Bodhidharma: Der erste Patriarch des Zen
Bodhidharma [Bodhidharma (skt.) बोधिधर्म legendärer buddh. Mönch aus Indien, in China aktiv; gilt als Begründer des Chan (Zen) Buddhismus (jap. Daruma 達磨 oder Bodaidaruma 菩提達磨)] (jap. Daruma [Daruma (jap.) 達磨 Spitzname des Mönchs Bodhidharma; Bezeichnung der daruma-Puppe als Glücksbringer]), der legendenumwobene Gründer des Chan [Chan (chin.) 禅 jap. Zen, wtl. Meditation; chin. Bez. des Zen Buddhismus] bzw. Zen [Zen (jap.) 禅 chin. Chan, wtl. Meditation; Zen Buddhismus] Buddhismus, ist ein beliebtes ikonographisches Motiv. In den klassischen Darstellungen wird vor allem seine asketische Strenge und seine Ausdauer bei der Meditation hervorgehoben. Aber auch die Merkmale seiner aus ostasiatischer Sicht „barbarischen“ Herkunft (Indien) werden stets betont: starker Bartwuchs, große runde Augen, exotische Ohrringe, und oft starke Körperbehaarung. Er ist zumeist im Mediationssitz abgebildet, sein rotes Mönchsgewand ist kapuzenartig über den Kopf gezogen und auch seine Arme und Beine sind darunter verborgen. In der klassischen Ikonographie wirkt er vollkommen weltabgewandt.
Werk von Sesshū Tōyō (1420–1506). Muromachi-Zeit, 1496. Wikimedia Commons.
Werk von Mushō Jōshō (1234-1306). Kamakura-Zeit. Jotenkaku Museum, via Web Archive.
Kamakura-Zeit, 14. Jh. Minneapolis Institute of Art.
Außerdem fallen in der Bodhidharma-Legende einige ausgesprochen grausame Details ins Auge: So soll der spätere Nachfolger Bodhidharmas, Huike [Huike (chin.) 慧可 487–593; chin. Chan Patriarch; ältere Umschrift: Hui k‘o], erst dadurch, dass er sich den Arm abhackte, als Schüler Bodhidharmas akzeptiert worden sein. Bodhidharma selbst soll sich seine Augenlider ausgerissen haben, um während der Meditation nicht einzuschlafen — in der Bodhidharma Ikonographie durch hervorquellende Augen verdeutlicht. Die Legende hat immerhin einen versöhnlichen Ausgang: Aus den ausgerissenen Lidern sollen die ersten Teepflanzen hervor gewachsen sein, die ebenfalls den Zweck erfüllen, das Einschlafen während der Meditation zu verhindern.
All dies beruht auf dürren historischen Fakten, denen zufolge Bodhidharma Anfang des sechsten Jahrhunderts von Indien an den chinesischen Hof kam, dort zunächst freundlich aufgenommen wurde, sich aber mit dem Buddhismus-begeisterten Kaiser Liang Wu Di [Liang Wu Di (chin.) 梁武帝 464–549; auch: Kaiser Wu, r. 502–549; Gründer der kurzlebigen Liang-Dynastie (502–557/587) und bedeutender Förderer des chinesischen Buddhismus] überwarf, weil er ihm ins Gesicht sagte, dass Tempelgründungen keine karmischen Verdienste brächten, wenn sie um des guten Karmas willen vorgenommen werden würden. Er musste daraufhin den Hof verlassen und fand letztendlich in der Region des Berges Songshan [Songshan (chin.) 嵩山 Berg Song, Gebirge in Zentralchina, 1500m; zählt trad. zu den fünf heiligen Bergen des Daoismus;], einem der heiligen Berge Chinas, Exil. Hier befindet sich auch das berühmte Kloster Shaolin [Shaolin Si (chin.) 少林寺 Ursprungskloster des Shaolin-Ordens am Berg Song; Geburtsstätte des Chan Buddhismus], wo Bodhidharma im Jahr 527 den buddhistisch-chinesischen Kampfsport begründet haben soll. Während das Kloster bis heute für seine Kampfkünste (Kung-fu [Kung-fu (chin.) 功夫 wtl. Aufwand, Geschick (etwas durch Anstrengung Erreichtes); heutzutage übliche Bezeichnung für die meisten chin. Kampfsportarten; Pinyin: gongfu]) bekannt ist, verlagerte sich der Hauptstrang der chinesischen Chan-Tradition allerdings in andere Klöster.
Die Biographie Bodhidharmas reicherte sich bald mit allerlei Legenden an. So soll er — gleich Buddha [Buddha (skt.) बुद्ध „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)] — als Prinz geboren worden sein; auf seiner Flucht überquerte er den Yangtse Fluss [Yangtsekiang (chin.) 扬子江 Außerhalb Chinas geläufiger Name des Jangjiang 長江 („langer Fluss“), drittlängster Fluss der Welt] auf einem Schilfhalm, und als er schließlich von übelwollenden Gegnern vergiftet wurde — wieder eine Analogie zu Buddha — täuschte er seinen Tod lediglich vor. Daher fand man in seinem leeren Grab nur einen Schuh, den er als „Beweis“ seiner Auferstehung zurückgelassen hatte.
