Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus

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Vajrapani Der Feldherr des esoterischen Buddhismus

Gods can be de-contextualized and re-contextualized, but they always preserve traces of their former contexts, and these traces, when re-actualized, may affect their new status in surprising ways.

Faure [Faure, Bernard (west.) 1948–; französisch-amerikanischer Religionshistoriker an der Columbia University] 2015, S. 7.

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Vajrapāṇi [Vajrapāṇi (skt.) वज्रपाणि „Vajrahand“, Vajraträger (jap. Kongōshu 金剛手)] (skt. „der den vajra [vajra (skt.) वज्र „Donnerkeil“, Ritualinstrument und Symbol des tantristischen/esoterischen Buddhismus (jap. kongō 金剛)] in der Hand hält“) spielt im esoterischen Buddhismus Tibets eine zentrale Rolle. Er zählt hier zusammen mit Avalokiteshvara [Avalokiteśvara (skt.) अवलोकितेश्वर „Herr, der [die Welt] unten wahrnimmt“, Bodhisattva (jap. Kannon 観音 oder Kanzeon 観世音)] (jap. Kannon [Kannon (jap.) 観音 auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt]) und Manjushri [Mañjuśrī (skt.) मञ्जुश्री Bodhisattva der Weisheit (jap. Monju 文殊)] (jap. Monju) zu den drei wichtigsten Bodhisattvas [Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)] und gilt als mächtigster Beschützer des Buddhismus. In dieser Funktion nimmt er zumeist die Gestalt eines zornigen yaksha [yakṣa (skt.) यक्ष übernatürliches Wesen, Geist, Dämon (jap. yasha 夜叉)]-Dämonen1 an, in der auch andere Schutzgottheiten, z.B. Mahakala [Mahākāla (skt.) महाकाल „Großer Schwarzer“, esoterische Gottheit (jap. Makakara 摩訶迦羅 oder Daikoku 大黒)] auftreten können. In Japan haben sich zwar andere zornvolle Beschützergottheiten durchgesetzt, doch scheinen sowohl tibetische als auch japanische zornvolle Gottheiten auf ähnliche Grundtypen des esoterischen Buddhismus (mikkyō [mikkyō (jap.) 密教 esoterischer Buddhismus, Tantrismus; wtl. geheime Lehre; Gegenstück zu kengyō; in Japan vor allem durch den Shingon, aber auch durch Teile des Tendai Buddhismus vertreten]) zurückzugehen.

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1 Vajrapani auf einem tibetischen Thangka, 18. Jh. (Detail)
Vajrapani mit vier Armen, drei Augen. In der rechten, weggespreizten Hand ein Vajra, in der Linken ein Seil, die beiden anderen Arme zur mudra der Dämonenabwehr geformt (vgl. Gōsanze Mudra). Tanzt auf der Leiche eines Dämonen (Aparajita) mit ebenfalls vier Armen und einem Elefantenrüssel.
Tibet, 19. Jh. Himalayan Art.
Vier Arme, drei Augen, tanzt mit einem Vajra in der Hand auf einer Leiche

Dämonenartige Gottheiten wie Vajrapani besitzen Raubtierzähne und ein drittes Auge, zu ihrem Schmuck gehören Totenschädel und ein Lendenschurz aus Tigerfell, sie tanzen eine Art Siegestanz auf den Leichen ihrer getöteten Gegner. Ähnlich wie die friedfertigen Bodhisattvas unterscheiden sie sich untereinander hauptsächlich durch die Attribute, die sie in der Hand halten, oder durch bestimmte paranormale Körpermerkmale, etwa die Farbe der Haut oder die Anzahl der Arme und Beine. Der vajra [vajra (skt.) वज्र „Donnerkeil“, Ritualinstrument und Symbol des tantristischen/esoterischen Buddhismus (jap. kongō 金剛)] ist Vajrapanis typischstes Attribut, dem er auch seinen Namen verdankt. Ein vajra (manchmal auch als „Diamant“ oder „Donnerkeil“ übersetzt) dient im esoterischen Buddhismus als wichtiger Ritualgegenstand und gilt zugleich als magische Waffe.

Was ist ein vajra?

  1. In den Veden das Zepter Indras in Form eines Donnerkeils.
  2. In der puranischen (hinduistischen) Literatur eine Waffe aus den Knochen eines Heilers (rishi).
  3. Ritualinstrument und Symbol des tantristischen/esoterischen Buddhismus, des Vajrayana [Vajrayāna (skt.) वज्रयन „Vajra-Fahrzeug“, Tantrismus, esoterischer Buddhismus (jap. mikkyō 密教 oder Kongō-jō 金剛乗)] (Fahrzeug des vajra). Meist aus Metall mit fünf oder neun (in Japan auch ein oder drei) einwärts gebogenen Zacken an beiden Enden.

Definition nach Himalayan Art

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Tibetisches vajra (tib. dorje, jap. kongō) mit fünf Zinken.
Tibet, 18. Jh. Wikimedia Commons.
Tibetischer vajra (tib. dorje, jap. kongō)

Die dämonischen Schutzgottheiten des tibetischen Buddhismus lassen sich zum Großteil auf indische Ursprünge zurückführen und sind auch in anderen buddhistischen Regionen — wenn auch meist weniger prominent — vertreten. Wenn man sie zum ersten Mal betrachtet, drängt sich unwillkürlich die Frage auf, wie diese Ikonographie mit dem friedvollen Bild der üblichen Buddha- [bukkyō (jap.) 仏教 Lehre des Buddha, Buddhismus] und Bodhisattva [bosatsu (jap.) 菩薩 Bodhisattva, buddhistische Heilsgestalt]-Statuen in Einklang zu bringen ist. Man stößt in diesem Zusammenhang recht bald auf Erklärungen, die in derartigen Darstellungen einen metaphysischen Kampf gegen Verblendung und weltliche Begierden sehen und meist genau erläutern, wie etwa die Krone mit den fünf Totenschädeln den Sieg über die „Fünf Gifte“ (panca kleshavisha [pañca kleśaviṣa (skt.) पञ्चक्लेशविष „Fünf Gifte“, Falschheit, Stolz, Begierde, Eifersucht und Hass; fünf Leidenschaften (klesha), die den Menschen ans Diesseits binden]) symbolisiert. Warum aber nimmt dabei die Darstellung der Gewalt bzw. der Bestrafung größeren Raum ein als die Darstellung der Belohnung? Und wieso tritt diese Art der Darstellung im Buddhismus offenbar erst relativ spät und zumeist im Zusammenhang mit esoterischen Richtungen auf? Mit den folgenden Beispielen aus der Ikonographie des „vajra-Trägers“ soll eine Annäherung an diese Fragen versucht werden.

