Benzaiten: Göttin des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit
Benzaiten [Benzaiten (jap.) 弁才天/弁財天 Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten] oder kurz Benten [Benten (jap.) 弁天 Glücksgöttin; Kurzform von Benzaiten] bedeutet wtl. „Deva [deva (skt.) देव „Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)]-Gottheit der Beredsamkeit“. Diese Bezeichnung geht auf die indische Flussgöttin Sarasvati [Sarasvatī (skt.) सरस्वती indischer Fluss; Flussgöttin der Beredsamkeit, der Musik und der Gelehrsamkeit (jap. Benzaiten 弁才天)] zurück, die — wahrscheinlich ausgehend vom Geräusch des Wassers — auch für Beredsamkeit, für Musik, und schließlich für das Wissens und die Künste zuständig ist. Der frühe Buddhismus (im speziellen das Goldglanz Sutra, jap. Konkōmyō-kyō [Konkōmyō-kyō (jap.) 金光明経 Goldglanz Sutra; skt. Suvarṇaprabhāsasottama sūtra; eines von drei „Staatsschutz-Sutren“ des frühen japanischen Staats]) integrierte diese wichtige Gottheit als Beschützerin des Dharma in sein Pantheon und machte sie als Göttin der Beredsamkeit auch in Ostasien bekannt. In Japan wird sie seit dem späten Mittelalter als eine der Sieben Glücksgötter verehrt.
Werk von Tosa Mitsuoki (1617–1691). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.
Werk von Ogawa Haritsu (1663–1747). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.
Die gängige Darstellung der Benzaiten ist betont weiblich: Meist trägt sie prächtige Gewänder, entweder buddhistisch angehaucht oder im Stil einer Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-zeitlichen Hofdame. In vielen Fällen sieht man Benten mit ihrer Laute (jap. biwa [biwa (jap.) 琵琶 japanische Kurzhalslaute mit vier oder fünf Saiten, wird mit einem großen Plektron angeschlagen]) bei Mondschein auf einem Felsen im Wasser sitzen. In der gleichen Pose findet man auch Kannon [Kannon (jap.) 観音 auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt], den weiblichsten aller Bodhisattvas [Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)], häufig dargestellt.
Werk von Yashima Gakutei (1786?–1868). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.
Werk von Aoigaoka Keisei. Edo-Zeit, 1832. Metropolitan Museum.
Kamakura-Zeit. Bildquelle: Wada Yoshio.
Muromachi-Zeit, 14. Jh. The British Museum.
Die häufigen Darstellungen Benzaitens mit Schlangen oder Drachen unterstreichen die Beziehung der Göttin zum Wasser (s. Imaginäre Tiere (Tiergötter und Götterboten, Teil 1)). Es gibt darüber hinaus vereinzelte Statuen der „Nackten Benten“, eines der wenigen Aktmotive in der klassischen japanischen Kunst. Diese wurden jedoch früher wie Puppen mit wirklichen Kleidern angezogen. Die betonte Femininität der Göttin schließt allerdings vereinzelte Darstellungen als männlicher Bodhisattva (mit zartem Bartwuchs) nicht völlig aus.
Sarasvati
14. Jh. Metropolitan Museum of Art, (Public Domain).
Werk von Raja Ravi Varma (1848–1906). Indien, 1896. Wikimedia Commons.
Schon das indisch-tibetische Pendant der Benzaiten, Sarasvati [Sarasvatī (skt.) सरस्वती indischer Fluss; Flussgöttin der Beredsamkeit, der Musik und der Gelehrsamkeit (jap. Benzaiten 弁才天)], galt und gilt als eine Art Venus des deva [deva (skt.) देव „Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)]-Pantheons, selbst aus buddhistischer Sicht. Ein Meister des tibetischen Buddhismus aus dem 19. Jahrhundert beschrieb sie etwa folgendermaßen:
Seated in a relaxed manner, with a face like the rising moon [...], a clear complexion, pink cheeks and attractive. The throat is graceful and gently bending; white breasts, round, firm, upright and full [...] fantastically beloved, radiantly desirous – sixteen years of age.1
Auch im Hinduismus ist Sarasvati (zusammen mit Lakshmi [Lakṣmī (skt.) लक्ष्मी hindu-buddhistische Göttin der Anmut und der Liebe; Begleiterin Vishnus (jap. Kichijō-ten 吉祥天)]) der Inbegriff weiblicher Attraktivität und tritt u.a. als Gespielin des Gottes Vishnu [Viṣṇu (skt.) विष्णु indische (vedische) Gottheit; gilt im Vishnuismus als Manifestation des höchsten Seins] auf. Ihr wichtigstes Erkennungsmerkmal ist auch in diesem Kontext ein Lauten-artiges Musikinstrument (vina).
