Grundbegriffe/Buddhismus: Unterschied zwischen den Versionen
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Ein leicht erkennbares Charakteristikum des esoterischen Buddhismus sind kriegerische Figuren mit zornigen Gesichtern, die jedoch keine Feinde des Buddhismus darstellen, sondern Helfer oder Verteidiger. Sie sollen dem Gläubigen helfen, innere Widerstände oder „Begierden“ auf dem Pfad zur Erleuchtung zu überwinden, doch wandte man sich auch mit handfesteren Anliegen wie z.B. der Bitte um Schlachtenglück an sie. | Ein leicht erkennbares Charakteristikum des esoterischen Buddhismus sind kriegerische Figuren mit zornigen Gesichtern, die jedoch keine Feinde des Buddhismus darstellen, sondern Helfer oder Verteidiger. Sie sollen dem Gläubigen helfen, innere Widerstände oder „Begierden“ auf dem Pfad zur Erleuchtung zu überwinden, doch wandte man sich auch mit handfesteren Anliegen wie z.B. der Bitte um Schlachtenglück an sie. | ||
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Erste buddhistische Kontakte mit China reichen bis ins erste Jahr·hundert vor unserer Zeit·rech·nung zurück, aber zu einiger Bedeutung gelangte der chine·sische Bud·dhis·mus erst im zweiten und dritten Jahr·hundert unserer Zeit. Von der nord-west·lichen Einfalls·pforte aus erfolgte die Ver·brei·tung fächer·förmig über den ganzen chine·sischen Sub·kontinent, um schließ·lich im fünften und sechsten Jahr·hundert auch Korea und Japan zu erreichen. Daneben gab es auch über die südliche Route bud·dhis·tische Einflüsse. Da die bud·dhis·tische Mission aber in erster Linie auf die Höfe konzen·triert war, konnte von einer gleich·mäßigen, flächen·deck·enden Verbrei·tung keine Rede sein. Der frühe chine·sische Bud·dhis·mus blühte daher in den urbanen Zentren. Doch errich·teten Bud·dhisten auch Klöster in abge·lege·nen Regionen, vielleicht um sich dadurch eine gewisse Auto·nomie zu sichern. | Erste buddhistische Kontakte mit China reichen bis ins erste Jahr·hundert vor unserer Zeit·rech·nung zurück, aber zu einiger Bedeutung gelangte der chine·sische Bud·dhis·mus erst im zweiten und dritten Jahr·hundert unserer Zeit. Von der nord-west·lichen Einfalls·pforte aus erfolgte die Ver·brei·tung fächer·förmig über den ganzen chine·sischen Sub·kontinent, um schließ·lich im fünften und sechsten Jahr·hundert auch Korea und Japan zu erreichen. Daneben gab es auch über die südliche Route bud·dhis·tische Einflüsse. Da die bud·dhis·tische Mission aber in erster Linie auf die Höfe konzen·triert war, konnte von einer gleich·mäßigen, flächen·deck·enden Verbrei·tung keine Rede sein. Der frühe chine·sische Bud·dhis·mus blühte daher in den urbanen Zentren. Doch errich·teten Bud·dhisten auch Klöster in abge·lege·nen Regionen, vielleicht um sich dadurch eine gewisse Auto·nomie zu sichern. | ||
− | In der {{ | + | In der {{g|Tang}}-Zeit erfuhr der chinesische Bud·dhis·mus massive staatliche Förderungen, die nicht nur zu seiner Verbreitung, sondern auch zu einer großen Eigenständigkeit gegenüber dem Ursprungsland Indien führten. Der chine·sische Hof unter·stützte nämlich groß angelegte Über·setzungs·projekte, die es mit sich brachten, dass heute mehr buddhistische Schriften in chinesischer Übersetzung tradiert sind als in Sanskrit oder Pali, den Sprachen der Original·manus·kripte. |
Die Über·setz·ungen in ein voll·kommen anderes Idiom, in dem weder die grammati·kalischen, noch die philo·sophi·schen Grund·strukturen des indischen buddhis·tischen Kanons vor·handen waren, stellten nicht nur eine gewaltige Heraus·forderung dar, sie führten zwangs·läufig zu einer Sini·sierung des Bud·dhis·mus. Es ist dieser sinisierte Buddhis·mus, der in Ostasien weiter wirkte. | Die Über·setz·ungen in ein voll·kommen anderes Idiom, in dem weder die grammati·kalischen, noch die philo·sophi·schen Grund·strukturen des indischen buddhis·tischen Kanons vor·handen waren, stellten nicht nur eine gewaltige Heraus·forderung dar, sie führten zwangs·läufig zu einer Sini·sierung des Bud·dhis·mus. Es ist dieser sinisierte Buddhis·mus, der in Ostasien weiter wirkte. | ||
Version vom 19. Mai 2020, 13:43 Uhr
Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Grundbegriffe/Buddhismus.
