Essays/Okuninushi
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Die gewundenen Pfade des Großen Landesherren Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der „himmlischen Götter“
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.
mythol. Gottheit; wtl. Großer Meister des Landes
Der Begriff „Ōkuninushi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, wtl. der „Große Landesherr“, ist eine der rätsel·haftesten und facetten·reichsten Gestalten des japanischen
Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
Der Begriff „kami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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-Pantheons. Er taucht in den Mythen zu·nächst als Hauptgott der irdischen „Götter“ auf und stellt damit das Gegen·stück zu
Der Begriff „Amaterasu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, der Hauptgottheit der himmlischen „Götter“ dar. Obwohl er sich gemäß offizieller Lesart dem Herrschafts·anspruch der himmlischen Götter kampf·los unter·wirft, bleibt er als eine Art Gegen·modell zum kaiserlichen Ahnen·kult der Sonnengottheit die gesamte japanische Religions·geschichte hindurch in Erinnerung. Dabei kommt es allerdings zu er·staun·lichen Änderungen in Funktion und Er·schei·nungs·bild dieses Gottes. Diese Ver·änderungen werden im folgenden anhand der wichtigsten Schreine, in denen er heute verehrt wird, überblicksartig dargestellt.
Steckbrief
Namen
Das erste Rätsel dieses Gottes stellen seine vielen Namen dar. Möglicherweise hieß er ur·sprüng·lich Ōnamochi oder Ōnamuji, was als „Träger großer/vieler Namen“ über·setzt werden kann. Ōkuninushi, „Großer Landes·herr“ oder „Herr des Großen Landes“, ist sein be·kanntester Namen, bzw. Titel, doch wird er außer·dem noch als „Geist des Großen Landes“ (Ōkunitama), bzw. „Geist des Sicht·baren Landes“ (Utsushikunitama), oder als „Großer Herr der Dinge“ (Ōmononushi) be·zeichnet.1 Der Ein·fach·heit halber be·schränken wir uns hier weit·gehend auf Ōkuninushi.
Herkunft
Ōkuninushi ist laut den Hauptvarianten von
„Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)
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und
Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
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ein Sohn des
mytholog. Gottheit; Trickster-Gott, Sturmgott, Mondgott; Bruder der Amaterasu
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.2 Seine Mutter ist
Ehefrau Susanoos, Mutter bzw. Ahnin Ōkuninushis
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, jene junge Frau, die Susanoo vor der acht·köpfigen Schlange rettete, nachdem er aus dem Himmel ver·bannt worden war. Ort dieser Handlung und somit Ge·burts·ort des Ōkuninushi ist die Gegend von
alter Namen der Präfektur Shimane in West-Japan; auch kurz für Izumo Taisha
Der Begriff „Izumo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
(heute Präfektur Shimane). Folgt man aller·dings anderen Quellen, so lässt sich Ōkuninushi auch aus anderen Regionen, ja sogar vom koreanischen Festland herleiten.
Wesen/Identität
Es ist nicht restlos geklärt, ob alle Gottheiten, die in den Mythen unter einem der Namen des Ōkuninushi an·ge·führt werden, tat·säch·lich immer auf dieselbe Gott·heit zurück·gehen. Manches spricht bei·spiels·weise dafür, dass die Gott·heiten von Izumo und von Miwa ur·sprüng·lich nicht wesens·gleich waren. Die Mehr·heit späterer Inter·preten (nicht nur heutige Wissen·schaftler, sondern auch Priester und Ge·lehrte aus früheren Jahrhunderten) tendiert jedoch dazu, die ver·schiedenen Ōkuninushis, Ōmononushis und Ōkunitamas letzt·lich auf eine Gott·heit zu reduzieren. Was diese Gestalten in jedem Fall eint, ist ihre Funktion als mächtige „irdische“ Gottheit (
Götter der Erde
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). Ōkuninushi und seine Aliase stehen also im wesentlichen für Lokal·gott·heiten, die nicht der mythologischen Genealogie des
jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels
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-Hauses entstammen.
Aufstieg zum „Herren des Landes“ (Izumo Sagenkreis)
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Der Name „Großer Landesherr“ ist laut Kojiki eine Auszeichnung, die sich Ōkuninushi erst nach einer Vielzahl von Qualen und Prüfungen durch Geschick, Glück und Grau·sam·keit erwirbt. Wir begegnen dem noch jugend·lichen Gott, als er sich mit seinen 80 älteren Halb·brüdern (es sind offenbar keine Söhne des Susanoo, ihre genaue Herkunft bleibt ein Rätsel) auf dem Weg von Izumo in die Nach·bar·provinz
alte jap. Provinz in Zentraljapan
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befindet. Seine Brüder wollen die Prinzessin von Inaba freien und nehmen Ōkuninushi als Diener und Lauf·burschen mit. Unterwegs heilt Ōkuninushi einen Hasen, welcher von See·un·geheuern (jap. wani = Krokodil? Drachen?) seines Pelzes beraubt worden ist. Der dank·bare Hase prophezeiht (bzw. bewirkt), dass die Prinzessin Ōkuninushi zum Gatten erwählen wird.3 Als die Prinzessin tat·sächlich Ōkuninushi den Vorzug vor seinen Brüdern gibt, locken sie ihn zwei·mal in eine Falle, um ihn zu töten. Beide Male gelingt der An·schlag, doch beide Male wird Ōkuninushi mit Hilfe seiner Mutter und der Götter des Himmels wieder zum Leben erweckt.
Um seinen eifersüchtigen Brüdern zu entkommen, begibt er sich in die Unter·welt (
wtl. Wurzelland, auch Ne no Katasukuni 根之堅州國; Unterwelt
Der Begriff „Ne no Kuni“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
, wtl. „Wurzelland“), wo sein Vater Susanoo mittler·weile die Herrschaft über·nommen hat. Doch damit haben seine Schwierig·keiten immer noch kein Ende. Wieder führt Ōkuninushis Sex·appeal zu einem Zwist mit einem männlichen Ver·wandten: diesmal geht es um
Tochter Susanoos, Ehefrau Ōkuninushis
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, ihrerseits eine Tochter des Susanoo und damit Halb·schwester von Ōkuninushi. Die beiden Halb·geschwister verlieben sich, doch bevor sie ungestört zu·sammen sein können, unterwirft der eifer·süchtige Susanoo seinen Sohn einer Reihe von brutalen (Initiations?-)Aufgaben, in denen sich dieser gegen Schlangen, Bienen und schließlich gegen einen Busch·brand be·haupten muss. All diese Aufgaben meistert Ōkuninushi dank Suserihime und einer Maus. Schluss·endlich muss Ōkuninushi Susanoo lausen, lullt ihn dabei in den Schlaf, stiehlt die Waffen seines Vaters und flieht mit Suserihime aus der Unterwelt.