Vom Asketen zum Glücksgott
Werk von Sensho. 19. Jh. (?). Waseda Library.
Werk von Sōami (zugeschr.) (1485?-1525). Muromachi-Zeit, 16. Jh. The British Museum.
Werk von Kawanabe Kyōsai (1831-1889). Edo-Zeit. Wikimedia Commons.
Werk von Shiba Kōkan. Edo-Zeit. Palace Museum, Taiwan.
Werk von Hakuin Ekaku (1686–1768). Edo-Zeit. Minneapolis Institute of Art.
Werk von Katsushika Hokusai (1760-1849). Edo-Zeit. Bildquelle: bakumatsu.org.
In Japan lässt sich über die Jahrhunderte eine deutliche Tendenz vom asketisch-strengen Rollenvorbild, über die Betonung der fremdländischen Merkmale zur Karikatur feststellen. Selbst parodistische Darstellungen von Bodhidharma im Nudelrestaurant oder im Bordell waren denkbar.
Dies bedeutet aber nicht, dass Bodhidharma in blasphemischer Absicht verunglimpft wurde. Es entspricht vielmehr dem Hang zum Paradox im Zen, dass selbst der ehrwürdige Gründer mit Ironie dargestellt wurde. Im Zuge dieser Entwicklung wurde „Daruma-san“ zu einer Art Glücksgott, der — ähnlich wie Hotei [Hotei (jap.) 布袋 Glücksgott; Manifestation von Bodhisattva Maitreya; chin. Budai] — nicht mehr das alleinige Eigentum der Zen-Schule war, sondern mit allerlei populären Vorstellungen in Verbindung gebracht und dementsprechend umgestaltet wurde.
Daruma-Puppe
Die humorvollen Bilder Bodhidharmas verfestigten sich in der daruma [daruma (jap.) だるま Glücksbringer aus Pappmaché, der dem Zen-Patriarchen Daruma (skt. Bodhidharma) nachempfunden ist]-Puppe, die in Form eines Stehaufmännchens (okiagari kobōshi [okiagari kobōshi (jap.) 起き上がり小法師 „Stehauf-Mönchlein“; Spielzeug bestehend aus Pappmaché], „Stehauf-Mönchlein“) ein beliebter Glücksbringer (engimono [engimono (jap.) 縁起物 Glücksbringer]) wurde. Bodhidharmas Entschlossenheit wurde dabei in eine anspornende Symbolik (sich nicht unterkriegen lassen) umgemünzt. Wesentliche Charakteristika dieser Puppe sind die Abwesenheit von Armen und Beinen (was laut Legende infolge unausgesetzter Meditation auch bei Bodhidharma der Fall war) und die rote Farbe, in die diese Puppe ausnahmslos gekleidet ist.1 Darüber hinaus werden die daruma-Glücksbringer zumeist mit Augen ohne Pupillen, also „blind“, verkauft. Die Augen soll man selbst aufmalen und damit einen bestimmten Wunsch verbinden. Noch wirkungsvoller ist es, wenn man diese Aufgabe von einem Mönch machen lässt. Daruma-Figuren werden daher auch oft in Tempeln bei sogenannten daruma-Märkten (daruma ichi [daruma ichi (jap.) 達磨市 spezielle Tempel-Märkte, die daruma-Figuren zum Kauf anbieten]) verkauft.
Die bereits lange andauernde Popularität der daruma-Figur lässt sich unter anderem daran absehen, dass das, was hierzulande als „Schneemann“ bekannt ist, seit der Edo-Zeit den Namen yuki daruma [yuki daruma (jap.) 雪達磨 wtl. Schnee-Daruma; Schneemann] (Schnee-Daruma) trägt. Die Ikonographie des strengen Asketen ging bei all dem nie ganz verloren, sondern wurde ironisch überhöht. Ähnlich wie bei den Sieben Glücksgöttern (Shichi Fukujin [Shichi Fukujin (jap.) 七福神 Sieben Glücksgötter; populäres Ensemble von Glücksgöttern verschiedener Herkunft]) scheint die kanonisierte Komik der Daruma-Darstellung zu besagen, dass es gut und schön ist, diesen Daruma um weltliche Güter zu bitten, dass es aber hinter dieser Funktion noch andere Dimensionen gibt. Die Ironie schließt also den ernsthaften Glauben an Bodhidharmas asketisches Vermächtnis nicht aus.
Werk von Utagawa Hirokage. Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.
Angesichts der Katastrophe werden die Spekulationen über Erleuchtung und „Nichts“ aus dem Zen Klassiker „Torlose Schranke“ (Mumonkan) hier satirisch auf einen konkreten Nenner gebracht.Erkenne, auch das ist die „Torlose Schranke“ des Zen:
Wenn alles zusammenfällt, bleibt nichts mehr übrig.
Werk von Utagawa Kuniyoshi (1797–1861). Edo-Zeit. Waseda University Library.
