Mythen/Symboltiere/Namazu-e

Zur Navigation springen Zur Suche springen

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Mythen/Symboltiere/Namazu-e.

Namazu-e — Erdbeben als Satire

(Seite in Arbeit...)

Im Nordosten Tokyos gibt es den altehrwürdigen Kashima Schrein, der dem Schwertgott

Takemikazuchi 建御雷 (jap.)

Mythologischer Schwertgott (wtl. Gewittergott); Ahnengottheit der Fujiwara; u.a. in den Schreinen Kashima und Kasuga verehrt

Der Begriff „Takemikazuchi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Kasuga hirschmandala.jpg

geweiht ist. In der

Edo 江戸 (jap.)

Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);

Ort, Epoche

Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Nikko karamon.jpg
  • Dainihonshi.jpg
  • Emaden3.jpg
  • Morokoshi kinmozui drache.jpg
  • Daruma togetsu.jpg
  • Onna daruma.jpg
  • Drachen hakozaki engi.jpg
  • Asakusa nakamise.jpg
  • Deshima 1790.jpg
  • Nichiren exile kuniyoshi.jpg
  • Morokoshi kinmozui eber.jpg
  • Morokoshi kinmozui tiger.jpg
  • Morokoshi kinmozui hahn.jpg
  • Morokoshi kinmozui ziege.jpg
  • Morokoshi kinmozui ratte.jpg
  • Morokoshi kinmozui hund.jpg
  • Mito komon.jpg
  • Junigu butsuzozui.jpg
  • Wagojin hokusai.jpg
  • Morokoshi kinmozui ochse.jpg
  • Morokoshi kinmozui pferd.jpg
  • Geisha-daruma.jpg
  • Tokugawa koyasan.jpg
  • Asakusa jinja2.jpg
  • Morokoshi kinmozui affe.jpg
  • Namazu ken.jpg
  • Gangoji engi 2.jpg
  • Kaika no daruma.jpg
  • Morokoshi kinmozui schlange.jpg
  • Oda Nobunaga.jpg
  • Kitsune ojiinari hiroshige.jpg
  • Koi hiroshige.jpg
  • Morokoshi kinmozui hase.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Edo; s.a. Geo-Glossar

Zeit war dieser Gott als

Kashima Daimyōjin 鹿島大明神 (jap.)

Gottheit des Kashima Schreins (Präfektur Ibaraki, n.-östl. von Tokyo); identisch mit dem Schwertgott Takemikazuchi; Ahnengottheit der Fujiwara

Der Begriff „Kashima Daimyōjin“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Namazue daikoku.jpg
  • Seppuku namazu.jpg
  • Izumo toyokuni.jpg
  • Namazu.jpg

Kashima Daimyōjin bekannt und galt als der Hüter des Erdbebens. Erdbeben wurden nach einem in dieser Zeit verbreiteten Glauben von einem großen Wels (

namazu(jap.)

Namazu oder Wels; in der Edo-Zeit als Erdbebengott von religiöser Bedeutung

Tier

Der Begriff „namazu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Daruma kuniyoshi.jpg
  • Namazu ken.jpg
  • Namazu ken zenkoji.jpg
  • Namazu bordell.jpg
  • Ryuko sannin.jpg
  • Seppuku namazu.jpg
  • Kanameishi2.jpg
  • Kanameishi.jpg
  • Namazue daikoku.jpg
  • Namazu kanemochi.jpg
  • Namazu.jpg
  • Namazue ise pferd 1855.jpg

) hervorgerufen, der unter der Erde haust. Als es im Jahre 1855 wieder einmal zu einem großen Erdbeben kam, erfreuten sich Bilder dieses Welses binnen kürzester Zeit einer erstaunlichen Beliebtheit. Sie stellten Wels und Gott in den unterschiedlichsten Konstellationen dar. Anfangs als bildliche Erklärung des Bebens oder als Glücksbringer gedacht, fand man in den Welsbildern (

namazu(jap.)

