Essays/Daibutsu Statuen

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Daibutsu Statuen Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins

Leshan
Der Große Buddha von Leshan, China (71m).
Auf dem Bild kann man ganz klein die Touristenmassen erkennen,
die auf steilen Felstreppen zur Augenhöhe des Buddhas emporsteigen.
Bild: Vincent Loy 2008 [2010/8]

Eines der zentralen Dogmen des Buddhismus fordert die Einsicht in die Unbeständigkeit aller irdischen Dinge. Umso erstaunlicher mutet es an, dass die größten Statuen der Welt alle Buddhas darstellen und aus buddhistischen Ländern stammen. Im Buddhismus gibt es offenbar einen besonderen Drang, möglichst große Abbilder von Buddhas und Bodhisattvas herzustellen. Dies gilt sowohl für die heutige Zeit als auch für vergangene Jahrhunderte.

Durch die bilderstürmerischen Attacken der Taliban im Jahr 2001 sind z.B. die Felsenbuddhas von Bamiyan in Afghanistan zu trauriger Berühmtheit gelangt. Ihre Entstehungszeit liegt weitgehend im Dunklen, sie wurden aber bereits vom chinesischen Pilgermönch und Reiseschriftsteller

Xuanzang 玄奘 (chin.)

602–664; berühmter chin. Pilgermönch und buddh. Gelehrter; Autor eines einflussreichen Reiseberichts über das buddhistische Indien, der später als „Reise nach dem Westen“ in einen Roman gefasst wurde

Der Begriff „Xuanzang“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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im Jahr 632 erwähnt. Ähnlich eindrucksvolle Felsenbuddhas gibt es auch in China: bereits im fünten Jahrhundert wurden bis zu 14m hohen Statuen in den Felsgrotten von Yungang (Provinz Shanxi) aus dem Fels gehauen; fast 100 Jahre (719–803) benötigte die Herstellung des Großen Buddhas von Leshan, der mit 71m Höhe die größte vormoderne Buddha-Statue darstellt (s. Abb. oben). Dieser eindrucksvolle Riese mit dem Charme einer Kinderzeichnung verkörpert im übrigen den „Buddha der Zukunft“ Maitreya, der in der späteren buddhistischen Ikonographie Chinas zumeist als „ lachender Buddha“ in Erscheinung tritt.

Auch in Japan bemühte man sich, der Lehre des Buddha in Form überdimensionaler Statuen (

daibutsu 大仏 (jap.)

wtl. „Großer Buddha“; monumentale Buddha-Statue

Buddha, Bild

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) bleibende Denkmäler zu setzen. Die berühmtesten Beispiele sind die Großen Buddas von

Nara 奈良 (jap.)

Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō

Ort, Geschichte

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und

Kamakura 鎌倉 (jap.)

Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)

Ort, Epoche

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. Ihre Geschichte klingt zum Teil wie ein Lehrbeispiel der buddhistischen Einsicht in die Unbeständigkeit des irdischen Daseins.

Der Große Buddha von Kamakura

Kamakura Daibutsu
Kamakura Daibutsu im herbstlichen Abendrot.
Bild: Tom Richardson (flickr), 2008 [2010/8]

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Der in mehrfacher Hinsicht geglückteste Große Buddha Japans ist der Kamakura Daibutsu, eine Bronze Statue aus dem dreizehnten Jahrhundert. Sie stellt den Buddha

Amida 阿弥陀 (jap.)

Buddha Amitabha; Hauptbuddha der Schulen des Reinen Landes (Jōdo-shū bzw. Jōdo Shinshū)

Buddha

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in Meditationshaltung dar und befand sich ursprünglich — wie die meisten anderen Buddha-Statuen auch — in einer Tempelhalle, die im Jahr 1498 von einem Tsunami weggespült wurde. Seither sitzt der Große Buddha von Kamakura im Freien, was ihn aber nur umso effektvoller zur Geltung bringt.

Der Große Buddha von Kamakura stammt aus der Zeit, als Kamakura der Sitz der Minamoto

Shōgun 将軍 (jap.)

Shōgun; Titel der Militärherrscher aus dem Kriegeradel (bushi, Samurai)

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und damit politisches Zentrum des Landes war. Die Statue wurde wahrscheinlich 1252 vollendet, die genaueren Umstände ihrer Entstehung sind aber — im Unterschied zum Nara Daibutsu (s.u.) — nur ungenau dokumentiert. Die Figur ohne Sockel misst etwa 11m. Das Gesicht allein hat einen Durchmesser von 2,5m. Abgesehen von seiner Größe ist dieser Amida auch rein ästhetisch besonders eindrucksvoll.

