Alltag/Yamabushi/En no Gyoja

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Die En no Gyōja Legende

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En no Gyōja
Statue von Keishun, 1286.
Bild: Yukawaya [2010/9]

En no Ozunu/Ozuno 役小角 (634?–706?), der später den Beinamen

En no Gyōja 役行者 (jap.)

Legendärer Begründer des Shugendō (um 700); auch: En no Ozunu/Ozuno

Der Begriff „En no Gyōja“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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(En, der Eremit) erhielt, galt zu Leb·zeiten wohl noch nicht als der über jeden Zweifel erhabene Heilige und Ordens·gründer, als der er später von den Berg·asketen (

yamabushi 山伏 (jap.)

Bergasket, wtl. der in den Bergen schläft; Praktikant des Shugendō

Der Begriff „yamabushi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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) verehrt wurde. In frühen Berichten wird er oft als ubasoku, dh. als nicht offiziell geweihter bzw. selbst·er·nannter bud·dhis·tischer Mönch bezeichnet. Das bedeutet, dass er zu Lebzeiten einer im Grunde illegalen religiösen Praxis folgte.1

Eines der wenigen historisch verbrieften Elemente aus der Bio·graphie des En no Gyōja ist denn auch seine Ver·bannung. Sie könnte letztlich auf den Um·stand zurück·zu·führen sein, dass man von der·artigen selbsternannten „heiligen Männern“, die sich der Kontrolle der Obrig·keiten entzogen, unheilvolle Ein·flüsse auf die Unter·tanen des jungen

Tennō 天皇 (jap.)

jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels

Der Begriff „Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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-Staates befürchtete.

En taucht erstmals in der zweiten offiziellen Reichs·chronik

Shoku Nihongi 続日本紀 (jap.)

2. offizielle Reichschronik (797), Nachfolger des Nihon shoki (Nihongi), daher der Name „Fortsetzung des Nihongi

Text

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(797) auf und wird dort als E no kimi Ozunu bezeichnet. Er lebt in der Zeit des Monmu Tennō (r. 697–707) als Ein·siedler auf Berg

Katsuragi-san 葛城山 (jap.)

Heiliger Berg der yamabushi, südwestl. von Nara; auch Yamato Katsuragi-san

Landschaft

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Katsuragi-san; s.a. Geo-Glossar
im Westen des Nara Beckens und ist für seine magischen Fähig·keiten bekannt. Ein Hof·beamter und Mediziner nimmt eine Zeit lang bei ihm Unter·richt, schließ·lich klagt er aber seinen Meister an, ver·schwöre·rische Umtriebe zu planen, worauf En in die Ver·bannung nach Izu geschickt wird. Soweit die Fakten, die heute als glaub·würdig eingestuft werden. Das Shoku nihongi fügt allerdings noch hinzu, dass En Götter und Dämonen durch magische Sprüche dazu brachte, für ihn Wasser und Feuer·holz einzuholen, und sie durch Bann·sprüche fesselte, wenn sie ihm nicht gehorchten.

Fast zeitgleich mit dem Shoku nihongi berichtet die buddhistische Legenden·sammlung

Nihon ryōiki 日本霊異記 (jap.)

„Wundersame Begebenheiten aus Japan“; buddhistische Legendensammlung von Kyōkai (Anfang 9. Jh.)

Text

Der Begriff „Nihon ryōiki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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(frühes 9. Jh.) von E no Ubasoku. Aus diesen Anfängen entstand im Laufe der Jahr·hunderte eine kom·plexe Erzäh·lung mit viel·fachen Varianten, die folgende Haupt·motive beinhaltet:
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Zaō Gongen, eine Hauptgottheit der yamabushi
Bronze-Statue, Heian Zeit
Bild:Metropolitan Museum [2010/9]
En lebt auf dem Berg Katsuragi und durchstreift von dort aus das Bergland von Yoshino und Ōmine (die späteren Zentren der yamabushi). Hier hat er eine magische Begegnung mit einem Skelett, das einen Vajra fest umklammert hält und sich als Ens eigener Leich·nam aus einer früheren Existenz heraus·stellt.
Miroku 弥勒 (jap.)

Bodhisattva Maitreya, „Buddha der Zukunft“

Buddha

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(Maitreya), der Buddha der Zukunft, offenbart En das „Mantra des Pfauen-Königs (Kujaku Myōō)“, um den Vajra aus der Um·klamme·rung des Skeletts zu lösen. Neben·bei erlernt En damit auch die Kunst des Fliegens. Er entdeckt den Berg
Kinpusen 金峯山 (jap.)

