Bauten/Bekannte Tempel/Berg Koya: Unterschied zwischen den Versionen

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Oku-no-in bedeutet wtl. der „Innerste Tempel“ und kann u.a. den hin·ter·sten (innersten) Bereich einer religiösen Anlage be·zeich·nen. Es handelt sich dabei nicht um das nach außen hin re·prä·sen·ta·tivste Bau·werk, doch verbindet man mit Oku-no-in einen beson·ders heiligen und daher ge·schütz·ten, ab·ge·schirm·ten Raum. Im Fall von Berg Kōya ist dies die Grab·stätte oder genauer das Mau·so·leum des viel·leicht be·deu·tendsten Mönchs des japa·nischen Bud·dhis·mus, Kūkai. Kūkai soll in diesem Gebäude nach wie vor in ewiger Meditation ver·har·rend physisch anwesend sein.  Ähnlich wie etwa auch in {{g|Nikkou}} bezeichnet Oku-no-in hier also die letzte Ruhe·stätte einer „heiligen“ Figur.  
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Die meisten Grabsteine sind im {{g|gorintou}}-Stil gestaltet. Besonders auf·fal·lend ist, dass diverse Grab·stätten durch ein {{g|torii}} gekenn·zeichnet sind, wie es heute nur noch vor Shintō-Schreinen zu finden ist. Die ''torii'' dienen hier als Ein·gänge eines speziellen, meist um·zäun·ten Areals, das den Gräbern einer Familie vor·be·halten ist. In der Regel handelt es sich um bekannte Samurai-Ge·schlech·ter aus der Edo-Zeit.  
  
 
Darüber hinaus gibt es auf dem Kōya-san auch ein Areal, in dem sich Indus·trielle und andere An·ge·hörige des mo·dernen „Geldadels“ bestat·ten ließen. Auch dessen Be·sich·tigung lohnt sich, denn man findet hier die er·staun·lichsten Grab·denk·mäler, unter anderem eines in Form einer Rakete...
 
Darüber hinaus gibt es auf dem Kōya-san auch ein Areal, in dem sich Indus·trielle und andere An·ge·hörige des mo·dernen „Geldadels“ bestat·ten ließen. Auch dessen Be·sich·tigung lohnt sich, denn man findet hier die er·staun·lichsten Grab·denk·mäler, unter anderem eines in Form einer Rakete...

Version vom 14. Juni 2020, 16:19 Uhr

Der Klosterberg Kōya

Vorlage:WmaxX Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Bauten/Bekannte_Tempel/Berg_Koya.

Der Klosterberg Kōya [Kōya-san (jap.) 高野山 Klosterberg südl. von Nara; sprituelles Zentrum des Shingon Buddhismus] ist das geistliche Zentrum des Shin·gon Bud·dhis·mus [Shingon-shū (jap.) 真言宗 Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan], der zusam·men mit der Tendai-Schule [Tendai-shū (jap.) 天台宗 Tendai-Schule, chin. Tiantai] zu den bedeu·tendsten bud·dhis·ti·schen Strö·mungen des Alter·tums zählt. Der weit·läu·fige Ge·bäu·de·komp·lex be·fin·det sich in einer ab·ge·le·ge·nen Berg·re·gion süd·lich von Nara, auf der Halbinsel Kii. Die Berge hier sind zwar nicht besonders hoch, doch die Täler sind eng und bieten nur wenig Fläche für Land·wirt·schaft. Die Anlage von Berg Kōya liegt jedoch in einem sanft aus·lau·fen·den Hochtal, das nach örtlicher Inter·preta·tion von acht Berg·gipfeln umrahmt wird, die den Blättern der Lotosblüte entsprechen.

Koya karte.jpg
1 Illustrierte Karte der Anlage, 1860
Die Anlage von Berg Kōya aus südlicher Richtung. Rechts oben das Mausoleum Kūkais (Oku-no-in), in der linken Bildhälfte die wichtigsten Tempel. Die einzelnen Gebäude sind alle Tempel, die wie Familienbetriebe geführt werden. Ihre Hauptaufgabe besteht in der Betreuung der Gräber, die sich in der Nähe von Kūkais Mausoleum befinden. Heute ist die Zahl der Tempel etwas zurück gegangen, viele Hallen sind auch umbenannt oder verschoben worden, die Grundstruktur der Anlage ist jedoch unverändert geblieben.
Werk von Asai Koei. 1860er Jahre. Japanese Historical Maps, David Rumsey, Berekley.