Der Große Buddha von Nara

Nara Daibutsu
Nara Daibutsu. Bild: Matthias Scommoda, 2004 [2010/8]

Der Daibutsu von Nara, der während der ersten Blüte des japanischen Buddhismus in der Nara-Zeit (752) gegossen wurde, ist angeblich die größte Bronze-Statue der Welt. Auch die die Haupthalle des

Tōdaiji 東大寺 (jap.)

Tempel des Großen Buddha von Nara; wtl. Großer Ost-Tempel

Tempel

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Tōdaiji; s.a. Geo-Glossar

, in der der Daibutsu aufgestellt ist, gilt als weltgrößtes Holzgebäude. Sie existiert in ihrer heutigen Form seit dem Jahr 1709 und soll zuvor sogar noch größer gewesen sein. Die Errichtung des Daibutsu und seines Tempels markieren den Höhepunkt der staatlichen Buddhismusförderung im japanischen Altertum und sind in zeitgenössischen Quellen gut dokumentiert. Aus ihnen lassen sich folgende Fakten rekonstruieren:

  • Die Originalhöhe der Statue soll ursprünglich etwa 16m betragen haben. Heute ist sie nach mehreren Beschädigungen und darauf folgenden Reparaturen etwas geringer.
  • Die erste Initiative, eine Statue dieses Ausmaßes zu errichten, entstand im Anschluss an eine Epidemie im Jahr 735, der große Teile der Bevölkerung und sogar des Adels zum Opfer fielen. Eine Statue zu Ehren des Birushana Nyorai (skt. Vairocana, alias Dainichi) sollte derartige Katastrophen in Zukunft verhindern. Der endgültige Standort der Statue wurde allerdings mehrfach verlegt. Mit der Konstruktion im Tōdaiji wurde erst 747 ernsthaft begonnen.
  • Der Körper der Statue wurde in acht ringförmigen Segmenten gegossen, eines über dem anderen. Wenn ein Segment fertig war, wurde es mit Erde bedeckt, um darauf die nächste Gussform errichten zu können. Die fertige Statue befand sich somit zunächst in einem großen Erdhügel.
  • Die Beschaffung des Rohmaterials (Kupfer, Zink, Quecksilber und Gold) stellte das metallarme Land vor gewaltige logistische Probleme. Erst der Fund einer Goldader in Nordjapan im Jahr 849, der der Legende nach auf ein Orakel des Gottes Hachiman in Kyushu zurückzuführen war, gewährleistete, dass die Statue wie geplant auch vergoldet werden konnte. Hachiman wurde zum Dank zum Schutzgott des Großen Buddha erklärt und erhielt einen Zweigschrein auf dem Gelände des Tōdaiji.
  • Die Einweihungszeremonie fand am 9.4.752 statt und war ein Mega-Event, an dem zeitgenössischen Quellen zufolge 7000 Höflinge und 10.000 buddhistische Mönche teilnahmen. Der wichtigste Teil der Feiern bestand in der sogenannten „Augenöffnungs-Zeremonie“, im Zuge derer die Augen der Statue aufgemalt wurden. Sie wurde von einem indischen (!) Mönch namens Bodhisena vorgenommen. Der Pinsel wurde aufgehoben und soll bei der späteren Rennovierung im Jahr 1182 ein weiteres Mal verwendet worden sein.
Nara Daibutsu
Der vergoldete Nara Daibutsu.
Die einzige bekannte Abbildung der Statue vor der Zerstörung von 1181.
Aus dem Shigisan engi (12. Jh.), „Nationaler Kulturschatz.“
Bildquelle: Nara National Museum [2010/8]

Renovierungen

Erste große Schäden an Halle und Statue traten bereits im neunten Jahrhundert auf. 855, bald nach seinem 100sten Geburtstag, verlor der Daibutsu infolge eines Erdbebens zum ersten Mal seinen Kopf. Im Zuge des Genpei-Krieges (1180–1185) wurde die gesamte Tempelanlage eingeäschert, auch die Statue wurde dabei offenbar großteils zerstört. Schon bald erfolgte allerdings ein Wiederaufbau unter dem Mönch

Chōgen 重源 (jap.)

