Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott
Bishamon-ten [Bishamon-ten (jap.) 毘沙門天 Himmelswächter des Nordens, Glücksgott; abgeleitet von einem indischen Gott des Reichtums, Vaishravana] ist im heutigen Japan in erster Linie als eine Art Samurai unter den Sieben Glücksgöttern (Shichi Fukujin [Shichi Fukujin (jap.) 七福神 Sieben Glücksgötter; populäres Ensemble von Glücksgöttern verschiedener Herkunft]) präsent.1 Er entstammt jedoch dem Buddhismus, genauer der Kategorie der deva [deva (skt.) देव „Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)]-Gottheiten (tenbu [tenbu (jap.) 天部 Gruppe der indischen bzw. aus Indien übernommene Gottheiten im japanischen Buddhismus (skt. deva)]), die eigentlich auf indische (meist vedische [Veda (skt.) वेद „Wissen“, älteste indische Textsammlung zur brahmanischen Religion, in Versform; ursp. nur mündlich tradiert]) Götter zurückgehen und als Wächtergottheiten ins buddhistische Pantheon integriert wurden. Unter diesen buddhistischen Devas ist Bishamon-ten einer der ersten, die Japan erreichten, nämlich bereits im sechsten Jahrhundert. Im Laufe seiner Entwicklung übernahm er unterschiedliche Funktionen, vor allem die eines Kriegs- bzw. militärischen Schutzgottes, aber auch die Funktion einer Gottheit des Reichtums. Umso erstaunlicher ist es, dass seine ikonographische Grundform dabei weitgehend unverändert blieb: Eine sehr maskuline Erscheinung in einer imponierenden Rüstung, in einer Hand eine Waffe, in der anderen (fast immer) eine Pagode. Diese Pagode repräsentiert die Lehre des Buddha, was auf seine ursprüngliche Funktion verweist: den Buddhismus wehrhaft zu verteidigen.
Vorlage:WmaxX Im Gegensatz zu anderen Glücksgöttern, etwa Daikoku [Daikoku (jap.) 大黒 Gott des Reichtums und Stellvertreter der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); skt. Mahakala = „Großer Schwarzer“; auch Daikoku-ten] oder Benzaiten [Benzaiten (jap.) 弁才天/弁財天 Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten], lassen sich bei Bishamon keine Assoziationen mit lokalen japanischen Gottheiten ausmachen. Was diese Figur aber interessant und vielschichtig macht, sind die unterschiedlichen Legenden, die Bishamon-ten sozusagen im Gepäck aus Asien mitgebracht hat. Diese erklären auch, warum Bishamon nicht nur als kriegerischer Wächter, sondern auch als Gott des Reichtums verehrt wurde. Der Reichtumsaspekt war es wohl auch, warum Bishamon-ten neben seiner kanonischen buddhistischen Form auch in das synkretistische Ensemble der Glücksgötter integriert werden konnte.
Hüter des Nordens
Bishamon-ten in Gruppen
Kamakura-Zeit, 13. Jh. Nara National Museum.
Bishamon ist zunächst in mehreren Formationen von Richtungsgottheiten vertreten, vor allem als einer der Vier Himmelskönige (Shi-Tennō [Shi-Tennō (jap.) 四天王 wtl. Vier Himmelskönige, die aber eher als Himmelswächter auftreten und jeweils eine Himmelsrichtung beschützen; angeführt von Bishamon-ten, dem Wächter des Nordens; der Ausdruck wird auch für diverse Gruppen von vier Kriegern angewendet]) und einer der Zwölf Göttlichen Generäle (Jūni Shinshō [Jūni Shinshō (jap.) 十二神将 Die Zwölf Göttlichen Generäle]). Beide Formationen bestehen aus kriegerischen Figuren und sind analog zu den vier Himmelsrichtungen bzw. den Zwölf Himmelsstämmen (jūni shi [jūni shi (jap.) 十二支 Zwölf Erdzweige (chin. Tierkreiszeichen)]) organisiert (siehe Wächtergötter). Bishamon-ten steht jeweils für den Norden und repräsentiert so etwas wie den Gruppenführer, allerdings nicht in einer klar von den anderen abgesetzten Position. Seine privilegierte Stellung resultiert lediglich daraus, dass der Norden gemäß traditionellen chinesischen Vorstellungen der Ort des Kaiserpalastes war. Auch buddhistische Tempel sind zumeist so ausgerichtet, dass der Haupteingang im Süden liegt, während sich die Haupthalle im nördlichen Teil der Anlage befindet. Der Norden ist also sowohl im weltlichen als auch im geistlichen Bereich der Sitz der Autorität. Insofern ist der Wächter des Nordens von größerer Bedeutung und höherem Rang als alle anderen Wächter.2
Staatsschutz
Asuka Zeit, 7. Jh. n.Chr. Nihon no bijutsu 315 (1992), Abb. 1.
Nara-Zeit, 8. Jh. Bildquelle: unbekannt.
Die Vier Himmelskönige spielten vor allem in der Frühzeit des japanischen Buddhismus eine wichtige Rolle. Damals erhoffte der japanische Staat aus der Verehrung des Buddhismus konkrete militärische und politische Vorteile ziehen zu können, wie dies in einigen buddhistischen Sutren, vor allem dem Goldglanz Sutra (jap. Konkōmyō-kyō [Konkōmyō-kyō (jap.) 金光明経 Goldglanz Sutra; skt. Suvarṇaprabhāsasottama sūtra; eines von drei „Staatsschutz-Sutren“ des frühen japanischen Staats]) auch ganz explizit versprochen wird.3 Die erste offizielle Chronik Japans, das Nihon shoki [Nihon shoki (jap.) 日本書紀 Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)], berichtet dazu Folgendes:
Nachdem der Buddhismus erstmals bei Hof bekannt geworden ist, formiert sich eine Partei für und eine gegen die neue Religion. 587 kommt es zu einer Schlacht zwischen dem Lager der Mononobe [Mononobe (jap.) 物部 wtl. „Sippe der Dinge“; altjap. Klan, der gegen den Buddhismus eingestellt war], die den Buddhismus ablehnen, und dem Lager der Soga [Soga no uji (jap.) 蘇我氏 Soga-Klan, die ersten Förderer des jap. Buddhismus], die ihn fördern. Obwohl noch ein Knabe von dreizehn Jahren, zieht auch der Kaisersohn Shōtoku Taishi [Shōtoku Taishi (jap.) 聖徳太子 574–622; Prinz Shōtoku; kaiserlicher Regent] (574–622) in diese Schlacht, und zwar auf Seiten der Soga. Zunächst sieht die Lage für die Verteidiger des Buddhismus jedoch übel aus.
Da sprach [der Prinz] zu sich: „Ob wir wohl siegen werden? Ohne ein Versprechen (an die Buddhas) wird dies kaum möglich sein.“ Und so schnitt er einen Lackbaum (nuride [nuride (jap.) 白膠木 Lackbaum; Rhus verniciflua]) um, formte daraus die Figuren der Vier Himmelswächter (Shi-Tennō) und steckte sie in sein Haar. Dann leistete er folgenden Schwur: „Gewiss will ich für die vier weltbeschützenden Könige einen Tempel errichten.“ Auch der Großminister Soga no Umako [Soga no Umako (jap.) 蘇我馬子 551?–626; Staatsmann; Sohn des Soga no Iname] leistete einen Schwur und sprach: „Wenn die Himmlischen Könige und die Großen Göttlichen Könige4 uns zu Hilfe kommen und wir siegen, gelobe ich für die Devas und die Großen Götter einen Tempel zu errichten und ihn den Drei Schätzen (= Buddhismus) zu übergeben.“
Prompt wendet sich das Kriegsglück, da es einem Heckenschützen gelingt, den feindlichen Heerführer mit einem gezielten Pfeilschuss zu töten.5
Der entscheidende Durchbruch des frühen japanischen Buddhismus erfolgte also laut Nihon shoki auf militärischem Wege und war nur dank des Eingreifens der Vier Himmelskönige möglich. Dem entsprechend wurde im Jahr 593 für die Vier Himmelskönige auch der Shitennō-ji [Shitennō-ji (jap.) 四天王寺 buddh. Tempel im heutigen Ōsaka; zählt zusammen mit dem Asuka-dera zu den beiden ältesten Tempeln Japans (Gründung 593)] im heutigen Ōsaka errichtet. Im gleichen Jahr errichtete Soga no Umako den Asuka-dera [Asuka-dera (jap.) 飛鳥寺 erster historisch fassbarer Tempel Japans, gegr. 593 (Nihon shoki) von Soga no Umako; wurde unter anderem als Hōkō-ji (Tempel des beginnenden Dharmas) bezeichnet, später aber unter dem Namen Gangō-ji (Tempel des ursprünglichen Beginns) nach Nara verlegt; unter Asuka-dera versteht man heute den ursprünglichen Standort in der Asuka Region]. Gemäß Nihon shoki leiten sich diese beiden ältesten Tempel Japans also auf Schwüre der beiden wichtigsten historischen Persönlichkeiten der Zeit um 600 zurück. Diese Schwüre sind wiederum durch entsprechende Stellen im Goldglanz Sutra inspiriert.
Heian-Zeit, 12. Jh.?. Kuramadera Bishamon-ten to Kisshō-ten (Nihon no Butsuzō 21, 2007/11/8), S. 3.
Edo-Zeit. Ron Reznick, 2004 (mit freundlicher Genehmigung).