Namazu oder Wels; in der Edo-Zeit als Erdbebengott von religiöser Bedeutung

Tier

Der Begriff „namazu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Namazu bordell.jpg
  • Kanameishi2.jpg
  • Daruma kuniyoshi.jpg
  • Namazu ken.jpg
  • Seppuku namazu.jpg
  • Namazu ken zenkoji.jpg
  • Kanameishi.jpg
  • Namazue daikoku.jpg
  • Ryuko sannin.jpg
  • Namazu kanemochi.jpg
  • Namazue ise pferd 1855.jpg
  • Namazu.jpg

) bald auch ein Mittel, um gesellschaftliche Um- und Missstände darzustellen, was ansonsten dank einer strengen Zensur nicht möglich war.

Namazu.jpg

Das Bild oben beinhaltet viele der Motive, die in den folgenden Darstellungen einzeln hervorgehoben sind. Es sind hier zwei Namazu zu sehen, die zwei unterschiedliche Beben in der Kantō Region (1847 und 1855) versinnbildlichen. Rechts oben die beiden Gottheiten, die nicht genug aufgepasst haben: Kashima und der Donnergott.

Der Stein von Kashima

Okuninushi hokusai.jpg
Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.

Wahres Bild des Schlusssteins von Kashima1

Im Schrein von Kashima gibt es einen runden Stein, der aus der Erde herausragt. Man nannte ihn
kaname-ishi 要石 (jap.)

wtl. „Schlussstein“; Stein im Schrein von Kashima, mit dem der Erdbeben-Wels ruhig gehalten wird; auch: yōseki

Schrein

Der Begriff „kaname-ishi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Kanameishi2.jpg
  • Kanameishi.jpg
(„Schlussstein“) und meinte, dies sei der Stein, den Kashima Daimyōjin fest auf den Kopf des Erdbeben-Welses gedrückt halten müsse, damit dieser die Erde nicht erschüttern könne. Dieser Stein spielt in vielen namazue eine wichtige Rolle.
Im oberen Teil des Bildes sieht man den „Schlussstein“ des Kashima Schreins umgeben von einem Zaun und einem
torii 鳥居 (jap.)

Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami

Schrein

Der Begriff „torii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Nikko torii meiji.jpg
  • Torii uji bridge ise.jpg
  • Karasaki.jpg
  • Yukisono torii.jpg
  • Nikko torii stillfried.jpg
  • Miwayama.jpg
  • Hibara torii.jpg
  • Ukiha inari.jpg
  • Torii nikko.jpg
  • Torii kusakabe.jpg
  • Schrein bruecke.jpg
  • Kumano mandara.jpg
  • Toyokawa kitsune.jpg
  • Torana detail.jpg
  • Backyardshrine.jpg
  • Sankei torii.jpg
  • Torii sanchi.jpg
  • Torii miyajima hiroshige.jpg
  • Hachiman ishi torii.jpg
  • Fushimi torii.jpg
  • Kehi torii.jpg
  • Koya4.jpg
  • Fushimi 2.jpg
  • Koya9.jpg
  • Omura 1945.jpg
  • Mitsumine.jpg
  • Fushimi friedl1.jpg
  • Fushimi friedl2.jpg
  • Uji bridge.jpg
  • Schrein torii komainu.jpg
  • Torii hakozaki.jpg
  • Yasukuni mode.jpg
  • Tokugawa koyasan.jpg
  • Yasukuni torii.jpg
  • Fushimi nacht.jpg
  • Miyajima hirsch.jpg
  • Torii meiji.jpg
  • Hizentorii karatsu.jpg
  • Torii zeniarai.jpg
  • Inasa2.jpg
  • Hibara mitsutorii.jpg
  • Ise2013.jpg
  • Schrein garage.jpg
  • Miyajima torii.jpg
  • Shinobazu hiroshige.jpg
  • Torii geku.jpg
  • Ninomine.jpg
  • Bangkok swing.jpg
  • Benten chikubushima1.jpg
  • Miyajima closeup.jpg
Weitere Bilder...