Herkunft und früheste Ikonographie

Eine häufig zitierte Theorie besagt, dass Vajrapani sich ursprünglich aus dem vedischen Gewitter- und Kriegsgott Indra [Indra (skt.) इन्द्र hohe indische Gottheit, vergleichbar mit Zeus/Jupiter (jap. Taishaku-ten 帝釋天)] entwickelt hat, der ebenfalls ein vajra als Emblem besitzt, und den Namen Vajrapani zu seinen Beinamen zählt. Der vajra, den Indra in der Hand hält, ist übrigens zugleich Waffe und königliches Zepter und wird überdies als „Donnerstab“ gedeutet, wie ihn auch Zeus oder Thor besitzen.

Doch frühe Darstellungen aus Gandhara [Gandhāra (skt.) गन्धार Königreich im heutigen Pakistan bzw. gleichnamige Stadt (auch Purushapura, heute Peshavar); nach den griechischen Eroberungen unter Alexander dem Großen unter dem Einfluss der hellenistischen Kultur, später, im 1.–3. Jh. u.Z. Hauptstadt des buddhistischen Kushana Reichs; frühes Zentrum der buddhistischen Kunst] (1. bis 3. Jahrhundert im heutigen Pakistan), die Vajrapani im graeco-buddhistischen Stil portraitieren, weisen diese Figur nicht als König oder Herrscher aus. Er tritt hier als eine Art Leibwächter im Gefolge des Buddha Shakyamuni [Śākyamuni (skt.) शाक्यमुनि „Der Weise des Shakya-Klans“, buddhistischer Name des historischen Buddha (Gautama Siddhartha) (jap. Shaka 釈迦 oder Shakamuni 釈迦牟尼)] in Erscheinung. Auffallend ist dabei die starke Verwandtschaft mit dem griechischen Helden Herakles [Herakles (west.) auch Herkules, Held des antiken Griechenlands, bekannt für seine außergewöhnliche Kraft]. Der vajra in seiner Hand ähnelt einem Knüppel, wie ihn auch Herakles gerne trägt.

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2 Herakles/ Vajrapani
Vajrapani-Statue aus Terracotta.
Zentralasien, 5. Jh. Asianart.com.
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3 Buddha und Vajrapani
Buddha in Begleitung von Vajrapani.
Gandhara, 1.Jh u.Z. SMB-online, Staatliche Museen zu Berlin.
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Buddhas erste Predigt im sog. Hirschpark von Sarnath. Als nackter, Herkules-artiger Leibwächter (mit Knüppel) ist Vajrapani hinter dem Buddha zu sehen. Diese graeco-romanische Figur ist typisch für die frühe buddhistische Ikonographie. Das Rad in Buddhas rechter Hand symbolisiert die Lehre des Buddhismus.
Kushan Periode, 3. Jh. Metropolitan Museum of Art.
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Darstellung der Unterwerfung der schwarzen Schlange in Rajgrha durch Buddha und Vajrapani.
Kushana Periode, N-Indien, 1.–3.Jh. u.Z. Huntington Archive.
Vajrapani/ Herakles als Leibwächter des Buddha
Nordindien und Pakistan, 1.–3. Jh.

Die kriegerischen Figuren Herakles und Indra könnten also beide für die vielen gewalttätigen Aspekte in der späteren Ausgestaltung des Vajrapani verantwortlich sein.

Vom friedlichen Bodhisattva zum zornigen Dämonen

Zunächst scheint sich Vajrapani jedoch von Buddhas Leibwächter zu einem Bodhisattva [Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)] hochgearbeitet zu haben. Als solcher wird er in friedvoller androgyner Gestalt mit mildem Lächeln und entspannten Zügen abgebildet. Darstellungen dieser Art dürften v.a. im Indien des siebenten und achten Jahrhunderts häufig gewesen sein, tauchen vereinzelt aber auch später noch in Tibet auf. Die einzige Gemeinsamkeit dieser ikonographischen Form mit dem zornigen Vajrapani ist der vajra in seiner Hand.

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Statue des Bodhisattva Vajrapani.
Nepal, Licchavi Periode, 6. oder 7. Jh. Metropolitan Museum of Art.
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Darstellung des friedlichen Vajrapani.
Indien, 7. oder 8. Jh. Museumkennis, (NL).
Vajrapani als friedlicher Bodhisattva
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Wandmalerei des Vajrapani.
Ajanta (Nord-Dekhan, Indien), Höhle #1, 7. Jh. Wikimedia Commons.
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Darstellung des Vajrapani in seiner friedlichen Form.
Tibet, 19. Jh. Himalayan Art.
Vajrapani als friedlicher Bodhisattva

Schon der friedliche Vajrapani wird bisweilen von einem zwergenhaften Dämonen begleitet, der in der Fachsprache als krodha [krodha (skt.) क्रोध „Zorn“, zornvolle Gottheit (jap. funnuson 憤怒尊)]-Gottheit, also als zornvolle Schutzgottheit, bezeichnet wird. Dieser Dämon spielt zunächst gegenüber dem Bodhisattva Vajrapani eine ähnliche Rolle, wie Vajrapani selbst gegenüber Buddha. Die besondere ikonographische Ausarbeitung des zornvoll-dämonischen Vajrapani mit seiner bedrohlichen Mimik und dem charakteristischen Tanz auf den Leichen seiner Feinde scheint aber erst mit dem Aufkommen des Tantrismus [tantra (skt.) तन्त्र „Gewebe“, Lehrschrift des esoterischen Buddhismus (ähnlich sutra, aber meist mit rituellem Inhalt)] oder esoterischen Buddhismus zu erfolgen.

