Bishamonten
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Himmelswächter des Nordens, Glücksgott; abgeleitet von einem indischen Gott des Reichtums, Vaishravana
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ist im heutigen Japan in erster Linie als einer der Sieben Glücksgötter bekannt. Er entstammt jedoch dem Buddhismus, genauer der Kategorie der
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-Gottheiten (
Gruppe der indischen bzw. aus Indien übernommene Gottheiten im japanischen Buddhismus (skt. deva)
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), die eigentlich auf indische (meist vedische) Götter zurückgehen und als Wächtergottheiten ins buddhistische Pantheon integriert wurden. Unter diesen buddhistischen Devas ist Bishamonten einer der ersten, die Japan bereits im sechsten Jahrhundert erreichten. Im Laufe seiner Entwicklung übernahm er unterschiedliche Funktionen, vor allem die eines Kriegs- bzw. militärischen Schutzgottes, aber auch die Funktion einer Gottheit des Reichtums. Umso erstaunlicher ist es, dass seine ikonographische Grundform dabei weitgehend unverändert blieb: Eine sehr maskuline Erscheinung in einer imponierenden Rüstung, in einer Hand eine Waffe, in der anderen (fast immer) eine Pagode. Diese Pagode repräsentiert die Lehre des Buddha, was auf seine ursprüngliche Funktion verweist: den Buddhismus wehrhaft zu verteidigen.
Im Gegensatz zu anderen Glücksgöttern, etwa
Gott des Reichtums und Stellvertreter der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); skt. Mahakala = „Großer Schwarzer“; auch Daikoku-ten
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oder
Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten
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, lassen sich bei Bishamon keine Assoziationen mit lokalen japanischen Gottheiten ausmachen. Was diese Figur aber interessant und vielschichtig macht, sind die unterschiedlichen Legenden, die Bishamon-ten sozusagen im Gepäck aus Asien mitgebracht hat. Diese erklären auch, warum Bishamon nicht nur als kriegerischer Wächter, sondern auch als Gott des Reichtums verehrt wurde und damit auch aus seiner kanonischen buddhistischen Form herausgelöst und in das synkretistische Ensemble der Glücksgötter intergriert wurde.
Phase 1: Bishamon als Hüter des Nordens
Bishamon ist zunächst in mehreren Formationen von Richtungsgottheiten vertreten, vor allem als einer der Vier Himmelskönige (
wtl. Vier Himmelskönige, die aber eher als Himmelswächter auftreten und jeweils eine Himmelsrichtung beschützen; angeführt von Bishamon-ten, dem Wächter des Nordens; der Ausdruck wird auch für diverse Gruppen von vier Kriegern angewendet
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) und einer der Zwölf Göttlichen Generäle (
Die Zwölf Göttlichen Generäle
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). Beide Formationen bestehen aus kriegerischen Figuren und sind analog zu den vier Himmelrichtungen bzw. den Zwölf Himmelsstämmen (
Zwölf Erdzweige (chin. Tierkreiszeichen)
Der Begriff „jūni shi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) organisiert (siehe Wächtergötter). Bishamon-ten steht jeweils für den Norden und repräsentiert so etwas wie den Gruppenführer, allerdings nicht in einer klar von den anderen abgesetzten Position. Seine privilegierte Stellung resultiert lediglich daraus, dass der Norden gemäß traditionellen chinesischen Vorstellungen der Ort des Kaiserpalastes war. Auch buddhistische Tempel sind zumeist so ausgerichtet, dass der Haupteingang im Süden liegt, während sich die Haupthalle im nördlichen Teil der Anlage befindet. Der Norden ist also sowohl im weltlichen als auch im geistlichen Bereich der Sitz der Autorität. Insofern ist der Wächter des Nordens von größerer Bedeutung und höherem Rang als alle anderen Wächter. 1
Staatsschutz
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Die Vier Himmelskönige spielten vor allem in der Frühzeit des japanischen Buddhismus eine wichtige Rolle. Damals versprach sich der japanische Staat konkrete militärische und politische Vorteile aus der Verehrung des Buddhismus, wie dies in einigen buddhistischen Sutren, vor allem dem Goldglanz Sutra (jap.
