Geschichte/Shinto Mittelalter
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Shinto im Mittelalter
Die gegenseitige Durchdringung von Buddhismus und Shinto ist in der
Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)
Der Begriff „Kamakura“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
und
Stadtteil in Kyōto; Sitz des Ashikaga Shōgunats 1336–1573 (= Muromachi-Zeit)
Der Begriff „Muromachi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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-Zeit (drei·zehntes bis sech·zehntes Jahr·hundert) beinahe total. Es scheint, als könne man über·haupt nur von einer einzigen, mehr oder weniger syn·kre·tis·tischen Religion des ja·pa·nischen Mittel·alters sprechen. Gewisse Unter·schiede zwischen
Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
Der Begriff „kami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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und Buddhas werden zwar nicht geleugnet, doch letztlich — so die all·ge·meine Auf·fas·sung — sind diese Unter·schiede nur schein·bar, im Grunde sind kami und Buddhas das Gleiche. Ebenso wie fast jeder kami-Schrein unter der Ver·waltung eines bud·dhis·tischen Tempels steht, werden auch die kami selbst als „sichtbare Spuren“ (
wtl. kami-Spur (eines Buddha); buddh. Bezeichnung für → kami
Der Begriff „suijaku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) oder Mani·fes·tati·onen einer bud·dhis·tischen Urform (
Der Begriff „honji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) aufgefasst (s. honji suijaku These).
Ryōbu Shinto
Einzelne Mönche gehen sogar noch weiter und betrachten kami und Buddhas als zwei gleichwertige Er·schei·nungs·formen ein und der selben gött·lichen Instanz. Ins·be·son·dere kommt es zur Ver·schmel·zung von
Buddha Vairocana, der „kosmische Buddha“; wtl. „Großes Licht“ oder „Große Sonne“
Der Begriff „Dainichi Nyorai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, dem Haupt·buddha des eso·te·rischen Bud·dhis·mus, mit
Der Begriff „Amaterasu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, der Ahnen·gott·heit des Tenno. Amaterasu und Dainichi werden in einem ähnlichen dualen Ver·hältnis zu einander gesehen wie die beiden Mandalas des eso·te·rischen Bud·dhis·mus, Vajra- und Mutterschoß-Mandala, die ihrerseits nur zwei Aspekte des kosmischen Buddha Dainichi darstellen. So wie die beiden Mandalas mitunter auch als „zweiteiliges Mandala“ (ryōbu mandara) bezeichnet werden, hat man für die Ver·schmel·zung von Dainichi und Amaterasu rück·blickend den Begriff
Shintō-Interpretation des Mittelalters; wtl. „Shintō der beiden Teile“
Der Begriff „Ryōbu Shintō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
, „Shinto der beiden Teile“, erfunden. Ryōbu Shinto bezeichnet eine lose Gruppe von theo·logischen Spekulationen, die aus heutiger Sicht vor allem deshalb von Bedeutung sind, als aus dieser Richtung der erste Anstoß zu einer eigenständigen Theologie des Shinto entstand.
Die Fragen, die manche buddhistische Mönche dazu trieben, sich aus theo·logischer Sicht mit den ein·hei·mischen Gott·heiten auseinander zu setzen, resultierten im all·gemeinen aus einzelnen Schrein·traditionen, die sich der Ein·ver·nahme durch den Bud·dhis·mus hart·näckig wider·setzten. Dazu zählten die bereits erwähnten seltsamen Tabus, die ganz besonders im Amaterasu Schrein von Ise gegen den Buddhismus errichtet worden waren. Und noch eine Vor·stellung findet sich allent·halben: Nicht alle kami sind bud·dhis·tische Er·schei·nungen. Manche — oft als „wirkliche kami“ (
Der Begriff „jitsu no kami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) bezeichnet — haben keine bud·dhis·tische Urform. Sie gehören ins Reich der
wtl. Himmelshund; vogelartiger oder geflügelter Kobold, meist in den Bergen
Der Begriff „tengu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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und der mit Zauber·kraft aus·ge·statteten Füchse und
Tanuki; Marderhund
Der Begriff „tanuki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(siehe Kapitel Mythen, Geister bzw. Füchse) und sind tendenziell böse und gefährlich. Gerade diese „wirklichen kami“ zogen nun die Auf·merk·sam·keit der Ryōbu Shinto Denker auf sich und resultierten in er·staun·lichen Theorien, die gerade diese untersten und un·heiligsten aller Götter zu Mani·fes·tati·onen von Amaterasu und Dainichi erklärten.