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10 Kashmir, 8. Jh.
Frühes Beispiel eines kriegerischen Vajrapani mit Raubtierzähnen, Schlangenkette, zu Berge stehendem Haar und hervorquellenden Augen. Hier allerdings noch nicht tanzend, sondern im für friedliche Bodhisattvas typischen halben Lotossitz.
8. Jh. Amico Library.
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11 Nalanda, Indien, 10. Jh.
Trailokyavijaya (jap. Gōzanze) ist ein Beiname von Vajrapani. Er bezieht sich auf die Tatsache, dass Vajrapani den Gott Shiva, den Herrn der Drei Welten (Götterwelt, Menschenwelt, Unterwelt), besiegt hat. Shiva und seine Gespielin Parvati (oder Umā) sind auch die beiden Leichen, auf denen Trailokyavijaya tanzt. Vajrapani besitzt in dieser Manifestation vier Köpfe (der vierte ist rückwärts gewandt) und acht Arme. Von seinen acht Händen (die sicher auch einen Vajra gehalten haben) sind nur die innersten erhalten. Sie formen die Mudra (Handgeste) „Abwehr von Unheil“, die auch auf japanischen Abbildungen von Gōzanze Myōō zu sehen ist. (Datierung nach Linroth 1999, Ruthless Compassion, S. 196.)
Ca. 10. Jh. Huntington Archive.
Die kriegerischen Aspekte Vajrapanis

Die Unterwerfung Shivas durch Vajrapani

Vajrapanis Wandel vom friedlichen Bodhisattva zum kriegerischen „Bezwinger der Drei Welten“ ist direkt mit einer tantristischen Legende verknüpft, die ihn als martialischen Begleiter des höchsten aller esoterischen Buddhas, Mahavairocana [Mahāvairocana (skt.) महावैरोचन „Große Sonne, Großes Licht“, auch Vairocana (jap. Dainichi 大日)] (jap. Dainichi [Dainichi Nyorai (jap.) 大日如来 Buddha Vairocana, der „kosmische Buddha“; wtl. „Großes Licht“ oder „Große Sonne“]), ausweist. In ihrer frühesten Form findet sich die Legende in einem chinesischen Text aus dem achten Jahrhundert:

... Then Vajrapani raised his vajra away from his heart and waving it, he surveyed the whole circle of the threefold world to its limits. He spoke: “Come my friends, to the teachings of the Tathagatas. Obey my command!” ... Then Maheshvara [Maheśvara (skt.) महेश्वर „Großer Herr/Gott“, Beinamen des Shiva (jap. Daijizai-ten 大自在天)], the lord of the whole threefold world in this worldly sphere, proud of his overlordship of the whole threefold world, appeared very wrathful and said:

“Listen you yaksha, I am Ishvara [īśvara (skt.) ईश्वर „Herr“, König, Gott], Lord of the threefold world, creator, destroyer, Lord of all Spirits, God of Gods, Mighty God. So how should I carry out the order of a yaksha ...
Listen, you evil being, quickly enter the mandala [maṇḍala (skt.) मण्डल „Kreis“, schematische Darstellung der kosmischen Ordnung (jap. mandara 曼荼羅)] and hold my pledge. ...”

Then Maheshvara by the power of his overlordship of the threefold world and of his own knowledge, together with his whole company, manifested a fearful and wrathful and greatly terrifying form ... Then Vajrapani, waving his vajra and laughing, said:

“Approach you eater of corpses and human flesh, you who use the ashes of the funeral pyres as your food, as your couch, as your clothing, obey my command! ...”

Then Vajrapani pronounced his own vajra-syllable: “Hum!” As soon as he pronounced this, all the great gods who belong to the threefold world, fell down on their faces, emitting miserable cries, and they went to Vajrapani for protection. The Great God himself remained motionless on the ground, ...2

Nach dieser Legende bekommt Vajrapani also seinen Namen, „vajra-Träger“, nachdem Mahavairocana ihn durch ein mantra [mantra (skt.) मन्त्र Gebetsformel (jap. shingon 真言)] (magische Formel) in ein kriegerisches Monster verwandelt. Mahavairocana übergibt dem verwandelten Vajrapani ein vajra-Zepter und erklärt ihn zu einem Feldherrn der buddhistischen Lehre, um den mächtigsten Feind des Buddhismus, Shiva [Śiva (skt.) शिव „Glückverheißender“, indische Göttheit, auch Maheshvara oder Ishvara (jap. Daijizai-ten 大自在天)] zu unterwerfen. Es gelingt Vajrapani, Shiva zu besiegen, indem er das Mantra „Hum“ intoniert. Während sich Shivas Gefolge unmittelbar „bekehren“ lässt, widersetzt sich Shiva (zusammen mit seiner Gespielin Umā) hartnäckig der Lehre des Buddha und muss daher von Vajrapani getötet werden.3 Dieser Mythos ist offensichtlich aus der Auseinandersetzung des Buddhismus mit dem Shivaismus entstanden. Er zählt zu den fundamentalen Ursprungslegenden des gesamten esoterischen Buddhismus.

