Mythen/Symboltiere/Namazu-e

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Namazu-e — Erdbeben als Satire

(Seite in Arbeit...)

Im Nordosten Tokyos gibt es den altehrwürdigen Kashima Schrein, der dem Schwertgott

Takemikazuchi 建御雷 (jap.)

Mythologischer Schwertgott (wtl. Gewittergott); Ahnengottheit der Fujiwara; u.a. in den Schreinen Kashima und Kasuga verehrt

Der Begriff „Takemikazuchi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Bilder

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geweiht ist. In der

Edo 江戸 (jap.)

Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);

Ort, Epoche

Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Edo; s.a. Geo-Glossar

Zeit war dieser Gott als

Kashima Daimyōjin 鹿島大明神 (jap.)

Gottheit des Kashima Schreins (Präfektur Ibaraki, n.-östl. von Tokyo); identisch mit dem Schwertgott Takemikazuchi; Ahnengottheit der Fujiwara

Der Begriff „Kashima Daimyōjin“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Kashima Daimyōjin bekannt und galt als der Hüter des Erdbebens. Erdbeben wurden nach einem in dieser Zeit verbreiteten Glauben von einem großen Wels (

namazu(jap.)

Namazu oder Wels; in der Edo-Zeit als Erdbebengott von religiöser Bedeutung

Tier

Der Begriff „namazu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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) hervorgerufen, der unter der Erde haust. Als es im Jahre 1855 wieder einmal zu einem großen Erdbeben kam, erfreuten sich Bilder dieses Welses binnen kürzester Zeit einer erstaunlichen Beliebtheit. Sie stellten Wels und Gott in den unterschiedlichsten Konstellationen dar. Anfangs als bildliche Erklärung des Bebens oder als Glücksbringer gedacht, fand man in den Welsbildern (

namazu(jap.)

Namazu oder Wels; in der Edo-Zeit als Erdbebengott von religiöser Bedeutung

Tier

Der Begriff „namazu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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) bald auch ein Mittel, um gesellschaftliche Um- und Missstände darzustellen, was ansonsten dank einer strengen Zensur nicht möglich war.

Der Stein von Kashima

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Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.

Wahres Bild des Schlusssteins von Kashima, 18551

Im Schrein von Kashima gibt es einen runden Stein, der aus der Erde herausragt. Man nannte ihn
kaname-ishi 要石 (jap.)

wtl. „Schlussstein“; Stein im Schrein von Kashima, mit dem der Erdbeben-Wels ruhig gehalten wird; auch: yōseki

Schrein

Der Begriff „kaname-ishi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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(„Schlussstein“) und meinte, dies sei der Stein, den Kashima Daimyōjin fest auf den Kopf des Erdbeben-Welses gedrückt halten müsse, damit dieser die Erde nicht erschüttern könne. Dieser Stein spielt in vielen namazue eine wichtige Rolle.
Im oberen Teil des Bildes sieht man den „Schlussstein“ des Kashima Schreins umgeben von einem Zaun und einem
torii 鳥居 (jap.)

Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami

Schrein

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Weitere Bilder...

. Im unteren Bildteil sieht man den Gott von Kashima, der den Wels (wieder) in seiner Gewalt hat. Rund um die beiden sind Werkzeuge und Geldmünzen zu sehen, welche die Wiederaufbauarbeiten nach dem Erdbeben symbolisieren.

Talisman gegen Erdbeben

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Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.

Erdbebenschutz, 18552

Das Orakel des Kashima Ahnenschreins besagt: „Solange ich auf diesem Boden weile, soll kein Halm auf den Bergen, Flüssen, Gräsern und Bäume und kein Sandkorn an den Gestaden der blauen See Schaden nehmen, auch wenn die Erde bebt.“ Wer diesen Spruch morgens und abends sagt, wird ohne Fehl vor allen Übeln und Gefahren, vor Feuer, Wasser und Erdbeben gefeit sein. Und wer den Zettel, wo dies steht, an den Pfeilern in Ost und West, Süd und Nord anbringt, dessen Haus wird nicht einstürzen und nicht zerstört werden.

Dieses Bild ist als Talisman (

o-mamori お守り (jap.)