Noch in der Nara [Nara (jap.) 奈良 Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō]-Zeit stellten die Himmelskönige eine zentrale Instanz dar, als es darum ging, Buddhismus und staatliche Verwaltung Hand in Hand im ganzen Land zu institutionalisieren. Zu diesem Zweck schuf Shōmu Tennō [Shōmu Tennō (jap.) 聖武天皇 701–56; 45. japanischer Kaiser; (r. 724–49); Förderer des Buddhismus] in der ersten Hälfte des achten Jahrhunderts das Netzwerk der sogenannten Provinzialtempel (kokubunji [kokubunji (jap.) 国分寺 Provinztempel, Provinzialhaupttempel; in der Nara-Zeit Teil eines landesweiten Tempel-Netzwerks]), die offiziell folgende Bezeichnung trugen: „Tempel für den Schutz des Staates durch die Vier Himmelskönige des Goldglanz [Sutra]s“.6 Daher tauchen die Vier Himmelswächter auch in der Halle des Großen Buddha im Tōdaiji [Tōdaiji (jap.) 東大寺 Tempel des Großen Buddha von Nara; wtl. Großer Ost-Tempel] von Nara auf. Dieser Tempel war schließlich das Zentrum des Provinzialtempelsystems. Allerdings sind heute dort nur noch zwei der ursprünglichen Himmelskönige zu sehen, nämlich Tamon-ten [Tamon-ten (jap.) 多聞天 Synonym von Bishamon-ten, Himmelswächter des Nordens (skt. Vaishravana)] (= Bishamon-ten) und Kōmoku-ten [Kōmoku-ten (jap.) 広目天 Wächter des Westens der Shi-Tennō, wtl. „Der, der alles sieht“; skt. Virūpākṣa]. Der Größe des daibutsu [daibutsu (jap.) 大仏 wtl. „Großer Buddha“; monumentale Buddha-Statue] entsprechend sind aber auch sie von enormen Ausmaßen. Ähnlich wie im Tōdaiji sind die Himmelskönige in vielen anderen Tempeln als Wächter des Hauptheiligtums im Einsatz, allerdings werden sie mehr und mehr auf diese untergeordnete Funktion reduziert. Als Gruppe erlebten die Vier Himmelskönige also einen Abstieg, der mit der allmählichen Entwicklung des japanischen Buddhismus von einer Herrschaftsideologie zu einer Volksreligion einherging.
Vaishravana aus Khotan (Tobatsu Bishamon-ten)
Zur Zeit der oben geschilderten Ereignisse genoss Vaishravana [Vaiśravaṇa (skt.) वैश्रवण „Sohn des Gerühmten“, Himmelswächter des Nordens, aka. Kubera (jap. Bishamon-ten 毘沙門天 oder Tamon-ten 多聞天)] (Bishamon) entlang der Seidenstraße, also auf der Japan entgegengesetzten Seite der chinesisch-buddhistischen Einflusssphäre, eine womöglich noch größere Verehrung als die japanischen Himmelswächter. Im achten Jahrhundert, als die Tang [Tang (chin.) 唐 chin. Herrschaftsdynastie, 618–907]-Dynastie (7.–9. Jh.) von Bürgerkriegen und dynastischen Streitigkeiten massiv erschüttert war, entstand eine semi-historische Legende um Vaishravana als kriegerische Schutzgottheit, deren Spuren nach Westen führen. Die Eckpunkte dieser Erzählung lauten folgendermaßen:
Kamakura-Zeit, 1314. Tokyo National Museum.
Im Jahr 742 wird die Garnisonsstadt Anxi [Anxi (chin.) 安西 wtl. „Befriedung des Westens“; chinesische Garnisonsstadt am Knotenpunkt zweier Hauptrouten der Seidenstraße nahe der heutigen Stadt Guazhou, später auch Name der umgebenden Region], der Knotenpunkt von nördlicher und südlicher Seidenstraße im Nordwesten Chinas, von „Barbaren“ angegriffen und gerät in arge Bedrängnis. Die Kunde davon dringt bis in die Hauptstadt, wo der Kaiser den eminenten Mönch Amoghavajra [Amoghavajra (skt.) अमोघवज्र 705–774; buddh. Mönch aus Samarkand, Autor und Übersetzer zahlreicher Schriften des esoterischen Buddhismus aus dem Sanskrit ins Chinesische; chin. Bukong Jingang (jap. Fukū Kongō 不空金剛)] (705–774) anweist, etwas für die Sicherheit des Landes zu tun. Amoghavajra, der seinerseits zentralasiatische Wurzeln hat, betet daraufhin zu Vaishravana (Bishamon). Dieser erhört die Bitten und verursacht ein Erdbeben in Anxi. Auch sendet er goldfarbene Mäuse aus, die die Bogensehnen der Feinde zernagen (mehr zu diesen Mäusen s.u.). Schließlich erscheint Vaishravana höchstpersönlich auf dem riesigen Nordtor der Burg. Da ergreifen die Feinde die Flucht und Anxi ist gerettet. Die Geschichte machte derartigen Eindruck, dass der Kaiser daraufhin in allen Garnisonen Statuen dieser Gottheit aufstellen ließ.7
Die Historizität dieser Legende ist äußerst zweifelhaft (Amoghavajra befand sich zu dieser Zeit nicht am chinesischen Hof und von einer Belagerung 742 ist ansonsten nichts zu finden). Sie stammt wahrscheinlich aus der Song [Song (chin.) 宋 chin. Herrschaftsdynastie, 960–1279]-Zeit, mehr als 200 Jahre nach den erwähnten Geschehnissen. Zugleich enthält sie Elemente, die aus viel älteren Quellen anderer Regionen stammen. Die Geschichte der Mäuse, die den Feinden die Bogensehnen zernagen, kann man sogar beim griechischen Historiker Herodot [Herodot (west.) ca. 484–425 v.u.Z.; antiker griechischer Geschichtsschreiber] finden.8
Als „wahren Kern“ kann man aber die enge Verbindung zwischen Vaishravana und Amoghavajra ansehen. Letzterer schlug sich zur Zeit der An Lushan [An Lushan (chin.) 安禄山 703–757; chinesischer General, der sich 755 erfolgreich an die Spitze des chinesischen Reiches putschte, bald aber vom eigenen Sohn ermordet wurde; er löste damit die nach ihm benannte An Lushan Rebellion aus, die das Tang-Reich von 755 bis etwa 765 in den größten Bürgerkrieg seiner Geschichte stürzte] Rebellion (755–765), die die Tang-Dynaste an den Rand des Ruins führte, auf die Seite des etablierten Kaiserhauses und führte magische Riten gegen dessen Feinde durch, die teilweise in Form von Ritualmanualen erhalten sind. Geoffrey Goble [Goble, Geoffrey (west.) Buddhismusforscher; Professor der Religionswissenschaft der University of Oklahoma] vermutet daher, dass die Legende im Grunde Amoghavajras Rolle während dieses Bürgerkriegs nachzeichnet. Es wäre demnach durchaus plausibel, dass die Rolle Vaishravanas als singuläre Kriegsgottheit dank Amoghavajra im Tang-Reich popularisiert wurde.
Der Text unter dem Bild besagt:
- Der große Himmelsgott des Nordens, Vaishravana, gebietet über das ganze Reich unter dem Himmel und befiehlt die Geister und Götter. Wer zu ihm voll Inbrunst betet, wird alles bekommen, was sein Herz begehrt. Seinen respektvollen Anhängern lässt er jede Hilfe zukommen. Der Militärgouverneur und Außerordentliche Inspektor des Guanyi Passes, Cao Yuanzhong, ließ einen Schnitzmeister diesen Druck anfertigen, damit das Land weiterhin in Frieden gedeihe, das Volk zu Wohlstand gelange, die Straßen sicher seien und alle in Zufriedenheit lebten. Aufgezeichnet im Feuer-Ziege Jahr Kaiyun 開運 4 der Großen Jin-Dynastie [947]*), 7. Monat, 15. Tag. (Übersetzt nach Wicks 2002, S. 237.)
Man nimmt an, dass der Druck u.a. den Zweck hatte, die angeführten Titel Cao Yuanzhongs publik zu machen. Diese Titel implizierten eine besondere Anerkennung durch die Nordchina beherrschende Dynastie, die jedoch zu der Zeit keine direkte Befehlsgewalt über die Cao-Familie besaß.
*) Ironischerweise war die sog. Spätere Jin-Dynastie (936–947) zu diesem Zeitpunkt bereits untergegangen, doch in Dunhuang wusste man offenbar noch nichts davon.Fünf Dynstien (China), 947. The British Museum.
Südl. Song-Zeit, 10. Jh. Cave Temples of Dunhuang (Ausstellungskatalog, Los Angeles, Getty 2016), S. 21, Abb. 1.