Andere buddhistische Richtungen, zumeist radikale Amidisten, lehnten die kami generell ab. Aber nicht mit dem Argument, dass es sie nicht gibt, sondern weil sie den Buddhas, bzw.
Buddha Amitabha; Hauptbuddha der Schulen des Reinen Landes (Jōdo-shū bzw. Jōdo Shinshū)
Der Begriff „Amida“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, in jedem Fall unter·legen sind, und lediglich eine selbst·süchtige, dies·seits·ver·haftete, irre·ge·leitete Religiosität fordern und fördern.
Zwischen diesen beiden Extremen gab es einen „religiösen Mainstream“, der grund·sätzlich dem Bud·dhis·mus anhing und zugleich den kami wohl·wollend gegen·über stand. Auch inner·halb dieses Mainstreams blieb aber ein gewisses Be·wusst·sein vom Unter·schied zwischen ein·hei·mischen und der bud·dhis·tischen Gestalten bestehen, wobei die einheimischen letztlich geringer eingestuft wurden.
Götterwind und Götterland
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Der Grund, warum man die kami trotz Vorherrschen des Buddhismus nie ganz aus dem Bewusst·sein verlor, mag in ihrer Ver·bunden·heit mit lokalen Ge·geben·heiten gelegen haben. In den kami suchten und fanden Japaner immer wieder die Be·stäti·gung einer lokalen — um nicht zu sagen „nationalen“ — Identität, die besonders in der emotionalen Positionierung gegenüber China eine Rolle spielte. Dies wird unter anderem am Beispiel der erfolg·reichen Abwehr der Mongolen·angriffe, Ende des drei·zehnten Jahr·hunderts deutlich. Be·kannter·maßen scheiterten die beiden Invasions·versuche der Mongolen unter Kubilai Khan 1274 und 1281 jeweils an Taifunen, durch die die angreifenden Flotten zerstört wurden. Diese Winde wurden in Japan nach·träglich den kami zu·ge·schrieben und als
Götterwind; urspr. ein poetischer Beinamen der Provinz Ise, wird der Begriff seit den Mongolenangriffen des 13. Jh.s mit göttlichem Schutz im Krieg assoziiert und daher auch mit den Selbstmord-Piloten des 2. Weltkriegs in Verbindung gebracht
Der Begriff „kamikaze“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, göttliche Winde, bezeichnet, ein Ausdruck, der im Zweiten Weltkrieg dann auch auf die Selbst·mord·piloten der Luft·waffe Anwendung fand.
Es mag kein Zufall sein, dass im Anschluss an die Mongolen·angriffe der Begriff
wtl. „Götterland“
Der Begriff „shinkoku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
— „Götterland“, bzw. „Land der kami“ — immer häufiger auf·taucht, und zwar zumeist dann, wenn auf die Aus·er·wählt·heit Japans hingewiesen werden soll. Solche Gedanken spielen vor allem für die „Traditionalisten“ des ja·pa·nischen Mittel·alters eine große Rolle bei ihren Ver·suchen, die Macht des Tenno Hofes wieder her·zu·stellen. Der Krieger
1293–1354; Krieger und Gelehrter
Der Begriff „Kitabatake Chikafusa“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(1293-1354) ist dafür ein exemplarisches Beispiel. Er zieht nicht nur an der Seite des Kaisers Go-Daigo in den Krieg gegen das Kamakura-Shogunat, um den Tenno wieder ins Zentrum der Macht zurück·zu·führen, er schreibt auch gelehrte Werke, die den kaiser·lichen Macht·an·spruch historisch begründen. Der erste Satz seines Haupt·werkes
„Über die Wahre Abfolge der Göttlichen Herrscher“, Traktat von Kitabatake Chikafusa, 1339
Der Begriff „Jinnō shōtō-ki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
(„Über die Wahre Abfolge der Göttlichen Herrscher“, entstanden um 1340) lautet folge·richtig: „Dieses Land ist ein Götterland.“ Wie im späteren Staatsshinto, der den Begriff „Götterland“ ebenfalls gerne verwendete, wurden also bereits im Mittelalter kami-Kult und Tenno-Kult mit einander in Beziehung gesetzt.