1121–1206; Mönch der Shingon-shū, bekannt für die Wiedererrichtung des Tōdaiji

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(1121–1206), im Zuge dessen auch das berühmte Südtor ( Nandaimon) mit seinen kolossalen  Wächterstatuen entstand. Die meisten Bürgerkriege des Mittelalters überstand die Statue unversehrt, bis die Halle 1567, gegen Ende der „Zeit der Kämpfenden Länder“, erneut in Brand gesteckt wurde. Die Statue wurde dabei auf einen Torso reduziert. Erst über hundert Jahre später, gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts, erhielt der Große Buddha von Nara den Kopf und die Hände, die wir heute an ihm sehen. Bei genauerer Betrachtung scheinen sie allerdings nicht so recht mit dem alten Rumpf zu harmonieren.

Insgesamt lässt sich jedenfalls sagen, dass kaum ein Teil des heute sichtbaren Nara Daibutsu tatsächlich aus dem achten Jahrhundert stammt. Dennoch nimmt sich das wechselvolle Schicksal dieses Buddhas im Vergleich zu manchem Nachfolger noch einigermaßen glimpflich aus.

Hideyoshi's Daibutsu

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Hideyoshis Daibutsu auf einer Skizze von Engelbert Kaempfer, 1691.
Bild: Bodart-Bailey, Kaempfer's Japan., S. 383.
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Letzte Version von Hideyoshis Daibutsu (als Büste) 1843–1973.
Bildquelle: Yamaguchi Sumio [2010/8].

Achthundertfünfzig Jahre nach dem Guss des Daibutsu von Nara unternahm

Toyotomi Hideyoshi 豊臣秀吉 (jap.)

1537–1598, Feldherr, militärischer Machthaber; bekannt als der zweite von drei Reichseinigern am Ende der „Zeit der kämpfenden Länder“ (Sengoku Jidai)

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(1537–1598, be·kannt als der zweite von drei Reichs·eini·gern am Ende der „Zeit der kämp·fenden Länder“) den Ver·such, den Daibutsu von Nara durch die Er·rich·tung einer noch größe·ren Statue zu über·trumpfen. Für diesen Zweck soll·ten u.a. die Schwerter ver·wen·det wer·den, die Hide·yoshi sei·nen be·sieg·ten Geg·nern ab·neh·men ließ. (Da die Statue aber letzt·lich aus Holz be·stand, ist nicht ganz klar, was wirk·lich aus den Schwer·tern wurde.) In der Tat ge·lang es, 1595 nach nur nur fünf Jah·ren Bauzeit eine etwa neun·zehn Meter hohe Holz·statue fertig zu stellen. Hide·yoshi ließ aus die·sem Anlass eine Ge·denk·zeremonie für seine ver·stor·be·nen Eltern ab·halten, an der tau·send Mönche aus allen wich·tigen Rich·tungen des japani·schen Buddhis·mus teil·nah·men. Doch schon ein Jahr später, 1596, wurde der neue Daibutsu durch ein großes Erdbeben schwer beschädigt.

Unverdrossen befahl Hideyoshi die Neu·errichtung der Statue und ließ unter·des·sen die wundertätige Amida Statue des

Zenkō-ji 善光寺 (jap.)

Tempel in Nagano

Tempel

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Zenkō-ji; s.a. Geo-Glossar
in Nagano in der Haupt·halle seines Tem·pels auf·stel·len. Zwar misst diese Statue kaum einen halben Meter, doch handelt es sich der Le·gen·de nach um die äl·te·ste Buddha-Statue Japans, sodass auch sie Hide·yoshis Sucht nach Rekorden ent·sprach. Außer·dem galt die Statue als wunder·tä·tiger „leben·der Buddha“, was den Zeit·genos·sen auch er·klärte, warum der ent·wurzelte Amida nur weitere Miss·geschicke herauf be·schwor. Ab·ge·sehen von Hide·yoshis erfolg·losem Korea-Feldzug brachen in Kyoto Krank·hei·ten aus, denen Hide·yoshi schließ·lich selbst zum Opfer fiel. Obwohl er die wunder·tätige Statue reumütig in ihren Stamm·tem·pel zurück·brin·gen ließ, verstarb er schließ·lich kurze Zeit später, im Achten Monat 1598. An der Rekonstruktion des großen Buddha wurde den·noch weiter ge·ar·beitet, bis ein Brand im Jahr 1602 das Projekt ein weiteres Mal vereitelte.

Schließlich gewährte der dritte Reichseiniger,

Tokugawa Ieyasu 徳川家康 (jap.)