Daruma als Seuchengott
Die Forschung ist sich heute weitgehend einig, dass die Popularität der daruma-Puppe — wo auch immer ihre Herkunft liegt — mit ihrer Verwendung als Seuchengottheit in Verbindung steht. Insbesondere bei der Bekämpfung der Pocken (hōsō), die Anfang des 19. Jahrhunderts eine große Bedrohung in Japan darstellten, wurde Daruma zu einer Pockengotthei (hōsōgami [hōsōgami (jap.) 疱瘡神 Pockengottheit; hōsōgami können die Pocken selbst versinnbildlichen, werden aber auch als Wirkmacht gegen die Pocken verehrt, sie besitzen also einen krankmachenden und einen heilenden Aspekt]), von der man sich Schutz vor der Krankheit oder Heilung erhoffte. Die Pocken waren damals vor allem als lebensbedrohliche Kinderkrankheit gefürchtet. Das daruma-Stehaufmännchen wurde zu einem Spielzeug für befallene Kinder, das ihre rasche Genesung vormachen und bewirken sollte.
Werk von Katsushika Hokki. Edo-Zeit, frühes 19. Jh. Museum of Fine Arts, Boston.
Edo-Zeit, 19. Jh. Japanese Woodblock Print Collection, UC San Francisco.
In diesem Zusammenhang entstanden auch Talismane zur Bekämpfung der Pocken in Form von Bildern, auf denen Daruma und anderes Spielzeug mit hōsōgami-Charakter dargestellt sind. Sie werden als „Pockenbilder“ (hōsō-e [hōsō-e (jap.) 疱瘡絵 „Pockenbilder“; Bilder zur Abwehr der Pocken]) oder auch „Rotbilder“ (aka-e [aka-e (jap.) 赤絵 „Rotbilder“; in rot gehaltene Bilder zur Abwehr der Pocken; rot gilt auch als Farbe der Dämonenabwehr (mayoke); unabhängig davon wurden auch Farbholzschnitte der Meiji-Zeit wegen ihrer hervorstechenden Rotfärbung als aka-e bezeichnet]) bezeichnet, weil sie oft ganz in rot gehalten sind. Die Bilder wurden häufig neben dem Bett kranker Kinder an die Wand geklebt und nach ihrer Genesung wieder entfernt und verbrannt. Die rote Farbe soll die Pocken darstellen und zugleich entkräften. Die Darstellung der Gefahr bannt diese.2 So soll auch die Tatsache, dass die daruma-Puppen zumeist ohne Pupillen, also „blind“, verkauft werden, mit dem negativen Effekt der Pocken auf die Sehkraft in Verbindung stehen.
Werk von Utagawa Kuniyoshi. Edo-Zeit, 1843–47. Bildquelle: Nippon Design, Blog.
Das obige Bild von Utagawa Kuniyoshi [Utagawa Kuniyoshi (jap.) 歌川国芳 1798–1861; Maler und Zeichner. Bekannter Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts] zeigt, wie der Held Minamoto no Tametomo [Minamoto no Tametomo (jap.) 源為朝 1139–1170; auch als Chinzei Hachirō Tametomo bekannt; legendärer Bogenschütze der späten Heian-Zeit aus dem Haus der Minamoto; wurde auf der Halbinsel Izu als Gott verehrt; gilt auch als legendärer Begründer der Herrscherdynastie von Okinawa], der selbst als eine Art hōsōgami verehrt wurde, die Talismane Treueschwüre ablegen lässt. Ähnliche Motive finden sich häufig im Zusammenhang mit Seuchengottheiten und zeigen, dass man sich bei den um Hilfe angebeteten kami [kami (jap.) 神 Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō] nie sicher sein konnte. Wenn sie Macht über eine Krankheit hatten, konnten sie sie auch verursachen.
Werk von Utagawa Kuniyoshi. Edo-Zeit. Victoria and Albert Museum, London.
Werk von Utagawa Kunisada (1786–1864). Edo-Zeit. Waseda University Library.
Daher konnten hōsōgami auch zu furchteinflößenden Gestalten werden. Kuniyoshi nahm auch diesen Gedanken auf und stellte Daruma in einem berühmten Triptychon als Anführer einer Horde von Gespenstern (yōkai [yōkai (jap.) 妖怪 Fabelwesen, Geisterwesen, Gespenster]) dar. Die Figur ist eindeutig von der daruma-Puppe inspiriert und trägt die kleine Eule als Kopfputz, die sich auch unter den hōsōgami findet. Eine Buchillustration von Utagawa Kunisada [Utagawa Kunisada (jap.) 歌川国貞 1786–1865; Edo-zeitlicher ukiyo-e Meister] aus dieser Zeit zeigt einen hōsōgami, der selbst von der Pockenkrankheit gezeichnet ist. Im Korb auf seinem Rücken kann man wieder die verschiedenen Spielsachen erkennen, die gegen Pocken schützen sollten, unter anderem auch daruma.
Daruma und Dame
Zu den seltsamsten Formen der japanischen Bodhidharma-Ikonographie gehört das immer wiederkehrende Motiv von Daruma und junger Dame, besonders in den ukiyo-e [ukiyo-e (jap.) 浮世絵 „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit] der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit. Die beiden tauschen Kleider, Mädchen nehmen bekannte Posen des Bodhidharma ein und oft entspinnt sich eine zarte erotische Beziehung zwischen dem exotischen Asketen und der Schönen. Sogar shunga [shunga (jap.) 春画 wtl. „Frühlingsbilder“; Gemälde und Druckwerke mit expliziten sexuellen Darstellungen]-Motive mit Daruma als Protagonisten sind möglich.