Watarai Shinto
Chikafusa stand mit einer religiösen Bewegung in Verbindung, die von
vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū
Der Begriff „Ise“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, genau genommen vom Äußeren Ise Schrein (
Der Begriff „Gekū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) ausging und mit dem oben erwähnten Ryōbu Shinto in enger Ver·bin·dung stand. Der Äußere Schrein von Ise hatte stets damit zu kämpfen, dass Ise zwar insgesamt als heiliger Ort erachtet wurde, dass aber im Grunde nur
Der Begriff „Amaterasu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, die Haupt·gott·heit des Inneren Schreins, als Ahnen·gott·heit des Tenno auf·ge·fasst wurde. Die Gott·heit des Äußeren Schreins,
Der Begriff „Toyouke“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, wurde dagegen als Dienerin Amaterasus an·ge·sehen. Der Äußere Schrein war der Priester-Familie
Priester des Äußeren Schreins von Ise
Der Begriff „Watarai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
anheim gestellt. Die Watarai entwarfen nun in einer Generationen über·span·nenden Unter·nehmung eine Theologie, die erstens Toyouke als die Ver·körpe·rung des Urgotts
mythologische Urgottheit des Shintō
Der Begriff „Kuni no Tokotachi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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ansah, und zweitens beide Schreine, Inneren und Äußeren als Ent·spre·chung der beiden Mandalas des Buddhas
Buddha Vairocana, der „kosmische Buddha“; wtl. „Großes Licht“ oder „Große Sonne“
Der Begriff „Dainichi Nyorai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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. Im Unter·schied zur klassischen honji-suijaku Theorie und analog zum Ryōbu Shinto waren die Ise-Gottheiten und Dainichi voll·kommen gleich·wertig, einander wechsel·seitig spiegelnd. Ise wurde zum heiligen Boden Dainichis und der Ursprung Dainichis damit nach Japan verlegt. Dadurch wurde nebenbei auch der Begriff „Götterland“ bud·dhis·tisch begründet und ab·ge·sichert. Das machte den Ise- oder
Der Begriff „Watarai Shintō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
, wie diese Richtung heute genannt wird, wahrscheinlich auch besonders attraktiv in den Augen Chikafusas.
Wie die Einbeziehung von
Buddha Vairocana, der „kosmische Buddha“; wtl. „Großes Licht“ oder „Große Sonne“
Der Begriff „Dainichi Nyorai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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bereits andeutet, wurde der Watarai Shinto nicht von den Watarai Priestern allein, sondern auch von bud·dhis·tischen Mönchen, v.a. aus der esoterischen
Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan
Der Begriff „Shingon-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Schule entwickelt. Damit nahmen Elemente des esoterisch-bud·dhis·tischen Ritus Einzug in diese Form des Shinto. Im Watarai Shinto gibt es demnach Gebets·formeln (Mantra), Hand·zeichen ( Mudrā), die Anbetung von Sanskrit·zeichen, die Anrufung von Buddhas und anderes mehr. Daneben spielt auch der
Dualistisches Prinzip der chin. Naturphilosophie
Der Begriff „Yin Yang“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Glaube eine wichtige Rolle. Das deshalb, weil zu dieser Zeit auch die Shingon Schule starke Anleihen beim Yin Yang Glauben und der chinesischen Kosmologie machte. Im Mittel·punkt des Watarai Shinto standen allerdings traditionelle Riten des höfischen Shinto, die sozusagen buddhistisch aufbereitet wurden.
Wie die Shingon Schule, hielten die Watarai ihre Gebets- und Ritualtexte geheim und gaben sie nur Initiierten weiter. Dennoch verbreitete sich der Watarai Shinto recht rasch und wirkte mit, Ise zu einem führenden Zentrum des mittel·alter·lichen Pilger·wesens werden zu lassen. Trotz dieser neuen Bedeutung der Ise Schreine ist es fraglich, inwieweit sich die Vertreter des Watarai Shinto selbst als „Shintoisten“ sahen. Sofern sie Priester in Ise waren, verfügten sie natürlich über eine historisch gewachsene Identität als kami-Priester. Aber ein klares Bewusst·sein, einer vom Bud·dhis·mus verschiedenen Religion zu dienen, lässt sich kaum erkennen. Eher kann man im Watarai Shinto einen besonderen Versuch sehen, den Kult von Ise mit dem vor·herr·schenden bud·dhis·tischen Welt·bild in Einklang zu bringen und dabei dennoch die Besonderheit Ises zu wahren.
