Essays/Daibutsu Statuen

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Daibutsu Statuen Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins

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Der Große Buddha von Leshan, China (71m).
Auf dem Bild kann man ganz klein die Touristen·massen erkennen, die auf steilen Felstreppen zur Augenhöhe des Buddhas emporsteigen.
Der größte Felsenbuddha der buddhistischen Welt, der Riesenbuddha von Leshan. Auf dem Bild kann man ganz klein die Touristenmassen erkennen, die auf steilen Felstreppen zur Augenhöhe des Buddhas emporsteigen. Die (beinahe „europäisch“ wirkende) Sitzhaltung kennzeichnet diese Figur als Maitreya (jap. Miroku, chin. Mile), den „Buddha der Zukunft“.
China, Fertigstellung: 719–803. Wikimedia Commons, Ariel Steiner, 2005.

Eines der zentralen Dogmen des Buddhismus fordert die Einsicht in die Un·be·stän·dig·keit aller irdischen Dinge. Umso erstaun·licher mutet es an, dass die größten Statuen der Welt alle Buddhas darstel·len und aus bud·dhis·tischen Ländern stammen. Im Buddhis·mus gibt es offen·bar einen beson·deren Drang, möglichst große Abbil·der von Buddhas und Bodhisattvas her·zu·stel·len. Dies gilt sowohl für die heutige Zeit als auch für vergan·gene Jahrhun·derte.

Durch die bilderstürmerischen Attacken der Taliban im Jahr 2001 sind z.B. die Felsen·buddhas von Bamiyan in Afghanis·tan zu trauriger Berühmt·heit gelangt. Ihre Entstehungs·zeit liegt weit·gehend im Dunklen, sie wurden aber bereits vom chinesischen Pilgermönch und Reise·schrift·stel·ler

Xuanzang 玄奘 (chin.)

602–664; berühmter chin. Pilgermönch und buddh. Gelehrter; Autor eines einflussreichen Reiseberichts über das buddhistische Indien, der später als „Reise nach dem Westen“ in einen Roman gefasst wurde

Der Begriff „Xuanzang“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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im Jahr 632 erwähnt. Ähnlich ein·drucks·volle Felsen·buddhas gibt es auch in China: bereits im fünf·ten Jahr·hundert wurden bis zu 14m hohe Statuen in den Fels·grot·ten von Yungang (Provinz Shanxi) aus dem Fels gehauen; fast 100 Jahre (719–803) benötigte die Her·stel·lung des Großen Buddhas von Leshan, der mit 71m Höhe die größte vor·moderne Buddha-Statue dar·stellt (s. Abb. oben). Dieser eindrucksvolle Riese mit dem Charme einer Kinder·zeich·nung verkör·pert im übrigen den „Buddha der Zukunft“ Maitreya (jap.

Miroku 弥勒 (jap.)

Bodhisattva Maitreya, „Buddha der Zukunft“

Buddha

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), der in der späteren buddhis·tischen Ikonographie Chinas zumeist als „lachen·der Buddha“ in Erscheinung tritt.

Auch in Japan bemühte man sich, der Lehre des Buddha in Form über·dimen·sionaler Statuen (

daibutsu 大仏 (jap.)

wtl. „Großer Buddha“; monumentale Buddha-Statue

Buddha, Bild

Der Begriff „daibutsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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) bleibende Denk·mäler zu setzen. Die be·rühm·testen Bei·spiele sind die Großen Buddas von

Nara 奈良 (jap.)

Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō

Ort, Geschichte

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und

Kamakura 鎌倉 (jap.)

Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)

Ort, Epoche

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. Ihre Geschichte klingt zum Teil wie ein Lehr·beispiel der buddhis·tischen Einsicht in die Unbestän·digkeit des irdischen Daseins.

Der Große Buddha von Kamakura

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Kamakura Daibutsu im herbstlichen Abendrot
Die Große Buddha-Statue (daibutsu) des Amida (skt. Amitabha) von Kamakura im herbstlichen Abendrot.
Kamakura-Zeit, 1252?. Tom Richardson, flickr, 2008 (mit freundlicher Genehmigung).