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Die Lehre des Bud·dhis·mus (jap.
Lehre des Buddha, Buddhismus
Der Begriff „bukkyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) geht auf eine histo·rische Persön·lich·keit zurück, die unter Eigen·namen wie
Eigennamen des historischen Buddha; Pali: Gotama (jap. Kudon 瞿曇)
Der Begriff „Gautama“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Eigennamen des historischen Buddha, Shakyamuni (jap. Shiddatta 悉達多)
Der Begriff „Siddhartha“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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oder
„Der Weise des Shakya-Klans“, buddhistischer Name des historischen Buddha (Gautama Siddhartha) (jap. Shaka 釈迦 oder Shakamuni 釈迦牟尼)
Der Begriff „Shakyamuni“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(„der Weise des Shakya-Klans“) bekannt ist.
Nach bud·dhis·tischer Auf·fas·sung war er ein
Der Begriff „Buddha“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
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, also ein „Erleuch·teter“, weshalb er auch als „der Buddha“ bzw. genauer als der „histo·rische Buddha“ be·zeich·net wird. Nach bud·dhis·tischer Auf·fass·ung exis·tier·ten Buddhas nämlich schon in grauer Vorzeit, und auch die Zukunft wird weitere Buddhas her·vor·bringen.
In Japan wird dieser historische Buddha als
jap. Name des historischen Buddha, Shakyamuni
Der Begriff „Shaka Nyorai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
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verehrt.
Man nahm bis vor kurzem allgemein an, dass Shak·ya·muni im sechsten oder fünften Jahr·hundert vor unserer Zeit·rechnung im Norden Indiens tätig war, doch setzen neuere For·schun·gen seine Lebens·zeit hundert Jahre später, etwa 450–370 v.u.Z. an.1 Shakyamuni lebte jedenfalls in einem nord·indischen König·reich namens Magadha [Magadha (skt.) मगध Nordostindisches Königreich das im 6. bis 4. Jh. v.u.Z. seine Blütezeit erreichte], wo neben dem Buddhismus auch eine weitere indische Religion, der Jainismus entstand. Beide Religionen lehrten, dass selbst die Götter (deva [deva (skt.) देव „Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)]) der klas·sischen indischen Mythen nur eine relative Bedeutung besaßen und ver·kündeten einen für alle Lebe·wesen gültigen Heils·weg, der im Wesent·lichen auf einer aske·tischen, mönchi·schen Lebens·weise beruhte.
Nach seinem Tod hinter·ließ Shak·ya·muni einen Orden von Mönchen und Nonnen, sowie männ·liche und weib·liche Laien·anhänger. Diese „Vier Ver·samm·lungen“ bildeten die bud·dhis·tische Gemeinde im weiteren Sinne. Eine kodifizierte Lehre existierte zu diesem Zeitpunkt wahr·scheinlich noch nicht. Erst Shak·ya·munis Schüler und Enkel·schüler formu·lierten in soge·nannten „Konzilen“ die ersten schrift·lichen Texte, aus denen sich die ver·schie·denen Fassungen des weit·läufigen bud·dhis·tischen Kanons — die „Drei Körbe“ — ent·wickelten.