Goldglanz Sutra; skt. Suvarṇaprabhāsasottama sūtra; eines von drei „Staatsschutz-Sutren“ des frühen japanischen Staats
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) auch ganz explizit versprochen wird.2 Die erste offizielle Chronik Japans, das
Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
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, berichtet, dass der entscheidende Durchbruch des Buddhismus auf militärischem Wege erfolgte und dass diese Aktion direkt mit den Vier Himmelskönigen in Verbindung stand: Im Jahr 587 kam es zu einer Schlacht zwischen dem Lager der
wtl. „Sippe der Dinge“; altjap. Klan, der gegen den Buddhismus eingestellt war
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, die den Buddhismus ablehnten, und dem Lager der
Soga-Klan, die ersten Förderer des jap. Buddhismus
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, die ihn förderten. Obwohl noch ein Knabe von dreizehn Jahren, zog auch der Kaisersohn
574–622; Prinz Shōtoku; kaiserlicher Regent
Der Begriff „Shōtoku Taishi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(574–622) in diese Schlacht, und zwar auf Seiten der Soga. Zuvor schnitzte er vier Miniaturstatuen der Himmelskönige, steckte sie in sein Haar und schwor, dass er den Himmelskönigen einen Tempel und eine Pagode stiften werde, wenn die Feinde des Buddhismus in dieser Schlacht besiegt werden sollten.3 Das Nihon shoki führt den Sieg der pro-buddhistischen Partei unmittelbar auf diesen Schwur zurück. Einige Jahre später ließ Shōtoku Taishi, mittlerweile zum kaiserlichen Regenten avanciert, tatsächlich einen Tempel für die Vier Himmelskönige errichten. Dieser
buddh. Tempel im heutigen Ōsaka; zählt zusammen mit dem Asuka-dera zu den beiden ältesten Tempeln Japans (Gründung 593)
Der Begriff „Shitennō-ji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
befindet sich im heutigen Osaka und gilt als ältester staatlich gegründeter Tempel Japans.
Noch in der
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Geographische Lage
-Zeit stellten die Himmelskönige eine zentrale Instanz dar, als es darum ging, Buddhismus und staatliche Verwaltung Hand in Hand im ganzen Land zu institutionalisieren. Zu diesem Zweck schuf
701–56; 45. japanischer Kaiser; (r. 724–49); Förderer des Buddhismus
Der Begriff „Shōmu Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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in der ersten Hälfte des achten Jahrhunderts das Netzwerk der sogenannten Provinztempel (
Provinztempel, Provinzialhaupttempel; in der Nara-Zeit Teil eines landesweiten Tempel-Netzwerks
Der Begriff „kokubunji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
), die offiziell folgende Bezeichnung trugen: „Tempel für den Schutz des Staates durch die Vier Himmelskönige des Goldglanz Sutras“. Daher tauchen die Vier Himmelswächter auch in der Halle des Großen Buddha im
Tempel des Großen Buddha von Nara; wtl. Großer Ost-Tempel
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Geographische Lage
von Nara auf. Dieser Tempel war schließlich das Zentrum des Provinztempelsystems. Allerdings sind heute dort nur noch zwei der ursprünglichen Himmelskönige zu sehen, nämlich
Synonym von Bishamon-ten, Himmelswächter des Nordens (skt. Vaishravana)
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(= Bishamon-ten) und Kōmoku-ten. Der Größe des
wtl. „Großer Buddha“; monumentale Buddha-Statue
Der Begriff „daibutsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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entsprechend sind aber auch sie von enormen Ausmaßen. Ähnlich wie im Tōdaiji sind die Himmelskönige in vielen anderen Tempeln als Wächter des Hauptheiligtums im Einsatz, allerdings werden sie mehr und mehr auf diese untergeordnete Funktion reduziert.