Yoshida Shinto
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Die Ideen und Techniken der
Priester des Äußeren Schreins von Ise
Der Begriff „Watarai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
diffundierten in viele Schreine und Tempel des Mittel·alters und wurden im übrigen auch von den Priestern des Inneren Schreins von Ise über·nommen. Es dauerte aller·dings ver·hältnis·mäßig lange, bis auch die Familien des Tenno-Hofs — vor allem die Beamten des kaiser·lichen Götter·amtes (
Götteramt, wtl. Amt für Götter des Himmels und der Erde
Der Begriff „Jingi-kan“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) — davon Gebrauch machten. Erst als die letzten Reste des
auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
Der Begriff „Heian“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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-zeit·lichen Hof·staats im Zuge des Ōnin-Krieges (1467-1477) zerstört wurden und die Institution des Tenno den Tief·punkt ihrer politischen Be·deu·tungs·losig·keit erreichte, machte sich ein Ab·kömmling einer höfischen Priester·familie daran, eine Lehre im Stil der Watarai zu formulieren.
Dieser Priester namens
1435–1511; Shintō-Priester und Theologe; Begründer des Yoshida Shintō (auch Yuiitsu Shintō), Autor des Yuiitsu shintō myōbō yōshū
Der Begriff „Yoshida Kanetomo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(1435-1511) stammte aus der Familie der
Priester und Orakelleser des Tennō-Hofs
Der Begriff „Urabe“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, die seit der Heian-Zeit als Orakel·leser und Weis·sager bei Hof tätig waren. Sein sog.
mittelalterl. Shintō-Richtung, begründet von Yoshida Kanetomo
Der Begriff „Yoshida Shintō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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bezieht Teile dieses Erbes mit ein, geht aber weit über die tra·di·ti·o·nellen Inhalte des höfischen Kults hinaus. Die Moti·vation Kanetomos scheint darin gelegen zu haben, das höfische Götter·amt neu zu errichten und unter die Füh·rung der Urabe Priester zu stellen. Dazu mussten viele Details der ehemals sakrosankten Ordnung des Hofes auf den Kopf gestellt werden, aber das fiel zu Kanetomos Zeit wohl nicht mehr allzu sehr ins Gewicht. Teile der Hof·aristo·kratie mögen in Yoshida Kanetomo und in der neuen esoterisch-religiösen Be·deu·tung, die er dem Tenno und seinen In·sti·tu·ti·onen zu·schrieb, hin·gegen einen neuen Hoffnungs·träger erblickt haben.
Die Lehre des Yoshida Shinto
Die ideengeschichtliche Bedeutung des Yoshida Shinto liegt aber nicht in der Revitalisierung des Götter·amtes. Vielmehr brachte Yoshida Kanetomo die Techniken und Theorien des Watarai Shinto erstmals in ein ge·schlos·senes System und gab ihm zudem einen Namen:
mittelalt. Shintō-Richtung (= Yoshida Shintō)
Der Begriff „Yuiitsu Shintō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, der „Eine und Einzige Shinto“. Damit war erstmals eine Richtung des Shinto ent·standen, die sich auch selbst als solche identifizierte und bewusst vom Bud·dhis·mus abhob. Kanetomo war zugleich einer der ersten, die das Verhältnis von kami und Buddhas, bzw. Shinto und Bud·dhis·mus explizit thema·tisierten. Um dem Shinto zum Vorrang gegen·über dem Bud·dhis·mus zu ver·helfen, drehte er die gängige honji suijaku These schlicht·weg um und erklärte die kami zur Urform (
Der Begriff „honji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) und die Buddhas zur „Spur“ (
wtl. kami-Spur (eines Buddha); buddh. Bezeichnung für → kami
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). Nach Ansicht des Yoshida Shinto würden sich die kami nur in Japan, dem Götter·land, in ihrer wahren Gestalt zu erkennen geben, während sie sich in Indien und China in der behelfs·mäßigen Er·scheinungs·form von Buddhas manifestierten.