Wie alle großen Klöster in Japan be·steht auch Berg Kōya aus vie·len Ein·zel·tem·peln, deren älteste aus der Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit stammen und die zahlreiche wert·volle Kunst·schätze ber·gen. Heute befinden sich auch ein Museum und eine wich·tige buddhis·tische Univer·sität inner·halb der Tempel·anlage. V.a. aber beein·druckt der Tem·pel·berg durch einen riesi·gen Fried·hof, in des·sen hin·ters·tem Teil, dem Oku-no-in [Oku-no-in (jap.) 奥の院 wtl. Innerste [Tempel-] Halle; oft auch Mausoleum], sich das Mau·so·leum des Tempel·grün·ders Kūkai [Kūkai (jap.) 空海 774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi] (Kōbō Daishi [Kōbō Daishi (jap.) 弘法大師 Ehrentitel von Kūkai]) befindet.

Friedhof und Oku-no-in

Koya11.jpg
Der Friedhof Oku-no-in auf Berg Kōya, einer der ältesten und größten Friedhöfe Japans, befindet sich inmitten eines alten Zedernwaldes.
Simon le nippon, flickr 2009.
Koya7.jpg
Kōya-san, Oku-no-in. Auf der linken Seite ist das Grab (haka) von Yūki Hideyasu zu sehen.
Edward Faulkner, flickr 2006.
Koya6.jpg
Mönche beim Transport eines rituellen Gegenstandes über die Brücke, die zum Mausoleum Kūkais führt.
Amy Nakazawa, flickr 2006.
Koya1.jpg
Typische Grabsteine (gorintō) aus vormoderner Zeit, entlang der Route zum Mausoleum Kūkais auf Berg Kōya.
MOQOO, flickr 2009.
Koya3.jpg
Alte und neue Gräber (gorintō) auf dem Oku-no-in Friedhof auf Berg Kōya.
Amy Nakazawa, flickr 2006.
Okunoin1.jpg
Typische Grabsteine (gorintō) aus vormoderner Zeit, entlang der Route zum Mausoleum Kūkais auf Berg Kōya.
Bildquelle: unbekannt.
Koya kannon.jpg
Statue des Kannon bosatsu.
Mike Murrill, flickr 2007.
Koya jizo.jpg
Jizō bosatsu darf auf Berg Kōya natürlich nicht fehlen. Auch die kleinen Figuren im Vordergrund repräsentieren diesen wichtigsten Erretter der buddhistischen Totenwelt.
Bildquelle: unbekannt.
Kukai okunoin.jpg
Die Statue befindet sich vor dem Mausoleum Oku-no-in, in dem Kūkai beigesetzt wurde.
Turner, flickr 2007.
Koya rakete.jpg
Auch einige moderne Gräber (haka) mit erstaunlichen Grabmonumenten sind auf Berg Kōya zu finden.
Trane DeVore, flickr 2006.
Koya muenbotoke.jpg
Grabmal für muen botoke, wtl. „Buddhas (= Verstorbene) ohne Bindung (= Angehörige)“. Meist bezieht sich der Begriff auf abgetriebene Kinder. Jeder Verstorbene ist durch eine kleine gorintō-Stele repräsentiert, manche davon sind mit Lätzchen versehen. Auch einige Jizō-Statuen sind darunter.
Molly Des Jardin, flickr 2008.
Koya muenbotoke2.jpg
Grabpyramide aus gorintō für (Kinder-)Seelen ohne Angehörige (muen botoke).
Molly Des Jardin, flickr 2008.
Koya9.jpg
Grabanlage mit torii und gorintō der Daimyō-Familie Matsumoto
Chantal Dupasquier, flickr 2005.
Koya12.jpg
Grabanlage von Yūki Hideyasu // Grab (Stein); Oku-no-in, Berg Kōya // Bild © Lonely Trip, 2007, über Internet Archive (letzter Zugriff: 2020/9/3) // Grab (haka) von Yūki Hideyasu (1574–1607), dem zweiten Sohn von Tokugawa Ieyasu.
Koya matsudaira.jpg
Grab (gorintō) der Matsudaira auf Berg Kōya.
Amy Nakazawa, flickr 2006.
Friedhofsimpressionen von Berg Kōya

