Einführung des Buddhismus in Japan

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Einführung des Buddhismus in Japan
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Bodhisattva Maitreya
Koreanische Statue (um 600)

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Als ge·schicht·liches Datum der Ein·führung des Bud·dhis·mus in Japan wird land·läufig die Jahres·zahl 552 an·ge·geben. Sie ent·stammt dem

Nihon shoki 日本書紀 (jap.)

Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)

Text

Der Begriff „Nihon shoki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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und be·zieht sich dort auf den Besuch einer Ge·sandt·schaft aus dem korea·nischen Reich Baekje [Baekje (kor.) 百濟/백제 Ehemaliges Königreich in Korea, das sich zu seiner Blütezeit im 5. Jh. über die gesamte Westküste Südkoreas erstreckte; 660 vom benachbarten Silla erobert], die dem ja·pa·nischen Herr·scher

Kinmei Tennō 欽明天皇 (jap.)

509–571; 29. Tennō Japans; r. 540?–571; Kinmei Tennō ist ein posthumer Name; sein eig. Herrschername lautete Amekuni-oshihiraki-hironiwa 天国排開広庭

Der Begriff „Kinmei Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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bud·dhis·tische Statuen und Ritual·gegen·stände über·brachte. Es existiert allerdings neben dem Nihon shoki noch eine andere Quelle zur offiziellen Übernahme des Buddhismus in Japan, die die Geschichte etwas anders darstellt. Zum Beispiel fällt das Datum der Übernahme auf das Jahr 538. Es handelt sich um das Gongoujiengi [[[glossar:gongoujiengi|]]  ()  ] (Gründungsgeschichte des Tempels Gangō-ji [Gangō-ji  (jap.) 元興寺 Nachfolgetempel des Hōkō-ji (Asuka-dera), des ältesten japanischen Tempels (gegr. 593). Der Tempel wurde unter dem Namen Gangō-ji 718 nach Nara verlegt.]) aus dem Jahr 747. Diese Quelle ist zwar um knapp drei Jahrzehnte älter als das Nihon shoki (720), entstammt aber andererseits einem rein buddhistischen Umfeld. 




Be·gleitend schrieb König

Seong Wang 聖王/성왕 (kor.)

?–554; König Seong von Baekje (heute Teil Koreas), r. 523–554; auch Seongmyeong Wang 聖明王/성명왕

Der Begriff „Seong Wang“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, der selbst ein großer Förderer des Bud·dhis·mus war, an Kinmei Tennō:

Die Lehre [des Buddha] ist die er·ha·benste unter allen Lehren. Doch sie ist schwer zu ver·stehen und kaum zu·gäng·lich. Selbst der Fürst von Zhou [Zhou (chin.) chin. Zhou-Dynastie (1122?–256 v.u.Z.); eingeteilt in Westliche Zhou-Dynastie, Zongzhou 西周 (770–256 v.u.Z.) und Östliche Zhou-Dynastie, Dongzhou 東周 (770 v. Chr. bis 256 v.u.Z.)] und Konfuzius [Kong Zi (chin.) 孔子 verm. 551–479 v.u.Z.; chin. Philosoph zur Zeit der Östlichen Zhou-Dynastie; der latinisierte Name „Konfuzius“ (eine Kreation der Jesuiten des 16. Jh.s) leitet sich ab von Kong Fu Zi 孔夫子 (wtl. Lehrmeister Kong); auch bekannt unter seinem Geburtsnamen Kong Qiu 孔丘] wussten nichts davon. Diese Lehre be·lohnt uns mit Wohl·stand und Tugend in un·vorstell·barem, grenzen·losem Ausmaß, sie führt uns zur höchsten Er·leuch·tung. Wenn etwa jemand einen Schatz be·säße, durch den sich alles, was er be·nötigt, nach dem Willen seines Herzens fügt, so wäre das gerade so wie der Schatz dieser wunder·baren Lehre. Alles, worum er betet und bittet, geht in Er·füllung, an nichts fehlt es ihm mehr.

Nihon shoki, Kinmei Tennō, 13. Jahr (552), 10. Monat; Ü. nach Aston, Nihongi, Vol. II, S. 66.

Kinmei entschloss sich daraufhin, ebenso wie das Reich Baekje den Buddhimus in Japan zu fördern.

