Ebisu, der vertraute Fremde
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Glücksgott der Händler und Fischer; andere Schreibung: 夷 oder 戎; Grundbedeutung wahrscheinlich „Fremder“ oder „Barbar“
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ist heute in erster Linie als ein Mitglied der Sieben Glücksgötter (
Sieben Glücksgötter; populäres Ensemble von Glücksgöttern verschiedener Herkunft
Der Begriff „Shichi Fukujin“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) bekannt.1 Er wird als solcher für gewöhnlich mit rundem, lachenden Gesicht, einer Angel, einer roten Meerbrasse (tai), der traditionellen kariginu-Tracht und einem eboshi (Kopfbedeckung aus schwarz gelacktem Papier) dargestellt. Seine Füße sind häufig unbeschuht. Er ist zusammen mit
Gott des Reichtums und Stellvertreter der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); skt. Mahakala = „Großer Schwarzer“; auch Daikoku-ten
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für die tägliche Nahrung zuständig und gilt als besonderer Schutzpatron der Fischer und Kaufleute.
Ausbreitung des Ebisu Kults
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Ebisus Aufstieg zu einer Schreingottheit ist erstmals im
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Geographische Lage
Schrein in der Region zwischen Ōsaka und Kōbe dokumentiert. Dieser Schrein gilt noch heute als das Zentrum der Ebisu-Verehrung. Ende der
auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
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Geographische Lage
-Zeit wird hier eine Gottheit namens
Beiname des Glücksgottes Ebisu
Der Begriff „Ebisu Saburō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
erwähnt, die dem Meer entstiegen sein soll.2 Später brachte man diesen Ebisu Saburō mit den klassischen Mythen in Zusammenhang und identifizierte ihn mit
Der Begriff „Hiru-ko“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, dem „Blutegel-Kind“ des Urgötterpaares
Göttervater; auch Izanaki (ki hier männliche Endung); Bruder und Mann von Izanami
Der Begriff „Izanagi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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und
Göttermutter, Göttin der Unterwelt (mi hier weibliche Endung); Schwester und Frau des Izanagi
Der Begriff „Izanami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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. Dieses Kind war den Mythen zufolge eine Missgeburt und wurde deshalb im Meer ausgesetzt. Über das weitere Schicksal des Hiruko berichten die Mythen ebensowenig wie über eine Gottheit namens Ebisu. Es ist daher nicht anzunehmen, dass die Verbindung Ebisu-Hiruko schon zur Zeit der Abfassung der Mythen (8. Jh.) bestand. Dass die beiden im Nishinomiya Schrein mit einander assoziiert werden, liefert uns jedoch einen ersten Hinweis, dass Ebisu nicht bloß ein lächelnder Glücksgott ist, sondern dass von Beginn an auch seltsam-fremde, ungewöhnliche und unvollkommene Charakterzüge das Bild des Ebisu prägten.
Der Nishinomiya Schrein war Ende der Heian-Zeit u.a. ein Zentrum für Schausteller, die von hier aus mit Puppenspielen durch die Lande zogen. Sie waren damals als Ebisu-Träger (ebisu-kaki) or Ebisu-Vagabunden (ebisu-mawashi) bekannt. Es liegt daher nahe, dass diese Puppen-Schausteller zur Verbreitung des Ebisu Kults beitrugen.3
In der Folge lässt sich Ebisus Funktion als Markt-Gottheit nachweisen. Um die Wende von der Heian zur Kamakura Zeit (12. Jahrhundert) scheint Ebisu bereits von Händlern und Kaufleuten als Schutzgottheit angenommen worden zu sein.3 Von da an entwickelte er sich mehr und mehr zu einem städtisch-kaufmännischen Glücksgott der Märkte. Zugleich erinnern seine ikonographischen Merkmale — Angel und Meerbrasse — an seine maritime Herkunft.
Feste und Schreinlegenden
Neben dem Nishinomiya Schrein hat sich auch der
Ebisu Schrein in Ōsaka
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Geographische Lage
Schrein in der Handelsmetropole Osaka zu einem populären Zentrum des Ebisu-Kults entwickelt. In beiden Schreinen gilt der zehnte Januar als wichtigster Festtag (
wtl. Ebisu des 10. Tages; wichtiges Schreinfest des Ebisu am 10 Januar
Der Begriff „Tōka Ebisu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, wtl. Ebisu des zehnten Tages), die Feiern beginnen allerdings schon am 9. und erstrecken sich bis zum 11. Januar. Besonders die Händler beten dann um geschäftlichen Erfolg im anbrechenden Jahr. Neben Geldspenden werden auch Speisen und
Reiswein
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dargebracht. Im Nishinomiya Schrein spendet die Fischerei-Genossenschaft jährlich einen möglichst großen Thunfisch, der während der Feiertage von den Besuchermassen mit Münzen beklebt wird.