Oku-no-in bedeutet wtl. der „Innerste Tempel“ und kann u.a. den hin·ter·sten (innersten) Bereich einer religiösen Anlage be·zeich·nen. Es handelt sich dabei nicht um das nach außen hin re·prä·sen·ta·tivste Bau·werk, doch verbindet man mit Oku-no-in einen beson·ders heiligen und daher ge·schütz·ten, ab·ge·schirm·ten Raum. Im Fall von Berg Kōya ist dies die Grab·stätte oder genauer das Mau·so·leum des viel·leicht be·deu·tendsten Mönchs des japa·nischen Bud·dhis·mus, Kūkai. Kūkai soll in diesem Gebäude nach wie vor in ewiger Meditation ver·har·rend physisch anwesend sein. Ähnlich wie etwa auch in Nikkō [Nikkō (jap.) 日光 Tempel-Schreinanlage im Norden der Kantō-Ebene, Präf. Tochigi; beherbergt u.a. den Tōshō-gū Schrein] bezeichnet Oku-no-in hier also die letzte Ruhe·stätte einer „heiligen“ Figur.

Eine Besonderheit des Oku-no-in von Berg Kōya ist die Tatsache, das sich entlang des Zu·gangs·wegs zu Kūkais Mauso·leum noch andere Gräber scharen, die im Schatten der großen Zedern eine beson·ders weihe·volle Aura um sich ver·brei·ten. Viele Einzel·tempel auf Berg Kōya sind mit der Pflege dieser Gräber beschäf·tigt.

Prominentengräber

Um dem heiligen Mann Kūkai möglichst nahe zu sein, wurde es bereits in der Kamakura [Kamakura (jap.) 鎌倉 Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)]-Zeit unter den Familien des Krieger·adels Brauch, ein Grab auf Berg Kōya zu unter·halten. Oft handelt es sich dabei nicht um wirkliche Gräber, sondern um Grab·denk·mäler, d.h. die sterb·lichen Über·reste sind woanders bei·gesetzt. Diese Praxis wurde bis in die Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit fort·ge·führt, aus der die meisten Grab·steine auf den obigen Bildern stammen. Kenner der japa·nischen Geschichte finden praktisch auf jedem Grab einen berühm·ten Namen, wie auch beim An·klicken der obigen Bilder zu erkennen ist.

Tokugawa koyasan.jpg
17 Grabtempel der Tokugawa
Die wichtigsten Familien der Edo-Zeit errichteten eigene Familientempel innerhalb der Friedhofsanlage des Kōya-san, allen voran die Tokugawa. Interessanterweise findet sich vor diesem buddhistischen Bauwerk ein torii.
Lonely Trip, 2007.
Koya5.jpg
18
Grabanlage (haka mit gorintō) der Daimyō-Familie Shimazu aus Satsuma/Kyūshū auf Berg Kōya.
Chantal Dupasquier, flickr 2005.
Koya8.jpg
19
Familiengrab mit gorintō der Date. Die Date waren seit dem berühmten Kriegsherren Date Masamune (1567–1636) die mächtigsten Daimyō in Nordjapan mit Hauptsitz in Sendai.
Chantal Dupasquier, flickr 2005.
Koya4.jpg
20
Alte Grabanlagen (haka mit gorintō) bedeutender Familien sind oft umzäunt und durch ein Schreintor (torii) zu betreten, wie hier auf Berg Kōya.
Amy Nakazawa, flickr 2006.
Grabanlagen mit torii

Die meisten Grabsteine sind im gorintō [gorintō (jap.) 五輪塔 Grabsteinform; „Stupa der Fünf Elemente“]-Stil gestaltet. Besonders auf·fal·lend ist, dass diverse Grab·stätten durch ein torii [torii (jap.) 鳥居 Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami] gekenn·zeichnet sind, wie es heute nur noch vor Shintō-Schreinen zu finden ist. Die torii dienen hier als Ein·gänge eines speziellen, meist um·zäun·ten Areals, das den Gräbern einer Familie vor·be·halten ist. In der Regel handelt es sich um bekannte Samurai-Ge·schlech·ter aus der Edo-Zeit.