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Der in mehrfacher Hinsicht geglück·teste Große Buddha Japans ist der Kamakura Daibutsu, eine Bronze Statue aus dem dreizehn·ten Jahrhun·dert. Sie stellt den Buddha

Amida 阿弥陀 (jap.)

Buddha Amitabha; Hauptbuddha der Schulen des Reinen Landes (Jōdo-shū bzw. Jōdo Shinshū)

Buddha

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in Meditations·haltung dar und befand sich ursprünglich — wie die meis·ten anderen Buddha-Statuen auch — in einer Tempel·halle, die im Jahr 1498 von einem Tsunami weggespült wurde. Seit·her sitzt der Große Buddha von Kamakura im Freien, was ihn aber nur umso effektvol·ler zur Geltung bringt.

Der Große Buddha von Kamakura stammt aus der Zeit, als Kamakura der Sitz der Minamoto

Shōgun 将軍 (jap.)

Shōgun; Titel der Militärherrscher aus dem Kriegeradel (bushi, Samurai)

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und damit politisches Zentrum des Landes war. Die Statue wurde wahr·schein·lich 1252 voll·endet, die genaueren Umstände ihrer Ent·steh·ung sind aber — im Unter·schied zum Nara Daibutsu (s.u.) — nur ungenau dokumen·tiert. Die Figur ohne Sockel misst etwa 11m. Das Gesicht allein hat einen Durch·messer von 2,5m. Abgesehen von seiner Größe ist dieser Amida auch rein ästhetisch beson·ders eindrucksvoll.

Der Große Buddha von Nara

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Nara Daibutsu
Nara Daibutsu.
752, letzter Neuguss 1704. Matthias Scommoda, 2004.

Der Daibutsu von Nara, der während der ersten Blüte des japanischen Buddhis·mus in der Nara-Zeit (752) gegos·sen wurde, ist angeb·lich die größte Bronze-Statue der Welt. Auch die die Haupt·halle des

Tōdaiji 東大寺 (jap.)

Tempel des Großen Buddha von Nara; wtl. Großer Ost-Tempel

Tempel

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Geographische Lage

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, in der der Daibutsu auf·gestellt ist, gilt als welt·größtes Holz·gebäude. Sie exis·tiert in ihrer heutigen Form seit dem Jahr 1709 und soll zuvor sogar noch größer gewesen sein. Die Errich·tung des Daibutsu und seines Tempels markiert den Höhe·punkt der staat·lichen Buddhis·mus·förderung im japanischen Alter·tum und ist in zeit·genös·sischen Quellen gut dokumen·tiert. Aus ihnen lassen sich folgende Fakten rekonstruieren:

  • Die Originalhöhe der Statue soll ursprünglich etwa 16m betragen haben. Heute ist sie nach mehreren Beschädigun·gen und darauf folgen·den Reparaturen etwas geringer.
  • Die erste Initiative, eine Statue dieses Ausmaßes zu errichten, entstand im Anschluss an eine Epidemie im Jahr 735, der große Teile der Bevöl·kerung und sogar des Adels zum Opfer fielen. Eine Statue zu Ehren des
Birushana 毘盧遮那 (jap.)

