Zen Buddhismus
Zen wurde ebenso wie die meisten anderen Richtungen des japanischen Buddhismus aus China übernommen, wo man ihn Chan nennt. Der Begriff selbst bedeutet im Grunde „Meditation“, und zwar genau genommen dhyāna-Meditation, eine Methode, die auf die Erlangung besonderer Einsichten Wert legt. Diese Methode wurde und wird von vielen Buddhisten praktiziert, auch schon bevor sich Zen als eigene Richtung etablierte. Im Zen wird aber auf diese Methode besonderer Wert gelegt. Die Betonung der Meditation spiegelt sich auch in den Legenden, die sich um den Stammvater des Zen Buddhismus, Bodhidharma, ranken.
Die legendäre Gestalt des Bodhidharma


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Der Indische Mönch Bodhidharma (jap. Bodaidaruma oder schlicht Daruma) soll im Jahr 520 nach China gekommen sein, wo er allein durch sein physisches Erscheinungsbild Aufsehen erregte. Die Ikonographie des Zen zeichnet ihn jedenfalls als stark behaartes, bärtiges Raubein mit hervorquellenden Augen, der stark an die Darstellungen von Wächtergottheiten oder oni erinnert. Nachdem er China von Süden nach Norden durchwandert hatte und unter anderem den frommen Kaiser Wu brüskierte, soll dieser unheimliche Mönch neun Jahre lang gegen eine Mauer gewandt im Meditationssitz (zazen) verharrt haben, ohne sich durch Mitmönche, die sich ihm als Schüler andienten, aus der Ruhe bringen zu lassen. Erst Huike, der erste chinesische Chan-Patriarch, soll seine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt haben, indem er sich selbst einen Arm abhackte. Bodhidharma wiederum soll sich die Augenlider abgeschnitten haben, um während der Meditation nicht einzuschlafen. Außer dieser besonderen Neigung zur Meditation ist von Bodhidharma wenig bekannt, doch scheint es gerade seine Rätselhaftigkeit zu sein, die ihn als Gründerfigur des Chan/Zen attraktiv machte.


© Jotenkaku Museum


© Kyōto National Museum
In Japan weiß die Legende von Bodhidharma außerdem noch zu berichten, dass sich infolge seiner Meditation seine Arme und Beine rückgebildet hätten. Die japanische Volksreligion hat daraus schließlich die glücksbringende daruma-Puppe gemacht, ein Stehaufmännchen, das nur aus Kopf und Rumpf besteht (s. dazu auch Glücksbringer).
Chinesische Chan-Patriarchen


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Auf Bodhidharma folgte in China eine Reihe berühmter Patriarchen, die jeder ihren eigenen pädagogischen Stil hatten. Besonders berühmt ist Meister Linji (jap. Rinzai), der seine Schüler durch Stockschläge und Scheltschreie („katsu!“) zur Erleuchtung führte. Die Anekdoten dieser Patriarchen bilden so etwas wie den Kanon des Zen Buddhismus. In ihnen offenbart sich ein im Zen fundamentales Prinzip: Erleuchtung kann nicht durch Studium vermittelt werden, sondern nur durch unmittelbare Erleuchtungserfahrung (jap. satori). Diese Erfahrung steht in vollkommenen Gegensatz zum Alltagsbewusstsein und überkommt einen überfallsartig. Um das Alltagsbewusstsein außer Kraft zu setzen, hat der Zen Buddhismus auch jene paradoxen „Zen-Rätsel“ (kōan) entwickelt, in die sich die Schüler während der Meditation vertiefen sollen. Die kōan mögen spielerischen Charakter haben. Zugleich drücken sie aber auch aus, dass die Suche nach der Erleuchtung nur dann erfolgreich ist, wenn sie mit dem Ernst einer Entscheidung auf Leben und Tod verbunden ist. Daher auch das häufige Motiv der physischen Gewalt in den Zen-Geschichten und auch ein möglicher Appeal, den Zen für die japanische Kriegerklasse hatte.
