Staatsshinto
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Die Errichtung des japanischen Nationalstaats nach westlichem Muster begann mit der so·ge·nannten Meiji-Restau·ration (Glossar:Meijiisshin). Diese hatte jedoch zunächst ganz andere Ziele als die „Verwest·lichung“ Japans. Der poli·tische Um·bruch zwischen 1867 und 68 wird genau des·halb als „Restauration“ be·zeichnet, weil er von dem Ideal ge·tragen war, zu den poli·tischen Ver·hältnis·sen des alten Japan, also zu einer zentra·listi·schen Monarchie rund um den
jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels
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zurück·zu·kehren. Nach Jahr·hunder·ten der Be·deutungs·losig·keit sollte der kaiserliche Hof, angeführt vom jungen
1852–1912; 122. japanischer Kaiser (r. 1867–1912); Namensgeber und politische Symbolfigur der Meiji-Zeit; Eigenname: Mutsuhito
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, wieder ins Zentrum der poli·tischen Macht gerückt werden. Dieses poli·tische Ziel sollte durch eine (Wieder-)Ver·eini·gung von Shinto-Ritus und poli·tischer Gewalt (
Einheit von Ritus und Verwaltung bzw. von Religion und Staat
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) erfolgen. Das ideo·logi·sche System, das sich um diese poli·tische Ziel·set·zung heraus·bildete, bezeich·net man heute als Staats·shinto, jap.
Staatsshintō, staatliche Ideologie der Moderne vor dem 2. WK
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.
Im Hintergrund der Forderung nach einer neuen politischen Auto·rität stand u.a. die Bedro·hung durch west·liche Mächte, die seit der gewalt·samen Öffnung japani·scher Häfen durch den ameri·kani·schen Admiral Matthew Perry im Jahr 1853 für die gesamte japa·nische Öffent·lich·keit sichtbar geworden war. Eine effek·tive Maß·nahme gegen diese Bedro·hung wurde immer weniger vom Shogun und immer mehr vom Tenno erwartet. Ein bekann·ter Slogan aus den letzten Jahren der
Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
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Geographische Lage
-Zeit, der diese Erwar·tungs·hal·tung charak·terisiert, lautete: „Ehre dem Tenno, fort mit den Barbaren“ (
„Ehrt den Kaiser, verjagt die Barbaren“; anti-westlicher Slogan des 19. Jh.s (Zitat aus den Frühling- und Herbstannalen des Konfuzius)
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).
Das doppelte Gesicht des Tenno
Die Ideen des Staatsshinto wurden u.a. von der
„Lehre des Landes“, Nationale Schule, Nativismus; in der Edo-Zeit entstandene Gelehrtentradition, die ihren Fokus auf das nationale Erbe Japans richtete
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(„Nationale Schule“) formuliert, die sich im Laufe des neun·zehnten Jahr·hun·derts zu·neh·mend politi·siert hatte und den Umsturz der feudalen Ver·hält·nisse unter dem Toku·gawa Shogunat ideo·logisch vor·berei·tete. Die meisten kokugaku Gelehrten er·achte·ten das klassi·sche Alter·tum als eine Art gol·denes Zeit·alter, in dem sowohl der Tenno als auch die
Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
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von allen Japa·nern als natur·gege·bene Auto·ritä·ten an·er·kannt wurden, ohne dass explizite Gesetze oder Glau·bens·lehren von Nöten gewe·sen wären. Diese selbst·ver·ständ·liche An·erken·nung einer religiös-politi·schen Ordnung wurde als die Essenz des
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, des Weges der Kami, ange·sehen. Aus Sicht der kokugaku impli·zierte Shinto somit die Idee eines sakra·len Königs·tums.
Die Utopien, die Japan Mitte des neunzehnten Jahrhunderts veränderten, waren also primär auf die Ver·gangen·heit gerichtet. Auch die sieg·reichen Refor·mer der Meiji-Zeit standen zu·nächst in dieser Tradition. Die Meiji Restau·ration unter·schied sich in diesem Punkt von den bürger·lichen Revolu·tionen, die Europa zu dieser Zeit bewegten, wurden diese doch im Namen einer wie immer gear·teten „Freiheit“ durch·geführt. In Japan, wo eine äußere Bedro·hung den Anlass zur Verän·derung lieferte, stand anstelle dieser Freiheit Nostalgie. Beide Bewe·gungen führten jedoch gleicher·maßen zur Besin·nung auf nationale Werte.
Auch die Ergebnisse der politischen Reformen des späten 19. Jahrhunderts waren hier wie dort ähnlich. In der Tat beobachtete die politische Elite der Meiji-Zeit die euro·päi·schen Staaten sehr genau, wenn es um die Einzel·heiten politischer Maß·nahmen ging. Der junge
1852–1912; 122. japanischer Kaiser (r. 1867–1912); Namensgeber und politische Symbolfigur der Meiji-Zeit; Eigenname: Mutsuhito
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, der selbst das wichtig·ste Emblem dieser Erneue·rung war, erhielt dem ent·sprechend ein doppeltes Gesicht: Neben seinen sakral anmu·tenden tradi·tionellen Amts·roben trat er in einer voll·kommen neuen Gestalt auf, nämlich in Militär·uniform nach westlichem Muster.