Buddha Vairocana; ältere jap. Namensform von Dainichi

Buddha

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(skt. Vairocana, alias  Dainichi) sollte derar·tige Katas·trophen in Zukunft verhin·dern. Der endgül·tige Standort der Statue wurde aller·dings mehrfach verlegt. Mit der Konstruk·tion im Tōdaiji wurde erst 747 ernsthaft begon·nen.
  • Der Körper der Statue wurde in acht ringför·migen Segmen·ten gegos·sen, eines über dem anderen. Wenn ein Segment fertig war, wurde es mit Erde bedeckt, um darauf die nächste Gussform errich·ten zu können. Die fertige Statue befand sich somit zunächst in einem großen Erdhügel.
  • Die Beschaffung des Rohmaterials (Kupfer, Zink, Queck·silber und Gold) stellte das metallarme Land vor gewal·tige logis·tische Prob·leme. Erst der Fund einer Goldader in Nord·japan im Jahr 849, der der Legende nach auf ein Orakel des Gottes Hachiman in Kyushu zurück·zufüh·ren war, gewähr·leis·tete, dass die Statue wie geplant auch vergol·det werden konnte. Als Gegen·leistung für seine Weis·sagung wurde Hachiman zum Schutz·gott des Großen Buddha erklärt und erhielt einen Zweig·schrein auf dem Gelände des Tōdaiji.
  • Die Einweihungszeremonie fand am 9.4.752 statt und war ein Mega-Event, an dem zeit·genös·sischen Quellen zufolge 7000 Höflinge und 10.000 bud·dhis·tische Mönche teil·nahmen. Der wichtigste Teil der Feiern bestand in der soge·nannten „Augen·öffnungs-Zere·monie“, im Zuge derer die Augen der Statue aufgemalt wurden. Sie wurde von einem indischen (!) Mönch namens Bodhisena vorge·nom·men. Der Pinsel wurde aufge·hoben und soll bei der spä·teren Renovie·rung im Jahr 1182 ein wei·teres Mal verwen·det worden sein.
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Der vergol·dete Nara Daibutsu.
Die einzige bekannte Abbil·dung der Statue vor der Zerstörung von 1181.
Aus dem Shigisan engi (12. Jh.), „Nationaler Kulturschatz.“
Der vergoldete Nara Daibutsu // Querbildrolle (Papier, Farbe). 12. Jh.; aus Shigisan engi; 31,8 x 1417,4 cm // Bild © Nara National Museum (letzter Zugriff: 2016/8) // Die einzige bekannte Abbildung der Statue des Dainichi daibutsu (Vairocana) vor der Zerstörung von 1181. Vor der Statue sind undeutlich menschliche Figuren zu erkennen. Es handelt sich um die Protagonistin der dargestellten Episode, die vor dem Buddha eine Nacht in Gebet und Meditation verbringt, um den Aufenthaltsort ihres Bruders geweissagt zu bekommen.

Renovierungen

Erste große Schäden an Halle und Statue traten bereits im neun·ten Jahr·hundert auf. 855, bald nach seinem 100sten Geburts·tag, verlor der Daibutsu infolge eines Erd·be·bens zum ersten Mal seinen Kopf. Im Zuge des

Genpei Gassen 源平合戦 (jap.)

Krieg zwischen den Minamoto (Gen) und den Taira (Hei, bzw. Pei), 1180–1185

Ereignis

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(1180–1185) wurde die gesamte Tempel·anlage ein·ge·äschert, auch die Statue wurde dabei offen·bar groß·teils zerstört. Schon bald erfolgte aller·dings ein Wieder·aufbau unter dem Mönch

Chōgen 重源 (jap.)

1121–1206; Mönch der Shingon-shū, bekannt für die Wiedererrichtung des Tōdaiji

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(1121–1206), im Zuge dessen auch das berühmte Südtor (Nan·dai·mon) mit seinen kolos·salen Wächter·statuen entstand. Die meisten Bürger·kriege des Mitte·lalters überstand die Statue unver·sehrt, bis die Halle 1567, gegen Ende der „

Sengoku Jidai 戦国時代 (jap.)

Zeit der kämpfenden Länder, 1467–1568; beginnt mit dem Ōnin-Krieg und endet nach dieser Definition mit dem Beginn der nationalen Einigung unter Oda Nobunaga; nach anderen Definitionen mit der Ausrottung der Toyotomi durch Tokugawa Ieyasu im Jahr 1615

Epoche

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“, erneut in Brand gesteckt wurde. Die Statue wurde dabei auf einen Torso reduziert. Erst über hundert Jahre später, gegen Ende des sieb·zehnten Jahr·hunderts, erhielt der Große Buddha von Nara den Kopf und die Hände, die wir heute an ihm sehen. Bei genauerer Betrach·tung scheinen sie aller·dings nicht so recht mit dem alten Rumpf zu harmonieren.