Schwerhörigkeit
In vielen Ebisu Schreinen machen die Besucher des Tōka Ebisu Festes mit lauten Geräuschen auf sich aufmerksam, zum Beispiel, indem sie mit kleinen Holzhämmern an das Schreingebäude klopfen. Dies wird damit begründet, dass die Gottheit schwerhörig sei und die Gläubigen sonst nicht hören könne. 4 Auch das geläufige Händeklatschen, mit dem viele Japaner die Götter auf sich aufmerksam machen, wenn sie einen Schrein besuchen, soll auf den Ebisu-Kult und die dem Ebisu zugeschriebene Schwerhörigkeit zurückgehen.5
Auch ein anderer Feiertag des Ebisu, der 20. Tag des Zehnten Monats, wird mit Ebisus Schwerhörigkeit begründet. Der Zehnte Monat wurde seit dem Mittelalter häufig als der „Monat ohne Götter“ (
„Monat ohne Götter“; volkstümlicher Beiname des 10. Monats, in dem sich die Götter Japans alle nach Izumo begeben sollen
Der Begriff „Kannazuki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) bezeichnet, da die Götter sich zu diesem Zeitpunkt alle im
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Geographische Lage
Schrein versammeln. Da aber Ebisu den Aufruf nach Izumo zu kommen nicht hören kann, bleibt er als „Aufpasser-Gott“ (rusugami) in seinem Schrein zurück und wird als solcher im Oktober besonders geehrt.
Ähnlich wie im Hiruko-Mythos findet sich auch in dieser Legende ein Hinweis auf eine gewisse Behinderung des Glücksgottes, die in der Ikonographie üblicherweise nicht zum Ausdruck kommt.
Deformierter Ebisu
Schließlich gibt es den Brauch des igomori matsuri („Fest der Abgeschiedenheit“), das zumeist am 9. 1., also am Vortag des Tōka-Festes begangen wird.
Im Nishinomiya Schrein wird Ebisu an diesem Tag zum nahe gelegenen Hirota Schrein transportiert. Im Gegensatz zu den üblichen Schreinprozessionen vollzieht sich dieser Transport aber im Geheimen, die meisten Mitglieder der Schreingemeinde schließen sich an diesem Tag zuhause ein. Dies wird damit begründet, dass sich Ebisu an diesem Tag in deformierter Gestalt (isō ebisu) zeigt. Er schämt sich allerdings für seine Deformation und verflucht jeden, der ihn so zu Gesicht bekommt. Folglich ist es besser, an diesem Tag zu Hause zu bleiben.6 Zusätzlich wird gefastet und die Kieferzweige (
wtl. Pinien[zweige] am Tor; Neujahrsschmuck
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), die als Neujahrschmuck an den Türen befestigt sind, werden umgedreht.7 Offensichtlich meint man, dass Ebisu an diesem Tag als verfluchende Gottheit (
verfluchender Gott; aus tatari — Fluch, und kami — Gottheit
Der Begriff „tatarigami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) sein Unwesen treiben würde.
Ebisu, der Barbar
Es ist bis heute nicht sicher geklärt, was der Name „Ebisu“ bedeutet, es gibt allerdings Hinweise, dass er mit dem Wort emishi in Verbindung steht. Dieser Begriff wurde in alter Zeit auf die „barbarischen“ Stämme im Norden Japans angewendet, die bis weit in die Heian-Zeit hinein Widerstand gegen den
Kernland der Tennō-Dynastie in Zentraljapan (Präfektur Nara); archaischer Name für Japan
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Staat leisteten und als Vorfahren oder Verwandte der Ainu8 gelten. Das Zeichen für emishi 戎 taucht darüber hinaus auch im Hizen fudoki (8. Jh.), einer alten Regionalchronik aus Kyūshū auf, und wird dort ebisu gelesen. Die betreffende Stelle9 handelt zwar ebenfalls von der Unterwerfung „barbarischer“ Stämme, doch sind diese sicher nicht mit den Emishi Nord-Japans identisch. Somit scheint emishi/ebisu eine generelle Bezeichnung für „Barbaren“ oder Fremde dargestellt zu haben. Ebisu gilt gemeinhin als der einzige unter den Sieben Glücksgöttern, der sich nicht auf ausländische Götter zurückführen lässt, doch wenn die Grundbedeutung „Barbar“ richtig ist, dann muss auch er letztlich als „Fremder“ bezeichnet werden.
