Komainu-Portraits
Komainu [komainu (jap.) 狛犬 wtl. „Korea-Hund“, auch „Löwenhund“; Wächterfigur vor religiösen Gebäuden] („Korea-Hunde“) lassen sich auf den Löwen zurückführen, der seinen Weg als herrschaftliches Symboltier vom Vorderen Orient über Indien nach Ostasien fand. Da er dort allerdings nicht heimisch ist, wurde er zu einem imaginären Tier und zum Gegenstand zahlreicher ikonographischer Variationen. Wie bei vielen exotischen Wesen, die durch den Buddhismus in Ostasien bekannt wurden, lässt sich auch bei den komainu feststellen, dass sie mit zunehmender Vertrautheit ihre majestätischen bzw. gefährlichen Züge verlieren und von den Künstlern stattdessen — freiwillig oder unfreiwillig — mit einer gewissen Komik ausgestattet werden.
Morphologie
Japanische Löwenhunde treten fast immer paarweise als Wächterfiguren religiöser Gebäude auf. Ähnlich wie die anthropomorphen Wächterfiguren buddhistischer Tempel (niō [niō (jap.) 仁王 Wächterfigur, Torwächter]) gehorchen sie dem A-UN Schema (A-gyō [A-gyō (jap.) 阿形 Bez. für einen Typ von Wächtergottheit (niō) mit geöffnetem Mund; wtl. „A-Form“ (Figur, die ein „A“ ausspricht); Gegenstück von UN-gyō; im Fall von menschlichen Figuren zumeist mit einer aufbrausenden Geste (mudra) verbunden.], UN-gyō [UN-gyō (jap.) 吽形 wtl. „HUM-Form“; Figur, die das Sanskritzeichen „HUM“, jap. un, ausspricht, und daher mit geschlossenem Mund dargestellt wird; Gegenstück von A-gyō (offener Mund); im Fall von menschlichen Figuren zumeist mit einer beruhigenden Geste (mudra) verbunden; s.a. niō]), d.h. ein Exemplar hat das Maul offen, das andere geschlossen. Auf diese Weise intonieren sie zusammen das mantra [mantra (skt.) मन्त्र Gebetsformel (jap. shingon 真言)] „A-UN“ (auch „aum“), welches Anfang und Ende, also eine Totalität, repräsentiert.
Muromachi-Zeit, 14. Jh. Metropolitan Museum of Art, New York (bildbearbeitet).
Ältere Exemplare, wie z.B. die Abbildung oben, unterscheiden sich außerdem durch ein Horn, das nur die Tiere mit geschlossenem Maul besitzen. Streng genommen wurden nur diese als „Korea-Hund“ (komainu) bezeichnet, während die hornlosen mit offenem Maul „China-Löwen“ (karajishi [karajishi (jap.) 唐獅子 wtl. „China-Löwe“, auch „Löwenhund“; Wächterfigur vor religiösen Gebäuden; Synonym für komainu; auch karashishi] oder schlicht shishi [shishi (jap.) 獅子 Löwe, auch „Löwenhund“; Wächterfigur vor religiösen Gebäuden]) hießen. Das A-UN Schema hat bis heute Bestand, doch das Horn ist modernen Löwenhunden abhanden gekommen, und man nennt zumeist beide Partner komainu.
Funktion und Entwicklung
Komainu dürften aus chinesisch-buddhistischen Löwendarstellungen der Tang [Tang (chin.) 唐 chin. Herrschaftsdynastie, 618–907]-Zeit hervorgegangen sein. Man findet Löwen sowohl auf bildlichen Darstellungen im Gefolge des Buddha als auch in den Schnitzereien an buddhistischen Gebäuden. Darüber hinaus wurden Löwen offenbar schon sehr früh paarweise an Eingängen religiöser Gebäude platziert. Der Begriff komainu bezieht sich auf löwenartige Kreaturen in dieser spezifischen Wächterfunktion. Ihre Aufstellung in Form eines hornlosen shishi (A) und eines gehörnten komainu (UN) lässt sich bereits für die frühe Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit verifizieren und scheint eine spezifisch japanische Entwicklung zu sein.
Kamakura-Zeit. Kyōto National Museum.