Insgesamt lässt sich jedenfalls sagen, dass kaum ein Teil des heute sichtbaren Nara Daibutsu tat·säch·lich aus dem achten Jahr·hundert stammt. Dennoch nimmt sich das wechsel·volle Schick·sal dieses Buddhas im Ver·gleich zu manchem Nach·folger noch einiger·maßen glimpflich aus.

Hideyoshi's Daibutsu

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Hideyoshis Daibutsu auf einer Skizze von Engelbert Kaempfer, 1691
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Letzte Version von Hideyoshis Daibutsu (als Büste) 1843–1973.

Achthundertfünfzig Jahre nach dem Guss des Daibutsu von Nara unternahm

Toyotomi Hideyoshi 豊臣秀吉 (jap.)

1537–1598, Feldherr, militärischer Machthaber; bekannt als der zweite von drei Reichseinigern am Ende der „Zeit der kämpfenden Länder“ (Sengoku Jidai)

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(1537–1598, be·kannt als der zweite von drei Reichs·eini·gern am Ende der „Zeit der kämp·fenden Länder“) den Ver·such, den Daibutsu von Nara durch die Er·rich·tung einer noch größe·ren Statue zu über·trumpfen. Für diesen Zweck soll·ten u.a. die Schwer·ter ver·wen·det wer·den, die Hide·yoshi sei·nen be·sieg·ten Geg·nern ab·neh·men ließ.1  In der Tat ge·lang es, 1595 nach nur nur fünf Jah·ren Bauzeit eine etwa einundzwanzig Meter hohe Holz·statue fertig zu stellen.2 Hide·yoshi ließ aus die·sem Anlass eine Ge·denk·zeremonie für seine ver·stor·be·nen Eltern ab·halten, an der tau·send Mönche aus allen wich·tigen Rich·tungen des japani·schen Buddhis·mus teil·nah·men. Doch schon ein Jahr später, 1596, wurde der neue Daibutsu durch ein großes Erdbeben schwer beschädigt.

Unverdrossen befahl Hideyoshi die Neu·errich·tung der Statue und ließ unter·des·sen die wundertätige Amida Statue des

Zenkō-ji 善光寺 (jap.)

Tempel in Nagano

Tempel

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Zenkō-ji; s.a. Geo-Glossar
in Nagano in der Haupt·halle seines Tem·pels auf·stel·len. Zwar misst diese Statue kaum einen halben Meter, doch handelt es sich der Le·gen·de nach um die äl·te·ste Buddha-Statue Japans, sodass auch sie Hide·yoshis Sucht nach Rekor·den ent·sprach. Außer·dem galt die Statue als wunder·tä·tiger „leben·der Buddha“, was den Zeit·genos·sen auch er·klärte, warum der ent·wurzelte Amida nur weitere Miss·geschicke herauf be·schwor. Ab·ge·sehen von Hide·yoshis erfolg·losem Korea-Feldzug brachen in Kyoto Krank·hei·ten aus, denen Hide·yoshi schließ·lich selbst zum Opfer fiel. Obwohl er die wunder·tätige Statue reumütig in ihren Stamm·tem·pel zurück·brin·gen ließ, verstarb er schließ·lich kurze Zeit später, im Achten Monat 1598. An der Rekonstruk·tion des großen Buddha wurde den·noch weiter ge·ar·beitet, bis ein Brand im Jahr 1602 das Projekt ein weiteres Mal vereitelte.

Schließlich gewährte der dritte Reich·seiniger,

Tokugawa Ieyasu 徳川家康 (jap.)

1543–1616; Begründer des Tokugawa Shogunats; Reichseiniger

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(1543–1616), den Nachkom·men Hideyoshis noch·mals die Mög·lich·keit, die Statue in Stand zu setzen, dies·mal sogar aus Bronze. (Wahrschein·lich geschah dies mit dem Hin·ter·gedan·ken, Hideyoshis nach wie vor aktive Anhän·ger von ge·fähr·liche·ren Vor·haben ab·zu·hal·ten.) Als diese Arbeiten im Jahr 1614 endlich ab·ge·schlos·sen waren, nahm Ieyasu aus·ge·rech·net die Ein·wei·hungs·­feier·lich·kei·ten für diesen Großen Buddha zum Anlass, um Hide·yoshis Nach·kommen des Verrats zu be·zich·tigen und schließ·lich end·gültig aus dem Weg zu räumen. Die Statue selbst wurde dies·mal zwar nicht in Mit·leiden·schaft gezogen, fiel jedoch 1662 einem weiteren Erdbeben zum Opfer.