Benten Tempel und Schreine
Tim Wilkinson, flickr 2009 (mit freundlicher Genehmigung).
Benzaiten sind in Japan sowohl buddhistische Tempel als auch shintōistische Schreine geweiht. Oft handelt es sich um eher kleine Seitengebäude, die auf einer künstlichen Insel im Teich einer größeren Schrein- oder Tempelanlage zu finden sind. Besonders hübsche Beispiele finden sich im Daigo-ji [Daigo-ji (jap.) 醍醐寺 Buddhistischer Tempel in Kyōto] in Kyōto, oder im Ueno-Park in Tōkyō, wo Benzaiten eine Kapelle im berühmten Shinobazu [Shinobazu no ike (jap.) 不忍池 Berühmter Teich im Ueno-Park in Tōkyō]-Teich besitzt. Im Schrein der Geldwaschenden Benten (Zeniarai Benten [Zeniarai Benten (jap.) 銭洗弁天 Schrein der Geldwaschenden Benten in Kamakura, mit vollem Namen Zeniarai Benzaiten Ugafuku Jinja 銭洗弁財天宇賀福神社]) in Kamakura gibt es zwar keinen Teich, aber immerhin eine Quelle, in der die Gläubigen, einem historischen Beispiel folgend, Münzen und Geldscheine waschen, um diese zu vermehren.
Matsui Fumio, TOKYO VIEWS, flickr 2009.
Werk von Keisai Eisen (1790–1848). Edo-Zeit. British Museum.
Werk von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.
Werk von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.
Werk von Utagawa Hiroshige. Edo-Zeit. National Diet Library, Tōkyō.
Die Drei Großen Benten
Bernhard Scheid, 2007.
Auch die sogenannten „Drei Großen Benten Japans“ befinden sich alle auf einer Insel, nämlich auf der Schreininsel Miyajima [Miyajima (jap.) 宮島 Schreininsel nahe Hiroshima; s.a. Itsukushima Schrein] (bei Hiroshima), auf der Insel Chikubushima [Chikubushima (jap.) 竹生島 kleine Insel im nördlichen Biwa-See in Nagahama, Präf. Shiga] (im Biwa [Biwa-ko (jap.) 琵琶湖 Biwa-See; größter Süßwassersee Japans mit 3174 km², in der Präfektur Shiga gelegen; sein Name rührt der Legende nach von seiner Form her, die einer biwa — einer japanischen Laute — gleicht]-See bei Kyōto) und auf der Insel Enoshima [Enoshima (jap.) 江ノ島 Schreininsel; rel. Zentrum nahe Kamakura] (bei Kamakura). Im Zentrum aller drei Kultstätten stehen Statuen der Benzaiten, die ehemals so heilig waren, dass sie als „geheime Buddhas“ (hibutsu [hibutsu (jap.) 秘仏 wtl. „geheimer Buddha“; geheim gehaltene Buddha-Statue]) bezeichnet wurden und nur äußerst selten oder gar nicht hergezeigt wurden. In Enoshima beispielsweise fand das Enthüllen der „Nackten Benten“ (s.o.) nur einmal alle sechs Jahre im Rahmen eines religiösen Massenevents statt, welches Scharen von Pilgern aus der nahegelegenen Metropole Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);] (Tōkyō) anzog.
Werk von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit. MAK, Museum für Angewandte Kunst, Wien.
