Denken/Sutra
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Was ist ein Sutra?
Die elementarsten Texte des Buddhismus werden in der Regel als Sutra be·zeich·net. Zu·min·dest der Theorie nach stammen die Sutren von einem Buddha (allerdings nicht not·wendiger·weise vom his·to·rischen Buddha Shakya·muni). Sowie im Maha·yana Buddhis·mus die Zahl der Buddhas im Lauf der Zeit immer mehr zu·ge·nommen hat, haben sich auch die Sutren ver·viel·facht und ein beinah un·über·schau·bares Maß angenommen.
Vokabel
Das Wort sūtra entstammt dem Sanskrit und ist der Webe·technik ent·lehnt. Es be·deutet „Kett·faden“. Davon ab·ge·leitet ent·standen meta·phorische Be·deu·tungen wie „Leit·faden“, „ele·men·tare Lehr·schrift“, u.a.m. Im Chi·ne·sischen und Ja·pa·nischen wird dafür das Schrift·zeichen (Chin. jing) ver·wendet, das die gleiche Grund·be·deu·tung be·sitzt und nicht nur im Bud·dhis·mus sondern bei·spiels·weise auch im Daoismus An·wen·dung findet. Ein be·rühmter, nicht-bud·dhisti·scher „Leit·faden“ ist etwa das„Buch/Leitfaden der Wandlungen“ (chin. Klassiker); jap. Ekikyō
Der Begriff „Yijing“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, eig. „Leit·faden der Orakel·kunst“, besser be·kannt als das „Buch der Wand·lungen“. Aus dem nicht-bud·dhis·tischen indischen Kon·text ist hier·zu·lande das Kama Sutra, der „Leit·faden der Liebe“, am besten bekannt.
Infolge ihrer langen Textgeschichte, die oft weit in vor·schrift·liche Zeiten hin·ein·reicht, ist es zudem kaum möglich, den genauen Umfang eines be·stimmten Sutras ein·deutig ab·zu·grenzen. Meist existieren unter·schied·liche Ver·si·onen eines Textes ne·ben·ei·nan·der. Bei der Über·setzung des bud·dhisti·schen Schrift·tums ins Chinesische ent·stand ein weiterer Un·sicher·heits·faktor. Die Frage „Was ist ein Sutra?“ wird also zu·nehmend kompli·zierter, je ein·gehender man sich damit aus·einan·der·setzt.
Sutren gibt es in verschiedenen Formen und Längen. Ein gemein·sames formales Merk·mal ist die Standard-Ein·leitung des Re·zi·tie·renden: „So habe ich's gehört“. Oft sind auch die Um·stände der Predigt Gegen·stand des Sutras, bevor der Buddha selbst zu Wort kommt. Viele bud·dhis·tische Sutren thema·ti·sieren also die Um·stände ihrer Ent·stehung und Ver·brei·tung, bevor sie zum eigent·lichen Kern der Bot·schaft kommen. Diese Selbst-Re·ferenziali·tät scheint ein be·sonderes Kenn·zeichen bud·dhisti·scher Sutren zu sein.
Das Kopieren von Sutren galt in der gesamten Welt des Bud·dhis·mus als frommes Werk, das ganz besonders dazu ge·eignet war, das eigene Karma zu ver·bessern. Dies bezog sich sowohl auf den Stifter als auch auf die Aus·führenden einer Sutren·kopie. Bud·dhisti·sche Sutren wurden aus diesem Grund mit großer Sorg·falt re·produziert und auf·be·wahrt. Es ist somit kein Zu·fall, dass das unten ab·ge·bildete Bei·spiel aus der
Der Begriff „Nara“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
Zeit — eines der ältesten bis heute er·haltenen Original·do·ku·mente des ja·pa·nischen Schrift·tums — ein bud·dhis·tischer Text ist. Es handelt sich um ein Frag·ment des zu dieser Zeit äußert po·pu·lären
Avatamsaka Sutra bzw. Blütenkranz Sutra
Der Begriff „Kegon-kyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(sk. Avatamsaka Sutra, „Girlanden Sutra“). Im Mittel·punkt steht Buddha Vairocana, der in der Nara Zeit auch als Großer Buddha des
Tempel des Großen Buddha von Nara; wtl. Großer Ost-Tempel
Der Begriff „Tōdaiji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
verewigt wurde.