. Im unteren Bildteil sieht man den Gott von Kashima, der den Wels (wieder) in seiner Gewalt hat. Rund um die beiden sind Werkzeuge und Geldmünzen zu sehen, welche die Wiederaufbauarbeiten nach dem Erdbeben symbolisieren.

Talisman gegen Erdbeben

Okuninushi hokusai.jpg
Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.

Erdbebenschutz2, Bildtext:

Das Orakel des Kashima Ahnenschreins besagt: „Solange ich auf diesem Boden weile, soll kein Halm auf den Bergen, Flüssen, Gräsern und Bäume und kein Sandkorn an den Gestaden der blauen See Schaden nehmen, auch wenn die Erde bebt.“ Wer diesen Spruch morgens und abends sagt, wird ohne Fehl vor allen Übeln und Gefahren, vor Feuer, Wasser und Erdbeben gefeit sein. Und wer den Zettel, wo dies steht, an den Pfeilern in Ost und West, Süd und Nord anbringt, dessen Haus wird nicht einstürzen und nicht zerstört werden.

Dieses Bild ist als Talisman (

o-mamori お守り (jap.)

Talisman, schutzbringender Gegenstand

Gegenstand

Der Begriff „o-mamori“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Omamori2.jpg
  • Dazaifu tenmangu mamori.jpg
  • Omamori.jpg

) gegen Erdbeben gedacht. Es zeigt den Gott von Kashima, der mit seinem Schwert den Erbeben-Wels im Zaum hält. Ihm zu Seite der Donnergott, der mit einem Hammer das Schwert wie einen Pflock in den Kopf des Fisches treibt. Auch im Schwanz des Fisches ist ein Schwert zu erkennen. Dies ist vielleicht eine Anspielung auf die Mythe der Schlange

Yamata no Orochi 八岐大蛇 (jap.)

Mythologische Schlange (Drache) mit acht Köpfen; wtl. „achtfach gegabelte Schlange“; wird von Susanoo besiegt

Der Begriff „Yamata no Orochi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Susanoo yoshitoshi.jpg
  • 05drache.jpg
  • Susanoo kagura.jpg
  • Susanoo kyosai.jpg

, die in alter Zeit von

Susanoo 須佐之男/素戔男 (jap.)

mytholog. Gottheit; Trickster-Gott, Sturmgott, Mondgott; Bruder der Amaterasu

Der Begriff „Susanoo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Amaterasu eitaku.jpg
  • Susanoo toyokuni.jpg
  • Susanoo kagura.jpg
  • 05drache.jpg
  • Susanoo kyosai.jpg
  • Susanoo yoshitoshi.jpg
  • Ukehi 1827.jpg

zur Strecke gebracht wurde. Die kleinen Welse, die sich ehrfurchtsvoll niederwerfen, repräsentieren frühere Erdbeben ähnlicher Stärke in Kyoto (1830), Odawara (1853), Shinano (1847) und Ise (1854). Das Siegelzeichen links oben trägt die Inschrift „Kashima“. Darüber sind Sternbilder angedeutet. Dadurch reiht sich das Bild in den Kontext der

onmyō 陰陽 (jap.)

jap. für „Yin und Yang“; auch in'yō, on'yō

Konzept

Der Begriff „onmyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Praktiken ein.

Wels und Donner, Yin und Yang

Okuninushi hokusai.jpg
Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.

Der Namazu als Monster 3

Dieses Bild zeigt im Gesicht des Welses die Zer·stö·run·gen, die das Erd·beben angerichtet hat. Man erkennt auch das Feuer, das als Folge·er·schei·nung von Erdbeben sehr gefürch·tet war (und ist).

Unter dem Wels sieht man drei Gott·heiten, die mit der Ursache des Bebens in Ver·bin·dung stehen: Rechts oben reitet der Gott von Kashima eilig herbei. Er war nämlich wie jedes Jahr im Zehnten Monat (
Kannazuki 神無月 (jap.)

