Mandala der Zehn Welten
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Das buddhistische Universum wird landläufig in Zehn Welten (jap. jukkai [jukkai (jap.) 十界 Zehn Welten des buddhistischen Jenseits; auch jikkai ausgesprochen]) unterteilt, die aus vier Buddha-Welten und den Sechs Wegen der Wiedergeburt bestehen. Das folgende Bild, das dieses Universum zur Gänze repräsentiert, nennt sich „Mandala der Zehn Welten“ (jukkai mandara) und illustiert die damit verbundenen Jenseitsvorstellungen auf sehr plastische Weise. Es diente wandernden Priesterinnen aus der Halbinsel Kii [Kii Hantō (jap.) 紀伊半島 Halbinsel Kii, Wakayama-ken], den kumano bikuni [kumano bikuni (jap.) 熊野比丘尼 wtl. Nonnen aus Kumano; fahrende Schaustellerinnen, die mit Bildern und Gesängen Spenden für die Schreine von Kumano sammelten], als Grundlage für ihre Predigten, die zugleich mit Spendensammlungen für Tempel und Schreine verbunden waren.
Vorlage:WmaxX Auf diesem Bild sind die positiveren Bereiche der Wiedergeburt, einschließlich Amidas [Amida (jap.) 阿弥陀 Buddha Amitabha; Hauptbuddha der Schulen des Reinen Landes (Jōdo-shū bzw. Jōdo Shinshū)] Paradies und anderen Buddha-Welten, in der oberen Bildhälfte zu sehen, während die negativen Bereiche im unteren Teil zu finden sind. Die Welt der Menschen ist durch eine Lebenstreppe versinnbildlicht, die von der Geburt bis zum Tod reicht. In der Mitte des Bildes ist ein Totenritual dargestellt. Das Bild verdeutlicht somit den Einfluss, den buddhistische Rituale auf das Schicksal der Verstorbenen im Jenseits haben können. Im Zentrum steht das Schriftzeichen für „Herz“ 心 (auch „Seele“ oder „Bewusstsein“), von dem die Zehn Welten auszugehen scheinen.
In der unteren Bildhälfte mischen sich die Welt der Kriegergeister (ashura [ashura (jap.) 阿修羅 kämpfende Geister, eine von sechs Formen der Wiedergeburt; skt. asura; auch shura]), der Gerichtshof des Totenrichters Enma [Enma (jap.) 閻魔 skt. Yama; König oder Richter der Unterwelt; auch Enra; meist als Enma-ten oder Enma-ō angesprochen], die Welt der Tiere (chikushō [chikushō (jap.) 畜生 Welt der Tiere (im Schema der Wiedergeburten); in der heutigen Umgangssprache häufig verwendeter Fluch („Verdammt!“, „Scheiße!“)]) und der Hungergeister (gaki [gaki (jap.) 餓鬼 Hungergeist; skt. preta]). Die Bereiche der Hölle (jigoku [jigoku (jap.) 地獄 wtl. „[unter]irdischer Kerker“, buddhistische Hölle]) nehmen einen besonders prominenten Platz ein. Als kleinen Hoffnungsschimmer erkennt man unter allen grauenvollen Monstern aber auch den Bodhisattva Jizō [Jizō (jap.) 地蔵 wtl. Schatzhaus/Mutterleib der Erde; skr. Kṣitigarbha; populäre Bodhisattva Figur] in der Vorhölle der Kinder (Sai no Kawara [Sai no Kawara (jap.) 賽の河原 Ufer des Flusses der Unterwelt]), denn zu Kindern hat dieser Bodhisattva ein besonderes Naheverhältnis (s. Jizō im Kapitel „Ikonographie“). Links unten kann man ihn ein zweites Mal erkennen, wie er zwei Verstorbene aus der Hölle hinaus geleitet. Zu sehen ist auch der Mönch Mokuren [Mokuren (jap.) 目連 Schüler des Buddha; skt. Maudgalyayana; errettet seine Mutter aus der Hölle] bei seinem Besuch der Totenwelt, durch den er seine Mutter aus ihrer Existenz als Hungergeist erlösen konnte (s. ...).
Ein interessantes Detail am Rande: Die einzelnen Welten in der obigen Abbildung sind mit torii [torii (jap.) 鳥居 Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami] markiert, wie sie heute nur vor Shintō-Schreinen zu finden sind. Die torii stellen gleichsam die Eingänge zu den jeweiligen Welten dar.
Mandalas der Zehn Welten aus Kumano wurden in der Edo-Zeit mehrfach hergestellt. Es handelt sich um verhältnismäßig große Rollbilder.
Verweise
Verwandte Themen
Bilder
Glossar
- kumano bikuni 熊野比丘尼 ^ wtl. Nonnen aus Kumano; fahrende Schaustellerinnen, die mit Bildern und Gesängen Spenden für die Schreine von Kumano sammelten
- Sai no Kawara 賽の河原 ^ Ufer des Flusses der Unterwelt
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„Mandala der Zehn Welten.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001