In der späteren Entwicklung des esoterischen Buddhismus in Tibet steigt Vajrapani neben Avalokiteshvara [Avalokiteśvara (skt.) अवलोकितेश्वर „Herr, der [die Welt] unten wahrnimmt“, Bodhisattva (jap. Kannon 観音 oder Kanzeon 観世音)] (Kannon [Kannon (jap.) 観音 auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt]) und Mañjuśrī zu den drei wichtigsten Bodhisattvas auf. Sie stehen gemeinsam für das Mitgefühl (Avalokiteśvara), die Weisheit (Mañjuśrī) und die Macht (Vajrapani) aller Buddhas der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Obwohl alle drei Bodhisattvas sowohl über zornvolle als auch über friedvolle Erscheinungsformen verfügen, werden Avalokiteshvara und Manjushri überwiegend friedlich, Vajrapani dagegen vorwiegend zornvoll dargestellt. Dies dürfte wohl mit der erwähnten Legende der Unterwerfung Shivas zu tun haben. Verschiedene tantristische Texte variierten offenbar sowohl die Legenden als auch die Namen von Shivas Bezwingern, sodass letztlich eine Reihe ähnlicher Beschützerfiguren (Mahakala, etc.) entstand. Es finden sich sogar weibliche Beschützergottheiten, die beispielsweise als bekehrte Dämoninnen (Dakini [Dakini (jap.) 荼枳尼 weibl. buddhist. Schutzgottheit, identifiziert mit Inari; skt. Dākinī; auch: menschenfressende Dämonin], Vajrayogini [Vajrayoginī (skt.) वज्रयोगिनी weibl. buddhist. Schutzgottheit, identifiziert mit Inari; auch: menschenfressende Dämonin]) gedeutet werden. Die ursprünglichen Modelle für all diese Figuren stellen aber jeweils die von ihnen bekämpften Feinde des Buddhismus (in erster Linie Shiva) dar. Die Attribute (Waffen, etc.) dieser Feinde werden in den Buddhismus aufgenommen und auf die siegreichen buddhistischen Gestalten übertragen. So tragen z.B. viele buddhistische Beschützer einen Lendenschurz aus Tigerfell — ursprünglich ein Attribut Shivas.

Vajrapani in Japan

Vorlage:Sidebox3 In Japan ist die Figur des Vajrapani weniger prominent als im tibetischen Buddhismus und hat sich im übrigen in mehrere Einzelfiguren aufgesplittert, die jeweils einen bestimmten Entwicklungsstand der Vajrapani-Ikonographie repräsentieren. In einer ikonographisch frühen Form begegnet man Vajrapani unter dem Namen Shukongō-jin [Shukongō-jin (jap.) 執金剛神 skt. Vajrapani. Buddhistische Wächterfigur] (s. Abb. unten). Diese Form ist in Japan schon seit dem achten Jahrhundert belegt und ist eng verwandt mit den noch heute geläufigen Torwächtern (niō [niō (jap.) 仁王 Wächterfigur, Torwächter]), die auch unter Bezeichnungen wie kongōshu [kongōshu (jap.) 金剛手 Vajra-Hand, skt. Vajrapani; s.a. Niō] oder kongō rikishi [kongō rikishi (jap.) 金剛力士 Buddhistische Wächterfigur, „Vajra-Kraftkerl“; Synonym Niō] bekannt sind. Sie sind zumeist mit einem einzackigen vajra bewaffnet. Auch sie existierten bereits im achten Jahrhundert. Funde aus den Tausend-Buddha-Höhlen in Dunhuang [Dunhuang (chin.) 敦煌 Oasenstadt an der Seidenstraße zwischen dem Tarim-Becken und China; zumeist von China, aber zeitweise auch von Tibet beherrschtes Handelszentrum; buddhistisches Zentrum mit ausgedehnten Höhlentempeln] (Nordwest-China) belegen, dass ähnliche Figuren auch im China der damaligen Zeit recht bekannt gewesen sein müssen (Abb. re.). Als Wächter der Tempeltore nehmen diese frühen Manifestationen Vajrapanis noch eher untergeordnete Rollen ein. Mit ein wenig Phantasie kann man in ihnen noch den hellenistischen Leibwächter des Buddha in Gestalt des Herakles erkennen.

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12 Shukongōjin (Nara-Zeit)
Shukongō-jin ist einer der Namen des buddhistischen „Vajraträgers“ (skt. Vajrapani). Die Statue ist das älteste Abbild dieser Figur in Japan. Das Nihon ryōiki enthält eine Legende (Band 2, #21), der zufolge ein wunderhaftes Leuchten, das von dieser Figur ausging, zur Gründung des Tōdaiji führte (s. Nihon Ryo-Wiki). Überdies dürfte die Figur des Shukongō-jin das Modell der buddhistischen Torwächter darstellen, die allerdings stets paarweise (links und rechts des Tores) auftreten. S. dazu Niō.
Nara Zeit. Huntington Archive.
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13 Shukongōjin (Kamakura-Zeit)
Fukūkensaku Kannon (wtl. Kannon mit dem niemals leeren [rettenden] Seil) ist eine Form Kannons, die erst mit dem esoterischen Buddhismus (ab dem 8. Jh.) aufkam. Als Begleiter des Bodhisattvas fungieren auf dieser Darstellung Shukongō-jin (Vajrapani) und Bishamon-ten. Die Darstellung des Shukongō-jin erinnert stark an die gleichnamige Nara-zeitliche Statue aus dem Tōdaiji. Die Kombination dieser drei Gottheiten ist ungewöhnlich und beruht auf keiner textlichen Grundlage (vgl. British Museum).
Kamakura-Zeit. The British Museum.
Proto-esoterische Form des Vajrapani
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14 Gōzanze Myōō (Heian-Zeit)
Gōzanze Myōō (skt. Trailokyavijaya) mit vier Gesichtern und acht Armen, auf den Körpern von Shiva und seiner Gespielin Parvati (Umā) tanzend. Statue aus der Gruppe der n der „Fünf Großen Myōō“ (Godai Myōō) des Tōji in Kyōto, die zusammen mit anderen Figuren des esoterischen Buddhismus im Auftrag von Kūkai als dreidimensionales Mandala angelegt und 839 vollendet wurden. S.a. Tōji kōbō-ichi (2011/10)
Heian-Zeit, 839. unbekannt.
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15 Gōzanze Myōō (Edo-Zeit)
Gōzanze Myōō (skt. Trailokyavijaya), mit vier Gesichtern und acht Armen, auf den Körpern von Shiva und seiner Gespielin Parvati (Umā) tanzend. Kopie des verlorenen Jikkan-shō (1139; auch Zuzōshō).
Edo-Zeit, 1702. Ryūgoku University Library.
Esoterische Form des Vajrapani.