Schöpfungsakte
Zurück auf der Erde tötet Ōkuninushi zunächst seine Halb·brüder mit den Waffen des Susanoo, und zeugt dann mit den ver·schiedensten Prinzessinnen jede Menge von Kindern (180 laut Kojiki, 181 laut Nihon shoki). Schließ·lich bekommt er einen Gefährten zur Seite gestellt, einen winzigen Gott namens Glossar:Sukonabikona4, laut einer Version ein verloren ge·glaubter Sohn des himmlischen Ahnen·gottes
einer der „drei Kami der Schöpfung“, Himmelsgottheit
Der Begriff „Takamimusubi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
, laut einer anderen eine Art alter ego von Ōkuninushi selbst. Mit Sukonabikona führt Ōkuninushi das von
Göttermutter, Göttin der Unterwelt (mi hier weibliche Endung); Schwester und Frau des Izanagi
Der Begriff „Izanami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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und
Göttervater; auch Izanaki (ki hier männliche Endung); Bruder und Mann von Izanami
Der Begriff „Izanagi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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begonnene Werk der Welten·schöpfung zu Ende. Inwiefern die Welt nach Ōkuninushi anders aus·sieht als zuvor, wird in Kojiki und Nihon shoki aller·dings nicht näher spezifiziert. Laut dem
Lokalchronik von Izumo, 733
Der Begriff „Izumo fudoki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
, einer frag·mentarischen Lokal·chronik aus dem Jahr 733, ver·größert er jedoch die Provinz Izumo, indem er einen Teil des koreanischen König·reichs Silla mit Hilfe eines Seils über das Meer nach Japan zieht. 5
Heilkraft
Ein hervorstechender Aspekt des Paares Ōkuninushi und Sukonabikona ist ihre Fähigkeit Krank·heiten zu heilen. Sie werden u.a. für die Ent·deckung der ältesten Heilquellen Japans ver·ant·wortlich gemacht. In der Heian Zeit wurde Ōkuninushi aus diesem Grund auch mit
Buddha der Medizin; skt. Bhaisajyaguru
Der Begriff „Yakushi Nyorai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, dem Buddha der Medizin, identifiziert, bzw. von diesem als Gott der Heilkunst über·schattet (Antoni 1982, S. 30-31). 6 Wie wir noch sehen werden, tritt Ōkuninushi außer·dem als Ver·ur·sacher einer schreck·lichen Epidemie prominent in Erscheinung.
Zwischenbemerkung
Bis hier her folgt die Geschichte des Ōkuninushi einem Muster, das aus vielen Märchen bekannt ist: der Held, der jüngste einer Reihe von Geschwistern, wird zahl·reichen Gefahren und Demütigungen aus·ge·setzt, über·windet diese mit viel List und dank der Sympathie weib·licher Unter·stützer und triumphiert schluss·endlich über seine Peiniger. In der Art, wie er sich mehr durch Glück und Schläue als durch Stärke gegen seine Wider·sacher durch·setzt, kann er, ähnlich wie Susanoo, als Trickster-Figur angesehen werden.
Auch andere mythologische Deutungen sind möglich. Klaus Antoni (1982) deutet etwa die Geschichte des wieder·belebten „Weißen (= nackten) Hasen von Inaba“ als Mythos vom ab·nehmenden und zu·nehmenden Mond. Mir geht es aber an dieser Stelle vor allem um den Stellen·wert, den Ōkuninushi in den ver·schiedenen Schreinen, in denen er ver·ehrt wurde, zugesprochen bekam.
In Ōkuninushis komplizierten Familienverhältnissen deutet sich an, dass eine ur·sprüng·lich eigen·ständige Erzählung aus Izumo über die Figur des Susanoo mit der Yamato-Mythologie ver·bunden wurde. Susanoos Kampf mit der Schlange und Ōkuninushis Kampf gegen seine Brüder gehörten ur·sprüng·lich wahrscheinlich ganz unter·schied·lichen Erzählungen an. Auch der Akt der Welten·schöpfung in Kooperation mit Sukanobikona passt weder mit den Welt·ent·stehungs·mythen von Izanagi und Izanami noch mit der Vor·geschichte des Ōkuninushi wirklich zusammen. Im übrigen ver·zichtet das Nihon shoki weit·gehend auf die Details dieser Geschichte. Die Episode der achtzig Brüder und des „Hasen von Inaba“ findet sich nur im Kojiki. Das Nihon shoki wiederum konzentriert sich mehr auf das Ende von Ōkuninushis Herr·schaft, in Japan als
wtl. Landübergabe, Inbesitznahme des Landes (Japan) durch die Nachfahren des Sonnengeschlechts
Der Begriff „kuniyuzuri“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
(„Übergabe des Landes“) bekannt. Aus dieser Perspektive vertritt Ōkuninushi all jene bar·barischen „Götter der Erde“, die durch die Her·ab·kunft des himmlischen Enkels einer höheren Ordnung zugeführt werden sollen.