Dieses doppelte Erschei·nungs·bild des Meiji Tenno spiegelt nicht nur die Zer·rissen·heit des dama·ligen Japan zwischen Traditio·nalis·mus und Moderne, es trägt auch die Para·doxe in sich, die sich in der Idee eines staats·tragen·den Shinto offen·baren. Dieser sollte die Ideo·logie für eine Ent·wick·lung bereit stellen, die eben nicht in erster Linie die Ver·gangen·heit wach rief, sondern von politi·scher Zentra·lisie·rung, verwal·tungs·techni·scher und militäri·scher Rationa·lisierung, sowie von tech·nologi·scher Er·neue·rung, kurz von der Moderni·sierung nach westlichem Muster geprägt war. Dennoch bediente sich diese Moderni·sierung, wo es möglich war, eines rituellen Gepräges, das der japani·schen Antike entnom·men war. Diesen Zwie·spalt ver·suchte man mit dem Schlag·wort „Japani·scher Geist — west·liche Technik“ (
„Japanischer Geist, westliche Technik“; politischer Slogan der bakumatsu- und Meiji-Zeit
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) zu über·brücken. Man meinte also, zwar äußerlich dem west·lichen Vorbild zu folgen, inner·lich aber sich selbst treu zu bleiben. Tat·sächlich regierte in der Meiji-Zeit jedoch ein schranken·loser Pragma·tismus, der im Grunde nur von einem Ziel bestimmt war: in macht·politi·scher Hinsicht mit den euro·päi·schen Mächten und Amerika gleich·zu·ziehen. Ob dies nun durch Rück·besin·nung auf alte Werte oder durch Über·nahme neuer Institu·tionen und Techniken zu erreichen wäre, unter·lag den momen·tanen Schwan·kungen der tages·poli·tischen Situation.
Trennung von Shinto und Buddhismus
Eine Staatsreligion zu haben erschien zunächst gerade aus dieser pragma·tischen Per·spek·tive un·ab·ding·bar. Die meisten japani·schen Be·ob·achter der europäi·schen Ver·hältnisse machten nämlich das Christen·tum dafür ver·ant·wortlich, dass der Staat hier das Volk besser im Griff habe als in Japan. Die Meiji Reformer suchten also nach einer ver·gleich·baren ideologi·schen Macht im eigenen Land und ent·schieden sich aus diesem Grund für Shinto und Tenno. Es war jedoch un·über·sehbar, dass der Shinto erst einmal neu gestaltet — um nicht zu sagen neu erfunden — werden musste, damit er eine dem Christen·tum ver·gleich·bare Rolle über·nehmen konnte. Er musste z.B. erst einmal säuberlich vom Buddhis·mus ge·trennt werden. Einer der ersten Erlasse der neuen Meiji-Regierung im Jahr 1868 ordnete daher die „Trennung von Kami und Buddhas“ (
Trennung von kami und Buddhas; religionspolitische Maßnahme zur Entflechtung von buddh. Tempeln und Shintō-Schreinen; vereinzelt in der Edo-Zeit, vor allem aber für die frühe Meiji-Zeit (1868–1873) charakteristisch
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) an. Dies markierte einen Bruch mit der seit dem Alter·tum all·ge·mein·gül·tigen Auf·fassung, dass japani·sche Kami im Grunde nur beson·dere Erschei·nungs·formen buddhis·tischer Wesen seien (s. Honji suijaku). Dieser Bruch reali·sierte sich in der Praxis durch Maß·nahmen wie die Ab·schaf·fung buddhis·tischer Titel für die Kami, die Um·benen·nung und Umwidmung von Shinto-Schreinen sowie die Zer·störung buddhistischer Statuen, vor allem wenn diese in Shinto Schreinen verehrt worden waren. Es kam überdies landes·weit zu anti-buddhis·tischen Aus·schrei·tungen, bei·spiels·weise Tempel·plün·de·rungen, die von be·stehen·den Ressenti·ments gegenüber den Privilegien des buddhis·tischen Klerus in der Edo-Zeit (s. terauke System) angeheizt wurden.
Die neuen Maßnahmen trafen aber nicht nur buddhistische Mönche, sondern auch viele Schrein·priester, da die meisten von ihnen ja gemein·sam mit den Mönchen in „Tempel-Schrein-Komplexen“ tätig gewe·sen waren. Ohne den institu·tionellen Schutz und das litur·gische Knowhow buddhis·tischer Tempel fehlte vielen Schrein·priestern schlicht die Existenz·grund·lage. Am härtesten traf die ver·ord·nete Trennung von Buddhis·mus und Shinto allerdings religiöse Misch·formen wie den Kult der
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, der keiner der beiden Religionen ein·deutig zu·ge·ordnet werden konnte und daher zu Gänze verboten wurde.