Viele Elemente des Yoshida Shinto wirken aus heutiger Sicht derart bud·dhis·tisch, dass man sich kaum vor·stellen kann, wie zu jener Zeit nicht sofort die Idee auf·kommen konnte, der Yoshida Shinto hätte vom eso·te·rischen Bud·dhis·mus „abgekupfert“. Z.B. heißt es, dass es im Shinto „geheime“ und „offene“ Lehren gäbe (in Analogie zur Zwei·teilung in eso·te·rischen und exo·te·rischen Bud·dhis·mus), wobei die geheimen exklusiv im Besitz der Yoshida wären. Es gibt die Über·ein·stim·mung von Gesten, Worten und Gedanken (die „Drei Geheimnisse“ des eso·te·rischen Bud·dhis·mus), die zur Ver·einigung mit der an·ge·rufenen Gott·heit führen. Es gibt Ritual·gegen·stände und Mudrās, die direkt dem Shingon Bud·dhis·mus ent·nommen sind. Dennoch, aus der Sicht des all·gegen·wärtigen Syn·kre·tis·mus seiner Ent·stehungs·zeit wirkt der Yoshida Shinto durchaus puristisch: Es werden keine Buddhas an·ge·rufen. Es werden keine Sutren rezitiert. Es werden keine bud·dhis·tischen Mönche als Ur·heber der Lehre an·ge·geben. Es werden keine bud·dhis·tischen Ziele wie Erleuchtung, Nirvana, etc. proklamiert. Und wenn bestimmte Über·ein·stim·mungen mit dem Bud·dhis·mus an·er·kannt werden, dann nur, um die Ar·gu·men·tation zu stützen, dass auch der Buddhismus letztlich auf die japanischen kami zurückgeht.
Die Verbreitung des Yoshida Shinto
Der Yoshida Shinto verbreitete sich im sech·zehnten Jahr·hundert, also in der Zeit der „Kämpfenden Länder“ verhältnis·mäßig weit·läufig in vielen Provinzen. Das liegt nicht nur an seiner über·zeu·genden Doktrin, sondern auch daran, dass die Nachfolger Yoshida Kanetomos in diversen kleineren, regionalen Schreinen, die teilweise von neu ent·standenen Dorf·gemeinschaften getragen wurden, eine Klientel entdeckten, die weder vom Buddhismus noch von den traditionellen Groß·schreinen betreut wurde. Diesen Schreinen bot der Yoshida Shinto eine neue Form der Unter·stützung an, sei es, indem Priester in esoterische Riten des Yoshida Shinto eingeweiht wurden, sei es, dass der betreffende Schrein einfach einen Hofrang erhielt, den die Yoshida in ihrer Eigen·schaft als Priester des Götter·amts verteilten. Diese Funktion des Yoshida Shinto wurde in der
Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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-Zeit sogar offiziell anerkannt. Zum Entsetzen mancher anderer traditioneller Priester·familien, wurden die Yoshida in den ersten „Bestimmungen für Schreinpriester“
des Tokugawa Shogunats (=
„Bestimmungen für Schreinpriester“ 1665
Der Begriff „Shosha negi kannushi hatto“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
, 1665) als zuständig für alle Schreine deklariert, die nicht bereits über traditionelle Bindungen zum Kaiserhof verfügten. Das Shogunat erkannte damit den Tenno Hof als prinzipiell für alle Shinto Angelegenheiten zuständig an, und wählte innerhalb des Tenno Hofs die Yoshida als zuständig für die große Mehr·heit aller Shinto Schreine aus.
Was das in der Praxis bedeutete, ist heute noch weitgehend ungeklärt. Fest steht zum einen, dass es dem Yoshida Shinto gelang ein weit verzweigtes System von abhängigen Schreinen zu schaffen. Zum anderen bemühten sich viele Familien und Shinto Schulen, u.a. der neu erstarkende
Der Begriff „Watarai Shintō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
, mit zunehmendem Erfolg darum, die Vormachtstellung der Yoshida zu brechen. Große Schreine mit traditionellen Bindungen zum Hof fielen im übrigen nicht in den Zuständigkeitsbereich der Yoshida. Dennoch war der Einfluss des Yoshida Shinto in der Edo-Zeit beträchtlich. Er wird heute nach wie vor unterschätzt und bedarf dringend einer historischen Aufarbeitung.