Zugleich finden sich in den nahe von Anxi gelegenen Tausend Buddha Höhlen von Dunhuang [Dunhuang (chin.) 敦煌 Oasenstadt an der Seidenstraße zwischen dem Tarim-Becken und China; zumeist von China, aber zeitweise auch von Tibet beherrschtes Handelszentrum; buddhistisches Zentrum mit ausgedehnten Höhlentempeln]9 tatsächlich Belege für einen ausgeprägten Kult des Vaishravana. Dunhuang in der heutigen chinesischen Provinz Gansu war sowohl ein Handels- als auch ein buddhistisches Pilgerzentrum an der Seidenstraße, dessen Blüte in die Tang-Zeit fällt. Seine lokalen Herrscher pflegten verwandtschaftliche Beziehungen mit kleineren Königreichen entlang der Seidenstraße, wie z.B. der Oase Khotan [Khotan (khotan) buddhistisches Königreich rund um die gleichnamige Oasenstadt im südl. Tarim-Becken, 56–1006 u.Z.; Knotenpunkt der Seidenstraße; chin. Yutian 于闐, heute Hetian (Hotan) 和田]. Die Könige von Khotan wiederum betrachteten sich als direkte Nachkommen von Vaishravana. Sie begründeten dies damit, dass Vaishravana einst einem alten, kinderlosen König Khotans zu einem Sohn verhalf, indem er, Vaishravana, einen Knaben aus seinem eigenen Kopf gebar und ihn dem König überantwortete. Das Kind wurde in der Folge von einer Erdgöttin gesäugt.10 Motive dieser Legende finden auch in den oben abgebildeten Beispielen aus Dunhuang. Sie belegen, dass sich im zehnten Jahrhundert sowohl der Lokalherrscher von Dunhuang, Cao Yuanzhong [Cao Yuanzhong (chin.) 曹元忠 r. 944–974; regierte zur Zeit der Fünf Dynastien und Zehn Reiche (907–960) als quasi unabhängiger Herrscher die Garnisonsstadt Dunhuang am nordwestlichen Ende der chinesischen Einflusssphäre], als auch sein Schwager, der König von Khotan Li Shengtian [Li Shengtian (chin.) 李聖天 r. 912–966; auch bekannt als Visa Sambhava; König von Khotan, einer Oase an der Seidenstraße am südlichen Rand des Tarim-Beckens], mit Elementen der Vaishravana-Legende schmückten, etwa mit einer Erdgöttin, die ihnen als Podest diente.
Tobatsu in Japan
Tang-Zeit, 8. Jh. Nihon no bijutsu 315 (1992), Abb. 16.
Heian-Zeit, 10.Jh. Bildquelle: Mark Schumacher.
In Japan entstand bereits im 9. Jahrhundert ein besonderer Kult für den Vaishravana aus Khotan, Tobatsu Bishamon-ten [Tobatsu Bishamon-ten (jap.) 兜跋毘沙門天 wtl. Bishamon-ten aus Turfan bzw. Zentralasien],11 in dem Motive aus den oben angeführten Legenden zu finden sind. Die älteste japanische Statue des Tobatsu Bishamon stammt aus China und soll nur wenige Jahrzehnte nach dem Tod Amoghavajras von seinem „Enkelschüler“ Kūkai [Kūkai (jap.) 空海 774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi], dem Begründer des Shingon Buddhismus, nach Japan gebracht worden sein. Die Statue unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von der geläufigen Bishamon-Ikonographie. So stehen konventionelle Bishamon-Statuen zumeist auf einem einzelnen, zusammengekauerten Dämon (jaki [jaki (jap.) 邪鬼 buddhistischer Dämon, Podest der Himmelswächter]), Tobatsu hingegen auf den ausgebreiteten Händen einer weiblichen Figur. Diese weibliche Figur ist Jiten [Jiten (jap.) 地天 Göttin der Erde] (skt. Prthivi), die Erdgöttin. Sie findet sich in der unterstützenden Haltung auch auf den Vaishravana/Bishamon Darstellungen aus Dunhuang (s.o.). Während das Trampeln auf Dämonen als Geste des Triumphs gedeutet werden kann, besteht zwischen der Erdgöttin und Bishamon ganz offensichtlich ein Einvernehmen, das man an der geordneten, symmetrischen Haltung, mit der sie ihm stützt, ablesen kann. Die chinesische Skulptur des Tobatsu trägt außerdem eine charakteristische, engtaillierte Rüstung und eine Krone statt des üblichen Helms. Diese Details wurden in Japan zwar bald wieder fallen gelassen, die unterstützende Erdgöttin hingegen blieb als Kennzeichen des Tobatsu Bishamon im Gedächtnis. Auch erhält Tobatsu anstelle der anderen Himmelswächter eine Familie und ein Gefolge aus Dämonen (s. u.).
Die Tobatsu Statue aus dem Tang-Reich wurde zunächst — ganz im Einklang mit der Legende von Anxi — im südlichen Haupttor der neuen Hauptstadt Heian-kyō [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)] aufgestellt. Während dieses Tor, das Rajō-mon [Rajō-mon (jap.) 羅城門 südl. Haupttor einer klassischen Stadtanlage; insbes. Haupttor von Heian-kyō (heute Kyōto), 980 zerstört], nicht allzu lange überdauerte, übersiedelte die Statue in den unweit des Rajō-mon gelegenen Tōji [Tōji (jap.) 東寺 Ost-Tempel in Kyōto, eig. Kyōō Gokoku-ji (Tempel des Königs der Lehre zum Schutz des Landes)], einen der wichtigsten Shingon [Shingon-shū (jap.) 真言宗 Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan] Tempel.12 In den Bergen im Norden der Stadt errichtete man außerdem einen Tempel, den Kurama-dera [Kurama-dera (jap.) 鞍馬寺 Tempel im Norden Kyōtos, wo unter anderem Bishamon-ten, der Hüter des Nordens, als Beschützer der Hauptstadt verehrt wurde.], der als nördlicher spiritueller Wächter fungierte. Er sollte zunächst Kannon [Kannon (jap.) 観音 auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt] geweiht werden, nahm aber schließlich Bishamon-ten als Hauptheiligtum an.13 Bishamon-ten schützte somit die Hauptstadt sowohl im Norden als auch im Süden.
Die meisten frühen Statuen des Tobatsu Bishamon-ten finden sich jedoch im Nordosten Japans, wo zu dieser Zeit noch heftige Kämpfe mit den Emishi [Emishi (jap.) 蝦夷 Volksgruppe im Nordwesten Japans, die im Laufe des japanischen Altertums aus Honshū verdrängt bzw. unterworfen und assimiliert wurde; die Zeichen werden auch Ezo oder Ebisu gelesen], Japans „nördlichen Barbaren“ tobten.14 Man kann also davon ausgehen, das sich die militärischen Aspekte der Vier Himmelskönige in Tobatsu noch verstärkten und er zu einer Art Kriegsgott der Heian-Zeit wurde.
Bishamon-tens Gefolge
Zahlreiche weitere Aspekte, die sich mit Bishamon als Einzelfigur verbinden, lassen sich exemplarisch an einem Rollbild aus der Kamakura [Kamakura (jap.) 鎌倉 Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)]-Zeit (um 1200) identifzieren, das heute im Museum of Fine Arts in Boston hängt. Hier werden die verschiedenen Einzelaspekte Bishamon-tens frei mit einander in Beziehung gebracht:
Kamakura-Zeit, um 1200. Museum of Fine Arts, Boston.
Das Bild zeigt Bishamon-ten mit einem bunten Gefolge aus unterworfenen Dämonen und edlen Gestalten. Bishamon selbst steht auf zwei Dämonen15, die weibliche Figur davor ist die Erdgöttin Jiten. Dies deutet nach dem, was wir bisher besprochen haben, auf Tobatsu Bishamon hin. Er trägt die typische Rüstung, die mit den Fratzen mythischer Bestien verziert ist, vor allem eine Art Löwenkopf als Gürtelschnalle. In der rechten Hand hält er einen Stab, in der linken sein wichtigstes Attribut, die Pagode. Aus seinen Schultern schlagen hohe rote Flammensäulen.
Vorlage:Sidebox3 Rechts von Bishamon ist eine Gruppe von vier Dämonen zu erkennen, die als Waffenträger fungieren: einer trägt Bishamons charakteristischen Dreizack, einer Pfeil und Bogen, einer einen weiteren Stab und einer ein Schwert. Rechts vor den Waffenträgern steht eine rote, dämonische Figur mit „Lederhosen“ in Form von Elefantenköpfen. Diese Figur heißt Jinja Taishō [Jinja Taishō (jap.) 深沙大将 wtl. Wüstengeneral; dämonische Erscheinungsform Bishamon-tens], wtl. der Wüstengeneral. Es handelt sich um eine Erscheinungsform des Bishamon. Der Legende nach soll Bishamon in dieser Gestalt dem berühmten Pilgermönch Xuanzang [Xuanzang (chin.) 玄奘 602–664; berühmter chin. Pilgermönch und buddh. Gelehrter; Autor eines einflussreichen Reiseberichts über das buddhistische Indien, der später als „Reise nach dem Westen“ in einen Roman gefasst wurde] in einer zentralasiatischen Wüste den Weg zur nächsten Oase gewiesen und ihn so vor dem Verdursten gerettet haben.16 Die historische Faktizität dieser Legende mag zweifelhaft sein, doch verdeutlicht sie ein weiteres Mal den zentralasiatischen Einfluss auf die Bishamon Ikonographie. Neben dem Wüstengeneral ist auf dem obigen Bild eine jugendliche Figur mit Elefantenmütze zu sehen, die ich noch nicht identifizieren konnte. Auf der anderen Seite Bishamons ist im Hintergrund eine weitere seltsame Erscheinung zu sehen. Sie besitzt zahlreiche Attribute esoterisch-zornvoller Gottheiten (krodha [krodha (skt.) क्रोध „Zorn“, zornvolle Gottheit (jap. funnuson 憤怒尊)]) nämlich zu Berge stehendes Haar, Raubtierzähne, Kette aus Totenschädel, vier Hände, in zwei davon menschliche Leichen, etc. Während derartige Figuren in der späteren esoterischen Ikonographie rangmäßig über Wächtern wie Bishamon stehen, ist diese Figur im vorliegenden Kontext ganz offensichtlich von untergeordneter Stellung.
Links von Bishamon fallen drei vornehme Figuren ins Auge. Es handelt sich um die Gefährtin des Bishamon, Kichijō-ten [Kichijō-ten (jap.) 吉祥天 Hindu-buddhistische Göttin des Glücks; wtl. „Gottheit des Guten Omens“; auch: Kisshōten; skt. Lakshmi], die vor allem im frühen japanischen Buddhismus als eine Art Glücksgottheit galt, später aber etwas in Vergessenheit geriet. Sie hält ein Wunscherfüllungs-Juwel in Händen. Neben ihr zwei Knaben, darunter wahrscheinlich Zennishi Dōji [Zennishi Dōji (jap.) 善膩師童子 Sohn und Bote des Bishamon-ten], ein Sohn des Bishamon, der auch oft als sein Bote in Erscheinung tritt.