Erste Rückschläge
Trotz der anfänglichen Sympathie der Meiji Regierung für einen wie immer gear·te·ten Shinto, zeigte die Praxis bald, dass man ohne Buddhis·mus kaum die reli·giösen Alltags·be·dürf·nisse der Japaner be·frie·digen konnte. Die meisten Führer der Restau·ration waren im übrigen keines·wegs gläubige Shintoisten. Sie neigten vor allem dem Kon·fuzianis·mus zu und sahen im Shinto lediglich ein dema·go·gisches Instru·ment zur Stär·kung des Tennoismus. Zu·gleich übten westliche Mächte Druck auf die Meiji-Regie·rung aus, Religions·freiheit zu gewähren und damit dem Christen·tum neue Ent·faltungs·möglich·keiten zu geben. Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Geschichte/Staatsshinto.
Aus diesen Gründen wurde der Staatsshinto während der Meiji Zeit keines·wegs immer konsequent voran·ge·trieben, sondern trat im Gegen·teil bald gegen·über anderen politischen Zielen in den Hinter·grund: Zunächst wurde das Militär·wesen und dann ein Rechts·system nach west·lichem Muster eingeführt. Dieses Rechts·system nahm mit der Verfas·sung von 1889 Gestalt an. Es orientierte sich im wesentlichen am Deutschen Kaiser·reich, welches ja in der Tat fast zeitgleich (1871) mit dem modernen japani·schen Staat entstanden war. Die japanische Ver·fassung sah eine konsti·tutio·nelle Monarchie vor und garan·tierte darüber hinaus — mit einigen Ein·schrän·kungen — „religiöse Freiheit“ (Artikel 28). Von den Ideen des Staats·shinto blieben in der Verfas·sung kaum mehr als zwei Sätze über: „Der japanische Staat wird für alle Zeiten un·unter·brochen vom Tenno regiert und be·herrscht“ (Artikel 1); und: „Die Person des Tenno ist heilig und un·ver·letzlich“ (Artikel 3). Die Verfas·sung ließ jedoch sowohl die gött·liche Her·kunft des Tenno als auch seine priester·lichen Auf·gaben uner·wähnt. Auch von einer Staats·religion ist in diesem grund·legenden juristi·schen Dokument nicht die Rede.
Das anfängliche Scheitern des Staatsshinto ist auch am Schicksal der Insti·tutionen ab·zu·lesen, die zu seiner Verwirk·lichung vor·ge·sehen waren. In rascher Folge wurde aus dem 1868 revitali·sier·ten „Götteramt“ (
Götteramt, wtl. Amt für Götter des Himmels und der Erde
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) ein „Götter Ministerium“ (
„Götter Ministerium“, Ministerium für Shinto-Schreinangelegenheiten, 1871–1872; s.a. Jingi-kan
Der Begriff „Jingi-shō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
), das sich 1872 im „Ministerium für religiöse An·gelegen·heiten“ (
Ministerium für religiöse Angelegenheiten, 1872–1877
Der Begriff „Kyōbu-shō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) auflöste. Zu diesem Zeitpunkt überwog in der Regierung die Ansicht, eine Mischform aus Shinto, Konfu·zianis·mus und Buddhis·mus wäre wohl eher als Staats·religion geeignet denn Shinto allein. Im Gegen·satz zur tradi·tionellen kokugaku vertraute man nun nicht mehr auf eine spontane, intuitive Bejahung des Tenno, sondern be·mühte sich um eine ent·wickelte Moral·lehre in der Art des Konfu·zianis·mus. Es folgte eine staatlich unter·stützte Kampagne zur Ver·breitung von patrio·tischen Grund·sätzen, die dem Tenno zu größerer Be·deutung verhelfen und der „Moral des Volkes“ förderlich sein sollten. Doch auch diese Kam·pagne scheiterte bald an der Tatsache, dass man sich über ein paar banale mora·lische Grund·regeln hinaus auf keine nennens·werten Inhalte einigen konnte.