Talisman, schutzbringender Gegenstand

Gegenstand

Der Begriff „o-mamori“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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) gegen Erdbeben gedacht. Es zeigt den Gott von Kashima, der mit seinem Schwert den Erbeben-Wels im Zaum hält. Ihm zu Seite der Donnergott, der mit einem Hammer das Schwert wie einen Pflock in den Kopf des Fisches treibt. Auch im Schwanz des Fisches ist ein Schwert zu erkennen. Dies ist vielleicht eine Anspielung auf die Mythe der Schlange

Yamata no Orochi 八岐大蛇 (jap.)

Mythologische Schlange (Drache) mit acht Köpfen; wtl. „achtfach gegabelte Schlange“; wird von Susanoo besiegt

Der Begriff „Yamata no Orochi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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, die in alter Zeit von

Susanoo 須佐之男/素戔男 (jap.)

mytholog. Gottheit; Trickster-Gott, Sturmgott, Mondgott; Bruder der Amaterasu

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zur Strecke gebracht wurde. Die kleinen Welse, die sich ehrfurchtsvoll niederwerfen, repräsentieren frühere Erdbeben ähnlicher Stärke in Kyoto (1830), Odawara (1853), Shinano (1847) und Ise (1854). Das Siegelzeichen links oben trägt die Inschrift „Kashima“. Darüber sind Sternbilder angedeutet. Dadurch reiht sich das Bild in den Kontext der

onmyō 陰陽 (jap.)

jap. für „Yin und Yang“; auch in'yō, on'yō

Konzept

Der Begriff „onmyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Praktiken ein.

Der Wels als Monster

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Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.

Namazu und Kaname-ishi, 1855 3

Dieses Bild zeigt im Gesicht des Welses die Zerstörungen, die das Erdbeben angerichtet hat. Man erkennt auch das Feuer, das als Folgeerscheinung von Erdbeben sehr gefürchtet war (und ist).

Unter dem Wels sieht man drei Gottheiten, die mit der Ursache des bebens in Verbindung stehen: Rechts oben reitet der Gott von Kashima eilig herbei. Er war nämlich wie jedes Jahr im Zehnten Monat (
Kannazuki 神無月 (jap.)

„Monat ohne Götter“; volkstümlicher Beiname des 10. Monats, in dem sich die Götter Japans alle nach Izumo begeben sollen

Kalender

Der Begriff „Kannazuki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

) beim Göttertreffen in
Izumo 出雲 (jap.)

alter Namen der Präfektur Shimane in West-Japan; auch kurz für Izumo Taisha

Ort

Der Begriff „Izumo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Izumo; s.a. Geo-Glossar

. Neben ihm der Donnergott, der mit dem Feuer in Verbindung steht. Sein Donnern wird scherzhaft als Furz dargestellt, wobei er offenbar auch Geldmünzen dabei produziert (ein Hinweis auf den einträglichen Wiederaufbau?).

An den „Schlussstein“ gelehnt schläft
Ebisu 恵比寿 (jap.)

Glücksgott der Händler und Fischer; andere Schreibung: 夷 oder 戎; Grundbedeutung wahrscheinlich „Fremder“ oder „Barbar“

Glücksgottheit

Der Begriff „Ebisu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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, der den Gott von Kashima vertreten sollte.

Das häufige Vorkommen des Donnergottes hängt mit einer Yin Yang Symbolik zusammen: Abgesehen vom Wels gab es auch etwas abstraktere Erklärungen für Erdbeben, die die Ursachen dafür in einem Ungleichgewicht von Yin Und Yang erblickten: Im speziellen würde das Feuer (Yang) unterirdisch das Wasser (Yin) an Stärke übertreffen, während es für gewöhnlich nur im Himmel die Vorherrschaft genieße. Aus diesem ungewöhnlichen Zusammenprall von Yin und Yang würde im Himmel Gewitter und auf der Erde ein Beben entstehen.4 (Diese Erklärungen sind im Grunde nicht allzu weit von der Naturwissenschaft entfernt.) Der Erdbebenwels wurde also wahrscheinlich von Gebildeteren als Sinnbild für die Kräfte des Yin, der Donnergott als Sinnbild des Yang angesehen.