Unterwerfung des Ōkuninushi (Yamato Mythos)
Offenbar herrschen unter Ōkuninushi, trotz seiner schöpferischen Qualitäten anarchistische Zu·stände, die sich unter anderem da·durch äußern, dass Felsen, Bäume und Gräser sprechen können und un·unter·brochen durch·ein·ander·quasseln. Die „Befriedung“ dieser unbot·mäßigen Götter wird erst erreicht, als die himmlischen Götter (
Götter des Himmels; mytholog. Gottheiten
Der Begriff „ama-tsu-kami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) Ōkuninushis Herrschaft auf Erden über·nehmen.7
Ōkuninushis Abdankung ist Kojiki und Nihon shoki zufolge das Ergebnis diplomatischer Ver·hand·lungen: Zwei Ab·ge·sandte des Himmels 8 erscheinen an den Gestaden von Izumo, stellen ihre Schwerter aufrecht auf die Wellen·kämme und nehmen darauf Platz. Durch diese Demonstration ihrer über·legenen Fähigkeiten überzeugen sie Ōkuninushi und seinen Sohn und Thronfolger
mythol. Gottheit; Sohn und Thronfolger des Ōkuninushi; in etwa „Meister des Wortwissens“
Der Begriff „Kotoshiro-nushi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
, dass es wohl das klügste wäre, das Feld kampf·los zu räumen. Zuvor handelt Ōkuninushi aber noch die Er·richtung eines Palastes für sich aus, dessen Giebelhölzer (nach der Version des Kojiki) bis zum Himmel emporreichen. In diesen Palast, an dessen Stelle sich heute der
Der Begriff „Izumo Taisha“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
be·findet, will er sich zurück·ziehen, um von nun an die „ver·borgenen Dinge“ zu leiten. Auch heißt es, dass er sich auf die „nicht hundert, sondern achtzig ge·wundenen Pfade“ (momo tarazu yaso kumade) begeben wird, möglicher·weise eine Metapher für die Unter·welt. Damit verlässt Ōkuninushi zu·nächst einmal die Bühne der Geschichte. Ein paar auf·müpfige irdische Götter aus seinem Gefolge, u.a. die vor·lauten Steine und Bäume, werden noch schnell un·schäd·lich gemacht, dann steht dem triumphalen Ein·zug von Amaterasus Enkel
Der Begriff „Ninigi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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nichts mehr im Wege.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.
Yamato und Izumo
Der mythologische Gegensatz von „irdischen“ und „himmlischen“ Gottheiten kann als Metapher für unterschiedliche Herrschaftsgebiete aufgefasst werden.
Kernland der Tennō-Dynastie in Zentraljapan (Präfektur Nara); archaischer Name für Japan
Der Begriff „Yamato“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, das Kernland der Tenno-Dynastie, wird dem·nach von den himmlischen Göttern (ama-tsu-kami) be·herrscht, die anderen Territorien, allen voran Izumo, von den irdischen Göttern (kuni-tsu-kami). Die Schilderung von Ōkuninushis Ab·dankung re·präsentiert somit den Prozess, im Zuge dessen sich die ver·schie·denen Lokalreiche der Oberhoheit Yamatos unter·warfen. Obwohl diese Ereignisse teil·weise hinter rätsel·haften Bildern und Aus·drücken ver·schleiert werden, fällt auf, dass Gewalt·aspekte dabei soweit als möglich her·unter ge·spielt werden. Ōkuninushi „zieht sich zurück“, ein himmlischer Gott 9 tritt in seinen „Dienst“, was aber wohl bedeutet, dass er als eine Art Regent die Herrschaft über Izumo über·nimmt. Neuere archäologische Forschungen setzen diese Ent·wicklung relativ spät, nämlich erst im siebenten und achten Jahr·hundert an (Piggott 1989). Tatsächlich dürfte die Entwicklung weit·gehend friedlich ver·laufen sein. Offen·bar brachte erst die Union mit Yamato interne Rivalitäten in Izumo zum Er·liegen und sicherte so den Yamato-treuen Lokal·herrn eine größere Autorität über Izumo, wenn auch um den Preis, dass sie die Hegemonie Yamatos anerkannten.
Die neuen Lokalherren, die laut den Chroniken durch die „himmlischen Götter“ (= Yamato) ein·ge·setzt wurden, sind im übrigen die Ahnen der späteren Priester von Izumo, die ihr Amt bis heute erblich weiter·geben. Sie schmücken sich mit der Amts·bezeichnung kokuzō, ein Titel, der ur·sprüng·lich
frühzeitlicher japanischer Titel, Provinzverwalter; spätere Lesung: kokuzō
Der Begriff „kuni no miyatsuko“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
aus·ge·sprochen wurde und soviel wie „Gouverneur“ bedeutete. Dass dieses Priester·geschlecht sich tat·säch·lich aus einer frühen weltlichen Dynastie, nämlich dem Klan der Ou, ent·wickelte, gilt heute als historisch gesichert. Erst langsam wurde aus dem Palast von Izumo ein Schrein und aus den Landes·herren ein aus·schließ·lich auf religiöse Aufgaben beschränktes Priester·geschlecht. Diese Dynastie, die im Mittelalter den Namen
angenommen hat, ist somit historisch wie mythologisch mindestens ebenso alt wie die Tenno Dynastie (der gegen·wärtige Oberpriester ist das 84. Oberhaupt der Familie seit ihrer mythologischen Gründung). Obwohl ur·sprüng·lich von Yamato ein·ge·setzt, gilt ihr religiöser Dienst den „irdischen Göttern“ und Ōkuninushi. Auf diese Weise ist bis heute die Erinnerung an ein kami-Pantheon lebendig, das nicht von den Vorfahren des Tenno regiert wurde. Nach „offizieller“ Lesart ist der Komplex Izumo-Ōkuninushi-Senge dem Komplex Ise-Amaterasu-Tennō hier·archisch unter·geordnet. Dass diese offizielle Lesart aber selbst erst das Produkt einer wechsel·haften Geschichte ist, die bis in historische Zeiten (also die Zeit der Ab·fassung der frühesten Schrift·quellen) hin·ein·reicht, zeigt die folgende Geschichte des Miwa Schreins.
