Die Schreinanlage von Ise
Die Schreinanlage von Ise [Ise (jap.) 伊勢 vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū] wird üblicherweise als „höchster“, „erster“ oder „wichtigster“ Schrein Japans bezeichnet. Ise ist in der Tat der bedeutenste Ahnenschrein des Tennō [Tennō (jap.) 天皇 jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels]. Andererseits war Ise bereits in der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit ein populäres Pilgerzentrum und zieht auch heute jährlich mehrere Millionen Besucher an. Beide Aspekte werden auf dieser Seite erläutert.
Schreinanlage und Neuerrichtung
Der besondere Bezug Ises zum Tennō drückt sich bereits in der offiziellen Schreinbezeichnung Ise Jingū [Ise Jingū (jap.) 伊勢神宮 kaiserlicher Ahnenschrein (wtl. Götterpalast) von Ise, Präfektur Mie, bestehend aus den Anlagen Gekū und Naikū] aus: jingū [jingū (jap.) 神宮 „Götterpalast“; Ahnenschrein des Kaiserhauses, meist Ise Jingū], wtl. „Götterpalast“, ist eine Bezeichnung, die nur Schreinen von kaiserlichen Ahnengottheiten zusteht. Obwohl auch Schreine wie der Atsuta Jingū [Atsuta Jingū (jap.) 熱田神宮 wichtigster und ältester Schrein in Nagoya] oder der Meiji Jingū [Meiji Jingū (jap.) 明治神宮 Schrein des Meiji Tennō in Tōkyō, err. 1920] zu den Ahnenschreinen des Tennō zählen, ist klar, dass von Ise die Rede ist, wenn jingū ohne spezifischen Zusatz verwendet wird.
Bernhard Scheid, 2013.
Die beiden etwa gleich großen Hauptschreine, der Innere Schrein (Naikū [Naikū (jap.) 内宮 Innerer Schrein von Ise, Amaterasu geweiht]) und der Äußere Schrein (Gekū [Gekū (jap.) 外宮 Äußerer Schrein von Ise, der Göttin Toyouke geweiht]), bilden die Gravitationspunkte einer Anlage, die sich über die ganze Region von Ise erstreckt. Sie liegen etwas mehr als 4 km Luftlinie von einander entfernt und waren ehemals von zwei separaten Dörfern, Yamada [Yamada (jap.) 山田 Ehemals Stadt vor dem Äußeren Schrein von Ise (Gekū), heute Teil der Stadt Ise.] und Uji, umgeben. Daneben zählen noch 123 weitere Schreingebäude, die über die heutige Stadt Ise und ihre Umgebung verstreut sind, zum Schreinkomplex von Ise. Die Hauptschreine sind exakt nach Süden ausgerichtet und streng symmetrisch (wie im übrigen auch die meisten buddhistischen Tempel), die meisten Nebenschreine sind allerdings nach keinem erkennbaren Plan positioniert.
Die Hauptgebäude sind durch einen vierfachen Zaun von der Allgemeinheit getrennt, als normaler Besucher bekommt man lediglich die Spitzen der Dächer zu Gesicht. Abgesehen von den örtlichen Priestern dürfen nur Mitglieder der kaiserlichen Familie in die innersten Schreinbereiche vordringen. Die Nebenschreine sind im Stil der Hauptgebäude gehalten, wenn auch kleiner, und dürfen heute sehr wohl von der Nähe betrachtet werden.
Werk von Edoardo Chiossone u.a. Meiji-Zeit. Museum für Angewandte Kunst (MAK), Wien, mit freundlicher Genehmigung.
Sämtliche Haupt- und Nebenschreine werden im Abstand von zwanzig Jahren zur Gänze abgerissen und neu errichtet. Auch torii [torii (jap.) 鳥居 Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami] und Brücken sowie eine Unzahl von Schreinschätzen, die kaum jemand zu Gesicht bekommt, sind Teil der rituellen Wiedererrichtung. Dabei dürfen nur traditionelle Materialien und Techniken zum Einsatz kommen, selbst der Gebrauch von maschinellen Sägen und Hobeln ist untersagt.
Die periodische Erneuerung der gesamten Anlage (shikinen sengū [shikinen sengū (jap.) 式年遷宮 periodische Schreinverlegung bzw. -erneuerung; zumeist, aber nicht nur, auf Ise bezogen]) zieht sich über etwa acht Jahre hin. Der Höhepunkt ist die Überführung der Hauptgottheiten, nach der auch das Datum der Schreinerneuerung angegeben wird. In einer nächtlichen Zeremonie, die mit dem jährlichen Erntedankfest (Kanname-sai [Kanname-sai (jap.) 神嘗祭 wtl. Fest des göttlichen Kostens [des ersten Reises]; kaiserl. Erntedankfest im zehnten Monat, das parallel am Kaiserpalast und im Ise Schrein durchgeführt wird], das wichtigste Schreinfest im Oktober) korreliert, werden die shintai [shintai (jap.) 神体 heiliges Objekt eines Shintō-Schreins; wtl. „Gottkörper“] von Gekū und Naikū in die jeweiligen neuen Gebäude überführt. Diese übernehmen von da an alle Funktionen der alten Gebäude. Die alten Gebäude bleiben allerdings noch eine gewisse Zeit bestehen, bis sie schließlich abgebaut und durch Miniaturschreine ersetzt werden. Die alten Hölzer werden teilweise von anderen Schreinen verwendet.
Meiji-Zeit. Schreinamt von Ise (Jingū Shichō), 2006.
Die genauen Gründe dieser Prozedur liegen im Dunkeln, man nimmt aber an, dass sie tatsächlich dazu geführt hat, die Struktur der Bauwerke in ihrer ursprünglichen Form zu bewahren. Auch die traditionellen Handwerkstechniken werden durch die regelmäßigen Erneuerungen lebendig gehalten. Ähnliche systematische Erneuerungszyklen kennt man im übrigen auch von anderen traditionellen Schreinen, doch nirgends werden sie so umfassend durchgeführt wie in Ise. Dies erforderte stets eine entsprechende ökonomische Grundlage. Diese war jedoch während des japanischen Mittelalters nicht immer gegeben, sodass die Tradition einmal über hundert Jahre unterbrochen war, sich ansonsten aber bis ins späte siebente Jahrhundert zurück verfolgen lässt.
Herz-Pfeiler
2005/6/3. Sengu News, über Internet Archive.
Ein für die Dramaturgie der Schreinverlegung essenzielles Element ist der sogenannte „Herz-Pfeiler“ (shin no mihashira [shin no mihashira (jap.) 神の御柱 „Herz-Pfeiler“; symbolischer Bauteil ohne statische Funktion unterhalb von Schreingebäuden, z.B. in Ise]), der in gewisser Weise die Seele des Schreins verkörpert. Nur die beiden Haupthallen von Gekū und Naikū verfügen über einen solchen Pfeiler. Er befindet sich in der Mitte des Gebäudes und reicht von der Erde bis zum Fußboden, hat also keine statische Funktion. Er markiert lediglich die Stelle, wo die „Gottkörper“ (shintai) aufbewahrt sind. Nach dem Abbau des ihn umgebenden Schreingebäudes hält er als einziger Bestandteil des alten Gebäudes bis zur nächsten Schreinüberführung (also insgesamt 40 Jahre) quasi die Stellung und wird dabei wie ein Heiligtum von einem Miniaturschrein beschützt. Acht Jahre vor dem Neubau der Haupthalle beginnt der Zyklus der Erneuerung dann damit, dass ein Baum für den Herzpfeiler des neu zu errichtenden Schreins in den Wäldern nahe des Schreins gefällt wird. Dieser wird allerdings erst kurz vor der endgültigen Schreinüberführung in einer nächtlichen Zeremonie in den Boden unter dem neuen Gebäude versenkt. In Ise selbst heißt es, dass dieser Pfeiler ein altes Menschenopfer ersetzen würde.1 Ähnliche Herz-Pfeiler gibt es auch im Schrein von Izumo [Izumo (jap.) 出雲 alter Namen der Präfektur Shimane in West-Japan; auch kurz für Izumo Taisha].