Phase 2: Tobatsu Bishamon
„Sohn des Gerühmten“, Himmelswächter des Nordens, aka. Kubera (jap. Bishamon-ten 毘沙門天 oder Tamon-ten 多聞天)
Der Begriff „Vaishravana“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(Bishamon) genoss entlang der Seidenstraße, also auf der Japan entgegengesetzten Seite der chinesisch-buddhistischen Einflusssphäre, schon lange besondere Verehrung. In Khotan, einer Oase an der südlichen Route der Seidenstraße, betrachteten sich die Könige als seine direkten Nachkommen, denn Vaishravana verhalf einst einem alten, kinderlosen König Khotans zu einem Sohn, indem er, Vaishravana, einen Knaben aus seinem eigenen Kopf gebar und ihn dem König überantwortete. 4
Im Jahr 742 wurde die Garnisonsstadt Anxi, der Knotenpunkt von nördlicher und südlicher Seidenstraße im Nordwesten Chinas, von „Barbaren“ angegriffen und geriet in arge Bedrängnis. Die Kunde davon drang bis in die chinesische Hauptstadt, wo der Kaiser den eminenten Mönch
705–774; buddh. Mönch aus Samarkand, Autor und Übersetzer zahlreicher Schriften des esoterischen Buddhismus aus dem Sanskrit ins Chinesische; chin. Bukong Jingang (jap. Fukū Kongō 不空金剛)
Der Begriff „Amoghavajra“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(705–774) anwies, etwas für die Sicherheit des Landes zu tun. Amoghavajra, der seinerseits zentralasiatische Wurzeln hatte, betete daraufhin zu Vaishravana (Bishamon). Dieser erhörte die Bitten und verursachte ein Erdbeben in Anxi. Auch sandte er goldfarbene Mäuse aus, die die Bogensehnen der Feinde zernagten (mehr zu diesen Mäusen s.u.). Schließlich erschien er höchstpersönlich auf dem riesigen Nordtor der Burg. Da ergriffen die Feinde die Flucht und Anxi war gerettet. Die Legende machte derartigen Eindruck, dass der Kaiser daraufhin in allen Garnisonen Statuen dieser Gottheit, die als Glossar:Tobatsubishamon (Bishamon aus Turfan) 5 bezeichnet wurden, aufstellen ließ. Rund um Anxi entfaltete sich ein besonderer Kult des Bishamon, der u.a. in den nahe gelegenen Tausend Buddha Höhlen von Dunhuang seinen Niederschlag fand. 6
In Japan, wo Bishamon-ten zu diesem Zeitpunkt ja bereits bekannt war, scheint man den Kult des Tobatsu Bishamon rasch aufgegriffen zu haben. Getreu dem chinesischen Vorbild, stellte man seine Statue im Haupttor der 795 gegründeten Hauptstadt
urspr. Name der Stadt Kyōto; wtl. Stadt des Friedens; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
Der Begriff „Heian-kyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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auf. Während dieses Tor, das Rajōmon, nicht allzu lange überdauerte, wurde die in China hergestellte Statue stilprägend für weitere Statuen des Tobatsu Bishamon-ten. Sie ist heute im Besitz des
Ost-Tempel in Kyōto, eig. Kyōō Gokoku-ji (Tempel des Königs der Lehre zum Schutz des Landes)
Der Begriff „Tōji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
, eines der wichtigsten
Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan
Der Begriff „Shingon-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Tempel. 7 Im Norden der Stadt errichtete man außerdem einen Tempel, der zunächst
auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt
Der Begriff „Kannon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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geweiht werden sollte, dann aber Bishamonten als Hauptheiligtum annahm. 8 Die meisten frühen Statuen des Tobatsu Bishamon-ten finden sich jedoch im Nordosten Japans, wo zu dieser Zeit noch heftige Kämpfe mit den Emishi, Japans „nördlichen Barbaren“ tobten. 9 Man kann also davon ausgehen, das sich die militärischen Aspekte der Vier Himmelkönige in Tobatsu noch verstärkten und er zu einer Art Kriegsgott der Heian-Zeit wurde.