Zweifel am Jahr 552

Abgesehen vom Nihon shoki existiert eine spätere Quelle (eine Chronik des alten Tempels

Gangō-ji 元興寺 (jap.)

Nachfolgetempel des Hōkō-ji (Asuka-dera), des ältesten japanischen Tempels (gegr. 593). Der Tempel wurde unter dem Namen Gangō-ji 718 nach Nara verlegt.

Tempel

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Gangō-ji; s.a. Geo-Glossar
aus dem Jahr 747), die das Ein·treffen der korea·nischen Gesandt·schaft auf das Jahr 538 datiert, was vielen heutigen Historikern als das plausiblere Datum er·scheint.1

Das Jahr 552 ist nämlich kein zu·fälliger his·to·rischer Zeit·punkt, sondern galt im Bud·dhis·mus des sechsten Jahr·hunderts höchst wahr·scheinlich als be·deutungs·volles Jubiläums·jahr: Laut einer traditio·nellen (heute ver·worfenen) Datierung von Buddhas Sterbe·datum (im Jahr 949 v.u.Z.) wäre 552 das Jahr 1501 nach Buddhas Tod und damit zu·gleich der Anbruch des dritten und letzten der „Drei Zeitalter der buddhistischen Lehre“ (siehe mappō-Gedanke).

Dies lässt nun entweder vermuten, dass der koreanische König Seong das Datum be·wusst ge·wählt hatte, um seinen japanischen Kollegen mit einer bud·dhis·tischen Statue zu be·schenken (wenn man an 552 fest·hält), oder dass dieses Ereignis von den Autoren des Nihon shoki auf ein möglichst sym·bol·trächtiges Jahr umdatiert wurde.

Welches Datum auch immer das richtige ist, heutige Historiker stimmen darin überein, dass es den religiösen Aus·tausch zwischen Seong und Kinmei tatsächlich gab. Seong war nämlich auch in seinem eigenen Reich Baekje der erste Herrscher, der den Bud·dhis·mus offiziell förderte, während Kinmei unter dem Einfluss der Soga [Soga no uji (jap.) 蘇我氏 Soga-Klan, die ersten Förderer des jap. Buddhismus] stand, die über Generationen als Förderer des Bud·dhis·mus hervortraten. Auch die Argu·men·tation in Seongs Schreiben, dass „alle Wünsche in Erfüllung“ gehen, also der Glaube an die magische Macht dieser Religion, scheint mir persönlich sehr plausibel für die Frühzeit der bud·dhis·tischen Aus·brei·tung.

Ganggō-ji engi

Königliche Botschaft

Auch das Engi führt die Einführung des Buddhismus auf eine Gesandtschaft des Königs Seong (hier Seongmyeong Wang) zurück, die allerdings nach dieser Version bereits 538 am Hofe Kinmeis eintraf. Das Begleitschreiben ist hier simpler gehalten: „As the Buddhist Law is supreme among all the laws of the world, your country should also put it into practice.“2 An beigefügten Schätzen erwähnt das Engi eine Statue des „Prinzen Siddhartha“, also des jugendlichen Buddha, Utensilien für den Baderitus (des neugeborenen Buddha) und ein Sutra, in dem das Leben des Buddha beschrieben wird.

Erste Reaktion des japanischen Adels

Die Reaktionen des Adels werden im Engi ähnlich, nämlich überwiegend ablehnend geschildert. Lediglich der Kanzler Soga no Iname setzt sich massiv für den neuen Kult ein und erreicht, dass der Palast der kaiserlichen Gemahlinnen in einen buddhistischen Tempel umgewidmet wird. Immigranten aus Korea und China übernehmen religiöse Aufgaben. Als in der Folge diverse Krankheiten und Katastrophen auftreten, sehen sich die Adeligen in ihren Befürchtungen bestätigt, dass die einheimischen Kami das Eindringen fremder Götter nicht gutheißen würden. Herrscher und Kanzler geben schließlich nach und gestatten die Zerstörung des Tempels im Kaiserpalast. Soga no Iname bewahrt jedoch die Schale zur Waschung des Buddha aus Korea mit kaiserlicher Genehmigung weiter auf. Nach dem Tod Inames im Jahr 569 geht das Objekt in die Obhut des späteren Yōmei Tennō [Yōmei Tennō (jap.) 用明天皇 540–587; 31. Kaiser Japans (r. 585–587); Vater von Shōtoku Taishi] und seiner Schwester, der späteren Suiko Tennō [Suiko Tennō (jap.) 推古天皇 554–628; Kaiserin(!) Suiko; 33. Tennō Japans (r. 593–628)], über. Letztlich geht es in den Besitz des Gangō-ji über.