Werk von Suzuki Harunobu (1724-1770). Edo-Zeit. Art Institute Chicago.
Werk von Suzuki Harunobu (1725–1770). Edo-Zeit, 1765. Art Institute Chicago.
Werk von Suzuki Harunobu (1724–1770). Edo-Zeit, 1765–1770. The British Museum.
Werk von Ippitsusai Bunchō. Edo-Zeit, 18. Jh. Museum of Fine Art, Boston.
Dieses bildliche Motiv korrespondiert mit der Tatsache, dass daruma von der Edo-Zeit bis ins 20. Jahrhundert auch als Anspielung für „Freudenmädchen“ verwendet werden konnte. Daruma onna [daruma onna (jap.) だるま女 wtl. Daruma-Frau; abschätziger Ausdruck für „Freudenmädchen"; bezog sich im 19. und 20. Jh. zumeist auf illegale, inoffizielle oder billige Formen der Prostitution; nicht zu Verwechseln mit onna daruma] (Daruma-Frau) wurde im 19. und 20. Jahrhundert als abschätziger Ausdruck verwendet und bezog sich zumeist auf illegale, inoffizielle oder billige Formen der Prostitution.3 Der umgekehrte Ausdruck, onna daruma [onna daruma (jap.) 女だるま wtl. Frauen-Daruma; Daruma-Figuren in weiblicher Form, die auch als Glücksbringer (engimono) ausgeführt werden; nicht zu Verwechseln mit daruma onna] (Frauen-Daruma), bezeichnet dagegen daruma-Figuren in weiblicher Form, die auch als engimono ausgeführt werden. Doch können natürlich auch diese Figuren sexuell konnotiert sein.
Werk von Kitagawa Utamaro (1753–1806). Edo-Zeit, 1790er Jahre. Tochigi-shi Kankyō Kyōkai, Tochiga Kuranomachi Museum of Art.
Die ukiyo-e [ukiyo-e (jap.) 浮世絵 „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit]-Künstler ließen sich die vielfältigen erotischen Anspielungen, die mit dem Doppelsinn von Daruma verknüpft waren, natürlich nicht entgehen. Insofern kann jedes Daruma-Bild der Edo-Zeit sowohl buddhistisch als auch sexuell konnotiert sein.
Werk von Baiōken Eishun (Takeda Harunobu). Edo-Zeit, frühes 18. Jh. Bildquelle: Bernard Faure.
Werk von Tsutsumi Tōgetsu (1749-1823). Edo-Zeit, um 1800. The British Museum.
Eines der obigen Bilder trägt eine Inschrift des Edo-zeitlichen Literaten Ōta Nanpō [Ōta Nanpō (jap.) 大田南畝 1749–1823; jap. Schriftsteller der Edo-Zeit] (1749–1823), die diesen Doppelsinn in Form einer buddhistisch angehauchten Dialektik ausdrückt.
Die Wahrheit ist die Haut der Lüge, die Lüge ist das Skelett der Wahrheit. Ist man unwissend, kann die Lüge zur Wahrheit werden, ist man erleuchtet, kann auch die Wahrheit eine Lüge sein. Yoshiwara [Yoshiwara (jap.) 吉原 Freudenviertel des Edo-zeitlichen Tōkyō] ist Lüge und Wahrheit, ob man auf der Hauptstraße umherirrt oder ob man Yoshiwara gut kennt, bleibt sich gleich. Die Liebesschwüre sind mal Lüge, mal Wahrheit und die Gäste zahlreich wie der Sand am Meer.4
Buddhistische Erleuchtung steht hier für sexuelle Erfüllung und umgekehrt. Kurtisanen und ihre Kunden werden gleichermaßen aufs Korn genommen, die Ambivalenz der Liebesschwüre mit den verschiedenen Ebenen der Wahrheit im Buddhismus verglichen. Mittels dieser Dialektik konnten die Literaten und Intellektuellen der Edo-Zeit im Grunde alles in sein Gegenteil verkehren und bis zur Unkenntlichkeit in einem Reigen von Anspielungen und Wortwitzen auflösen. Wie aber konnte es zur Assoziation von Daruma und Prostituierter überhaupt kommen? Dazu finden sich zwei unterschiedliche Begründungen, die sich jedoch nicht notwendigerweise ausschließen:
- Zum ersten wird die Bezeichnung daruma-onna mit der Tatsache in Verbindung gebracht, dass die daruma-Puppe als „Stehaufmännchen“ gestaltet ist. Auch wenn man sie seitwärts legt, steht sie gleich wieder auf. Das lässt sich natürlich auch etwas zynisch auf Prostituierte übertragen.