Darüber hinaus gibt es auf dem Kōya-san auch ein Areal, in dem sich Indus·trielle und andere An·ge·hörige des mo·dernen „Geldadels“ bestat·ten ließen. Auch dessen Be·sich·tigung lohnt sich, denn man findet hier die er·staun·lichsten Grab·denk·mäler, unter anderem eines in Form einer Rakete...

Koya1896.jpg
21 Schematische Darstellung der Anlage von Hirata Eikichi, 1896
Die zentralen Tempel von Berg Kōya befinden sich in der Mitte des Bildes, rechts oben ist das Mausoleum Kūkais, davor Gräber der Tokugawa und anderer Prominenter aus der Edo-Zeit. Neben den Gräbern sind die Namen der berühmten Verstorbenen eingezeichnet.
Werk von Hirata Eikichi. Meiji-Zeit, 1896. Japanese Historical Maps, David Rumsey, Berekley.

Schutzschrein und Gründungslegende

Berg Kōya wurde von Kūkai selbst gegründet. Dies bedurfte Anfang der Heian-Zeit noch einer kaiser·lichen Ge·neh·mi·gung, die Kūkai im Sommer 816 erhielt. Zwei Jahre später weihte Kūkai die ersten Tempel·gebäude ein, die unter Anlei·tung seiner Schüler er·rich·tet worden waren. Es gibt zwei Legenden, wie es zur Auswahl des Ortes durch Kūkai kam.

Die erste Legende berichtet, dass Kūkai, als er noch zu Studien·zwecken in China weilte, einen drei·zackigen vajra [vajra (skt.) वज्र „Donnerkeil“, Ritualinstrument und Symbol des tantristischen/esoterischen Buddhismus (jap. kongō 金剛)] in Rich·tung Osten also nach Japan schleu·derte. Dort, wo dieser Vajra landete, wollte er ein eigenes Kloster errich·tete. Der Vajra lan·dete in der Krone einer Pinie auf Berg Kōya, die noch heute dort ver·ehrt wird. Diese Legende dürfte wohl auch für den Namen des Haupt·tempels der Anlage, „Tempel des Vajra-Gipfels“ (Kongōbu-ji [Kongōbu-ji (jap.) 金剛峯寺 Haupttempel auf Berg Kōya, zentrales Heiligtum des Shingon Buddhismus]), ver·ant·wort·lich sein.

Vorlage:WmaxX Vorlage:WmaxX Die zweite Legende berichtet, dass Kūkai nach langem Suchen diesen Ort mit Hilfe eines Jägers fand. Das ist insofern be·merkens·wert, als die Jagd ja im Grunde dem bud·dhis·tischen Tötungs·verbot wider·spricht.1 Der Jäger gibt Kūkai seine zwei Hunde mit auf den Weg, die ihm den Ort zeigen. Dort an·ge·kom·men er·scheint eine Dame in könig·lichen Gewän·dern vor Kūkai. Es ist die Berg·göttin, welche über die Gegend herrscht. Sie erklärt, dass der Jäger ihr Sohn sei, und dass beide, sie und ihr Sohn, Kūkai bei der Er·rich·tung seiner Tempel bei·stehen und als dessen Be·schützer fun·gieren wollten. So kam es, dass die beiden Gott·heiten unter dem Namen Niu Myōjin (die Berg·gott·heit) und Kariba Myōjin (wtl. Gott des Jagd·ortes) als Schutz·gott·heiten von Berg Kōya ver·ehrt wurden.2 Ihr Haupt·schrein, zu dem sich später noch zwei weitere weib·liche Gott·heiten, näm·lich Itsukushima [Itsukushima (jap.) 厳島 auch Miyajima, Schrein bei Hiroshima; der Name bedeutet wtl. „Tabu-Insel“ und dürfte sich von der weiblichen Meeresgottheit Ichikishima-hime herleiten] und die Gott·heit des Kehi Schreins dazu·ge·sellten, be·findet sich etwa zwanzig Kilo·meter ent·fernt in Amano, einem Dorf an dem alten Pilger·weg, der zu Berg Kōya führt. Inner·halb der Tempel·an·lage selbst gibt es aber auch einen Zweig·schrein der Kōya-Gottheiten.

