Bauten/Bekannte Schreine/Nikko

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Tōshōgū Schrein, Nikkō

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Das Schreinareal von

Nikkō 日光 (jap.)

Tempel-Schreinanlage im Norden der Kantō-Ebene, Präf. Tochigi; beherbergt u.a. den Tōshō-gū Schrein

Schrein, Tempel

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im Norden der Kantō-Region wurde schon in der Heian-Zeit (8.–10. Jh.) als heiliger Ort verehrt. Zu landes·weiter Bedeutung stieg der Ort aller·dings erst auf, als das Mausoleum des ersten Tokugawa Shoguns, der

Tōshō-gū 東照宮 (jap.)

Tōshō Schrein, Mausoleum des Tokugawa Ieyasu in Nikkō, Präf. Tochigi

Schrein

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(Palast des Er·leuchters des Ostens), hierher verlegt wurde. In un·mittel·barer Nach·bar·schaft entstand übrigens auch ein Tempel, der dem Tendai Bud·dhis·mus zugehörige

Rinnō-ji 輪王寺 (jap.)

buddh. Tempel in der rel. Anlage von Nikkō

Tempel

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, der bis zur Meiji-Zeit die Schrein·an·gelegen·heiten über·wachte. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, in der Schrein·architektur zahlreiche bud·dhis·tische Elemente wie eine fünf·stöckige Pagode, Tore mit bud·dhis·tischen Wächter·gott·heiten und anderes mehr zu finden.

Streng genommen beherbergt die Anlage zwei unter·schied·liche An·dachts·stätten für den ver·storbenen Shogun

Tokugawa Ieyasu 徳川家康 (jap.)

1543–1616; Begründer des Tokugawa Shogunats; Reichseiniger

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Zum einen den Haupt·schrein, in dem Ieyasu als Kami unter dem Namen
Tōshō Daigongen 東照大権現 (jap.)

wtl. „Große göttl. Manifestation, die den Osten erleuchtet“; Götternamen des Tokugawa Ieyasu

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(„Gottheit, die den Osten erleuchtet“) verehrt wird, zum anderen das Grab·mal des Ieyasu, das der Form nach bud·dhis·tisch ist und dem An·denken seiner bud·dhis·tischen Toten·seele dient. Darüber hinaus ist die Anlage voll von chinesischen, oder genauer konfuzianischen Motiven. Der Tōshō-gū ist somit ein anschauliches Beispiel für das Ineinandergreifen religiöser Richtungen in Japan, wobei in diesem Fall zur üblichen Verbindung einheimischer und buddhistischer Gottheiten noch die als Heilige verehrten Weisen aus der chinesischen Mythologie hinzukommen.
nikko
Die wichtigsten Schrein·gebäude auf einem Plan der Anlage aus dem Jahr 1800,
der im Wesent·lichen der heutigen Anlage entspricht.
Quelle: Japanese Historical Maps

Architektonisch zählt der Tōsho-gū zu den repräsentativsten Beispielen einer besonders ornament·reichen, „barock·haften“ Schrein·architektur, die auch als Gongen-Stil (

gongen-zukuri 権現造 (jap.)

Architekturstil des Tōshō-gū in Nikkō, abgeleitet von Tōshō Daigongen, dem vergöttlichten Tokugawa Ieyasu; der Stil findet sich allerdings auch bei vielen anderen bedeutenden Schreinen der Edo-Zeit

Architektur

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) bezeichnet wird. Der Götter·titel

gongen 権現 (jap.)

wtl. „vorläufige Erscheinung“ (vgl. gon); buddh. Titel für kami

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bedeutet wtl. „verwandelte Erscheinung“. Die Be·zeich·nung stammt aus dem Bud·dhis·mus und impliziert, dass der betreffende Kami eigentlich ein Buddha ist (s. honji suijaku Konzeption). Spricht man allerdings vom Gongen-Stil, bezieht sich „Gongen“ allein auf Tokugawa Ieyasu, der volks·tümlich auch als „

Gongen-sama 権現様 (jap.)

volkstüml. Bezeichnung für den 1. Tokugawa Shōgun, Ieyasu, der als Tōshō Dai-Gongen vergöttlicht wurde

Der Begriff „Gongen-sama“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

“ bezeichnet wurde. Der Architektur-Stil bezieht seinen Namen also von Ieyasus Mausoleum in Nikkō, obwohl auch andere, ältere Schreine in diesem Stil errichtet wurden.

In ihrer heutigen Form entstand die Anlage erst 20 Jahre nach Ieyasus Tod, 1634–1635 unter seinem Enkel

Tokugawa Iemitsu 徳川家光 (jap.)

3. Tokugawa Shōgun (1604–1651), r. 1623–1651

Der Begriff „Tokugawa Iemitsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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, der sich ebenfalls am gleichen Ort ein Mausoleum (

Taiyū-in 大猷院 (jap.)

Mausoleum des 3. Tokugawa Shōguns, Iemitsu, err. 1652–53

Architektur

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) errichten ließ.

nikko
Der Aufstieg zum Yōmei-mon, dem Eingang zur inneren Anlage, auf einem Druck von Yoshida Tōshi, 1940
Bild: Online Archive of California [2010/8]

Das Yōmei-mon und die Furcht vor der Perfektion

Das Tor zum zentralen Teil der Anlage, das

Yōmei-mon 陽明門 (jap.)