Ōkuninushis Zweitwohnsitz in Miwa (Miwa Sagenkreis)
Als mächtige Gottheit außerhalb des ursprünglichen Herrschafts·gebietes von Yamato blieb Ōkuninushi wohl auch nach der Annexion Izumos ein Faktor der Unsicher·heit für den frühen japanischen Staat. Dies würde jeden·falls erklären, warum man sich offen·bar schon früh be·mühte, Ōkuninushi eine Ver·ehrungs·stätte in Yamato zu er·richten, nämlich den Schrein von
Ōmiwa Schrein, auch Miwa Schrein, nahe Nara; einer der ältesten Schreine Japans
Der Begriff „Ōmiwa Jinja“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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. Es ist dies das erste explizit für religiöse Zwecke vor·be·haltene Gebäude, das in den mytho-historischen Chroniken Kojiki und Nihon shoki erwähnt wird (im Fall von Izumo bleibt offen, ob es sich um einen Palast für einen lebenden Herrscher oder um ein Gebäude für eine un·sicht·bare Gottheit handelt). Insofern lässt sich argumentieren, der Schrein von Miwa, der noch heute existiert und sich südlich der alten Haupt·stadt
Der Begriff „Nara“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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befindet, stelle den ältesten Schrein Japans dar. 10
Bild: Horohoro 2004 [2010/9]
Sujins religiöse Reformen
Die Chroniken verorten die Gründung des Miwa Schreins in der Regierungs·zeit
97–30 v.u.Z. (mythol. Regierungszeit); 10. japanischer Kaiser
Der Begriff „Sujin Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
, des 10. Tenno (mythol. Regierungszeit 97-30 v.u.Z.), die von heutigen Historikern in der Zeit um 300 u.Z. an·ge·siedelt wird (Kidder 2007). Sujins Herrschaft ist an·fäng·lich von einer schreck·lichen Epidemie geprägt, welche die Hälfte der Be·völkerung hin·weg·rafft. Sujin vermutet die Ursache dieser Epidemie in der Kränkung einer Gottheit und unternimmt alle erdenklichen Versuche um her·aus·zu·be·kommen, um welche Gottheit es sich handelt. Schließ·lich offenbart sich ihm
Der Begriff „Ōmononushi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(also Ōkuninushi unter einem seiner Zweitnamen, s.o.) im Traum und ver·spricht, dass die Epidemie ein Ende haben werde, wenn der Tenno seinen Nachkommen, einen ge·wissen
Hohepriester und Ahnherr der Priester von Miwa
Der Begriff „Ōtataneko“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
an seinen Hof riefe, um den Kult für Ōmononushi zu über·nehmen. Besagter Ōtataneko wird in einer Nachbar·provinz tat·säch·lich gefunden. Als er in der Residenz des Tenno den Dienst für die Gott·heit aufnimmt, endet die Epidemie wie vorhergesagt.
Ōtataneko gilt als der Ahnherr der Priester von Miwa (ein weiteres uraltes Priestergeschlecht). Es war also zu Sujins Zeiten not·wendig, für die neu·artige Gottheit einen männ·lichen Priester aus einer Nachbar·provinz einzu·bürgern. Ōmononushi alias Ōkuninushi wurde aber auch von einer Yamato-Priesterin betreut, einer Tante des Tenno, die diesem als eine Art Priester-Shamanin zur Seite stand. Laut den Chroniken wird diese Priesterin mit Ōkuninushi „ver·heiratet“. (Man erinnere sich an die sagen·hafte sexuelle Potenz dieses Gottes.) Die Ehe verläuft anfangs glück·lich, doch leidet die Priesterin darunter, dass sie ihren Gatten unter Tags nicht sehen kann. Auf ihr Flehen ver·spricht Ōkuninushi, sich ihr in seiner wahren Gestalt zu offen·baren, wenn sie ver·spricht, nicht zu er·schrecken. Sie willigt ein, worauf er sie an·weist, am nächsten Morgen ihr Kamm·kästchen zu öffnen. Sie tut wie ihr geheißen und findet in ihrem Kammkästchen „eine hübsche weiße Schlange“, deren Anblick sie zu einem un·will·kür·lichen Schrei des Entsetzens nötigt. Ōkuninushi nimmt da·rauf·hin menschliche Gestalt an und ver·kündet, dass er sich infolge dieser Beschämung auf den Berg Mimoro zurück·ziehen wird.11 Die Prinzessin aber begeht Selbst·mord, indem sie sich ihre Vagina mit Essstäbchen durch·bohrt. 12 Sie erhält da·rauf·hin ein mächtiges Hügelgrab namens
wtl. Essstäbchen-Grab; Hügelgrab aus dem 4. Jh. nahe Berg Miwa
Der Begriff „Hashihaka“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(das „Essstäbchen-Grab“), das heute noch in der Nähe von Berg
anderer Name für Berg Miwa in der heutigen Präfektur Nara
Der Begriff „Mimuro“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
(= Berg Miwa) exitiert. Dem Gott Ōmono-(bzw. Ōkuni-)nushi aber wird am Fuße dieses Berges besagter Schrein von Miwa er·richtet. Erst eine Generation später, unter
11. kaiserl. Herrscher Japans, leg. Regiergungszeit 29 v.–70 n.u.Z.
Der Begriff „Suinin Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, wird die kaiserliche Prinzessin
Mytholog. Priesterin der Amaterasu, Tochter von Suinin Tennō
Der Begriff „Yamato-hime“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
damit beauftragt, einen permanenten Wohn·sitz (Schrein) für Amaterasu aus·findig zu machen und findet schließ·lich einen geeigneten Platz in Ise. Suinin hat (laut Kojiki) auch einen Sohn, der auf·grund eines Fluches des Gottes von Izumo stumm ist. Erst als dieser Sohn nach Izumo pilgert, wird der Fluch von ihm genommen und er spricht von einem Moment zum anderen. Als Dank lässt Suinin den heutigen Izumo Schrein für den Gott von Izumo errichten. Dieser Über·liefer·ung zufolge gab es also vor Suinin noch keinen Izumo Schrein.
Hierogamie
Zwischen dem Ende von Ōkuninushis irdischer Herrschaft mit dem Zentrum in Izumo und der Errichtung eines Schreins für ihn, alias Ōmononushi, in Miwa liegen laut mythologischer Chronik drei·zehn Herr·schaft·perioden von Nach·kommen der Amaterasu: am Anfang steht Ninigi, der „himmlische Enkel“, auf den vier Generationen später
wtl. „göttlicher Krieger“; gemäß den japanischen Mythen der erste menschliche Herrscher (Tennō) Japans; eigentlicher Name: Kami Yamato Iware-hiko no Sumera Mikoto 神日本磐余彦天皇 (Nihon shoki)
Der Begriff „Jinmu Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, der erste „mensch·liche Herrscher“, und weitere Tenno folgen. Ōkuninushi/Ōmononushi treibt sich in dieser Zeit·spanne offen·bar in unsicht·barer Form weiter auf Erden umher und zeugt ge·legent·lich immer noch Nachkommen. So auch die Hauptfrau des Jinmu Tenno, also die „erste Kaiserin“ Japans. Ōkuninushi soll ihre Mutter laut Kojiki in Form eines roten Pfeils geschwängert haben und zwar als diese in einem Bach ihren Darm ent·leerte. Auch die Mutter des Ōtataneko (des ersten Miwa-Priesters) soll dem Kojiki zufolge nächtens von einem Unbe·kannten geschwängert worden sein, der schließlich als der Gott von Miwa identifiziert wird (Philippi 1969, ch. 66). Wir begegnen also in den Legenden des Ōkuninushi mehr·fach dem Motiv der Hierogamie, also der Heirat zwischen Gottheit (in der phallischen Gestalt eines Pfeils oder einer Schlange) und Priesterin. Viele j·apanische Volkskundler erblicken in dieser Hierogamie eine Form des frühen weiblichen Shamanismus in Japan.