Die Rolle der Gottheiten ist allerdings im Verhältnis zu Yin und Yang nicht ganz eindeutig. Der Wels ist zweifellos Yin, das sich aufbäumt, oder überschüssiges Yin. Ihm steht der Donnergott

Raijin 雷神 (jap.)

Donnergott; auch Rai-ten

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gegenüber, der durch ähnliche Ursachen hervorgerufen wurde. Takemikazuchi, der Gott von Kashima, ist seinem alten Namen nach aber ebenfalls ein Gewittergott (Kazuchi). Es gibt somit zwei Gewitter- oder Donnergötter, die die Aufgabe haben, das Erdbeben im Zaum zu halten. Wer aber kümmert sich um die Brände, den Überschuss an Yang-Energie? Es müsste im Grunde noch einen „guten“ Yin-Gott geben, aber von dem ist in den Bildern nichts zu sehen.

Das Beben als Glücksfall

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Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.
Nachdem der Gott von Kashima (Bildmitte) den Wels wieder unter Kontrolle gebracht hat, tritt der Glücksgott
Daikoku 大黒 (jap.)

Gott des Reichtums und Stellvertreter der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); skt. Mahakala = „Großer Schwarzer“; auch Daikoku-ten

Glücksgottheit

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auf den Plan und lässt Geld regnen, das den einfachen Bauarbeitern zugute kommt. Der Text ist ein „Erdbeben-Abwehr-Lied“, welches besagt: 

Der Wassergott (Mizu-no-kami) hat uns das Leben gerettet, jetzt gehen wir zu den Huren (Rokubu), wie schön!
Mizukami no / tsuge ni inochi o / tasukarite // rokubu no uchi ni / iru zo ureshiki

Bild: Namazu-e, 1855, anon.
Tokyo Metropolitan Library [2011/3]
Bilderläuterung: Miyata und Takada 1995, S. 319–320 (#127).

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Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.

Der Erdbeben-Wels ist von einem Pfeil des Gottes von Kashima getroffen worden und begeht Selbstmord durch seppuku (Harakiri). Aus dem Bauch des Welses strömen ovale Geldmünzen. Im Hintergrund, unterhalb des Gottes, sind links die verstorbenen Opfer des Bebens, rechts die Geschädigten (Großhändler, Daimyos, etc.) zu sehen. Dem Text ist zu entnehmen, dass sie angesichts des [Selbst]opfers des Namazu zur Versöhnung bereit sind.

Bild: Namazu-e, 1855, anon.
Bild: Miyata und Takada 1995, S. 9 und 296 (#82).

Laut Greogory Smits zeichnete sich das Beben von 1855 dadurch aus, dass in erster Linie die Anwesen von Daimyos und die Lagerhäuser von Großhändlern betroffen waren. In der Folge entstand eine starke Nachfrage nach Tischlern und Zimmerleuten, was insgesamt den eher einfacheren Schichten der Stadtbevölkerung zugute kam. Es gab also eine Umverteilung des Reichtums in Richtung der Armen. Dieser Effekt wird auch im oben zitierten „Erdbeben-Abwehr-Lied“ angedeutet. Bordelle waren nun auch für die einfacheren Leute erschwinglich.

Die neuen Freudenviertel

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Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.

Notdürftig maskierte Erdbeben-Welse (namazu) besichtigen ein Bordell und werden von den dortigen Damen an den Bärten herangezogen. Das Bild trägt den Titel „Unterkunft der Strapazen und Feuersbrünste“. Unter „Unterkunft“ oder „Leihwohnung“ (jap. karitaku) verstand man zu dieser Zeit billige Bordelle. Diese waren als Ersatz für das vom Erdbeben zerstörte Nobel-Freudenviertel Yoshiwara errichtet worden. Somit wurde dank des Erdbebens die Prostitution in Edo weiter verbreitet und allgemein erschwinglicher. Auch das ein „positiver“ Effekt für die ärmere Bevölkerung.
Edo-Zeit, wahrscheinlich 1855. Bildquelle: Miyata Noboru, Takada Mamoru, Namazue: Shinsai to Nihon bunka. Tōkyō: Ribun Shuppan, 1995, S. 227 und 314.