Viele Bräuche, die sich in ländlichen Gegenden Japans bis heute erhalten haben, lassen die Identifikation Ebisus mit einem Fremden plausibel erscheinen. In manchen Fischergemeinden wird Ebisu mit Walen, Haien oder allgemein mit großen Fischen identifiziert (vgl. das Fischopfer beim Tōka-Fest). Andererseits manifestiert sich Ebisu aber auch in absonderlichen Gegenständen, die vom Meer an den Strand gespült werden. Sogar Wasserleichen werden bisweilen als Ebisu bezeichnet und in dieser Form bestattet.10 In manchen Gegenden gibt es außerdem den Neujahrsbrauch, dass junge Männer mit verbundenen Augen nach Steinen tauchen. Der erste Stein, den sie nach oben bringen, wird dann als Ebisu verehrt.11 Gemeinsam ist all diesen Vorstellungen, dass sie generell als gute Omen angesehen werden, insbesondere in Fischergemeinden, wo sie auf einen guten Fang hoffen lassen. Diese Vorstellung wird generell als die Basis von Ebisus Funktion als Glücksgott angesehen.3
Sakrale Besucher (marebito)
Wenn Ebisu also im Grunde ein Fremder ist, der aus einem unbekannten Land kommend Wohltaten verteilt, so rückt ihn das in die Nähe des sogenannten
Besuchergottheit, sakraler Besucher
Der Begriff „marebito“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
-Glaubens. Marebito sind Gottheiten, die zu gewissen Zeiten auftauchen, bewirtet werden und schließlich wieder ins Unbekannte verschwinden.
1887–1953, jap. Volkskundler und Religionswissenschaftler
Der Begriff „Origuchi Shinobu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
, ein Gelehrter der Zwischenkriegszeit, hat von solchen Bräuchen ausgehend den Glauben an „sakrale Besucher“ (marebito shinkō) als eine Frühform der japanischen Religion postuliert, die in Randgebieten, z.B. in Okinawa, noch heute zu finden ist. Obwohl heute nur noch wenige bereit sind, dieser Theorie vollinhaltlich zu folgen, ist unbestritten, dass der marebito Glauben eine weit verbreitete volksreligiöse Vorstellung darstellt.
Sukunabikona und Tokoyo
Sakrale Besucher kommen sogar in den klassischen Mythen vor, z.B. in der Gestalt des zwergenhaften Gottes
winzige Gottheit, Gefährte oder alter ego von Ōkuninushi, auch: Sukunahikona
Der Begriff „Sukunabikona“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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.
„Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)
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und
Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
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berichten übereinstimmend, dass Sukunabikona von einem unbekannten Ort jenseits des Meeres herbeikommt, dem „Großen Herrn des Landes “ (
mythol. Gottheit; wtl. Großer Meister des Landes
Der Begriff „Ōkuninushi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) hilft diverse Schöpfungsakte zu verrichten und schließlich nach
Land der Unsterblichkeit, Land der Unvergänglichkeit
Der Begriff „Tokoyo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
, einer Art Insel der Unsterblichkeit, wieder entschwindet. Diese Insel ist für Origuchi ein Synonym für das Jenseits des marebito-Glaubens. Im Gegensatz zu den „Himmlischen Gefilden“ (
wtl. „Die Hohen Himmelsgefilde“, mythol. Bez. für das Reich der Himmlischen Götter; auch Takama-ga-hara
Der Begriff „Takama-no-hara“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) befindet sie sich gleichsam auf Augenhöhe mit der sichtbaren Welt. Im marebito Glauben herrscht demnach ein horizontales Weltbild vor, das laut Origuchi älter ist als die vertikalen Vorstellungen von den Himmelsgöttern (
Götter des Himmels; mytholog. Gottheiten
Der Begriff „ama-tsu-kami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
).
