Kitsune Motive

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Kitsune Motive
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Mit fünfzig Jahren kön·nen sich Füch·se in Frau·en ver·wan·deln, mit hun·dert in Schön·hei·ten oder in Zau·be·rin·nen. Man·che ver·wan·deln sich auch in Män·ner und ha·ben Ver·kehr mit Frau·en. Sie kön·nen Din·ge aus tau·send Mei·len Ent·fer·nung er·ken·nen, be·herr·schen die Ma·gie, täu·schen die Men·schen und ver·wir·ren ihre Sinne. Mit tau·send Jah·ren kom·muni·zieren sie mit dem Him·mel und wer·den zu Himm·lischen Füch·sen.1

Dieses Zitat aus einem chine·si·schen Lexi·kon des zehnten Jahr·hun·derts um·reißt die meisten Eigen·schaf·ten, die Füchsen (

kitsune(jap.)

Fuchs; Botentier der Gottheit Inari

Tier

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) auch in Japan nach·gesagt werden. In beiden Ländern sind Füchse als Meister der magi·schen Ver·wand·lung ein wich·tiger Be·stand·teil der Geister·welt. Sie können nach Be·lieben in die Gestalt von Men·schen schlüp·fen oder in Men·schen illu·sori·sche Wahr·neh·mun·gen er·zeugen. Der Fuchs auf der Ab·bildung rechts be·deckt etwa seinen Kopf mit einem Blatt und voll·führt einen magi·schen Tanz. Es ist dies ein un·trüg·liches Zeichen, dass er im Begriff ist eine andere Gestalt an·zu·nehmen.

Die Fuchsbilder und -geschichten auf dieser Seite stammen vor allem aus der

Edo 江戸 (jap.)

Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);

Ort, Epoche

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Geographische Lage von Edo; s.a. Geo-Glossar

Zeit, gehen aber zumeist auf ältere Vorbilder zurück. Dank der Vor·liebe für das Un·heim·lich-Mysteriös-Ge·spens·tische in der Edo-zeit·lichen Populär·kultur wurden Fuchs·motive besonders im frühen neunzehnten Jahrhundert zu einem beliebten Sujet des Kabuki-Theaters und der

ukiyo-e 浮世絵 (jap.)

„Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit

Bild

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. Neben dem wohligen Grusel·gefühl, das un·heim·liche Fuchs·ge·schich·ten ver·mitteln können, wurde und wird die magische Macht der Füchse aber auch durch·aus für real gehalten und führte in der Edo-Zeit zu ähn·lichen Extremen wie der euro·päische Hexen·glauben: Ins·beson·dere Frauen konnten ver·folgt oder ver·stoßen werden, weil man sie für ver·wan·delte Füch·sinnen hielt.

Zauberische Fuchsfrauen

Ähnlich wie in China verwandeln sich auch japanische

kitsune(jap.)

Fuchs; Botentier der Gottheit Inari

Tier

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vor·zugs·weise — wenn auch nicht aus·schließ·lich — in schöne Frauen. Le·gen·den solcher Fuchsfrauen tau·chen schon im japa·nischen Alter·tum (z.B. im

Nihon ryōiki 日本霊異記 (jap.)

„Wundersame Begebenheiten aus Japan“; buddhistische Legendensammlung von Kyōkai (Anfang 9. Jh.)

Text

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2) auf, wurden im Laufe der Zeit mit zahlreichen Details aus·ge·schmückt und schließ·lich in der Edo-Zeit auch für das Kabuki Thea·ter adap·tiert. Die beiden be·kanntesten Gestalten sind Kuzu·noha, die liebende Mutter und Ehefrau, und Tamamo no Mae, die ver·ruchte Hofdame. Sie stehen ein·ander cha·rakterlich dia·met·ral gegen·über und zeigen, dass der Fuchs mit seinen Zauber·kräf·ten sowohl positiv als auch negativ in Er·schei·nung treten kann. Den·noch haben beide Legen·den über·raschende Paral·lelen: In beiden Fällen kann die Fuchsfrau nicht lange in der Gesell·schaft der Menschen ver·blei·ben, ja, sie verwandelt sich sogar schlussendlich, als Kon·sequenz ihrer Extra·vagan·zen, in einen Stein. Außer·dem tau·chen in beiden Legen·den Mit·glie·der der Familie Abe auf. Diese waren in der

Heian 平安 (jap.)

auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)

Ort, Epoche

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Heian; s.a. Geo-Glossar
Zeit die füh·renden  Yin Yang Meister bei Hof und galten als solche — ebenso wie die Füchse selbst — als Meister der Magie.