Hinsichtlich seiner privilegierten Mittel, zur Erleuchtung zu gelangen, lässt sich Zen als das genaue Gegenteil des Amidismus auffassen. Im Mittelpunkt steht die eigene Anstrengung, das eigene Wollen, das ein absolutes Ausmaß erreichen muss: jiriki, nicht tariki. Die Beherrschung des eigenen Willens, die Selbstdisziplin schiebt sich dabei im Zen gegenüber dem Glauben in den Vordergrund. Was man glaubt, scheint oft gar nicht mehr von Bedeutung. Vor allem darf man sich durch den Gegenstand seiner Glaubensverehrung nicht von seinem Weg der Übung abbringen lassen. Ein berühmter kōan sagt sogar: „Wenn du den Buddha triffst, töte den Buddha!“
Kōan Beispiel
Dass im Zen nicht nur auf das Was, sondern vor allem auf das Wie ankommt, wird in folgendem kōan-Dialog deutlich. Es handelt sich um ein Treffen zwischen dem chinesischen Chan-Meister Jimyō, auch bekannt als Sekisō Soen, und einem Schüler namens Suigan.
Suigan begab sich zu Meister Jimyō. Jimyō fragte: „Was ist die genaue Bedeutung des Buddha-Gesetzes?“
Suigan: „Wenn über den Gipfeln keine Wolken sind, fällt der Mond ins Herz der Wellen.“
Jimyō, verächtlich: „Bis dein Haupt weiß und deine Zähne gelb geworden sind, wirst du dieser Ansicht bleiben.“
Suigan strömte der Schweiß aus allen Poren und alles Leben wich aus ihm.
Da sagte Jimyō: „Nun frage du mich, ich will es dir erklären.“
Suigan: „Was ist die genaue Bedeutung des Buddha-Gesetzes?“
Jimyō: „Wenn über den Gipfeln keine Wolken sind, fällt der Mond ins Herz der Wellen.“
Durch diese Worte erfuhr Suigan die Erleuchtung.
Enzan wadei gassui-shū („Sammlung des Enzan, in der sich Schlamm und Wasser mischt“) von Bassui Tokushō (1327–1387)1
Zen in Japan
In der Kamakura-Zeit entwickelten sich zwei Hauptströmungen des japanischen Zen, Sōtō-shū und Rinzai-shū. Sōtō Zen war ursprünglich die asketischere und strengere Richtung. Ihr Begründer, Dōgen Kigen (1200–1253), ist heute der vielleicht bekannteste Vertreter des japanischen Zen überhaupt. Dōgen war jedoch zu seinen Lebzeiten nicht mehr als der Abt eines sektiererischen Klosters in einer abgelegenen Provinz. Auch unter seinen Nachfolgern blieb Sōtō Zen weit hinter der Bedeutung von Rinzai Zen zurück und verbreitete sich vor allem in ländlichen Gebieten.


Bildquelle: Zenmonk.cn


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Die Rinzai-Schule erfuhr hingegen eine massive Förderung durch das neu gegründete Shōgunat in Kamakura. Die historische Rolle des Zen ist daher eng mit der Etablierung einer neuen Herrschaftsordnung durch den Kriegeradel in der Kamakura-Zeit verknüpft.
Gozan-Klöster in Kamakura
Als buddhistischer Orden wurde Zen in Japan durch Myōan Yōsai (oder Eisai, 1141–1215) begründet, nachdem er selbst in China in den Chan-Orden eingeweiht worden war. Eisai verdankte die rasche Akzeptanz seiner neuen Richtung zum einen der Tatsache, dass man von chinesischen Chan-Meistern wusste, aber noch niemand vor ihm in den Besitz einer formalen Weitergabeberechtigung gekommen war. Zum anderen kooperierte Eisai eng mit den etablierten japanischen Schulen, vor allem mit der Shingon-shū, und bestand nicht auf einer puristischen, kompromisslosen Linie, wie sie für den Sōtō Zen charakteristisch werden sollte (Dōgen kritisiert die gleiche Kompromissbereitschaft bereits bei den Linji-Kollegen in China). Andererseits hatte auch Eisai mit Gegnern, vor allem innerhalb der Tendai-Schule zu kämpfen. Das führte dazu, dass er Kyōto verließ und im neu errichteten Shōgunat von Kamakura einen wichtigen Gönner fand. Das Shōgunat unterstützte Eisai dabei, ein Klostersystem, wie es bereits im chinesischen Chan bestand, zu errichten. Dieses bestand aus fünf Haupttempeln und wurde dementsprechend gozan (Fünf Berge) System genannt. Mit der Errichtung dieser Klöster erhielt Eisais Richtung (Rinzai Zen) in Kamakura eine ähnliche Funktion, wie sie Tendai, Shingon und die Nara Schulen für den Kaiserhof in Kyōto hatten.