Kamakura-Zeit. Kyōto National Museum.
Wikimedia Commons, 663highland , 2010.
Edo-Zeit, 1645. 663highland, Wikimedia Commons, 2010.
Die ältesten japanischen Löwenwächter sind bemalte Holzfiguren. Sie wurden entweder an der Außenveranda von Schreingebäuden aufgestellt oder an der Rückseite von buddhistischen Tempeltoren, quasi als Verstärkung der niō-Wächter an der Vorderfront (s. dazu Berühmte Tempeltore Japans und Niō-Wächterstatuen).
Erst später wurden komainu im Freien, an den Zugangswegen religiöser Gebäude platziert, wo sie der Witterung ausgesetzt sind. Entsprechend wurde zumeist Stein als Material gewählt. Ähnlich wie die Steinlaternen (tōrō [tōrō (jap.) 灯篭 Laterne, meist Stein oder Metall]), wurden sie zumeist von Gläubigen gespendet, die ihre Namen und das Datum der Herstellung in das Objekt meißeln ließen, sodass man über das Alter von komainu relativ genau Bescheid weiß. Laut einer Statistik auf einer komainu-Fanseite, scheint die Produktion von steinernen komainu ab dem achtzehnten Jahrhundert stetig zugenommen zu haben, wurde dann durch die Meiji [Meiji (jap.) 明治 posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt]-Restauration kurzzeitig reduziert und erreichte in den 1930er Jahren ihren Höhepunkt.1 Die Tatsache, dass sich Löwenwächter ähnlich wie Steinlaternen zu beliebten Spendenobjekten entwickelten begünstigte wahrscheinlich die vielen individuellen Variationen, die an rezenten komainu-Statuen zu beobachten ist (s.u.).
Spezifische Beispiele
Löwenhunde im Tsurezuregusa
Kamakura-Zeit. e-Museum.
Das Tsurezuregusa [Tsurezuregusa (jap.) 徒然草 „Aufzeichnungen aus Mußestunden“; Gedanken und Anekdoten von Yoshida Kenkō, verfasst ca. 1330–1332] (Aufzeichnungen aus Mußestunden, um 1330) enthält eine Anekdote zu den komainu, in der sich Autor Yoshida Kenkō [Yoshida Kenkō (jap.) 吉田兼好 1283?–1350?; japanischer Dichter und Hofbeamter, Autor des Tsurezuregusa; zu seiner Zeit wahrscheinlich als Urabe Kaneyoshi bekannt] mit dem ihm eigenen Sarkasmus über die Frömmelei eines hochrangigen Buddhisten seiner Zeit lustig macht. Die Geschichte gibt aber auch Aufschluss darüber, dass man zu dieser Zeit (13./14. Jh.) gewohnt war, komainu (wahrscheinlich aus Holz) an der Außenveranda von Schreinhallen zu platzieren, wie das heute nur noch an wenigen Schreinen zu beobachten ist.
In Tanba2 gibt es einen Ort namens Izumo, wo man einen prächtigen Zweigschrein des Ōyashiro3 errichtet hat. Ein gewisser Shida So-und-so, auf dessen Besitz der Schrein lag, trat einmal im Herbst an den Ehrwürdigen Shōkai [Shōkai (jap.) 聖海 1206–?; kaiserlicher Prinz und Shingon-Abt] und einige andere heran: „Wollt Ihr nicht Izumo einen Besuch abstatten? Ich will euch gerne Geleit geben“, worauf sich die ganze Gruppe dorthin begab und ein jeder der Gottheit voll Inbrunst seine Ehrerbietung zollte.
Da aber der shishi und der komainu vor dem Heiligtum verdreht waren und mit dem Rücken zu einander standen, war der Ehrwürdige zutiefst bewegt: „Wie wunderbar! Diese Art, die Löwen aufzustellen, ist wirklich einzigartig! Das muss einen tiefen Grund haben,“ rief er mit Tränen in den Augen, „Nicht wahr, meine Herren, eine derartige Subtilität kann niemanden kalt lassen. Das wäre unerhört.“ Auch die anderen wunderten sich: „In der Tat außergewöhnlich.“ „Das müssen wir in der Hauptstadt erzählen.“ Der Ehrwürdige aber wollte es genauer wissen und wandte sich an einen älteren Priester4, dessen Miene einen kundigen Mann verriet: „Die Art, wie Ihr in diesem Schrein die Löwen aufstellt, hat wohl nirgendwo ein Gleiches. Darf man den Grund dafür erfahren?“ — „Ach, das meint Ihr. Das waren irgendwelche Lausbuben, welch ungeheuerlicher Frevel!“ Und flugs ging er hin und drehte die Löwen in die richtige Richtung. So hatte denn der Ehrwürdige seine Tränen umsonst vergossen.