Obwohl durch viele Jahrhunderte getrennt, bemerkt man eine erstaunliche Übereinstimmung in den ikonographischen Details dieser beiden Darstellungen. Die Abb. rechts entstammt dem Zūzō-shō, einem ikonographischen Handbuch, das um 1140 angefertigt wurde, aber nur in späteren Kopien überliefert ist.

Die voll ausgebildete esoterische Form Vajrapanis zeigt sich in Gōzanze Myōō [Gōzanze Myōō (jap.) 降三世明王 skt. Trailokyavijaya, einer der Fünf Großen Myōō] (skt. Trailokyavijaya [Trailokyavijaya (skt.) त्रैलोक्यविजय „Bezwinger der drei Welten“, einer der Fünf Großen Myōō (jap. Gōzanze 降三世)], Bezwinger der Drei Welten), einem der Fünf Großen Mantra-Könige. Sein Name bezieht sich auf die oben erwähnte Legende der Unterwerfung Shivas. Diese Figur wurde zusammen mit dem esoterischen Buddhismus Anfang des neunten Jahrhunderts in Japan bekannt. Die ältesten japanischen Darstellungen sind ebenso alt oder älter als vergleichbare Funde aus Indien, was beweist, dass sich die Texte, die als Grundlage dieser Darstellung dienen, innerhalb von zwei oder drei Generationen über die gesamte Welt des Mahayana [Mahāyāna (skt.) महायान „Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)] Buddhismus verbreiteten. Doch bleibt diese zornvolle Schutzgottheit in Japan hinsichtlich Status und Bedeutung deutlich hinter Fudō Myōō [Fudō Myōō (jap.) 不動明王 prominentester japanischer myōō (Mantra-König), wtl. „der Unbewegliche“] (skt. Acala [Acala (skt.) अचल „Unbeweglich“, Beinamen des in Japan wichtigsten Mantra-Königs (jap. Fudō 不動)]) zurück und ist heute weitgehend unbekannt. Umgekehrt tritt Acala/Fudō außerhalb Japans weit weniger prominent in Erscheinung als Vajrapani. Dies zeigt, dass es innerhalb der verschiedenen esoterischen Traditionen des Buddhismus trotz gemeinsamer Grundtexte große regionale Unterschiede gibt.

Schlussfolgerungen

Geht man von rein äußerlichen Merkmalen aus, so finden wir in der kriegerischen Ikonographie Vajrapanis im Wesentlichen zwei Grundtypen: Einerseits die hochgewachsenen Figuren, die mitunter Rüstungen tragen, aber auch gerne fast nackt mit quellenden Muskeln und Adern dargestellt werden. Andererseits die untersetzten, dickbäuchigen Zwerge, die häufig mit tierischen Merkmalen, etwa Raubtierzähnen, ausgestattet sind, zumeist über zahlreiche Arme und Köpfe verfügen und vornehmlich auf den Leichen ihrer Feinde tanzen. Der erste Typus lässt sich möglicherweise tatsächlich auf die Figur des hellenistischen Herakles zurückführen. Der zweite dürfte auf die indischen Yaksha-Dämonen zurückgehen, die ursprünglich Feinde des Buddhismus waren, dann aber „bekehrt“ und zu Wächtern umfunktioniert wurden, ohne dass sie ihre furchteinflößenden Merkmale verloren. Vajrapani scheint keiner dieser Grundformen eindeutig zuzuordnen zu sein. Selbst sein namensgebendes Attribut, der vajra, lässt sich sowohl auf den Knüppel des Herakles als auch auf den „Donnerkeil“ der indischen Mythologie zurückführen. Somit scheint es, als ob in der kriegerischen Figur des Vajarapani zwei ikonographische Erinnerungen, eine hellenistische und eine „hinduistische“, gespeichert sind. Während Vajrapani in Tibet heute zumeist der dickbäuchige Dämon ist, erinnern die japanischen Niō eher an Herakles. Häufig gibt es auch Mischformen, etwa muskulöse aber schlanke Figuren, die die charakteristische Tanzpose der Yakshas einnehmen, wie der japanische Gōzanze Myōō.

Zu einer Aufwertung Vajrapanis kam es erst relativ spät in der Entwicklung der buddhistischen Ikonographie, im Zusammenhang mit dem sogenannten esoterischen oder tantristischen Buddhismus. Erst in dieser Tradition erhalten „zornvolle“ krodha-Gottheiten einen ähnlichen oder gar höheren Status als friedvolle Buddhas und Bodhisattvas. In einer 2002 erschienenen Studie bringt der Indologe Ronald Davidson [Davidson, Ronald (west.) amerikanischer Indologe und Religionswissenschaftler an der Fairfield University in Connecticut] die Entstehung des esoterischen Buddhismus vor allem mit zwei Faktoren in Verbindung: 1) der zunehmenden Militarisierung Indiens im frühen indischen Mittelalter (6.–8. Jh) und 2) den damit einhergehenden Siegeszug des Shivaismus, also jener Richtung des „Hinduismus“, die Shiva als obersten Weltenherrscher ansieht. In einer politisch höchst wechselvollen Zeit mit zahlreichen militärischen Auseinandersetzungen gelang es dieser Glaubensrichtung, Shiva mit neuen, für die Kriegsherren attraktiven kriegerischen Aspekten auszustatten. Der Buddhismus sah sich nach Ansicht Davidsons gezwungen, gegen die Konkurrenz der Shiva Anhänger ebenfalls neue Gottheiten ins Spiel zu bringen, die die Lehre des Buddha [Buddha (skt.) बुद्ध „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)] wehrhaft verteidigten.

