Bauten/Bekannte Schreine/Itsukushima
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Der Schrein von Miyajima Itsukushima und sein Torii
Der
auch Miyajima, Schrein bei Hiroshima; der Name bedeutet wtl. „Tabu-Insel“ und dürfte sich von der weiblichen Meeresgottheit Ichikishima-hime herleiten
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Geographische Lage
Schrein gilt als eine der drei bedeutendsten Sehens·würdig·keiten Japans und wurde als UNESCO Welt·kultur·erbe aus·ge·zeich·net. Sein vom Meer umspül·tes
Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami
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darf in keinem Japan-Prospekt fehlen und zählt zusam·men mit dem Berg Fuji und dem Shinkansen zu den bekann·testen Emble·men Japans. Die Schrein·an·lage befin·det sich auf der kleinen Insel
Schreininsel nahe Hiroshima; s.a. Itsukushima Schrein
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in der Bucht von Hiroshima. Itsukushima bedeutet wörtlich „Tabu-Insel“, ein Hinweis auf die beson·dere Heilig·keit dieses Ortes. So ist z.B. das Töten von Tieren, aber auch die Bestat·tung von Menschen hier streng verboten. Wie die Anlage des
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Geographische Lage
in Nara ist die ganze Insel von zahmen Hirschen und zahl·losen Affen bevölkert. In alter Zeit soll hier außer·dem ein „Bau-Tabu“ bestanden haben, d.h. es durften keine Bau·werke auf der Insel er·richtet werden. Daher konnte die Schrein·anlage auch nicht auf der Insel selbst stehen, sondern wurde auf Pfählen im Wasser errichtet. Anschei·nend gab es jedoch schon in der
Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
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Geographische Lage
-Zeit eine statt·liche Anzahl von Gebäuden auf der Insel selbst (s. Bild unten).
Werk von Yoshida Hatsusaburō. 1926. Tokushima Bunri University.
Schreingottheiten
Der Schrein wurde laut Gründungslegende im Jahr 593 unter Kaiserin Suiko gegründet und wäre dem·zu·folge einer der ältesten Schreine Japans. Die ganze Anlage besteht aus einer Viel·zahl von Einzel·schreinen für die unter·schied·lichssten Gott·heiten, die Haupt·halle be·her·bergt aber drei weibliche Gott·heiten, die namentlich kaum bekannt sind und stets als Trio auftreten (s.u.). In den Neben·schreinen werden aber auch bekannte mythologische Gott·heiten wie
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oder
mytholog. Gottheit; Trickster-Gott, Sturmgott, Mondgott; Bruder der Amaterasu
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verehrt. In der Edo-Zeit war Itsukushima außerdem als Heilig·tum der Glücks·göttin
Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten
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bekannt. In einem Seitentempel(!) befindet sich noch immer eine Statue dieser eigentlich bud·dhis·tischen Gott·heit, die als eine der „Drei Großen Benten“ gilt, allerdings nur einmal im Jahr zu sehen ist.
Welche kami aber auch immer hier verehrt werden, sie sind zum überwiegenden Teil weiblich und haben großen Ein·fluss auf das Meer und die Schiff·fahrt. Diesem Einfluss verdankt der Schrein wohl auch seine Bedeutung. Ende der Heian-Zeit wurde er vom damals ein·fluss·reichen Krieger·adels·haus der Taira zum Familien·schutz·schrein erhoben. Selbst nach deren Unter·gang erfreute er sich ebenso großer Ver·ehrung seitens ihrer einstigen Gegner. Die heutige Anlage wurde 1168 unter Taira no Kiyomori errichtet, brannte jedoch wie viele andere religiöse Gebäude in dieser unruhigen Zeit bald wieder ab. 1241 wurde sie restauriert und hatte in dieser Form offenbar bis heute Bestand.