Die Ausbreitung des Buddhismus folgte im wesentlichen den großen Handels·routen, die zahl·reiche Höfe von großen und kleineren Reichen mit einander ver·banden. Der Bud·dhis·mus war also — trotz seiner aske·tischen Ideale — beson·ders in seiner Früh·zeit eine Religion für Händler und ihre Kunden, die Könige. Während die Händler exo·tische Güter an den Höfen der Könige feilboten, predigten die Mönche in ihrer Beglei·tung eine neue Religion, die eben jenen Königen über den Tod hinaus „Rettung“ versprach. Diese Beschäf·tigung mit indivi·duellen Schick·salen in einer kommenden Welt war mög·licher·weise eines der Erfolgs·geheim·nisse, das die Lehren des Bud·dhismus ebenso begehrt machte wie mate·rielle Reich·tümer. Bud·dhisten hatten jeden·falls beson·ders an den Königs·höfen Erfolg. Umgekehrt wurden sowohl Händler als auch Könige in den Legenden von Buddha und seinen Schülern generell positiv dar·ge·stellt. Reich·tum und Macht sind im Bud·dhis·mus per se keine Hinder·nisse auf dem Pfad zur Erleuch·tung, sondern im Gegen·teil Zeichen der karmischen [Karma (skt.) कर्म „Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. gō 業)] Beloh·nung aus früheren Leben, die es in diesem Leben klug und achtsam zu ver·walten und zu mehren gilt.
Die „Fahrzeuge“ des Buddhismus
Im dritten Jahr·hundert v.u.Z., also etwa hundert Jahre nach Buddhas Tod, erfuhr der Bud·dhis·mus eine massive Förderung durch König
„Der Unbesorgte“, 304?–232 v.u.Z., König von Nord-Indien (jap. Muu 無憂 oder Aikuō 阿育王)
Der Begriff „Ashoka“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
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(304?–232 v.u.Z.), der große Teile Indiens unter seiner Herr·schaft vereinte. Von da an begann der Bud·dhis·mus auch über die Grenzen der indischen Kultur hinaus wirksam zu werden. Es entstanden zwei große Über·liefe·rungs·tradi·tionen, die man in der Sprache des Buddhismus als „Fahrzeuge“ (yāna) bezeichnet. Die südliche Route verlief zum Großteil über den Seeweg nach Südost·asien und China, die nörd·liche erreichte über die Seiden·straße diverse zentral·asia·tische Reiche und schließ·lich ebenfalls China, Korea und Japan.
Süden: Thera·vada
Die südliche Richtung wird auch als
„Fahrzeug der Schüler“, Richtung des Buddhismus (jap. Shōmon-jō 声聞乗)
Der Begriff „Shravakayana“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
(„Fahrzeug der Schüler“) bezeichnet, von ihren zahlreichen Schul·rich·tungen hat allerdings nur der
„Schule der Ordensälteren“, buddhistische Richtung (hier in Pali angegeben; skt: Sthaviravada) (jap. jōzabu bukkyō 上座部仏教)
Der Begriff „Theravada“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(„Schule der Ordens·älteren“, jap. jōzabu bukkyō [jōzabu bukkyō (jap.) 上座部仏教 Theravada Buddhismus, wtl. „Lehre der Ordensältesten“]) bis heute überdauert. Der Thera·vada Bud·dhis·mus gilt im Vergleich zur nördlichen Schul·rich·tung als ortho·doxere oder kon·serva·tivere Form des Bud·dhis·mus. Gegenüber dem Maha·yana konzen·triert er sich stärker auf mön·chische Lebens·führung (das Arhat [Arhat (skt.) अर्हत् buddhistische Heiligenfigur; höchste Stufe des Menschseins vor dem Austritt aus dem Geburtenkreislauf (jap. rakan)]-Ideal) und Askese. Er wird heute vor allem in Sri Lanka, Myanmar (Burma), Thailand, Laos und Kam·bodscha prak·tiziert.
Norden: Maha·yana
Die nördliche Richtung ist allgemein als
„Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)
Der Begriff „Mahayana“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
, „Großes Fahr·zeug“ (jap. daijō bukkyō [daijō bukkyō (jap.) 大乗仏教 Mahayana Buddhismus, wtl. „Lehre des Großen Fahrzeugs“]), bekannt. Das Große Fahr·zeug war eine Reform·bewe·gung, die die ur·sprüng·liche, auf eine rein mönch·ische Lebens·führung ausge·richtete Form des Bud·dhis·mus auch für Laien zu·gäng·lich machen wollte. Auch Laien können nach Auf·fassung des Maha·yana er·leuch·tet werden. Im Maha·yana wurden die Lehren und Schriften des ortho·doxen Shravaka·yana Bud·dhis·mus zwar nicht grund·sätzlich abge·lehnt, doch bezeich·nete man diesen Bud·dhismus, ein wenig abwertend, als
„Kleines Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. Shōjō 小乗)
Der Begriff „Hinayana“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
, „Kleines Fahr·zeug“.
