Japans ‚christliches Jahrhundert‘
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Die ersten Missionare, die Japan Mitte des sech·zehnter Jahr·hunderts erreichten, wurden — wie bereits erwähnt — sehr wohl·wollend auf·ge·nommen. Ins·besondere im Norden der Insel Kyushu fanden sie in lokalen Machthabern wie
Der Begriff „Ōmura Sumitada“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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,
Der Begriff „Ōtomo Sōrin“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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oder
1561?–1612; christlicher Daimyō in Kyūshū
Der Begriff „Arima Harunobu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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mächtige Gönner, die schließ·lich sogar selbst zum Christentum über·traten. Sie über·ließen den Portugiesen die Stadt Nagasaki, die bald zu einem neuen Handels·zentrum empor wuchs und zu·gleich auch das Zentrum der jesuitischen Mission darstellte. Von dort aus gelang es zu·nächst jesuitischen, später auch franziskanischen Missionaren, eine beträchtliche Gefolgschaft in Kyushu auf·zu·bauen. Als nächstes konzentrierte man sich auf die Haupt·stadt Kyoto, wo die Christen durch den damals mächtigsten Kriegs·fürsten und Reichseiniger
1534–1582, Kriegsfürst, Reichseiniger
Der Begriff „Oda Nobunaga“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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wohlwollende Duldung wenn nicht gar Förderung erfuhren.
Verbote und Repressionen
Nach Nobunagas Ermordung im Jahr 1582 übernahm sein Gefolgsmann
1537–1598, Feldherr, militärischer Machthaber; bekannt als der zweite von drei Reichseinigern am Ende der „Zeit der kämpfenden Länder“ (Sengoku Jidai)
Der Begriff „Toyotomi Hideyoshi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(1537–1598) die Führung seiner Truppen und setzte den Einigungsprozess des Landes zügig fort. Nach·dem er den Erfolg der Christen in Kyushu 1587 mit eigenen Augen er·lebte, reagierte Hideyoshi mit Skepsis gegen·über der fremden Religion und ver·wies die Missionare des Landes. Wie Nobunaga hatte auch er die Erfahrung ge·macht, dass gerade die·jenigen feind·lichen Heere, die von religiösen Gruppierungen ge·führt wurden, am schwierigsten zu unter·werfen waren. Obwohl die Christen ihm nicht feindlich ent·gegen·traten, sah er in ihnen offen·bar auf·rührerisches Potential. Da Hideyoshi aber weiter am Handel mit den Portugiesen interessiert war, scheinen seine Ver·bote des Christentums nicht konsequent um·ge·setzt worden zu sein. Erst zehn Jahre später, im Jahre 1597 (ein Jahr vor Hideyoshis Tod) kam es zu ersten brutalen Repressionen, denen auch die be·kannten 26 Märtyrer von Nagasaki zum Opfer fielen.
Der Begriff „Tokugawa Ieyasu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(1543–1616), der dritte der „Drei Reichseiniger“, betrieb nach seiner Machtergreifung (1600, bzw. 1603) vor·über·gehend eine tolerantere Politik — noch war auch er am Handel mit den Portugiesen inter·essiert. Als aber immer mehr europäische Protestanten (Holländer, Engländer) nach Japan kamen, verloren die Portugiesen ihr Handels·monopol. Zugleich wurde auch der europäische Religions·streit zwischen Katholiken und Protestanten in Japan sicht·bar. Ieyasu sah sich daraufhin nicht länger genötigt, die von ihm als potentiell ge·fähr·lich eingestufte fremde Religion zu dulden. 1613 kam es neuerlich zu einem totalen Verbot (Bateren tsuihōrei), Missionare, japanische Christen und sogar christliche
Territorialfürst, Titel des Kriegeradels
Der Begriff „Daimyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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wurden des Landes ver·wiesen oder hingerichtet.