Auf den ersten Blick unterscheidet sich Tobatsu kaum von Darstellungen Bishamon-tens im Ensemble der Vier Himmelskönige. Als Unterscheidungsmerkmal gelten allerdings die Figuren, auf denen er gewohnheitsmäßig steht. Während Bishamon-Statuen der Phase 1 zumeist auf einem einzelnen, zusammengekauerten Dämon (
buddhistischer Dämon, Podest der Himmelswächter
Der Begriff „jaki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) posieren, steht Tobatsu entweder auf den ausgebreiteten Händen einer weiblichen Figur oder auf zwei Dämonen, in deren Mitte eine weibliche Figur zu sehen ist. Diese weibliche Figur ist
Göttin der Erde
Der Begriff „Jiten“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(skt. ...), eine Erdgöttin. Sie findet sich in der unerstützenden Haltung bereits in den Vaishravana/ Bishamon Darstellungen der Könige von Khotan. Während das Trampeln auf Dämonen als Geste des Triumphs gedeutet werden kann, scheint zwischen der Erdgöttin und Bishamon Einvernehmen zu bestehen, da sie ihn in geordneter, symmetrischer Haltung stützt.
Kamakura
Zahlreiche weitere Aspekte, die sich mit Bishamon als Einzelfigur verbinden, lassen sich exemplarisch an einem Rollbild aus der Kamakura-Zeit (um 1200) identifzieren, das heute im Museum of Fine Arts in Boston hängt und in der Folge genauer besprochen werden soll.
Das Bild zeigt Bishamon-ten mit einem bunten Gefolge aus unterworfenen Dämonen und edlen Gestalten. Bishamon selbst steht auf zwei Dämonen 10, die weibliche Figur davor ist die Erdgöttin Jiten 地天. Dies deutet nach dem, was wir bisher besprochen haben, auf Tobatsu Bishamon hin. Er trägt die typische Rüstung , die mit den Fratzen mythischer Bestien verziert ist, vor allem eine Art Löwenkopf als Gürtelschnalle. In der rechten Hand hält er einen Stab, in der linken sein wichtigstes Attribut, die Pagode. Aus seinen Schultern schlagen hohe rote Flammensäulen.
Rechts von Bishamon ist eine Gruppe von vier Dämonen zu erkennen, die als Waffenträger fungieren: einer trägt Bishamons charakteristischen Dreizack, einer Pfeil und Bogen, einer einen weiteren Stab und einer ein Schwert. Rechts vor den Waffenträgern steht eine dämonische Figur mit „Lederhosen" in Form von Elefantenköpfen. Die Figur heißt Jinja Taishō 深沙大将, wtl. der Wüstengeneral, und gilt als Erscheinungsform des Bishamon. In einer Legende rund um den Pilgermönch
602–664; berühmter chin. Pilgermönch und buddh. Gelehrter; Autor eines einflussreichen Reiseberichts über das buddhistische Indien, der später als „Reise nach dem Westen“ in einen Roman gefasst wurde
Der Begriff „Xuanzang“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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rettet diese Figur den heiligen Mann vor dem Verdursten in einer zentralasiatischen Wüste.11 Obwohl dies mit Sicherheit keine Legende aus der Zeit Xuanzangs ist, verdeutlicht der Wüstengeneral ein weiteres Mal den zentralasiatischen Einfluss auf die Bishamon Ikonographie. Neben dem Wüstengeneral steht eine judendliche Figur mit Elefantenmütze, die ich noch nicht identifizieren konnte.
