Geschichte/Kamakura/Verwuenschungen
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Rituelle Verwünschungen
Viele Legenden des japanischen Mittelalters belegen, dass die magische Macht des Buddhismus in der damaligen Vorstellungswelt ein wertfreies Mittel war, das auch für Zwecke eingesetzt werden konnte, die der reinen Lehre des Buddhismus widersprachen. Ein eindruckvolles Beispiel ist die Biographie des
auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
Der Begriff „Heian“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
-zeitlichen
Der Begriff „Tendai-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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-Mönchs
Der Begriff „Raigō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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.
Raigōs Rache
Holzblockdruck von Adachi Ginko, 1896
Raigō war ein Mönch aus den höchsten Adelskreisen, der dem Kaiser (Shirakawa Tennō) mit magischen Zeremonien und Gebeten zu Diensten war, als es darum ging, einen Thronfolger in die Welt zu setzen. Im Gegenzug sollte sein eigener Tempel (der Mii-dera), der stets unter dem Diktat des mächtigen
Der Begriff „Enryaku-ji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
auf Berg Hiei zu leiden hatte, eine eigene Ordinationsplattform (gleichbedeutend mit religionspolitischer Unabhängigkeit) erhalten.
Als das Vorhaben gelang und dem Kaiser tatsächlich ein Sohn geboren wurde, wussten die rivalisierenden Mönche des Enryaku-ji allerdings zu verhindern, dass Raigō seine versprochene Belohnung erhielt. Aus Rache hungerte sich Raigō zu Tode und vollzog dabei ein weiteres Mal magische Riten, um sich nach seinem Tod in einen Rachegeist (
„erhabener“ [Rache]Geist
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) zu verwandeln. Als solcher nahm er die Form eine riesigen Ratte an und führte ein Heer von Artgenossen auf Berg Hiei, wo sie die Statuen und heiligen Schriften des Enryaku-ji auffraßen. Auch der Tod des Thronfolgers im kindlichen Alter wurde dem Fluch des Raigō zugeschrieben.
Raigō widersetzt sich allen Versuchen der Beschwichtigung... | ... und verwandelt sich schließlich in eine riesige Ratte. |
Blockdruck von Kuniyoshi | Blockdruck von Yoshitoshi |
Die Geschichte des Raigō wird in den mittelalterlichen Kriegerepen Heike monogatari und Taiheiki erzählt, sie stellte aber auch den Stoff für Dramen des Noh- und Kabuki Theaters dar und wurde schließlich ein beliebtes Motiv der Ukiyoe-Künstler.
Rituale im Krieg
Auch weniger literarische Texte belegen, dass buddhistische Magie keineswegs auf fromme Zwecke beschränkt war. Ein mittelalterlicher Ritualtext der
Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan
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Schule erklärt, wie die Form eines Altars mit dem Anlass des Ritus in Verbindung steht, und verrät dabei, dass unter anderem auch Verwünschungen (von Feinden, gegen die man Krieg führte oder gegen die man einen Krieg plante) den Zweck von Ritualen darstellten:
Ein ringförmiger Altar wird gebraucht um Katastrophen zu verhindern; ein längliches Rechteck um Wohlstand und Langes Leben zu erhöhen; ein lotos-förmiger Altar dient für Liebe und Respekt; ein dreieckiger Altar dient für Verwünschungen [...]
Wenn Verwünschungen durchgeführt werden, muss der dreieckige Altar auf jeder Seite mit dem Bild einer Rüstung bemalt werden.
Nach Conlan 2003: 170.
Quellen
Religion in Japan, Inhalt
- 一 Grundbegriffe
- 二 Bauten
- 五 Mythen
- Einleitung
- Mythologie:
- Götter des Himmels
- Götter der Erde
- Jenseits:
- Jenseits
- Geister:
- Totengeister
- Dämonen
- Tiere:
- Imaginäre Tiere
- Verwandlungskünstler
- Symboltiere
- 六 Geschichte
- Einleitung
- Altertum:
- Prähistorie
- Frühzeit
- Nara-Zeit
- Frühe kami-Kulte
- Heian-Zeit
- Saichō
- Kūkai
- Honji suijaku
- Mittelalter:
- Kamakura-Zeit
- Amidismus
- Zen Buddhismus
- Nichiren Buddhismus
- Mittelalterl. Shintō
- Frühe Neuzeit:
- Reichseinigung
- Christentum
- Terauke-System
- Neo-Konfuzianismus
- Kokugaku
- Moderne und Gegenwart:
- Bakumatsu-Zeit
- Staatsshintō
- Neue Religionen
- 七 Essays
- Überblick
- Buddhismus, Asien:
- Arhats in China und Japan
- Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus
- Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott
- Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins
- Lokale Vorstellungen, Japan:
- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
- Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult
- Hundert Geschichten: Horrorklassiker aus der Edo-Zeit
- Religion und Politik:
- Die Tenshō-Mission: Beginn einer schwierigen transnationalen Beziehung
- Yasukuni: Der Schrein des ‚friedlichen Landes‘
- Herrigels Zen und das Bogenschießen
- Anhang
- Metalog
- Konzept
- Autor
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„Rituelle Verwünschungen.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001