Es ist fraglich, ob diese Förderung der neuen buddhistischen Richtung wirklich aufgrund einer besonderen Affinität zwischen der Strenge des Zen und dem Ethos der Krieger erfolgte, wie häufig behauptet wird. Eher scheint es der historischen Koinzidenz von der Gründung des Kamakura-Shōgunats (1185) und der Einführung einer neuen buddhistischen Lehre zuzuschreiben, dass die noch nicht vom Hof „besetzte“ Richtung des Zen nun von den Minamoto Shōgunen favorisiert wurde.
Zen unter den Ashikaga Shōgunen


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Das Kamakura Shōgunat wurde bekanntlich von der Dynastie der Ashikaga verdrängt, die das politische Zentrum Japans 1336 wieder nach Kyōto verlegte. Damit verlagerte sich auch der Schwerpunkt der gozan-Klöster in die alte Kaiserstadt, wo ein neues Set von „Fünf Bergen“ entstand. Die Regierungszeit der Ashikaga Shōgune (Muromachi-Zeit, 1333–1573) gilt als die Blütezeit der gozan-Klosterkultur. Tuschmalerei und Tee-Kultur bildeten zusammen mit chinesischer und japanischer Dichtung die wichtigsten Künste, die in den Klöstern gepflegt und mit dem Adel geteilt wurden. Ashikaga Yoshimitsu wurde nach seinem offiziellen Rücktritt als Shōgun sogar selbst Zen-Mönch, was ihn aber nicht daran hinderte, weiterhin politische Macht auszuüben. Zen-Mönche, die nicht das Privileg hatten, Mitglieder der „Fünf Berge“ zu sein, waren jedoch von dieser Kultur weitgehend ausgeschlossen und geißelten ihre Mitbrüder, sich ganz in weltlichen Verirrungen verloren zu haben. Für sie war Zen keineswegs gleichbedeutend mit Tee, Kalligraphie und Dichtung.
In der künstlerisch überhöhten gozan-Kultur zur Zeit der Ashikaga stellte im übrigen China das große Vorbild dar. Da in den gozan-Klöstern die chinesischen Chan-Patriarchen und ihre Texte einen hohen Stellenwert hatten, waren Zen-Mönche die besten „Sinologen“ der damaligen Zeit und vor allem in dieser Funktion waren sie für die Kultur der Elite wichtig. Es war beispielsweise ein Zen-Mönch, Keian Genju, der nach einem siebenjährigen Aufenthalt in China (1467–1473) neue Standards zur Übertragung des Chinesischen ins Japanische (bzw. der Lesung von chinesischen Texten in japanischer Lautung) etablierte.2 Außerdem machte er den neo-konfuzianischen Philosophen Zhu Xi in Japan bekannt und gründete in Kagoshima (Kyūshū) eine neo-konfuzianische Gelehrtenschule.
Die sinologische Kompetenz der Zen-Mönche führte also dazu, dass auch nicht-buddhistische Denktraditionen des Konfuzianismus und Daoismus gerade in Zen-Klöstern gepflegt wurden. Es ist daher auch kein Zufall, dass die Neo-Konfuzianer der frühen Edo-Zeit (17. Jh.) wie Fujiwara Seika oder Hayashi Razan ausgebildete Zen-Mönche waren. Dies zeigt, dass die Entwicklung des Zen in Japan historisch differenziert zu betrachten ist. Man muss außerdem bedenken, dass nicht alles, was unter Beteiligung von Zen-Mönchen in Japan entstand, zwangsläufig Zen ist.