- Eine andere Erklärung knüpft die Verbindung von Daruma und Dame an eine Anekdote aus der frühen Edo-Zeit. Damals gab es in Edos Freudenviertel Yoshiwara eine berühmte Geisha [Geisha (jap.) 芸者 japanische Unterhaltungskünstlerin, die traditionelle japanische Künste darbietet; wtl. „Person der Künste“; der Begriff war urspr. geschlechtsneutral, wurde also auch auf Männer angewendet] namens Handaiyū, der zu Ohren gekommen war, dass Bodhidharma neun Jahre gegen eine Wand gewendet meditiert habe. Sie aber meinte, dann habe sie ihm etwas voraus, denn sie sitze bereits seit zehn Jahren in der Auslage ihres Bordells in Erwartung von Kunden. Dieser Ausspruch soll den Künstler Hanabusa Itchō [Hanabusa Itchō (jap.) 英一蝶 1652–1724; Maler und Literat; wtl. „der glorreiche Schmetterling“] (1652–1724) zu den ersten Bildern von Daruma und Dame inspiriert haben.5
Obwohl manche Bilder von Daruma und Dame eher der sexistischen ersten Erklärung entsprechen, erscheint die Dame gegenüber dem Mönch auf vielen Darstellungen als die souveränere Figur, besonders wenn die beiden Kleider tauschen. Wie unter anderem Neill McFarland hervorgehoben hat, ist der Rollentausch meist mit Unsicherheit oder Verstörung auf Seiten Bodhidharmas verbunden, während die weiblichen Figuren die Gelassenheit und Coolness eines Zen-Meisters ausstrahlen.6
Natürlich lassen sich die Motive von Daruma und Dame auch als satirischer Kommentar zur Lebensweise buddhistischer Mönche der Edo-Zeit zu verstehen. Mönche und Kurtisanen wohnten in Edo-zeitlichen Städten meist Tür an Tür, Freudenviertel und Tempelviertel gingen oft ineinander über. Paradigmatisch für diese Struktur ist das Freudenviertel Yoshiwara in Edo, das unmittelbar an den heute noch existierenden Asakusa [Asakusa-dera (jap.) 浅草寺 Tempel in Tōkyō; offizielle (sino-jap.) Lesung: Sensō-ji]-Tempel grenzte. Der genaue Grund für diese Verbindung ist mir nicht bekannt, doch scheinen Tempel so etwas wie Schutzpatrone für die Welt der Gaukler, Schausteller und Bordelle dargestellt zu haben. Die bedrückte Miene Darumas in Gegenwart von Damen scheint auf rührende Weise zu bekennen, dass Mönche dieses Naheverhältnis auch zur Befriedigung eigener (verbotener) sexueller Bedürfnisse ausnützten.
Werk von Kawanabe Kyōsai. Edo-Zeit. mingei arts.
Werk von Tsukioka Yoshitoshi (1839–1892). Meiji-Zeit, 1882. LACMA, Los Angeles.
Die Nahebeziehung von Daruma und Dame ist selbst in der frühen Meiji [Meiji (jap.) 明治 posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt]-Zeit noch zu finden: In der Darstellung von „Daruma zur Zeit der Landesöffnung“ sind Daruma-Mönch und Daruma-Frau durch ein stilles Einvernehmen mit einander verbunden. Sie blättern verträumt in einer neumodischen (westlich gestalteten) Zeitung und scheinen dabei besseren Zeiten nachzutrauern. Zumindest buddhistische Tempel zählten damals in der Tat zu den „Modernisierungsverlierern“.
Verweise
Fußnoten
- ↑ Bernard Faure (2011) sieht darin Hinweise auf einen embryonalen Symbolismus: Er interpretiert Bodhidharma als Sinnbild der Entstehung neuen Lebens und als „Plazenta-Gottheit“, was natürlich über die konfessionellen Grenzen des Buddhismus hinausweist.
- ↑ S. dazu auch Rotermund 1991.
- ↑ Nihon kokugo daijiten 8 (2001), S. 1166. Im 19. und frühen 20. Jh. sind auch Ausdrücke wie daruma geisha belegt. Diese bezeichneten jeweils inoffizielle, billige Prostituierte, während daruma-ya oder daruma-yado heimliche Bordelle meinten (ibid., S. 1167–1168).
- ↑ Übersetzt nach Timothy Clark, The British Museum.
- ↑ Vgl. u.a. Spencer Museum of Art.
- ↑ McFarland 1986, S. 173–74.
Internetquellen
- Daruma aus Mark Schumachers A to Z Photo Dictionary
Literatur
Bilder
- ^ Der spätere Zen-Patriarch Huike bietet Bodhidharma seinen abgehackten Arm als Zeichen seiner Ernsthaftigkeit dar.
Werk von Sesshū Tōyō (1420–1506). Muromachi-Zeit, 1496. Wikimedia Commons. - ^ Bodhidharma bei der Meditation. In der oberen Hälfte befindet sich ein Gedicht.
Werk von Mushō Jōshō (1234-1306). Kamakura-Zeit. Jotenkaku Museum, via Web Archive. - ^ Der Zen-Patriarch Bodhidharma in einer frühen plastischen Darstellung, in der für ihn typischen Meditationshaltung.
Seine exotischen Züge in späteren Darstellungen treten hier nicht hervor. An dieser Plastik lässt sich gut beobachten, dass Holzskulpturen in der Kamakura-Zeit zunächst eine Grundierung aus Stoff erhielten, bevor sie mit Farbe und Blattgold behandelt wurden. Auch die Kristallaugen sind typisch für den aufwändigen realistischen Stil dieser Zeit.