Links von Bishamon fallen drei vornehme Figuren ins Auge. Wahrscheinlich handelt es sich um die Gefährtin/Schwester des Bishamon, Glossar:Kichichouten, die vor allem im frühen japanischen Buddhismus als eine Art Glücksgottheit galt, später aber etwas in Vergessenheit geriet. Sie hält ein Wunscherfüllungs-Juwel in Händen. Neben ihr zwei Knaben, wahrscheinlich Söhne des Bishamon, einer mit einem Teller mit Blüten(?), einer mit einem Beutel. Hinter dieser Gruppe ist eine seltsame Erscheinung zu sehen. Sie besitzt zahlreiche Attribute esoterisch-zornvoller Gottheiten (
„Zorn“, zornvolle Gottheit (jap. funnuson 憤怒尊)
Der Begriff „krodha“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) nämlich zu Berge stehendes Haar, Raubtierzähne, Kette aus Totenschadel, vier Hände, in zwei davon menschliche Leichen, etc. Während derartige Figuren in der späteren esoterischen Ikonographie aber rangmäßig über Wächtern wie Bishamon stehen, ist diese Figur im vorliegenden Kontext ganz offensichtlich von untergeordneter Stellung.
In einigen Details lassen sich Ähnlichkeiten mit Darstellungen aus Dunhuang (Jh.) festellen, die Bishamon bei einer Art Inspektionstour durch sein Reich darstellen. Hier sehen wir z.B. auch die ansonsten seltenen Flammensäulen aus Bishamons Schultern oder seine Familienmitglieder, allerdings mit vertauschten Attributen in den Händen. Ein interessantes Detail des chinesischen Beispiels ist die Tengu-artige Figur in der oberen rechten Ecke des Bilds, offensichtlich ein böser Dämon. Ein Bogenschütze im Gefolge des Bishamon spannt gerade seine Waffe, als ob er diesen Dämon abschießen wollte. Ein verwandtes Motiv findet sich wiederum in einer berühmten, wenn auch etwas untypischen Bishamon-Darstellung aus Japan, einem "Bild der Bekämpfung von Übeln" (hekija-e) aus dem späten 12. Jh. Hier sieht man Bishamon selbst, wie er mit Pfeil und Bogen geflügelte Dämonen abschießt. Dem Kontext ist zu entnehmen, dass diese Krankheiten personifizieren. Bishamonten wurde also in dieser Zeit auch ein Schutzherr gegen Krankheiten angesehen, die besonders im 12. Jahrhundert ein großes Problem in Japan darstellten und für die gesellschaftlichen Umbrüche dieser Zeit mit verantwortlich gemacht werden (Farris).
Insgesamt verweisen diese Darstellungen des Tobatsu Bishamonten auf ein größeres Spektrum an Funktionen als bloßer (militärischer) Schutz. Die friedlichen Figuren in seinem Gefolge deuten auf materiellen Reichtum hin. Dieser Aspekt ist tatsächlich bereits in Vaishravanas indischem Erbe angelegt, scheint sich in Japan aber erst zu einem späteren Zeitpunkt Ausdruck verschafft zu haben.
Phase 3: Bishamon-ten als Glücksgott
Exkurs: Vaishravana, Kubera und Jambala
Bishamon leitet sich wie erwähnt von
„Sohn des Gerühmten“, Himmelswächter des Nordens, aka. Kubera (jap. Bishamon-ten 毘沙門天 oder Tamon-ten 多聞天)
Der Begriff „Vaishravana“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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ab, der bereits in Indien in der Gestalt eines Kriegers auftritt. Er wird aber auch mit Gottheiten des Reichtums und des materiellen Wohlstands assoziiert, die unter Namen wie Kuvera und Jambala auftreten. Ähnlich wie die japanischen Glücksgötter sind sie eher wohlbeleibt. Die ikongraphischen Gemeinsamkeiten dieser Figuren lassen sich gut auf tibetischen Tangkas erkennen. Das erstaunlichste Attribut, das alle drei Figuren auszeichnet, ist ein rattenähnliches Tier, das Vashravana/Kuvera meist unter den Arm geklemmt mit sich führt. Bei genauer Betrachtung erkennt man, dass dieses Tier bunte Kugeln ausspeit. Dies leitet sich auf eine indische volksreligiöse Vorstellung zurück, nach der man einen Mungo dazu bringen kann, Edelsteine auszuspucken, wenn man seinen Bauch drückt. Das Tier ist also ein Mungo und wird von Vaishravana wie ein Blasebalg gequetscht, damit er Edelsteine ausspuckt. Diese Steine können auch als Wunscherfüllungsjuwelen (
Der Begriff „nyoi no tama“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) gedeutet werden. Der Mungo hat also nichts mit Krieg, sehr wohl aber etwas mit Reichtum und Wohlstand zu tun.