Tsurezuregusa 236. Ü.: Bernhard Scheid5
China-Löwen des Nandaimon
Werk von Yi Xingmo (1160?–1260). Kamakura-Zeit, um 1200. Rosenfield 2011, S. 122, New York.
Das riesige Südtor (Nandaimon [Nandaimon (jap.) 南大門 Südliches Haupttor einer Tempelanlage; v.a. Haupttor des Tōdaiji in Nara]) des Tōdaiji [Tōdaiji (jap.) 東大寺 Tempel des Großen Buddha von Nara; wtl. Großer Ost-Tempel] stammt aus der Zeit des Wiederaufbaus der Anlage im zwölften Jahrhundert und ist vor allem für seine beiden niō [niō (jap.) 仁王 Wächterfigur, Torwächter]-Giganten von Meistern der Kei-Schule [Kei-ha (jap.) 慶派 Buddh. Bildhauerschule des japanischen Mittelalters; benannt nach ihren berühmtesten Vertretern Unkei und Kaikei] bekannt. Das Tor selbst folgt aber einem damals in China vorherrschenden Stil und auch die Löwenwächter an der Rückseite wurden von chinesischen Steinmetzen gemeißelt. Sie gehorchen daher nicht dem A-UN Schema und wirken zugleich archaischer und machtvoller als die meisten japanischen komainu. Außerdem handelt es sich um die ältesten erhaltenen Exemplare aus Stein. Erst viel später, in der Meiji [Meiji (jap.) 明治 posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt]-Zeit, wurde der machtvolle Stil der Nandaimon-Löwen auch anderswo angewandt, vorzugsweise in Projekten des Staatsshintō wie etwa dem Yasukuni [Yasukuni Jinja (jap.) 靖国神社 Yasukuni Schrein, Tōkyō; Schrein zum Gedenken an Kriegsgefallene] Schrein.
Edo-zeitlicher Standard
Werk von Kanō Tsunenobu (1636–1713). Edo-Zeit, 18. Jh. Museum Angewandter Kunst (MAK), Wien.
Werk von Kanō Tsunenobu (1636–1713). Edo-Zeit, um 1710. Museum Angewandter Kunst (MAK), Wien.
Werk von Utagawa Kuniyoshi. Edo-Zeit, 1845-1846. The British Museum.
Die obigen Beispiele zeigen zwei sehr schön erhaltene Löwenhunde des Hofmalers Kanō Tsunenobu [Kanō Tsunenobu (jap.) 狩野常信 1636–1713; Künstler der Kanō-Schule] aus der mittleren Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit (um 1710). Wie man sieht, gehören diese beiden Tiere der gleichen Spezies an, besitzen kein Horn und unterscheiden sich lediglich durch ihre Gestik, die Farbe der Mähne und vor allem die Öffnung des Mauls. Auf einem Holzschnitt von Utagawa Kuniyoshi [Utagawa Kuniyoshi (jap.) 歌川国芳 1798–1861; Maler und Zeichner. Bekannter Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts] (1797–1861) sind ganz ähnliche Exemplare zu erkennen. (Kuniyoshi stellt allerdings ein Exemplar mit Horn dar.) Sie wurden der Legende nach vom Meisterbildhauer Hidari Jingorō [Hidari Jingorō (jap.) 左甚五郎 sagenumwobener Meisterbildhauer der frühen Edo-Zeit, der Statuen so naturgetreu anfertigte, dass sie zum Leben erwachten] so lebensecht gestaltet, dass sie tatsächlich Räuber in die Flucht schlagen konnten (und sich in diesem Sinne eher wie Hunde als Löwen verhielten). Auch eine Bild-Enzyklopädie aus dieser Zeit präsentiert die komainu als reale Löwen:
Werk von Tachibana Morikuni. Edo-Zeit, 1789 (Vorlage 1719). National Diet Library, Tōkyō.