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Die beiden Welse (namazu) in der Bildmitte tragen die Schriftzeichen für „Shinshū“ und „Edo“. Dies bezieht sich auf das sog. Zenkō-ji Erdbeben in Shinano (Shinshū, heute Nagano, 1847) und das Erdbeben in Edo (1855). Der groß geschriebene Text ist ein „Erdbeben-Abwehr-Lied“, in dem die neuen Freudenviertel, die nach dem Erdbeben errichtet wurden, gefeiert werden.

Ganz oben sieht man den verzweifelten Gott von Kashima Kashima Daimyōjin, darunter den Donnergott. Die meisten Bürger der Stadt sind wütend auf die namazu, manche aber zweifeln.

(Bilderläuterung: Literatur:Miyata Takada 1995, S. 266–267.)
Edo-Zeit, 1855. Tokyo Archive, Tōkyō Metropolitan Library.

  1. Kashima kanameishi shinzu, anon.
    Bildquelle: Miyata und Takada 1995, S. 105 (#34).
  2. 'Jishin omamori, anon.;
    Bildquelle und -erläuterung: Miyata und Takada 1995, S. 110 und 262 (#37).
  3. Bildquelle: Tokyo Metropolitan Library [2011/3]
    Bilderläuterung: Miyata und Takada 1995, S. 266 (#44).
  4. Smits 1966, S. 1051.

  1. a b  
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    Die beiden Welse (namazu) in der Bildmitte tragen die Schriftzeichen für „Shinshū“ und „Edo“. Dies bezieht sich auf das sog. Zenkō-ji Erdbeben in Shinano (Shinshū, heute Nagano, 1847) und das Erdbeben in Edo (1855). Der groß geschriebene Text ist ein „Erdbeben-Abwehr-Lied“, in dem die neuen Freudenviertel, die nach dem Erdbeben errichtet wurden, gefeiert werden.

    Ganz oben sieht man den verzweifelten Gott von Kashima Kashima Daimyōjin, darunter den Donnergott. Die meisten Bürger der Stadt sind wütend auf die namazu, manche aber zweifeln.

    (Bilderläuterung: Literatur:Miyata Takada 1995, S. 266–267.)
    Edo-Zeit, 1855. Tokyo Archive, Tōkyō Metropolitan Library.

  2. ^  
    Kanameishi.jpg
    Im oberen Teil des Bildes sieht man den „Schlussstein“ (kaname-ishi) des Schreins Kashima Jingū umgeben von einem Zaun und einem torii. Mit Hilfe dieses Steins, der weit ins Erdreich hinunterreichen soll, gelang es dem Gott von Kashima — dem Volksglauben der Edo-Zeit zufolge — den Erdbebenwels (namazu) im Erdinneren in Zaum zu halten.

    Im unteren Bildteil sieht man den Gott von Kashima, der auch als Schwertgott bekannt ist, und den Wels in figurativer Gestalt. Rund um die beiden sind Werkzeuge und Geldmünzen zu sehen, welche den Wiederaufbau nach dem Erdbeben symbolisieren.
    Edo-Zeit. Bildquelle: Miyata Noboru, Takada Mamoru, Namazue: Shinsai to Nihon bunka. Tōkyō: Ribun Shuppan, 1995, S. 105.

  3. ^  
    Jishin omamori.jpg
    Der Bildtext des namazue lautet:

    Erdbebenschutz

    Das Orakel des Kashima Ahnenschreins besagt: „Solange ich auf diesem Boden weile, soll kein Halm auf den Bergen, Flüssen, Gräsern und Bäume und kein Sandkorn an den Gestaden der blauen See Schaden nehmen, auch wenn die Erde bebt.“ Wer diesen Spruch morgens und abends sagt, wird ohne Fehl vor allen Übeln und Gefahren, vor Feuer, Wasser und Erdbeben gefeit sein. Und wer den Zettel, wo dies steht, an den Pfeilern in Ost und West, Süd und Nord anbringt, dessen Haus wird nicht einstürzen und nicht zerstört werden.
    Edo-Zeit, 1855. Bildquelle: Miyata Noboru, Takada Mamoru, Namazue: Shinsai to Nihon bunka. Tōkyō: Ribun Shuppan, 1995, S. 110 und 262.