Sake
Die Identität des „Großen Herren der Dinge/Geister“ (Ōmononushi) von Miwa und des „Großen Landesherren“ (Ōkuninushi) von Izumo erscheint aufgrund wider·sprüch·licher Berichte in Kojiki und Nihon shoki mitunter frag·lich und wird, wie oben erwähnt, bisweilen in Zweifel gezogen (obwohl sie von den heutigen Schreinen durchaus aner·kannt wird). Wie Klaus Antoni gezeigt hat, gibt es jedoch noch ein weiteres Binde·glied zwischen Izumo und Miwa, nämlich die Produktion von alkoholischen Getränken (sake). Heute wird vor allem Miwa (neben den Schreinen Matsunoo und Umenomiwa) mit Sake assoziiert und stellt eine Art Schutz·schrein der japanischen Sake-Brauer dar. Das Wort
selbst ist — mit anderen Zeichen als der Schrein geschrieben — laut Klaus Antoni (1988, S. 76) eine respektvolle alter·tümliche Bezeichnung für Alkohol. Gleich·zeitig macht Antoni darauf auf·merk·sam, dass die früheste Erwähnung von Sake in den Mythen in der Izumo-Mythe von Susannoos Kampf mit der Schlange zu finden ist: Susanoo macht die Schlange mit Hilfe von Sake betrunken, und kann sie dadurch ge·fahr·los töten. Für Antoni ist daher der „Heilige Trank“ ein weiteres Indiz für die Verbindung zwischen Miwa und Izumo.
Berg Miwa und die Schlange
Die Gottheit von Miwa wurde in späterer Zeit meist schlicht als Miwa Daimyōjin (Große Gottheit von Miwa) be·zeich·net. Als
heiliges Objekt eines Shintō-Schreins; wtl. „Gottkörper“
Der Begriff „shintai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(Wohnort der Gottheit, Verehrungsgegenstand) des Miwa Schreins gilt bis heute der Berg, in den sich der beschämte Ōkuninushi zurück ge·zogen haben soll. Darüber hinaus wird die Gott·heit sowohl in den Mythen als auch in heutigen Schrein·legenden und Riten als reale Schlange gedacht. Offenbar gibt es tat·säch·lich besonders viele Schlangen auf und rund um den Berg, die auch heute noch regel·mäßig zu bestimmten rituellen An·lässen mit rohen Eiern ver·köstigt werden. Sie gelten dabei als die Gottheit selbst.
Ōkuninushi, Hie und Daikoku (buddhistische Interpretationen)
Zu Izumo und Miwa trat in späterer Zeit eine weitere Kultstätte des Ōkuninushi am Biwa See, östlich von Kyoto hinzu. Es handelt sich um den
Schutzschrein des Tendai-Tempelkomplexes von Berg Hiei bei Kyōto; auch bekannt als Hiyoshi Taisha oder Sannō Schrein
Der Begriff „Hie Taisha“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(=Hiyoshi) Schrein, dessen ur·sprüng·liche Gottheit Ōyamakui (der „Große Berg-Pfahl“) bereits im Kojiki flüchtig erw·ähnt wird (Philippi 1969, S. 47). Ōkinunishi (hier: Ōnamuji) gesellte sich wahr·schein·lich unter
626–672; 38. Kaiser Japans; (r. 661–672); Eigenname: Naka-no-Ōe
Der Begriff „Tenji Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(r. 661—671) zu dieser Gottheit hinzu. Tenji er·richtete nämlich seinen Palast am Südufer des Biwa Sees. Es wird an·genommen, dass er bei dieser Gelegen·heit den Gott von Miwa als Schutzgott der Tenno Residenz aus der Yamato Region mitbrachte und im Hie Schrein einsetzte.
Über hundert Jahre danach, im Jahr 788, gründete
767–822; Gründer des Tendai-Buddhismus; auch bekannt als Dengyō Daishi
Der Begriff „Saichō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(767—822), der spätere Begründer des
Der Begriff „Tendai-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Buddhismus, auf dem Berg hinter dem Hie Schrein einen Tempel namens
Der Begriff „Enryaku-ji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
. Für Saichō war der Ort von be·sonderer Bedeutung, denn er wurde hier geboren, und zwar erst nach·dem sein Vater lange und inbrünstig zu den Göttern des Hie Schreins ge·betet hatte. Darüber hinaus war aber wohl weder der Berg, der von Saichō (in Ableitung des Schrein-Namens) Hiei ge·nannt wurde, noch der Schrein selbst über·regional bekannt. Auch Saichō selbst war zunächst nicht mehr als ein eigen·williger Asket, der sich mit einer Handvoll Gleich·gesinnter zwölf Jahre lang in die Einsam·keit seines Heimat·berges zurückzog. Im Jahr 794 wurde die gesamte Region jedoch erneut zum politischen Zentrum des Landes, als Kanmu Tenno im Süd·westen von Berg Hiei seine neue Haupt·stadt
auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
Der Begriff „Heian“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
errichten ließ: das heutige Kyoto. Aus Sicht dieser neuen Hauptstadt war Saichōs Kloster nicht nur die nächste bud·dhis·tische Institution, es befand sich noch dazu im Nord·osten und bewachte somit das „Dämonentor“, aus dem den chinesischen und japanischen Geomantikern zufolge alle unheil·vollen Einflüsse kommen. Damit erhielt Saichō plötzlich die ganze Aufmerk·samkeit des Kaisers: er stieg rasch zu den höchsten buddhistischen Ämtern auf, wurde im Jahr 804 nach China entsandt und kam von dort mit den Weihen der Tientai (= Tendai) Schule wieder. Der Klosterberg Hiei entwickelte sich unter Saichōs Nach·folgern mehr und mehr zur mächtigsten buddhistischen Institution des Landes.