In Ostasien ist der Mungo nicht heimisch, doch wurde er hier als Maus oder Ratte interpretiert. 12 Auch die tibetischen Darstellungen sehen ja wie eine große Ratte aus. Dies erinnert an die oben erwähnte Legende von den goldenen Mäusen, die Tobatsu Bishamon zu Kriegszwecken einsetzt. Wenn hier ein Zusammenhang mit dem freigiebigen Mungo vorliegt, so gab es also in Zentralasien eine Erinnerung an Bishamons Herkunft aus in einer Reichtumsgottheit. Iyanaga Nobumi und andere Forscher tendieren daher dazu, die Funktion Bishamon-tens als Glücksgott bereits in Indien angelgt zu sehen. Sie war sozusagen immer latent vorhanden und verstärkte sich, als die militärischen Qualitäten des Bishamon-ten nicht länger von zentraler Bedeutung waren.
Bishamon-ten, Daikoku-ten und Benzai-ten
Bevor Bishamon-ten zum ständigen Mitglied der Glücksgötter wird, lässt sich eine Zwischenphase beobachten, in der die drei buddhistischen Deva-Götter, die letztlich zu den
Sieben Glücksgötter; populäres Ensemble von Glücksgöttern verschiedener Herkunft
Der Begriff „Shichi Fukujin“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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gezählt werden, eine Art Koalition mit einander eingehen. Sie sind in dieser Phase, die wohl im späteren Mittelalter anzusiedeln ist, alle drei mit Rüstungen und Waffen versehen, werden aber bereits mit Attributen der Glücksgötter versehen, etwa mit Reisballen (Daikoku) oder mit den fünfzehn Knaben (Benzaiten), die für verschiedene Berufe stehen. Einen Hinweis auf ihre Verbindung liefert zum Beispiel das Motiv des dreigesichtigen Daikoku (
Daikoku mit drei Gesichtern bzw. Köpfen. Vom esoterischen Buddhismus beeinflusste Variante der Daikoku-Ikonographie.
Der Begriff „Sanmen Daikoku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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), dessen beide Zusatzköpfe die Züge von Benzaiten und Bishamon tragen. Es gibt auch Statuen von Benzaiten, die von Daikoku und Bishamon flankiert sind. Und schließlich könnte die ominöse dämonische Gestalt, die auf dem oben gezeigten Rollbild aus dem frühen Mittelalter im Hintergrund zu sehen ist, eine Form des
„Großer Schwarzer“, esoterische Gottheit (jap. Makakara 摩訶迦羅 oder Daikoku 大黒)
Der Begriff „Mahakala“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, also Daikokus alter-ego, sein. Zwischen Bishamon und Benzaiten bestehen ebenfalls alte Verbindungen. Zum einen sind Benzaiten und Kichichō-ten (skt. Lakshmi), die traditionelle Gefährtin des Vaishravana, leicht mit einander austauschbar, zum anderen enthält bereits das Goldglanz Sutra, also der Text der die Bedeutung der Vier Himmelskönige begründet, Passagen, in denen
indischer Fluss; Flussgöttin der Beredsamkeit, der Musik und der Gelehrsamkeit (jap. Benzaiten 弁才天)
Der Begriff „Sarasvati“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(die indische Benzaiten) schwört, jene die dieses Sutra ehren speziell zu beschützen.
In jedem Fall sieht es so aus, als ob die Maus, die eigentlich ein Mungo ist, letztlich von Bishamon an Daikoku weiter vererbt worden wäre.
