisha ist selbst in der frühen Meiji-Zeit noch zu finden: In der Meiji-zeitlichen Darstel·lung von „daruma zur Zeit der Landes·öffnung“ manifestiert sich auf an·rüh·rende Weise, dass damals sowohl die buddhistischen Tempel als auch die traditionellen Freuden·viertel zu den „Moderni·sierungs·ver·lierern“ zählten.
Links und Literatur
- daruma Museum, Gabi Greve
Wissenswertes und Anekdotisches auf den Blog-Seiten der führenden westlichen daruma-Expertin.
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- ^ Der spätere Zen-Patriarch Huike bietet Bodhidharma seinen abgehackten Arm als Zeichen seiner Ernsthaftigkeit dar.
Werk von Sesshū Tōyō (1420–1506). Muromachi-Zeit, 1496. Wikimedia Commons. - ^ Bodhidharma bei der Meditation. In der oberen Hälfte befindet sich ein Gedicht.
Werk von Mushō Jōshō (1234-1306). Kamakura-Zeit. Jotenkaku Museum, via Web Archive. - ^ Der Zen-Patriarch Bodhidharma in einer frühen plastischen Darstellung, in der für ihn typischen Meditationshaltung.
Seine exotischen Züge in späteren Darstellungen treten hier nicht hervor. An dieser Plastik lässt sich gut beobachten, dass Holzskulpturen in der Kamakura-Zeit zunächst eine Grundierung aus Stoff erhielten, bevor sie mit Farbe und Blattgold behandelt wurden. Auch die Kristallaugen sind typisch für den aufwändigen realistischen Stil dieser Zeit.
Kamakura-Zeit, 14. Jh. Minneapolis Institute of Art. - ^ Portrait von Bodhidharma, blauäugig, respekteinflößend. Tatsächlich gibt es Quellen, laut denen Bodhidharma blaue Augen gehabt haben soll. Demnach könnte er nicht indischer, sondern zentralasiatischer Herkunft sein.
Werk von Sensho. 19. Jh. (?). Waseda Library. - ^ Portrait des indisch-stämmigen Mönchs Bodhidharma.
Werk von Sōami (zugeschr.) (1485?-1525). Muromachi-Zeit, 16. Jh. The British Museum. - ^ Portrait des Chan-Patriarchen Bodhidharma.
Werk von Soga Shōhaku (1730-1781). Edo-Zeit. Muian. - ^ Portrait des Chan-Patriarchen Bodhidharma.
Werk von Kawanabe Kyōsai (1831-1889). Edo-Zeit. Wikimedia Commons. - ^ Portrait des Bodhidharma von Shiba Kōkan. Das bemerkenswerte dieser Darstellung ist die westliche Ölmaltechnik, die zu diesem Zeitpunkt in Japan nur Spezialisten der westlichen Wissenschaften (rangaku) bekannt war. Die aus japanischer Sicht exotische, indische Physiognomie des Mönchs kommt durch diese Technik besonders deutlich zum Ausdruck.
Werk von Shiba Kōkan. Edo-Zeit. Palace Museum, Taiwan. - ^ Bodhidharma in der typischen, karikaturhaften Darstellung des Zen-Meisters Hakuin. Im Bild selbst ist ein Zitat von Bodhidharma eingeschrieben: „Erkenne deine Natur und werde ein Buddha“ (kenshō jōbutsu 見性成佛).
Werk von Hakuin Ekaku (1686–1768). Edo-Zeit. Minneapolis Institute of Art. - ^ Entwurf für ein Riesenbild des Bodhidharma, das Hokusai 1817 in Nagoya als Werbeaktion für seine Hokusai Manga anfertigte. Im Bildtext sind die Maße des Plakats angegeben, die umgerechnet eine Fläche von 11 mal 18 Metern ergeben.
Werk von Katsushika Hokusai (1760-1849). Edo-Zeit. Bildquelle: bakumatsu.org. - ^ daruma-Puppe.
Bildquelle: unbekannt. - ^ Eine etwas verwitterte daruma-Figur neben einem Miniaturschrein (hokora). Die Figur hat nur ein Auge bemalt, was bedeutet, dass der an sie gerichtete Wunsch noch nicht in Erfüllung gegangen ist.
El-Branden Brazil, flickr 2007 (mit freundlicher Genehmigung). - ^ Daruma-Puppen mit noch unbemalten Augen als Glücksbringer.
Craig Howitt, flickr 2005. - ^ Neujahrskarte mit Daruma-Motiv.
Werk von David Bull. 1999. David Bull. - ^ Das Bild trägt den Titel „Schnee vor den Speicherhallen [der Daimyō]“. Ein Diener hat seine Einkäufe, Fisch und Zwiebel, auf einen frisch errichteten yuki-daruma, einen Schnee-Daruma, gelegt, um sich sein Schuhwerk (geta) zu richten, doch ein Hund ist im Begriff, diese zu stehlen. Yuki-daruma ist noch heute die gängige japanische Bezeichnung für „Schneemann“.