Kuzunoha­, die liebende Fuchsmutter

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Kuzunoha

Die Grunderzählung dieser Legende lautet in etwa folgendermaßen:

Abe no Yasuna 安部保名 (jap.)

Heian-zeitlicher Höfling und angebl. Vater des Abe no Seimei

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, ein Heian-zeitlicher Höfling, der sich in der Kunst der Magie übt, rettet im Wald von Shinoda (in der Umge·bung des heu·tigen Osaka) einen weißen Fuchs vor einem Jäger. Er ver·letzt sich dabei, doch es erscheint eine junge Frau namens

Kuzunoha 葛の葉 (jap.)

Fuchsgeist in Frauengestalt, wtl. „Rankenblatt“; angebl. Mutter des Magiers Abe no Seimei

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(Ran·kenblatt), die ihn gesund pflegt. Die beiden ver·lieben sich, heiraten und be·kommen einen Sohn. Als dieser fünf Jahre ist, kann Kuzu·noha ihre wahre Iden·ti·tät nicht länger ver·bergen. Sie be·sucht ein letztes Mal ihr Kind und schreibt ein zu Herzen ge·hen·des Ab·schieds·ge·dicht, um schließ·lich als Füch·sin in ihren Wald zu·rück·zu·keh·ren. Das Kind des Paares ist

Abe no Seimei 安部清明 (jap.)

921?–1005; Yin Yang-Meister des 10. Jh.s

Gelehrte Person

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(921?–1005), der in der Folge zum be·rühm·testen Magier der Heian Zeit heranwächst.

Diese Geschichte existiert in zahlreichen Varianten.3 Das einzige un·ver·änder·liche Ele·ment ist jeweils das Abschieds·ge·dicht, das auch auf den meisten Bildern zu finden ist:

Wenn du mich liebst/ so komm und such mich/ in Izumi/
im Wald von Shinoda/ die trauernde Kuzunoha 4

Vorlage:Galerie2 Im Stadtgebiet von Osaka, dort wo sich einst der Wald von Shinoda be·fand, exis·tiert noch heute ein alter Schrein, der Kuzu·noha ge·weiht ist. Natür·lich ist es ein Inari Schrein. In ihm wird ein Stein auf·be·wahrt, in den sich die Füch·sin schluss·endlich ver·wan·delt haben soll.

Tamamo no Mae

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Tamamo no Mae wird als Fuchs entlarvt
Tamamo no Mae mit Yasunari, dessen Spiegel sie und ihre Fuchsarmee mit wahrem Gesicht zeigt (re), sowie dem Bogenschützen Miura-no-suke, der sie schließlich zur Strecke bringen wird.
Werk von Utagawa Kunisada. Edo-Zeit. Kinsei fūzoku zue database, Nichibunken, Kyōto.

Die Geschichte der

Tamamo no Mae 玉藻の前 (jap.)

legendäre Hofdame und Kurtisane des Toba Tennō; Fuchsgeist

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spielt ebenfalls in der Heian Zeit und umfasst sogar ein Mitglied  der  Familie Abe, die auch in der Kuzu·noha Legende vor·kommt. Doch die Rolle der Füch·sin ist bei·nahe spie·gel·bild·lich ange·legt: 

Ein kinderloses Paar zieht ein Waisenmädchen auf, dessen Schön·heit und Klug·heit so außer·ge·wöhn·lich sind, dass man selbst in der Haupt·stadt davon erfährt. Man ruft sie an den Hof, wo sie den Namen Tamamo no Mae (Hofdame Juwelenseegras) be·kommt und alle ver·blüfft, da sie selbst die kniffligsten Fragen zum Buddhismus be·ant·worten kann. Als einmal in der Dunkel·heit helles Licht aus ihrem Körper er·strahlt, wird sie für ein bud·dhis·tisches Wesen ge·halten. Der Exkaiser Toba (er regierte als sog. Ex- oder Klosterkaiser von 1129-56, während sein Sohn Konoe das Amt des Tenno innehatte) ver·liebt sich in das Mädchen und macht sie zu seiner Ge·liebten. Doch bald er·krankt er an einem rätsel·haften Leiden, dessen Ursachen sämt·lichen Ärzten rätsel·haft bleiben. Der Astrologe und Yin-Yang Meister Abe no Yasunari (ein Abkömm·ling des oben er·wähnten Abe no Seimei) er·kennt, dass der Exkaiser von Tamamo no Mae ver·hext wird. Diese sei in Wirk·lich·keit ein uralter Fuchsgeist mit zwei (in späteren Versionen neun) Schwänzen, ein Feind des Buddhismus, der es da·rauf ab·ge·sehen habe, fromme Herr·scher zu Fall zu bringen. Yasunari lässt Tamamo zu Test·zwecken selbst ein bud·dhis·tisches Ritual durch·führen, sie aber ist dazu nicht im Stande, zeigt end·lich ihre wahre Gestalt und flieht.