Die Beispiele aus der Kanō-Schule und der Druckgraphik repräsentieren die Standardform der Löwenhunde in der Edo-Zeit, die auch heute noch das Bild dieser imaginären Tiere prägt. Freiwillig oder unfreiwillig kommt es jedoch besonders bei in Stein gehauenen Skulpturen zu komisch-grotesken Abwandlungen dieses Schemas.
Humorvolle komainu
Die folgenden Beispiele sind von einer populären komainu-Bildersammlung des Internet-Pioniers Takuki Yoshimitsu [Takuki Yoshimitsu (jap.) 鐸木能光 1955–; japanischer Musiker, Autor und komainu-Forscher] inspiriert. Takuki hebt vor allem die humorvollen Züge der japanischen Löwenhunde hervor.
Werk von Komatsu Nobutaka. Edo-Zeit, 1771. komainu.net, 2005.
Edo-Zeit, datiert 1840. Ōkuma Daigorō, Google Maps.
1567?. you1gran'pa, photozou 2008.
1567?. you1gran'pa, photozou 2008.
1933. Bildquelle: Daidō Gorō, Google Maps, 2021.
1933. Yamada Gō, Recotrip, 2018.
Bernhard Scheid, flickr, 2007.
Bernhard Scheid, flickr, 2007.
Edo-Zeit, 1844. Yanwenli, Jaran 2014.
Löwenwächter in China, Korea und Okinawa
Auch in den Nachbarländern Japans findet man Löwen als Wächter, oft ebenso humorvoll gestaltet wie die komainu. Während letztere allerdings fast ausschließlich vor religiösen Gebäuden zu finden sind, bewachen chinesische und koreanische Löwen eher weltliche Paläste.
Andrew Haig, flickr 2011 (offline).
China. Historical Asian Architecture.
Dieser Symbolismus ist auch manchmal in rezenten japanischen Beispielen zu finden.
Stone Lions.
Die Inselgruppe Okinawa im Süden Japans, die ehemals ein unabhängiges Königreich war, besitzt eine eigene Löwenwächtertradition. Die Löwen heißen hier shīsā [shīsā (jap.) シーサー Löwenwächterfiguren in Okinawa; verwandt, aber nicht identisch mit den komainu der japanischen Hauptinseln; der Name leitet sich von der lokalen Aussprache von „Löwe“ (shishi) her] und werden auch in privaten Häusern aufgestellt, z.B. auf dem Dach. Vorzugsweise werden sie aus Ton gebrannt. Shīsā sind wahrscheinlich stärker von China beeinflusst als von Japan. Allerdings hat man auch in Okinawa das A-UN Schema übernommen, wenn man die Löwen paarweise aufstellt.
Verweise
Verwandte Themen
Fußnoten
Internetquellen
- Komainu.net, Takuki Yoshimitsu (jap.)
Klassische Komainu-Sammlung und Dokumentation. - Komainu.org
Photoreportagen japanischer Schreine mit einem Komainu-Schwerpunkt. - Komainu World (jap.)
Photosammlung. - Stone Lions, Greg Pringle
Bilder chinesischer Löwenhunde und Links (Zugriff über Internet Archive).
Literatur
Bilder
- ^ Löwen-Wächter aus einem Mandala, das die Schutzgottheiten des Klosterbergs Kōya darstellt. Hier ist deutlich zu erkennen, dass es im Mittelalter zwei leicht unterschiedliche Varianten gab, eine mit Horn (komainu), eine ohne Horn (karajishi).
Muromachi-Zeit, 14. Jh. Metropolitan Museum of Art, New York (bildbearbeitet). - ^ Mit geschlossenem Maul entspricht dieser Löwenhund der „UN-Form“ (UN-gyō). Während man dieses gehörnte Tier wtl. als „Korea-Hund“ (komainu) bezeichnet, wird sein hornloser Partner „Löwe“ (shishi) genannt. (Bei den meisten rezenten Beispielen gibt es diese Unterscheidung nicht.)
