Das Jenseits aus Sicht eines japanischen Bestattungsunternehmens

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Das Jenseits aus Sicht eines japanischen Bestattungsunternehmens

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Die folgende Abbildung ist der Website der japanischen Be·stattungs·firma (sōgiya [sōgiya (jap.) 葬儀屋 Bestatter, Bestattungsfirma]) namens Sekise ent·nommen (aufgerufen im Dezember 2005). Die Firma stellt als Service zu ihren anderen Diensten eine Web·site namens Osōshiki-Plaza, wtl. „Be·stattungs-Plaza“, zur Verfügung, die sich bei genauerer Er·forschung als Mischung aus Information zum Thema Tod/Be·stattung und Links zu anderen relevanten Organisa·tionen her·aus·stellt. Das Logo der Bestattungs Plaza ähnelt in seiner Komplexität den Jenseits·darstel·lungen auf tra·di·tio·nellen japanischen Mandalas und gibt zugleich ein ungefähres Bild von der Über·lagerung vielfältiger Jenseits·bilder in der modernen japanischen Vorstellungswelt.

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Quelle: Oshōshiki-Plaza [2005/12]

Die abgebildeten Gebäude sind mit Links zu Teil·bereichen der Web·site versehen. Was als erstes auffällt, sind Figuren im Stil der „Niedlich-Kultur“ (kawaii bunka), die das Geschäft mit dem Tod als fröhlich-harmloses Frei·zeit·ver·gnügen erscheinen lassen. Zugleich wird auf den ersten Blick deutlich, dass der Jen·seits-Frei·zeit·park eine sehr inter·nationale, multi·kulturelle Angelegenheit ist.

Detailansichten

Der Mittelteil des Bildes enthält ein Schild mit der Aufschrift "Osōshiki-Plaza". Darunter ein Spring·brunnen (Jungbrunnen-Motiv?), umgeben von Figuren aus verschie·denen Epochen und Ländern. Neben einem japa·nischen Samurai und einer Geisha, sowie einem euro·päischen Ritter und einem Prinzen sind auch Tiere und ein Wesen aus der Zukunft zu sehen. Die Ver·mischung von Zeiten und Kul·turen erweckt im vor·lie·genden Kontext Asso·zia·tio·nen mit bud·dhis·tischen Vor·stel·lungen der Wieder·geburt in unter·schied·lichen Exis·tenzen, ein Trans·for·ma·tions·vor·gang, der hier als bunter Jahr·markts·zauber präsentiert wird.

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Das Gebäude links oben trägt den Namen Pācharu-sōgi-kan, Gebäude für ein·zelne (partial) Be·gräbnis·ab·schnitte. Der ent·spre·chende Link führt zu einer generellen, sehr brauch·baren Erklärung, was bei einem Be·gräbnis im Regel·fall alles zu tun ist. Der griechi·sche Tempel·stil und der Zylinder des Ge·bäud·ein·habers scheinen die Serio·sität dieses Ab·schnitts zu unter·streichen. Dieser Teil der Web·site findet sich auch in ver·kürzter englischer Übersetzung.

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Das Sōgi-shikitari-kan, ebenfalls klassisch-antik, enthält weitere vertiefende Infor·ma·tionen zu japa·nischen Be·gräbnis·bräuchen, z.B. hinsichtlich Kleidung, Geld·spenden, etc. Das abgebil·dete Braut·paar hat hier im Grunde nichts verloren.

Plaza sogishikitari.jpg

Im oberen Bildteil befindet sich ein besonders interes·santer Link zur Anoyo-Town, der „Jenseits-Stadt“. Im Schatten·riss zeichnen sich das Taj Mahal, die Sagrada Familia, eine Pyramide und eine japa·nische Pagode ab, umflort von Barock·engeln im Manga-Stil. Der Link führt tatsächlich zu Kurz·infor·ma·tionen über die Jenseits·vorstel·lungen unter·schied·licher Religionen, aber auch über „Near-Death“ Erfahrungen.

Plaza anoyotown.jpg

Im mittleren Bildteil befindet sich ein Link zum „Haus der Profis“ (Puro no kan). Es handelt sich um eine Liste mit Kontakt·adres·sen zu örtlichen Be·stat·tungs·unter·nehmen. Da alle in Japan angesiedelt sind, ist das Gebäude eine stilisierte Burg aus der japa·nischen Feudalzeit.

Plaza purokan.jpg

Auf gleicher Höhe rechts befindet sich ein „For·schungs·institut“ in futuris·tischer Aus·gestal·tung. Tat·säch·lich finden sich hier vermischte Berichte über Todes·fälle und Wissens·wertes von eher allge·meiner Natur. Auch histo·rische und ethno·logi·sche Beiträge sind enthalten.

Plaza kenkyujo.jpg

Im Stil eines europäischen Märchenschlosses mit engels·haft blonder Prinzes·sin, bestaunt von einem India·ner und einem Baseball-Spieler, der Verweis zu einer Adressen·liste von Organisa·tionen, die Men·schen in beson·de·ren Not·fällen unter·stützen. An erster Linie steht hier ein Verein, der Waisen betreut, aber es findet sich auch eine „Gesell·schaft für Denk·mäler von Frauen“.

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Im Stil des Big Ben in London schließlich der Verweis zum "Moshimo-sōdan-sentā", dem Bera·tungs·zentrum für den „Fall des Falles“. Der pro·minen·teste Ab·schnitt dieses Teils der Web·site besteht aus eine FAQ-Liste, in der z.B. die Frage auftaucht: „Was soll ich tun, wenn ich das Be·gräbnis nur im Kreis der engsten Familie abhalten will?“ Eine andere Frage bezieht sich auf die Blumen im Fall einer christlichen Beer·digung. Die Antwort rät von Chrysan·themen ab, da diese das bud·dhis·tische Paradies ver·körpern, und rät zu einer bunten Auswahl.

Plaza sodancenter.jpg
In der unteren Bildmitte schließlich ein Link zur eigent·lichen Home·page von Sekise. In seiner Mischung aus Ver·nie·dlich·ung des Todes, hand·fester Infor·mation und spiri·tistischen Ein·sprenkseln dient das „Begräbnis·forum“ offensichtlich als Köder, um von einem Todes·fall Betroffene diskret auf den spe·ziellen Ge·schäfts·zweig der Firma auf·merk·sam zu machen. Dieser besteht in futuris·tischen Be·gräbnis·formen, die durchaus Ge·mein·sam·keiten mit den zahl·reichen Neuen Religionen Japans aufweisen. Bei·spiels·weise vertreibt die Firma Toten·täfelchen (
ihai 位牌 (jap.)

Ahnentäfelchen

Gegenstand

Der Begriff „ihai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Schlange hokusai.jpg
  • Butsudan.gif

), die die DNA des Ver·stor·benen enthalten. Auch wird Bestat·tung in freier Natur oder gar im Welt·all angeboten.

Plaza sekiseiriguchi.jpg

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Religion in JapanAlltag
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„Das Jenseits aus Sicht eines japanischen Bestattungsunternehmens.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001