Kamakura-Zeit, 14. Jh. Minneapolis Institute of Art. - ^ Portrait von Bodhidharma, blauäugig, respekteinflößend. Tatsächlich gibt es Quellen, laut denen Bodhidharma blaue Augen gehabt haben soll. Demnach könnte er nicht indischer, sondern zentralasiatischer Herkunft sein.
Werk von Sensho. 19. Jh. (?). Waseda Library. - ^ Portrait des indisch-stämmigen Mönchs Bodhidharma.
Werk von Sōami (zugeschr.) (1485?-1525). Muromachi-Zeit, 16. Jh. The British Museum. - ^ Portrait des Chan-Patriarchen Bodhidharma.
Werk von Soga Shōhaku (1730-1781). Edo-Zeit. Muian. - ^ Portrait des Chan-Patriarchen Bodhidharma.
Werk von Kawanabe Kyōsai (1831-1889). Edo-Zeit. Wikimedia Commons. - ^ Portrait des Bodhidharma von Shiba Kōkan. Das bemerkenswerte dieser Darstellung ist die westliche Ölmaltechnik, die zu diesem Zeitpunkt in Japan nur Spezialisten der westlichen Wissenschaften (rangaku) bekannt war. Die aus japanischer Sicht exotische, indische Physiognomie des Mönchs kommt durch diese Technik besonders deutlich zum Ausdruck.
Werk von Shiba Kōkan. Edo-Zeit. Palace Museum, Taiwan. - ^ Bodhidharma in der typischen, karikaturhaften Darstellung des Zen-Meisters Hakuin. Im Bild selbst ist ein Zitat von Bodhidharma eingeschrieben: „Erkenne deine Natur und werde ein Buddha“ (kenshō jōbutsu 見性成佛).
Werk von Hakuin Ekaku (1686–1768). Edo-Zeit. Minneapolis Institute of Art. - ^ Entwurf für ein Riesenbild des Bodhidharma, das Hokusai 1817 in Nagoya als Werbeaktion für seine Hokusai Manga anfertigte. Im Bildtext sind die Maße des Plakats angegeben, die umgerechnet eine Fläche von 11 mal 18 Metern ergeben.
Werk von Katsushika Hokusai (1760-1849). Edo-Zeit. Bildquelle: bakumatsu.org. - ^ daruma-Puppe.
Bildquelle: unbekannt. - ^ Eine etwas verwitterte daruma-Figur neben einem Miniaturschrein (hokora). Die Figur hat nur ein Auge bemalt, was bedeutet, dass der an sie gerichtete Wunsch noch nicht in Erfüllung gegangen ist.
El-Branden Brazil, flickr 2007 (mit freundlicher Genehmigung). - ^ Daruma-Puppen mit noch unbemalten Augen als Glücksbringer.
Craig Howitt, flickr 2005. - ^ Neujahrskarte mit Daruma-Motiv.
Werk von David Bull. 1999. David Bull. - ^ Das Bild trägt den Titel „Schnee vor den Speicherhallen [der Daimyō]“. Ein Diener hat seine Einkäufe, Fisch und Zwiebel, auf einen frisch errichteten yuki-daruma, einen Schnee-Daruma, gelegt, um sich sein Schuhwerk (geta) zu richten, doch ein Hund ist im Begriff, diese zu stehlen. Yuki-daruma ist noch heute die gängige japanische Bezeichnung für „Schneemann“.
Werk von Utagawa Hirokage. Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston. - ^ Dieses Bild ziert das Deckblatt einer illustrierten Reportage über das Große Erdbeben in Edo, 1855 (Ansei 2). Kuniyoshi hat diesem Daruma nicht nur seine eigenen Gesichtszüge verliehen, er versetzt ihn auch aus seiner Höhle in ein von vom Erdbeben zerstörtes Haus. Außerdem erkennt man im Mönchsgewand ein Gesicht mit weit aufgerissenem Maul, das für den Eingeweihten eindeutig das Gesicht eines Welses ist. Es handelt sich also um den Erdbebenwels (namazu), eine legendäre Gestalt, die damals als Verursacher des Erdbebens angesehen und von den ukiyo-e Künstlern halb im Ernst, halb scherzhaft in jedem nur erdenklichen Kontext dargestellt wurde. Das Bild trägt ein Gedicht mit folgendem Inhalt:
Erkenne, auch das ist die „Torlose Schranke“ des Zen:
Wenn alles zusammenfällt, bleibt nichts mehr übrig.Angesichts der Katastrophe werden die Spekulationen über Erleuchtung und „Nichts“ aus dem Zen Klassiker „Torlose Schranke“ (Mumonkan) hier satirisch auf einen konkreten Nenner gebracht.
Werk von Utagawa Kuniyoshi (1797–1861). Edo-Zeit. Waseda University Library.
- ^ Kinderspielzeug auf einem „Rotbild“ (aka-e); diese Bilder galten als Talismane gegen die Pocken, von denen v.a. Kinder betroffen waren. Dargestellt sind Daruma, Kintarō und ein Krieger, wahrscheinlich Minamoto no Tametomo. Die Figuren sind hier als Pockengottheiten (hōsōgami) ausgewiesen.