„Monat ohne Götter“; volkstümlicher Beiname des 10. Monats, in dem sich die Götter Japans alle nach Izumo begeben sollen

Kalender

Der Begriff „Kannazuki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

) beim Götter·tref·fen in
Izumo 出雲 (jap.)

alter Namen der Präfektur Shimane in West-Japan; auch kurz für Izumo Taisha

Ort

Der Begriff „Izumo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Ukehi 1827.jpg
  • Miyajidake shimenawa.jpg
  • Schlange izumo.jpg
  • Omikuji izumo.jpg
  • Kanameishi2.jpg
  • Izumo toyokuni.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Izumo; s.a. Geo-Glossar

. Neben ihm der Donner·gott, der mit dem Feuer in Verbindung steht. Sein Donnern wird scherzhaft als Furz dargestellt.

An den „Schlussstein“ gelehnt schläft
Ebisu 恵比寿 (jap.)

Glücksgott der Händler und Fischer; andere Schreibung: 夷 oder 戎; Grundbedeutung wahrscheinlich „Fremder“ oder „Barbar“

Glücksgottheit

Der Begriff „Ebisu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Ebisu beer.jpg
  • Daikoku ebisu 1551.jpg
  • Kanameishi2.jpg
  • Ebisu hikifuda.jpg
  • Eejanaika kyosai.jpg
  • Takarabune kuniyoshi.jpg
  • Luck.jpg
  • Ebisu tai.jpg
  • Ebisu netsuke.jpg
  • Daikoku 1en.jpg
  • Ebisu hyakudaiyu.jpg
  • Hiruko hokusai.jpg
  • Ebisu daikoku geldbaum.jpg

, der den Gott von Kashima vertreten sollte.

Das häufige Vorkommen des Donnergottes hängt mit einer Yin Yang Symbolik zusammen: Abge·sehen vom Wels gab es auch etwas abstrak·tere Er·klä·rungen für Erdbeben, die die Ursachen dafür in einem Un·gleich·ge·wicht von Yin und Yang erblickten: Im speziellen würde das Feuer (Yang) unter·irdisch das Wasser (Yin) an Stärke über·treffen, während es für gewöhn·lich nur im Himmel die Vor·herr·schaft genieße. Aus diesem un·ge·wöhn·lichen Zusam·men·prall von Yin und Yang würde im Himmel Gewitter und auf der Erde ein Beben entstehen.4 (Diese Erklärungen sind im Grunde nicht allzu weit von der Natur·wissen·schaft entfernt.) Der Erdbeben-Wels wurde also wahr·schein·lich von Gebil·de·teren als Sinnbild für die Kräfte des Yin, der Donner·gott als Sinnbild des Yang angesehen.

Die Rolle der Gottheiten ist allerdings im Verhältnis zu Yin und Yang nicht ganz eindeutig. Der Wels ist zweifellos Yin, das sich aufbäumt, oder überschüssiges Yin. Ihm steht der Donnergott

Raijin 雷神 (jap.)

Donnergott; auch Rai-ten

Der Begriff „Raijin“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Fujin raijin korin.jpg
  • Kappa und Donner.jpg
  • Kaminarimon shucho.jpg
  • Raijin sotatsu.jpg
  • Donner sotatsu2.jpg
  • Raijin kyosai.jpg
  • Kitanotenjin engi metny.jpg
  • Raijin ogata.jpg
  • Raijin kyosai boston.jpg
  • Raijin kuniyoshi.jpg
  • Namazu ken.jpg
  • Raijin 33.jpg
  • Kanameishi2.jpg
gegenüber, der durch ähnliche Ursachen hervor·gerufen wurde. Takemi·kazuchi, der Gott von Kashima, ist seinem alten Namen nach aber ebenfalls ein Gewitter·gott (Kazuchi). Es gibt somit zwei Gewitter- oder Donner·götter, die die Aufgabe haben, das Erdbeben im Zaum zu halten. Wer aber kümmert sich um die Brände, den Überschuss an Yang-Energie? Es müsste im Grunde noch einen „guten“ Yin-Gott geben, aber von dem ist in den Bildern nichts zu sehen.