Dagegen lässt sich einwenden, dass Tokoyo wohl auch mit der daoistischen Vorstellung von der Insel der Unsterblichen
daoistische Insel (Berg) der Unsterblichkeit, im Osten gedacht, daher manchmal mit Japan identifiziert; jap. Hōrai
Der Begriff „Penglai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
(jap.
daoistische Insel der Unsterblichkeit; chin. Penglai
Der Begriff „Hōrai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) zusammenhängt.12 Auch die buddhistischen Vorstellungen vom Reinen Land können mit der Insel der Unsterblichen in Verbindung gebracht werden. Das bedeutet aber lediglich, dass sakrale Besucher und ähnliche mit Tokoyo verbundene Vorstellungen nicht allein auf die japanische Volksreligion beschränkt werden können. Wir erhalten wie so oft einen Komplex von verwandten Vorstellungen, die über kulturelle Grenzen hinweg lose mit einander assoziiert sind und sich gegenseitig in Erinnerung rufen. Ebisu gehört zu diesem Tokoyo/Hōrai Komplex dazu und wird daher auch gern mit anderen Figuren assoziiert, die diesem zuzurechnen sind, vor allem mit Sukunabikona, der seinerseits mit Hiruko (s.o.) identifiziert wird.
Ebisu als Glücksgott
Die Glücksgötter werden als Gruppe häufig in einem „Schatzschiff“ (takarabune) dargestellt, mit dem sie über das Meer segeln. Ein Traum von den Glücksgöttern zu Neujahr wird als besonders gutes Omen gewertet, daher zieren das Schatzschiff und die Glückgötter in allen erdenklichen Varianten Neujahrskarten, die schon seit der Edo-Zeit in Umlauf sind. In vieler Hinsicht hat diese Gruppe der Glückgötter insgesamt Gemeinsamkeiten mit Ebisu, wie wir ihn hier kennen gelernt haben: exotische, aber zumeist wohlwollende Wesen, die zu gewissen Zeiten, vor allem zu Jahresbeginn, herbei gesegelt kommen und Wohltaten verrichten.
Zugleich hat jede einzelne dieser Gestalten auch eine dunkle Seite, wie sich insbesondere an Daikoku (s. Spezialthema Daikoku), aber auch an
Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten
Der Begriff „Benzaiten“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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zeigt. Die Macht der Glücksgötter steht also mit der Tatsache in Verbindung, dass man ihnen zutraut, auch genau das Gegenteil dessen hervorzurufen, weswegen man sich an sie wendet. Dass im Kult der Glücksgötter zumeist nur die positive Seite gezeigt wird, entspricht einer Logik, die wir generell bei religiösen Festen Japans beobachten können: Diese haben ihren Ursprung häufig in Katastrophen, vor allem in Epidemien, die als das Werk zürnender Götter gedeutet wurden. Die Feste hatten den ursprünglichen Zweck, die Götter von ihrem Zorn abzubringen. Aus dem hat sich die bunte Kultur der fröhlich-lärmenden
religiöses (Volks-)Fest
Der Begriff „matsuri“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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gebildet, der die Glücksgötter vielleicht am besten von allen Figuren im japanischen Pantheon entsprechen. Ebisus Beispiel zeigt allerdings, dass die dunklen Seiten der Glücksgötter bis heute nicht ganz vergessen sind und möglicherweise die Wurzel ihrer nachhaltigen Popularität darstellen.
Literatur
Anmerkungen
- ↑ Dieser Artikel beruht zum Teil auf den Recherchen von Raphaela Klocker für die Materialsammlung Kamigraphie, 2012 . Herzlichen Dank!
- ↑ Shinto jiten 1996, S. 665. Abgesehen davon findet sich eine der frühesten Erwähnungen Ebisus in einem Wörterbuch der späten Heian-zeit. Hier wird lediglich angemerkt, dass Ebisus Urform (
Der Begriff „honji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Bishamon-ten 毘沙門天 (jap.)Himmelswächter des Nordens, Glücksgott; abgeleitet von einem indischen Gott des Reichtums, Vaishravana
Der Begriff „Bishamon-ten“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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sei (Wikipedia [jap., えびす]).
- ↑ abc Iwai Hiroshi, Ebisu shinkō (Encylopedia of Shinto)
- ↑ Der Brauch ist im Imanomiya Schrein bereits in der Edo-Zeit dokumentiert. Damals versammelten sich Leute am 10. des ersten Monats und schlugen Bretter an die Rückseite des Schreingebäudes. Settsu meisho zue (Illustrierter Reiseführer von Settsu) von Shoseki Akisato, 1798, nach Oka 1933 (Bd. 2), S. 583.