Werk von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit, 1851. The British Museum.
Der Ausdruck „geheimer Buddha“ deutet bereits an, dass die Benten-Verehrung ehemals in buddhistischer Hand lag. In allen drei Fällen wurde Benzaiten jedoch auch mit lokalen weiblichen kami [kami (jap.) 神 Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō] assoziiert, die gemeinsam mit ihr in sogenannten „Tempel-Schrein Komplexen“ (jingūji [jingūji (jap.) 神宮寺 an einen Schrein angeschlossener Tempel, Tempel-Schrein Komplex]) verehrt wurden. Die gesetzlich verordnete „Trennung von kami und Buddhas“ zu Beginn der Meiji [Meiji (jap.) 明治 posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt]-Zeit (1868) zwang derartige religiöse Institutionen jedoch dazu, sich entweder als Tempel oder als Schrein zu deklarieren.
Die Benten-Halle auf Chikubushima wurde auf diese Weise zum Tempel und behielt Benzaiten als Hauptgottheit. Die Gründungslegende dieses Tempels besagt, dass er in der Nara [Nara (jap.) 奈良 Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō]-Zeit (724) von Shōmu Tennō [Shōmu Tennō (jap.) 聖武天皇 701–56; 45. japanischer Kaiser; (r. 724–49); Förderer des Buddhismus] auf Geheiß der Amaterasu [Amaterasu (jap.) 天照 Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise] (also einer Shintō-Gottheit) errichtet wurde. Die heilige Statue der Benzaiten von Chikubushima (die nicht hergezeigt wird) soll aus den Händen des wundertätigen Mönch Gyōki [Gyōki (jap.) 行基 668–749; Nara-zeitlicher Mönch, Popularisierer des Buddhismus] (668–749) stammen. Neben Benzaiten gibt es aber auch einen Schrein für eine shintōistische Göttin, die wohl ehemals eine Art Schutzherrin des Biwa-Sees war. Außerdem wird Bodhisattva Kannon in Chikubushima verehrt.
Die beiden anderen „Großen Benten“ Kultstätten, Itsukushima [Itsukushima (jap.) 厳島 auch Miyajima, Schrein bei Hiroshima; der Name bedeutet wtl. „Tabu-Insel“ und dürfte sich von der weiblichen Meeresgottheit Ichikishima-hime herleiten] und Enoshima, gelten heute als Shintō-Schreine und verehren beide das gleiche Trio von weiblichen Göttinnen, nämlich Tagori-hime [Tagori-hime (jap.) 田心姫 dritte der drei Gottheiten von Munakata Taisha, zuständig für die Schifffahrt; entstanden aus dem Wettstreit zwischen Amaterasu und Susanoo; urspr. wohl Takiri-hime 田霧姫 (Nihon shoki), in etwa „Nebel-Mädchen“], Tagitsu-hime [Tagitsu-hime (jap.) 湍津姫 mittlere der drei Gottheiten von Munakata Taisha, zuständig für die Schifffahrt; entstanden aus dem Wettstreit zwischen Amaterasu und Susanoo] und Ichikishima-hime [Ichikishima-hime (jap.) 市寸島比売 Meeresgöttin; urspr. im Munakata Taisha, später auch im Itsukushima Schrein (Miyajima) verehrt; eine von drei weiblichen Gottheiten, die aus einem mythologischen Wettstreit zwischen Amaterasu und Susanoo entstanden]. Es sind Meeresgöttinnen, deren eigentlicher Hauptsitz im Schrein Munakata Taisha [Munakata Taisha (jap.) 宗像大社 Großschrein von Munakata, Kyūshū; besteht aus drei isolierten Teil-Schreinen — Hetsumiya, Nakatsumiya und Okitsumiya — von denen sich die beiden letzteren auf kleinen Inseln befinden; alle drei sind einem Ensemble von weiblichen Meeresgöttinnen geweiht] in Kyūshū zu finden ist. Benzaiten galt offenbar als buddhistische Urform dieser Göttinnen, wurde aber nach der Meiji-Restauration [Meiji Ishin (jap.) 