Tennozentrismus
Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Geschichte/Staatsshinto. Dennoch herrschte innerhalb der maßgeblichen politischen und intellektu·ellen Kreise der Meiji Zeit ein Grund·konsens, dass an der Institution des Tenno nicht zu rütteln sei. Der Tenno diente quasi als letzte Bastion, an der eine eigene, sowohl von China als auch vom Westen ver·schiedene Identität fest·zu·machen war. Der breiten Mehrheit der Be·völke·rung war der Tenno dagegen zumindest am Anfang der Meiji-Zeit weitgehend unbekannt, da er während des gesam·ten japanischen Mittel·alters und der frühen Neuzeit kaum politisch in Er·scheinung getreten war. Es galt also zunächst, den Tenno zu einer all·ge·meinen Identifikations·figur zu machen. Diese Aufgabe wurde über zwei Schienen bewerkstelligt: einerseits über das all·ge·meine Erziehungs·wesen, andererseits über die Shinto Schreine im ganzen Land. Dabei bediente man sich – von ein paar allge·meinen Phrasen abgesehen – eher ritueller als dogma·tischer Mittel:
- In den Schulen wurden Portraits des Tenno und seiner Gemahlin aufbewahrt, die Gegenstand besonderer Zere·monien bei regel·mäßigen feierlichen Anlässen wurden. Lehrer wie Schüler hatten sich dann tief vor diesen Bildern zu ver·neigen, als ob sie es mit einer Gottheit zu tun hätten. Taten sie das nicht, so wurden sie im Allge·meinen der Schule verwiesen.
- Die allgemeinen Feiertage wurden landes·weit neu geregelt. Höfische Riten, die einst·mals nur vom Tenno selbst voll·zogen wurden, sollten nun in allen Schreinen statt·finden. Dazu kamen neue Feier·tage wie etwa der Jahres·tag der Reichs·grün·dung durch
wtl. „göttlicher Krieger“; gemäß den japanischen Mythen der erste menschliche Herrscher (Tennō) Japans; eigentlicher Name: Kami Yamato Iware-hiko no Sumera Mikoto 神日本磐余彦天皇 (Nihon shoki)
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, welche getreu den mytho·logischen Chroniken auf den 11. Februar 660 v.u.Z. datiert wurde.
- Jeder Staatsbürger war dazu ange·halten, an solchen Feiertagen einen Schrein auf·zu·suchen und dort dem Tenno seine Reverenz zu erwei·sen (auch wenn der Schrein selbst vielleicht keiner Ahnen·gott·heit des Tenno geweiht war). Die Schrein·priester wurden ihrer·seits nur am Rande in die Vereh·rung des Tenno ein·ge·bunden und führten groß·teils ihre tradi·tionellen Riten weiter fort. Sie waren interes·santer·weise explizit dazu auf·ge·fordert, sich aus theo·logischen und missio·narischen An·gelegen·heiten heraus zu halten.
- Die Schreine wurden nach antikem Vorbild in ein landesweites hierarchi·sches Rang·system ein·ge·gliedert, dem der Ise Schrein vor·stand. Schrein·priester wurden nach und nach als Beamte an·ge·sehen, erbliches Priester·tum wurde gesetz·lich untersagt.
In dieser Form erlangte der Staatshinto im zwanzigsten Jahr·hundert — zu·nächst nach dem Russo-Japanischen Krieg (1904–05) und dann in der frühen Shōwa Zeit (ab 1925) — seine volle Entfaltung, machte sich in der öffent·lichen Erziehung und im japani·schen Alltag breit und wurde zu einer Massen·be·we·gung ähn·lich dem Faschis·mus in den mit Japan ver·bün·deten Nationen Deutsch·land und Italien.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.
Die „nicht-religiöse Natur“ des Shinto
Während der Tenno mehr und mehr in den Vordergrund trat, verblasste die ursprüngliche Idee, Shinto zur Staatsreligion zu erheben. Nicht nur die Schreinpriester, auch der Begriff „Shinto“ wurde ab dem In·kraft·treten der „Kaiser·lichen Ver·fas·sung“ (1889) in den Hinter·grund gedrängt. Dies hängt zweifellos damit zusam·men, dass die Ver·fassung selbst aus·drücklich „Freiheit des Glaubens“ garan·tierte. Hätte man nun offiziell von einem Staats·shinto, bzw. einer shinto·istischen Staats·religion gesprochen, so wäre diese un·weiger·lich mit der Verfas·sung in Konflikt ge·raten. Aus diesem Grund wurden alle staat·lich ver·ordneten Formen der Tenno-Verehrung nicht als „religiöse Hand·lungen“, sondern als „staats·bürgerl·iche Pflichten“ bezeichnet, auch wenn sie im Rahmen von Schrein·riten statt·fanden. Innerhalb des vor·herr·schen·den politischen Diskurses wurde die Tenno Vereh·rung als eine Art erweiterter Familienkult inter·pretiert, da beide, Tenno und Unter·tanen gött·lichen Ursprungs seien, der Tenno also eine Art Vater des ge·samten Volkes darstellte. Dieser Kult war der „nicht-religiöse“ Shinto, den jeder Japaner zu be·folgen hatte und dem auch alle Schreine neben ihren sonstigen traditio·nellen Zere·monien zu huldigen hatten. Damit war es möglich, einen Staats·kult mit religiösen Ver·ehrungs·mustern zu fördern, ohne dass dies im Wider·spruch zur ver·fassungs·mäßig garantierten Religions·freiheit stand.
