Die Vier Edlen Wahrheiten und der Achtgliedrige Pfad
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Die Vier Edlen Wahrheiten und der Achtgliedrige Pfad sind ein Synonym für die Kern·thesen der bud·dhis·tischen Lehre. In seiner berühmten „Predigt von Benares“, am Beginn seiner Lehr·tätigkeit, erklärt der Buddha die Vier Edlen Wahr·heiten und den Acht·gliedrigen Pfad folgendermaßen:
Dies, ihr Mönche, sind die vier edlen Wahr·heiten. Welche vier? Das Leiden, die Ent·stehung des Leidens, die Auf·hebung des Leidens und der zur Auf·hebung des Leidens führende Weg.
Was nun ist das Leiden? Geburt ist Leiden, Alter ist Leiden, Krank·heit ist Leiden, Tod ist Leiden, mit Unliebem vereint sein ist Leiden, von Liebem getrennt sein ist Leiden, nicht erlangen, was man begehrt und erstrebt, auch das ist Leiden, kurz die fünf Gruppen des Ergreifens sind Leiden. Das heißt Leiden.
Was ist die Entstehung des Leidens? Es ist der Durst, der zur Wieder·geburt führt, der von Wohl·gefallen und Be·gierde begleitet da und dort Ge·fallen findet. Das heißt die Ent·stehung des Leidens.
Was ist die Auf·hebung des Leidens? Es ist die restlose Ab·lehnung und Auf·hebung dieses Durstes, der zur Wieder·geburt führt, der von Wohl·gefallen und Begierde begleitet da und dort Gefallen findet, sein Auf·geben und seine Unter·drückung. Das heißt die Auf·hebung des Leidens.
Und was ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg? Es ist der edle acht·gliedrige Pfad, nämlich rechte An·sicht, rechtes Denken, rechtes Reden, rechtes Handeln, rechtes Leben, rechtes Streben, rechte Wach·samkeit und rechte Sammlung. Das heißt der zur Auf·hebung des Leidens führende Weg. Das ihr Mönche sind die vier edlen Wahrheiten.
Nach Frauwallner 1993: 183-184.
Die Vier Wahrheiten und der Achtfache Weg (= die vierte Wahrheit) werden von allen bud·dhis·tischen Richt·ungen anerkannt, dank ihrer sehr all·ge·meinen Formulierung können sie aber natürlich sehr unter·schiedlich aus·gelegt werden. Sie enthalten jedoch im Kern alle Einzel·bereiche, in denen sich die Lehre des Bud·dhis·mus entfaltet, wie der Buddhologe Ernst Steinkellner auf folgende Weise darlegt:
Von diesen vier Wahrheiten kann die erste, die Wahr·heit vom Leiden, das heißt der Grund·satz, dass alles Seiende leidvoll ist, weil es wegen seiner Ver·gäng·lich·keit Leid bewirkt, als Aus·gangs·punkt der bud·dhis·tischen Ontologie gelten; die zweite Wahr·heit, vom Ursprung dieses Leidens, als Basis der bud·dhis·tischen Psycho·logie oder Ontologie des Mentalen; die dritte Wahr·heit, vom Aufhören des Leidens, ist Fundament für den Bud·dhis·mus als Religion, weil sie ein Ziel jenseits des Leidens lehrt; und die vierte Wahr·heit vom Weg, der zum Auf·hören des Leidens führt, ist Grund·lage für die Moral·lehre und Meditationspraxis des Buddhismus.
Steinkellner 2009: 15-16. Hervorhebungen: B.S.
Literatur
- ^ Löwen-Stele des Königs Ashoka, des ersten mächtigen Förderers des Buddhismus. Die Löwen trugen ursprünglich ein „Rad der Lehre“ (dharmacakra), wie es auch unter ihren Füßen abgebildet ist. Es symbolisiert sowohl im Buddhismus als auch in anderen Religionen Indiens die Lehre selbst. Die Stele diente aber in erster Linie als Markierung der berühmten Edikte, die Ashoka ebenfalls in Stein eingravieren ließ. Sie wurde Anfang des 20. Jh. wiederentdeckt und ist heute ein nationales Emblem Indiens. Die Aufnahme aus dem Jahr 1905 zeigt die Statue am Ort ihrer Entdeckung.
Indien, 3. Jh. v.u.Z. Wikimedia Commons.
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- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
- Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult
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„Die Vier Edlen Wahrheiten.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001