Mit dem expandierenden Kloster wuchs auch der Schrein zu einem riesigen Komplex von Einzel·schreinen heran. Neben Ōyamakui und Ōkuninushi gesellten sich weitere fünf Haupt·gott·heiten hinzu, die der Buddhismus aus China oder Indien mit·ge·bracht hatte. Gemäß dem Vor·bild des Tientai Klosters in China, stülpte Saichō außer·dem eine Art Super-Gottheit über alle in dem Schrein·komplex vorhandenen Einzel·götter und nannte sie
Der Begriff „Sannō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, „König des Berges“. Die beiden lokalen Gott·heiten Ōyamakui und Ōkuninushi fungieren jedoch bis heute als Stamm-Schreine (hongū) des Komplexes. Indirekt übernahm so der Gott von Izumo/Miwa ein weiteres Mal die Schutz·funktion für die japanische Haupt·stadt, auch wenn seine Rolle im Hie-Sannō Schreinkomplex nicht mehr besonders hervorstach.
Saichōs Daikoku
Die Verbindungen zwischen Ōkuninushi und dem Buddhismus gehen aber noch weiter. Eine Legende weiß zu be·richten, dass Saichō, als er noch un·schlüssig war, welchen ein·hei·mischen Gott er als Beschützer seines Klosters aus·wählen sollte, die Provinz Yamato be·reiste und so nach Miwa kam. Nachdem er zu Miwa Daimyōjin (Ōkuninushi) ge·betet hatte, offen·barte sich ihm dieser „in der Gestalt des Daikoku Tenshin“ und willigte ein, ihn zu be·gleiten. Er gab ihm auch ein Stück Holz, aus dem Saichō das erste Ab·bild des
Gott des Reichtums und Stellvertreter der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); skt. Mahakala = „Großer Schwarzer“; auch Daikoku-ten
Der Begriff „Daikoku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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her·stellte (Iyanaga 2002, S. 547-48). Saichō wäre dem·nach der Urheber des populären Glücksgottes Daikoku und seiner Identi·fizierung mit Ōkuninushi. Die Statue soll im übrigen heute noch existieren, ist aber nicht im Hie Schrein sondern in der Daikoku Halle auf Berg Hiei auf·gestellt. Diese Halle diente dem Kloster ehe·mals als Verwaltungsgebäude (mandokoro).
Der Umstand, dass Daikoku nicht im Hie Schrein selbst, sondern im buddhistischen Klosterkomplex verehrt wurde, sowie die Tat·sache, dass die früheste Quelle dieser Legende, das Miwa Daimyōjin engi (Chronik vom Ur·sprung des Miwa Daimyōjin), erst lange Zeit nach Saichō (1318) verfasst wurde, lassen Zweifel an einer tat·säch·lichen Identifikation von Ōkuninushi und Daikoku zu Leb·zeiten Saichōs auf·kommen. Es steht jedoch fest, dass Daikoku zu·nächst als Gottheit der Tempel·küche innerhalb buddhistischer Klöster an Bedeutung gewann und im Zuge dessen irgend·wann einmal auch mit Ōkuninushi in Verbindung gebracht wurde. Über die weiteren Ver·zwei·gungen der Gestalt des Daikoku und seine Ver·bindungen zu der esoterischen Gottheit Mahakala ist auf der Sidepage Daikoku Genaueres nachzulesen.
Ōkuninushi als Daikoku im Kanda Schrein
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Der Kanda Schrein in Tokyo war in der
Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
-Zeit der wahr·schein·lich populärste Schrein von Edo, das damals das politische Zentrum des Landes und mit etwa einer Million Ein·wohnern eine der be·völkerungs·reichsten Metropolen weltweit war. Der Schrein verdankte seine Be·liebt·heit vor allem seinem spektakulären
religiöses (Volks-)Fest
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, das heute noch eines der größten religiösen Events in Tokyo darstellt. Laut Schrein·legende geht die Gründung des Schreins auf das Jahr 730 zurück, als Emigranten aus Izumo in der damals noch länd·lichen Kantō Region einen Zweigschrein für ihren Ahnengott Ōkuninushi er·richteten. Zu über·regionaler Bedeutung gelangte der Schrein, als im Jahr 1309 der zürnende Rachegeist des
Heian-zeitlicher Rebel, ?–940
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einen Sitz in diesem Schrein erhielt und dadurch friedlich gestimmt wurde. Taira no Masakado (?-940) war ein
auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
Der Begriff „Heian“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
-zeitlicher Rebell der Kantō Region gewesen, dessen Ungehorsam gegenüber der Zentralregierung gewaltsam niedergeschlagen wurde. Obwohl in den offiziellen Geschichts·quellen negativ dargestellt, galt er in der Kantō Region doch auch als Held und Vor·reiter der späteren Samurai Herr·schaft. Dem ent·sprechend wurde der Schrein auch von den in der Kantō Region ansässigen Samurai wohlwollend gefördert.
1590 verlegte der „Reichseiniger“
Der Begriff „Tokugawa Ieyasu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(1543–1616) seine Residenz nach Edo, ein anfangs un·be·deu·tendes Fischerdorf in der Gegend des Kanda Schreins. 1616 ließ Ieyasus Sohn, Shogun Tokugawa Hidetada, den Kanda Schrein in den Nord·osten der neu errichteten Burg von Edo (heute der Kaiserpalast in Tokyo) verlegen. Ob Hidetada damit bewusst einem ge·schicht·lichen Vorbild folgte, ist mir nicht bekannt, auf jeden Fall kam Ōkuninushi so ein weiteres Mal in die Lage, das „Dämonentor“ einer Haupt·stadt zu bewachen. Die beiden kami, Ōkuninushi und Masakado, wurden in Edo vor allem unter dem gemein·samen Namen Kanda Myōjin verehrt. Auf populärer Ebene wurde Ōkuninushi jedoch auch in Gestalt des Glücksgottes Daikoku wahr·ge·nommen. Kanda Myōjin war also in gewisser Weise auch Daikoku und ist es bis heute geblieben.