„Tor der Sonnenklarheit“; ursprünglich Name des östlichen Tores im Kaiserpalast von Kyōto, später auch in Nikkō errichtet

Schrein, Architektur

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Yōmei-mon, durfte früher nur von hochrangigen Mitgliedern des Adels durchschritten werden. Doch selbst wenn man als gewöhnlicher Sterblicher nur bis hier her gelangte, bot das Tor mit seinen zahllosen Schnitzereien Anlass, einen ganzen Tag lang selbstvergessen in Betrachtung seines überschwänglichen Dekors vor ihm zu verweilen — so jedenfalls die Begründung für einen seiner Beinamen: Higurashi-mon („Den-ganzen-Tag-lang-Tor“). Die Grundform dieses Tores erinnert stark an buddhistische Tempeltore, doch die Details weichen teilweise von der buddhistischen Standardikonographie ab.

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Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.

Das Yōmei-mon, das bekannteste und am reichsten dekorierte Bauwerk in der Anlage in Nikkō (vordere Ansicht). Die Architektur folgt buddhistischen Vorbildern (sanmon), aber anstelle der buddhistischen Wächtergottheiten (niō) sind zwei naturalistische Bogenschützen (suijin) zu sehen; einer jung, einer alt.
Edo-Zeit, 1636. Matsui Fumio/TOKYO VIEWS, flickr 2010.

Zunächst fallen zahlreiche legendäre Tiere ins Auge: Drachen, Löwen (oder vielleicht eher

komainu 狛犬 (jap.)

wtl. „Korea-Hund“, auch „Löwenhund“; Wächterfigur vor religiösen Gebäuden

Tier, Bild

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-artige Mischungen von Löwe und Hund), Kirin (Drachenpferde, die in China allgegenwärtig sind, in Japan aber nur durch das gleichnamige Bier zu allgemeiner Bekanntheit gelangt sind) und Elefanten (oder genauer: Baku, die sowohl Rüssel als auch Klauen besitzen und als Beschützer vor bösen Träumen gelten). Diesen Tieren wird allgemein eine Schutzfunktion vor bösen Geistern zugesprochen, sie finden sich in leicht abgewandelter Form auch in China und dürften teilweise aus dem Buddhismus stammen. Daneben fallen am Yōmei-mon allerdings auch menschliche Figuren ins Auge, die einem eher weltlichen, konfuzianischen Kontext entnommen sind. Neben Konfuzius im Kreise seiner Schüler sind z.B. die vier eleganten Vergnügungen des Gelehrten (

kinkishoga 琴棋書画 (jap.)

die Vier Eleganten Zerstreuungen des klassischen chinesischen Gelehrten: Laute, Brettspiel (Go), Kalligraphie, Malerei.

Ritus

Der Begriff „kinkishoga“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

) dargestellt: Lautenspiel (Koto), Brettspiel (Go), Kalligraphie und Malerei. Diese ausgeprägt konfuzianische Motivwahl ist eines der neuartigen Elemente aus der Entstehungszeit des Yōmei-mon, die man auf älteren religiösen Gebäuden nicht findet. Zu dieser eher weltlichen Orientierung passt es auch, dass die üblichen Torwächter buddhistischer Tempel (

niō 仁王 (jap.)

Wächterfigur, Torwächter

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), durch realistische Darstellungen von japanischen Bogenschützen ersetzt sind.

Abgesehen von diesen bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten figurativen Motiven, an denen die berühmtesten Bildhauer ihrer Zeit mitarbeiteten, enthält das Yōmei-mon noch eine weitere Besonderheit, die nur Eingeweihten ins Auge fällt: es handelt sich um eine der zwölf weiß bemalten Trägersäulen, die mit der gleichen ornamentalen Struktur (einem stilisierten Affengesicht) wie alle anderen Säulen verziert ist, aber um 180 Grad verdreht; die Säule ist also quasi auf den Kopf gestellt. Dies ist nicht etwa ein Versehen, sondern verdankt sich einem besonderen Tabu, von dem man schon in den mittelalterlichen „Aufzeichnungen aus Mußestunden“ (Tsurezuregusa, Abschnitt 82) erfährt: Dort heißt es, dass ein allzu perfektes Ebenmaß Unglück brächte. Und genau aus diesem Grund habe man in den kaiserlichen Palästen stets darauf geachtet, auf jeden Fall ein Detail unvollendet zu lassen. Der umgedrehte Pfeiler des Yōmei-mon ist also gemäß dieser Vorstellung ein — zweifellos perfekt ausgearbeitetes — Anti-Perfektionselement. Im übrigen scheinen umgedreht aufgestellte Baumstämme auch im Volksglauben der Geisterabwehr gedient zu haben. Die besondere Säule des Yōmei-mon trägt daher auch die Bezeichnung „umgedrehte Dämonenabwehr-Säule“ (

mayoke no sakabashira 魔除けの逆柱 (jap.)

„umgedrehte Dämonenabwehr-Säule“ des Yōmei-mon im Tōshō-gū Schrein, Nikkō

Schrein

Der Begriff „mayoke no sakabashira“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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).

Religion in JapanBauten
Diese Seite:

„Nikkō: Das spirituelle Zentrum des Tokugawa Shōgunats.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001