Tang-Zeit, 9. Jh. The British Museum.
Viele Einzelheiten des Kamakura-zeitlichen Rollbilds finden sich auch in chinesischen Darstellungen aus Dunhuang wieder, zum Beispiel auf der Abbildung oben, die Vaishravana (Bishamon) bei einer Art Inspektionstour durch sein Reich darstellt. Abgesehen von den Flammensäulen an Bishamons Schultern begegnen wir auch hier seinen Familienmitgliedern, allerdings mit vertauschten Attributen in den Händen.
13. Jh. Kūkai and Mount Kōya, Treasures of a Sacred Mountain. (Austellungskatalog) Kyōto National Museum, 2003, Abb. 93.
Kamakura-Zeit, 14. Jh. Princeton University Art Museum.
Die Figur des Tobatsu Bishamon-ten war also möglicherweise der Auslöser dafür, dass sich Vaishravana/Bishamon aus den Formationen gleichartiger Schutzgötter, die ihn als Richtungsgottheit umgaben, löste und nicht mehr allein auf bloßen (militärischen) Schutz beschränkt blieb. An die Stelle seiner Waffenbrüder trat ein buntes Gefolge, das auch friedliche Figuren beinhaltete. Diese Figuren halten Früchte, Wunschjuwelen und andere Schätze in ihren Händen und deuten damit auf materiellen Reichtum hin. Dieser Aspekt ist, wie wir noch sehen werden, bereits in Vaishravanas indischem Erbe angelegt, hat sich in Japan aber erst zu einem späteren Zeitpunkt Ausdruck verschafft.
12. Jh. Wikimedia Commons.
Bishamons schützende Kraft findet sich außerdem in einer berühmten, wenn auch etwas untypischen Bishamon-Darstellung aus Japan, einem „Bild der Bekämpfung von Übeln“ (hekija-e [hekija-e (jap.) 辟邪絵 „Bild der Bekämpfung von Übeln“; eine Serie von fünf Hängerollenbildern aus dem späten 12.Jh. die Gottheiten bei der Bekämpfung des Bösen darstellen]) aus dem späten 12. Jahrhundert Hier sieht man Bishamon, wie er mit Pfeil und Bogen geflügelte Dämonen abschießt. Dem Kontext ist zu entnehmen, dass diese Krankheiten personifizieren. Bishamon-ten wurde also in dieser Zeit auch ein Schutzherr gegen Krankheiten angesehen, die im japanischen Altertum generell ein großes Problem darstellten, für das nicht viel mehr als religiöse Mittel zur Hand waren. Auch in diesem Kontext tritt Bishamonten ohne die Hilfe der anderen Himmelskönige auf.
Tōhachi Bishamon
Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit. Internet Archive, (bildbearbeitet).
Zu Hanabusa Ikkei 英一珪 schreibt das British Museum:
Ikkei was the leader of the Hanabusa school, and offshoot of the Kano school, founded by Itcho in the early 18th century. He gives his age as eighty-one (dating the painting to 1829) and says he is copying an image from Tomon-in Temple, Moriyama in Omi Province. Further documents suggest that the painting was commissioned by one Nagaoka Yasushige and dedicated at the New Year, 1832 by Nikkyo Shonin of Ikegami Hommon-ji Temple, Edo.Werk von Hanabusa Ikkei. Edo-Zeit, 1832. The British Museum.
Im späten Mittelalter kommt es zu einer neuen ikonographischen Form des Tobatsu Bishamon-ten, die auf einem Wortspiel beruht. Man las den Ausdruck tobatsu als tōhachi und unterlegte diese Aussprache mit neuen Schriftzeichen in der Bedeutung „acht Schwerter“. In der Tat hält dieser Bishamon acht Schwerter in seinen zwölf Händen. Außerdem hat er vier Gesichter und reitet auf einem Löwen. Letzterer dürfte von neuen Bishamon-Motiven auf dem Festland beeinflusst sein. Diese Darstellung hebt die martialischen Züge Bishamons ein weiteres Mal deutlich hervor und scheint sich unter den Warlords der sengoku [Sengoku Jidai (jap.) 戦国時代 Zeit der kämpfenden Länder, 1467–1568; beginnt mit dem Ōnin-Krieg und endet nach dieser Definition mit dem Beginn der nationalen Einigung unter Oda Nobunaga; nach anderen Definitionen mit der Ausrottung der Toyotomi durch Tokugawa Ieyasu im Jahr 1615]-Zeit einer gewissen Beliebtheit erfreut haben.17 Aber noch in der späten Edo-Zeit sind Tōhachi Darstellungen zu finden. Die genauen Umstände der Entstehung und Verbreitung dieses speziellen Kultes sind mir allerdings nicht bekannt.
Bishamon-ten als Glücksgott
Exkurs: Indische Reichtumsgötter
Bishamon leitet sich wie erwähnt von Vaishravana [Vaiśravaṇa (skt.) वैश्रवण „Sohn des Gerühmten“, Himmelswächter des Nordens, aka. Kubera (jap. Bishamon-ten 毘沙門天 oder Tamon-ten 多聞天)] (wtl. „Sohn des Gerühmten“) ab, eines indischen Gottes, dessen eigentlicher Namen Kubera lautet. Die klassischen indischen Epen Mahabharata [Mahābhārata (skt.) महाभारत „Die große Geschichte der Bharatas“, Indisches Nationalepos und elementare Schrift des Hinduismus.] und Ramayana [Rāmāyaṇa (skt.) रामायण Zweitältestes Nationalepos Indiens nach dem Mahabharata, heute bekannte Fassung wahrscheinlich 2. Jh. u.Z.] berichten, dass Vaishravana oder Kubera von der übergeordneten Gottheit Brahma explizit zum Herren der Reichtümer und Schätze erhoben wurde, und bezeichnen ihn auch als Schatzmeister der Götter oder als Spender von Reichtümern. Er hat eine goldene Haut und wohnt in goldenen Städten. Zugleich gebietet er über verschiedene dämonische Völker, allen voran die yaksha [yakṣa (skt.) यक्ष übernatürliches Wesen, Geist, Dämon (jap. yasha 夜叉)]s bzw. rakshasa [rākṣasa (skt.) राक्षस indischer Dämon (jap. rasetsu 羅刹)]s, beides eher kriegerische, wilde Gestalten, die oft gemeinsam in einem Atemzug genannt werden. Möglicherweise zählte auch das Horten und Hüten von Schätzen zu ihren ursprünglichen Kompetenzen, sodass sich Vaishravanas Reichtumsaspekt auch aus seiner Verbindung zu diesen Dämonen entwickelt haben könnte.
Oft wird Vaishravana in Verbindung mit drei weiteren Gottheiten genannt, die jeweils einen Bereich der Welt beherrschen: Yama [Yama (skt.) यमराज Gottheit der Unterwelt und des Todes (jap. Enma 閻魔)] die Unterwelt, Indra [Indra (skt.) इन्द्र hohe indische Gottheit, vergleichbar mit Zeus/Jupiter (jap. Taishaku-ten 帝釋天)] den Himmel, Varuna das Meer und schließlich Vaishravana die bewohnte Welt. Erst nach und nach werden diese vier Gottheiten den Himmelsrichtungen zugeordnet, wobei sich Vaishravana als Hüter des Nordens herauskristallisiert. Dies hängt möglicherweise mit der Assoziation „Reichtum — Gold — Metall — Bergbau — Himalaya“ zusammen: das Gold kam in Indien aus dem Norden.
Erst in zweiter Linie wird Vaishravana auch als militärische Figur gezeichnet, wobei wiederum der kriegerische Charakter der Yaksha-Dämonen eine Rolle gespielt haben könnte. Doch nur im Buddhismus bzw. in den ostasiatischen Ausprägungen Vaishravanas scheint dieser Aspekt die Oberhand zu gewinnen.
Nepal, 15. Jh. Himalayan Art.
Tibet, 19. Jh. Himalayan Art.
Vorlage:Sidebox3 Eine mit Vaishravana eng verwandte oder wesensgleiche Gottheit ist Jambhala [Jambhala (skt.) जम्भल Reichtumsgottheit; identisch oder eng verwandt mit Vaishravana (Kubera)]. Bei ihm fehlt allerdings jeglicher militärischer Aspekt, er ist allein für den Reichtum zuständig. Ähnlich wie die japanischen Glücksgötter ist er eher wohlbeleibt und zeigt seinen Bauch, Kennzeichen des Wohlstands, deutlich her. Es gibt dennoch zahlreiche ikonographische Gemeinsamkeiten zwischen Jambhala und Vaishravana/ Kubera, die sich z.B. auf tibetischen Thangkas gut erkennen lassen. Das erstaunlichste Attribut, das alle drei Figuren auszeichnet, ist ein rattenähnliches Tier, das der jeweilige Reichtumsgott meist unter den Arm geklemmt mit sich führt. Bei genauer Betrachtung erkennt man, dass dieses Tier bunte Kugeln ausspeit. Dies leitet sich auf eine indische volksreligiöse Vorstellung zurück, nach der man einen Mungo [Mungo (west.) kleines Raubtier aus der Familie der Mangusten; häufig dargestellt mit indischen Göttern des Reichtums; in Japan nicht heimisch und daher auch als Maus oder Ratte interpretiert] dazu bringen kann, Edelsteine auszuspucken, wenn man seinen Bauch drückt. Das Tier ist also ein Mungo und wird von Vaishravana wie ein Blasebalg gequetscht, damit er Edelsteine ausspuckt. Diese Steine können auch als Wunscherfüllungsjuwelen (nyoi no tama [nyoi no tama (jap.) 如意の玉 Wunschperle, Wunschjuwel; auch hōju]) gedeutet werden. Der Mungo hat also nichts mit Krieg, sehr wohl aber etwas mit Reichtum und Wohlstand zu tun.