Obwohl sich der esoterische Buddhismus rasch innerhalb der Welt des Mahayana verbreitete, sind die neuen Schutzgottheiten, die er mit sich brachte, nicht überall gleichermaßen populär. Die unterschiedlichen Bewertungen des Status von Vajrapani, Acala (Fudō) und anderen Wächtergöttern legen nahe, dass es verschiedene Ansichten darüber gab und gibt, welcher kriegerischen Gestalt der höchste Status gebühre und welches genau ihr Aufgabenbereich sein sollte. Der Kunsthistoriker Rob Linrothe [Linrothe, Rob (west.) 1951–; amerikanischer Kunsthistoriker und Professor an der Northwestern University in Evanston, Illinois] versucht, die unterschiedlichen Formen der krodha-Ikonographie in historische Entwicklungsphasen zu unterteilen, die mit Veränderungen von Theorie und Praxis innerhalb des esoterischen Buddhismus selbst korrellieren. Mit Linrothes Modell lassen sich u.a. die Unterschiede zwischen japanischen und tibetischen Vajrapani-Darstellungen gut erklären, da Tibet im Wesentlichen vom späten esoterischen Buddhismus geprägt wurde, während sich in Japan durch den dominanten Einfluss Kūkais [Kūkai (jap.) 空海 774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi] und seiner Schule eine frühere Entwicklungsphase nachhaltig durchsetzen konnte und die japanische Ikonographie bis heute prägt. Japan repräsentiert also interessanterweise ein früheres Stadium des esoterischen Buddhismus als Tibet.

Unabhängig von diesen Unterschieden bleibt festzuhalten, dass diese kriegerische Figuren in den meisten buddhistischen Regionen Einzug hielten. Sie wurden offenbar besonders in kriegerischen Zeiten benötigt, wenn auch buddhistische Mönche gezwungen waren, Besitz oder Leben mit der Waffe zu verteidigen bzw. aktiv in militärische Auseinandersetzungen einzuschreiten. Auch in Japan entstanden martialische Schutzgottheiten, die weniger die Gläubigen anziehen, als die Feinde des Buddhismus abschrecken sollten. Sie erlebten ihre Blüte im Zusammenhang mit dem esoterischen Buddhismus während des japanischen Mittelalters, als das Land politisch zersplittert und von Bürgerkriegen gezeichnet war. Dass in zahlreichen Regionen der buddhistischen Welt ein ausgeprägter Gewaltaspekt in die Ikonographie Eingang fand, scheint somit mit der Erfahrung tatsächlicher kriegerischer Gewalt in Beziehung zu stehen.

Verweise

Fußnoten

  1. Yaksha (jap. yasha) ist ein mehrdeutiger Begriff. Er bezieht sich zunächst auf eine bestimmte, eher niederrangige „Rasse“ indischer Gottheiten, die oft als menschenfressende Dämonen auftreten. Als solche haben Yakshas Ähnlichkeiten mit den rakshasas (jap. rasetsu), aber auch mit den asuras (jap. ashura), den kriegerischen Geistern. Die Yakshas kann man sich als mythologische Söldner vorstellen: sie sind tüchtige Krieger und nur dann böse, wenn sie einem bösen Herren dienen. Wenn sie aber im Dienste positiv besetzter Figuren wie etwa Vaishravana, jap. Bishamon-ten, stehen, ist gegen ihr Tun nichts einzuwenden. Im esoterischen Buddhismus geht die Gestalt der dickbäuchigen Dämonen wahrscheinlich auf die Yakshas zurück. Auch Vajrapani wird in dieser Gestalt dargestellt: Er agiert als Feldherr im Auftrag Buddhas, während seine ikonographische Form einem ursprünglich niederrangigen, dickbäuchigen Dämonen gleicht.
  2. Auszug aus Mark Elmore, The Roots of a Warrior: The Early History(s) of Vajrapani nach dem Sarvatathdgata-tattvasamgraha („The Summary of All Tathdgatasi Reality“) aus dem frühen achten Jh. (http://www.uweb.ucsb.edu/~elmorem/vajrapani/, inaktiv). Das Sarva-tathāgata-tattva-samgraha ist nur als chinesische Übersetzung bekannt. Der indische Text wird jedoch u.a. von Amoghavajra, einem Mitbegründer des esoterischen Buddhismus in China, zitiert (Linrothe 1999, S. 26, 30).
  3. S.a. Davidson 2002: 147–151. Linrothe 1999: 183–186. Shiva erlangt schließlich als Bhameshvara-nirgosa (der tonlose Herr der Asche) eine Wiedergeburt als Buddha.

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen


Letzte Überprüfung der Linkadressen: Jul. 2020

Literatur

Siehe auch Literaturliste

Ronald Davidson, Indian Esoteric Buddhism: A Social History of the Tantric Movement. New York: Columbia University Press, 2002.
Bernard Faure, „Prologue“. In: Bernard Faure (Hg.), The Fluid Pantheon. Honolulu: University of Hawaii Press, 2015, 1–22.
Rob Linrothe, Ruthless Compassion: Wrathfull Deities in Early Indo-Tibetan Esoteric Buddhist Art. Boston, MA: Shambala, 1999.
Ronald Davidson, Indian Esoteric Buddhism: A Social History of the Tantric Movement. New York: Columbia University Press, 2002.
Bernard Faure, „Prologue“. In: Bernard Faure (Hg.), The Fluid Pantheon. Honolulu: University of Hawaii Press, 2015, 1–22.
Rob Linrothe, Ruthless Compassion: Wrathfull Deities in Early Indo-Tibetan Esoteric Buddhist Art. Boston, MA: Shambala, 1999.