Heiliger Gipfel in den Bergen von Yoshino, südl. von Nara

Landschaft

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Geographische Lage von Kinpusen; s.a. Geo-Glossar
(Goldgipfel), der eigentlich ein Teil des Geier·berges in Indien ist, wo Buddha Shakyamuni einst das Lotos Sutra predigte, der aber im Jahr 552(!) nach Japan geflogen kam. Auf dem Kinpusen offenbart sich En der furcht·ein·flößende
Zaō Gongen 蔵王権現 (jap.)

synkretistische Gottheit der yamabushi

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(neben
Fudō Myōō 不動明王 (jap.)

prominentester japanischer myōō (Mantra-König), wtl. „der Unbewegliche“

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einer der Haupt·gott·heiten des Shugendō), den En als persönlichen Schutz·gott annimmt. En plant mit Hilfe einer lokalen Gottheit seines Heimat·berges Katsuragi — Hitokoto·nushi (wtl. Herr oder Herrin2 des einen Wortes)  —  eine Brücke vom Katsuragi-Gipfel zum Kinpusen zu bauen. Die Gottheit verweigert ihm allerdings den Gehorsam, worauf En sie mithilfe magischer Sprüche fesselt und tief in einem Berg·tal ein·kerkert. Es gelingt der Gottheit allerdings, En no Gyōja zu verleumden, indem sie sich durch ein Medium am Hof des Tenno Gehör verschafft. En wird daraufhin nach Izu, einer Halb·insel nahe des Berges Fuji, verbannt (nachdem seine Mutter in Geisel·haft genommen wurde, um seiner hab·haft zu werden). Nach einer Reihe von Wundern wird klar, dass die Ver·bannung zu Unrecht erfolgte, doch En hat nun mit Japan nichts mehr am Hut und fliegt nach Korea. Dort gibt er sich einem Mönch, der zu Studien·zwecken nach China reist, zu erkennen, indem er ihn auf Japanisch anspricht. Schließlich erhält er vom großen indischen Mönch Nagarjuna das Wasser der Reinen Erkenntnis und verwandelt sich in ein himmlisches Wesen. Er tritt nur noch vereinzelt in Japan auf, wenn jemand versucht, seinen Gegen·spieler Hitokotonushi von den magischen Bann·sprüchen zu befreien, mit denen En ihn fesselte.

Zusammengefasst nach En no gyōja Nara ehon
in der Übersetzung von Royall Tyler (s.u.)

en no gyoja

En no Gyōja auf dem Berg Fuji
Edo-zeitliche Buchillustration aus den
Hundert Ansichten des Fuji, Band 1, von Katsushika Hokusai, 1834
Bildquelle: visipix (2009/5)

Anmerkungen

  1. Auch von anderen charis·matischen Figuren wie
    Kūkai 空海 (jap.)

    774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi

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    oder
    Gyōki 行基 (jap.)

    668–749; Nara-zeitlicher Mönch, Popularisierer des Buddhismus

    Der Begriff „Gyōki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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    , der beim Bau des Daibutsu von Nara behilflich war, wird an·ge·nommen, dass sie zu Beginn ihrer Mönchskarriere als ubasoku aktiv waren (s. auch Frühzeit des Buddhismus). Während aber Gyōki oder Kūkai schon zu Leb·zeiten offizielle Mönchsränge erhielten und im buddhistischen "Establishment" Karriere machten, scheint sich En erst nach seinem Tod als heilige Figur etabliert zu haben. Im übrigen deutet vieles in Ens frühen Heiligenlegenden daraufhin, dass er eher als Heiliger im Sinne eines daoistischen Unterblichen denn als erleuchteter Buddhist angesehen werden muss.

  2. Laut Kennan (1999, S. 347) wird Hitokotonushi in späteren Legenden als weibliche Gottheit ausgewiesen. Auch sonst sind japanische Berggottheiten üblicherweise weiblich.

  1. ^  
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    Statue des En no Gyōja aus dem 13. Jahrhundert.
    Werk von Keishun. Kamakura-Zeit, 1286. Nara National Museum.
  2. ^  
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    Abbildung von En no Gyōja. Im Hintergrund ist undeutlich der Fuji-san in den Wolken zu erkennen.
    Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit, 1834. Chester Beatty Library.

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„Die En no Gyōja Legende.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001