In Ostasien ist der Mungo nicht heimisch, doch wurde er hier als Maus oder Ratte interpretiert.18 Auch die tibetischen Darstellungen könnten für eine große Ratte gehalten werden. Dies erinnert an die oben erwähnte Legende von den goldenen Mäusen, die Tobatsu Bishamon zu Kriegszwecken einsetzt. Wenn hier ein Zusammenhang mit dem freigiebigen Mungo vorliegt, so gab es also in Zentralasien eine Erinnerung an Bishamons Herkunft aus einer Reichtumsgottheit.
Die Funktion Bishamon-tens als Glücksgott war jedenfalls bereits in seinen indischen Erscheinungsformen angelegt. Sie war sozusagen immer latent vorhanden und scheint sich in Japan erneut Ausdruck verschafft zu haben, als die militärischen Qualitäten des Bishamon-ten nicht länger von zentraler Bedeutung waren.
Bishamon-ten, Daikoku-ten und Benzai-ten
Edo-Zeit. Bernhard Scheid, 2007.
Bevor Bishamon-ten zum ständigen Mitglied der Glücksgötter wird, lässt sich eine Zwischenphase beobachten, in der Daikoku-ten, Benzaiten und Bishamon-ten — also drei indische Deva-Götter, die schlussendlich alle im Septett der Shichi Fukujin [Shichi Fukujin (jap.) 七福神 Sieben Glücksgötter; populäres Ensemble von Glücksgöttern verschiedener Herkunft] landen werden — eine Art Koalition mit einander eingehen. Sie sind in dieser Formation, die wohl im späteren Mittelalter entstanden sein dürfte, alle drei mit Rüstungen und Waffen versehen, werden aber zugleich mit den Attributen der Glücksgötter ausgestattet, etwa mit Reisballen (Daikoku) oder mit den fünfzehn Knaben (Benzaiten), die für verschiedene Berufe stehen. Die besondere Verbindung dieser drei Gottheiten lässt sich im Motiv des dreiköpfigen Daikoku (Sanmen Daikoku [Sanmen Daikoku (jap.) 三面大黒 Daikoku mit drei Gesichtern bzw. Köpfen. Vom esoterischen Buddhismus beeinflusste Variante der Daikoku-Ikonographie.]) erkennen: Daikokus Zusatzköpfe tragen dabei stets die Züge von Benzaiten und Bishamon. Es gibt auch Statuen von Benzaiten, die von Daikoku und Bishamon flankiert sind.
Zwischen Bishamon und Benzaiten bestehen bereits alte Verbindungen. Sarasvati [Sarasvatī (skt.) सरस्वती indischer Fluss; Flussgöttin der Beredsamkeit, der Musik und der Gelehrsamkeit (jap. Benzaiten 弁才天)] — die indische Benzaiten — tritt unter anderem im Goldglanz Sutra auf, also in jenem Text, der die Bedeutung der Vier Himmelskönige in Ostasien mitbegründet. Die Göttin schwört, jene, die das Goldglanz Sutra ehren, speziell zu beschützen. Ähnliche Schwüre leistet auch Lakshmi [Lakṣmī (skt.) लक्ष्मी hindu-buddhistische Göttin der Anmut und der Liebe; Begleiterin Vishnus (jap. Kichijō-ten 吉祥天)] (die bereits erwähnte Kichijō-ten), die traditionellerweise als Gefährtin Vaishravanas angesehen wird. Beide Göttinnen zeichnen sich bereits im indischen Kontext durch besondere Feminität und Schönheit aus und scheinen sich leicht substituieren zu können. Sarasvati besitzt durch ihre Verbindung zum Wasser und den Drachen allerdings größere Macht. Im Reigen der Glücksgötter wurde also Kichijō-ten, die anfängliche Begleiterin Bishamons, mehr und mehr durch die vielseitigere und mächtigere Benzaiten ersetzt.
Die Assoziierung von Bishamon und Daikoku scheint hingegen eine spezifisch japanische Entwicklung, genauer eine Erfindung des Tendai [Tendai-shū (jap.) 天台宗 Tendai-Schule, chin. Tiantai]-Buddhismus zu sein. Aus dem Keiran shūyōshū [Keiran shūyōshū (jap.) 渓嵐拾葉集 wtl. „Gesammelte Blätter aus stürmischen Tälern“; enzyklopädische Textsammlung zu den Lehren des Tendai-Buddhismus, erstellt zwischen 1311 und 1348 vom Mönch Kōshū (1276–1350) auf Berg Hiei.] (14. Jh.), einem mittelalterlichen Tendai-Text, geht hervor, dass man damals die Züge von Daikoku und Bishamon-ten ganz bewusst mit einander verschmolz. Es gab sogar eine Figur namens Tamon-Daikoku (also eine Kombination aus Bishamon/ Tamon und Daikoku). Das Keiran shūyōshū schreibt dazu: „Der Daikoku der Berg-Linie [= Berg Hiei [Hiei-zan (jap.) 比叡山 Klosterberg Hiei bei Kyōto, traditionelles Zentrum des Tendai Buddhismus]] ist Tamon Daikoku. Deshalb haben seine Merkmale die gleiche Form wie die des Bishamon.“19
Die Nahebeziehung Daikoku-Bishamon ist in einer umfangreichen Studie zu Daikoku von Iyanaga Nobumi [Iyanaga Nobumi (jap.) 彌永信美 1948–; Spezialist für kulturelle Beziehungen innerhalb der buddhistischen Welt; verfasste u.a. eine Studie zu den indischen Wurzeln des japanischen Daikoku] ausführlich analysiert worden. Daraus lässt sich grob folgende Entwicklung nachzeichnen: Bishamon-ten entstammt einem indischen Kontext, in dem bereits Gottheiten des Reichtums und des militärischen Schutzes mit einander verschmolzen wurden. Im ostasiatischen Kontext traten hingegen die militärischen Aspekte deutlicher hervor. Der Reichtumsaspekt wurde aber nie ganz vergessen und in Japan schließlich auf Daikoku weitervererbt. Merkmale, die zunächst mit Vaishravana (Bishamon) assoziiert worden waren, tauchten nun an Daikoku wieder auf. Dazu zählt unter anderem die zwergenhafte, wohlbeleibte Gestalt des Jambhala.20 Aber auch und vor allem die ominöse Maus, die eigentlich ein Mungo ist, wechselte von Bishamon zu Daikoku.
Die Gruppendynamik unter den Glücksgöttern
Werk von Kitagawa Utamaro (?–1806). Edo-Zeit, 1804. Museum of Fine Arts, Boston.
Die Deva-Gottheiten Daikoku-ten, Benzai-ten und Bishamon-ten erhielten ihre glückverheißenden Züge, wie oben skizziert, zunächst im Rahmen des esoterischen Buddhismus (mikkyō [mikkyō (jap.) 密教 esoterischer Buddhismus, Tantrismus; wtl. geheime Lehre; Gegenstück zu kengyō; in Japan vor allem durch den Shingon, aber auch durch Teile des Tendai Buddhismus vertreten]), also im Tendai und Shingon Buddhismus. Zu ihnen gesellte man schließlich Ebisu [Ebisu (jap.) 恵比寿 Glücksgott der Händler und Fischer; andere Schreibung: 夷 oder 戎; Grundbedeutung wahrscheinlich „Fremder“ oder „Barbar“], der in einem anderen Kontext eng mit Daikoku verbunden ist. Schließlich kamen noch drei Götter dazu, die stärkere Bezüge zum Daoismus bzw. zu anderen eher chinesisch konnotierten Traditionen haben: die beiden Alten — Fukurokuju [Fukurokuju (jap.) 福禄寿 Glücksgott, Gott des Langen Lebens] und Jurōjin [Jurōjin (jap.) 寿老人 Glücksgott, Gott des Langen Lebens] — und der besondere Held des Zen, Hotei [Hotei (jap.) 布袋 Glücksgott; Manifestation von Bodhisattva Maitreya; chin. Budai], der aber charakterlich auch gut zu Daikoku passt.
Bishamon gehört in diesem Ensemble zweifellos eher zu den Randfiguren. Für sich allein gestellt wird er als Schutz- aber nicht als Glücksgott verehrt. Er übernimmt in den vielen liebevoll-satirischen Darstellungen der Glücksgötter aus der Edo-Zeit auch nie die Führungsrolle, wenn es um irgend einen Schabernack geht, den die Gruppe ausheckt.
Werk von Nami no Ihachi (1751–1824). Edo-Zeit, 1777. Kamogawa-shi.
Auch auf der Abbildung oben aus der späteren Edo-Zeit sieht man Fukurokuju [Fukurokuju (jap.) 福禄寿 Glücksgott, Gott des Langen Lebens] und Daikoku mit einem „chinesischen Knaben“ (karako [karako (jap.) 唐子 chinesische Knaben; wtl. „Kinder der Tang-Zeit“; häufige Begleiter der Glücksgötter (fukujin)], ein häufiger Begleiter der Glücksgötter) scherzen, während Bishamon eher griesgrämig abseits sitzt.