Tantrismus oder esoterischer Buddhismus
Im fünften und sechsten Jahr·hundert u.Z. kam dann noch eine weitere Reform·bewe·gung dazu, die sich in Indien nicht nur innerhalb des Bud·dhis·mus, sondern auch im
„Glückverheißender“, indische Göttheit, auch Maheshvara oder Ishvara (jap. Daijizai-ten 大自在天)
Der Begriff „Shiva“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
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und
indische (vedische) Gottheit; gilt im Vishnuismus als Manifestation des höchsten Seins
Der Begriff „Vishnu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(also dem, was letzt·lich zum Hindu·ismus führte) breit machte: der Tan·tris·mus, benannt nach eigenen Lehr·schriften, den
„Gewebe“, Lehrschrift des esoterischen Buddhismus (ähnlich sutra, aber meist mit rituellem Inhalt)
Der Begriff „tantra“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, in denen vor allem neu·artige Ritual·tech·niken behandelt werden. Der Tan·tris·mus führte von der generell offenen Haltung des Mahayana zurück zu engen, in sich geschlos·senen Zirkeln von Ein·geweih·ten, inner·halb derer die Rituale kursier·ten. Man spricht daher auch vom „eso·terischen Bud·dhis·mus“ (esoterisch im Sinne von „nach innen gewandt“) — jap. mikkyō [mikkyō (jap.) 密教 esoterischer Buddhismus, Tantrismus; wtl. geheime Lehre; Gegenstück zu kengyō; in Japan vor allem durch den Shingon, aber auch durch Teile des Tendai Buddhismus vertreten], wtl. „geheime Lehre“.
Ein leicht erkennbares Charakteristikum des esoterischen Buddhismus sind kriegerische Figuren mit zornigen Gesichtern, die jedoch keine Feinde des Buddhismus darstellen, sondern Helfer oder Verteidiger. Sie sollen dem Gläubigen helfen, innere Widerstände oder „Begierden“ auf dem Pfad zur Erleuchtung zu überwinden, doch wandte man sich auch mit handfesteren Anliegen wie z.B. der Bitte um Schlachtenglück an sie.
Obwohl der esoterische Buddhismus generell als eine Unter·kate·gorie des Mahayana gilt, lässt er sich doktrinär oft nicht ein·deutig zuordnen. Auch geographisch passt er nicht ganz in das oben skizzierte Bild, da die ein·fluss·reichs·ten esote·rischen Lehrer China offenbar über die Süd·route erreichten. Manche Religionshistoriker behandeln den esoterischen Buddhismus daher als eigene, unabhängige Richtung, die nach eine charakteristischen tantristischen Ritualinstrument, dem vajra [vajra (skt.) वज्र „Donnerkeil“, Ritualinstrument und Symbol des tantristischen/esoterischen Buddhismus (jap. kongō 金剛)], auch als Vajrayana [Vajrayāna (skt.) वज्रयन „Vajra-Fahrzeug“, Tantrismus, esoterischer Buddhismus (jap. mikkyō 密教 oder Kongō-jō 金剛乗)] (Vajra-Fahrzeug) bezeichnet wird.
Für den japanischen Bud·dhis·mus sind jedenfalls vor allem das Maha·yana und die „geheime Lehre“ (mikkyō) von Belang.
Ausbreitung nach Ostasien
Im Norden kam der Bud·dhis·mus zunächst mit dem hellenis·tischen Reich Gandhara [Gandhāra (skt.) गन्धार Königreich im heutigen Pakistan bzw. gleichnamige Stadt (auch Purushapura, heute Peshavar); nach den griechischen Eroberungen unter Alexander dem Großen unter dem Einfluss der hellenistischen Kultur, später, im 1.–3. Jh. u.Z. Hauptstadt des buddhistischen Kushana Reichs; frühes Zentrum der buddhistischen Kunst] in Berüh·rung und erfuhr dadurch wichtige Impulse, z.B. auf dem Gebiet der Ikonographie. Der Buddha bekam hier erstmals ein konkretes Aussehen, das erstaunlich stark an griechisch-römische Statuen der Antike gemahnte. Trotz des fruchtbaren und scheinbar harmonischen Kontakts mit dem Hellenismus, breitete sich der Buddhismus nicht mehr weiter nach Westen aus. Statt dessen besaß das im Osten gelegene China eine weit größere Anzie·hungs·kraft als Ziel der bud·dhis·tischen Mission. Die Gründe dafür waren wahrscheinlich nicht religiöser Natur, sondern lagen in den kommerziellen Möglichkeiten, die der Handel mit China versprach. Die buddhistische Mission richtete sich also, ähnlich wie später die christliche, an Handelsrouten aus.