- ↑ Casal 1958, S. 14
- ↑ Ouwehand 1964, S. 84
- ↑ Iwai Hiroshi, Tōka Ebisu (Encyclopedia of Shinto). Oka Masao zitiert dazu eine Edo-zeitliche Quelle, laut der ein igomori matsuri am 9.1. rund um den Hirota Schrein abgehalten wurde. Auch damals schlossen sich die Leute zuhause ein, um der Gottheit (Ebisu bzw. Hiruko), die man sich von sehr hässlichem Aussehen dachte, nicht zu begegnen. Auch die verkehrte Kiefer wird erwähnt (Setsuyō gundan von Okada Keishi, 1701, nach Oka 1933 (Bd. 2), S. 583.) Vgl. auch mayoke no sakabashira 魔除けの逆柱 (jap.)
„umgedrehte Dämonenabwehr-Säule“ des Yōmei-mon im Tōshō-gū Schrein, Nikkō
Schrein • •Der Begriff „mayoke no sakabashira“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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.
- ↑ Bewohner Hokkaidos und der Kurilen Inseln. Bis ins 20. Jh. Jäger und Sammler. Heute stark zurückgedrängt oder assimiliert.
- ↑ Aoki 1997, S. 551
- ↑ Naumann 1974, S. 1-2
- ↑ Wilhelm 2005, S. 29
- ↑ Deutlich wird dies in einer Episode aus Kojiki und Nihon shoki, die davon berichtet, dass ein gewisser Tajima-mori eine wunderbar duftende Frucht, die man heute Orange (jap. tachibana) nennt, aus dem Lande Tokoyo mitbrachte. Auch manche Versionen der Urashima Tarō 浦島太郎 (jap.)
Held einer berühmten Sage; heiratet eine Meeresprinzessin, verbringt mit ihr drei Jahre im Meerespalast, kehrt nach Hause zurück und stellt fest, dass nicht drei, sondern dreihundert Jahre seit seinem Fortgang vergangen sind.
Fiktive Person • •Der Begriff „Urashima Tarō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Legende beziehen dieses Tokoyo mit ein. All diese Erzählungen teilen Motive mit daoistischen Legenden.
- ^ Werbeposter (hikifuda) eines Kaufhauses in Kotohira, Shikoku. Die Sieben Glücksgötter, inbesondere Ebisu und Daikoku waren die beliebtesten Werbesujets in der Pionierzeit kommerzieller Werbung im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Frühes 20. Jh. Fujii Hikifuda Collection, Bild 2. - ^ Das Bild zeigt den Glücksgott Ebisu als Fischer. Die Bildinschrift lautet jedoch Hiru-ko, wtl. Blutegelkind. Hokusai spielt damit auf eine Schreinlegende an, der zufolge Ebisu aus dem ersten, missgestalteten Kind der Urgötter Izanagi und Izanami, dem „Blutegelkind“ hevorgegangen ist.
Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit, 1849. Smithonian Libraries. - ^ Schreinpriester Yoshii Sadatoshi demonstriert die Puppe des Ebisu Hachidaiyū.
Darren-Jon Ashmore, 2001. - ^ Der Ort ist hier kaum zu identifizieren, nur die mit bunten Gegenständen behängten Bambuszweige deuten auf den Imamiya-Schrein hin. Ähnliche Glücksbringer werden dort zu Neujahr heute noch verkauft. Die Figuren entstammen eher mittleren und einfachen Schichten und sind karikaturhaft wiedergegeben. Offenbar wollte Hiroshige das Tōka Ebisu Fest als volkstümliche Veranstaltung darstellen.
Werk von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit, ca. 1828. Metropolitan Museum of Art, New York. - ^ Oben: Der Erdbeben-Wels (namazu) und die Zerstörungen,
die er anrichtet.Bildmitte: Der Gott von Kashima reitet eilig herbei. Links der Donnergott.Unten: Der „Schlussstein“ (kaname-ishi) und der schlafende Gott Ebisu, der den Gott von Kashima vertreten sollte.//Obwohl Ebisu oft als lachender, jugendlicher Glücksgott dargestellt wird, gibt es auch Legenden, denen zufolge er alt und schwerhörig ist und aus diesem Grund den alljährlichen Aufruf an die Götter, sich im Oktober in Izumo zu versammeln, nicht hört (oder hören will). Er bleibt daher als „Haushüter-Gott“ (rusugami) in seiner Heimatregion. Doch auch diese Aufgabe erfüllte er im 10. Monat 1855, als der Erdbebenwels das große Ansei-Beben verursachte, nicht sorgfältig genug.