Baustil
Werk von Edoardo Chiossone u.a. Meiji-Zeit. Museum für Angewandte Kunst (MAK), Wien, mit freundlicher Genehmigung.
Werk von Edoardo Chiossone u.a. Meiji-Zeit, >. Museum für Angewandte Kunst (MAK), Wien, mit freundlicher Genehmigung.
Den charakteristischen Stil der Ise Schreine nennt man shinmei-zukuri [shinmei-zukuri (jap.) 神明造 Baustil der Schreine von Ise bzw. Stil der torii von Ise; auch shinmei torii], „Stil der strahlenden Gottheit [= die in Ise verehrte Sonnengottheit Amaterasu [Amaterasu (jap.) 天照 Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise]]“. Er entspricht der Bauweise in der Yayoi [Yayoi (jap.) 弥生 Yayoi-Zeit (ca. 300 v.u.Z. – 300 u.Z.); Zeit der Entwicklung des Reisanbaus]-Zeit, also der Zeit von ca. 300 vor bis ca. 300 nach unserer Zeitrechnung. Dies scheint das mythische Alter der Anlage (s.u.) zu bestätigen, doch geht man heute davon aus, dass sich das Ensemble der hier verehrten Gottheiten und ihr enger Bezug zum Kaiserhaus erst im siebenten Jahrhundert festigte. Die Ise Schreine wurden daher wahrscheinlich von Beginn an in einem archaisierenden Stil errichtet, der durch den regelmäßigen Wiederaufbau in Erinnerung blieb.
Bildquelle: Japonia.org.pl, über Internet Archive.
Die Grundform der Gebäude ähnelt einem Speicher, was auch den relativ großen Abstand vom Boden erklärt. Das Dach ist mit Schilf gedeckt. Der Dachfirst wird von einem eigenen, an die Außenwand gelehnten Pfeiler gestützt, ein Charakteristikum, das bei jüngeren, von China beeinflussten Bauformen fehlt.
Im Gegensatz zu fast allen anderen Schreinen, wird das Holz der Ise Schreine nicht lackiert oder sonst vor Verwitterung geschützt. Auch werden die Pfeiler der Gebäude einfach in den Boden versenkt, während sie bei anderen Gebäuden auf Steinen ruhen, um sie vor der Feuchtigkeit des Bodens zu schützen. Nach zwanzig Jahren sehen die Schreingebäude daher in der Tat bereits sehr „antik“ aus.
Katsuogi und chigi
Zu den auffallendsten Charakteristika des shinmei-Stils zählt der Dachschmuck: Der First ist mit katsuogi [katsuogi (jap.) 鰹木 ornamentale Querhölzer auf dem Schreindach; wörtlich „Bonito-Holz“, abgeleitet von der Form eines beliebten Speisefisches (katsuo = Bonito-Fisch)]-Querhölzern, die Giebel mit sogenannten chigi [chigi (jap.) 千木 ornamentale Dachsparren] geschmückt. Chigi und katsuogi gelten als Überbleibsel des altjapanischen Palast-Baustils, die sich nur noch in der Schreinarchitektur erhalten haben. Sie existieren in vielen Varianten, die jeweils für einen bestimmten traditionsreichen Schrein charakteristisch sind. Im Fall von Ise gibt es die Besonderheit, dass die chigi mit der Dachkonstruktion verschmolzen sind, während sie in den meisten anderen Fällen als x-förmiges Dekorelement neben den katsuogi auf dem Dachfirst reiten.
Salvador Busquets Artigas, (SBA73) flickr, 2008 (mit freundlicher Genehmigung).
Auf den Bildern oben sind chigi in zwei Varianten zu erkennen, einmal horizontal, einmal vertikal abgeschrägt. Dies findet sich auch bei anderen Schreinen, wobei horizontale chigi eine weibliche, vertikale dagegen eine männliche Schreingottheit symbolisieren. Auch auf die Anzahl der katsuogi wird Bedacht genommen: weibliche Gottheiten haben eine gerade Anzahl von katsuogi auf dem Dach, männliche eine ungerade. Dieser Symbolismus lässt einen Einfluss der
-Philosophie erkennen (gerade = Yin = weiblich, ungerade = Yang = männlich), der möglicherweise jüngeren Datums ist als die eigentlichen architektonischen Grundelemente.In Ise dienen die chigi-Formen jedoch zur Unterscheidung von Schreinen, die zum Äußeren (vertikal) bzw. zum Inneren Schrein (horizontal) gehören. Der Symbolismus wird also sowohl bei den Haupt- als auch bei den zahlreichen Nebenschreinen angewandt, unabhängig vom Geschlecht der spezifischen Gottheit. Zusammen mit der Tatsache, dass sich zwischen Äußerem und Innerem Schrein sonst kaum ein Unterschied erkennen lässt (auch kein größenmäßiger) wirft dies die Frage auf, ob die Anlage ursprünglich tatsächlich für eine weibliche Hauptgöttin und ihre Dienerin entworfen wurde, wie dies die heute bekannten Schreinchroniken berichten. Architektonisch gesehen haben wir es eher mit einem Paar von gleichrangigen Gottheiten unterschiedlichen Geschlechts zu tun, ein Muster, das sich in vielen alten Schreinen finden lässt. In jedem Fall ist festzuhalten, dass zwischen der Architektur und der Mythologie der Ise Schreine keine unmittelbare Verbindung besteht.
Schreinmythologie
Ise wird häufig als Schrein der Sonnengottheit Amaterasu [Amaterasu (jap.) 天照 Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise] angesehen, doch nur der Innere Schrein ist dieser Gottheit geweiht. Hier wird als shintai [shintai (jap.) 神体 heiliges Objekt eines Shintō-Schreins; wtl. „Gottkörper“] ein Spiegel aufbewahrt, welcher der Schreinmythologie zufolge von den Göttern selbst angefertigt wurde, um Amaterasu aus ihrer selbst auferlegten Isolation in der Felsenhöhle zu locken (s. Göttermythen). Diesen Spiegel gab Amaterasu ihrem Enkel Ninigi [Ninigi (jap.) 瓊瓊杵 mytholog. Gottheit, Enkel Amaterasus] mit auf den Weg, als er die Herrschaft auf der Erde antrat. Er solle diesen Spiegel als ein Ebenbild seiner göttlichen Großmutter ansehen. Der Spiegel wurde laut den ältesten Chroniken Japans (den sogenannten kiki [kiki (jap.) 記紀 Sammelbezeichnung für KojiKI und Nihon shoKI (ki, Bericht, ist jeweils mit einem leicht abweichenden Zeichen geschrieben)]) von den Nachfolgern des Ninigi, den frühen Tennō, zusammen mit anderen Schätzen im kaiserlichen Palast aufbewahrt. Unter dem zehnten Tennō, Sujin [Sujin Tennō (jap.) 崇神天皇 97–30 v.u.Z. (mythol. Regierungszeit); 10. japanischer Kaiser], kam es jedoch zu einer Entfremdung zwischen dem Herrscher und seinen Ahnengöttern, als eine furchtbare Epidemie das Land heimsuchte. Diese wurde von den Gottheiten Ōmononushi [Ōmononushi (jap.) 大物主 Gottheit des Schreins von [Ō]Miwa] und Amaterasu hervorgerufen (man beachte, dass Amaterasu hier als missgünstige, gefährliche Gottheit auftritt). Erst durch eigene Schreine, die auch die göttlichen Schätze des Kaiserhauses bargen, konnten die Gottheiten besänftigt werden.