Werk von Utagawa Hirokage. Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston. - ^ Dieses Bild ziert das Deckblatt einer illustrierten Reportage über das Große Erdbeben in Edo, 1855 (Ansei 2). Kuniyoshi hat diesem Daruma nicht nur seine eigenen Gesichtszüge verliehen, er versetzt ihn auch aus seiner Höhle in ein von vom Erdbeben zerstörtes Haus. Außerdem erkennt man im Mönchsgewand ein Gesicht mit weit aufgerissenem Maul, das für den Eingeweihten eindeutig das Gesicht eines Welses ist. Es handelt sich also um den Erdbebenwels (namazu), eine legendäre Gestalt, die damals als Verursacher des Erdbebens angesehen und von den ukiyo-e Künstlern halb im Ernst, halb scherzhaft in jedem nur erdenklichen Kontext dargestellt wurde. Das Bild trägt ein Gedicht mit folgendem Inhalt:
Erkenne, auch das ist die „Torlose Schranke“ des Zen:
Wenn alles zusammenfällt, bleibt nichts mehr übrig.Angesichts der Katastrophe werden die Spekulationen über Erleuchtung und „Nichts“ aus dem Zen Klassiker „Torlose Schranke“ (Mumonkan) hier satirisch auf einen konkreten Nenner gebracht.
Werk von Utagawa Kuniyoshi (1797–1861). Edo-Zeit. Waseda University Library. - ^ Kinderspielzeug auf einem „Rotbild“ (aka-e); diese Bilder galten als Talismane gegen die Pocken, von denen v.a. Kinder betroffen waren. Dargestellt sind Daruma, Kintarō und ein Krieger, wahrscheinlich Minamoto no Tametomo. Die Figuren sind hier als Pockengottheiten (hōsōgami) ausgewiesen.
Werk von Katsushika Hokki. Edo-Zeit, frühes 19. Jh. Museum of Fine Arts, Boston. - ^ Spielzeug, das Kinder besonders bei Krankheiten stärken soll, u.a. die daruma-Puppe. Das Bild enthält auch eine Werbung für leichtes Gebäck (karuyaki senbei), die man bei Besuchen von kranken Kindern als Geschenk mitbrachte (Kusuri no hakubutsukan).
Edo-Zeit, 19. Jh. Japanese Woodblock Print Collection, UC San Francisco. - ^ Der Held Minamoto no Tametomo schwört die Pockengötter (hōsōgami), u.a. auch daruma, auf den Kampf gegen die Pocken ein.
Werk von Utagawa Kuniyoshi. Edo-Zeit, 1843–47. Bildquelle: Nippon Design, Blog. - ^ Das Bild entstammt einem Triptychon, auf dem Minamoto no Yorimitsu mit seinen Getreuen von einem Erdspinnerich umgarnt wird. Im Gefolge des Spinnenmonsters befinden sich die hier dargestellten yōkai-Gespenster, befehligt von einem Daruma (Figur in Rot).
Werk von Utagawa Kuniyoshi. Edo-Zeit. Victoria and Albert Museum, London. - ^ Eine Pockengottheit (hōsōgami), hier eine Art Geist mit den Merkmalen eines Pockenkranken. Im Korb auf seinem Rücken erkennt man unter anderem Daruma, der helfen soll, die Pocken zu vertreiben. Derartige Figuren können Krankheiten sowohl hervorbringen als auch tilgen.
Werk von Utagawa Kunisada (1786–1864). Edo-Zeit. Waseda University Library. - ^ Daruma und Schöne im gleichen Boot: Daruma rasiert sich mit einer Pinzette und benützt dazu sein Spiegelbild im Wasser. Die junge Frau macht den Fährmann.
Werk von Suzuki Harunobu (1724-1770). Edo-Zeit. Art Institute Chicago. - ^ Junges Mädchen bietet Daruma eine Pfeife zum Rauchen an.
Werk von Suzuki Harunobu (1725–1770). Edo-Zeit, 1765. Art Institute Chicago. - ^ Eine Schöne in der Pose des Bodhidharma, der einer berühmten Legende zufolge den Fluss Yangtse mit Hilfe eines Schilfhalms überquert haben soll. Obwohl nach der Mode der Edo-Zeit gekleidet, spielen auch die rote Farbe der Kleidung und die Kapuzen-artige Kopfbedeckung auf die Figur des Daruma an.
Werk von Suzuki Harunobu (1724–1770). Edo-Zeit, 1765–1770. The British Museum. - ^ Dieses „Frühlingsbild“ (shunga) parodiert die Legende, nach der Bodhidharma auf einem Schilfhalm den Yangtse Fluss überquert haben soll. Nicht nur wird der Mönch durch eine junge Dame ersetzt, auch der Grashalm wird zu einem phallusförmigen Pilz.