Die geschichtliche Rolle des Zen
Es gehört zu den von der japanischen Geschichtstradition selbst geschaffenen Mythen, dass alle sogenannten „Krieger“ (bushi, Samurai) vom Shōgun bis zum letzten kleinen Vasall Träger einer gemeinsamen Krieger-Kultur waren, die im Kern vom Zen geprägt war. Tatsächlich war aber Krieger nicht gleich Krieger, Samurai nicht gleich Samurai. Zen war vor allem eine Religion der Kriegerelite, die sich zugleich an der Kultur des Hofes orientierte. Abkömmlinge des sogenannten „Schwertadels“ (buke) und des alten Hofadels (kuge) bildeten während der Ashikaga-Herrschaft zusammen die Kultur der Hauptstadt und ließen sich dabei gemeinsam von Zen-Mönchen in exotischen Vergnügen wie dem Teetrinken beraten. In den Provinzen schlossen sich Krieger und Bauern dagegen zu rebellischen Gruppen zusammen, die als Ikkō-shū bekannt wurden. Sie stellen die Vorläufer des heute noch weit verbreiteten Jōdo Shinshū Buddhismus dar (s. dazu Amidismus). Die niederrangigen Kämpfer in den Provinzen waren also eher für die Lehren des Reinen Landes (jōdo) empfänglich. Zwischen ihnen und der gozan-Kultur in Kyōto herrschte wohl eine ähnliche Kluft, wie zwischen Kriegern und Hofadeligen zur Zeit des Genji monogatari.
Gab es also überhaupt einen Unterschied zwischen Zen-Mönchen und den Angehörigen anderer buddhistischer Richtungen? Einen guten Einblick gibt hier die Geschichtensammlung Shasekishū, deren Autor, Mujū Ichien (1226–1312), selbst dem Zen nahe stand. Seine Bewunderung für die neue Richtung äußert sich beispielsweise in der Art, wie er über den Tod damals berühmter Zen-Meister berichtet. Sie sollen nicht nur jeweils ein Todesgedicht im chinesischen Stil gedichtet haben, das sie vor ihrem Ableben rezitierten, sie waren auch in der Lage, den Zeitpunkt ihres Todes vorherzusagen und verschieden dann in aufrechter Meditationshaltung. Mujū berichtet mit ähnlicher Anerkennung aber auch von Amida Buddhisten, die bis zu ihrem Tod unverwandt das nenbutsu rezitierten. Mujū selbst hat sicher sowohl von Zen- als auch von Jōdo-Techniken Gebrauch gemacht. Er zeigt Bewunderung für eine Art von konsequenter Strenge im Lebensstil der Zen-Mönche, die anderen Buddhisten seiner Zeit oft abhanden gekommen war, er verrät aber gleichzeitig, dass sie sehr wohl auch mit den etablierten Schulen (Tendai und Shingon) kooperierten, bzw. deren Praktiken in ihre eigene Liturgie integrierten. In dieser Hinsicht war Zen wahrscheinlich weniger radikal als einzelne Vertreter des Amidismus oder des Nichiren Buddhismus, die fundamentalistische Positionen vertraten und sich nicht in das Paradigma des Pluralismus, das vom Mainstream-Buddhismus vertreten wurde, einordnen ließen.
Spätere Entwicklungen


Bildquelle: Gabor Terebess


© e-Museum
Ein Bild vom Leben der Zen-Mönche im späten Mittelalter gibt der exzentrische Dichter-Mönch Ikkyū Sōjun (1394–1481), der unter anderem für seine erotische Liebeslyrik bekannt ist. Bei ihm ist zu erkennen, wie die rätselhafte Strenge, für die die alten Patriarchen bekannt sind, im Denken der Zen-Mönche immer wieder aufscheint. In der Praxis beweist jedoch Ikkyūs eigener Lebenswandel, dass von dieser Strenge wohl im allgemeinen nicht viel zu spüren war.
In der frühen Edo-Zeit kam es zur Gründung der dritten Hauptrichtung des japanischen Zen, der Ōbaku-shū, durch den chinesischen Mönch (1592–1673). Die Richtung ist nach einem chinesischen Kloster benannt und gilt als noch eklektizistischer als die beiden anderen Hauptrichtungen, Rinzai-shū und Sōtō-shū. Der Ōbakū-Zen schloss unter anderem den Amida-Glauben, einschließlich der Anrufungsformel Amidas, nenbutsu, mit ein. Zugleich zogen neue, „exotisch“ chinesische Elemente wie etwa die Verehrung der „Fünfhundert Arhats“ (gohyaku rakan) die Aufmerksamkeit der Eliten und der allgemeinen Bevölkerung auf sich.