Unter Ieyasus Nachfolgern verstärkten sich die Repressionen, Christen wurden systematisch aus·ge·forscht. Da sie für ihren un·be·dingten Glauben bekannt waren, ließen sie sich identifizieren, indem man sie zwang, auf Bildern von Jesus oder Maria oder auf Kruzifixen herum·zu·trampeln. Wer dies ver·weigerte, ent·larvte sich als Christ und wurde zu·meist ge·kreuzigt. Diese Praxis wurde als
„Bildertreten“; Zwangsmaßnahme zur Entlarvung von Christen
Der Begriff „fumie“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, wtl. „Bildertreten“ be·zeichnet. 1622 kam es neuerlich zu öffentlichen Hin·richtungen in Nagasaki, denen 51 Christen zum Opfer fielen. Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Geschichte/Christentum.
Die Repressionen erreichten 1637 und 38, zur Zeit der sog. Shimabara Rebellion in Kyushu, ihren Höhe·punkt. Der Grund für diesen Auf·stand lag wohl haupt·sächlich in der exzessiven Be·steuerung der Bauern, doch wurde das Christentum, das ja in Kyushu tatsächlich besonders verbreitet war, als Ursache ge·brand·markt. Die Rebellion wurde niedergeschlagen, 40.000 Auf·ständische wurden dabei ge·tötet. In der Folge wurde die Ver·folgung der Christen auf ganz Japan ausgedehnt. Um zu gewährleisten, dass in keinem japanischen Haushalt mehr Christen lebten, mussten sich alle Japaner in die Gläubigenregister der buddhistischen Tempel eintragen lassen (s. terauke System). Bald getraute sich niemand mehr, sich öffent·lich zum Christentum zu bekennen, im Unter·grund blieben aber einige Gemeinden (die sog. „Krypto-Christen“,
„Krypto-Christen“; christliche Geheimbünde
Der Begriff „kakure kirishitan“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) bis zur frühen
posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt
Der Begriff „Meiji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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-Zeit, genauer bis zur Auf·hebung des Christenbannes 1873, bestehen. Interessanter·weise gibt es bis heute Nach·fahren dieser Krypto-Christen, die lieber bei ihrer heimlich überlieferten Version des Christentums bleiben, statt sich der katholischen „Mutterkirche“ anzuschließen.
Mit dem absoluten Verbot des Christentums setzte in Japan auch die „Politik der Abschließung des Landes“ (
Abschließung des Landes in der Edo-Zeit, 1639–1853
Der Begriff „sakoku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) ein, die bis zur erzwungenen Öffnung des Hafens von Yokohama durch den amerikanischen Admiral Perry (1853) beibehalten wurde. Einziges Fenster zur europäischen Welt war der niederländische Handelsstützpunkt auf Deshima, eine künstliche Insel im Hafen von Nagasaki, deren Zugang vom Shogunat streng kontrolliert wurde.
Gründe der Christenverfolgung
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Das Christentum wurde wohl zunächst für eine exotische Form des Buddhismus ge·halten, da sich die ersten Dolmetscher natürlich bud·dhis·tischer Termini bedienten. Auch das oben ab·ge·bildete Portrait des „Christenfürsten“
1561?–1612; christlicher Daimyō in Kyūshū
Der Begriff „Arima Harunobu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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zeigt, dass zu·mindest die religiöse Bildsprache der frühen japanischen Christen stark dem Buddhismus verpflichtet war.
Die Jesuiten bemühten sich allerdings konsequent, die Landes·sprache zu erlernen, den Konvertiten Latein und Portugiesisch bei·zu·bringen und schließ·lich christliche Schriften ins Japanische zu über·tragen. Ein be·rühmtes Bei·spiel dieser kulturellen An·näherung stellt das 1604 fertig ge·stellte Portugiesisch-Japanische Wörter·buch Lingoa de Iapam von Joao Rodrigues dar. Es ist nicht nur ein Zeichen für die Ernst·haftig·keit und den missio·narischen Eifer der Jesuiten, es stellt dar·über hinaus eine un·er·setz·liche Quelle zur Phonetik und zum Vokabular des damaligen Umgangs·japanisch dar.