Kamakura-Zeit. Kyōto National Museum. - ^ Mit offenem Maul entspricht dieser Löwenhund der „A-Form“ (A-gyō). Seine Gestalt ist verhältnismäßig realistisch und evoziert den Eindruck eines starken, mächtigen Tieres. Während man seinen gehörnten Partner als „Korea-Hund“ (komainu) bezeichnet, wird dieses Exemplar „Löwe“ (shishi) genannt. (Bei den meisten rezenten Beispielen gibt es diese Unterscheidung nicht.)
Kamakura-Zeit. Kyōto National Museum. - ^ „Korea-Hund“ (komainu) mit Horn und geschlossenem Maul (UN-gyō) als Torwächter des Ninna-ji in Kyōto.
Wikimedia Commons, 663highland , 2010. - ^ „China-Löwe“ (karajishi) ohne Horn und mit offenem Maul (A-gyō) als Torwächter des Ninna-ji in Kyōto.
Edo-Zeit, 1645. 663highland, Wikimedia Commons, 2010. - ^ Detail aus der illustrierten Legende des Wakasa Ichinomiya Schreins aus der Kamakura-Zeit. Darstellung eines Schreingebäudes der damaligen Zeit sowie eines Priesters. Die komainu im Inneren der Halle haben offenbar einen höheren Status als in den meisten modernen Schreinen. Sie sind aus Holz, bemalt und zum Schutz vor der Witterung auf der Veranda des Schreins unterhalb des Daches aufgestellt. Ähnliche Arrangements findet man heute nur noch selten, es gibt sie jedoch im Hie Taisha.
Kamakura-Zeit. e-Museum. - ^ Löwen-Paar.
Werk von Yi Xingmo (1160?–1260). Kamakura-Zeit, um 1200. Rosenfield 2011, S. 122, New York. - ^ Komainu mit geöffnetem Maul (A-Form; A-gyō). Das Bild stammt aus dem Tempel Zōjō-ji in Tōkyō, einem Familientempel der Tokugawa. Teile der Anlage wurden in der Meiji-Zeit geschliffen. Der Sammler Heinrich von Siebold erwarb Teile des Gebäudes und brachte sie Ende des 19. Jh.s nach Wien.
Werk von Kanō Tsunenobu (1636–1713). Edo-Zeit, 18. Jh. Museum Angewandter Kunst (MAK), Wien. - ^ Komainu mit geschlossenem Maul (UN-Form; UN-gyō). Das Bild stammt aus dem Tempel Zōjō-ji in Tōkyō, einem Familientempel der Tokugawa. Teile der Anlage wurden in der Meiji-Zeit geschliffen. Der Sammler Heinrich von Siebold erwarb Teile des Gebäudes und brachte sie Ende des 19. Jh.s nach Wien.
Werk von Kanō Tsunenobu (1636–1713). Edo-Zeit, um 1710. Museum Angewandter Kunst (MAK), Wien. - ^ Der legendenumwobene Bildhauer Hidari Jingorō (Bildmitte) ist unter anderem als Schöpfer der „schlafenden Katze“ im Tōshō-gū in Nikkō bekannt. Seine geschnitzten Fabelwesen sollen so lebensecht gewesen sein, dass sie sogar Verbrecher, die es auf die Tochter des Fürsten abgesehen hatten, attackieren konnten. Auf Kuniyoshis Bild ist einer der Löwenhunde (komainu) mit Horn, der andere ohne dargestellt, was wohl als klassischen Form angesehen werden kann.
Werk von Utagawa Kuniyoshi. Edo-Zeit, 1845-1846. The British Museum. - ^ Löwen (shishi) (bzw. „Löwenhunde“, komainu) aus der Edo-zeitlichen Bild-Enzyklopädie Kinmo zui (urspr. Fassung 1666, erweiterte Fassung 1719). Das Werk bezeichnet den komainu hier als kaichi und nimmt damit auf das chinesische Fabeltier xiezhi Bezug, das tatsächlich einen Einfluss auf die ursprünglichen komainu gehabt haben könnte. Der „Löwe“ ist hier als verschiedene Spezies ausgewiesen. Das Werk verfolgt insgesamt einen eher naturwissenschaftlichen Zugang und kennzeichnet die Tiere als „ausländisch“, übernimmt aber unterhinterfragt die religiöse Ikonographie.