Mythologische Ursprünge, Munakata Schrein
Bild: Fukuoka Prefecture
Die Hauptgöttinnen von Itsuku·shima heißen Ichikishima-hime (von ihr dürf·te „Itsukushima“ ab·ge·lei·tet sein), Tagori-hime und Tagitsu-hime. Sie wer·den seit al·ters her in Kyushu nahe der Stadt Fukuoka im Groß·schrein von
Großschrein von Munakata, Kyūshū; besteht aus drei isolierten Teil-Schreinen — Hetsumiya, Nakatsumiya und Okitsumiya — von denen sich die beiden letzteren auf kleinen Inseln befinden; alle drei sind einem Ensemble von weiblichen Meeresgöttinnen geweiht
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Geographische Lage
verehrt. Munakata um·fasst genau ge·nom·men drei Schreine: Hetsu-miya an der Küste Kyu·shus, Nakatsu-miya auf einer vor·ge·lagerten Insel und Okitsu-miya auf der 60 km ent·fern·ten Insel Oki. Diese Inseln waren ehe·mals wichtige Stütz·punkte bei der Über·fahrt nach Korea. Ins·be·son·dere die kleine Insel Oki scheint als eine Art Schatz·haus fungiert zu haben, wie Aus·gra·bun·gen in jüngster Zeit be·legen. Obwohl die ganze Insel einer weib·lichen Gott·heit geweiht ist, besteht noch heute ein altes Tabu, dem·zu·folge Frauen die Insel nicht be·tre·ten dürfen. Es leben also nur männ·liche Schrein·priester auf Oki.
Schon in den ältesten Chroniken Japans,
„Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)
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und
Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
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, sind die drei Göttinnen erwähnt. Sie ent·standen aus einem Schwert des Susanoo, das seine Schwester, Amaterasu, in Stücke schlug und zerkaute (s. Amaterasus „jungfräuliche Empfängnis“). Die so ent·standenen Göttinnen wurden später von Amaterasu nach Kyushu entsendet, um die Her·abkunft ihres Enkels
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vorzu·bereiten. Es gibt aber Wider·sprüche innerhalb der Quellen hinsichtlich der Frage, welche Gott·heit für welchen Schrein zuständig ist. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Ver·bindung zu den Töchtern Amaterasus eine nach·trägliche Konstruktion darstellt, um den Schrein·komplex von Munakata in die offiziellen Mythen der Yamato-Dynastie zu integrieren.
Politisch war die Integration Munakatas jedenfalls erfolgreich. Neben dem Schrein Itsukushima gibt es ein über ganz Japan aus·ge·dehntes Netzwerk von Zweig·schreinen, die meist entweder Munakata oder Itsukishima heißen und den Munakata Schrein als ihren Stamm·schrein ansehen.
Links
- Itsukushima Jinja und Munakata Taisha, Genshōshi (jap.)
Einträge der privaten Schreinenzyklopädie Genbu.net. - Itsukushima Belief, Kokugakuin Daigaku (en.)
Eintrag in der Encyclopedia of Shinto.Letzte Überprüfung der Linkadressen: Aug. 2010
- ^ Gebäude und torii des Itsukushima Schreins. Beide stehen bei Flut im Wasser. Die Gebäude sind als Bühne bzw. Ritenhalle (haiden) konzipiert und verdecken die dahinter liegende Haupthalle.
Bohuslav Kotal, flickr 2008 (mit freundlicher Genehmigung). - ^ Luftbild des Itsukushima Schreins
Werk von Watanabe Manabu. 2006. Discovering Japan, Nipponia 37. - ^ Auf dieser handkolorierten Photographie aus der Meiji-Zeit sieht man das torii von Miyajima in unbemaltem Zustand. Dabei erkennt man deutlicher als heute, dass die Hauptpfeiler aus unbehandelten Baumstämmen bestehen. Das Bild stammt möglicherweise von Esaki Reiji (1845–1910).
Werk von Esaki Reiji (1845–1910). Meiji-Zeit, 1890er Jahre?. UNIDAM, Japanologie Wien. - ^ Das im Meer stehende torii des Itsukushima Schreins bei Ebbe.
Meiji-Zeit, 1875. Eve's Apple, 2010. - ^ Das berühmte torii von Miyajima steht im seichten Meerwasser und ist gegen die Wellen mit einer speziellen Konstruktion verstärkt. Man nennt diese Bauart ryōbu torii.
Meiji-Zeit, 1875. Melissa Rose Chasse, flickr 2002 (mit freundlicher Genehmigung). - ^ Touristen inspizieren die mächtigen Pfeiler des torii von Miyajima, die bei Flut im Wasser stehen.