Amaterasus Schrein befand sich jedoch zunächst nicht in Ise, sondern im Nara-Becken nahe Berg Miwa [Miwa (jap.) 三輪 Ort im südl. Nara-Becken; wtl. „drei Ringe“; Kurzbez. für den Ōmiwa Jinja]. Erst unter dem nächsten Tennō, Suinin [Suinin Tennō (jap.) 垂仁天皇 11. kaiserl. Herrscher Japans, leg. Regiergungszeit 29 v.–70 n.u.Z.], wurde die kaiserliche Prinzessin Yamato-hime [Yamato-hime (jap.) 倭姫(倭比売) Mytholog. Priesterin der Amaterasu, Tochter von Suinin Tennō] damit beauftragt, einen neuen Platz für die Sonnengottheit zu suchen, und fand ihn nach einer jahrelangen Wanderung in Ise, nachdem Amaterasu selbst ihr eine entsprechende Weisung gab:
The province of Ise, of the divine wind, is [...] a secluded and pleasant land. In this land I wish to dwell.2
In diesem Ausspruch der Amaterasu findet sich der berühmte Ausdruck kamikaze [kamikaze (jap.) 神風 Götterwind; urspr. ein poetischer Beinamen der Provinz Ise, wird der Begriff seit den Mongolenangriffen des 13. Jh.s mit göttlichem Schutz im Krieg assoziiert und daher auch mit den Selbstmord-Piloten des 2. Weltkriegs in Verbindung gebracht], Götterwind, der als schmückendes Beiwort von Ise mehrfach in den ältesten Quellen genannt wird.3 Erst viel später, zur Zeit der Mongoleninvasion, erhielt der Ausdruck den militärischen Beigeschmack, der sich schließlich durch die „Kamikaze-Piloten“ des Zweiten Weltkriegs weltweit ins kulturelle Gedächtnis einschrieb.
Im weiteren Verlauf der Yamato-hime Episode stellt sich heraus, dass die Priester-Prinzessin auch zwei der drei kaiserlichen Throninsignien mit sich führte, nämlich Spiegel und Schwert. Das Schwert übergab sie jedoch ihrem Neffen, Yamato Takeru [Yamato Takeru (jap.) 倭建/日本武 Mythologischer Prinz, Sohn des Keikō Tennō; wtl. der Held/der Tapfere von Yamato]. Es landete schlussendlich im Atsuta Schrein [Atsuta Jingū (jap.) 熱田神宮 wichtigster und ältester Schrein in Nagoya]. Der Spiegel hingegen soll sich seit Yamato-hime in Ise befinden.
Seltsamerweise bleibt Ise in den Episoden der Tennō, die nach Yamato-hime regieren, vollkommen unerwähnt. Lediglich unter Yūryaku Tennō [Yūryaku Tennō (jap.) 雄略天皇 418–479; semi-historischer 21. Kaiser Japans; (r. 456–479); andere Namen: Ōhatsuse Wakatake; Wakatakeru no Ōkimi] (Tennō Nummer 21) erfährt man die tragische Geschichte einer seiner Töchter, Takuhata-hime [Takuhata-hime (jap.) 栲幡姫 Tochter des semi-historischen Herrschers Yūryaku und Kult-Prinzessin in Ise; wtl. Prinzessin Maulbeer-Webstuhl], die als kaiserliche Kult-Prinzessin in Ise tätig war und Selbstmord beging, nachdem sie fälschlich der Unzucht bezichtigt worden war.4
Der Äußere Schrein führt seine Gründung auf eine Legende zurück, die ebenfalls in der Zeit des Yūraku Tennō angesiedelt ist. In einer Traumbotschaft teilte Amaterasu dem Tennō mit, dass er den Schrein der Nahrungsgottheit Toyouke [Toyouke (jap.) 豊受 Nahrungsgottheit des Äußeren Schreins von Ise] aus der Provinz Tanba [Tanba (jap.) 丹波 Provinz Tanba; historische Provinz im NW Kyōtos; umfasst Teile der heutigen Präfekturen Kyōto und Hyōgo] in die Nähe ihres Schreins verlegen lassen solle. Toyouke wurde demnach zunächst in einer Provinz nordwestlich von Kyōto verehrt. Toyouke wird als marginale Gestalt im Kojiki flüchtig erwähnt. Ihr Schrein in Tanba und seine Übersiedlung nach Ise finden sich jedoch nicht in den kiki, sondern lediglich in der erwähnten Schreinchronik aus dem Jahr 804.
Schließlich bergen die kiki noch den Hinweis auf eine weitere Gottheit, die möglicherweise vor Amaterasu in Ise verehrt wurde und vielleicht sogar in der Rolle einer Sonnengottheit von ihr verdrängt wurde. Es handelt sich um Sarutahiko [Sarutahiko (jap.) 猿田彦 Mythologische Gottheit in tengu-ähnlicher Gestalt], den etwas unheimlichen Bergführer des Ninigi, der mit Ame no Uzume [Ame no Uzume (jap.) 天鈿女/天宇受賣 mythologische Gottheit, Ahnherrin des Theaters] vermählt wird. Von diesem Paar heißt es im Nihon shoki, dass sie sich – lange vor Yamato-hime – am Oberlauf des Isuzu-Flusses (der am Inneren Schrein vorbei fließt) niederließen.