Werk von Katsushika Hokki. Edo-Zeit, frühes 19. Jh. Museum of Fine Arts, Boston. - ^ Spielzeug, das Kinder besonders bei Krankheiten stärken soll, u.a. die daruma-Puppe. Das Bild enthält auch eine Werbung für leichtes Gebäck (karuyaki senbei), die man bei Besuchen von kranken Kindern als Geschenk mitbrachte (Kusuri no hakubutsukan).
Edo-Zeit, 19. Jh. Japanese Woodblock Print Collection, UC San Francisco. - ^ Der Held Minamoto no Tametomo schwört die Pockengötter (hōsōgami), u.a. auch daruma, auf den Kampf gegen die Pocken ein.
Werk von Utagawa Kuniyoshi. Edo-Zeit, 1843–47. Bildquelle: Nippon Design, Blog. - ^ Das Bild entstammt einem Triptychon, auf dem Minamoto no Yorimitsu mit seinen Getreuen von einem Erdspinnerich umgarnt wird. Im Gefolge des Spinnenmonsters befinden sich die hier dargestellten yōkai-Gespenster, befehligt von einem Daruma (Figur in Rot).
Werk von Utagawa Kuniyoshi. Edo-Zeit. Victoria and Albert Museum, London. - ^ Eine Pockengottheit (hōsōgami), hier eine Art Geist mit den Merkmalen eines Pockenkranken. Im Korb auf seinem Rücken erkennt man unter anderem Daruma, der helfen soll, die Pocken zu vertreiben. Derartige Figuren können Krankheiten sowohl hervorbringen als auch tilgen.
Werk von Utagawa Kunisada (1786–1864). Edo-Zeit. Waseda University Library. - ^ Daruma und Schöne im gleichen Boot: Daruma rasiert sich mit einer Pinzette und benützt dazu sein Spiegelbild im Wasser. Die junge Frau macht den Fährmann.
Werk von Suzuki Harunobu (1724-1770). Edo-Zeit. Art Institute Chicago. - ^ Junges Mädchen bietet Daruma eine Pfeife zum Rauchen an.
Werk von Suzuki Harunobu (1725–1770). Edo-Zeit, 1765. Art Institute Chicago. - ^ Eine Schöne in der Pose des Bodhidharma, der einer berühmten Legende zufolge den Fluss Yangtse mit Hilfe eines Schilfhalms überquert haben soll. Obwohl nach der Mode der Edo-Zeit gekleidet, spielen auch die rote Farbe der Kleidung und die Kapuzen-artige Kopfbedeckung auf die Figur des Daruma an.
Werk von Suzuki Harunobu (1724–1770). Edo-Zeit, 1765–1770. The British Museum. - ^ Dieses „Frühlingsbild“ (shunga) parodiert die Legende, nach der Bodhidharma auf einem Schilfhalm den Yangtse Fluss überquert haben soll. Nicht nur wird der Mönch durch eine junge Dame ersetzt, auch der Grashalm wird zu einem phallusförmigen Pilz.
Werk von Ippitsusai Bunchō. Edo-Zeit, 18. Jh. Museum of Fine Art, Boston. - ^ Junge Frau im Gewand und der Pose des Bodhidharma. Im beigefügten Gedicht wird die asketische Übung des Bodhidharma, der neun Jahr vor einer Wand sitzend meditiert haben soll, mit dem schweren Los eines Freudenmädchens verglichen. Dieser Vergleich soll auf die berühmte Kurtisane Handaiyu der frühen Edo-Zeit zurückgehen. Sie meinte, wenn Daruma nach neun Jahren Meditation die Erleuchtung erfahren habe, müsste jede Frau wie sie nach spätestens zehn Jahren erleuchtet sein. Dieser Ausspruch soll den Künstler Hanabusa Itchō (1652–1724) zu den ersten Bildern von Daruma und Dame inspiriert haben.
Werk von Kitagawa Utamaro (1753–1806). Edo-Zeit, 1790er Jahre. Tochigi-shi Kankyō Kyōkai, Tochiga Kuranomachi Museum of Art. - ^ Bodhidarma als Vulva; Verdeutlichung des Slang-Ausdrucks daruma onna (Daruma-Frau) für „billige Prostituierte“
Werk von Utagawa Kuniyoshi (1798–1861). Edo-Zeit, 1840er Jahre. Bildquelle: AK-Antiek. - ^ Daruma und Dame mit vertauschten Kleidern.
Werk von Baiōken Eishun (Takeda Harunobu). Edo-Zeit, frühes 18. Jh. Bildquelle: Bernard Faure. - ^ Daruma im Outfit und der typischen Haltung einer hochrangigen Kurtisane, allerdings mit etwas unsicherem Gesichtsausdruck. Der Kimono ist mit hossu-Wedeln, also buddhistischen Ritualgegenständen, verziert. Das Bild trägt eine Inschrift des Edo-zeitlichen Literaten Ōta Nanpō (1749–1823).
Werk von Tsutsumi Tōgetsu (1749-1823). Edo-Zeit, um 1800. The British Museum. - ^ Eine prächtig gekleidete Dame, vielleicht ein Kurtisane, aber mit aufgelöstem Haar, putzt die Ohren des Bodhidharma (in Japan Zeichen zärtlicher Vertrautheit).
