Mythen/Verwandlungskuenstler/Kitsune
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Verwandlungskünste der Füchse
Bild: The Kitsune page [2010/9]
Als Meister der magischen Verwandlung waren und sind Füchse (kitsune) ein wichtiger Be·stand·teil der japanischen Geisterwelt. Sie können nach Be·lieben in die Gestalt von Menschen schlüpfen, bzw. in Menschen illusorische Wahr·nehmungen er·zeugen. Der Fuchs auf der Ab·bildung rechts be·deckt etwa seinen Kopf mit einem Blatt und voll·führt einen magischen Tanz. Es ist dies ein un·trüg·liches Zeichen, dass er im Begriff ist eine andere Gestalt anzunehmen.
Die meisten Fuchsbilder auf dieser Seite stammen aus der
Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
Zeit. Ihre Beliebt·heit ver·dankt sich der be·sonderen Vor·liebe für das Un·heimlich-Mysteriös-Gespenstische in der Edo-zeitlichen Populär·kultur. Neben dem wohligen Grusel·gefühl, das un·heim·liche Fuchsgeschichten ver·mitteln können, wurde und wird die magische Macht der Füchse aber auch durchaus für real gehalten und führte in der Edo-Zeit zu ähn·lichen Extremen wie der europäische Hexenglauben: Ins·besondere Frauen konnten ver·folgt oder ver·stoßen werden, weil man sie für verwandelte Füchsinnen hielt.
Zauberische Fuchsfrauen
Auch in Geschichten und Legenden verwandeln sich Füchse in Japan vor·zugs·weise (wenn auch nicht aus·schließ·lich) in schöne Frauen. Solche Fuchsfrau-Legenden tauchen schon im japanischen Alter·tum auf, wurden im Laufe der Zeit immer weiter aus·ge·schmückt und schließ·lich in der Edo-Zeit für das Kabuki Theater adaptiert. Die beiden be·kanntesten Gestalten sind Kuzunoha, die liebende Mutter und Ehefrau, und Tamamo no Mae, die ver·ruchte Hofdame. Sie stehen ein·ander charakterlich diametral gegen·über und zeigen, dass der Fuchs mit seinen Zauber·kräften sowohl positiv als auch negativ in Er·scheinung treten kann. Den·noch haben beide Legenden über·raschende Parallelen: In beiden Fällen kann die Fuchsfrau nicht lange in der Gesell·schaft der Menschen ver·bleiben und ver·wandelt sich schluss·endlich in einen Stein. Außer·dem tauchen in beiden Legenden Mit·glieder der Familie Abe auf. Diese waren in der
auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
Der Begriff „Heian“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Zeit die führenden Yin Yang Meister bei Hof und galten als solche — ebenso wie die Füchse selbst — als Meister der Magie.
Kuzunoha
Die Grunderzählung dieser Legende lautet in etwa folgendermaßen:
Heian-zeitlicher Höfling und angebl. Vater des Abe no Seimei
Der Begriff „Abe no Yasuna“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Fuchsgeist in Frauengestalt, wtl. „Rankenblatt“; angebl. Mutter des Magiers Abe no Seimei
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Der Begriff „Abe no Seimei“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(921?–1005), der in der Folge zum be·rühm·testen Magier der Heian Zeit heranwächst.
Diese Geschichte existiert in zahlreichen Varianten. (Die etwas kompliziertere Version des Kabuki-Dramas findet sich etwa bei Baiten.de oder Kabuki 21. [2007/1]) Das einzige un·ver·änder·liche Element ist jeweils das Abschiedsgedicht, das auch auf den meisten Bildern zu finden ist:
恋しくば / 尋ね来て見よ / 和泉なる / 信太の森の / うらみ葛の葉
Wenn du mich liebst/ so komm und such mich/ in Izumi/
im Wald von Shinoda/ die trauernde Kuzunoha
Im Stadtgebiet von Osaka, dort wo sich einst der Wald von Shinoda be·fand, existiert noch heute ein alter Schrein, der Kuzunoha geweiht ist. Natür·lich ist es ein Inari Schrein. In ihm wird ein Stein auf·be·wahrt, in den sich die Füchsin schluss·endlich ver·wandelt haben soll.