Kukai koya myojin.jpg
22 Kūkai und die Gottheiten von Berg Kōya, Kariba Myōjin und Niu Myōjin
Kūkai in der klassischen Darstellung mit vajra in der rechten Hand, auf dem Sessel eines Tempelabtes, flankiert von den beiden Schutzgöttern von Berg Kōya: Die Göttin Niu-tsu-hime in chinesisch anmutender Tracht und der Jäger Kariba (hier Kōya Myōjin) in klassischer Hoftracht. Oberhalb der drei Gestalten ist undeutlich eine Abbildung von Kūkais Mausoleum, Oku no In, zu sehen, unterhalb eine Abbildung des Amano Niu Schreins am Fuße von Berg Kōya. Das Bild wurde für einen bestimmten Ritus zur Verehrung der Gottheiten angefertigt, der sich mondōkō 問答講, wtl. Frage und Antwort Vortrag, nannte und 1291 begonnen wurde.
Kamakura-Zeit, 14. Jh. Kūkai mandara: Kōbō Daishi to Kōya-san (Katalog), Reihōkan 2006, S. 39, Abb. 10.

Die Schreine und ihre Legenden unter·streichen das Bemühen Kūkais, lokale Gott·heiten in seine neue Form des Bud·dhis·mus einzu·be·ziehen. Offen·bar kam die Er·rich·tung des Klosters einem Ein·dringen in fremdes Gebiet gleich. Kūkais Umgang mit den Gott·heiten ähn·elt einer Ver·hand·lung mit tat·säch·lichen Menschen. Als Kom·pensation für ver·lorenes Terri·torium erhal·ten die lokalen Gott·heiten ein Amt als Wächter und treten mit dem Kloster in einen Aus·tausch von „Schutz“ gegen Riten. Rück·wir·kend wird das ganze Ge·schäft als frommer Akt oder als frei·williger Ver·zicht der Gott·heiten dar·gestellt. Ähn·lich ver·fuhr Kūkai auch mit der Gott·heit Inari [Inari (jap.) 稲荷 Reisgottheit, häufig von Fuchswächtern (myōbu) bewacht], die zu einer Schutz·gott·heit des von Kūkai gelei·teten Tempels Tōji [Tōji (jap.) 東寺 Ost-Tempel in Kyōto, eig. Kyōō Gokoku-ji (Tempel des Königs der Lehre zum Schutz des Landes)] in Kyōto um·funk·tioniert wurde. Der „Schutz“ der Götter be·stand in der Praxis wahr·schein·lich aus Nah·rung für die Mönche, die die Schrein·ge·meinde bereit·stellte. Jeden·falls gibt es Hinweise, dass eine Gott·heit namens Niu, eben·so wie Inari, auch als weib·liche Nah·rungs·gott·heit verehrt wurde.

Verweise

Verwandte Themen

Fußnoten

  1. Die zu Kūkais Zeit entstandene Legendensammlung Nihon ryōiki [Nihon ryōiki (jap.) 日本霊異記 „Wundersame Begebenheiten aus Japan“; buddhistische Legendensammlung von Kyōkai (Anfang 9. Jh.)] enthält mehrere Beispiele, wie Jäger für ihr Tun karmisch bestraft werden.
  2. Nicoloff 2008, S. 59–60.

Literatur

Siehe auch Literaturliste

Philip Nicoloff, Sacred Kōyasan: A Pigrimage to the Mountain Temple of Saint Kōbō Daishi and the Great Sun Buddha. Albany, NY: State University of New York Press, 2008.