Werk von Tachibana Morikuni. Edo-Zeit, 1789 (Vorlage 1719). National Diet Library, Tōkyō. - ^ Skultpur eines komainu.
Werk von Kobayashi Kazuhira. 1961. komainu.net, 2004. - ^ Statue eines komainu.
Werk von Komatsu Nobutaka. Meiji-Zeit, 1892. komainu.net, 2004. - ^ Besonders der komainu mit dem offenen Maul erinnert erstaunlich stark an den ehemaligen österreichischen Bundeskanzler Alfred Gusenbauer.
Werk von Komatsu Nobutaka. Edo-Zeit, 1771. komainu.net, 2005. - ^ Ausdrucksstarker komainu-Exemplare mit ehemals goldenen Augen. Erinnert mich ein wenig an den österreichischen Bundespräsidenten und ehemaligen Chef der österreichischen Grünen, Alexander Van der Bellen.
Edo-Zeit, datiert 1840. Ōkuma Daigorō, Google Maps. - ^ Wachsamerer komainu mit geschlossenem Maul.
Edo-Zeit, datiert 1840. Taka Yone, Google Maps. - ^ Plattköpfiger komainu mit offenem Maul aus Nord-Japan (s.a. https://komainu.net/taira.html).
Meiji-Zeit, datiert 1892. Taka Yone, Google Maps, 2018.
- ^ Plattköpfiger komainu mit geschlossenem Maul.
Meiji-Zeit, datiert 1892. Taka Yone, Google Maps, 2018. - ^ Ein korpulenter, melodramatischer komainu von beträchtlichem Alter. Am Podest findet sich angeblich die Datierung Tenshō 天正 4 (1567). Oder heißt es doch Taishō 大正 4 (1915)?
1567?. you1gran'pa, photozou 2008. - ^ Ein korpulenter, melodramatischer komainu mit offenem Maul (A-gyō).
1567?. you1gran'pa, photozou 2008. - ^ Fröhlicher komainu mit Helm-Frisur und geschlossenem Maul.
1933. Bildquelle: Daidō Gorō, Google Maps, 2021. - ^ Fröhlicher komainu mit Helm-Frisur, A-gyō. Der Stil scheint sich auf der Insel Sado einer gewissen Beliebtheit zu erfreuen (s.a. komainu.net).
1933. Yamada Gō, Recotrip, 2018. - ^ Wolf (ōkami) bzw. „Berghund“ (yamainu) als tierischer Beschützer (komainu) des Mitsumine Jinja. Das rote Lätzchen soll der Abwehr von Dämonen dienen und ist zugleich Symbol für eine Spende an den Schrein.
Bernhard Scheid, flickr, 2007. - ^ Wolf (ōkami) bzw. „Berghund“ (yamainu) als tierischer Beschützer (komainu) des Mitsumine Jinja, ein Schrein der u.a. dem Wolfsglauben gewidmet ist.
Bernhard Scheid, flickr, 2007. - ^ Besonders hühnenhafter Löwenhund (shishi, A-gyō) des Kashii Schreins in Fukuoka. Dieser Typ mit massigem Körper und kleinem Kopf soll für Nord-Kyūshū typisch sein und erinnert ein wenig and die ebenso gedrungenen hizen torii aus dieser Gegend.
Edo-Zeit, 1844. Yanwenli, Jaran 2014. - ^ Besonders hühnenhafter Löwenhund (komainu) mit Horn und geschlossenem Maul (UN-gyō) des Kashii Schreins in Fukuoka.
Edo-Zeit, 1844. Yanwenli, Jaran 2014. - ^ In Korea bewachen Löwenwächter namens haetae zumeist weltliche Paläste, sind aber von einer ähnlichen Komik geprägt wie die komainu, ihre japanischen Artgenossen.
Andrew Haig, flickr 2011 (offline). - ^ Auch hier Löwenhunde, die eher drollig als gefährlich wirken.
Bildquelle: unbekannt. - ^ Die Zähne koreanischer Haetae haben allerdings eine charakteristische Ausprägung, die man in Japan nicht findet.