Offenbar wollte man in Kyoto aber nicht auf den größten Buddha des Landes verzich·ten und baute die Statue noch einmal auf. In seinen Japan-Berich·ten aus den Jahren 1691–92 berich·tet der deutsche Arzt und Japan-Reisende Engel·bert Kaempfer, dass der Daibutsu in dieser Zeit zur Gänze vergol·det war und dass der ihn um·ge·ben·de Tempel

Hōkō-ji 方広寺 (jap.)

Tempel in Kyōto, erbaut 1586-95 als Ahnentempel des Toyotomi Hideyoshi. Einstmals im Besitz der größten Buddha Statue Japans

Tempel

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Hōkō-ji; s.a. Geo-Glossar
damals wohl Japans größtes Ge·bäude dar·stellte. Außer·dem fertigte Kaempfer eine Skizze an (s.o.), auf der sich das Muster des Nara Daibutsu gut erken·nen lässt. Diese Statue hielt immer·hin bis 1798, als sie in Folge eines Blitz·ein·schlags ab·brannte. Danach wurde ledig·lich eine Büste des Großen Buddha an·ge·fertigt, die 1973 einem Brand zum Opfer fiel. Damit war auch der letzte Rest von Hideyoshis Daibutsu-Projekt erloschen. 

Andere traditionelle Riesen-Buddhas

Asuka Daibutsu

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Der Große Buddha von Asuka

Bereits die älteste datierbare Buddha-Statue Japans aus dem Jahr 609 wird als Daibutsu bezeich·net. Sie be·fin·det sich im Tempel

Asuka-dera 飛鳥寺 (jap.)

erster historisch fassbarer Tempel Japans, gegr. 593 (Nihon shoki) von Soga no Umako; wurde unter anderem als Hōkō-ji (Tempel des beginnenden Dharmas) bezeichnet, später aber unter dem Namen Gangō-ji (Tempel des ursprünglichen Beginns) nach Nara verlegt; unter Asuka-dera versteht man heute den ursprünglichen Standort in der Asuka Region

Tempel

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Geographische Lage von Asuka-dera; s.a. Geo-Glossar
in der Nähe von Nara. Der Asuka-dera stammt aus der  Asuka-Zeit (genauer aus dem späten sechs·ten Jahr·hun·dert) und gilt als der älteste Tempel Japans. Die Statue nimmt sich mit 2,75m Sitzhöhe gegen·über späteren Bei·spie·len noch relativ be·schei·den aus. Jün·gere Sta·tuen dieser Größe gelten zwar nicht als Daibutsu, aus Sicht seiner Ent·ste·hungs·zeit wird dieser Buddha aber zurecht als Riesen-Buddha bezeich·net. Die Körper·maße des Asuka Daibutsu wurden im übrigen als die natür·lichen Maße eines Buddha angesehen. Nach der damals üblichen Auf·fas·sung hat jeder Buddha zu Leb·zei·ten eine Größe von 1  6 shaku, was in etwa 4,8m ent·spricht. Daher gibt es auch ver·hält·nis·mäßig viele Buddha Statuen dieser Größe.

Hase Kannon

Zu den größten Daibutsu-Statuen aus Holz zählen die Statuen des Elfköpfigen

Kannon 観音 (jap.)

auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt

Buddha

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in zwei Tempeln namens

Hase-dera 長谷寺 (jap.)