Letztlich spielt Bishamon-ten unter den Glücksgöttern also nicht vielmehr als die Rolle eines Bodyguards, der ohne die Personen, die er beschützen soll, nicht viel wert ist. Wahrscheinlich hängt dies damit zusammen, dass die Gruppe der Glücksgötter insgesamt doch stärker von Daikoku und Ebisu geprägt sind, die der städtischen Kaufmannskultur, in der die Glücksgötter erblühten, näher standen, als der martialische Reichtumsgott Bishamon. Aber auch von einem allgemeineren Standpunkt aus betrachtet sind wehrhafte männliche Gestalten im japanischen Pantheon grundsätzlich auf die Rolle von Leibwächtern oder Soldaten reduziert. Für eine Karriere als kami [kami (jap.) 神 Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō] ist Virilität auf lange Zeit gesehen keine besonders förderliche Eigenschaft.
Verweise
Fußnoten
- ↑ Dieser Artikel beruht zum Teil auf den Recherchen von Sarah-Allegra Schönberger für die Materialsammlung Kamigraphie, 2012. Herzlichen Dank!
- ↑ Die Zugehörigkeit Bishamon-tens zum Norden wird auch oft durch seine Hautfarbe, schwarz oder blauschwarz, unterstrichen. Diese Symbolik ist nicht-buddhistischer Herkunft und daher offenbar in China entstanden.
- ↑ Das Goldglanz Sutra (skt. Suvarṇaprabhāsasottama sūtra) wurde bereits 414–421 ins Chinesische übersetzt. In diesem Text treten die Himmelskönige persönlich auf und erklären in einem Dialog mit dem Buddha, wie sie Könige, die eben dieses Sutra hochhalten, beschützen und andere, die dem Sutra im speziellen und dem Buddhismus im allgemeinen abhold sind, bestrafen werden. In Japan wurde das Goldglanz Sutra zusammen mit dem Lotus Sutra (Hoke-kyō) und dem Sutra für Barmherzige Könige (Ninnō-kyō) zu den sogenannten Drei Staatsschutz-Sutren gezählt.
- ↑ Diese Formulierung scheint auf eine Passage des Goldglanz Sutras anzuspielen, wo mehrere Gruppen von deva-Gottheiten angesprochen werden (NKBT 68, S. 164, Anm. 2).
- ↑ Übersetzt und zusammengefasst nach Nihon shoki 21, Kap. Sujun Tennō (NKBT 68, S. 163–164 und Aston 1973, Teil 2, S. 113–115).
- ↑ Konkōmyō shitennō gokoku no tera 金光明四天王護国之寺. Provinzialtempel für Nonnen hießen im übrigen hokke metsuzai no tera 法華滅罪之寺 (Tempel des Lotos [Sutras], das das Böse besiegt).
- ↑ Die Legende ist vor allem aus der Biographie Amoghavajras (chin. Bukong 不空) in den Song-zeitlichen „Chroniken Großer Mönche“ (Song gao seng zhuan 宋高僧伝, 988) bekannt. S.a. Goble 2013, S. 2.
- ↑ Goble 2013, S. 5–7.
- ↑ Die Tausend Buddha Höhlen waren nach dem plötzlichen, immer noch rätselhaften Niedergang Dunhuangs jahrhundertelang in Vergessenheit geraten, bevor sie im 20. Jahrhundert von Archäologen neu erschlossen wurden und zahlreiche bislang unbekannte buddhistische Texte und Kunstgegenstände zu Tage brachten.
- ↑ Die Legende ist unter anderem aus dem berühmten Reisebericht des Pilgermönchs Xuanzang bekannt. Demnach errichtete der erste König von Khotan eine Statue für Vaishravana und betete zu ihr um Nachkommenschaft. Da spaltete sich der Kopf der Statue und ein Säugling kam heraus, den der König als Sohn annahm. Als er dann noch um Nahrung für den Sohn bat, öffnete sich die Erde zu Füßen der Statue und es erschienen Brüste, die das Kind säugten. Der von göttlicher Macht gezeugte Nachkomme wurde zum Ahnherrn einer stabilen und in den Augen Xuanzangs vorbildlichen Dynastie von buddhistischen Herrschern in Khotan. Die Legende begründete u.a. Vaishravanas Ruf als Garant männlicher Nachkommen (Wicks 2002, S. 135–138; s.a. Wladimir Zwalf 1985, British Museum [Zugriff: 2012/2/22]).
- ↑ Tobatsu bezeichnet das zentralasiatische Reich Turfan an der nördlichen Seidenstraße, oder aber Tibet. Im vorliegenden Kontext kann man aber davon ausgehen, dass der Begriff stellvertretend für Zentralasien bzw. für die Reiche im Westen Chinas gebraucht wird.
- ↑ Diese Angaben stützen sich auf das Tōhō-ki 東宝記 (1352), die Tempelchronik des Tōji; s.a. Bishamonten (JAANUS).
- ↑ So jedenfalls ein Bericht aus dem Fusō ryakki (nach 1094), das die Gründung des fraglichen Tempel, des Kurama-dera, im späten 8. Jahrhundert ansetzt. Der Kurama-dera entwickelte sich später zu einem Zentrum der yamabushi und des tengu-Glaubens. Die Gleichsetzung von Kannon und Bishamon-ten findet sich auch im Lotos Sutra.
- ↑ Yiengpruksawan 1998, S. 42
- ↑ Niranba und Biranba. Sie treten bereits im Lotos Sutra neben Bishamon als Beschützer der Gläubigen auf.
- ↑ Rosenfield 2010, S. 181–183; s.a. Mark Schumacher, „Bishamonten“.
- ↑ Der Daimyō Uesugi Kenshin trug etwa die Schriftzeichen dieser Bishamon-Manifestation auf seinen Kriegsbannern. Auch Takeda Shingen führte in der Schlacht einen Schrein mit einem zehnarmigen Tōhachi Bishamon-ten mit. (Enkō-in [2012/3/2])
- ↑ Iyanaga 2002, S. 370–73.
- ↑ Nach Iyanaga 2002, S. 376.
- ↑ Wie auf der Daikoku Seite beschrieben, war auch die esoterische Figur des Mahakala prägend für Daikoku. Jambhala und Mahakala teilen aber ihrerseits zahlreiche ikonographische Gemeinsamkeiten.
Internetquellen
- Bishamonten, Mark Schumacher (A-Z Photo Dictionary)
- Bishamonten, JAANUS (Japanese Architecture and Art Net Users System)
- Bishamon-ten, Kamigraphie (Universität Wien)
Literatur
Bilder
- ^ Die Vier Himmelskönige (von rechts nach links: Osten = Jikoku-ten , Süden = Zōjō-ten, Westen = Kōmoku-ten, Norden = Tamon-ten) in einem ikonographischen Handbuch namens Jikkan-shō (auch Zuzō-shō oder Ejū-shō). Es ist vielleicht kein Zufall, dass Tamon-ten (auch Bishamon-ten) hier als Anführer der Gruppe leicht erhöht dargestellt ist. Das vorliegende Werk ist eine Kopie aus der Kamakura-Zeit, das Original stammt dem Jahr 1139 und gilt als eines der frühesten Standardwerke der buddhistischen Ikonographie Japans. Andere Kopien (Kamakura-Zeit, Edo-Zeit) zeigen, dass die Darstellungen der Figuren weitgehend gleich geblieben sind.
Kamakura-Zeit, 13. Jh. Nara National Museum. - ^ Eine der ältesten japanischen Darstellungen des Bishamon-ten (hier Tamon-ten) aus einer Figurengruppe der Vier Himmelswächter (Shi-Tennō) des Tempels Hōryū-ji. Schon in dieser frühen Form steht er auf einem unterworfenen Dämon und hält eine Pagode in der Hand.
Asuka Zeit, 7. Jh. n.Chr. Nihon no bijutsu 315 (1992), Abb. 1. - ^ Bishamon-ten, Wächter des Nordens und Anführer der Gruppe der Vier Himmelskönige (Shi-Tennō).
Nara-Zeit, 8. Jh. Bildquelle: unbekannt. - ^ Bishamon-ten in einer für die Skulptur der Heian-Zeit typischen, wuchtig-gedrungenen Gestalt. Seine Miene ist streng, drückt aber auch Sorge aus. Mit der Linken schützt er seinen Blick, der von Norden in Richtung Hauptstadt gerichtet ist, was seine Schutzfunktion unterstreicht (sein Tempel, der Kurama-dera, liegt exakt im Norden Kyōtos). Allerdings soll diese Hand erst nachträglich so gestaltet worden sein, ursprünglich hielt dieser Bishamon, wie viele andere auch, wohl eine Pagode in der linken Hand. Flankiert wird die Statue von (hier nicht zu sehenden) zwei kleineren Figuren, die Kichijō-ten und Zennishi Dōji darstellen, die als Frau und Sohn des Bishamon-ten aufgefasst werden. Von der Kichijō-ten Statue weiß man, dass sie 1172 errichtet wurde.
Die Statue stellt das Hauptheiligtum des Kurama Tempels dar und ist im Tempel-eigenen Museum zu besichtigen. Sie galt jedoch früher als Geheimer Buddha (hibutsu), was auch ihren guten Erhaltungszustand erklärt.
Heian-Zeit, 12. Jh.?. Kuramadera Bishamon-ten to Kisshō-ten (Nihon no Butsuzō 21, 2007/11/8), S. 3. - ^ Bishamon-ten,einer von zwei(!) Himmlischen Königen in der Haupthalle des Tōdaiji. Es handelt sich um Statuen, die im Zuge von Renovierungen in der Edo-Zeit hergestellt wurden, aber auf ältere Vorbilder zurückgehen. Das vollständige Set aller Vier Könige blieb unvollendet.