Nach einer langwierigen Expedition gelingt es schließlich den tapfersten Bogen·schüt·zen des Landes, Tamomo an ihrem Heimat·ort, der Nasuno-Ebene in der heutigen Präfek·tur Tochigi (nördlich von Tokyo), zur Strecke zu bringen. Von einem Pfeil töd·lich ge·trof·fen ver·wandelt sie sich in einen giftigen „Todes·stein“ (Sesshō·seki), der jeden, der zu nahe kommt, tötet. Erst über zwei·hundert Jahre später gelingt es einem Zen Mönch namens Gennō (1329-1400), den Fluch der Tamamo no Mae zu bannen. Vorlage:Galerie2 In einigen Versionen der Legende heißt es, Tamamo hätte bereits in frühe·ren Er·schei·nungs·for·men die Kaiser von Indien und China ver·hext, sofern sie gläu·bige Buddhis·ten waren, und den Unter·gang ganzer Dyna·stien her·bei·ge·führt. Dieses Motiv findet sich tat·säch·lich auch in chine·sischen Fuchs·le·genden. Es wird bereits in mittel·alter·lichen Versi·onen der Tamamo Legende erwähnt, zu durch·schla·gen·der Popu·larität ge·lang·ten die außer·japa·nischen Fuchs·frauen aber durch den illus·trier·ten Roman Ehon sankoku yōfuden („Gespens·ter·frauen aus den Drei Ländern“) von Takai Ranzan, mit Bildern von Teisai Hokuba, der zwischen 1803 und 1805 erschien.

Weitere Fuchsmotive

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Fuchstreffen zu Jahresende Vorlage:Credits2
Das Bild illustriert den Glauben, dass sich Füchse (kitsune) mit den ihnen eigenen Fuchslichtern (kitsunebi) am letzten Tag des Jahres an bestimmten Orten treffen. In diesem Fall handelt es sich um einen Zürgelbaum (enoki) in der Nähe des Inari Schreins von Ōji (heute im Stadtgebiet Tōkyōs). Enoki-Bäume wurden in der Edo-Zeit auch als eine Art Meilenstein in festgesetzten Entfernungen entlang der Überlandstraßen angepflanzt.
Werk von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit, 1857. Museum of Fine Arts, Boston.

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Mythen/Verwandlungskuenstler/Kitsune. Neben konkreten Geschichten illustrieren Edo-zeitliche Fuchsbilder auch all·ge·meine Vor·stel·lun·gen über die Zau·berkraft der Füchse. Auf der Ab·bildung oben sind bei genauer Be·trach·tung Lichter über den ein·zel·nen Füchsen zu er·ken·nen, so·ge·nannte „Fuchslichter“, die nach volks·tüm·lichen Vor·stel·lun·gen die Seelen von Ver·stor·be·nen sein könnten.

Dass Füchse nicht immer durchtrieben und schlau sind, ist das Thema eines Kyōgen (komödiantisches Noh-Stück): Ein Fuchs nützt seine Ver·wand·lungs·kunst um in Gestalt eines Mönchs einem Jäger ins Gewissen zu reden, doch keine Füchse mehr zu jagen. Er kann den Jäger zwar über·zeugen, wird aber entlarvt, als er auf dem Rück·weg selbst in eine Fuchs·falle tappt. Auf den fol·gen·den Bildern ist dieser Fuchs in Mönchs·gestalt dar·ge·stellt. Vorlage:Galerie2

Anmerkungen

  1. Zitat aus dem en·zyklo·pädi·schen Werk Taiping yulan 太平御覧 aus dem 10. Jh., geht aber auf ältere Quellen zurück. Zitiert nach Rania Huntington, Alien Kind: Foxes and Late Imperial Chinese Narrative. Harvard Univ Asia Center, 2003, S. 1.
  2. Vgl. Nihon Ryo Wiki, Erzählung I-02
  3. Die etwas kompli·zier·te Ver·sion des Kabuki-Dramas findet sich etwa bei Kabuki 21. [2007/1]
  4. Koishikuba/ tazune kite miyo/ Izumi naru// Shinoda no mori no/ urami Kuzu no ha
    恋しくば / 尋ね来て見よ / 和泉なる / 信太の森の / うらみ葛の葉
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Kitsune-Motive.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001