Trotz dieser durchaus ernst gemeinten Bemühungen um einen Dialog mit der japanischen Kultur im Dienste der Mission blieb das Christen·tum den meisten japanischen Macht·habern doch in derselben Weise ver·dächtig, wie einzelne fun·da·men·ta·listisch-buddhistische Sekten: Es war nicht bereit, den grund·sätz·lichen Konsens zu teilen, dass letzt·lich alle (tolerierbaren) Religions·formen die gleiche Wahr·heit aus·drücken. Diese Grund·haltung des Buddhismus (s. Einführung) wurde auch von welt·lichen Herrschern ge·teilt. Die japanischen Christen·ver·folgungen sind daher nicht un·be·dingt als Aus·druck von be·sonderer Fremden·feind·lich·keit oder Anti-Christianismus zu sehen, viel·mehr wurden alle religiösen Gruppen, die mit dem Anspruch auf·traten, allein selig·machend zu sein, auf ähnliche Weise be·handelt. Ähnlich wie die Christen wurden auch einzelne radikale Fraktionen der Nichiren und Amida-Sekten als Häretiker ge·brand·markt und verfolgt.
Im übrigen offenbaren jesuitische Quellen, dass das Misstrauen in Japan durchaus nicht ohne Be·rech·tigung war. Unter den Jesuiten gab es auch eine Fraktion in den Mönch·stand ge·tretener Hidalgos, die ernsthaft darüber nach·dachten, Japan mit militärischer Gewalt zu unterwerfen.
Abgesehen von Bedenken gegenüber der fremden Religion waren sich Hideyoshi und Ieyasu sehr wohl der Rolle bewusst, die der Handel, bzw. neue, aus Europa importierte Technologien bei der Reichs·einigung ge·spielt hatten: Dank neuer Kriegs·technologien gelang es den „progessiveren“ unter den Kriegs·herren, die existierende militärische Patt·stellung zu kippen und mehr und mehr Ver·bündete auf ihre Seite zu ziehen. Als dieser Prozess der Einigung ab·ge·schlossen war, trachtete das Tokugawa Shogunat danach, die Vorteile, die ihm zur Macht verholfen hatten, potenziellen Gegnern zu ver·wehren. Da aber Daimyo, die das Christen·tum förderten, zweifel·los privilegierte Be·ziehungen zum europäischen Handel hatten, standen die neuen Herrscher über kurz oder lang vor der Wahl, entweder selbst das Christen·tum zu fördern oder es zu verbieten, und entschieden sich für das letztere.
Literatur
Quelle: 26 Martyrs Museum, Nagasaki [2010/8]
- ^ Francisco de Xavier (1506–1552), der heilige Franz Xaver, war der Begründer der japanischen Jesuitenmission. Wie viele christliche Artefakte in Japan wurde auch dieses Bild, in Folge der Christenverfolgungen ab 1614, Jahrhunderte lang unter Verschluss gehalten und erst 1920 wieder entdeckt. Man nimmt an, dass das Bild von einem japanischen Maler stammt, der von den Jesuiten in europäischer Maltechnik ausgebildet wurde. Die Inschrift kennzeichnet Franz Xaver als Heiligen („S.“) und müsste demnach nach seiner Heiligsprechung (1622) entstanden sein, manche Experten sind allerdings der Meinung, dass die Jesuiten ihn schon vorzeitig als Heiligen titulierten und das Bild daher aus früherer Zeit stammt.
Das Bild zeigt den Heiligen, dem sich Christus in einer Vision offenbart. Er soll darauf mit den Worten reagiert haben: „Satis est, domine, satis est“ (salopp ausgedrückt, „das reicht schon“). Die Worte werden als Ausdruck einer besonderen Bescheidenheit ausgelegt.