Fragment einer Abschrift des Avatamsaka Sutras (Kegon-kyō) aus dem Jahr 744. Silbertinte auf Indigopapier.
Bildquelle: Metropolitan Museum of Art [2010/8]
Lotos Sutra
Das Lotos Sutra gehört zu den bekanntesten Sutren des Mahayana Bud·dhis·mus. Seine geläufigste Version ist die chi·ne·sische Über·setzung durch Über·setzer·mönch Kumarajiva (343–413), die 406 fertig·gestellt wurde und auch den meisten Über·setzungen in west·liche Sprachen zu·grunde liegt. In dieser Form besteht das Sutra aus 28 Kapiteln, die sehr unter·schied·liche Themen be·handeln. Die Rahmen·hand·lung dieser Kapitel be·schreibt, wie Buddha Shakyamuni vor einer un·über·seh·baren Menge von irdischen und über·irdischen An·hängern eine Predigt hält. Im Laufe dieser Predigt kommt u.a. die Parabel vom bren·nenden Haus (Kap. 3) zur Sprache, die das Anwenden von „an·ge·mes·senen Mitteln“ (upaya, jap.
geschicktes Mittel; skt. upāya
Der Begriff „hōben“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) legitimiert (Kap. 2). Der Buddha wird in dieser Parabel als gütiger Vater beschrieben, der versucht, die Kinder, die sich der Gefahr nicht be·wusst sind (die un·er·leuchteten Wesen), durch Ver·spre·chungen aus dem bren·nenden Haus zu locken. Ein anderes be·rühmtes Kapitel (16) thematisiert die Lebens·länge des Buddhas und damit zugleich die bud·dhis·tische Zeiten·theorie (s. dazu Die Reformen der Heian-Zeit). Das Sutra enthält aber auch Passagen, die er·läutern, warum es ein besonderes karmisches Verdienst darstellt, es — das Sutra — zu kopieren. Eines der ein·fluss·reichsten Kapitel ist Bodhisattva Avalokiteshvara (jap.
auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt
Der Begriff „Kannon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) gewidmet und dürfte mit·ver·ant·wort·lich für die besondere Popularität dieser Figur sein.
Das Lotos Sutra heißt auf Sanskrit Saddharma pundarīka sūtra, wörtlich: „Sutra der Lotos·blume vom wunder·baren Dharma“, jap. ent·weder kurz
Lotos Sutra; skt. Saddharma pundarika sutra; jap. auch Hokkekyō oder Myōhō renge kyō; zählt zu den einflussreichsten Texten des Mahayana-Buddhismus, älteste Fassungen dürften im ersten Jh. v.u.Z. entstanden sein.
Der Begriff „Hoke-kyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, oder
Lotos Sutra (des Wunderbaren Dharma), skt. Saddharma-pundarīka-sūtra (jap. auch Hoke-kyō)
Der Begriff „Myōhō renge kyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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. Es gilt vor allem im japanischen
Der Begriff „Tendai-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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und
1222–1282; Begründer des Nichiren Buddhismus
Der Begriff „Nichiren“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Buddhismus (auch
) als die wichtigste buddhistische Lehrschrift überhaupt.
Herz Sutra und Sutra der höchsten Weisheit
Ein weiteres allgemein bekanntes Sutra ist das Herz Sutra. Es ist so kurz, dass es eigent·lich mehr einem Gebet gleicht und in wenigen Minuten rezitiert werden kann. Es besteht im we·sent·lichen aus einer Lehrrede des Kannon (Bodhisattva Avalokiteshvara) an Shariputra, einen Schüler des his·to·rischen Buddha. Einer der Kernsätze lautet „Form ist Leere, Leere ist Form“. Es geht also um die Philo·so·phie der Leere (skt. shunyata, jap.