Zorn des Buddha-Kami

571 kommt es erneut zu Krankheiten und Naturkatastrophen, die Kinmei Tennō (und mit ihm das Engi) als Rache des gedemütigten Buddha interpretiert. Kinmei selbst stirbt in diesem Jahr und beauftragt seine Tochter (Suiko) auf dem Totenbett, ihren Palast zu ganz in einen buddhistischen Tempel umzuwidmen, was diese im Jahr 582 auch tut, indem sie ihren Palast offiziell nach Sakurai verlegen lässt, dort allerdings „im Geheimen“ den Buddhismus praktiziert. Der neue Kanzler, Soga no Umako [Soga no Umako (jap.) 蘇我馬子 551?–626; Staatsmann; Sohn des Soga no Iname], hat inzwischen durch einen „Shamanen“ (hafuri?) erfahren, dass die Katastrophen der letzten Jahre in der Tat dem Willen des fremden Kami entspringen und möchte nun seinerseits den Buddhismus fördern. Er macht in der Provinz Harima [[[glossar:harima|]] () ] einen koreanischen Mönch und eine koreanische Nonne ausfindig, die zwar offiziell ihre buddhistischen Roben abgelegt haben, aber zugleich drei junge Frauen aus adeligen Familien zu Nonnen ausgebildet haben. Soga no Umako gestattet ihre offizielle Ordinierung und bringt sie in den Tempel von Sakurai. Aus Korea wird schließlich eine Statue des Maitreya [Maitreya (skt.) मैत्रेय „Der Freundliche, der Liebevolle“, Buddha der Zukunft (jap. Miroku 弥勒)] importiert. Auch eine Buddha-Reliquie (shari [shari (jap.) 舎利 Reliquie eines Buddhas oder buddh. Heiligen; oft wichtiges Heiligtum eines buddh. Tempels; von skt. śarīra]) findet sich. Als man schließlich 785 in Sakurai eine Pagode errichten möchte, führen anti-buddhistische Reaktionen erneut zur Zerstörung der Statue und die jungen Nonnen müssen auf kaiserlichen Befehl zurück in den Laienstand. Lediglich die offiziellen Gemächer der kaiserlichen Prinzessin (die eigentlich als Tempel fungieren) bleiben unangetastet. Erneut kommt es zu einer heftigen Epidemie, der schließlich auch Bidatsu Tennō [Bidatsu Tennō (jap.) 敏達天皇 538–585; 30. Tennō Japans (r. 572–585); eig. Herrschername Nunakura-futotama-shiki 渟中倉太珠敷] zum Opfer fällt.

Der endgültige Durchbruch des Buddhismus

Unter Bidatsus Nachfolger Yōmei Tennō [Yōmei Tennō (jap.) 用明天皇 540–587; 31. Kaiser Japans (r. 585–587); Vater von Shōtoku Taishi], der ja bereits im väterlichen Testament (s.o.) zum Hüter des Buddhismus bestimmt wurde, ändert sich die Stimmung erneut zugunsten des Buddhismus. Die drei Nonnen dürfen nicht nur erneut in Sakurai Dienst tun, Yōmei beauftragt außerdem seine Schwester (die spätere Suiko Tennō) und seinen Sohn Umayado (Shōtoku Taishi [Shōtoku Taishi (jap.) 聖徳太子 574–622; Prinz Shōtoku; kaiserlicher Regent]) mit den Vorbereitungen zur Errichtung eines größeren Tempels, in den Mönche aus Baekje eingeladen werden sollen, denn nur diese besitzen die spirituelle Autorität in Japan vollwertige Mönchs- und Nonnenweihen vorzunehmen. 588, also bereits unter dem nächsten Tennō Sushun [Sushun Tennō (jap.) 崇峻天皇 553?–592; 32. Tennō, r. 587–592; Bruder von Yōmei Tennō und Suiko Tennō], erreichen sechs koreanische Mönche in Begleitung von vier Bildhauern Japan. Doch da für eine vollständige Nonnenweihe nach buddhistischer Regel (Vinaya [Vinaya (skt.) विनय „Disziplin“, die monastischen Ordensregeln (jap. Ritsu 律)]) zwanzig Mönche nötig sind, erhalten die japanischen Nonnen schließlich die kaiserliche Genehmigung, nach Baekje zu reisen, von wo sie 590 als vollwertige Nonnen zurückkehren. Unter der Herrschaft Suikos (792–...) wird die Anlage in Sakurai schließlich zu einem prächtigen Tempel ausgebaut und erhält den Namen Gangō-ji, „Tempel des ersten Entstehens“. Ein zweiter Tempel namens Kentsuuji wird für die Mönche aus Baekje errichtet.