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

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    Vajrapani tibet 18cent.jpg
    Vajrapani mit vier Armen, drei Augen. In der rechten, weggespreizten Hand ein Vajra, in der Linken ein Seil, die beiden anderen Arme zur mudra der Dämonenabwehr geformt (vgl. Gōsanze Mudra). Tanzt auf der Leiche eines Dämonen (Aparajita) mit ebenfalls vier Armen und einem Elefantenrüssel.
    Tibet, 19. Jh. Himalayan Art.
  2. ^ 
    Vajrapani gandhara.jpg
    Vajrapani-Statue aus Terracotta.
    Zentralasien, 5. Jh. Asianart.com.
  3. ^ 
    Vajrapani herakles3.jpg
    Buddha in Begleitung von Vajrapani.
    Gandhara, 1.Jh u.Z. SMB-online, Staatliche Museen zu Berlin.
  4. ^ 
    Sarnath kushan metny.jpg
    Buddhas erste Predigt im sog. Hirschpark von Sarnath. Als nackter, Herkules-artiger Leibwächter (mit Knüppel) ist Vajrapani hinter dem Buddha zu sehen. Diese graeco-romanische Figur ist typisch für die frühe buddhistische Ikonographie. Das Rad in Buddhas rechter Hand symbolisiert die Lehre des Buddhismus.
    Kushan Periode, 3. Jh. Metropolitan Museum of Art.
  5. ^ 
    Vajrapani kusana2 hunt.jpg
    Darstellung der Unterwerfung der schwarzen Schlange in Rajgrha durch Buddha und Vajrapani.
    Kushana Periode, N-Indien, 1.–3.Jh. u.Z. Huntington Archive.
  6. ^ 
    Vajrapani nepal 7cent metny.jpg
    Statue des Bodhisattva Vajrapani.
    Nepal, Licchavi Periode, 6. oder 7. Jh. Metropolitan Museum of Art.
  7. ^ 
    Vajrapani india 8cent volke.jpg
    Darstellung des friedlichen Vajrapani.
    Indien, 7. oder 8. Jh. Museumkennis, (NL).
  8. ^ 
    Vajrapani ajanta.jpg
    Wandmalerei des Vajrapani.
    Ajanta (Nord-Dekhan, Indien), Höhle #1, 7. Jh. Wikimedia Commons.
  1. ^ 
    Vajrapani peace.jpg
    Darstellung des Vajrapani in seiner friedlichen Form.
    Tibet, 19. Jh. Himalayan Art.
  2. ^ 
    Vajrapani kashmir 8cent cle.jpg
    Frühes Beispiel eines kriegerischen Vajrapani mit Raubtierzähnen, Schlangenkette, zu Berge stehendem Haar und hervorquellenden Augen. Hier allerdings noch nicht tanzend, sondern im für friedliche Bodhisattvas typischen halben Lotossitz.
    8. Jh. Amico Library.
  3. ^ 
    Trailokavijaya.jpg
    Trailokyavijaya (jap. Gōzanze) ist ein Beiname von Vajrapani. Er bezieht sich auf die Tatsache, dass Vajrapani den Gott Shiva, den Herrn der Drei Welten (Götterwelt, Menschenwelt, Unterwelt), besiegt hat. Shiva und seine Gespielin Parvati (oder Umā) sind auch die beiden Leichen, auf denen Trailokyavijaya tanzt. Vajrapani besitzt in dieser Manifestation vier Köpfe (der vierte ist rückwärts gewandt) und acht Arme. Von seinen acht Händen (die sicher auch einen Vajra gehalten haben) sind nur die innersten erhalten. Sie formen die Mudra (Handgeste) „Abwehr von Unheil“, die auch auf japanischen Abbildungen von Gōzanze Myōō zu sehen ist. (Datierung nach Linroth 1999, Ruthless Compassion, S. 196.)
    Ca. 10. Jh. Huntington Archive.
  4. ^ 
    Shukongojin todaiji.jpg
    Shukongō-jin ist einer der Namen des buddhistischen „Vajraträgers“ (skt. Vajrapani). Die Statue ist das älteste Abbild dieser Figur in Japan. Das Nihon ryōiki enthält eine Legende (Band 2, #21), der zufolge ein wunderhaftes Leuchten, das von dieser Figur ausging, zur Gründung des Tōdaiji führte (s. Nihon Ryo-Wiki). Überdies dürfte die Figur des Shukongō-jin das Modell der buddhistischen Torwächter darstellen, die allerdings stets paarweise (links und rechts des Tores) auftreten. S. dazu Niō.
    Nara Zeit. Huntington Archive.
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    Fukukensaku kannon.jpg
    Fukūkensaku Kannon (wtl. Kannon mit dem niemals leeren [rettenden] Seil) ist eine Form Kannons, die erst mit dem esoterischen Buddhismus (ab dem 8. Jh.) aufkam. Als Begleiter des Bodhisattvas fungieren auf dieser Darstellung Shukongō-jin (Vajrapani) und Bishamon-ten. Die Darstellung des Shukongō-jin erinnert stark an die gleichnamige Nara-zeitliche Statue aus dem Tōdaiji. Die Kombination dieser drei Gottheiten ist ungewöhnlich und beruht auf keiner textlichen Grundlage (vgl. British Museum).
    Kamakura-Zeit. The British Museum.
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    Gosanze myoo toji.jpg
    Gōzanze Myōō (skt. Trailokyavijaya) mit vier Gesichtern und acht Armen, auf den Körpern von Shiva und seiner Gespielin Parvati (Umā) tanzend. Statue aus der Gruppe der n der „Fünf Großen Myōō“ (Godai Myōō) des Tōji in Kyōto, die zusammen mit anderen Figuren des esoterischen Buddhismus im Auftrag von Kūkai als dreidimensionales Mandala angelegt und 839 vollendet wurden. S.a. Tōji kōbō-ichi (2011/10)
    Heian-Zeit, 839. unbekannt.
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    Gozanze zuzosho.jpg
    Gōzanze Myōō (skt. Trailokyavijaya), mit vier Gesichtern und acht Armen, auf den Körpern von Shiva und seiner Gespielin Parvati (Umā) tanzend. Kopie des verlorenen Jikkan-shō (1139; auch Zuzōshō).