Schreingeschichte
Die oben skizzierte Schreinmythologie ist zwar bereits in den kiki zu finden, doch deutet sich in diesen Chroniken zugleich an, dass die Zentren des kami [kami (jap.) 神 Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō]-Kults in vor- und frühgeschichtlicher Zeit woanders, nämlich in Izumo [Izumo (jap.) 出雲 alter Namen der Präfektur Shimane in West-Japan; auch kurz für Izumo Taisha] und Miwa [Ōmiwa Jinja (jap.) 大神神社 Ōmiwa Schrein, auch Miwa Schrein, nahe Nara; einer der ältesten Schreine Japans] gelegen haben müssen. Auch bietet die Mythologie, wie erwähnt, keine befriedigende Erklärung für die Doppelstruktur der Anlage. Die meisten Experten gehen daher heute davon aus, dass die Verehrung einer weiblichen Sonnengottheit, die zugleich als wichtigste Ahnengottheit des Kaiserhauses gilt und ihren Hauptsitz in Ise hat, erst in historischer Zeit zustande kam. Man nimmt an, dass sich die schriftliche Niederlegung der kaiserlichen Mythologie Anfang des achten Jahrhunderts mit der Entstehung des Ise-Kults überschneidet.5
Sowohl die Abfassung der kiki als auch der Ausbau von Ise wären nach dieser Theorie ein Produkt der Tenmu Dynastie, einer bestimmten Linie des Kaiserhauses, die von Tenmu Tennō [Tenmu Tennō (jap.) 天武天皇 631?–686; 40. japanischer Kaiser; (r. 673–686)] und seiner Witwe und Nachfolgerin Jitō [Jitō Tennō (jap.) 持統天皇 645–703, r. 686–697; 41. japanische Kaiserin] begründet wurde. Seit dieser Zeit ist auch die Existenz von zwei Hauptschreinen, die von den Priesterfamilien Arakida [Arakida (jap.) 荒木田 Priester des Inneren Schreins von Ise (Naikū)] (Innerer Schrein) und Watarai [Watarai (jap.) 度会 Priester des Äußeren Schreins von Ise] (Äußerer Schrein) geführt wurden, zuverlässig dokumentiert. Auch die 20-jährigen Schreinerneuerungen dürften ab dieser Zeit durchgeführt worden sein, obwohl sie erst ab 785 zweifelsfrei dokumentiert sind.6 Erst die Tenmu-Dynastie war also dafür verantwortlich, dass Ise den Status des obersten kaiserlichen Ahnenschreins erhielt.
Altertum
Ab der Zeit Tenmus und Jitōs wurden die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Schreinanlage in Form von „Opfergaben“ durch das Tennō [Tennō (jap.) 天皇 jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels]-Haus realisiert. Die Opfergaben waren materielle Güter, die den Unterhalt der Priester sicherten, und wurden von sogenannten Schreinhaushalten hergestellt, bäuerlichen Betrieben, die nominell dem Tennō unterstanden. Umgekehrt durften andere Personen, egal ob adelig oder nicht, den Gottheiten von Ise keine Unterstützungen oder Opfer zukommen lassen. Die Schreinhaushalte wurden jedoch von priesterlichen „Zeremonienmeistern“ (saishu [saishu (jap.) 祭主 wtl. Zeremonienmeister; spezielles Priesteramt in Ise]) des Hofes überwacht. Diese Zeremonienmeister, die wiederum aus der höfischen Priesterfamilie Nakatomi [Nakatomi (jap.) 中臣 Adelsgeschlecht der Antike] stammten, lebten zwar am Hof, hatten jedoch die eigentliche Autorität in Ise inne.7 Daneben gab es auch die Institution der Kult-Prinzessin (saiō [saiō (jap.) 斎王 Kult-Priesterin aus dem Tennō-Haus in den Schreinen Ise und Kamo; auch saigū; in Ise bis 1334 existent]). Diese stammte aus der Familie des Tennō, musste Jungfrau sein und nahm in rituellen Belangen die höchste Stellung ein. Wahrscheinlich hatte sie aber nur nominelle Autorität.
Werk von Minamikawa Sanjirō. 2013. Minamikawa Sanjirō, 2013/6/16.
Die besondere Beziehung zum Tennō-Haus führte zu einer Sonderstellung Ises innerhalb der Schreinlandschaft Japans. In allen bekannten Schreinlisten, die seit der Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit geführt werden, steht Ise als kaiserlicher Ahnenschrein trotz der entlegenen Lage unangefochten an erster Stelle. Der Tennō selbst war ab der Heian-Zeit in seiner Mobilität auf die Hauptstadt beschränkt und besuchte Ise daher nie in eigener Person. Auch die Aristokratie besuchte eher Schreine in Hauptstadtnähe hielt. Der Hof wahrte demnach gegenüber der höchsten Gottheit des Landes einen deutlichen Respektabstand.
Mittelalter und Frühe Neuzeit
Mit dem Niedergang des Hofes zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert verschwanden sowohl die Zeremonienmeister des Hofes als auch die Kult-Prinzessinnen und die Ise Schreine wurden nun wirklich von den dort ansässigen Priestern geführt. Zugleich mussten sie sich aber unter den neuen Kriegereliten nach Ersatz für die ökonomische Unterstützung durch den Hof umsehen. Dies führte zu einer erbitterten Konkurrenz zwischen den Watarai und den Arakida. Die Watarai bemühten sich, ihren Schrein, den Äußeren, als mindestens ebenso bedeutsam wie den Inneren darzustellen. Zu diesem Zweck identifizierten sie ihre Gottheit mit Kuni no Tokotachi [Kuni no Tokotachi (jap.) 国常立 mythologische Urgottheit des Shintō], der im Nihon shoki [Nihon shoki (jap.) 日本書紀 Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)] Generationen vor Amaterasu als Urgottheit in Erscheinung tritt. Dieser Urgott sollte laut Watarai die ursprüngliche Gottheit des Äußeren Schreins sein. In ihrem Bemühen um eine neue Identität gingen die Priester aber noch weiter und begründeten den sogenannten Watarai Shintō [Watarai Shintō (jap.) 度会神道 Shintō-Lehre des Äußeren Schreins von Ise], der zu einer Inspirationsquelle späterer Shintō-Theologien wurde.
Amaterasu blieb zwar über lange Sicht dennoch die repräsentativste Gottheit Ises, doch ihre Mythologie geriet weitgehend in Vergessenheit. Der große buddhistische Dichtermönch Saigyō [Saigyō (jap.) 西行 1118–1190; eigentlich: Satō Norikiyo; japanischer Mönch und Dichter] etwa schrieb: „Obwohl wir das Geheimnis [Ises] nicht kennen, rührt es uns doch zu Tränen.“8 In der Tat wurde Amaterasu zeitweise als Mann aufgefasst und mit Dainichi Nyorai [Dainichi Nyorai (jap.) 大日如来 Buddha Vairocana, der „kosmische Buddha“; wtl. „Großes Licht“ oder „Große Sonne“] identifiziert. Auch eine jugendliche Gottheit namens Uhō Dōji [Uhō Dōji (jap.) 雨宝童子 shintō-buddhistische Gottheit in Gestalt eines Jünglings, der als Erscheinungsform Amaterasus galt] galt als Erscheinungsform Amaterasus. Besonders exaltierte Theologen sahen in ihr auch eine Schlangengottheit.9
Sowohl der Innere als auch der Äußere Schrein sandten im Mittelalter und in der frühen Neuzeit unabhängig von einander Priester durchs Land, die der allgemeinen Bevölkerung von den sagenhaften Kräften der Ise-Gottheiten kündeten und Ise zur populärsten shintōistischen Pilgerstätte des Landes machten. Sie verteilten dabei auch Talismane in Papierform (o-fuda [o-fuda (jap.) お札 Amulett oder Talisman in Gestalt eines symbolischen Zeichens, meist aus Papier; auch shinsatsu; das Zeichen 札 kann auch „Geldschein“ bedeuten, wird dann aber sinojap. satsu ausgesprochen;]) und entwickelten zugleich, fast nebenbei, das erste Papiergeld Japans (mehr dazu auf der Spezialseite zu Daikoku).