1875. Jo McLure, flickr, 2009. - ^ Ein fotogener Hirsch in Miyajima, dahinter das berühmte torii im Wasser.
Letzte Neuerrichtung 1875. Chiba Akio, 2004. - ^ Die Anlage von Itsukushima, mit ausgebauter Seebühne und torii im Wasser, das allerdings noch nicht seitlich stabilisiert ist. Auf einer Bühne findet ein Tanz statt, die Korridore sind voll mit Zusehern.
Kopie einer Querbildrolle aus der Kamakura-Zeit, die vom Leben des Wanderpredigers und Begründers der Ji-Schule Ippen handelt. Das Original entstand 1299, der Text stammt von Ippens Schüler Shōkai (1261–1323), die Bilder von einem Malermönch namens En'i.
Werk von En'i (Kopist anon.). Kamakura-Zeit. National Diet Library. - ^ Abbildung der Schreinanlage von Miyajima auf einer Querbildrolle
Edo-Zeit, 1720. Bildquelle: S_Minaga, über Internet Archive. - ^ Panoramabild der Schreininsel Miyajima und der Stadt Hiroshima (rechts oben), Ansicht von Süden. Ausschnitt eines Panaromabilds der Regionen Shikoku und Chūgoku.
Werk von Yoshida Hatsusaburō. 1926. Tokushima Bunri University. - ^ Gänge des Itsukushima Schreins
Edo-Zeit. Japan Foundation, Photographie von Miyoshi Kazuyoshi. - ^ Korridore des Itsukushima Schreins
Frühe Edo-Zeit. Jani Patokallio, 2001. - ^ Darstellung einer Zeremonie des Itsukushima Schreins, der lediglich durch einen Ausschnitt seines berühmten torii zu identifizieren ist. Das Bild legt nahe, dass das torii im 19. Jahrhundert aus unbehandeltem Holz bestand.
Werk von Utagawa Hiroshige. Edo-Zeit. Minneapolis Institute of Art. - ^ Das Bild illustriert eine Legende, laut der Kiyomori versuchte, die Sonne durch Bannsprüche am Untergehen zu hindern. Der Grund war sein Schwur, den Ausbau der Schreinanlage von Itsukushima bis zu einem bestimmten Tag zu vollenden. Als das Vorhaben knapp zu scheitern drohte, wollte er den Tag nicht enden lassen, um sein Vorhaben doch noch zu realisieren. Kiyomori wird im übrigen mit Mönchstonsur dargestellt, da er dem buddhistischen Laienmönchsstand beigetreten war.
Werk von Utagawa Kuniyoshi. Edo-Zeit, 1842/43. Bildquelle: unbekannt.
Religion in Japan, Inhalt
- 一 Grundbegriffe
- 二 Bauten
- 五 Mythen
- Einleitung
- Mythologie:
- Götter des Himmels
- Götter der Erde
- Jenseits:
- Jenseits
- Geister:
- Totengeister
- Dämonen
- Tiere:
- Imaginäre Tiere
- Verwandlungskünstler
- Symboltiere
- 六 Geschichte
- Einleitung
- Altertum:
- Prähistorie
- Frühzeit
- Nara-Zeit
- Frühe kami-Kulte
- Heian-Zeit
- Saichō
- Kūkai
- Honji suijaku
- Mittelalter:
- Kamakura-Zeit
- Amidismus
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- Terauke-System
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- Kokugaku
- Moderne und Gegenwart:
- Bakumatsu-Zeit
- Staatsshintō
- Neue Religionen
- 七 Essays
- Überblick
- Buddhismus, Asien:
- Arhats in China und Japan
- Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus
- Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott
- Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins
- Lokale Vorstellungen, Japan:
- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
- Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult
- Hundert Geschichten: Horrorklassiker aus der Edo-Zeit
- Religion und Politik:
- Die Tenshō-Mission: Beginn einer schwierigen transnationalen Beziehung
- Yasukuni: Der Schrein des ‚friedlichen Landes‘
- Herrigels Zen und das Bogenschießen
- Anhang
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„Der Itsukushima Schrein und sein torii.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001