Das Engi schließt mit einem feierlichen Eid, es niemals wieder zu buddhistischen Verfolgungen kommen zu lassen, den Suiko in Gegenwart von Shōtoku Taishi und den versammelten Ministern leistet. Angesichts der Entschlossenheit der greisen Monarchin beschließen selbst einstige Gegner des Buddhismus wie Nakatomi ... (ein Ahnherr der späteren Fujiwara) und Mononobe ..., die Drei Juwelen (= der Buddhismus) zu beschützen und zwar mit der interessanten Formulierung:

From now on, with the Three Jewels resting at our left shoulder and our native divinities (kami) resting at our right shoulder, we will worship them together, treasure them and make offerings to them.3

Anmerkungen

  1. Yoshida Kazuhiko (2003, S. 3) gibt allerdings zu bedenken, dass auch dieser Text, das Gangō-ji garan engi narabini ruki shizaichō, eine Fälschung aus der späten Heian-Zeit zu sein scheint.
  2. Stevenson 1999, 305.
  3. Stevenson 1999, 313

Literatur

Yoshida Kazuhiko, „Revisioning Religion in Ancient Japan“. Japanese Journal of Religious Studies 30/1–2 (2003), 1–26. (Online.)
Miwa Stevenson (Ü.), „The Founding of the Monastery Gangōji and a List of Its Terasures“. In: George Tanabe Jr. (Hg.), Religions of Japan in Practice. Princeton: Princeton University Press, 1999, 299–315.

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  1. ^  
    Bodhisattva korea.jpg
    Koreanische Statue eines Bodhisattvas, möglicherweise Bodhisattva Maitreya, im Stil der Nördlichen Wei-Dynastie (385–535).
    Korea, um 600. National Museum of Korea.
  2. ^  
    Maitreya koryuji.jpg
    Darstellungen eines „nachdenklichen“ Bodhisattvas, möglicherweise Maitreya (jap. Miroku), aus dem 7. Jh., der Frühzeit der japanisch-buddhistischen Skulptur. Besitzt starke Ähnlichkeiten mit zeitgleichen Statuen aus Korea, die ihrerseits dem Stil der Nördlichen Wei-Dynastie (385–535) zugeordnet werden. Im Unterschied zu den kontinentalen Vorbildern wurde diese Statue nicht aus Bronze, sondern aus Holz angefertigt.
    Asuka-Zeiteian-Zeit, 7. Jh. Frypan, Blog.
  3. ^  
    Nonnenordination.jpg
    Drei junge Mädchen werden in der Zeit des Bidatsu Tennō (585) durch eingewanderte koreanische Buddhisten zu Nonnen geweiht. Illustration einer Kopie des Gangō-ji engi aus der frühen Edo-Zeit.
    Edo-Zeit, 1661. Staatsbibliothek zu Berlin.
  4. ^  
    Gangoji engi 2.jpg
    Die ersten japanischen Tempel in der Zeit des Bidatsu Tennō (685) werden aus Furcht vor der Bestrafung durch die kami wieder zerstört. Illustration einer Kopie des Gangō-ji engi aus der frühen Edo-Zeit.
    Edo-Zeit, 1661. Staatsbibliothek zu Berlin.

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„Die Einführung des Buddhismus in Japan.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001