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Koya karte.jpg
    Die Anlage von Berg Kōya aus südlicher Richtung. Rechts oben das Mausoleum Kūkais (Oku-no-in), in der linken Bildhälfte die wichtigsten Tempel. Die einzelnen Gebäude sind alle Tempel, die wie Familienbetriebe geführt werden. Ihre Hauptaufgabe besteht in der Betreuung der Gräber, die sich in der Nähe von Kūkais Mausoleum befinden. Heute ist die Zahl der Tempel etwas zurück gegangen, viele Hallen sind auch umbenannt oder verschoben worden, die Grundstruktur der Anlage ist jedoch unverändert geblieben.
    Werk von Asai Koei. 1860er Jahre. Japanese Historical Maps, David Rumsey, Berekley.
  2. ^ 
    Koya11.jpg
    Der Friedhof Oku-no-in auf Berg Kōya, einer der ältesten und größten Friedhöfe Japans, befindet sich inmitten eines alten Zedernwaldes.
    Simon le nippon, flickr 2009.
  3. ^ 
    Koya7.jpg
    Kōya-san, Oku-no-in. Auf der linken Seite ist das Grab (haka) von Yūki Hideyasu zu sehen.
    Edward Faulkner, flickr 2006.
  4. ^ 
    Koya6.jpg
    Mönche beim Transport eines rituellen Gegenstandes über die Brücke, die zum Mausoleum Kūkais führt.
    Amy Nakazawa, flickr 2006.
  5. ^ 
    Koya1.jpg
    Typische Grabsteine (gorintō) aus vormoderner Zeit, entlang der Route zum Mausoleum Kūkais auf Berg Kōya.
    MOQOO, flickr 2009.
  6. ^ 
    Koya3.jpg
    Alte und neue Gräber (gorintō) auf dem Oku-no-in Friedhof auf Berg Kōya.
    Amy Nakazawa, flickr 2006.
  7. ^ 
    Okunoin1.jpg
    Typische Grabsteine (gorintō) aus vormoderner Zeit, entlang der Route zum Mausoleum Kūkais auf Berg Kōya.
    Bildquelle: unbekannt.
  8. ^ 
    Koya kannon.jpg
    Statue des Kannon bosatsu.
    Mike Murrill, flickr 2007.
  9. ^ 
    Koya jizo.jpg
    Jizō bosatsu darf auf Berg Kōya natürlich nicht fehlen. Auch die kleinen Figuren im Vordergrund repräsentieren diesen wichtigsten Erretter der buddhistischen Totenwelt.
    Bildquelle: unbekannt.
  10. ^ 
    Kukai okunoin.jpg
    Die Statue befindet sich vor dem Mausoleum Oku-no-in, in dem Kūkai beigesetzt wurde.
    Turner, flickr 2007.
  11. ^ 
    Koya rakete.jpg
    Auch einige moderne Gräber (haka) mit erstaunlichen Grabmonumenten sind auf Berg Kōya zu finden.
    Trane DeVore, flickr 2006.
  1. ^ 
    Koya muenbotoke.jpg
    Grabmal für muen botoke, wtl. „Buddhas (= Verstorbene) ohne Bindung (= Angehörige)“. Meist bezieht sich der Begriff auf abgetriebene Kinder. Jeder Verstorbene ist durch eine kleine gorintō-Stele repräsentiert, manche davon sind mit Lätzchen versehen. Auch einige Jizō-Statuen sind darunter.
    Molly Des Jardin, flickr 2008.
  2. ^ 
    Koya muenbotoke2.jpg
    Grabpyramide aus gorintō für (Kinder-)Seelen ohne Angehörige (muen botoke).
    Molly Des Jardin, flickr 2008.
  3. ^ 
    Koya9.jpg
    Grabanlage mit torii und gorintō der Daimyō-Familie Matsumoto
    Chantal Dupasquier, flickr 2005.
  4. ^ Koya12.jpg 
  5. ^ 
    Koya matsudaira.jpg
    Grab (gorintō) der Matsudaira auf Berg Kōya.
    Amy Nakazawa, flickr 2006.
  6. ^ 
    Tokugawa koyasan.jpg
    Die wichtigsten Familien der Edo-Zeit errichteten eigene Familientempel innerhalb der Friedhofsanlage des Kōya-san, allen voran die Tokugawa. Interessanterweise findet sich vor diesem buddhistischen Bauwerk ein torii.
    Lonely Trip, 2007.
  7. ^ 
    Koya5.jpg
    Grabanlage (haka mit gorintō) der Daimyō-Familie Shimazu aus Satsuma/Kyūshū auf Berg Kōya.
    Chantal Dupasquier, flickr 2005.
  8. ^ 
    Koya8.jpg
    Familiengrab mit gorintō der Date. Die Date waren seit dem berühmten Kriegsherren Date Masamune (1567–1636) die mächtigsten Daimyō in Nordjapan mit Hauptsitz in Sendai.
    Chantal Dupasquier, flickr 2005.
  9. ^ 