Werk von Utagawa Kunisada (Toyokuni III, 1786–1865). Edo-Zeit, 1834. Bildquelle: Waseda University Library, über Internet Archive.
Gegen Ende der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit tauchten folgerichtig Gerüchte auf, dass die Ise-Pilger bisweilen mit einem Geldregen überschüttet werden würden, was zu einem weiteren Anstieg der Popularität Ises führte. Man stellte sich Amaterasu auch als weißes Pferd vor, das bei Hungerkatastrophen und Erdbeben helfend in Erscheinung trat. Schließlich entstanden unter den Ise-Pilgern unmittelbar vor der Meiji-Restauration [Meiji Ishin (jap.) 明治維新 Meiji Restauration, wtl. Meiji-Erneuerung, umfasst den politischen Umsturz 1867–68 und die nachfolgende Konsolidierung Japans als moderner Nationalstaat] millienaristische Bewegungen, die eine Art Zeitenwende (yonaoshi [yonaoshi (jap.) 世直し Welterneuerung; „Weltsanierung“; gesamtgesellschaftliche Umwälzung]) heraufbeschworen und ekstatische Tänze und Gesänge praktizierten. Nach dem Refrain ihrer Lieder sind diese Bewegungen als ee ja nai ka [ee ja nai ka (jap.) ええじゃないか Dialektform von ii ja nai ka, „ist doch in Ordnung so“; Refrain von Liedern, nach denen millienniaristische Bewegungen um 1867 benannt wurden] — etwa: „ist doch gut so“ – bekannt. Obwohl diese Bewegungen eher unpolitisch und nicht auf den Tennō bezogen waren, leisteten sie wahrscheinlich einen Beitrag zum politischen Umschwung von 1867 bis 68.
Dabei ließ sich der Künstler offenbar von den Umzügen inspirieren, die ab Mitte 1867 in vielen Landesteilen spontan um sich griffen. Diese sind nach dem Refrain der Gesänge, die dabei gesungen wurden, als ee ja nai ka („ist doch gut so“ oder „was ist schon dabei“) Umzüge bekannt. Auslöser waren z.T. auch Gerüchte von mysteriösen Geldregen, die sich insbesondere während der Pilgerfahrten nach Ise ereigneten.
Dass sich im kommenden Jahr 1868 ein politischer Umschwung ereignen würde, war dem Künstler natürlich nicht bewusst, doch deutet sich in dem hektischen Treiben die aufgeladene Stimmung unter der allgemeinen Bevölkerung in den Jahren 1867 und 1868 an. Diese Stimmung scheint auf dem Bild durch die Münzen hervorgerufen zu werden, die von der drachenreitenden Gestalt in der linken oberen Bildecke in die Menge geworfen werden. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um Amaterasu, die Hauptgottheit des Ise Schreins.Werk von Kawanabe Kyōsai (1831–1889). Edo-Zeit, 1867. National Diet Library, Tōkyō.
Moderne
Unter dem Regime der Meiji [Meiji (jap.) 明治 posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt]-Zeit wurden die Verbindungen zwischen Ise und Tennō schließlich wieder systematisch verstärkt. Der Watarai Shintō wurde endgültig als „Fälschung“ gebrandmarkt und die Gottheiten entsprechend den ältesten Chroniken in ihrer heutigen Gestalt festgelegt. Dass dies jedoch nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss sein muss, zeigen u.a. die erwähnten Widersprüche zwischen Architektur und Mythos.
Ein interessantes Detail am Rande: Die Institution der Kult-Prinzessin wurde in der Moderne in modifizierter Form erneut aufgenommen. Allerdings lautet ihr Titel saishu [saishu (jap.) 祭主 wtl. Zeremonienmeister; spezielles Priesteramt in Ise] (Zeremonienmeisterin). Das Kriterium der Jungfernschaft fiel zwar weg und es muss sich nicht einmal unbedingt um eine Frau handeln. Doch pendelt sich langsam wieder der Brauch ein, weibliche Angehörige des Tennō-Hauses in leitender ritueller Funktion in Ise zu installieren.
Ise als Inbegriff der japanischen Ästhetik
Ise wird auch in ästhetischer Hinsicht oft als Inbegriff des Shintō gedacht und gepriesen. Mit der Wiederaufwertung des Tennō Anfang der Meiji-Zeit wurde die monumental-archaische Formensprache Ises auch für neu geschaffene Schreine verwendet. So verfügen etwa der Yasukuni [Yasukuni Jinja (jap.) 靖国神社 Yasukuni Schrein, Tōkyō; Schrein zum Gedenken an Kriegsgefallene] Schrein, aber auch diverse neu geschaffene Kaisergräber, über die besonders schlichten torii im shinmei-Stil.
20. Jh. Bernhard Scheid, flickr, 2012.
Um 1920 errichtet, 1966 zerstört, 1975 neu errichtet. Wikimedia Commons, 2002.
Interessanterweise wurde allerdings der Schrein für Kaiser Meiji [Meiji Tennō (jap.) 明治天皇 1852–1912; 122. japanischer Kaiser (r. 1867–1912); Namensgeber und politische Symbolfigur der Meiji-Zeit; Eigenname: Mutsuhito], der 1920 fertig gestellt wurde, in einem Stil gehalten, der eher den buddhistisch beeinflussten Schreingebäuden der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit entspricht. Seine geschwungenen Dächer und Balken wurden offenbar doch vertrauter empfunden als das kantige Erscheinungsbild des antiken Ahnenschreins. Auch Europäer des 19. Jahrhunderts wie Ernest Satow [Satow, Ernest (west.) 1843–1929; brit. Diplomat und Pionier der Japanologie], einer der Pioniere der britischen Japanologie, charakaterisierten Ise als „disappointing in its simplicity and perishable nature“.10
Bruno Taut
Offenbar spielte der deutsche Architekt und Stadtplaner Bruno Taut [Taut, Bruno (west.) 1880–1938; deutscher Architekt der Zwischenkriegszeit, der unter dem Nationalsozialismus (1933–1936) in Japan Asyl fand] eine nicht unwesentliche Rolle für die heute gängige, überwiegend positive ästhetische Bewertung des Baustils von Ise. Als Pionier einer funktionalistischen, auf das Notwendigste reduzierten Architektur genoss Taut in den 1920er Jahren internationale Bekanntheit, u.a. durch richtungsweisende Sozialbauten in Berlin. Mit dem Machtantritt der Nazis geriet Taut allerdings zur persona non grata, verließ Deutschland und fand vorübergehend in Japan Exil. Dort begeisterte er sich u.a. für die Schlichtheit der Ise-Architektur, die er positiv mit dem überladenen Stil buddhistischer Tempel oder der Schreinanlage von Nikkō [Nikkō (jap.) 日光 Tempel-Schreinanlage im Norden der Kantō-Ebene, Präf. Tochigi; beherbergt u.a. den Tōshō-gū Schrein] kontrastierte. Ise stellte für ihn eine Entsprechung der Akropolis auf dem Gebiet der Holzarchitektur dar. In Ise und im Katsura Rikyū [Katsura Rikyū (jap.) 桂離宮 kaiserlicher Nebenpalast und -garten aus dem 17. Jahrhundert im Westen Kyōtos] Palast in Kyōto entdeckte er die Vorwegnahme moderner (eigener) architektonischer Prinzipien. Bereits 1933 erhielt Taut die Gelegenheit, seine Sicht der japanischen Architektur und Kultur auf japanisch zu veröffentlichen, und fand damit in Japan großen Anklang.11 Es mag ihm dabei nicht völlig bewusst gewesen sein, dass sein Lob der archaischen Monumentalität Ises durchaus ins Konzept des aufkeimenden japanischen Ultra-Nationalismus passte.