明治維新 Meiji Restauration, wtl. Meiji-Erneuerung, umfasst den politischen Umsturz 1867–68 und die nachfolgende Konsolidierung Japans als moderner Nationalstaat] (1868) auf beiden Inseln den Hintergrund gedrängt. Ihre Statuen werden heute nur noch in kleinen, verhältnismäßig unscheinbaren Seitentempeln aufbewahrt. Die Statue in Miyajima gilt allerdings nach wie vor als hibutsu und wird nur einmal im Jahr, an einem Tag, der nach dem traditionellen Kalender mit dem Tierkreiszeichen der Schlange zu tun hat, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Benzaiten und Schlange
Im japanischen Mittelalter zeigte Benzaiten nicht nur liebliche Züge, sondern trat auch als mächtige und furchteinflößende Gestalt auf. Sie besitzt in dieser Erscheinungsform acht Arme (happi), mit denen sie ganz im Stil einer buddhistischen Wächtergottheit magische Instrumente und Waffen hochhält (vgl. Wächtergötter und andere gestrenge Herren). Während diese ikonographische Form bereits im Goldglanz Sutra zu finden ist (s. Das staatsschützende Goldglanz Sutra), kam es in Japan außerdem zu einer Verschmelzung Benzaitens mit einer einheimischen Schlangengottheit namens Ugajin [Ugajin (jap.) 宇賀神 Schlangengottheit, häufig mit Benzai-ten assoziiert]. Die aus dieser Verschmelzung resultierende ikonographische Gestalt nennt man auch Uga Benten. Die Gottheit Ugajin thront hierbei als Schlange mit menschlichem Kopf auf dem Haupt der Benten. Auch ein torii [torii (jap.) 鳥居 Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami] findet sich unweigerlich als Kopfputz der Uga Benten.
Wada Yoshio, 2003 (mit freundlicher Genehmigung).
Wada Yoshio, 2003 (mit freundlicher Genehmigung).
Auf einem Schrein-Mandala des Tenkawa [Tenkawa Daibenzaiten-sha (jap.) 天河大弁財天社 Schrein der Göttin Benzaiten in der Präfektur Nara] Schreins aus dem Spätmittelalter findet sich Benzaiten selbst als dreiköpfige Schlange dargestellt. Trotz ihrer furchteinflößenden Erscheinung deuten die zahlreichen Glückssymbole der Abbildung unten darauf hin, dass sie schon damals als Glücksgottheit fungierte. Die feminine Grazie der Gottheit hat sich in dieser Darstellung auf die Reisopfer darbringenden Dienerinnen rund um die Gottheit übertragen.
Werk von Shiba Rinken. Muromachi-Zeit, 1546. Präfektur Nara.
Muromachi-Zeit, 16. Jh. Bildquelle: Taima-dera, gokuraku jōdo e no akogare (Ausstellungskatalog). Nara National Museum 2013, Abb. 126, S. 189.
Die geläufige Assoziation Bentens mit einer Schlange hängt wohl mit dem Wasser zusammen. Schon die indische Ahnengottheit der Benzaiten, Sarasvati, ist zunächst einmal eine Flussgottheit. Schlangen wiederum sind ebenfalls mit dem Wasser verbunden. Sie gelten u.a. als Boten des Drachenkönigs, der im Meer wohnt, bzw. werden als Drachen im Kindheitsstadium aufgefasst. Das Element Wasser, das mythische Tier Drache/Schlange und die Gottheit Benzaiten bilden somit eine enge assoziative Einheit.
Schlangen sind aber auch Symboltiere der Eifersucht (s. dazu Hundert Geschichten: Horrorklassiker aus der Edo-Zeit). Vielleicht hängt es damit zusammen, dass auch Benten diese Eigenschaft nachgesagt wird. Jedenfalls heißt es in vielen Benten-Schreinen, dass Männer und Frauen lieber getrennt vor die Gottheit treten sollen, um nicht ihre Eifersucht zu erregen.