Dem entsprechend war von offizieller Seite ab Mitte der Meiji Zeit weder von einer Staats·religion noch von einem Staats·shinto die Rede. Wenn Shinto explizit an·ge·sprochen wurde, dann als „Schrein Shinto“ (
Schreinshintō; im Ggs. zu „Sektenshintō“ (kyōha shintō), ...
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). Dieser Schrein Shinto wurde in Regie·rungs·texten als nicht-religiöser Staatskult definiert und als solcher einem religiösen „Sekten Shinto“ (
Sektenshintō, s.a. kyōha shintō
Der Begriff „shūha shintō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) gegen·über gestellt (s. dazu auch Einführung: Shinto). Somit steht „Schrein Shinto“ im Kontext der Vor·kriegs·zeit für das, was später als „Staatsshinto“ be·zeichnet wurde. „Staats·shinto“ als Begriff setzte sich erst durch, nachdem das staats·shintoisti·sche System durch die ameri·kanische Shinto Direktive (1945, s.u.) offiziell ab·ge·schafft worden war. Der Begriff „Staatsshinto“ wurde also erst rückwirkend auf die Reli·gions·politik vor dem Zweiten Weltkrieg angewendet.
Kokutai
Aus dem bisher Gesagten lässt sich bereits erkennen, dass der Begriff „Shinto“ im System des Staatsshinto weit seltener zu finden ist, als man a priori ver·muten würde. Die Schlag·worte, unter denen sich der Kult um Staat und Tenno festigte, laute·ten eher „Nationale Moral“, bzw. „Volksmoral“ (
„Nationale Moral“, „Volksmoral“; Schlagwort der nationalistischen Propaganda der Zwischenkriegszeit
Der Begriff „kokumin dōtoku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) und „Nationaler Geist“/„Volksgeist“ (
„Nationaler Geist“, „Volksgeist“; Schlagwort der nationalistischen Propaganda der Zwischenkriegszeit
Der Begriff „kokumin seishin“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
). Der vielleicht wichtigste Begriff inner·halb der Ideologie des Staats·shinto ist jedoch das ominöse
Nationalwesen, wtl. „Landeskörper“
Der Begriff „kokutai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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.
Kokutai, wtl. „Landeskörper“, könnte man un·vor·ein·ge·nommen mit „Staat“ oder „Staats·wesen“ über·setzen. Im Deutschen ruft eine derartige Über·setzung aber nicht den emotionalen Gehalt wach, der dem kokutai im Laufe der Zeit zu·ge·sprochen wurde. Insofern scheint Klaus Antonis Über·setzung „National·wesen“ treffender. Tat·säch·lich entzieht sich der Begriff aber einer Über·setzung, weil er in den ver·schie·densten Schriften der Vorkriegs·zeit eine Aura des Heiligen, Unan·tast·baren zu·ge·sprochen bekam, ohne dass je eine präzise Definition des Begriffs vor·ge·nommen worden wäre. Selbst juri·dische Texte sprachen von der Ver·letzung der Würde des kokutai, ohne zu klären, was kokutai sei. Ähn·liches gilt auch für Texte, die sich explizit mit kokutai be·schäftigen, wie das berüchtigte Kokutai no hongi („Grund·prinzipien [unseres] National·wesens“) aus dem Jahr 1937. Ein ge·meinsames Motiv aller kokutai Diskurse liegt jedoch darin, dass die Heiligkeit des Tenno, die zu·gleich die Heilig·keit des Staates ist, aus dem kokutai ab·ge·leitet wurde, welches selbst nicht mehr hinter·fragt werden konnte. Das einzige Motiv, das sich in vielen (wenn auch nicht in allen) kokutai-Beschreibungen immer wieder finden lässt, ist der Hinweis auf Japans „ungebrochene Folge dynastischer Herrschaft“, also die angeblich 2600 Jahre zurückreichende Dynastie des Tenno.
Die Göttlichkeit des Tenno
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Wo aber findet sich nun das berühmte Dogma, dass der Tenno selbst eine Gottheit in Menschen·gestalt (
(der Tennō als) Gottheit in menschlicher Gestalt
Der Begriff „arahitogami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) und seine Ab·stammung von der Sonnen·gott·heit ein histo·risches Faktum sei? Auch hier wird man in amtlichen oder halb-amtlichen Dokumenten kaum fündig. Eine wichtige Rolle spielte aber der „Kaiserliche Erziehungserlass“ aus dem Jahr 1890. Dieser kurze Text, in dem der Tenno persönlich zu seinen Unter·tanen spricht,1 enthält neben einem all·ge·mein ge·haltenen Aufruf zu Tugend und Patrio·tismus („unver·brüch·liche Treue gegen den Herrscher und Liebe zu den Eltern“) mehr·mals den Hinweis auf die „kaiser·lichen Vorfahren“ sowie auf das „Gedeihen Unserer wie Himmel und Erde ewig dauernden Dynastie“ (ein Zitat des mytho·logi·schen Herr·schafts·auf·trags durch
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). Der Text ver·weist damit indirekt auf die Mythen und die dort ge·schilderte göttliche Ab·stam·mung des Tenno Hauses, lässt es aber dahin·ge·stellt, in wie weit den dort ge·schil·derten Be·geb·nissen wörtlich Glauben zu schenken sei.