Um nach China zu gelangen, benutz·ten Händler und Mönche zumeist den Landweg entlang der zentral·asia·tischen Seiden·straße. Doch konnte man China auch per Schiff erreichen, wenn man eine südliche Route wählte. Hier boten die Inseln Sri Lanka, Sumatra und Java sowohl für den Handel als auch für die bud·dhis·tische Mission wichtige Stütz·punkte, wo sich bald frühe buddhis·tische Zentren etablierten. Diese Route wird auch als „maritime Seiden·straße“ bezeichnet.
Kushana Periode, N-Indien, 1.–3.Jh. u.Z. Huntington Archive.
Kushana Reich. Wikimedia Commons.
Erste buddhistische Kontakte mit China reichen bis ins erste Jahr·hundert vor unserer Zeit·rech·nung zurück, aber zu einiger Bedeutung gelangte der chine·sische Bud·dhis·mus erst im zweiten und dritten Jahr·hundert unserer Zeit. Von der nord-west·lichen Einfalls·pforte aus erfolgte die Ver·brei·tung fächer·förmig über den ganzen chine·sischen Sub·kontinent, um schließ·lich im fünften und sechsten Jahr·hundert auch Korea und Japan zu erreichen. Daneben gab es auch über die südliche Route bud·dhis·tische Einflüsse. Da die bud·dhis·tische Mission aber in erster Linie auf die Höfe konzen·triert war, konnte von einer gleich·mäßigen, flächen·deck·enden Verbrei·tung keine Rede sein. Der frühe chine·sische Bud·dhis·mus blühte daher in den urbanen Zentren. Doch errich·teten Bud·dhisten auch Klöster in abge·lege·nen Regionen, vielleicht um sich dadurch eine gewisse Auto·nomie zu sichern.
In der Tang [Tang (chin.) 唐 chin. Herrschaftsdynastie, 618–907]-Zeit erfuhr der chinesische Bud·dhis·mus massive staatliche Förderungen, die nicht nur zu seiner Verbreitung, sondern auch zu einer großen Eigenständigkeit gegenüber dem Ursprungsland Indien führten. Der chine·sische Hof unter·stützte nämlich groß angelegte Über·setzungs·projekte, die es mit sich brachten, dass heute mehr buddhistische Schriften in chinesischer Übersetzung tradiert sind als in Sanskrit oder Pali, den Sprachen der Original·manus·kripte. Die Über·setz·ungen in ein voll·kommen anderes Idiom, in dem weder die grammati·kalischen, noch die philo·sophi·schen Grund·strukturen des indischen buddhis·tischen Kanons vor·handen waren, stellten nicht nur eine gewaltige Heraus·forderung dar, sie führten zwangs·läufig zu einer Sini·sierung des Bud·dhis·mus. Es ist dieser sinisierte Buddhis·mus, der in Ostasien weiter wirkte.
China, Tang-Zeit, err. 672–676. Global Travel Authors, über Internet Archive.
Nicht nur auf der Ebene der Texte, auch in der Ikono·graphie, also der Bilder·sprache, kam es zu neuen, chinesi·schen Stan·dardi·sie·rungen. Die typische, leicht dickliche Buddha-Figur ist beispiels·weise eine chine·sische Ent·wicklung, die vollin·haltlich von Korea und Japan über·nommen wurde. Aller·dings war in ganz Ostasien immer klar, dass der Buddha Inder war und insofern auch exotische Merkmale besaß.
Übernahme des Buddhismus in Japan
Heian-Zeit, 9. Jh. Bildquelle: Wakasa Haikai, (Blog) [Scan aus Nara no furudera to butsuzō, Mitsui Memorial Museum, 2010], über Internet Archive.