Auch innerhalb des Rinzai Zen kam es zu Reformen, u.a. durch Hakuin Ekaku (1685–1768), der mit seinen humorvollen Tuschzeichnungen ein eigenes Genre der „Zen-Malerei“ (zenga) begründete. Er schuf aber auch eine Reihe von schriftlichen Werken in ähnlich unmittelbar-persönlichem Stil.
Zen und der Westen


Bildquelle: Oslo Kyūdō Kyōkai
Zen bietet historisch betrachtet ein sehr widersprüchliches Bild und ist auch als Religion die am schwierigsten zu klassifizierende Strömung des japanischen Buddhismus. Zweifellos liegt aber gerade darin seine besondere Anziehungskraft im Westen. Zen ist vielleicht ebenso aus dem Daoismus (Dōkyō) zu erklären, wie aus dem Buddhismus, und ist daher auch Anhängern anderer Religionen zugänglicher als jene Varianten des japanischen Buddhismus, die stärker an konkrete Bilder und Vorstellungen gebunden sind. Daher finden selbst Christen keine allzu großen Schwierigkeiten, Zen mit Jesus in Einklang zu bringen. Besonders um die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts hat sich ein Naheverhältnis zwischen dem Jesuitenorden und dem japanischen Zen entwickelt, das die Zen-Begeisterung der westlichen Welt entscheidend prägte. In diese Zeit fiel auch die Abfassung von Eugen Herrigels Zen und die Kunst des Bogenschießens (1948), das bis heute den Mythos vom todesverachtenden Zen-Mönch bzw. vom Zen-inspirierten Samurai mit beeinflusst. (s. dazu auch Stereotype Ansichten zu Religion in Japan).
Dieses Zen-Bild wurde maßgeblich von Suzuki Daisetsu (auch: Daisetz T. Suzuki) geprägt. Suzuki ist der vielleicht berühmteste Zen-Autor des 20. Jahrhunderts und verantwortlich für viele moderne Mythen, die rund um Zen entstanden sind. Dank seiner populären Schriften sind chinesische Chan-Mönche wie Linzi oder Chan-Klassiker wie das Wumenguan im Westen unter der japanischen Aussprache „Rinzai“ und „Mumonkan“ viel besser bekannt. Das Zen-Bild Suzukis, der in der Zwischenkriegszeit nicht nur mit dem japanischen Ultranationalismus, sondern auch mit dem deutschen Faschismus sympathisierte, bedient sich einer plakativen Gegenüberstellung von westlicher „Rationalität“ und östlicher „Spiritualität“, die im Zen ihren reinsten Ausdruck findet. Dieses Stereotyp wurde seit den 1990er Jahren einer kritischen Prüfung unterzogen. Besonders aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang der kurze Artikel „Whose Zen? Zen Nationalism Revisited“ von Robert Sharf (1995).
Verweise
Verwandte Themen
Fußnoten
- ↑ Übersetzung Bernhard Scheid.
- ↑ Keians Regeln wurden in der Edo-Zeit von einem Mönch in seiner Tradition, Bunshi Genshō (1555–1620), in gedruckter Form publiziert. Zugleich entwickelten japanische Konfuzianer die Regeln weiter, bis sie schließlich 1912 in die heute verbindliche Form des japonisierten Chinesisch (kanbun) gebracht wurden (Bodiford 2013, S. 286–288).
Internetquellen
Über Zen findet sich im Netz massenweise Information in westlichen Sprachen. Zur Orientierung empfiehlt sich:
- Zen Buddhism WWW Virtual Library (en.)
Ausführliche Linksammlung zum Thema Zen. - The Story of Zen
Informationen zum geschichtlichen Hintergrund der Schule.
Zen aus philosophischer Sicht:
- Japanese Zen Buddhist Philosophy, Shigenori Nagatomo (en.)
Eintrag in der Stanford Encyclopedia of Philosophy.
Kritische Artikel zum geläufigen Zen-Bild:
- Critical Zen
Artikel der Online-Bibliographie thezensite.