Edo-Zeit. Ron Reznick, 2004 (mit freundlicher Genehmigung). - ^ Der esoterische Mönch Amoghavajra (705–774), der vom Shingon Buddhismus als vierter Patriarch angesehen wird. Er spielte für die Popularisierung des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in China eine entscheidende Rolle und schuf damit die Grundlage für die später von Kūkai in Japan entwickelten Lehren. Das Portrait beruht wahrscheinlich auf chinesischen Originalen. Die zentralasiatischen Züge des Mönchs (er stammt aus Samarkand im heutigen Usbekistan) sind nach wie vor zu erkennen.
Kamakura-Zeit, 1314. Tokyo National Museum. - ^ Dieses Blatt ist eines der ältesten bekannten Druckwerke weltweit und zugleich eines der ältesten Werke auf Papier. Es stammt aus Dunhuang enthält jedoch Motive, die für das Königshaus von Khotan kennzeichnend sind. In der Mitte steht Vaishravana (Bishamon) unterstützt von der Erdgöttin, links seine Gemahlin Lakshmi. Im Hintergrund ein Dämon, der einen nackten Säugling hochhält, nämlich jenen Sohn, den Vaishravana einst dem Königshaus von Khotan schenkte. Der Text gibt Auskunft über die überragenden Fähigkeiten des Vaishravana, Frieden und Wohlstand zu bewahren. Als Auftraggeber des Werks ist Cao Yuanzhong (r. 944–974), der damalige Militärherrscher von Dunhuang genannt. Cao Yuanzhongs Schwester war die Frau des damaligen Königs von Khotan, Li Shengtian.
Der Text unter dem Bild besagt:
- Der große Himmelsgott des Nordens, Vaishravana, gebietet über das ganze Reich unter dem Himmel und befiehlt die Geister und Götter. Wer zu ihm voll Inbrunst betet, wird alles bekommen, was sein Herz begehrt. Seinen respektvollen Anhängern lässt er jede Hilfe zukommen. Der Militärgouverneur und Außerordentliche Inspektor des Guanyi Passes, Cao Yuanzhong, ließ einen Schnitzmeister diesen Druck anfertigen, damit das Land weiterhin in Frieden gedeihe, das Volk zu Wohlstand gelange, die Straßen sicher seien und alle in Zufriedenheit lebten. Aufgezeichnet im Feuer-Ziege Jahr Kaiyun 開運 4 der Großen Jin-Dynastie [947]*), 7. Monat, 15. Tag. (Übersetzt nach Wicks 2002, S. 237.)
Man nimmt an, dass der Druck u.a. den Zweck hatte, die angeführten Titel Cao Yuanzhongs publik zu machen. Diese Titel implizierten eine besondere Anerkennung durch die Nordchina beherrschende Dynastie, die jedoch zu der Zeit keine direkte Befehlsgewalt über die Cao-Familie besaß.
*) Ironischerweise war die sog. Spätere Jin-Dynastie (936–947) zu diesem Zeitpunkt bereits untergegangen, doch in Dunhuang wusste man offenbar noch nichts davon.
Fünf Dynstien (China), 947. The British Museum. - ^ Li Shengtian, der König von Khotan, der mit einer Tochter des Herrschers von Dunhuang verheiratet war und daher in den dortigen Höhlentempeln verewigt wurde. Die Darstellung stattet ihn mit Elementen der khotanesischen Vaishravana-Legende aus, nämlich die ihn tragende Erdgöttin (jap. Jiten), die am unteren Bildrand nur undeutlich zu erkennen ist, sowie zwei engelhafte Kinder im oberen Teil des Bildes, die wohl den Sohn repräsentieren, den Vaishravana einst dem Königshaus von Khotan schenkte.
Südl. Song-Zeit, 10. Jh. Cave Temples of Dunhuang (Ausstellungskatalog, Los Angeles, Getty 2016), S. 21, Abb. 1. - ^ Statue des sog. Tobatsu Bishamon-ten (Bishamon aus Turfan). Kennzeichnend ist vor allem die weibliche Erdgöttin (Jiten) zu Bishamons Füßen. Eine weitere Besonderheit liegt in der Krone, auf deren Vorderseite ein Vogel zu sehen ist. Diese Statue wurde in China angefertigt und möglicherweise von Kūkai nach Japan gebracht. Sie soll zunächst im Stadttor Rajō-mon aufgestellt worden sein, da man sich davon besonderen Schutz erhoffte. Später kam sie in den Besitz des Shingon Tempels Tōji. Es existieren mehrere ziemlich originalgetreue Kopien dieses Tobatsu Bishamon.
Tang-Zeit, 8. Jh. Nihon no bijutsu 315 (1992), Abb. 16. - ^ Tobatsu Bishamon-ten steht mit beiden Beinen auf der Göttin Jiten (Pṛthvī), die von zwei jaki-Dämonen gesäumt ist. In seiner linken Hand hält er die ihn auszeichnende Pagode.
Heian-Zeit, 10.Jh. Bildquelle: Mark Schumacher. - ^ Bishamon-ten mit einem bunten Gefolge aus unterworfenen Dämonen und edlen Gestalten.
Kamakura-Zeit, um 1200. Museum of Fine Arts, Boston. - ^ Vaishravana durchmisst auf einer lila Wolke und in Begleitung seines göttlichen Gefolges, das er um das Doppelte überragt, sein Reich am Fuße des Weltenbergs Sumeru. Er hält Dreizack und Stupa (auf einer eigenen Wolke) in Händen, aus seinen Schultern schlagen Flammen, er tägt eher eine Krone als einen Helm. Vor ihm seine Gefährtin (Lakshmi) mit Blumen auf einem Teller. Hinter ihm ein Greis, zwei Jugendliche (Söhne), und diverse Yaksha-Dämonen. Schließlich ein Bogenschütze, der möglicherweise den geflügelten Dämon im oberen Bildteil abschießen möchte.
Tang-Zeit, 9. Jh. The British Museum.
- ^ Die beiden Begleiter, Bishamons „Gattin“ Kichijō-ten und ihrer beider Sohn Zennishi Dōji, kehren Bishamon-tens Eigenschaften als Gott des Reichtums hervor.
13. Jh. Kūkai and Mount Kōya, Treasures of a Sacred Mountain. (Austellungskatalog) Kyōto National Museum, 2003, Abb. 93. - ^ Bishamon-ten in Begleitung seines Sohnes Zennishi Dōji und eines Dämonen, möglicherweise Jinja Taishō.
Kamakura-Zeit, 14. Jh. Princeton University Art Museum. - ^ In der linken unteren Ecke sieht man einen Mönch mit einer aufgeschlagenen Sutrenrolle. Wahrscheinlich handelt es sich um das Konkōmyō-kyō, den Haupttext der Bishamon-ten (oder Himmeslwächter) Verehrung. Der Rest des Bildes illustriert einen Aspekt dieses Sutras, nämlich die Wirkkraft Bishamon-tens im Kampf gegen Krankheiten. Die Krankheiten werden als Tengu-artige Dämonen dargestellt, die Bishamon-ten mit Pfeil und Bogen erlegt. Das Bild ist Teil einer Querbildrolle, mit dem Namen hekija-e, „Bilder von der Vernichtung des Übels“. Darin werden mehrere besonders effektive Gottheiten dargestellt. Stilistisch ist diese Querbildrolle mit den Höllen-Bildrollen (jigoku zōshi), die unter Ex-Kaiser Shirakawa hergestellt wurden, verwandt. Anlass waren wohl nicht nur die Kriege des 12. Jahrhunderts, sondern auch die epidemischen Krankheiten, die in dieser Zeit das größte gesellschaftliche Problem darstellten.
12. Jh. Wikimedia Commons. - ^ Abbildung des Bishamon-ten mit acht Schwertern, eine späte Variation des Tobatsu Bishamon-ten.
Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit. Internet Archive, (bildbearbeitet). - ^ Bishamon-ten mit vier Köpfen und zwölf Armen, die acht Schwerter eine Pagode, ein Juwel, eine Sutrenrolle und einen Vajra halten. Er reitet auf einem Löwen und hat einen Löwenhelm, auf dessen Spitze ein Buddha thront. Dahinter das „Rad der Lehre“ mit acht Speichen.
Zu Hanabusa Ikkei 英一珪 schreibt das British Museum:
Ikkei was the leader of the Hanabusa school, and offshoot of the Kano school, founded by Itcho in the early 18th century. He gives his age as eighty-one (dating the painting to 1829) and says he is copying an image from Tomon-in Temple, Moriyama in Omi Province. Further documents suggest that the painting was commissioned by one Nagaoka Yasushige and dedicated at the New Year, 1832 by Nikkyo Shonin of Ikegami Hommon-ji Temple, Edo.
Werk von Hanabusa Ikkei. Edo-Zeit, 1832. The British Museum. - ^ Jambhala, Gottheit des Reichtums, hier in einer einfachen Erscheinungsform (ein Kopf, zwei Arme). In der rechten Hand hält er eine Zitrusfrucht (bijapuraka), in der linken einen Mungo, der Juwelen ausspeit.
Nepal, 15. Jh. Himalayan Art. - ^ Vaishravana, die indische Urform des Bishamon, hier in einer tibetischen Darstellung. Interessanterweise trägt er auch hier eine Rüstung und eine lanzenartige Waffe (hier ein Banner). Der Löwe scheint ikonographisch mehr von China als von Indien beeinflusst zu sein. Besonders interessant ist der Mungo unter seiner Linken Hand. Er ist ein Symbol des Reichtums und speit Edelsteine. Dieser Symbolismus hat sich in China offenbar nicht durchgesetzt. Der Mungo wird in China als Maus oder Ratte „übersetzt“.