Als aus Edo Tokyo wurde und die Burg der Tokugawa
Der Begriff „Shōgun“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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in den neuen Palast des
1852–1912; 122. japanischer Kaiser (r. 1867–1912); Namensgeber und politische Symbolfigur der Meiji-Zeit; Eigenname: Mutsuhito
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umfunktioniert wurde (1868), war der einstige Rebell Taira no Masakado keine opportune Gott·heit mehr. Er wurde kurzer·hand aus dem Kanda Schrein entfernt und durch die Gottheit Sukonabikona, Okuninushis alter ego aus der Izumo Legende, ersetzt. Da Sukonabikona aber der All·ge·mein·heit nicht bekannt war, erhielt er das Aussehen des Ebisu, der im Ensemble der sieben Glücksgötter zu·meist Hand in Hand mit Daikoku auftritt. Heute ist Taira no Masakado rehabilitiert und der Kanda Schrein be·her·bergt somit drei Gottheiten: Ōkuninushi, Sukonabikona und Taira no Masakado. Nach außen hin sicht·bar ist jedoch vor allem Daikoku, dem eine große Statue errichtet wurde (s. Abb.) und der im Kanda Schrein als „Gott der guten [Ehe-]Beziehungen“ (
wtl. „Gottheit, die Verbindungen knüpft“; Gottheit für Verliebte, japanischer Amor
Der Begriff „enmusubi no kami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) apostrophiert wird, um möglichst viele heirats·willige Paare anzulocken. 13
An dieser Stelle sei nur noch angemerkt, dass Daikoku und Ebisu auch in anderen Schreinen gemeinsam auf·teten, wobei Ebisu mitunter auch auf Kotoshironushi, den Sohn und Thronfolger Ōkuninushis aus der Episode seiner Ab·dankung zurückgeführt wird. Es ist durchaus wahr·schein·lich, dass es sich auch in diesen Fällen um „invented traditions“ aus der Meiji Zeit handelt, dass also zu·sam·men mit dem Tenno mythologische Götter für die Schrein·kulte der Meiji-Zeit reaktiviert wurden, auch wenn sie ur·sprüng·lich gar nichts mit ihren neuen Schrein-Wohnorten zu tun hatten.
Zusammenfassung
Die Vielzahl von Erscheinungsformen des Ōkuninushi sind in der japanischen Religionsgeschichte keineswegs einzigartig, Ōkuninushi kann vielmehr als beispielhaft für die Flexibilität japanischer kami-Identitäten angesehen werden. Was ihn darüber hinaus aber besonders interessant macht, ist die Tatsache, dass er immer wieder — wenn auch unter verschiedenen Bezeichnungen — an der Schwelle großer politisch-religiöser Einschnitte auftaucht, um als Schutzgott des politischen Zentrums zu fungieren.
Die Geschichte von Ōkuninushis Abdankung zugunsten des „himmlischen Enkels“ ist zweifel·los die heute bekannteste Episode in der Biographie dieses Gottes, mindest ebenso interessant ist aber die Gründung des Miwa Schreins, die in vieler Hinsicht als die Grund·stein·legung einer völlig neu·artigen Form von Religion erscheint. Der Tenno, der zunächst den Kult für seine gött·lichen Ahnen in eigener Person leitet, fühlt sich angesichts einer landes·weiten Katastrophe schuldig und ver·un·sichert, weil er die Ursache des Unglücks in einer Fehl·handlung bei der Ausübung seiner religiösen Pflichten sieht. Er über·ant·wortet die Götter (= seine Priesterolle) bestimmten Spezialisten und ver·lagert ihren „Wohnort“ an separate Orte außer·halb des kaiserlichen Palastes. Auf diese Weise entstehen die ersten Schreine. Manche Forscher erkennen in dieser Episode auch den Über·gang von einer weiblich dominierten religösen Praxis zu einer männlich-patriarchalischen (Elwood 1990). Zwar spielt auch in dieser Episode eine Shamanen-Priesterin — eine Tante des Sujin, die mehrfach als enge Beraterin auftritt — eine wichtige Rolle, doch ihre Hierogamie mit Ōkuninushi scheitert. Letzt·lich gelingt es nur dem männlichen Priester aus dem Geschlecht Ōkuninushis, die leicht er·reg·bare Gott·heit zu beschwichtigen und damit den Katastrophen ein Ende zu bereiten.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die hier nur am Rande erwähnte „Aus·lagerung“ Amaterasus in das weitab der Yamato-Region gelegene Ise. Unter den folgenden Tenno bleibt die mächtige „irdische Gottheit“ Ōkuninushi wichtiger als die „himmlische Gottheit“ Amaterasu. J. E. Kidder mut·maßt, dass Amaterasu erst unter
631?–686; 40. japanischer Kaiser; (r. 673–686)
Der Begriff „Tenmu Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(r. 672–86) und die auf ihn folgende Kaiserin
645–703, r. 686–697; 41. japanische Kaiserin
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(r. 690–97) ihr klassisches Profil als wichtigste Ahnen·gottheit der kaiser·lichen Dynastie erhält. 14 Während die „Kapitel des Götter·zeit·alters“ von Kojiki (712) und Nihon shoki (720) dieser neuen Bedeutung Amaterasus ent·sprechend aus·gestaltet werden, verabsäumen es die Chroniken, auch die zeitlich näheren Kapitel der neuen Ideologie anzugleichen und offenbaren somit eine Diskontinuität in der Verehrung der Sonnengottheit (Kidder 2007).
In jedem Fall geht die Aufwertung der Ise Schreine mit einer Abwertung von Ōkuninushis Schreinen in Izumo und Miwa einher. Ōkuninushi findet jedoch auf dem Um·weg über den Buddhismus zu einer neuen Identität, um sich schließ·lich erneut als Glücksgott Daikoku im religiösen Pantheon Japans zu behaupten. Zu·gleich scheint es, als ob er seine Rolle als Be·schützer des politischen Zentrums (Hüter des „Dämonentores“), die er unter Sujin erstmals über·tragen bekommt, auf stille, un·spek·takuläre Weise auch in Kyoto und Edo wahrnimmt.
Anmerkungen
- ↑ Mono, „Ding“, in Ōmononushi könnte auch auch die Be·deutungen „Person“, „Wesen“, „Geist“ be·sitzen (→ mono no ke, bake-mono „Gespenst“).
- ↑ Es gibt auch Neben·varianten des Nihon shoki, nach denen Ōkuninushi ein Nach·fahre des Susanoo in der fünften oder sechsten Generation ist.
- ↑ Diese Geschichte hat sich als Märchen ver·selb·ständigt und ist heute in Japan die be·kannteste Erzählung von Ōkuninushi.
- ↑ suko = "klein", biko/hiko = "Prinz", na = "Namen"?
- ↑ Diese Tat wird genau genommen einem Gott namens Omizunu zu·ge·schrieben, er lässt sich je·doch durch·aus als Alias von Ōkuninushi interpretieren.
- ↑ Auch von den Gelehrten der kokugaku 国学 (jap.)
„Lehre des Landes“, Nationale Schule, Nativismus; in der Edo-Zeit entstandene Gelehrtentradition, die ihren Fokus auf das nationale Erbe Japans richtete
Schulrichtung • •Der Begriff „kokugaku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, die sich im 18. und 19. Jh. der Exegese japanischer Mythen widmeten, wird die Heilkraft des Götter·paares aus Izumo besonders her·vor·gehoben.