Das Beben als Glücksfall

Okuninushi hokusai.jpg
Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.

Seppuku des Namazu5

Der Erdbeben-Wels ist von einem Pfeil des Gottes von Kashima getroffen worden und begeht Selbstmord durch seppuku (Harakiri). Aus dem Bauch des Welses strömen ovale Geldmünzen. Im Hintergrund, unterhalb des Gottes, sind links die verstorbenen Opfer des Bebens, rechts die Geschädigten (Großhändler, Daimyos, etc.) zu sehen. Dem Text ist zu entnehmen, dass sie angesichts des [Selbst]opfers des Namazu zur Versöhnung bereit sind.

Okuninushi hokusai.jpg
Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.

Daikoku und Namazu6

Nachdem der Gott von Kashima (Bildmitte) den Wels wieder unter Kontrolle gebracht hat, tritt der Glücksgott
Daikoku 大黒 (jap.)

Gott des Reichtums und Stellvertreter der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); skt. Mahakala = „Großer Schwarzer“; auch Daikoku-ten

Glücksgottheit

Der Begriff „Daikoku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Kanda daikoku.jpg
  • Fukujin1777.jpg
  • Daikoku saidaiji2.jpg
  • Daikoku tsurumitake.jpg
  • Daikoku 1301.jpg
  • Daikoku Uzume.jpg
  • Hansatsu daikoku yamato.jpg
  • Daikoku 1en.jpg
  • Yamada Hagaki.jpg
  • Ebisu daikoku geldbaum.jpg
  • Daikoku tenshin.jpg
  • Hansatsu daikoku.jpg
  • Daikoku zushi.jpg
  • Daikoku edo yamaguchi.jpg
  • Daikoku kongorinji.jpg
  • Makakara daikoku.jpg
  • Kyosai daikoku.jpg
  • Daikoku neu.jpg
  • Daikoku kojimadera.jpg
  • Sanmendaikoku hokusai.jpg
  • Okuninushi hokusai.jpg
  • Otoyo komanezumi1.jpg
  • Daikoku motoyama.jpg
  • Ebisu hikifuda.jpg
  • Daikoku ebisu 1551.jpg
  • Daikoku koya.jpg
  • Daikoku kyosai.jpg
  • Mameitagin.jpg
  • Daikoku bishamon.jpg
  • Otoyo komanezumi2.jpg
  • Daikoku kanzeonji.jpg
  • Namazue daikoku.jpg
  • Sanmen daikoku taizokyoji.jpg
  • Sanmen daikoku.jpg
  • Daikoku kiyomizu.jpg
  • Takarabune kuniyoshi.jpg
  • Sanmendaikoku eishinji.jpg
auf den Plan und lässt Geld regnen, das den einfachen Bauarbeitern zugute kommt. Der Text des Bildes gibt ein „Erdbeben-Abwehr-Lied“, in welchem die Arbeiter sich freuen, dass sie nun ins Bordell gehen können (s.u.). 

Laut Greogory Smits zeichnete sich das Beben von 1855 dadurch aus, dass in erster Linie die Anwesen von Daimyos und die Lagerhäuser von Großhändlern betroffen waren. In der Folge entstand eine starke Nachfrage nach Tischlern und Zimmerleuten, was insgesamt den eher einfacheren Schichten der Stadtbevölkerung zugute kam. Es gab also eine Umverteilung des Reichtums in Richtung der Armen.

Die neuen Freudenviertel

Okuninushi hokusai.jpg
Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.
Bild: Namazu-e, wahrscheinlich 1855;
Bildquelle und -erläuterung: Miyata Noboru, Takada Mamoru, Namazue: Shinsai to Nihon bunka. Tokyo: Ribun Shuppan, 1995, S. 227 und 314.