Bildquelle: unbekannt. - ^ Statue eines koreanischen Löwenhundes.
Vank, 2002, über Internet Archive. - ^ Dieses Beispiel stammt aus China und beweist, dass die Löwenwächter auch dort nicht ohne Komik sind.
China. Historical Asian Architecture. - ^ Chinesische Löwen treten zumeist als Paar von Männchen und Weibchen auf, wobei die Weibchen durch ein Junges (unter der Pfote), die Männchen durch einen Ball gekennzeichnet sind.
Dieser Symbolismus ist auch manchmal in rezenten japanischen Beispielen zu finden.
Stone Lions. - ^ Löwe (shīsā) als privater Torwächter in Naha, Okinawa, UN-gyō.
Tigerhands, 2012. - ^ Privater Löwenwächter (shīsā) auf einem Dach in Naha, Okinawa, A-gyō.
Tigerhands, 2012.
Glossar
- dharmacakra (skt.) धर्मचक्र ^ „Rad der Lehre“, Symbol des Buddhismus (jap. hōrin 法輪)
- Hidari Jingorō 左甚五郎 ^ sagenumwobener Meisterbildhauer der frühen Edo-Zeit, der Statuen so naturgetreu anfertigte, dass sie zum Leben erwachten
- Hie Taisha 日吉大社 ^ Schutzschrein des Tendai-Tempelkomplexes von Berg Hiei bei Kyōto; auch bekannt als Hiyoshi Taisha oder Sannō Schrein
- hōju 宝珠 ^ wtl. Schatzperle; auch nyoi no tama, „Perle, die jeden Wunsch erfüllt“; skt. cintamani; magische Perle, meist, aber nicht nur, im buddhistischen Kontext
- Kanō Tsunenobu 狩野常信 ^ 1636–1713; Künstler der Kanō-Schule
- Tsurezuregusa 徒然草 ^ „Aufzeichnungen aus Mußestunden“; Gedanken und Anekdoten von Yoshida Kenkō, verfasst ca. 1330–1332
- Utagawa Kuniyoshi 歌川国芳 ^ 1798–1861; Maler und Zeichner. Bekannter Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts
- Yasukuni Jinja 靖国神社 ^ Yasukuni Schrein, Tōkyō; Schrein zum Gedenken an Kriegsgefallene
- Yoshida Kenkō 吉田兼好 ^ 1283?–1350?; japanischer Dichter und Hofbeamter, Autor des Tsurezuregusa; zu seiner Zeit wahrscheinlich als Urabe Kaneyoshi bekannt
Religion in Japan, Inhalt
- 一 Grundbegriffe
- 二 Bauten
- 五 Mythen
- Einleitung
- Mythologie:
- Götter des Himmels
- Götter der Erde
- Jenseits:
- Jenseits
- Geister:
- Totengeister
- Dämonen
- Tiere:
- Imaginäre Tiere
- Verwandlungskünstler
- Symboltiere
- 六 Geschichte
- Einleitung
- Altertum:
- Prähistorie
- Frühzeit
- Nara-Zeit
- Frühe kami-Kulte
- Heian-Zeit
- Saichō
- Kūkai
- Honji suijaku
- Mittelalter:
- Kamakura-Zeit
- Amidismus
- Zen Buddhismus
- Nichiren Buddhismus
- Mittelalterl. Shintō
- Frühe Neuzeit:
- Reichseinigung
- Christentum
- Terauke-System
- Neo-Konfuzianismus
- Kokugaku
- Moderne und Gegenwart:
- Bakumatsu-Zeit
- Staatsshintō
- Neue Religionen
- 七 Essays
- Überblick
- Buddhismus, Asien:
- Arhats in China und Japan
- Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus
- Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott
- Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins
- Lokale Vorstellungen, Japan:
- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
- Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult
- Hundert Geschichten: Horrorklassiker aus der Edo-Zeit
- Religion und Politik:
- Die Tenshō-Mission: Beginn einer schwierigen transnationalen Beziehung
- Yasukuni: Der Schrein des ‚friedlichen Landes‘
- Herrigels Zen und das Bogenschießen
- Anhang
- Metalog
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- Autor
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- Künstler-Glossar
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„Komainu-Zoologie.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001