- ↑ Noch in den Gebetstexten (norito) der Engishiki 延喜式 (jap.)
„Bestimmungen der Engi Ära“; Gesetzeswerk mit zahlreichen religionspol. Bestimmungen, v.a. zum Schreinzeremoniell, aus dem 10. Jh.
Text • •Der Begriff „Engishiki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
(10. Jh.) wird dieser Um·stand mehr·fach betont: „They silenced to the last leaf/The rocks and stumps of the trees/ Which had been able to speak...“ (Philippi 1990, S. 41, 45, 69.)
- ↑ Es handelt sich um die „Schwertgottheiten“ undTakemikazuchi 建御雷 (jap.)
Mythologischer Schwertgott (wtl. Gewittergott); Ahnengottheit der Fujiwara; u.a. in den Schreinen Kashima und Kasuga verehrt
Shintō-Gottheit • •Der Begriff „Takemikazuchi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, die in jener mythologischen Episode ent·stehen, als Göttervater Izanagi das Feuerkind, an welchem die Götter·mutter stirbt, in Stücke schlägt. Takemikazuchi und Futsunushi sind dem·nach das Produkt von Izanagis Schwert und dem „Blut“ des Feuers. Sie wurden später als Haupt·gott·heiten der mächtigen AdelsfamilieFutsunushi 経津主 (jap.)Mythologischer Schwertgott
Shintō-Gottheit • •Der Begriff „Futsunushi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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in deren Ahnen·schreinFujiwara 藤原 (jap.)mächtigste Adelsfamilie im jap. Altertum
Der Begriff „Fujiwara“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Ame no Koyane, Fujiwara no Hirotsugu, Fujiwara no Yasuhira, Kadenokōji Kanenaka, Kashima Daimyōjin, Kasuga gongen kenki, Kasuga Taisha, Nakatomi no Kamatari, Takemikazuchi, Yoshida JinjaBilder
Schrein • •Der Begriff „Kasuga Taisha“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
Geographische Lage von Kasuga Taisha; s.a. Geo-Glossarinstalliert.
- ↑
. Dieser Gott ent·stammt ur·sprüng·lich einem eigen·tüm·lichen Wett·streit zwischen Amaterasu und Susanoo, bei dem Amaterasu Susanoos Schwert und Susanoo Amaterasus Edelsteine zer·kaute. Ame-no-Hohi ent·stand aus den zer·kauten Edelsteinen.
- ↑ In einer der oben der erwähnten Sukonabikona Episoden des Nihon shoki wird Miwa als „Wohnort“ des Sukonabikona bereits vor dem Izumo Schrein genannt.
- ↑ Dieses bekannte Motiv findet sich im japanischen Mythos mehr·fach (s. z.B. Izanagi und Izanami oder Hiko-Hohodemi und die Drachen·prinzessin Toyotama-hime), wobei stets „Scham“ für die Ent·fremdung der Liebenden ver·ant·wort·lich gemacht wird.
- ↑ Eine nüchterne Inter·pre·tation könnte hier eine misslungene Ab·trei·bung erkennen, doch findet man dieses Motiv auch im „Zeitalter der Götter“: Als Susanoo das gehäutete Pferd in die Webe·halle der Amaterasu wirft, erschrickt laut einer Version eine Weberin, sticht sich die Spindel in die Scham und stirbt daran.
- ↑ Die Rolle eines „Gottes der guten Beziehungen“, die an·ge·sichts der vielen Heiraten des Ōkuninushi eigent·lich als zweifel·haftes Omen für eine gute Ehe angesehen werden muss, hat Ōkuninushi/Daikoku im übrigen auch im Jishu Schrein in Kyoto, wo er als Gott der Verliebten verehrt wird. (s. Abb. oben)
- ↑ Die Installierung der klassische Hofaristokratie inklusive der Errichtung einer permanenten Haupt·stadt und der Abfassung einer kaiserlichen Chronik/Mythologie wird heute als Werk der sog. Tenmu Dynastie angesehen, die von Tenmu Tenno 672 begonnen und von Kanmu Tenno (r. 781–806), einem Nach·fahren von Tenmus Bruder Tenji, abgelöst wurde. S. dazu Ooms 2008.
Darstellung von Katsushika Hokusai (1760–1849), Detail.
Bildquelle:Museum of Fine Arts, Boston [2010/9]
Hokusai interpretiert Ōkuninushi eindeutig als Daikoku
und die Seemonster (wani) als Krokodile (s.o.)
Literatur
Religion in Japan, Inhalt
- 一 Grundbegriffe
- 二 Bauten
- 五 Mythen
- Einleitung
- Mythologie:
- Götter des Himmels
- Götter der Erde
- Jenseits:
- Jenseits
- Geister:
- Totengeister
- Dämonen
- Tiere:
- Imaginäre Tiere
- Verwandlungskünstler
- Symboltiere
- 六 Geschichte
- Einleitung
- Altertum:
- Prähistorie
- Frühzeit
- Nara-Zeit
- Frühe kami-Kulte
- Heian-Zeit
- Saichō
- Kūkai
- Honji suijaku
- Mittelalter:
- Kamakura-Zeit
- Amidismus
- Zen Buddhismus
- Nichiren Buddhismus
- Mittelalterl. Shintō
- Frühe Neuzeit:
- Reichseinigung
- Christentum
- Terauke-System
- Neo-Konfuzianismus
- Kokugaku
- Moderne und Gegenwart:
- Bakumatsu-Zeit
- Staatsshintō
- Neue Religionen
- 七 Essays
- Überblick
- Buddhismus, Asien:
- Arhats in China und Japan
- Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus
- Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott
- Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins
- Lokale Vorstellungen, Japan:
- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
- Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult
- Hundert Geschichten: Horrorklassiker aus der Edo-Zeit
- Religion und Politik:
- Die Tenshō-Mission: Beginn einer schwierigen transnationalen Beziehung
- Yasukuni: Der Schrein des ‚friedlichen Landes‘
- Herrigels Zen und das Bogenschießen
- Anhang
- Metalog
- Konzept
- Autor
- Impressum
- Glossare
- Fachbegriffe-Glossar
- Bilder-Glossar
- Künstler-Glossar
- Geo-Glossar
- Ressourcen
- Literatur
- Links
- Bildquellen
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„Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001