Kannon-Tempel in Sakurai, Nara-ken; errichtet in der Nara-Zeit. Hauptattraktion ist eine über 10 m hohe Statue des Elfköpfigen Kannon. Ein Zweigtempel mit ebensolcher Statue befindet sich in Kamakura (Kamakura Hase-dera)

Tempel

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Hase-dera; s.a. Geo-Glossar
in der Präfektur Nara und in Kamakura. Die komplett ver·gol·deten Statuen sind beide etwa 10m hoch und sollen nach den Grün·dungs·legen·den der Tempel in der Nara-Zeit (721) aus einem einzigen, riesigen Kampfer·baum (kusunoki) geschnitzt worden sein. Ihr Schöpfer war ein Mönch namens Tokudō. Er vermachte eine Kannon-Statue dem Hase-dera unweit von Nara. Die andere Statue setzte er im Meer aus und überließ es den Kräf·ten der Natur, einen geeig·neten Ort für sie zu finden. Auf diese Weise erreichte die Statue Kamakura, wo ihr zu Ehren ein weiterer Hase-dera errich·tet wurde. Die Hase-Tempel leug·nen nicht, dass ihre derzeitigen Statuen aus dem sech·zehnten Jahr·hundert stammen, sie sollen jedoch getreue Nach·schöpf·ungen der Originale aus der Nara-Zeit sein. Auch wenn dies nicht stimmen sollte, sind beide Statuen höchst eindrucksvoll.

Felsenbuddas

Abgesehen von Tempelstatuen aus Holz oder Bronze fertigte man bereits im japanischen Alter·tum Steinskulpturen von Buddhas an, die — ähnlich wie die zuvor erwähn·ten Beis·piele aus Zentralasien und China — aus natür·lichen Fels·wänden her·aus·gemeißelt wurden. Ein bedeuten·der Fund·ort der ältes·ten Felsen·buddhas befindet sich nahe der Stadt Usuki auf der süd·lichen Haupt·insel Kyushu. Es handelt sich um mehrere Gruppen von ca. 2m großen Felsen·buddhas, die Ende der

Heian 平安 (jap.)

auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)

Ort, Epoche

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Heian; s.a. Geo-Glossar
(12. Jh.) angefer·tigt wurden. Erst kürzlich wurde die größte Statue, ein Dainichi Nyorai von knapp 3m Höhe, restauriert, nachdem sein Kopf lange Zeit zu seinen Füßen gelegen war.
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Der Nihon-ji Daibutsu (31m) in den Nokogiri (Säge) Bergen, Präfektur Chiba
Nihon-ji Daibutsu // Felsenbuddha, daibutsu (Stein). 1783 (in den 1960er Jahren rennoviert); Nokogiri (Säge) Berge, Präfektur Chiba; Höhe: 31m // Bild © Gideon Davidson (letzter Zugriff: 2016/8) // daibutsu-Statue des Yakushi Nyorai.

Der größte vormoderne Felsenbuddha Japans ist der Daibutsu des Tempels

Nihon-ji 日本寺 (jap.)

wtl. „Japan-Tempel“; Tempel auf der Halbinsel Bōso, im Südosten Tōkyōs

Tempel

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Geographische Lage von Nihon-ji; s.a. Geo-Glossar

(wtl. „Japan-Tempel“) auf der Halb·insel Bōso, südöstlich von Tokyo. Er stellt den Buddha der Medizin,

Yakushi Nyorai 薬師如来 (jap.)

Buddha der Medizin; skt. Bhaisajyaguru

Buddha

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, dar und wurde 1783 vollen·det. Zu diesem Zeit·punkt maß die Statue etwa 38m. In der Folge wurde sie durch natür·liche Ver·witterung arg in Mit·leiden·schaft gezogen und schließlich in den 60er Jahren des zwan·zigsten Jahr·hunderts von Grund auf erneuert. Die heutige Statue misst nur noch 31 m. Sie ist dennoch ein·drucks·voll genug, um von manchen zu den „Drei Großen Buddhas Japans“ gezählt zu werden. (In Japan gibt es fast von allem und jedem die „Drei Großen ...“) Allgemeine Einig·keit über die Drei Großen Buddhas gibt es jedoch nur hinsichtlich der ersten beiden, also Nara und Kamakura Daibutsu. Als Kandidaten für den „Dritten Großen Buddha“ kommen außerdem in Frage: der

Takaoka Daibutsu 高岡大仏 (jap.)

ca. 16m hohe Buddha Statue in der Stadt Takaoka, Präfektur Toyama

Bild

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in der Präfektur Toyama, eine ca. 15m hohe Amida-Statue aus Holz, deren heutige Form aus dem Jahr 1933 stammt, die aber auf Vor·läufer aus der Kamakura-Zeit zurück·geht; der

Hyōgo Daibutsu 兵庫大仏 (jap.)

