Mythen, Erzähltes und Imaginäres (Einleitung)
Dieses Kapitel ist japanischen Vorstellungen und Erzählungen von der Welt des Unsichtbaren gewidmet. Im Unterschied zum Kapitel Ikonographie, welches das Pantheon der organisierten Religion beschreibt, kommen hier gewachsene Vorstellungen zu Wort, die zwar mit dem organisierten Pantheon aufs Engste verknüpft sind, sich aber kaum in dogmatische Konzepte pressen lassen.
Werk von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit, um 1850. Museum of Fine Arts, Boston.
Das Kapitel beginnt mit einer Zusammenfassung der mythologischen Erzählungen aus dem sogenannten „Zeitalter der Götter“ zu Anbeginn der Welt. Diese Mythen haben insbesondere für die heutigen Shintō-Schreine Relevanz, auch wenn nur verhältnismäßig wenige davon mythologischen Gottheiten geweiht sind (s. dazu auch: Bekannte Schreine).
Ein weiterer Abschnitt des Kapitels widmet sich traditionellen Jenseitsvorstellungen, die zwar buddhistisch geprägt sind, aber keineswegs zwangsläufig aus der buddhistischen Erlösungslehre abgeleitet werden können. Hier kommen u.a. Paradiese, Höllen und nicht zuletzt das Totengericht zur Sprache.
Vom Jenseits kaum zu trennen sind die zahlreichen Geister, Fabelwesen und Dämonen, die bis in die modernen Manga, Anime und Horrorfilme hinein die japanische Welt des Übernatürlichen bevölkern. Diese Geistwesen wurden zumindest in der traditionellen Kultur von den meisten Menschen für real gehalten, ihr Abstand zu den einheimischen Gottheiten (kami [kami (jap.) 神 Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō]) war oft nur ein gradueller.
Von den Geistern ist es wiederum nur ein kleiner Schritt zu teilweise realen, teilweise imaginären Tieren, denen magische Fähigkeiten zugesprochen werden und die darüber hinaus als Boten oder Stellvertreter von einzelnen Gottheiten des Shintō und des Buddhismus fungieren können.
Verweise
Bilder
- ^ Izanami und Izanagi auf ihrer Himmelsbrücke nach Erschaffung der ersten Insel, Onogoroshima.
Werk von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit, um 1850. Museum of Fine Arts, Boston.
Glossar
Religion in Japan, Inhalt
- 一 Grundbegriffe
- 二 Bauten
- 五 Mythen
- Einleitung
- Mythologie:
- Götter des Himmels
- Götter der Erde
- Jenseits:
- Jenseits
- Geister:
- Totengeister
- Dämonen
- Tiere:
- Imaginäre Tiere
- Verwandlungskünstler
- Symboltiere
- 六 Geschichte
- Einleitung
- Altertum:
- Prähistorie
- Frühzeit
- Nara-Zeit
- Frühe kami-Kulte
- Heian-Zeit
- Saichō
- Kūkai
- Honji suijaku
- Mittelalter:
- Kamakura-Zeit
- Amidismus
- Zen Buddhismus
- Nichiren Buddhismus
- Mittelalterl. Shintō
- Frühe Neuzeit:
- Reichseinigung
- Christentum
- Terauke-System
- Neo-Konfuzianismus
- Kokugaku
- Moderne und Gegenwart:
- Bakumatsu-Zeit
- Staatsshintō
- Neue Religionen
- 七 Essays
- Überblick
- Buddhismus, Asien:
- Arhats in China und Japan
- Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus
- Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott
- Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins
- Lokale Vorstellungen, Japan:
- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
- Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult
- Hundert Geschichten: Horrorklassiker aus der Edo-Zeit
- Religion und Politik:
- Die Tenshō-Mission: Beginn einer schwierigen transnationalen Beziehung
- Yasukuni: Der Schrein des ‚friedlichen Landes‘
- Herrigels Zen und das Bogenschießen
- Anhang
- Metalog
- Konzept
- Autor
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„Mythen, Erzähltes und Imaginäres (Einleitung).“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001