1543–1616; Begründer des Tokugawa Shogunats; Reichseiniger

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(1543–1616), den Nachkommen Hideyoshis noch·mals die Mög·lich·keit, die Statue in Stand zu setzen, diesmal sogar aus Bronze. (Wahrscheinlich geschah dies mit dem Hin·ter·gedanken, Hideyoshis nach wie vor aktive Anhänger von ge·fähr·liche·ren Vor·haben ab·zu·hal·ten.) Als diese Arbeiten im Jahr 1614 endlich ab·ge·schlos·sen waren, nahm Ieyasu aus·ge·rech·net die Ein·wei·hungs·­feier·lich·kei·ten für diesen Großen Buddha zum Anlass, um Hide·yoshis Nach·folger des Verrats zu be·zich·tigen und schließ·lich end·gültig aus dem Weg zu räumen. Die Statue selbst wurde diesmal zwar nicht in Mit·leiden·schaft gezogen, fiel jedoch 1662 einem weiteren Erdbeben zum Opfer.

Offenbar wollte man in Kyoto aber nicht auf den größten Buddha des Landes verzichten und baute die Statue noch einmal auf. In seinen Japan-Berichten aus den Jahren 1691–92 berichtet der deutsche Arzt und Japan-Reisende Engelbert Kaempfer, dass der Daibutsu in dieser Zeit zur Gänze vergoldet war und dass der ihn um·ge·ben·de Tempel Hōkō-ji damals wohl Japans größtes Ge·bäude dar·stellte. Außer·dem fertigte Kaempfer eine Skizze an (s.o.), auf der sich das Muster des Nara Daibutsu gut erkennen lässt. Diese Statue hielt immer·hin bis 1798, als sie in Folge eines Blitz·ein·schlags ab·brannte. Danach wurde lediglich eine Büste des Großen Buddha an·ge·fertigt, die 1973 einem Brand zum Opfer fiel.

Andere traditionelle Riesen-Buddhas

Asuka Daibutsu

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Der Große Buddha von Asuka

Bereits die älteste datierbare Buddha-Statue Japans aus dem Jahr 609 wird als Daibutsu bezeichnet. Sie be·fin·det sich im Tempel Asuka-dera in der Nähe von Nara. Der Asuka-dera stammt aus der Asuka-Zeit (genauer aus dem späten sechs·ten Jahr·hun·dert) und zählt daher damals zu den ältesten Tempeln Japans. Die Statue nimmt sich mit 2,75m Sitzhöhe gegen·über späteren Bei·spie·len noch relativ be·schei·den aus. Jün·gere Sta·tuen dieser Größe gelten zwar nicht als Daibutsu, aus Sicht seiner Ent·ste·hungs·zeit wird dieser Buddha aber zurecht als Riesen-Buddha bezeichnet. Die Körper·maße des Asuka Daibutsu wurden im übrigen als die natür·lichen Maße eines Buddha angesehen. Nach der damals üblichen Auf·fas·sung hat jeder Buddha zu Leb·zei·ten eine Größe von 1 6 shaku, was in etwa 4,8m ent·spricht. Daher gibt es auch ver·hält·nis·mäßig viele Buddha Statuen dieser Größe.

Hase Kannon

Zu den größten Daibutsu-Statuen aus Holz zählen die Statuen des Elfköpfigen

Kannon 観音 (jap.)

auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt

Buddha

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in zwei Tempeln namens Hase-dera in der Präfektur Nara und in Kamakura. Die komplett vergoldeten Statuen sind beide etwa 10m hoch und sollen nach den Gründungslegenden der Tempel in der Nara-Zeit (721) aus einem einzigen, riesigen Kampferbaum (kusunoki) geschnitzt worden sein. Ihr Schöpfer war ein Mönch namens Tokudō. Er vermachte eine Kannon-Statue dem Hase-dera unweit von Nara. Die andere Statue setzte er im Meer aus und überließ es den Kräften der Natur, einen geeigneten Ort für sie zu finden. Auf diese Weise erreichte die Statue Kamakura, wo ihr zu Ehren ein weiterer Hase-dera errichtet wurde. Die Hase-Tempel leugnen nicht, dass ihre derzeitigen Statuen aus dem sechzehnten Jahrhundert stammen, sie sollen jedoch getreue Nachschöpfungen der Originale aus der Nara-Zeit sein. Auch wenn dies nicht stimmen sollte, sind beide Statuen höchst eindrucksvoll.