  4. ^  
    Kanameishi2.jpg
    Oben: Der Erdbeben-Wels (namazu) und die Zerstörungen,

    die er anrichtet.Bildmitte: Der Gott von Kashima reitet eilig herbei. Links der Donnergott.Unten: Der „Schlussstein“ (kaname-ishi) und der schlafende Gott Ebisu, der den Gott von Kashima vertreten sollte.//Obwohl Ebisu oft als lachender, jugendlicher Glücksgott dargestellt wird, gibt es auch Legenden, denen zufolge er alt und schwerhörig ist und aus diesem Grund den alljährlichen Aufruf an die Götter, sich im Oktober in Izumo zu versammeln, nicht hört (oder hören will). Er bleibt daher als „Haushüter-Gott“ (rusugami) in seiner Heimatregion. Doch auch diese Aufgabe erfüllte er im 10. Monat 1855, als der Erdbebenwels das große Ansei-Beben verursachte, nicht sorgfältig genug.
    Edo-Zeit, 1844. Tokyo Archive, Tōkyō Metropolitan Library.

  5. ^  
    Seppuku namazu.jpg
    Der Erdbeben-Wels (namazu), der das Erdbeben von 1855 hervorgerufen hat, ist von einem Pfeil des Gottes Kashima Daimyōjin getroffen worden und begeht Selbstmord durch seppuku (harakiri). Im Hintergrund, unterhalb des Gottes, sind links die verstorbenen Opfer des Bebens, rechts die Geschädigten (Großhändler, Daimyōs, etc.) zu sehen. Aus dem Bauch des Welses strömt Geld (das offenbar den Armen zugute kommt).
    Edo-Zeit, 1855. Bildquelle: Miyata Noboru, Takada Mamoru, Namazue: Shinsai to Nihon bunka. Tokyo: Ribun Shuppan, 1995, S. 9.
  6. ^  
    Namazue daikoku.jpg
    Welsbild (namazue, das das Erdbeben von 1855 thematisiert. Bildinhalt: Nachdem der Gott von Kashima, Kashima Daimyōjin, (Bildmitte) den Wels (namazu) wieder unter Kontrolle gebracht hat, tritt der Glücksgott Daikoku auf den Plan und lässt Geld regnen, das den einfachen Bauarbeitern zugute kommt. Der Text ist ein „Erdbeben-Abwehr-Lied“, welches besagt:
    Der Wassergott (Mizu-kami) hat uns das Leben gerettet, jetzt gehen wir zu den Huren (rokubu), wie schön!

    Bilderläuterung: Miyata Noboru, Takada Mamoru, Namazue: Shinsai to Nihon bunka. Tōkyō: Ribun Shuppan, 1995, S. 319–320.
    Edo-Zeit, 1855. Tokyo Archive, Tōkyō Metropolitan Library.

  7. ^  
    Namazu kanemochi.jpg
    Ein Erdbeben-Wels (namazu) schüttelt einen reichen Kaufmann, bis er Geld erbricht, um das sich die Armen raufen. Der Wels mahnt den Kaufmann, in Zukunft mehr Mitleid mit den Armen zu haben. Die Armen wiederum meinen, dass es besser ist, das Geld im Bordell auszugeben, da sowieso bald wieder ein Erdbeben kommt.
    Edo-Zeit, 1855. Bildquelle: Miyata Noboru, Takada Mamoru, Namazue: Shinsai to Nihon bunka. Tokyo: Ribun Shuppan, 1995, S. 225 und 299 (#90).
  8. ^  
    Namazu bordell.jpg
    Notdürftig maskierte Erdbeben-Welse (namazu) besichtigen ein Bordell und werden von den dortigen Damen an den Bärten herangezogen. Das Bild trägt den Titel „Unterkunft der Strapazen und Feuersbrünste“. Unter „Unterkunft“ oder „Leihwohnung“ (jap. karitaku) verstand man zu dieser Zeit billige Bordelle. Diese waren als Ersatz für das vom Erdbeben zerstörte Nobel-Freudenviertel Yoshiwara errichtet worden. Somit wurde dank des Erdbebens die Prostitution in Edo weiter verbreitet und allgemein erschwinglicher. Auch das ein „positiver“ Effekt für die ärmere Bevölkerung.
    Edo-Zeit, wahrscheinlich 1855. Bildquelle: Miyata Noboru, Takada Mamoru, Namazue: Shinsai to Nihon bunka. Tōkyō: Ribun Shuppan, 1995, S. 227 und 314.
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    Namazue ise pferd 1855.jpg
    Dieses Bild zeigt, wie die Gottheit von Ise, hier als Pferd dargestellt, den Erdbebenwels (namazu) besiegt. Es entstand in der Folge des großen Erdbebens von 1855 (Ansei 2), das vor allem in Edo (Tōkyō) großen Schaden anrichtete. Der dem Bild eingeschriebene Text berichtet davon, dass die Gottheit von Ise im Zuge des Erbebens als weißes Pferd (uma) durch die Straßen der Stadt gallopierte und all jene, die zu ihr beteten, vor Unheil bewahrte. Zur gleichen Zeit erfreuten sich Wallfahrten nach Ise einer großen Beliebtheit. Es kündigte sich darin bereits eine neue Aufwertung des Tennō an, die schließlich im Jahr 1868 in Gestalt der Meiji-Restauration vollzogen wurde.
    Edo-Zeit, 1855. National Diet Library.
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    Namazu ken zenkoji.jpg
    Das älteste erhaltene namazu-Motiv stellt eine Ken-Spiel-Situation dar. Von diesem Motiv gibt es einige Varianten, die alle von Utagawa Kuniteru 歌川国輝 (1808–1876) angefertigt wurden.