Verweise
Verwandte Themen
Fußnoten
- ↑ Jamyang Kyentse Wangpo (1820–1892), zitiert nach James Watt, Himalayan Art Resources [2020/5/27].
Internetquellen
- Ugajin, Itō Satoshi (en.)
Artikel zu Ugajin in der Encyclopedia of Shinto. - Chikubushima, Philbert Ono
Detaillierte Bilderstrecke der Insel Chikubushima. - Benzaiten Imaginary in Japan, Mark Schumacher (A-Z Photo Dictionary).
Besonders ausführliche Einzelseite aus Mark Schumachers empfehlenswertem Web-Lexikon.
Literatur
Bilder
- ^ Benzaiten mit Laute (biwa), auf Felsen im Meer.
Werk von Tosa Mitsuoki (1617–1691). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston. - ^ Benzaiten mit biwa-Laute, Mond und Wellen
Werk von Ogawa Haritsu (1663–1747). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston. - ^ Die Serie portraitiert Geishas mit einigen typischen Merkmalen der einzelnen Glücksgötter. Benzaiten ist durch ihre Laute (biwa) repräsentiert.
Werk von Yashima Gakutei (1786?–1868). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston. - ^ Benzaiten auf einem Drachen, wie sie dem Krieger und Staatsmann Hōjō Tokimasa erschienen sein soll. Als er im Schrein von Enoshima betete, prophezeihte die Göttin ihm und seiner Familie große Macht, was sich in der Folge bewahrheitete. Soweit eine der Legenden, die die Bedeutung des Schreins nahe der ehemaligen Hauptstadt Kamakura erklären.
Werk von Aoigaoka Keisei. Edo-Zeit, 1832. Metropolitan Museum. - ^ Eine der „Drei Großen Benten Japans“. Offiziell heißt diese Statue Myôon Benzaiten, „Benzaiten des Wunderbaren Klanges“. Sie ist zweifellos die bekannteste, aber nicht die einzige Aktdarstellung Bentens (Hadaka Benten).
Kamakura-Zeit. Bildquelle: Wada Yoshio. - ^ Benzaiten als (offensichtlich männlicher) Bodhisattva mit feinem Bart. Die Darstellung erinnert stark an Abbildungen von Bodhisattva Kannon in seinem Reinen Land, symbolisiert durch einen Felsen im Meer. Spezifisch für Benzaiten ist jedoch die Laute (biwa). Interessant auch der Wasserfall im Hintergrund.
Muromachi-Zeit, 14. Jh. The British Museum. - ^ Die Flussgöttin Sarasvati, hier mit vier Armen, auf einer hinduistischen Darstellung aus Nepal, als Gespielin des Gottes Vishnu. Ihr Erkennungsmerkmal, die vina-Laute, ist auf älteren Darstellungen ein einsaitiges längliches Instrument, das erst später eine guitarrenähnliche Form annahm.
14. Jh. Metropolitan Museum of Art, (Public Domain). - ^ Die Göttin des Wassers und der Musik Sarasvati mit indischer Laute (vīṇā) und ihrem häufigen Tierbegleiter, dem Pfau (oft auch Schwan). Der Künstler gilt als Pionier der Verbindung von indischen Themen und westlicher Maltechnik.
Werk von Raja Ravi Varma (1848–1906). Indien, 1896. Wikimedia Commons. - ^ Liegt in der weitläufigen Anlage des Daigo-ji Tempels in Kyōto; hier eine Herbstansicht in klassischer Ahornröte.
Tim Wilkinson, flickr 2009 (mit freundlicher Genehmigung). - ^ Benten-Tempel und Schrein (jingūji) am mit Lotosblumen bedeckten Shinobazu-Teich
Matsui Fumio, TOKYO VIEWS, flickr 2009. - ^ Shinobazu Benten: Tempel und Schrein (jingūji) en face
Fernando Aguiar, flickr 2007. - ^ Panoramaansicht der Benten Anlage im Shinobazu-Teich, der damals noch nicht so stark von Lotosblumen überwuchert war.