Tibet, 19. Jh. Himalayan Art. - ^ Dreiköpfiger Daikoku mit den Zusatzgesichtern von Bishamon-ten und Benzaiten.
Edo-Zeit. Bernhard Scheid, 2007. - ^ Daikoku mit den zusätzlichen Gesichtern von Bishamon und Benzaiten. Die Inschrift zum Dreiköpfigen Daikoku in diesem Edo-zeitlichen Bildlexikon besagt folgendes: „Sanmen Daikoku: Als Dengyō Daishi (Saichō) [das Kloster auf] Berg Hiei errichtete, erschien [Daikoku] mit drei Gesichtern, um die dreitausend Mönche [des Klosters] zu schützen.“
Edo-Zeit, 1790. Ehime Universität. - ^ In einer Runde von Geishas schlüpft Daikoku in die Rolle seines Kollegen Bishamon-ten. Man beachte insbesonders, dass er dabei den Fuß auf das Gesäß der einen Geisha setzt, ähnlich wie Bishamon klassischerweise auf Dämonen bzw. auf einer Erdgöttin steht.
Das Bild ist Teil einer sechsteiligen Serie, in der Daikoku auch alle anderen Glücksgötter parodiert.
Werk von Kitagawa Utamaro (?–1806). Edo-Zeit, 1804. Museum of Fine Arts, Boston. - ^ Fukurokuju und Daikoku scherzen mit einem „chinesischen Knaben“ (karako, ein häufiger Begleiter der Glücksgötter), während Bishamon-ten eher griesgrämig abseits sitzt.
Werk von Nami no Ihachi (1751–1824). Edo-Zeit, 1777. Kamogawa-shi.
Glossar
- Amoghavajra (skt.) अमोघवज्र ^ 705–774; buddh. Mönch aus Samarkand, Autor und Übersetzer zahlreicher Schriften des esoterischen Buddhismus aus dem Sanskrit ins Chinesische; chin. Bukong Jingang (jap. Fukū Kongō 不空金剛)
- An Lushan (chin.) 安禄山 ^ 703–757; chinesischer General, der sich 755 erfolgreich an die Spitze des chinesischen Reiches putschte, bald aber vom eigenen Sohn ermordet wurde; er löste damit die nach ihm benannte An Lushan Rebellion aus, die das Tang-Reich von 755 bis etwa 765 in den größten Bürgerkrieg seiner Geschichte stürzte
- Asuka-dera 飛鳥寺 ^ erster historisch fassbarer Tempel Japans, gegr. 593 (Nihon shoki) von Soga no Umako; wurde unter anderem als Hōkō-ji (Tempel des beginnenden Dharmas) bezeichnet, später aber unter dem Namen Gangō-ji (Tempel des ursprünglichen Beginns) nach Nara verlegt; unter Asuka-dera versteht man heute den ursprünglichen Standort in der Asuka Region
- Benzaiten 弁才天/弁財天 ^ Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten
- Bishamon-ten 毘沙門天 ^ Himmelswächter des Nordens, Glücksgott; abgeleitet von einem indischen Gott des Reichtums, Vaishravana
- Cao Yuanzhong (chin.) 曹元忠 ^ r. 944–974; regierte zur Zeit der Fünf Dynastien und Zehn Reiche (907–960) als quasi unabhängiger Herrscher die Garnisonsstadt Dunhuang am nordwestlichen Ende der chinesischen Einflusssphäre
- Daikoku 大黒 ^ Gott des Reichtums und Stellvertreter der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); skt. Mahakala = „Großer Schwarzer“; auch Daikoku-ten
- Fukurokuju 福禄寿 ^ Glücksgott, Gott des Langen Lebens
- Goble, Geoffrey (west.) ^ Buddhismusforscher; Professor der Religionswissenschaft der University of Oklahoma
- Iyanaga Nobumi 彌永信美 ^ 1948–; Spezialist für kulturelle Beziehungen innerhalb der buddhistischen Welt; verfasste u.a. eine Studie zu den indischen Wurzeln des japanischen Daikoku
- Jūni Shinshō 十二神将 ^ Die Zwölf Göttlichen Generäle
- Kannon 観音 ^ auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt
- Keiran shūyōshū 渓嵐拾葉集 ^ wtl. „Gesammelte Blätter aus stürmischen Tälern“; enzyklopädische Textsammlung zu den Lehren des Tendai-Buddhismus, erstellt zwischen 1311 und 1348 vom Mönch Kōshū (1276–1350) auf Berg Hiei.
- Kichijō-ten 吉祥天 ^ Hindu-buddhistische Göttin des Glücks; wtl. „Gottheit des Guten Omens“; auch: Kisshōten; skt. Lakshmi
- Konkōmyō-kyō 金光明経 ^ Goldglanz Sutra; skt. Suvarṇaprabhāsasottama sūtra; eines von drei „Staatsschutz-Sutren“ des frühen japanischen Staats
- Kurama-dera 鞍馬寺 ^ Tempel im Norden Kyōtos, wo unter anderem Bishamon-ten, der Hüter des Nordens, als Beschützer der Hauptstadt verehrt wurde.
- Lakṣmī (skt.) लक्ष्मी ^ hindu-buddhistische Göttin der Anmut und der Liebe; Begleiterin Vishnus (jap. Kichijō-ten 吉祥天)
- Li Shengtian (chin.) 李聖天 ^ r. 912–966; auch bekannt als Visa Sambhava; König von Khotan, einer Oase an der Seidenstraße am südlichen Rand des Tarim-Beckens
- Mahābhārata (skt.) महाभारत ^ „Die große Geschichte der Bharatas“, Indisches Nationalepos und elementare Schrift des Hinduismus.
- Nihon shoki 日本書紀 ^ Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
- Rāmāyaṇa (skt.) रामायण ^ Zweitältestes Nationalepos Indiens nach dem Mahabharata, heute bekannte Fassung wahrscheinlich 2. Jh. u.Z.
- Sanmen Daikoku 三面大黒 ^ Daikoku mit drei Gesichtern bzw. Köpfen. Vom esoterischen Buddhismus beeinflusste Variante der Daikoku-Ikonographie.
- Sengoku Jidai 戦国時代 ^ Zeit der kämpfenden Länder, 1467–1568; beginnt mit dem Ōnin-Krieg und endet nach dieser Definition mit dem Beginn der nationalen Einigung unter Oda Nobunaga; nach anderen Definitionen mit der Ausrottung der Toyotomi durch Tokugawa Ieyasu im Jahr 1615
- Shichi Fukujin 七福神 ^ Sieben Glücksgötter; populäres Ensemble von Glücksgöttern verschiedener Herkunft
- Shingon-shū 真言宗 ^ Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan
- Shi-Tennō 四天王 ^ wtl. Vier Himmelskönige, die aber eher als Himmelswächter auftreten und jeweils eine Himmelsrichtung beschützen; angeführt von Bishamon-ten, dem Wächter des Nordens; der Ausdruck wird auch für diverse Gruppen von vier Kriegern angewendet
- Shitennō-ji 四天王寺 ^ buddh. Tempel im heutigen Ōsaka; zählt zusammen mit dem Asuka-dera zu den beiden ältesten Tempeln Japans (Gründung 593)
- Shōmu Tennō 聖武天皇 ^ 701–56; 45. japanischer Kaiser; (r. 724–49); Förderer des Buddhismus
- Shōtoku Taishi 聖徳太子 ^ 574–622; Prinz Shōtoku; kaiserlicher Regent
- Soga no uji 蘇我氏 ^ Soga-Klan, die ersten Förderer des jap. Buddhismus
- Tobatsu Bishamon-ten 兜跋毘沙門天 ^ wtl. Bishamon-ten aus Turfan bzw. Zentralasien
- Vaiśravaṇa (skt.) वैश्रवण ^ „Sohn des Gerühmten“, Himmelswächter des Nordens, aka. Kubera (jap. Bishamon-ten 毘沙門天 oder Tamon-ten 多聞天)
Religion in Japan, Inhalt
- 一 Grundbegriffe
- 二 Bauten
- 五 Mythen
- Einleitung
- Mythologie:
- Götter des Himmels
- Götter der Erde
- Jenseits:
- Jenseits
- Geister:
- Totengeister
- Dämonen
- Tiere:
- Imaginäre Tiere
- Verwandlungskünstler
- Symboltiere
- 六 Geschichte
- Einleitung
- Altertum:
- Prähistorie
- Frühzeit
- Nara-Zeit
- Frühe kami-Kulte
- Heian-Zeit
- Saichō
- Kūkai
- Honji suijaku
- Mittelalter:
- Kamakura-Zeit
- Amidismus
- Zen Buddhismus
- Nichiren Buddhismus
- Mittelalterl. Shintō
- Frühe Neuzeit:
- Reichseinigung
- Christentum
- Terauke-System
- Neo-Konfuzianismus
- Kokugaku
- Moderne und Gegenwart:
- Bakumatsu-Zeit
- Staatsshintō
- Neue Religionen
- 七 Essays
- Überblick
- Buddhismus, Asien:
- Arhats in China und Japan
- Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus
- Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott
- Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins
- Lokale Vorstellungen, Japan:
- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
- Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult
- Hundert Geschichten: Horrorklassiker aus der Edo-Zeit
- Religion und Politik:
- Die Tenshō-Mission: Beginn einer schwierigen transnationalen Beziehung
- Yasukuni: Der Schrein des ‚friedlichen Landes‘
- Herrigels Zen und das Bogenschießen
- Anhang
- Metalog
- Konzept
- Autor
- Impressum
- Glossare
- Fachbegriffe-Glossar
- Bilder-Glossar
- Künstler-Glossar
- Geo-Glossar
- Ressourcen
- Literatur
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„Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001