Edo-Zeit, 1844. Tokyo Archive, Tōkyō Metropolitan Library. - ^ Die Sieben Glückgötter (Shichi Fukujin) in ihrem Schatzboot (takarabune), das in diesem Fall ein lebender Drache zu sein scheint, der seine Haut zu einem Schiff inklusive Segel aufgebläht hat. Inmitten ihrer diversen Schätze feiern die Götter ein kleines Fest: In der Bildmitte vollführen Ebisu und der greise Fukurokuju einen pantomimischen Tanz; Daikoku (rechts) und Bishamon-ten (links) benützen ihre Geräte als Rhythmusinstrumente; auch Jurōjin (links) klatscht in die Hände; Hotei (rechts) scheint sich glänzend zu amüsieren, während Benzaiten (Mitte) sich als einzige etwas distanziert gibt. Umringt wird das Schiff von Kranich und Schildkröte, den Symboltieren des Langen Lebens, im Hintergrund ragt Berg Fuji empor.
Szenen wie diese sollte man besonders zu Neujahr auch in den eigenen Träumen sehen. Dann — so glaubte man jedenfalls in der Edo-Zeit und glaubt es teils noch heute — würde das Jahr ein glückliches werden.
Bemerkenswert ist, dass es sich hier um eine Gemeinschaftsproduktion der drei führenden Vertreter der Utagawa Schule handelt.
Werk von Utagawa Kuniyoshi (li.), Utagawa Kunisada (Mitte) und Keisai Eisen (re.). Späte Edo-Zeit, Mitte 19.Jh. The British Museum. - ^ Werbeposter (hikifuda) eines Fischhändlers aus Ōsaka, vielleicht als Neujahrsgeschenk gedacht. Im Hintergrund Berg Fuji, zusammen mit den Glücksgöttern (hier Ebisu) ein beliebtes Neujahrsmotiv.
Meiji-Zeit?. Nishinomiya Jinja. - ^ Ebisu stellt ein beliebtes Motiv der netsuke (am Gürtel getragene traditionelle Ziergegenstände) dar. Hier scheint er einen Freudentanz auf einer riesigen Meerbrasse (tai) zu vollführen.
Werk von Masatomo. Edo-Zeit, 19. Jh. buddhamuseum.com. - ^ Ebisu und Daikoku behängen einen „Geldbaum“ (seine Blätter sind traditionelle Goldmünzen) mit Sinnsprüchen. Die Botschaft ist eindeutig: Nur wer redliche Grundsätze befolgt, erlangt Reichtum.
Meiji- oder Taishō Zeit, frühes 20. Jh. Nishinomiya Jinja.
Religion in Japan, Inhalt
- 一 Grundbegriffe
- 二 Bauten
- 五 Mythen
- Einleitung
- Mythologie:
- Götter des Himmels
- Götter der Erde
- Jenseits:
- Jenseits
- Geister:
- Totengeister
- Dämonen
- Tiere:
- Imaginäre Tiere
- Verwandlungskünstler
- Symboltiere
- 六 Geschichte
- Einleitung
- Altertum:
- Prähistorie
- Frühzeit
- Nara-Zeit
- Frühe kami-Kulte
- Heian-Zeit
- Saichō
- Kūkai
- Honji suijaku
- Mittelalter:
- Kamakura-Zeit
- Amidismus
- Zen Buddhismus
- Nichiren Buddhismus
- Mittelalterl. Shintō
- Frühe Neuzeit:
- Reichseinigung
- Christentum
- Terauke-System
- Neo-Konfuzianismus
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- Moderne und Gegenwart:
- Bakumatsu-Zeit
- Staatsshintō
- Neue Religionen
- 七 Essays
- Überblick
- Buddhismus, Asien:
- Arhats in China und Japan
- Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus
- Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott
- Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins
- Lokale Vorstellungen, Japan:
- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
- Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult
- Hundert Geschichten: Horrorklassiker aus der Edo-Zeit
- Religion und Politik:
- Die Tenshō-Mission: Beginn einer schwierigen transnationalen Beziehung
- Yasukuni: Der Schrein des ‚friedlichen Landes‘
- Herrigels Zen und das Bogenschießen
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„Ebisu: Der vertraute Fremde.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001