    Hintergrund ist das Erdbeben im Tempel Zenkō-ji in Nagano (damals Shinano oder Shinshū) im Jahr 1847. Dieses Beben fand genau zu dem Zeitpunkt statt, als der Tempel seine berühmte Amida-Statue ausstellte und damit zahlreiche Pilger aus dem ganzen Land anzog. Viele Pilger fielen dem Beben zum Opfer, doch der Tempel selbst blieb weitgehend unversehrt, was als Wunder des Amida angesehen wurde.

    Das Bild zeigt den Buddha Amida (der in späteren Bildern durch den Gott von Kashima ersetzt werden wird), den Erdbeben-Wels und eine Geisha. Wie beim Ken-Spiel üblich ist jeder von ihnen einem überlegen, dem anderen unterlegen: Amida ist stärker als Namazu, Namazu ist stärker als Geisha, Geisha ist stärker als Amida, was vielleicht als Seitenhieb auf den Buddhismus zu verstehen ist. Große buddhistische Tempel boten nämlich Ende der Edo-Zeit stets auch Vergnügungs- und Freudenvierteln Platz — so auch der Zenkō-ji in Nagano.

    Der Text enthält zum einen ein „Ken-Lied“, das humoristisch auf die Ereignisse Bezug nimmt, zum anderen eine Kurzdarstellung der Zerstörungen im Nachrichtenstil. Wie die meisten Welsbilder zählt auch dieses zum Genre der kawaraban, einer Art Zeitung der späten Edo-Zeit.

    Bilderläuterung: Miyata Noboru, Takada Mamoru, Namazue: Shinsai to Nihon bunka. Tōkyō: Ribun Shuppan, 1995, S. 240–41 (#2)
    Werk von Utagawa Kuniteru (1808–1876). Edo-Zeit. Bildquelle: University of Tōkyō Library.

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    Namazu ken.jpg
    Das Bild illustriert ein Sprichwort der Edo-Zeit: „Die größten Gefahren sind: Erdbeben, Gewitter, Feuer — und Väter.“ Donnergott Raijin, Erdbeben-Wels (namazu) und Feuer spielen ken, der Vater bewirtet sie dabei.
    Edo-Zeit. University of Tōkyō Library.
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    Ryuko sannin.jpg
    Ein Reicher, eine Geisha und ein Handwerker verzehren zusammen einen Wels (namazu). Der Text besagt: Der Reiche, ein zorniger Trinker; der Handwerker, ein fröhlicher Trinker; die Geisha, eine weinende Trinkerin. Noch einmal wird hier satirisch auf die vom Erdbeben betroffenen Berufsgruppen angespielt. In der Darstellung nehmen die drei unbewusst Haltungen ein, die den Gesten des ken-Spiels ähneln.
    Edo-Zeit. Bildquelle: University of Tōkyō Library.

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Namazu-e: Erdbeben als Satire.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001