Tange Kenzō
Geijutsu shinchō, August 2013.
Im Kontext der Schreinerneuerung von 1953 setzte sich Tange Kenzō [Tange Kenzō (jap.) 丹下健三 1913–2005; japanischer Architekt und Städteplaner], der Vorreiter des sogenannten Metabolismus, für eine ähnliche Bewertung Ises wie Bruno Taut ein. Zusammen mit dem Architekturkritiker Kawazoe Noboru [Kawazoe Noboru (jap.) 川添登 1926–2015; japanischer Architekturkritiker] veröffentlichte er eine Hommage an Ise, die unter dem Titel Ise: Prototype of Japanese Architecture auch im englischen Sprachraum weite Verbreitung fand.12 Doch auch Tanges Lob ist nicht ganz frei von nationalistischen Bezügen: Noch zu Kriegszeiten, mit nur 29 Jahren, machte er erstmals auf sich aufmerksam, als er ein nationales Monument entwarf, das von der Schreinarchitektur Ises inspiriert war und am Fuße des Berges Fuji [Fuji-san (jap.) 富士山 Berg Fuji (3776 m), der höchste Berg Japans (veraltete Bezeichnung: Fuji-yama)] errichtet werden sollte.13
Die permanente Erneuerung Ises wurde von Tange und Kawazoe als Sinnbild des „Metabolismus“ (eig. Stoffwechsel) gedeutet, den Japans Architektur im Grunde immer schon in sich trug und der nun – in Übereinstimmung mit den Vorgaben der Natur – voll zum Tragen kommen sollte. Ise stellte somit – wohl nicht nur für Tange – ein scheinbar über jede Ideologie erhabenes Bindeglied zwischen Tradition und Moderne sowie zwischen Kriegs- und Nachkriegszeit dar. Charakteristischerweise nahmen Tange und Kawazoe wenig Bedacht auf die erwähnten historischen Veränderungen der Schreinanlage und ließen Mythen wie die über zweitausendjährige Schreingeschichte oder die Funktion Ises als ältester kaiserlicher Ahnenschrein unhinterfragt. Ihr Fokus auf ästhetische Fragen ließ sich zur Übertünchung der nationalistischen Propaganda, in die Ise verstrickt war und ist, natürlich bestens verwenden. Zu Tanges Ehrenrettung muss jedoch hinzugefügt werden, dass er sich ebenso von der buddhistischen Architektur Japans inspirieren ließ und insofern keinen puristischen Shintō-Essenzialismus praktizierte.
Werk von Tange Kenzō (1913–2005). Spätere Shōwa-Zeit, 1964. William Bullimore, flickr, 2009.
Verweise
Verwandte Themen
Fußnoten
- ↑ Ellwood 1968, S. 188.
- ↑ Nihon shoki 6, Suinin Tennō (Ü.: Aston 1972, Bd. 1, S. 176)
- ↑ Die älteste Erwähnung stammt aus einem Lied des Jinmu Tennō (Antoni 2012, S. 104; Aston 1972, I, S. 122), andere stammen aus dem Manyōshū.
- ↑ Nihon shoki 14, Yūryaku Tennō (Aston 1972, Bd. 1, S. 341).
- ↑ S. dazu Breen, Teeuwen 2017.
- ↑ Die älteste komplette Chronik von Ise ist das Daijingū shozō jiki 太神宮諸雜事記 aus dem späten 11. Jahrhundert, von einem Priester der Familie Arakida (Innerer Schrein) verfasst. Nach diesem Werk fanden die Schreinüberführungen ab 790 im 20-Jahres Rhythmus statt. Eine ältere Quelle, das Kōtai Jingū gishikichō 皇太神宮儀式帳 aus dem Jahr 804, gibt allerdings das Jahr 785 für die erstmalige Schreinüberführung an (Ōbayashi, Watanabe 1982, S. 39).
- ↑ Teeuwen 1996, Kap. 1.
- ↑ About Ise Jingu (Offizielle Website).
- ↑ Ein anschauliches Beispiel mittelalterlicher Exegesen von Amaterasu wird z.B. in Teeuwen 2003 diskutiert.
- ↑ Satow 1874, S. 121.
- ↑ Neben einer allgemeinen Beschreibung Japans, Nippon, mit europäischen Augen gesehen, die sofort ins Japanische übersetzt wurde, aber erst 2009 im deutschsprachigen Originaltext erschien (Taut 2009), verfasste Taut auch eine Reihe von Essays über die japanische Architektur, die sowohl ins Japanische als auch ins Englische übersetzt wurden.
- ↑ Tange, Kawazoe 1965.
- ↑ Carlos Zeballos, „The Metabolist Movement“ (Blogartikel, 2011), in My Architectural Moleskine (2014/10/24)
Internetquellen
- Ise Jingū
Offizielle Erläuterungen zur Mythologie, zur Architektur und zu den Zeremonien in Ise. - Shinmei-zukuri (Ise-Baustil), Eintrag des architekturgeschichtlichen Online-Wörterbuchs JAANUS.
- The Grand Shrines of Ise, Henry Smith (en.)
[Über Internet Archive, 2010/8]
Literatur
Bilder
- ^ Das 2013 neu errichtete Hauptgebäude des Äußeren Schreins (Gekū) von Ise. Bis auf wenige Details ist dieses Gebäude mit der Haupthalle des fünf Kilometer entfernten Inneren Schreins identisch.
Minamikawa Sanjirō, 2013. - ^ Lage des Inneren Schreins (Naikū) und Äußeren Schreins (Gekū) von Ise, deren Hauptgebäude über 4km von einander entfernt sind. Ehemals waren beide Anlagen von eigenen Dörfern, Yamada und Uji, umgeben, die heute zur Stadt Ise zusammengewachsen sind.
Google Earth, 2014. - ^ Satellitenbild welches den Äußeren Schrein (Gekū) von Ise zeigt.
Google Earth, 2014. - ^ Satellitenbild, welches den Inneren Schrein (Naikū) von Ise zeigt.
Google Earth, 2014. - ^ Der Ise Schrein kurz nach der Schreinverlegungszeremonie, Oktober 2013. Vor einem knallneuen torii verneigen sich zwei festlich gekleidete Damen unter Anleitung eines Priesters. Eine Masse von Schaulustigen, zu denen auch der Fotograf gehört, befindet sich hinter einem Zaun, der nur für prominente Gäste geöffnet wird. Vom eigentlichen Hauptgebäude ist lediglich ein kleines Stück Dach zu sehen, die Architektur entspricht jedoch dem überdachten Tor hinter dem torii. Rechts im Hintergrund ist noch die spiegelbildlich errichtete alte Anlage zu sehen, die in Kürze abgerissen wird, bis das Areal nach zwanzig Jahren für einen weiteren Neuaufbau genutzt wird.