Felsenbuddas

Abgesehen von Tempelstatuen aus Holz oder Bronze fertigte man bereits im japanischen Altertum Steinskulpturen von Buddhas an, die — ähnlich wie die zuvor erwähnten Beispiele aus Zentralasien und China — aus natürlichen Felswänden herausgemeißelt wurden. Ein bedeutender Fundort der ältesten Felsenbuddhas befindet sich nahe der Stadt Usuki auf der südlichen Hauptinsel Kyushu. Es handelt sich um mehrere Gruppen von ca. 2m großen Felsenbuddhas, die Ende der Heian-Zeit (12. Jh.) angefertigt wurden. Erst kürzlich wurde die größte Statue, ein Dainichi Nyorai von knapp 3m Höhe, restauriert, nachdem sein Kopf lange Zeit zu seinen Füßen gelegen war.

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Der Nihon-ji Daibutsu (31m) in den Nokogiri (Säge) Bergen, Präfektur Chiba
Bild: Gideon Davidson 2006 [2010/8]

Der größte vormoderne Felsenbuddha Japans ist der Daibutsu des Tempels

Nihon-ji 日本寺 (jap.)

wtl. „Japan-Tempel“; Tempel auf der Halbinsel Bōso, im Südosten Tōkyōs

Tempel

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Geographische Lage von Nihon-ji; s.a. Geo-Glossar

(wtl. „Japan-Tempel“) auf der Halbinsel Bōso, südöstlich von Tokyo. Er stellt den Buddha der Medizin,

Yakushi Nyorai 薬師如来 (jap.)

Buddha der Medizin; skt. Bhaisajyaguru

Buddha

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, dar und wurde 1783 vollendet. Zu diesem Zeitpunkt maß die Statue etwa 38m. In der Folge wurde sie durch natürliche Verwitterung arg in Mitleidenschaft gezogen und schließlich in den 60er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts von Grund auf erneuert. Die heutige Statue misst nur noch 31 m. Sie ist dennoch eindrucksvoll genug, um von manchen zu den „Drei Großen Buddhas Japans“ gezählt zu werden. (In Japan gibt es fast von allem und jedem die „Drei Großen ...“) Allgemeine Einigkeit über die Drei Großen Buddhas gibt es jedoch nur hinsichtlich der ersten beiden, also Nara und Kamakura Daibutsu. Als Kandidaten für den „Dritten Großen Buddha“ kommen außerdem in Frage: der Takaoka Daibutsu in der Präfektur Takayama, eine knapp 15m hohe Amida-Statue aus Holz, deren heutige Form aus dem Jahr 1933 stammt, die aber auf Vorläufer aus der Kamakura-Zeit zurückgeht; der Hyōgo Daibutsu des Nōfuku-ji in Kōbe, eine 11m hohe Darstellung des sitzenden Dainichi Nyorai aus dem Jahr 1891, die 1944 zerstört und wiedererricht wurde; u.a.m.

Moderne Riesenbuddhas

Eine Kategorie für sich bilden Riesenbuddhas aus Stahlbeton, deren Errichtung sich in den letzten Jahrzehnten besonderer Beliebtheit erfreut. Der derzeit größte japanische Riedenbuddha ist der Ushiku Daibutsu (ein stehender Amida) rund 50 km nordöstlich von Tokio, in der Präfektur Ibaraki. Es handelt sich dabei um eine Beton-Statue mit Bronze-Verkleidung aus dem Jahr 1995, die mit 110m Höhe die damals größte Buddha-Figur der Welt darstellte. Beinahe ebenso hoch ist die Große Kannon Statue von Sendai (Sendai Daikannon) aus dem Jahr 1991, die 100m misst. Zuvor wurde der Größenrekord von der Dai-Kannon Statue in Ashibetsu, Hokkaido (88m; erbaut 1989) eingenommen. Ganz offensichtlich ist der Wettbewerb einzelner japanischer Regionen um die größte Statue mit dem Platzen der ökonomischen Blase in den 90er Jahren zum Stillstand gekommen. Derzeit (2009) führt wieder China mit dem „Spring Temple Buddha“ von Henan (153m; errichtet 2002). (Quelle: Wikipedia.)

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Ushiku Daibutsu (110m)
Bild: Amy G. (flickr), 2007 [2010/8]

In der Mitte der Brust sind undeutlich drei Öffnungen zu erkennen, aus denen Besucher, die mit einem Lift im Inneren der Statue hinauf befördert werden, hinausschauen können.

sendai kannon
Sendai Daikannon (100m)
Religion in JapanEssays
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„Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001