Literatur
Bodiford gilt als führender westlicher Experte der institutionellen Geschichte des Zen in Japan.
Entmythologisierende Studie des chinesischen und japanischen Zen, bzw. Chan Buddhismus.
Dumoulin gilt auch im englischen Sprachraum als exzellenter Kenner sowohl der japanischen als auch der chinesischen Geschichte des Zen. Seine Sicht ist jedoch nicht ganz unbeeinflusst von seinem Bemühen, Zen und Christentum einander anzunähern. Dumoulin war Jesuitenpater und Missionar.
Bilder
Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite:
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Bodhidharma bei der Meditation. In der oberen Hälfte befindet sich ein Gedicht. Werk von Mushō Jōshō (1234-1306). Kamakura-Zeit
© Jotenkaku Museum - ^
Der spätere Zen-Patriarch Huike bietet Bodhidharma seinen abgehackten Arm als Zeichen seiner Ernsthaftigkeit dar. Werk von Sesshū Tōyō (1420–1506). 1496
© Kyōto National Museum - ^
Der Chan-Patriarch Linji (jap. Rinzai) mit geballter Faust. Muromachi-Zeit
National Museums of Asian Art, Freer Gallery of Art - ^
Glücksgott Hotei (chin. Budai). Werk von Sengai Gibon (1750-1837).
© Museum Rietberg - ^
Zur Ikone gewordenes Portrait des Zen-Meisters Dōgen mit eingeschriebenem Gedicht. Beide sollen von Dōgens eigener Hand stammen. Es handelt sich bei der vorliegenden Abb. um eine Kopie, das Original befindet sich im Hōkei Tempel.
Bildquelle: Zenmonk.cn - ^
Myōan Yōsai war der Begründer des japanischen Rinzai-Zen und Abt des Kennin-ji. Die charakteristische Schädelform findet sich auf anderen Portraits von ihm. Yōsai sitzt auf dem traditionellen Abtsessel, in der Hand den Stock Linjis. Man beachte, dass Yōsai zwar auf einem erhöhten Stuhl sitzt, die Schuhe aber ausgezogen und die Beine überkreuzt hat. Diese Sitzweise ist auch auf vielen anderen Mönchsportraits zu beobachten. Muromachi-Zeit, 14.–15. Jh.
Bildquelle: Kurokawa Takao no Bi
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Der Kinkaku-ji ist wahrscheinlich das meist photographierte Bauwerk Kyōtos. Ursprünglich als Teehaus für den Shōgun Ashikaga Yoshimitsu konzipiert, ging er später in den Besitz des Zen-Klosters Shōkoku-ji über. Das Gebäude fiel 1950 einem Brandanschlag zum Opfer und wurde danach originalgetreu wiedererrichtet. Dennoch vermisst man ein wenig die historische Patina. Muromachi-Zeit, errichtet 1398, 1950 zerstört, 1955 wieder errichtet
© Ron Reznick, 2004 - ^
Ashikaga Yoshimitsu (1358–1408) in der Tracht eines Zen-Abtes. Yoshimitsu trat nach seinem Rücktritt vom Amt des Shōguns (1394) in den Laienmönchstand (nyūdō) ein, dominierte aber weiterhin die Politik seiner Nachfolger. Er war auch ein besonderer Förderer des Nō-Theaters. Muromachi-Zeit
© Shokokuji Treasures - ^
Der Zen-Abt Hakuin Ekaku auf einem karikaturhaft überzeichneten Selbstportrait. Werk von Hakuin Ekaku (1686–1769). Edo-Zeit
Bildquelle: Gabor Terebess - ^
Der Dichter und Mönch Ikkyū Sōjun (1394–1481) zählt zu den bekanntesten und exzentrischsten Figuren des japanischen Zen. Aus seiner Zeit (Muromachi-Zeit) existieren zahlreiche Portraits von hochrangigen Mönchen, viele davon äußerst realistisch. Dennoch ist dieses Bild dank seines lebendigen und zugleich bekümmerten Ausdrucks außergewöhnlich. Es spiegelt eine Art von Weltschmerz wider, die auch in Ikkyūs Lyrik zu finden ist. Werk von Bokusai. Muromachi-Zeit, 15. Jh.