Bernhard Scheid, 2013. - ^ Die Anlage des Inneren Schreins (Naikū), wie sie 1880 von Edoardo Chiossone und anderen dokumentiert wurde. Abgebildet ist jener Bereich, der damals wie heute für gewöhnliche Besucher unzugänglich ist. Obwohl es heißt, dass die Anlage alle zwanzig Jahre nach exakt dem gleichen Plan neu errichtet wird, fallen im Vergleich zu heutigen Bildern Veränderungen auf. So gab es damals offenbar noch kein verlängertes Vordach vor dem Eingang der Haupthalle (im linken Bildteil), vor allem aber sind die beiden Nebengebäude heute nicht mehr in der gleichen Achse wie die Haupthalle, sondern weit nach hinten versetzt (vgl. Bild:Naiku_google.jpg).
Werk von Edoardo Chiossone u.a. Meiji-Zeit. Museum für Angewandte Kunst (MAK), Wien, mit freundlicher Genehmigung. - ^ Anlässlich der periodischen Neuerrichtung der Schreinanlage von Ise, die alle 20 Jahre stattfindet, wird das Hauptheiligtum (go-shintai) des Schreins in einer nächtlichen Prozession zu seinem neuen Bestimmungsort gebracht. Das heilige Objekt ist durch Tücher verhüllt.
Meiji-Zeit. Schreinamt von Ise (Jingū Shichō), 2006. - ^ Rituelle Übergabe von Nahrungsopfern an die Götter des Waldes anlässlich der ersten Baumfällungen für die neue Schreinanlage von Ise, acht Jahre vor der Hauptzeremonie.
2005/6/3. Sengu News, über Internet Archive. - ^ Die Haupthalle des Äußeren Schreins (Gekū) von Ise weicht nur in kaum merkbaren Details von der des Inneren Schreins ab. Unter anderem sind die verlängerten Dachsparren (chigi) hier vertikal und nicht horizontal abgeschrägt (vgl. Bild:Naiku kokkayoho.jpg).
Werk von Edoardo Chiossone u.a. Meiji-Zeit. Museum für Angewandte Kunst (MAK), Wien, mit freundlicher Genehmigung. - ^ Das Bild entstand im Rahmen einer Inspektionstour zu den Baudenkmälern und Kunstschätzen Japans aus den Jahren 1879 und 80, die von Tokunō Ryōsuke (1825–1883), dem Leiter der Staatsdruckerei, initiiert worden war. Ein Team von Photographen und Lithographen erhielt die Aufgabe, die repräsentativsten Kunstschätze des Landes so naturgetreu wie möglich festzuhalten. Dem Expertenteam gehörte auch der Italiener Edoardo Chiossone an, der Japan mit den neuesten Techniken der europäischen Druckkunst vertraut machte und u.a. die japanischen Banknoten entwarf. Die von Chiossone und anderen angefertigten Lithographien der Serie sind teilweise hyperrealistisch und genauer als Photographien.
Dennoch wirkt der Innere Schrein (Naikū), das Hauptheiligtum von Ise, zwar in den Details realistisch, die Proportionen stimmen allerdings nicht ganz mit dem heutigen Bau überein.
Werk von Edoardo Chiossone u.a. Meiji-Zeit, >. Museum für Angewandte Kunst (MAK), Wien, mit freundlicher Genehmigung. - ^ Modellgrafik des Inneren Schreins (Naikū) von Ise.
Bildquelle: Japonia.org.pl, über Internet Archive.
- ^ Haupthalle des Ise Schreins im shinmei-Stil.
Bildquelle: Mundo-Nipo, 2014. - ^ Die „weibliche“ Form des Dachornaments des Ise Schreins ist charakterisiert durch horizontal abgeschrägte Dachsparren (chigi) und eine gerade Anzahl von Querhölzern (katsuogi).
Salvador Busquets Artigas, (SBA73) flickr, 2008 (mit freundlicher Genehmigung). - ^ Das Dach des Äußeren Schreins (Gekū) unterscheidet sich durch die Vertikale Abschrägung der Dachsparren (chigi) und die ungerade Zahl der Rundhölzer (9) vom Dach des Inneren Schreins.
Minamikawa Sanjirō, 2013. - ^ Kuroda Sayako, derzeit stellvertretende Kult-Prinzessin (saiō) in Ise, ist eine Tochter des Heisei Tennō. Hier leitet sie das Tsukinami-sai, ein traditionelles halbjährliches Ritual in Ise. Rechts die 20 Jahre alte Anlage des Inneren Schreins (Naikū), die in Kürze durch die neuen Gebäude im Hintergrund ersetzt werden wird.
Werk von Minamikawa Sanjirō. 2013. Minamikawa Sanjirō, 2013/6/16. - ^ Dichtes Gedränge von diversen Pilgern und Pilgergruppen vor einem torii das den Eingang des Areals von Ise markiert. Im Hintergrund links ist die Uji-Brücke zu erkennen, im Hintergrund rechts eine Bühne mit Shamisen-Spielerinnen.
Werk von Utagawa Kunisada (Toyokuni III, 1786–1865). Edo-Zeit, 1834. Bildquelle: Waseda University Library, über Internet Archive. - ^ Die im Titel angesprochenen Erntedank-Tänze (hōnen odori) werden hier von Alltags-Figuren ausgeführt wie Bauern, Freudenmädchen oder fahrenden Nonnen, dazwischen mischen sich aber auch Götter wie Ebisu, Shōki oder Uhō Dōji. Das Bild ist eigentlich ein Kalender, auf dem verschiedene Kalenderdaten für das Jahr Keiō 4 (1868) eingeschrieben sind. Die zwölf tanzenden Figuren sind wohl auch die zwölf Monate, angedeutet durch die Zwölf Tierkreiszeichen (jūni shi).
Dabei ließ sich der Künstler offenbar von den Umzügen inspirieren, die ab Mitte 1867 in vielen Landesteilen spontan um sich griffen. Diese sind nach dem Refrain der Gesänge, die dabei gesungen wurden, als ee ja nai ka („ist doch gut so“ oder „was ist schon dabei“) Umzüge bekannt. Auslöser waren z.T. auch Gerüchte von mysteriösen Geldregen, die sich insbesondere während der Pilgerfahrten nach Ise ereigneten.
Dass sich im kommenden Jahr 1868 ein politischer Umschwung ereignen würde, war dem Künstler natürlich nicht bewusst, doch deutet sich in dem hektischen Treiben die aufgeladene Stimmung unter der allgemeinen Bevölkerung in den Jahren 1867 und 1868 an. Diese Stimmung scheint auf dem Bild durch die Münzen hervorgerufen zu werden, die von der drachenreitenden Gestalt in der linken oberen Bildecke in die Menge geworfen werden. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um Amaterasu, die Hauptgottheit des Ise Schreins.
Werk von Kawanabe Kyōsai (1831–1889). Edo-Zeit, 1867. National Diet Library, Tōkyō. - ^ Monumentales torii im shinmei-Stil am Eingang der Schreinanlage des Yasukuni Jinja. Zur Zeit seiner Errichtung (1921) das größte torii Japans; 1943 zur Kriegsmaterialgewinnung eingeschmolzen; 1974 neu errichtet. Mit 25m Höhe nach wie vor das größte torii Japans.