wtl. „nichts“, Leere; im Buddhismus ein wichtiges philosophisches Konzept
Der Begriff „mu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
), bzw. der Un·be·ständig·keit des irdischen Da·seins, die u.a. auch als bud·dhis·tischer Nihilis·mus bezeichnet wird. Für die ja·pa·nischen Anhänger des Herz Sutras steht der in·haltliche Aspekt des Textes aber selten im Vor·der·grund. Das Sutra wird land·läufig in einer Mischung aus Sans·krit und Chi·ne·sisch rezitiert, die keinerlei Ähn·lich·keiten mit dem ge·sprochenen Japanisch aufweist und für Laien voll·kommen un·ver·ständlich ist. In·te·ressanter·weise ist es aber gerade in seiner japanisierten Form (also in sinisiertem Sankrit, japanisch aus·ge·sprochen) auch in west·lichen bud·dhis·tischen Kreisen populär geworden.
Abschrift des Daihannya-kyō in Goldtinte auf blauem Grund.
Heian-Zeit, Kongobu-ji, Berg Kōya.
Bild: Kōbō Daishi Kūkai and the Sacred Treasures of Mount Kōya (2003), Abb. 28.
Das Herz Sutra ist Teil einer ganzen Sutren·text·gruppe zur Doktrin der höchsten Weis·heit (Prajnaparamita, jap.
„vollkommene Weisheit“, abgeleitet von skt. prajnaparamita
Der Begriff „hannyaharamitta“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
). Es existieren unter·schied·lich lange Samm·lungen dieser Text·gruppe. Eine der aus·führ·lichsten Fas·sungen, das Da bore boluomidou jing (jap.
„Sutra der vollkommenen Weiheit“
Der Begriff „Hannyaharamitta-kyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) existiert heute in Form einer chi·ne·sischen Über·setzung durch den Pilger·mönch
602–664; berühmter chin. Pilgermönch und buddh. Gelehrter; Autor eines einflussreichen Reiseberichts über das buddhistische Indien, der später als „Reise nach dem Westen“ in einen Roman gefasst wurde
Der Begriff „Xuanzang“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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aus den Jahren 660—663 und umfasst ca. 600 Einzel·texte, darunter das Herz Sutra oder das ebenfalls bekannte sog. Diamant Sutra.
Weiterführende Informationen
- Heart-Sutra, Buddha Dharma Education Association (en.)
Das Herz Sutra in englischer Übersetzung, buddhistisch-theo·logisch kommentiert auf Buddha-Net. - Saddharma pundarika or, The Lotus of the True Law
Online Version der ersten englischen Übersetzung von H. Kern, 1884.Letzte Überprüfung der Linkadressen: Aug. 2010
Ende des Kapitels „Texte und Lehren“
Religion in Japan, Inhalt
- 一 Grundbegriffe
- 二 Bauten
- 五 Mythen
- Einleitung
- Mythologie:
- Götter des Himmels
- Götter der Erde
- Jenseits:
- Jenseits
- Geister:
- Totengeister
- Dämonen
- Tiere:
- Imaginäre Tiere
- Verwandlungskünstler
- Symboltiere
- 六 Geschichte
- Einleitung
- Altertum:
- Prähistorie
- Frühzeit
- Nara-Zeit
- Frühe kami-Kulte
- Heian-Zeit
- Saichō
- Kūkai
- Honji suijaku
- Mittelalter:
- Kamakura-Zeit
- Amidismus
- Zen Buddhismus
- Nichiren Buddhismus
- Mittelalterl. Shintō
- Frühe Neuzeit:
- Reichseinigung
- Christentum
- Terauke-System
- Neo-Konfuzianismus
- Kokugaku
- Moderne und Gegenwart:
- Bakumatsu-Zeit
- Staatsshintō
- Neue Religionen
- 七 Essays
- Überblick
- Buddhismus, Asien:
- Arhats in China und Japan
- Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus
- Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott
- Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins
- Lokale Vorstellungen, Japan:
- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
- Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult
- Hundert Geschichten: Horrorklassiker aus der Edo-Zeit
- Religion und Politik:
- Die Tenshō-Mission: Beginn einer schwierigen transnationalen Beziehung
- Yasukuni: Der Schrein des ‚friedlichen Landes‘
- Herrigels Zen und das Bogenschießen
- Anhang
- Metalog
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„Buddhistische Grundlehren.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001