© e-Museum - ^
Awa Kenzō, der Bogenschießmeister von Eugen Herrigel.
Bildquelle: Oslo Kyūdō Kyōkai
Glossar
Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite:
- Ashikaga Yoshimitsu 足利義満 ^ 1358–1408, 3. Ashikaga-Shōgun, r. 1368–1394; besonderer Förderer des Zen und des Nō-Theaters; unter ihm endete das Schisma im Tennō-Haus (Nord-Süd Hof)
- Bodhidharma (skt.) बोधिधर्म ^ legendärer buddh. Mönch aus Indien, in China aktiv; gilt als Begründer des Chan (Zen) Buddhismus (jap. Daruma 達磨 oder Bodaidaruma 菩提達磨)
- Genji monogatari 源氏物語 ^ Das Genji monogatari (dt. Die Geschichte vom Prinzen Genji) wird der Hofdame Murasaki Shikibu (ca. 978–ca. 1014) zugeschrieben und ist der erste psychologische Roman der japanischen Literaturgeschichte.
- Eugen Herrigel (west.) ^ 1884–1955, deutscher Philosoph und Autor des Bestsellers Zen und die Kunst des Bogenschießens
- Jōdo Shinshū 浄土真宗 ^ Shin-Buddhismus, bzw. Jōdo Shin-Buddhismus; wtl. „Wahre Schule des Reinen Landes“
- Keian Genju 桂庵玄樹 ^ 1427–1508; Zen-Mönch aus West-Honshū, der nach Aufenthalt in China den konfuzianischen Philosophen Zhu Xi in Japan bekannt machte und die japanischen Standards zur Lesung chinesischer Texte reformierte
- Liang Wu Di (chin.) 梁武帝 ^ 464–549; auch: Kaiser Wu, r. 502–549; Gründer der kurzlebigen Liang-Dynastie und bedeutender Förderer des chinesischen Buddhismus
- Nichiren-shū 日蓮宗 ^ Nichiren Schule; Sammelnamen für den Nichiren Buddhismus, aber auch Namen einer bestimmten Schule innerhalb des heutigen Nichiren Buddhismus; nicht zu verwechseln mit der 1912 gegr. Nichiren Shōshū
- Shingon-shū 真言宗 ^ Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan
- Suzuki Daisetsu 鈴木大拙 ^ 1870–1966; japanischer Intellektueller und Publizist, der durch englischsprachige Werke den Zen-Buddhismus im Westen bekannt machte; publizierte als Daisetz T. Suzuki
- 一 Grundbegriffe
- 二 Bauten
- 五 Mythen
- Einleitung
- Mythologie:
- Götter des Himmels
- Götter der Erde
- Jenseits:
- Jenseits
- Paradiese
- Höllen
- Totengeister
- Fabelwesen:
- Tengu
- Oni und kappa
- Tiere:
- Imaginäre Tiere
- Verwandlungskünstler
- Symboltiere
- 六 Geschichte
- Einleitung
- Altertum:
- Prähistorie
- Frühzeit
- Nara-Zeit
- Frühe kami-Kulte
- Heian-Zeit
- Saichō
- Kūkai
- Honji suijaku
- Mittelalter:
- Kamakura-Zeit
- Amidismus
- Zen Buddhismus
- Nichiren Buddhismus
- Mittelalterl. Shintō
- Frühe Neuzeit:
- Reichseinigung
- Christentum
- Inquisition
- Neo-Konfuzianismus
- Kokugaku
- Moderne und Gegenwart:
- Bakumatsu-Zeit
- Staatsshintō
- Neue Religionen
- 七 Denken
- 八 Essays
- Überblick
- Buddhismus, Asien:
- Arhats in China und Japan
- Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus
- Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott
- Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins
- Lokale Vorstellungen, Japan:
- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
- Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult
- Hundert Geschichten: Horrorklassiker aus der Edo-Zeit
- Religion und Politik:
- Die Tenshō-Mission: Beginn einer schwierigen transnationalen Beziehung
- Yasukuni: Der Schrein des ‚friedlichen Landes‘
- Herrigels Zen und das Bogenschießen
- Bilder, Glossare
Diese Seite:
„Zen Buddhismus.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001