Frühe Edo-Zeit, frühes 17. Jh. Kōbe City Museum, über Internet Archive. - ^ Offiziell handelt es sich hier um ein Abbild des buddhistischen Bodhisattvas Kokūzō (skt. Akashagarbha), der häufig mit einem Wunschjuwel, das er in Brusthöhe hält, dargestellt wird. Auf dieser Darstellung fällt allerdings auf, dass das „Wunschjuwel“ eher dem Weltenberg Sumeru gleicht, auf dem jedoch ein Kreuz thront. Dies erinnert wiederum an das christliche Herrschaftssymbol von Reichsapfel mit Kreuz. Auch der Mantel des Dargestellten entspricht nicht der gängigen Bodhisattva Ikonographie. Schließlich sind in dem Gewand vier Gesichter versteckt, die ebenfalls Rätsel aufgeben. Die lange in einer Schachtel verwahrte Darstellung, deren Ursprung im Dunklen liegt, dürfte jedenfalls unter christlichem Einfluss entstanden sein.
Laut dem Japanologen Detlev Schauwecker, einem Spezialisten des „christlichen Zeitalters“ in Japan, handelt es sich in der Tat um ein Portrait des christlichen Daimyōs Arima Harunobu (1561?-1612). In den Jesuitendramen der Barockzeit tritt dieser unter dem Namen Protasio von Aryma als Idealtyp des japanischen „Christenfürsten“ auf. Tatsächlich wurde er auf Grund seines Glaubens unter Tokugawa Ieyasu verbannt und schließlich zum Tode verurteilt. Japanische Quellen deuten allerdings darauf hin, dass er dem Christentum zuvor abschwor. Sollte die vorliegende Darstellung tatsächlich Arima Harunobu abbilden, so zeigt sie ihn jedenfalls in einer perfekten Überblendung christlicher und buddhistischer Attribute.
Eine andere Theorie sieht die Darstellung in der Tradition des chinesischen Nestorianismus, also einer frühen Abspaltung des Christentums, die sich schon vor der Missionierung im 16. Jh. bis China verbreitet hatte.
Frühe Edo-Zeit. Kōshū-shi.
Religion in Japan, Inhalt
- 一 Grundbegriffe
- 二 Bauten
- 五 Mythen
- Einleitung
- Mythologie:
- Götter des Himmels
- Götter der Erde
- Jenseits:
- Jenseits
- Geister:
- Totengeister
- Dämonen
- Tiere:
- Imaginäre Tiere
- Verwandlungskünstler
- Symboltiere
- 六 Geschichte
- Einleitung
- Altertum:
- Prähistorie
- Frühzeit
- Nara-Zeit
- Frühe kami-Kulte
- Heian-Zeit
- Saichō
- Kūkai
- Honji suijaku
- Mittelalter:
- Kamakura-Zeit
- Amidismus
- Zen Buddhismus
- Nichiren Buddhismus
- Mittelalterl. Shintō
- Frühe Neuzeit:
- Reichseinigung
- Christentum
- Terauke-System
- Neo-Konfuzianismus
- Kokugaku
- Moderne und Gegenwart:
- Bakumatsu-Zeit
- Staatsshintō
- Neue Religionen
- 七 Essays
- Überblick
- Buddhismus, Asien:
- Arhats in China und Japan
- Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus
- Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott
- Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins
- Lokale Vorstellungen, Japan:
- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
- Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult
- Hundert Geschichten: Horrorklassiker aus der Edo-Zeit
- Religion und Politik:
- Die Tenshō-Mission: Beginn einer schwierigen transnationalen Beziehung
- Yasukuni: Der Schrein des ‚friedlichen Landes‘
- Herrigels Zen und das Bogenschießen
- Anhang
- Metalog
- Konzept
- Autor
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„Japans ‚christliches Jahrhundert‘.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001