Nun wurde aber dieser Erziehungserlass in den Schulen zusammen mit den Portraits des kaiserlichen Paares gleich·sam religiös ver·ehrt und bei diversen An·lässen kollektiv rezitiert. Diese Ver·ehrung allein machte den Text gegen·über kritischen Ein·wänden immun und bot statt·dessen einen treff·lichen Anlass, die mytho·logi·schen Er·zäh·lungen vom Herrschafts·auftrag der Sonnen·gott·heit an ihren Enkel und die Er·oberung des ganzen Landes durch
wtl. „göttlicher Krieger“; gemäß den japanischen Mythen der erste menschliche Herrscher (Tennō) Japans; eigentlicher Name: Kami Yamato Iware-hiko no Sumera Mikoto 神日本磐余彦天皇 (Nihon shoki)
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in den Schul·unterricht ein·fließen zu lassen. Es ist sicher kein Zufall, dass dieser Text gleich·zeitig mit dem Inkraft·treten der Ver·fas·sung und des Par·lamen·taris·mus (1890) ver·laut·bart wurde. Er stellte sozu·sagen das Gegen·gewicht zum neuen rechts·staat·lichen System dar, das hiermit in Kraft trat. Den Bürgern wurde mit dem Erzie·hung·serlass bewusst gemacht, dass sie sich gegen·über dem Tenno in einer sub·alter·nen Position befan·den, auf seine Gnade ange·wiesen waren, und dass diese Hierar·chie auch durch den Rechts·staat nicht in Zweifel gezogen werden konnte.
All dies schloss aber keines·wegs aus, dass während der Meiji Zeit eifrig an einem modernen Uni·versi·täts·system gear·beitet wurde, wo u.a. ernst·zu·neh·mende histo·rische Forschung zur Histori·zität der Mythen betrieben wurde. Selbst zum Shinto waren unter·schied·liche Mei·nungen ge·stattet. Un·antast·bar blieb einzig und allein der Tenno selbst, so·dass auch die Frage, ob er nun gött·lich sei oder nicht und was man sich unter der Gött·lich·keit des Tenno vor·zu·stellen habe, gar nicht gestellt wurde.
Shintopolitik nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach der japanischen Niederlage im Zweiten Weltkrieg wurde der Staatsshinto unter ameri·kani·scher Besatzung bereits 1945 offiziell ab·ge·schafft. In der soge·nannten Shinto-Direktive der Amerikaner vom 15. Dezember 1945 heißt es:
Jede [Maßnahme zur] Trägerschaft, Förderung, Fortsetzung, Kontrolle oder Ver·breitung des Shinto ist Personen im öffentlichen Dienst [...] untersagt und mit sofortiger Wirkung einzustellen.
(S.a. Hardacre 1989: 167)
Am 1. Januar 1946 wandte sich der Tenno schließlich selbst — zweifellos auf Druck der Besat·zungs·mächte — an die Bevöl·kerung. In seiner ersten Rund·funk·an·sprache über·haupt, die als „Proklamation des Menschseins“ (Ningen sengen) in die Geschichte einging, verkündete er:
Die Bande zwischen Uns und Euch, dem Volk, sind seit jeher aus gegen·seiti·gem Vertrauen und liebe·vollem Respekt ge·flochten. Sie ent·standen nicht bloß aus Mythen und Legenden. Sie be·ruhen nicht auf dem Wahn, der Tenno sei ein Gott in Menschen·gestalt und das japanische Volk sei eine höher·wertige Rasse, vom Schicksal be·stimmt die Welt zu beherr·schen.
(S.a. Antoni 1998: 333)
Damit widerrief also der Tenno einerseits seine mythologisch begründete Göttlich·keit, nicht aber die grund·sätzliche Autorität, die ihm unter dem Staats·shinto zu·ge·sprochen wurde. Zweifellos ent·sprach auch dies dem Kalkül der Ameri·kaner, die sich ent·schlos·sen hatten, Japan mit Hilfe des Tenno zu reformieren.
Unter amerikanischer Besatzung wurde in der Folge die Trennung von Staat und Religion in der Ver·fassung ver·ankert, sämtliche Shinto Schreine, inklusive des
kaiserlicher Ahnenschrein (wtl. Götterpalast) von Ise, Präfektur Mie, bestehend aus den Anlagen Gekū und Naikū
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Geographische Lage
, wurden als religiöse Körper·schaften definiert und jeglicher staat·lichen Förderung ent·zogen. Auch der Religions·unterricht in öffent·lichen Schulen wurde untersagt. Religion (und darunter fällt seit 1945 auch der Shinto) gilt seither in Japan als reine Privatsache.