Kritik am Yoshida Shinto
Ein Grund für die geringe Kenntnis über den Yoshida Shinto soll auch kurz zur Sprache kommen: Bereits Anfang der Edo-Zeit kam es unter Intellektuellen zu einer „konfuzianischen Mode“ (s. Neo-Konfuzianismus), die zunächst mit den chi·ne·sischen Vor·stellungen des Yoshida Shinto noch durchaus kompatibel war. Doch entwickelte sich unter konfuzianischer Sicht ein neuer Blick bzw. ein neues Wissen über die Geschichte Japans. Zugleich nahm die Kritik an den mittel·alterlichen Formen der eso·te·rischen Wahr·heits·ver·mitt·lung zu. Beides führte dazu, dass die Ansprüche des Yoshida Shinto immer mehr in Frage gestellt wurden. Die Idee eines „reinen Shinto“ wurde zwar aus dem Yoshida Shinto über·nommen, radikalisierte sich jedoch. Mitte der Edo-Zeit entstand daraus die sogenannte „Nationale Schule“ ( kokugaku), die sowohl den Buddhismus als auch den Konfuzianismus ablehnte. Unter Gelehrten wie
Der Begriff „Motoori Norinaga“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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und
Der Begriff „Hirata Atsutane“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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wurde die
„Lehre des Landes“, Nationale Schule, Nativismus; in der Edo-Zeit entstandene Gelehrtentradition, die ihren Fokus auf das nationale Erbe Japans richtete
Der Begriff „kokugaku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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zu einer führenden intellektuellen Strömung, die namentlich die Führer der
posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt
Der Begriff „Meiji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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-Restauration inspirierte. Die Politik der sogenannten „Trennung von kami und Buddhas“ gleich nach der Restauration im Jahre 1868 kann als ideologisches Kind der kokugaku bezeichnet werden (s. Staatsshinto). Sie führte zur endgültigen Auflösung des Yoshida Shinto, der nunmehr als synkretistisch verschrien war.
Diese politisch-religiöse Entwicklung fand auch in der japanischen und schließlich in der westlichen Religionsforschung ihren Niederschlag. Unter der Ideologie des Staatshinto, also während der Meiji, und vor allem der frühen
Regierungszeit des Tennō Hirohito (1926–1989)
Der Begriff „Shōwa“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Zeit, wurde die Trennung von Buddhismus und Shinto auch rückwirkend vollzogen, alle „synkretistischen“ Richtungen wurden als historische Verirrungen gering geschätzt und in ihrer Bedeutung herunter gespielt. Erst in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahr·hunderts setzte eine Revision dieses Geschichtbilds ein, die allerdings noch keineswegs abgeschlossen ist.
Literatur
- Japanese Journal of Religious Studies 29/3–4, 2002. (Online.) [Sondernummer des JJRS.]
Religion in Japan, Inhalt
- 一 Grundbegriffe
- 二 Bauten
- 五 Mythen
- Einleitung
- Mythologie:
- Götter des Himmels
- Götter der Erde
- Jenseits:
- Jenseits
- Geister:
- Totengeister
- Dämonen
- Tiere:
- Imaginäre Tiere
- Verwandlungskünstler
- Symboltiere
- 六 Geschichte
- Einleitung
- Altertum:
- Prähistorie
- Frühzeit
- Nara-Zeit
- Frühe kami-Kulte
- Heian-Zeit
- Saichō
- Kūkai
- Honji suijaku
- Mittelalter:
- Kamakura-Zeit
- Amidismus
- Zen Buddhismus
- Nichiren Buddhismus
- Mittelalterl. Shintō
- Frühe Neuzeit:
- Reichseinigung
- Christentum
- Terauke-System
- Neo-Konfuzianismus
- Kokugaku
- Moderne und Gegenwart:
- Bakumatsu-Zeit
- Staatsshintō
- Neue Religionen
- 七 Essays
- Überblick
- Buddhismus, Asien:
- Arhats in China und Japan
- Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus
- Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott
- Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins
- Lokale Vorstellungen, Japan:
- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
- Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult
- Hundert Geschichten: Horrorklassiker aus der Edo-Zeit
- Religion und Politik:
- Die Tenshō-Mission: Beginn einer schwierigen transnationalen Beziehung
- Yasukuni: Der Schrein des ‚friedlichen Landes‘
- Herrigels Zen und das Bogenschießen
- Anhang
- Metalog
- Konzept
- Autor
- Impressum
- Glossare
- Fachbegriffe-Glossar
- Bilder-Glossar
- Künstler-Glossar
- Geo-Glossar
- Ressourcen
- Literatur
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„Shintō im Mittelalter.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001