Werk von Kawanabe Kyōsai. Edo-Zeit. mingei arts. - ^ Originaltitel Kaika no daruma (Daruma während der Öffnung); „Öffnung“ meint die Öffnung Japans gegenüber dem Westen. Daruma studiert in vertrauter Zweisamkeit mit einer jungen Dame eine moderne Zeitung. Er trägt eine braune Mönchskutte, während sich die Frau das rote Gewand übergezogen hat, das üblicherweise mit Daruma assoziiert wird. In diesem Bild schwingt sicher auch die Doppelbedeutung des Begriffs Daruma mit, der in der Edo-Zeit auch eine (billige) Prostituierte bezeichnete. Die melancholische Note des Bildes lässt beide, Daruma und Dame, als „Modernisierungsverlierer“ erscheinen.
Werk von Tsukioka Yoshitoshi (1839–1892). Meiji-Zeit, 1882. LACMA, Los Angeles.
Glossar
- Bodhidharma (skt.) बोधिधर्म ^ legendärer buddh. Mönch aus Indien, in China aktiv; gilt als Begründer des Chan (Zen) Buddhismus (jap. Daruma 達磨 oder Bodaidaruma 菩提達磨)
- daruma だるま ^ Glücksbringer aus Pappmaché, der dem Zen-Patriarchen Daruma (skt. Bodhidharma) nachempfunden ist
- daruma onna だるま女 ^ wtl. Daruma-Frau; abschätziger Ausdruck für „Freudenmädchen"; bezog sich im 19. und 20. Jh. zumeist auf illegale, inoffizielle oder billige Formen der Prostitution; nicht zu Verwechseln mit onna daruma
- Hanabusa Itchō 英一蝶 ^ 1652–1724; Maler und Literat; wtl. „der glorreiche Schmetterling“
- Liang Wu Di (chin.) 梁武帝 ^ 464–549; auch: Kaiser Wu, r. 502–549; Gründer der kurzlebigen Liang-Dynastie (502–557/587) und bedeutender Förderer des chinesischen Buddhismus
- Minamoto no Tametomo 源為朝 ^ 1139–1170; auch als Chinzei Hachirō Tametomo bekannt; legendärer Bogenschütze der späten Heian-Zeit aus dem Haus der Minamoto; wurde auf der Halbinsel Izu als Gott verehrt; gilt auch als legendärer Begründer der Herrscherdynastie von Okinawa
- okiagari kobōshi 起き上がり小法師 ^ „Stehauf-Mönchlein“; Spielzeug bestehend aus Pappmaché
- onna daruma 女だるま ^ wtl. Frauen-Daruma; Daruma-Figuren in weiblicher Form, die auch als Glücksbringer (engimono) ausgeführt werden; nicht zu Verwechseln mit daruma onna
- Shaolin Si (chin.) 少林寺 ^ Ursprungskloster des Shaolin-Ordens am Berg Song; Geburtsstätte des Chan Buddhismus
- Shichi Fukujin 七福神 ^ Sieben Glücksgötter; populäres Ensemble von Glücksgöttern verschiedener Herkunft
- Utagawa Kuniyoshi 歌川国芳 ^ 1798–1861; Maler und Zeichner. Bekannter Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts
- Yangtsekiang (chin.) 扬子江 ^ Außerhalb Chinas geläufiger Name des Jangjiang 長江 („langer Fluss“), drittlängster Fluss der Welt
Religion in Japan, Inhalt
- 一 Grundbegriffe
- 二 Bauten
- 五 Mythen
- Einleitung
- Mythologie:
- Götter des Himmels
- Götter der Erde
- Jenseits:
- Jenseits
- Geister:
- Totengeister
- Dämonen
- Tiere:
- Imaginäre Tiere
- Verwandlungskünstler
- Symboltiere
- 六 Geschichte
- Einleitung
- Altertum:
- Prähistorie
- Frühzeit
- Nara-Zeit
- Frühe kami-Kulte
- Heian-Zeit
- Saichō
- Kūkai
- Honji suijaku
- Mittelalter:
- Kamakura-Zeit
- Amidismus
- Zen Buddhismus
- Nichiren Buddhismus
- Mittelalterl. Shintō
- Frühe Neuzeit:
- Reichseinigung
- Christentum
- Terauke-System
- Neo-Konfuzianismus
- Kokugaku
- Moderne und Gegenwart:
- Bakumatsu-Zeit
- Staatsshintō
- Neue Religionen
- 七 Essays
- Überblick
- Buddhismus, Asien:
- Arhats in China und Japan
- Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus
- Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott
- Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins
- Lokale Vorstellungen, Japan:
- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
- Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult
- Hundert Geschichten: Horrorklassiker aus der Edo-Zeit
- Religion und Politik:
- Die Tenshō-Mission: Beginn einer schwierigen transnationalen Beziehung
- Yasukuni: Der Schrein des ‚friedlichen Landes‘
- Herrigels Zen und das Bogenschießen
- Anhang
- Metalog
- Konzept
- Autor
- Impressum
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„Bodhidharma: Der erste Patriarch des Zen.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001