Im japan·ischen Bud·dhis·mus haben wir es also mit dem Resultat einer langen Über·liefe·rungs·ge·schichte zu tun, im Zuge derer die ur·sprüng·lich indi·sche Religion mit Ele·menten aus Zentral·asien und China ange·reichert wurde. Da China für die japa·nische Kultur das Vorbild schlech·thin dar·stellte, ten·dierte man dazu, den Bud·dhis·mus in seiner chine·sischen Form zu belassen und unter·nahm zunächst nur zag·hafte Versuche der Adap·tion. Die
Der Begriff „sutra“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
wurden daher kein weite·res Mal ins Japa·nische über·setzt.
In weiterer Folge nahm die Geschichte des Bud·dhis·mus in Japan jedoch einen anderen Verlauf als in China. Dort erwuchs dem Bud·dhis·mus vor allem in Gestalt des Daois·mus [Dōkyō (jap.) 道教 Daoismus, wtl. Lehre des Weges, chin. Daojiao; philosophisch-rel. Strömung Chinas; s.a. dō] ein mächtiger Kon·kurrent: Auf Zeiten der staat·lichen Förde·rung folgten Zeiten des Nieder·gangs und sogar der Ver·folgung von Buddhisten. In Japan dagegen gelang es dem Bud·dhis·mus, bereits existie·rende Glau·bens·vor·stel·lungen fast voll·ständig zu absor·bieren. Auch wenn die Blüte·zeit des japa·nischen Bud·dhis·mus mit dem Beginn der Frühen Neuzeit (
Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Bilder
Geographische Lage
-Zeit) zu Ende ging und kon·kur·rierende Vor·stell·ungen in Form des Kon·fuzia·nismus [jukyō (jap.) 儒教 Konfuzianismus, Lehre des Konfuzius (Kong Zi oder Kong Fuzi); wtl. Lehre der Gelehrten] und des
Der Begriff „Shintō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
auf·tauchten, wurden Bud·dhisten — von den Anfän·gen im 6. Jh. und einer kurzen anti-bud·dhistischen Phase Ende des 19. Jahr·hun·derts einmal abge·sehen — in Japan nie verfolgt. Japa·nische bud·dhis·tische Tempel wurden im Lauf ihrer Ge·schichte gene·rell nicht von Anders·gläu·bigen, sondern ledig·lich von anderen buddhisti·schen Tempeln bedroht (s. Reli·gions·ge·schichte).
Heute ist der Buddhismus aus seinem ehe·maligen Kern·land Indien fast völlig ver·schwun·den, und auch in seiner „zweiten Heimat“ China stellt er nur eine reli·giöse Rich·tung unter vielen dar. Hin·gegen tritt er uns als Haupt·religion in den ehe·maligen Rand·ge·bie·ten der bud·dhisti·schen Ein·fluss·sphäre, in Süd·ost·asien, Tibet und Japan entgegen.
Verweise
Verwandte Themen
Fußnoten
- ↑ Diese Angabe beruht auf jüngeren For·schungen des Indologen Heinz Bechert. Bechert zufolge starb Buddha hundert Jahre vor der Krönung König Ashokas (ca. 268 v.). Ähnliche Schät·zungen gehen davon aus, dass Buddha 30 bis 50 Jahre vor dem Indienfeldzug Alexanders des Großen (327–325 v.) verstarb. Da die bud·dhis·tische Hagio·graphie Buddha außer·dem einhellig ein Alter von achtzig Jahren zuschreibt, erhält man die Lebens·daten 450–370 v.u.Z. (Michaels 2011, S. 21–22).
Literatur
Bilder
- ^ Darstellung der Unterwerfung der schwarzen Schlange in Rajgrha durch Buddha und Vajrapani.
Kushana Periode, N-Indien, 1.–3.Jh. u.Z. Huntington Archive. - ^ Goldmünze aus der Zeit König Kanishkas (ca. 127–163 u.Z.). Kanishka regierte die „goldene Zeit“ des Kushana Reichs, einer Dynastie aus Nordchina. Das Zentrum des Kushana Reiches befand sich allerdings in Gandhara im heutigen Pakistan und war stark vom Hellenismus geprägt. Das Kushana Reich war besonders wichtig für die Entwicklung der Seidenstraße, die China mit dem Mittelmeerraum verband. Zugleich war Kanishka ein großer Förderer des Buddhismus. Dies lässt sich auch an der vorliegenden Münze erkennnen. Auf einer Seite ist die Figur des Herrschers zu sehen, auf der anderen die Figur Buddhas. Die Münze ist in griechischen Buchstaben beschriftet, das Wort „Boddo“ (Buddha) ist deutlich zu erkennen.