Wie dies im einzelnen auch immer gewesen sein mag, Daikoku-ten und Benzai-ten und Bishamon-ten waren in dieser Zeit insbesondere mit dem esoterischen Buddhismus, also mit Tendai und Shingon Buddhismus verbunden. Zu ihnen gesellte man schließlich Ebisu, der in einem anderen Kontext eng mit Daikoku verbunden ist. Schließlich kamen noch drei Götter dazu, die stärkere Bezüge zum Daoismus bzw. zu anderen eher chinesisch konnotierten Traditionen haben: die beiden Alten — Fukurokuju und Juroujin — und der besondere Held des Zen, Hotei, der aber charakterlich auch gut zu Daikoku passt.
Bishamon gehört in diesem Ensemble zweifellos eher zu den Randfiguren. Allein wird er als Glücksgott kaum je dargestellt. Er übernimmt in den vielen liebevoll-satirischen Darstellungen der Gklücksgötter aus der Edo-Zeit auch nie die Führungsrolle, wenn es um irgend einen Schabernack geht, den die Gruppe ausheckt. Wahrscheinlich hängt dies damit zusammen, das wehrhafte männliche Gestalten im japanischen Pantheon grundsätzlich auf die Rolle von Leibwächtern oder Soldaten reduziert sind. Virilität ist in Japan keine spirituell förderliche Eigenschaft.
Literatur und Links
Anmerkungen
- ↑ Die Zughörigkeit Bishamontens zum Norden wird auch oft durch seine Hautfarbe, schwarz oder blauschwarz, unterstrichen. Diese Symbolik ist nicht-buddhistischer Herkunft und daher offenbar in China entstanden.
- ↑ Im Goldglanz Sutra treten die Himmelskönige persönlich auf und erklären in einem Dialog mit dem Buddha, wie sie Könige, die eben dieses Sutra hochhalten, beschützen werden und andere, die dem Sutra im speziellen und dem Buddhismus im allgemeinen abhold sind, bestrafen werden.
- ↑ Nihon shoki ...
- ↑ Khotan
- ↑ Tobatsu bezeichnet das zentralasiatische Reich Turfan an der nördlichen Seidenstraße, oder aber Tibet. In vorliegenden Kontext kann man aber davon ausgehen, dass der Begriff stellvertretend für Zentralasien bzw. für die Reiche im Westen Chinas gebraucht wird.
- ↑ Dunhuang
- ↑ http://www.aisf.or.jp/~jaanus/deta/b/bishamonten.htm... Dies deutet auf eine besondere Verbindung von Tobatsu Bishamon und Shingon hin, die auch dadurch plausibel wird, dass sich Shingon auf die Tradition eben jenes Amoghavajra, der den Tobatsu Kult initiierte, zurückführt. Kūkai 空海 (jap.)
774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi
religiöse Figur • •Der Begriff „Kūkai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, der Gründervater des Shingon, war ein Enkelschüler Amaghovajras.
- ↑ Fusō ryakki
- ↑ Mimi Hall Yiengpruksawan, Hiraizumi: Buddhist art and regional politics in twelfth-century Japan, p. 42
- ↑ Niranba und Biranba. Sie treten bereits im Lotos Sutra neben Bishamon als Beschützer der Gläubigen auf.
- ↑ Rosenfield 2010, S. 181-183; s.a. onmarkproductions
- ↑ Iyanaga
Religion in Japan, Inhalt
- 一 Grundbegriffe
- 二 Bauten
- 五 Mythen
- Einleitung
- Mythologie:
- Götter des Himmels
- Götter der Erde
- Jenseits:
- Jenseits
- Geister:
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- Dämonen
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- 六 Geschichte
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- Altertum:
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- 七 Essays
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- Buddhismus, Asien:
- Arhats in China und Japan
- Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus
- Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott
- Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins
- Lokale Vorstellungen, Japan:
- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
- Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult
- Hundert Geschichten: Horrorklassiker aus der Edo-Zeit
- Religion und Politik:
- Die Tenshō-Mission: Beginn einer schwierigen transnationalen Beziehung
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- Herrigels Zen und das Bogenschießen
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„Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001