Werk von Keisai Eisen (1790–1848). Edo-Zeit. British Museum.
- ^ Die Anlage am Shinobazu no ike ist auch heute noch intakt, allerdings ist der Teich von Hochhäusern umgeben. Interessanterweise befindet sich das torii, das hier prominent in Erscheinung tritt, nicht mehr an dieser Stelle, wohl weil die Insel sowohl ein buddhistisches als auch shintōistisches Benten-Heiligtum beherbergt.
Werk von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston. - ^ Der Inokashira Benzaiten Schrein, heute im westlichen Stadtgebiet Tōkyōs, galt in der Edo-Zeit als Ort besonderer Naturschönheit. Natürlich liegt auch dieser Schrein auf einer kleinen künstlichen Insel.
Werk von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston. - ^ Dieses Bild bezieht seinen besonderen Reiz aus der Tatsache, dass der Übergang von Wasser und Land kaum auszumachen ist. Auf einer kleinen Halbinsel ist hier ein kleiner Weiler und der Eingang zu einer Schreinanlage zu sehen. Ein Schwarm von Gänsen scheint hier Station machen zu wollen; was wohl auch als Anspielung an den Namen des Ortes, Haneda (wtl. Feder-Feld) zu verstehen ist.
Es handelt sich um den Tamagawa Benten Schrein in der Bucht von Edo (nahe der Mündung des Tamagawa im Süden des heutigen Tōkyō), den Hiroshige auch in einem späteren Werk verewigt hat. In der einstmals idyllischen Gegend befindet sich heute der Inlandsflughafen Tōkyōs. Man möchte fast meinen, dass die auf diesem Bild dargestellten Vögel die Stadtväter einst auf diese Idee gebracht haben.
Werk von Utagawa Hiroshige. Edo-Zeit. National Diet Library, Tōkyō. - ^ Das Heiligtum der Benzaiten in Enoshima gilt heute als Schrein für Verliebte. Neben den rosa Herzen finden sich auch Motive von Benten und den Glücksgöttern auf den Bildtafeln (ema).
Bernhard Scheid, 2007. - ^ Die Schreininsel Enoshima mit Berg Fuji im Hintergrund, vom Meer aus gesehen. Auf der Insel findet eben das Fest der Benzaiten statt. Die Höhlen auf der dem Meer zugewandten Seite sind wohl der Ausgangspunkt der mit der Insel verbundenen Legenden. Sie berichten von bösen Drachen, welche in diesen Höhlen hausten.
Werk von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit. MAK, Museum für Angewandte Kunst, Wien. - ^ Die Insel Enoshima ist über eine Sandbank mit dem Festland verbunden (heute befindet sich hier eine Straße). Anlässlich der Zurschaustellung von Enoshimas Benzaiten Statuen, die in der Edo-Zeit nur einmal in sechs Jahren stattfand, herrscht festliches Gedränge.
Werk von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit, 1851. The British Museum. - ^ Statue der Benzaiten mit Schlangengottheit (Ugajin).
Wada Yoshio, 2003 (mit freundlicher Genehmigung). - ^ Statue der Benzaiten mit torii als Kopfputz. Gottheit auf der Schreininsel Chikubushima im Biwa See, eine der „Drei Großen Benten“ Kultstätten Japans.
Wada Yoshio, 2003 (mit freundlicher Genehmigung). - ^ Nach agyô/ungyô Schema.
Bildquelle: unbekannt. - ^ Schlangenwächter im Heiligtum der Benzaiten. Siehe Spezialthema Benzaiten.
Bildquelle: unbekannt. - ^ Das Bild stellt die besonderen Fähigkeiten der Benten des Tenkawa Schreins in der Nähe von Nara dar. Wunschjuwelen (nyoi no tama) symbolisieren die Kraft der Gottheit, die Wünsche der Gläubigen zu erfüllen. Auch Reisopfergaben sind dargestellt. Am unteren Bildrand sieht man außerdem Füchse und eine weiße fuchsschwänzige Frauengestalt (Inari?, Dakiniten?), die mit einem männlichen Gott mit Schlange auf dem Haupt (Uga-jin?) tanzt. Diese Darstellungen deuten auf Verbindungen zwischen dem Benten-Kult von Tenkawa und der Fuchsgottheit Inari hin. An den Bildrändern sind die kindlichen Gehilfen (dōji) der Benzaiten dargestellt.