    Koya4.jpg
    Alte Grabanlagen (haka mit gorintō) bedeutender Familien sind oft umzäunt und durch ein Schreintor (torii) zu betreten, wie hier auf Berg Kōya.
    Amy Nakazawa, flickr 2006.
  10. ^ 
    Koya1896.jpg
    Die zentralen Tempel von Berg Kōya befinden sich in der Mitte des Bildes, rechts oben ist das Mausoleum Kūkais, davor Gräber der Tokugawa und anderer Prominenter aus der Edo-Zeit. Neben den Gräbern sind die Namen der berühmten Verstorbenen eingezeichnet.
    Werk von Hirata Eikichi. Meiji-Zeit, 1896. Japanese Historical Maps, David Rumsey, Berekley.
  11. ^ 
    Kukai koya myojin.jpg
    Kūkai in der klassischen Darstellung mit vajra in der rechten Hand, auf dem Sessel eines Tempelabtes, flankiert von den beiden Schutzgöttern von Berg Kōya: Die Göttin Niu-tsu-hime in chinesisch anmutender Tracht und der Jäger Kariba (hier Kōya Myōjin) in klassischer Hoftracht. Oberhalb der drei Gestalten ist undeutlich eine Abbildung von Kūkais Mausoleum, Oku no In, zu sehen, unterhalb eine Abbildung des Amano Niu Schreins am Fuße von Berg Kōya. Das Bild wurde für einen bestimmten Ritus zur Verehrung der Gottheiten angefertigt, der sich mondōkō 問答講, wtl. Frage und Antwort Vortrag, nannte und 1291 begonnen wurde.
    Kamakura-Zeit, 14. Jh. Kūkai mandara: Kōbō Daishi to Kōya-san (Katalog), Reihōkan 2006, S. 39, Abb. 10.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Edo 江戸 ^ Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
  • gorintō 五輪塔 ^ Grabsteinform; „Stupa der Fünf Elemente“
  • Heian 平安 ^ auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
  • Inari 稲荷 ^ Reisgottheit, häufig von Fuchswächtern (myōbu) bewacht
  • Itsukushima 厳島 ^ auch Miyajima, Schrein bei Hiroshima; der Name bedeutet wtl. „Tabu-Insel“ und dürfte sich von der weiblichen Meeresgottheit Ichikishima-hime herleiten
  • Kamakura 鎌倉 ^ Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)
  • Kariba Myōjin 狩場明神 ^ Schutzgottheit des Kosterbergs Kōya-san; männliche Gottheit in Jägergestalt
  • Kehi Jingū 氣比神宮 ^ alter und prestigereichster Schrein der Provinz Echizen, heute Fukui-ken
  • Kii Hantō 紀伊半島 ^ Halbinsel Kii, Wakayama-ken
  • Kongōbu-ji 金剛峯寺 ^ Haupttempel auf Berg Kōya, zentrales Heiligtum des Shingon Buddhismus
  • Kōbō Daishi 弘法大師 ^ Ehrentitel von Kūkai
  • Kōya-san 高野山 ^ Klosterberg südl. von Nara; sprituelles Zentrum des Shingon Buddhismus
  • Kūkai 空海 ^ 774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi
  • Nara 奈良 ^ Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō
  • Nikkō 日光 ^ Tempel-Schreinanlage im Norden der Kantō-Ebene, Präf. Tochigi; beherbergt u.a. den Tōshō-gū Schrein
  • Niu Myōjin 丹生明神 ^ weibliche Shintō-Gottheit, die laut Legende Kūkai erlaubte seinen Tempel auf Berg Kōya zu errichten
  • Niu-tsu-hime Jinja 丹生都比売神社 ^ ehem. Hauptschrein der Provinz Kii (heute Wakayama-ken) und Schutzschrein des Tempelbergs Kōya; auch als Amano Niu Schrein bekannt
  • Oku-no-in 奥の院 ^ wtl. Innerste [Tempel-] Halle; oft auch Mausoleum
  • Samurai^ im Westen übliche Bezeichnung eines Mitgliedes der Krieger-Klasse des vorindustriellen Japans; in Japan schriftspr. bushi
  • Shingon-shū 真言宗 ^ Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan
  • Tendai-shū 天台宗 ^ Tendai-Schule, chin. Tiantai
  • torii 鳥居 ^ Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami
  • Tōji 東寺 ^ Ost-Tempel in Kyōto, eig. Kyōō Gokoku-ji (Tempel des Königs der Lehre zum Schutz des Landes)
  • vajra (skt.) वज्र ^ „Donnerkeil“, Ritualinstrument und Symbol des tantristischen/esoterischen Buddhismus (jap. kongō 金剛)
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„Der Klosterberg Kōya.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001