Werk von Ippitsusai Bunchō. Edo-Zeit, 18. Jh. Museum of Fine Art, Boston. - ^ Junge Frau im Gewand und der Pose des Bodhidharma. Im beigefügten Gedicht wird die asketische Übung des Bodhidharma, der neun Jahr vor einer Wand sitzend meditiert haben soll, mit dem schweren Los eines Freudenmädchens verglichen. Dieser Vergleich soll auf die berühmte Kurtisane Handaiyu der frühen Edo-Zeit zurückgehen. Sie meinte, wenn Daruma nach neun Jahren Meditation die Erleuchtung erfahren habe, müsste jede Frau wie sie nach spätestens zehn Jahren erleuchtet sein. Dieser Ausspruch soll den Künstler Hanabusa Itchō (1652–1724) zu den ersten Bildern von Daruma und Dame inspiriert haben.
Werk von Kitagawa Utamaro (1753–1806). Edo-Zeit, 1790er Jahre. Tochigi-shi Kankyō Kyōkai, Tochiga Kuranomachi Museum of Art. - ^ Bodhidarma als Vulva; Verdeutlichung des Slang-Ausdrucks daruma onna (Daruma-Frau) für „billige Prostituierte“
Werk von Utagawa Kuniyoshi (1798–1861). Edo-Zeit, 1840er Jahre. Bildquelle: AK-Antiek. - ^ Daruma und Dame mit vertauschten Kleidern.
Werk von Baiōken Eishun (Takeda Harunobu). Edo-Zeit, frühes 18. Jh. Bildquelle: Bernard Faure. - ^ Daruma im Outfit und der typischen Haltung einer hochrangigen Kurtisane, allerdings mit etwas unsicherem Gesichtsausdruck. Der Kimono ist mit hossu-Wedeln, also buddhistischen Ritualgegenständen, verziert. Das Bild trägt eine Inschrift des Edo-zeitlichen Literaten Ōta Nanpō (1749–1823).
Werk von Tsutsumi Tōgetsu (1749-1823). Edo-Zeit, um 1800. The British Museum. - ^ Eine prächtig gekleidete Dame, vielleicht ein Kurtisane, aber mit aufgelöstem Haar, putzt die Ohren des Bodhidharma (in Japan Zeichen zärtlicher Vertrautheit).
Werk von Kawanabe Kyōsai. Edo-Zeit. mingei arts. - ^ Originaltitel Kaika no daruma (Daruma während der Öffnung); „Öffnung“ meint die Öffnung Japans gegenüber dem Westen. Daruma studiert in vertrauter Zweisamkeit mit einer jungen Dame eine moderne Zeitung. Er trägt eine braune Mönchskutte, während sich die Frau das rote Gewand übergezogen hat, das üblicherweise mit Daruma assoziiert wird. In diesem Bild schwingt sicher auch die Doppelbedeutung des Begriffs Daruma mit, der in der Edo-Zeit auch eine (billige) Prostituierte bezeichnete. Die melancholische Note des Bildes lässt beide, Daruma und Dame, als „Modernisierungsverlierer“ erscheinen.
Werk von Tsukioka Yoshitoshi (1839–1892). Meiji-Zeit, 1882. LACMA, Los Angeles.
Religion in Japan, Inhalt
- 一 Grundbegriffe
- 二 Bauten
- 五 Mythen
- Einleitung
- Mythologie:
- Götter des Himmels
- Götter der Erde
- Jenseits:
- Jenseits
- Geister:
- Totengeister
- Dämonen
- Tiere:
- Imaginäre Tiere
- Verwandlungskünstler
- Symboltiere
- 六 Geschichte
- Einleitung
- Altertum:
- Prähistorie
- Frühzeit
- Nara-Zeit
- Frühe kami-Kulte
- Heian-Zeit
- Saichō
- Kūkai
- Honji suijaku
- Mittelalter:
- Kamakura-Zeit
- Amidismus
- Zen Buddhismus
- Nichiren Buddhismus
- Mittelalterl. Shintō
- Frühe Neuzeit:
- Reichseinigung
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- Terauke-System
- Neo-Konfuzianismus
- Kokugaku
- Moderne und Gegenwart:
- Bakumatsu-Zeit
- Staatsshintō
- Neue Religionen
- 七 Essays
- Überblick
- Buddhismus, Asien:
- Arhats in China und Japan
- Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus
- Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott
- Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins
- Lokale Vorstellungen, Japan:
- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
- Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult
- Hundert Geschichten: Horrorklassiker aus der Edo-Zeit
- Religion und Politik:
- Die Tenshō-Mission: Beginn einer schwierigen transnationalen Beziehung
- Yasukuni: Der Schrein des ‚friedlichen Landes‘
- Herrigels Zen und das Bogenschießen
- Anhang
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„Bodhidharma: Der erste Patriarch des Zen.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001