11 m hohe Statue des Dainichi Nyorai im Tempel Nōfuku-ji in Kōbe, err. 1891

Buddha, Bild

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des Nōfuku-ji in Kōbe, eine 11m hohe Dar·stel·lung des sitzen·den Dainichi Nyorai aus dem Jahr 1891, die 1944 zerstört und wieder·erricht wurde; u.a.m.

Moderne Riesenbuddhas

Eine Kategorie für sich bilden Riesenbuddhas aus Stahlbeton, deren Errich·tung sich in den letzten Jahr·zehnten beson·derer Be·liebt·heit erfreut. Der derzeit größte japanische Rieden·buddha ist der

Ushiku Daibutsu 牛久大仏 (jap.)

Rund 100m hohe Statue des Buddha Amida in der Präfektur Ibaraki, fertiggestellt 1995

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Ushiku Daibutsu; s.a. Geo-Glossar

(ein stehen·der Amida) rund 50 km nord·östlich von Tokio, in der Präfektur Ibaraki. Es handelt sich dabei um eine Beton-Statue mit Bronze-Ver·kleidung aus dem Jahr 1995, die mit 110m Höhe die damals größte Buddha-Figur der Welt darstellte. Beinahe ebenso hoch ist die Große Kannon Statue von Sendai (

Sendai Daikannon 仙台大観音 (jap.)

100 m hohe Kannon Statue in der Stadt Sendai, Präfektur Miyagi, errichtet 1991

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  • Sendai kannon.jpg

Geographische Lage

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Geographische Lage von Sendai Daikannon; s.a. Geo-Glossar

) aus dem Jahr 1991, die 100m misst. Zuvor wurde der Größen·rekord von der Dai-Kannon Statue in Ashibetsu, Hokkaido (88m; erbaut 1989) ein·ge·nommen. Ganz offen·sicht·lich ist der Wettbewerb einzel·ner japanischer Regionen um die größte Statue mit dem Plat·zen der ökonomischen Blase in den 90er Jahren zum Still·stand gekom·men. Derzeit (2009) führt wieder China mit dem „Spring Temple Buddha“ von Henan (153m; errichtet 2002). (Quelle: Wikipedia.)

Ushiku daibutsu.jpg
Ushiku Daibutsu (110m) In der Mitte der Brust sind undeutlich drei Öffnungen zu erkennen, aus denen Besucher, die mit einem Lift im Inneren der Statue hinauf beför·dert werden, hinausschauen können.
Sendai kannon.jpg
Sendai Daikannon (100m)

Anmerkungen

  1. In einem Edikt von 1588, das Hideyoshis sogenannter „Schwertjagd“ zugrunde liegt, heißt es:

    The 
swords 
and
 short 
swords
 collected
 in
 the 
above 
manner 
will 
not 
be 
wasted. 
They
 will
 be 
used 
as 
nails
 and
 bolts 
in 
the 
construction
 of 
the 
Great 
Image 
of
Buddha.
 In 
this 
way,
 farmers 
will 
benefit 
not 
only
 in
 this 
life 
but 
also 
in 
the 
lives
 to 
come.

    Zitiert nach The edicts of Toyotomi Hideyoshi Asia for Educators, Columbia University, [2011/3]

  2. 63 Shaku (Yamaguchi Sumio). Andere Berichte sprechen von bis zu 24 Metern möglicherweise unter Einbeziehung des Sockels. Fest steht, dass die Statue vollkommen mit Goldlack bedeckt war. Die Konstruktion lag in den Händen des führenden Bildhauers dieser Zeit, Kōshō (1534–1621).
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„Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001