Tamamo no Mae
Die Geschichte der
legendäre Hofdame und Kurtisane des Toba Tennō; Fuchsgeist
Der Begriff „Tamamo no Mae“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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spielt ebenfalls in der Heian Zeit und umfasst sogar ein Mitglied der Familie Abe, die auch in der Kuzunoha Legende vorkommt. Doch die Rolle der Füchsin ist beinahe spiegelbildlich angelegt:
Ein kinderloses Paar zieht ein Waisenmädchen auf, dessen Schön·heit und Klug·heit so außer·ge·wöhn·lich sind, dass man selbst in der Haupt·stadt davon erfährt. Man ruft sie an den Hof, wo sie den Namen Tamamo no Mae (Hofdame Juwelenseegras) be·kommt und alle ver·blüfft, da sie selbst die kniffligsten Fragen zum Buddhismus be·ant·worten kann. Als einmal in der Dunkel·heit helles Licht aus ihrem Körper er·strahlt, wird sie für ein buddhistisches Wesen ge·halten. Der Exkaiser Toba (er regierte als sog. Ex- oder Klosterkaiser von 1129-56, während sein Sohn Konoe das Amt des Tenno innehatte) ver·liebt sich in das Mädchen und macht sie zu seiner Ge·liebten. Doch bald er·krankt er an einem rätsel·haften Leiden, dessen Ursachen sämt·lichen Ärzten rätsel·haft bleiben. Der Astrologe und Yin-Yang Meister Abe no Yasunari (ein Abkömmling des oben er·wähnten Abe no Seimei) er·kennt, dass der Exkaiser von Tamamo no Mae ver·hext wird. Diese sei in Wirk·lich·keit ein uralter Fuchsgeist mit zwei (in späteren Versionen neun) Schwänzen, ein Feind des Buddhismus, der es da·rauf ab·ge·sehen habe, fromme Herr·scher zu Fall zu bringen. Yasunari lässt Tamamo zu Test·zwecken selbst ein buddistisches Ritual durch·führen, sie aber ist dazu nicht im Stande, zeigt end·lich ihre wahre Gestalt und flieht.
Nach einer langwierigen Expedition gelingt es schließlich den tapfersten Bogen·schützen des Landes, Tamomo an ihrem Heimatort, der Nasuno-Ebene in der heutigen Präfektur Tochigi (nördlich von Tokyo), zur Strecke zu bringen. Von einem Pfeil töd·lich ge·troffen ver·wandelt sie sich in einen giftigen „Todesstein“ (Sesshōseki), der jeden, der zu nahe kommt, tötet. Erst über zwei·hundert Jahre später gelingt es einem Zen Mönch namens Gennō (1329-1400), den Fluch der Tamamo no Mae zu bannen.
In einigen Versionen der Legende heißt es, Tamamo hätte bereits in früheren Er·scheinungs·formen die Kaiser von Indien und China ver·hext, sofern sie gläubige Buddhisten waren, und den Unter·gang ganzer Dynastien her·bei·ge·führt. Dieses Motiv findet sich tat·säch·lich auch in chinesischen Fuchslegenden.
Weitere Fuchsmotive
Holzschnitt (Detail) von Andō Hiroshige, 1857.
Neben konkreten Geschichten illustrieren Edo-zeitliche Fuchsbilder auch all·ge·meine Vor·stel·lungen über die Zauberkraft der Füchse. Auf der Ab·bildung oben sind bei genauer Be·trach·tung Lichter über den einzelnen Füchsen zu er·kennen, sog. „Fuchslichter“, die nach volks·tüm·lichen Vor·stel·lungen die Seelen von Ver·storbenen sein könnten. Außer·dem fällt in den folgenden Bildern auf, dass Füchse oft im Gewand von buddhistischen Mönchen und Nonnen dar·ge·stellt wurden. Vorlage:Galerie2
Verwandte Themen
- Füchse und Tanuki (Hauptseite)
- Inari Fuchswächter (Bilderseite)
- Tanuki (Bilderseite)
Links
- Tamamo no mae, Kyoto University Library (en.)
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„Kitsune-Motive.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001