20. Jh. Bernhard Scheid, flickr, 2012. - ^ Mit einer Höhe von zwölf Metern ist dieses torii das größte hölzerne myōjin torii Japans. Zur Zeit der Errichtung des Meiji Schreins (um 1920) wurde dieses Torii aus einer 1200 Jahre alten taiwanesischen Zypresse (hinoki) hergestellt. Taiwan war damals bekanntlich eine japanische Kolonie. 1966 wurde das Torii jedoch durch einen Blitzeinschlag beschädigt. Daraufhin suchte man in Japan vergeblich nach entsprechenden Baumriesen. Erst 1975 gelang es, wiederum mit einer Zypresse aus Taiwan, ein neues, ähnlich großes Torii zu errichten. (S. Meiji jingū)
Um 1920 errichtet, 1966 zerstört, 1975 neu errichtet. Wikimedia Commons, 2002. - ^ Der Architekt, Stadtplaner und Architekturtheoretiker Bruno Taut.
Architekturmuseum Berlin. - ^ Portrait des japanischen Architekten Tange Kenzō (1913–2005) vor der Yoyogi Sporthalle, err. 1964, einem der vielen architektonischen Denkmäler, die er in Tōkyō hinterließ.
Geijutsu shinchō, August 2013. - ^ Vielleicht das berühmteste Bauwerk des Meisterarchitekten Tange Kenzō, das oft mit dem Schreinstil von Ise verglichen wird (obwohl es meiner Meinung nach eher an den Tōdaiji erinnert).
Werk von Tange Kenzō (1913–2005). Spätere Shōwa-Zeit, 1964. William Bullimore, flickr, 2009.
Glossar
- Ame no Uzume 天鈿女/天宇受賣 ^ mythologische Gottheit, Ahnherrin des Theaters
- Atsuta Jingū 熱田神宮 ^ wichtigster und ältester Schrein in Nagoya
- Dainichi Nyorai 大日如来 ^ Buddha Vairocana, der „kosmische Buddha“; wtl. „Großes Licht“ oder „Große Sonne“
- ee ja nai ka ええじゃないか ^ Dialektform von ii ja nai ka, „ist doch in Ordnung so“; Refrain von Liedern, nach denen millienniaristische Bewegungen um 1867 benannt wurden
- Jitō Tennō 持統天皇 ^ 645–703, r. 686–697; 41. japanische Kaiserin
- Kanname-sai 神嘗祭 ^ wtl. Fest des göttlichen Kostens [des ersten Reises]; kaiserl. Erntedankfest im zehnten Monat, das parallel am Kaiserpalast und im Ise Schrein durchgeführt wird
- Katsura Rikyū 桂離宮 ^ kaiserlicher Nebenpalast und -garten aus dem 17. Jahrhundert im Westen Kyōtos
- Kawazoe Noboru 川添登 ^ 1926–2015; japanischer Architekturkritiker
- kiki 記紀 ^ Sammelbezeichnung für KojiKI und Nihon shoKI (ki, Bericht, ist jeweils mit einem leicht abweichenden Zeichen geschrieben)
- Kuni no Tokotachi 国常立 ^ mythologische Urgottheit des Shintō
- Meiji Ishin 明治維新 ^ Meiji Restauration, wtl. Meiji-Erneuerung, umfasst den politischen Umsturz 1867–68 und die nachfolgende Konsolidierung Japans als moderner Nationalstaat
- Meiji Tennō 明治天皇 ^ 1852–1912; 122. japanischer Kaiser (r. 1867–1912); Namensgeber und politische Symbolfigur der Meiji-Zeit; Eigenname: Mutsuhito
- Nihon shoki 日本書紀 ^ Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
- Nikkō 日光 ^ Tempel-Schreinanlage im Norden der Kantō-Ebene, Präf. Tochigi; beherbergt u.a. den Tōshō-gū Schrein
- Satow, Ernest (west.) ^ 1843–1929; brit. Diplomat und Pionier der Japanologie
- shikinen sengū 式年遷宮 ^ periodische Schreinverlegung bzw. -erneuerung; zumeist, aber nicht nur, auf Ise bezogen
- shin no mihashira 神の御柱 ^ „Herz-Pfeiler“; symbolischer Bauteil ohne statische Funktion unterhalb von Schreingebäuden, z.B. in Ise
- Suinin Tennō 垂仁天皇 ^ 11. kaiserl. Herrscher Japans, leg. Regiergungszeit 29 v.–70 n.u.Z.
- Sujin Tennō 崇神天皇 ^ 97–30 v.u.Z. (mythol. Regierungszeit); 10. japanischer Kaiser
- Takuhata-hime 栲幡姫 ^ Tochter des semi-historischen Herrschers Yūryaku und Kult-Prinzessin in Ise; wtl. Prinzessin Maulbeer-Webstuhl
- Tange Kenzō 丹下健三 ^ 1913–2005; japanischer Architekt und Städteplaner
- Taut, Bruno (west.) ^ 1880–1938; deutscher Architekt der Zwischenkriegszeit, der unter dem Nationalsozialismus (1933–1936) in Japan Asyl fand
- Tenmu Tennō 天武天皇 ^ 631?–686; 40. japanischer Kaiser; (r. 673–686)
- Uhō Dōji 雨宝童子 ^ shintō-buddhistische Gottheit in Gestalt eines Jünglings, der als Erscheinungsform Amaterasus galt
- Yamato Takeru 倭建/日本武 ^ Mythologischer Prinz, Sohn des Keikō Tennō; wtl. der Held/der Tapfere von Yamato
- Yasukuni Jinja 靖国神社 ^ Yasukuni Schrein, Tōkyō; Schrein zum Gedenken an Kriegsgefallene
- Yūryaku Tennō 雄略天皇 ^ 418–479; semi-historischer 21. Kaiser Japans; (r. 456–479); andere Namen: Ōhatsuse Wakatake; Wakatakeru no Ōkimi
Religion in Japan, Inhalt
- 一 Grundbegriffe
- 二 Bauten
- 五 Mythen
- Einleitung
- Mythologie:
- Götter des Himmels
- Götter der Erde
- Jenseits:
- Jenseits
- Geister:
- Totengeister
- Dämonen
- Tiere:
- Imaginäre Tiere
- Verwandlungskünstler
- Symboltiere
- 六 Geschichte
- Einleitung
- Altertum:
- Prähistorie
- Frühzeit
- Nara-Zeit
- Frühe kami-Kulte
- Heian-Zeit
- Saichō
- Kūkai
- Honji suijaku
- Mittelalter:
- Kamakura-Zeit
- Amidismus
- Zen Buddhismus
- Nichiren Buddhismus
- Mittelalterl. Shintō
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- Reichseinigung
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- Moderne und Gegenwart:
- Bakumatsu-Zeit
- Staatsshintō
- Neue Religionen
- 七 Essays
- Überblick
- Buddhismus, Asien:
- Arhats in China und Japan
- Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus
- Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott
- Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins
- Lokale Vorstellungen, Japan:
- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
- Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult
- Hundert Geschichten: Horrorklassiker aus der Edo-Zeit
- Religion und Politik:
- Die Tenshō-Mission: Beginn einer schwierigen transnationalen Beziehung
- Yasukuni: Der Schrein des ‚friedlichen Landes‘
- Herrigels Zen und das Bogenschießen
- Anhang
- Metalog
- Konzept
- Autor
- Impressum
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„Die Schreinanlage von Ise.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001