Werk von Shiba Rinken. Muromachi-Zeit, 1546. Präfektur Nara. - ^ Das Bild stellt die besonderen Fähigkeiten der Benten des Tenkawa Schreins in der Nähe von Nara dar. Benzai-ten hält diverse schutzbringende Gegenstände in ihren acht Händen. Auf ihrem Kopf Ugajin in Schlangengestalt. Im Vordergrund fünfzehn Begleiter, die verschiedene Berufe und deren Produkte verkörpern, sowie ein mit Reisballen beladenes Boot. Neben den Begleitern außerdem eine kleine Figur des Daikoku-ten, mit dunkler Haut. Im Hintergrund der tausendarmige Kannon als „Urform“ (honji) der Benzaiten.
Muromachi-Zeit, 16. Jh. Bildquelle: Taima-dera, gokuraku jōdo e no akogare (Ausstellungskatalog). Nara National Museum 2013, Abb. 126, S. 189.
Glossar
- Benzaiten 弁才天/弁財天 ^ Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten
- Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व ^ „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)
- Ichikishima-hime 市寸島比売 ^ Meeresgöttin; urspr. im Munakata Taisha, später auch im Itsukushima Schrein (Miyajima) verehrt; eine von drei weiblichen Gottheiten, die aus einem mythologischen Wettstreit zwischen Amaterasu und Susanoo entstanden
- Itsukushima 厳島 ^ auch Miyajima, Schrein bei Hiroshima; der Name bedeutet wtl. „Tabu-Insel“ und dürfte sich von der weiblichen Meeresgottheit Ichikishima-hime herleiten
- Kannon 観音 ^ auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt
- Konkōmyō-kyō 金光明経 ^ Goldglanz Sutra; skt. Suvarṇaprabhāsasottama sūtra; eines von drei „Staatsschutz-Sutren“ des frühen japanischen Staats
- Lakṣmī (skt.) लक्ष्मी ^ hindu-buddhistische Göttin der Anmut und der Liebe; Begleiterin Vishnus (jap. Kichijō-ten 吉祥天)
- Meiji Ishin 明治維新 ^ Meiji Restauration, wtl. Meiji-Erneuerung, umfasst den politischen Umsturz 1867–68 und die nachfolgende Konsolidierung Japans als moderner Nationalstaat
- Munakata Taisha 宗像大社 ^ Großschrein von Munakata, Kyūshū; besteht aus drei isolierten Teil-Schreinen — Hetsumiya, Nakatsumiya und Okitsumiya — von denen sich die beiden letzteren auf kleinen Inseln befinden; alle drei sind einem Ensemble von weiblichen Meeresgöttinnen geweiht
- Shinobazu no ike 不忍池 ^ Berühmter Teich im Ueno-Park in Tōkyō
- Shōmu Tennō 聖武天皇 ^ 701–56; 45. japanischer Kaiser; (r. 724–49); Förderer des Buddhismus
- Tagitsu-hime 湍津姫 ^ mittlere der drei Gottheiten von Munakata Taisha, zuständig für die Schifffahrt; entstanden aus dem Wettstreit zwischen Amaterasu und Susanoo
- Tagori-hime 田心姫 ^ dritte der drei Gottheiten von Munakata Taisha, zuständig für die Schifffahrt; entstanden aus dem Wettstreit zwischen Amaterasu und Susanoo; urspr. wohl Takiri-hime 田霧姫 (Nihon shoki), in etwa „Nebel-Mädchen“
- Zeniarai Benten 銭洗弁天 ^ Schrein der Geldwaschenden Benten in Kamakura, mit vollem Namen Zeniarai Benzaiten Ugafuku Jinja 銭洗弁財天宇賀福神社
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„Benzaiten: Göttin des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001