    Edo-Zeit, 1702. Ryūgoku University Library.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Acala (skt.) अचल ^ „Unbeweglich“, Beinamen des in Japan wichtigsten Mantra-Königs (jap. Fudō 不動)
  • Avalokiteśvara (skt.) अवलोकितेश्वर ^ „Herr, der [die Welt] unten wahrnimmt“, Bodhisattva (jap. Kannon 観音 oder Kanzeon 観世音)
  • Bishamon-ten 毘沙門天 ^ Himmelswächter des Nordens, Glücksgott; abgeleitet von einem indischen Gott des Reichtums, Vaishravana
  • Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व ^ „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)
  • Buddha (skt.) बुद्ध ^ „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)
  • Dainichi Nyorai 大日如来 ^ Buddha Vairocana, der „kosmische Buddha“; wtl. „Großes Licht“ oder „Große Sonne“
  • Dakini 荼枳尼 ^ weibl. buddhist. Schutzgottheit, identifiziert mit Inari; skt. Dākinī; auch: menschenfressende Dämonin
  • Davidson, Ronald (west.) ^ amerikanischer Indologe und Religionswissenschaftler an der Fairfield University in Connecticut
  • Dunhuang (chin.) 敦煌 ^ Oasenstadt an der Seidenstraße zwischen dem Tarim-Becken und China; zumeist von China, aber zeitweise auch von Tibet beherrschtes Handelszentrum; buddhistisches Zentrum mit ausgedehnten Höhlentempeln
  • Fudō Myōō 不動明王 ^ prominentester japanischer myōō (Mantra-König), wtl. „der Unbewegliche“
  • funnu-son 憤怒尊 ^ zornvolle Gottheit; Beschützerfigur des esoterischen Buddhismus; Sanskrit: krodha
  • Gandhāra (skt.) गन्धार ^ Königreich im heutigen Pakistan bzw. gleichnamige Stadt (auch Purushapura, heute Peshavar); nach den griechischen Eroberungen unter Alexander dem Großen unter dem Einfluss der hellenistischen Kultur, später, im 1.–3. Jh. u.Z. Hauptstadt des buddhistischen Kushana Reichs; frühes Zentrum der buddhistischen Kunst
  • Gōzanze Myōō 降三世明王 ^ skt. Trailokyavijaya, einer der Fünf Großen Myōō
  • Herakles (west.) ^ auch Herkules, Held des antiken Griechenlands, bekannt für seine außergewöhnliche Kraft
  • Indra (skt.) इन्द्र ^ hohe indische Gottheit, vergleichbar mit Zeus/Jupiter (jap. Taishaku-ten 帝釋天)
  • īśvara (skt.) ईश्वर ^ „Herr“, König, Gott
  • kongō rikishi 金剛力士 ^ Buddhistische Wächterfigur, „Vajra-Kraftkerl“; Synonym Niō
  • kongōshu 金剛手 ^ Vajra-Hand, skt. Vajrapani; s.a. Niō
  • krodha (skt.) क्रोध ^ „Zorn“, zornvolle Gottheit (jap. funnuson 憤怒尊)
  • Kūkai 空海 ^ 774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi
  • Linrothe, Rob (west.) ^ 1951–; amerikanischer Kunsthistoriker und Professor an der Northwestern University in Evanston, Illinois
  • Mahākāla (skt.) महाकाल ^ „Großer Schwarzer“, esoterische Gottheit (jap. Makakara 摩訶迦羅 oder Daikoku 大黒)
  • Mahāvairocana (skt.) महावैरोचन ^ „Große Sonne, Großes Licht“, auch Vairocana (jap. Dainichi 大日)
  • Mahāyāna (skt.) महायान ^ „Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)
  • Maheśvara (skt.) महेश्वर ^ „Großer Herr/Gott“, Beinamen des Shiva (jap. Daijizai-ten 大自在天)
  • maṇḍala (skt.) मण्डल ^ „Kreis“, schematische Darstellung der kosmischen Ordnung (jap. mandara 曼荼羅)
  • Mañjuśrī (skt.) मञ्जुश्री ^ Bodhisattva der Weisheit (jap. Monju 文殊)
  • mantra (skt.) मन्त्र ^ Gebetsformel (jap. shingon 真言)
  • mikkyō 密教 ^ esoterischer Buddhismus, Tantrismus; wtl. geheime Lehre; Gegenstück zu kengyō; in Japan vor allem durch den Shingon, aber auch durch Teile des Tendai Buddhismus vertreten
  • niō 仁王 ^ Wächterfigur, Torwächter
  • Pārvatī (skt.) पार्वती ^ weibl. indische Gottheit; Gemahlin/Gespielin des indischen Gottes Shiva; auch Umā
  • Śākyamuni (skt.) शाक्यमुनि ^ „Der Weise des Shakya-Klans“, buddhistischer Name des historischen Buddha (Gautama Siddhartha) (jap. Shaka 釈迦 oder Shakamuni 釈迦牟尼)
  • Śiva (skt.) शिव ^ „Glückverheißender“, indische Göttheit, auch Maheshvara oder Ishvara (jap. Daijizai-ten 大自在天)
  • Shukongō-jin 執金剛神 ^ skt. Vajrapani. Buddhistische Wächterfigur
  • tathāgata (skt.) तथागत ^ „Der so Gekommene“, Ehrentitel eines Buddhas (jap. nyorai 如来)
  • Trailokyavijaya (skt.) त्रैलोक्यविजय ^ „Bezwinger der drei Welten“, einer der Fünf Großen Myōō (jap. Gōzanze 降三世)
  • Vaiśravaṇa (skt.) वैश्रवण ^ „Sohn des Gerühmten“, Himmelswächter des Nordens, aka. Kubera (jap. Bishamon-ten 毘沙門天 oder Tamon-ten 多聞天)
  • vajra (skt.) वज्र ^ „Donnerkeil“, Ritualinstrument und Symbol des tantristischen/esoterischen Buddhismus (jap. kongō 金剛)
  • Vajrapāṇi (skt.) वज्रपाणि ^ „Vajrahand“, Vajraträger (jap. Kongōshu 金剛手)
  • Vajrayāna (skt.) वज्रयन ^ „Vajra-Fahrzeug“, Tantrismus, esoterischer Buddhismus (jap. mikkyō 密教 oder Kongō-jō 金剛乗)
  • Vajrayoginī (skt.) वज्रयोगिनी ^ weibl. buddhist. Schutzgottheit, identifiziert mit Inari; auch: menschenfressende Dämonin
  • Veda (skt.) वेद ^ „Wissen“, älteste indische Textsammlung zur brahmanischen Religion, in Versform; ursp. nur mündlich tradiert
  • yakṣa (skt.) यक्ष ^ übernatürliches Wesen, Geist, Dämon (jap. yasha 夜叉)
  • yasha 夜叉 ^ von skt. Yaksha; menschenfressende Götter oder Dämonen des indischen Pantheons, die im Buddhismus zu wehrhaften Schutzgöttern avancieren
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„Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001