Dennoch, oder vielleicht gerade deshalb, blieb die Ideologie des Staats·shinto un·auf·ge·arbeitet. Einzelne Religions·historiker wie etwa Shimazono Susumu argu·men·tieren sogar, dass der Staatshinto in der Person des Tenno, der ja nach wie vor auch religiöse Zere·monien voll·zieht, bis heute fort·besteht. Des weiteren ist nicht zu über·sehen, dass sich einzelne symbol·träch·tige Embleme des Staats·shinto, wie etwa der
Schrein des Meiji Tennō in Tōkyō, err. 1920
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Geographische Lage
oder der
Yasukuni Schrein, Tōkyō; Schrein zum Gedenken an Kriegsgefallene
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Geographische Lage
, nach wie vor großer Beliebt·heit erfreuen. Auch wenn kritische Intellek·tuelle immer wieder Diskus·sionen über die Ab·schaffung aller Überbleibsel des Staats·shinto entfachen, bleibt die Grund·frage in der japani·schen Öffent·lichkeit un·ent·schieden: Muss man den Staats·shinto zur Gänze als Produkt eines über·wundenen oder zu über·windenden Ultra-Nationa·lismus ansehen oder ist er ein Ausdruck japa·nischer kultureller Identität, der zu einer gewissen Zeit lediglich ideo·logisch miss·braucht wurde?
Diskussionspunkte
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Abschließend sind im folgenden einige Schlagworte genannt, die bis heute zu regel·mäßigen Aus·ein·ander·setzungen rund um den Staats·shinto führen:
Yasukuni Schrein, Tōkyō; Schrein zum Gedenken an Kriegsgefallene
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Geographische Lage
, Tokyo. Sicherlich das umstrittenste Reizthema. Der Yasukuni Schrein, wtl. „Schrein des friedlichen Landes“, ist eine Art Helden·tempel, in dem die Seelen der für Japan ge·fallenen Soldaten als Kami ver·ehrt werden. Er wurde Anfang der Meiji-Zeit errichtet und vom Staatsshinto be·sonders ge·fördert. Nach dem Krieg wurde er in den Status einer ge·wöhlichen staats·un·ab·hängigen Religions·ge·meinschaft ver·setzt, doch gibt es Be·strebungen, ihn wieder als Ort nationaler Feier·lich·keiten zu reaktivieren. Einige populistische Politiker statten dem Yasukuni Schrein daher immer wieder halb-offizielle Besuche ab, die kalkulierte Empörung seitens Chinas und Koreas und Applaus bei national gesinnten Wähler·schaften hervorrufen. (Mehr dazu auf der Sidepage Yasukuni.)
Nationalwesen, wtl. „Landeskörper“
Der Begriff „kokutai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, wtl. „Landeskörper“, „Nationalwesen“. Ein Begriff, durch den die nüchterne politische Struktur des Staates eine sakrale Aura erhalten sollte. Der bekannte Politologe Maruyama Masao wies darauf hin, dass die kokutai-Ideologie in Japan ihre magische Bannkraft gerade des·halb ent·faltete und noch immer be·sitzt, weil sie den Japanern kaum je bewusst ge·macht wurde: „Ein scharfes Be·wusst·sein davon, welche magische Macht diese mit dem Wort kokutai be·zeichnete nicht·religiöse Religion besaß, fehlt der Nach·kriegs·generation bereits, während es der älteren Generation, welche dieser Magie völlig verfallen war [...], von Anbeginn abging.“ (Maruyama 1988, S. 45)
wtl. „Götterland“
Der Begriff „shinkoku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
(„Götterland“): Ein mit kokutai verwandter Begriff, der die Einzig·artig·keit Japans auf die die Tat·sache zurück·führt, dass es das „Land der Kami“ sei. Dieser Begriff hat eine lange Tradition, die sich bis zu den An·griffen der Mongolen (13. Jh.) und darüber hinaus zurück ver·folgen lässt (s. Shinto im Mittelalter). Unter dem Staats·shinto hatte der Begriff große Konjunktur, ver·schwand in der Folge weit·gehend aus dem politischen Diskurs, tauchte aber in einer Parlaments·rede von Premier·minister Mori Yoshiro im Jahr 2000 wieder auf und ent·fachte eine neue Welle von Argu·menten gegen bzw. für die Wieder·erstarkung nationa·listischen Denkens in Japan.
Alternativer Ausdruck für Shintō
Der Begriff „kannagara no michi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
(wtl. „Weg des Gottseins“). Kannagara bedeutet ungefähr „eine Gottheit seiend“ und wird in einigen alten Texten auf den Tenno angewandt. Teil·weise taucht der Begriff auch als Lesung der Kanji-Zeichen von
Der Begriff „Shintō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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auf. In der Moderne bot der Be·griff reichlich Platz für alle möglichen mysti·fizie·renden Inter·pre·tationen, was „der Weg des Gottseins“ denn eigent·lich zu bedeuten habe.
Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Geschichte/Staatsshinto.
Schließlich gibt es eine fortdauernde Diskussion über die Kriegs·ver·antwortung des Tenno sowie seine Rolle im modernen Staat. Im Gegen·satz zum Staats·shinto wurde das Kaisertum ja nicht voll·kommen abgeschafft, es wurde ihm lediglich jede politische Ent·scheidungs·gewalt entzogen. Im religiösen Bereich, etwa im Zu·sammen·hang mit dem
kaiserlicher Ahnenschrein (wtl. Götterpalast) von Ise, Präfektur Mie, bestehend aus den Anlagen Gekū und Naikū
Der Begriff „Ise Jingū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
, hält der Tenno aber bis heute gewisse rituelle Aufgaben inne. Darüber hinaus hat er selbst in der inter·natio·nalen Politik nach wie vor eine keines·wegs unbe·deu·tende reprä·sen·tative Funktion als „Symbol des Staates“, die sogar in der Verfassung ver·ankert ist. Daher erregte die Tatsache, dass Kaiser Hirohito (
1901–1989; 124. Kaiser Japans; (r. 1926–1989); Eigenname: Hirohito.
Der Begriff „Shōwa Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) un·ge·achtet seiner Rolle als Staats·ober·haupt vor dem Zweiten Weltkrieg sein Tenno-Amt auch nach dem Krieg bis zu seinem Tod be·kleidete, sowohl außer·halb Japans als auch bei einigen japani·schen Intel·lektuellen heftige Kritik.
Anmerkungen
- ↑ Tatsächlich wurde der Erlass von einer Reihe von Intellektuellen unter Anleitung des Juristen Inoue Kowashi (1843–1895), einem der „Architekten“ der Meiji-Verfassung, formuliert.
Literatur
Ältere Werke:
Web Ressourcen
- „Kokutai-Ideologie“, Hagiwara Yoshihisa (dt.)
Ein Artikel des japanischen Philosophen Hagiwara Yoshihisa, erschienen in K. Slamun (Hg.), Aufklärungsperspektiven, J.C.B. Mohr, 1989. - „Religion im Dienste einer ethnisch-nationalen Identitätskonstruktion: Erörtert am Beispiel der ‚Deutschen Christen‘ und des japanischen Shinto.“, Christoph Kleine
Artikel des Japanologen und Religionswissenschaftlers Christoph Kleine, erschienen im Online Journal Marburg Journal of Religion 7/1, 2002. - Yasukuni Jinja (en.)
Einige Fakten zu diesem kontroversen Thema. [Über Internet Archive, 2010/8] - Imperial Household Agency Homepage (en., jap.)
Zur Orientierung über die heutigen Funktionen des Tenno. - Tennō no misasagi (jap.)
Ein Überblick über sämtliche Grabstätten historischer Tenno - viele davon eigentlich Denkmäler aus der Zeit des Staatsshinto (Teil der oben genannten Website). - Constitutional Revision Research Project, Harvard University (en.)
Dieses Projekt widmet sich der aktuellen Debatte über eine Änderung der jap. Verfassung, enthält aber auch zahlreiche Dokumente und Links zur Geschichte der japanischen Verfassung.Letzte Überprüfung der Linkadressen: Aug. 2010
Religion in Japan, Inhalt
- 一 Grundbegriffe
- 二 Bauten
- 五 Mythen
- Einleitung
- Mythologie:
- Götter des Himmels
- Götter der Erde
- Jenseits:
- Jenseits
- Geister:
- Totengeister
- Dämonen
- Tiere:
- Imaginäre Tiere
- Verwandlungskünstler
- Symboltiere
- 六 Geschichte
- Einleitung
- Altertum:
- Prähistorie
- Frühzeit
- Nara-Zeit
- Frühe kami-Kulte
- Heian-Zeit
- Saichō
- Kūkai
- Honji suijaku
- Mittelalter:
- Kamakura-Zeit
- Amidismus
- Zen Buddhismus
- Nichiren Buddhismus
- Mittelalterl. Shintō
- Frühe Neuzeit:
- Reichseinigung
- Christentum
- Terauke-System
- Neo-Konfuzianismus
- Kokugaku
- Moderne und Gegenwart:
- Bakumatsu-Zeit
- Staatsshintō
- Neue Religionen
- 七 Essays
- Überblick
- Buddhismus, Asien:
- Arhats in China und Japan
- Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus
- Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott
- Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins
- Lokale Vorstellungen, Japan:
- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
- Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult
- Hundert Geschichten: Horrorklassiker aus der Edo-Zeit
- Religion und Politik:
- Die Tenshō-Mission: Beginn einer schwierigen transnationalen Beziehung
- Yasukuni: Der Schrein des ‚friedlichen Landes‘
- Herrigels Zen und das Bogenschießen
- Anhang
- Metalog
- Konzept
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„Staatsshintō.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001