Kushana Reich. Wikimedia Commons.
- ^ Hauptnische der berühmten Felsengrotten von Longmen (Drachentor), einem Zentrum der buddhistischen Felsskulptur. Die größte Nische stammt aus der Tang-Zeit, aus der Zeit der einzigen Kaiserin dieser Zeit, Wu Zetian (625–705), die ihrerseits eine große Förderin des Buddhismus war. Im Zentrum dieser Nische steht Buddha Vairocana, dessen individuelle Züge angeblich der Kaiserin nachempfunden sind. Jedenfalls repräsentiert die Statuengruppe einen Höhepunkt des chinesischen Buddhismus.
China, Tang-Zeit, err. 672–676. Global Travel Authors, über Internet Archive. - ^ Eine Skulptur des Shaka Nyorai (skt. Shakyamuni) im Lotos-Sitz mit der für ihn typischen mudra „Fürchtet euch nicht“ — semui-in, segan-in. Die Statue zählt zu den „Nationalschätzen“ und befindet sich im alten Shingon-shū Tempel Murō-ji bei Nara.
Heian-Zeit, 9. Jh. Bildquelle: Wakasa Haikai, (Blog) [Scan aus Nara no furudera to butsuzō, Mitsui Memorial Museum, 2010], über Internet Archive.
Glossar
- Gandhāra (skt.) गन्धार ^ Königreich im heutigen Pakistan bzw. gleichnamige Stadt (auch Purushapura, heute Peshavar); nach den griechischen Eroberungen unter Alexander dem Großen unter dem Einfluss der hellenistischen Kultur, später, im 1.–3. Jh. u.Z. Hauptstadt des buddhistischen Kushana Reichs; frühes Zentrum der buddhistischen Kunst
- prajñāpāramitā (skt.) प्रज्ञापारमिता ^ „Vollkommene Weisheit“ (jap. hannyaharamitta 般若波羅蜜多)
- Śākyamuni (skt.) शाक्यमुनि ^ „Der Weise des Shakya-Klans“, buddhistischer Name des historischen Buddha (Gautama Siddhartha) (jap. Shaka 釈迦 oder Shakamuni 釈迦牟尼)
- Śrāvakayāna (skt.) श्रावकयान ^ „Fahrzeug der Schüler“, Richtung des Buddhismus (jap. Shōmon-jō 声聞乗)
- Theravāda (pali) थेरवाद ^ „Schule der Ordensälteren“, buddhistische Richtung (hier in Pali angegeben; skt: Sthaviravada) (jap. jōzabu bukkyō 上座部仏教)
Religion in Japan, Inhalt
- 一 Grundbegriffe
- 二 Bauten
- 五 Mythen
- Einleitung
- Mythologie:
- Götter des Himmels
- Götter der Erde
- Jenseits:
- Jenseits
- Geister:
- Totengeister
- Dämonen
- Tiere:
- Imaginäre Tiere
- Verwandlungskünstler
- Symboltiere
- 六 Geschichte
- Einleitung
- Altertum:
- Prähistorie
- Frühzeit
- Nara-Zeit
- Frühe kami-Kulte
- Heian-Zeit
- Saichō
- Kūkai
- Honji suijaku
- Mittelalter:
- Kamakura-Zeit
- Amidismus
- Zen Buddhismus
- Nichiren Buddhismus
- Mittelalterl. Shintō
- Frühe Neuzeit:
- Reichseinigung
- Christentum
- Terauke-System
- Neo-Konfuzianismus
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- Bakumatsu-Zeit
- Staatsshintō
- Neue Religionen
- 七 Essays
- Überblick
- Buddhismus, Asien:
- Arhats in China und Japan
- Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus
- Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott
- Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins
- Lokale Vorstellungen, Japan:
- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
- Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult
- Hundert Geschichten: Horrorklassiker aus der Edo-Zeit
- Religion und Politik:
- Die Tenshō-Mission: Beginn einer schwierigen transnationalen Beziehung
- Yasukuni: Der Schrein des ‚friedlichen Landes‘
- Herrigels Zen und das Bogenschießen
- Anhang
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„Der Weg des Buddhismus nach Japan.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001