Notdürftig maskierte Erdbeben-Welse besichtigen ein Bordell und werden von den dortigen Damen an den Bärten herangezogen. Die Prostituierten sind von den Namazu offensichtlich angetan.

Das Bild oben trägt den Titel „Quartier der Strapazen und Feuersbrünste“. Unter „Quartier“ oder „Leihwohnung“ (jap. karitaku) verstand man zu dieser Zeit billige Bordelle. Diese waren als Ersatz für das vom Erdbeben zerstörte Nobel-Freudenviertel Yoshiwara errichtet worden. Somit wurde dank des Erdbebens die Prostitution in Edo weiter verbreitet und allgemein erschwinglicher. Auch das ein „positiver“ Effekt für die ärmere Bevölkerung, der in einem Lied, das auf mehreren Namazu-Bildern zu finden ist, deutlich hervorgehoben wird:

Der Wassergott hat uns das Leben gerettet // Jetzt gehen wir zu den Huren (Rokubu), wie schön!
Mizukami no / tsuge ni inochi o / tasukarite // rokubu no uchi ni / iru zo ureshiki

Wieso ein Wels?

Der Wels ist eine variantenreiche Familie von Fischarten, die eines gemeinsam haben: Sie halten sich vorwiegend am Grund von Gewässern auf und sind selten zu sehen. Schon in alter Zeit wurde es als Zeichen von bevorstehender Gefahr gedeutet, wenn Welse an der Oberfläche von Gewässern schwammen. So wurde der Wels zunächst zu einem positiven Künder von Erdbeben. Doch wurde der Prophet offenbar mit der Zeit als Verursacher der Gefahr gedacht, die er ankündigte. Dabei kam eine klassische chinesische Vorstellung ins Spiel, die einen unterirdischen Drachen als Verursacher von Erdbeben ansah. Dieser Drache wurde offenbar Anfang der Edo-Zeit in der Region um den Biwa See erstmals als Wels umgedeutet. Von dort breitete sich die Vorstellung entlang der Tōkaidō-Route in den Osten des Landes aus.7

Der Kaname-Stein scheint andererseits schon seit alter Zeit als Heiligtum des Kashima Schreins zu gelten und findet sich u.a. im der frühesten japanischen Gedichtsammlung Manyōshū erwähnt. Doch gibt es Steine mit der gleichen Bezeichnung in mehreren Schreinen, unter anderem im Katori Schrein, der nur unweit vom Kashima schrein entfernt liegt und als eine Art Zwilling desselben angesehen werden kann. 1664 versuchte der gelehrte Daimyo Tokugawa Mitsukuni, in dessen Domäne der Kashima Schrein damals lag, dem Geheimnis des Kashima Steins auf den Grund zu kommen, und ließ eine Grabung durchführen, die allerdings zu keinem Erfolg führte, weil die Grube sich auf mysteriöse Weise immer wieder mit Erde füllte.8

Anmerkungen

  1. Kashima kanameishi shinzu
    Bildquelle: Miyata und Takada 1995, S. 105 (#34).
  2. Jishin omamori
    Bildquelle und -erläuterung: Miyata und Takada 1995, S. 110 und 262 (#37).
  3. Bildquelle: Tokyo Metropolitan Library [2011/3]
    Bilderläuterung: Miyata und Takada 1995, S. 266 (#44).
  4. Smits 1966, S. 1051.
  5. Bild: Miyata und Takada 1995, S. 9 und 296 (#82).
  6. Bildquelle: Tokyo Metropolitan Library [2011/3]
    Bilderläuterung: Miyata und Takada 1995, S. 319–320 (#127).
  7. Siehe Yōkai: Monsters, Giant Catfish, & Symbolic Representation in Popular Culture (Gregory Smits), Abschnitt: „Namazu (Giant Catfish): A Special Case of Yôkai.“
  8. 要石 (Kanameishi) Wikipedia (jap.)
Religion in JapanMythen
Diese Seite:

Namazu-e: Erdbeben als Satire.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001