Alltag/Gluecksbringer

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Glücksbringer und diesseitiges Wohlergehen

Jeder populäre Tempel oder Schrein bietet innerhalb des Schrein·areals unzählige kleine Gegen·stände zum Verkauf an, deren Zweck dem aus·län·dischen Besucher lange rätsel·haft bleibt. Es sind allesamt glücks·bringende Gegen·stände, die aber unter·schied·lichen Zwecken dienen und verschiedene Be·hand·lungen erfahren. Neben den bereits erwähnten Opfer·gaben, die meist vor Ort geopfert werden (z.B. Räucher·stäbchen oder Holz und Rinden·stücke für Feuer·rituale), kann man auch Amulette oder Talismane erwerben, die man bei sich behält. Jeder berühmte Ort hat seine speziell gestalteten Glücks·bringer, bestimmte Grund·formen wieder·holen sich jedoch.

Glücksbringer

Die häufigsten Glücksbringer sind kleine Gegen·stände, die man zur Abwehr von Unheil oder zur Erreichung bestimmter Wünsche bei sich trägt oder zu Hause aufstellt. Außerdem kann man an fast jeder größeren Ver·ehrungs·stätte Glücks·orakel erwerben. Derartige Objekte sind zwar bereits für ein paar hundert Yen zu haben, verlieren ihre Wirk·kraft aber nach spätestens einem Jahr, sodass man immer wieder neue kaufen muss. Sie werden sowohl in Schreinen als auch in Tempeln angeboten und sind somit an keine konfessionellen Grenzen gebunden.

O-mamori, o-fuda, o-mikuji

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o-mamori お守り (jap.)

Talisman, schutzbringender Gegenstand

Gegenstand

Der Begriff „o-mamori“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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sind die populärsten Glücksbringer in Tempeln und Schreinen. Mamori bedeutet wtl. „Beschützer“ und wird manchmal auch als „Talisman“ übersetzt (das „o-“ ist hier eine honorative Vorsilbe). Meist handelt es sich um kleine Beutelchen aus Seide mit einer Aufschrift, die ihren Zweck (Gesund·heit, Erfolg in Beruf oder Studium, Schutz im Straßen·verkehr, etc. oder allg. „Schutz“) beschreibt. O-mamori sind dazu gedacht, ständig mitgeführt zu werden.
o-fuda お札 (jap.)

Amulett oder Talisman in Gestalt eines symbolischen Zeichens, meist aus Papier; auch shinsatsu; das Zeichen 札 kann auch „Geldschein“ bedeuten, wird dann aber sinojap. satsu ausgesprochen;

Gegenstand

Der Begriff „o-fuda“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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sind im allgemeinen Papierstreifen oder kleine Holz·täfel·chen mit einer Inschrift. Sie haben eine sehr ähnliche Funktion wie o-mamori, sind aber eher dazu bestimmt, an bestimmten Orten aufgestellt oder angebracht zu werden. Oft findet man sie an einem Haus·altar oder Haus·schrein, wo sie die verehrte Gott·heit eines Schreins oder ein für einen Tempel wichtiges Sutra repräsentieren. O-fuda können aber auch wie kleine Plakate irgendwo aufgeklebt werden. Passionierte Pilger führen oft solche frommen Aufkleber mit sich, um sie an den erreichten Pilger·stätten anzubringen. 
o-mikuji 御籤/おみくじ (jap.)

Glückslos, Glücksorakel; auch mikuji

Ritus, Gegenstand

Der Begriff „o-mikuji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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sind eine Kombination von Opfergabe und Orakel. Es sind Lose mit einer Weis·sagung, die einem Gutes oder weniger Gutes vorhersagt. Sie werden typischer Weise in Schreinen verkauft, fallweise aber auch in bud·dhis·tischen Tempeln. Die Lose werden nach dem Kauf meist an Bäumen innerhalb des religiösen Areals aufgehängt: Bei positiven Vor·her·sagen um sicher zu gehen, dass sie sich auch erfüllen, bei negativen, damit sie sich mit Hilfe der

kami(jap.)

Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō

Der Begriff „kami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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nicht erfüllen. Rund um berühmte Schreine sind die Bäume oft ganz weiß von den vielen Zetteln, die die Besucher dort angebunden haben.

Engimono

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engimono 縁起物 (jap.)

Glücksbringer

Gegenstand

Der Begriff „engimono“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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sind meist Figuren, die irgend eine glücks·bringende Bedeutung haben. Sie können als Zier·gegen·stände an jedem beliebigen Platz aufgestellt werden. Ein cha·rak·te·ris·tisches Beispiel sind die so·ge·nann·ten

Daruma 達磨 (jap.)

Spitzname des Mönchs Bodhidharma; Bezeichnung der daruma-Puppe als Glücksbringer

Der Begriff „Daruma“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Figuren. Sie stellen in stili·sierter Form den indischen Mönch Bodhidharma dar. Er soll in Meditation er·starrt sein, daher werden Arme und Beine weg·gelassen. Beim Kauf sind beide Augen weiß. Man malt dann dem Daruma selbst ein Auge, während man sich auf einen Wunsch kon·zentriert, oder man lässt das Auge — gegen weiteres Geld — von einem Mönch aufmalen. Geht der Wunsch in Erfüllung, bekommt der Daruma ein zweites Auge. Zu be·stimm·ten Anläs·sen, beispiels·weise zu Neujahr, ver·an·stalten manche Tempel sogenannte Daruma Märkte (daruma ichi). Dabei werden alle alten Darumas in einem großen Feuer verbrannt und neue verkauft.

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Ein ähnliches Objekt, das vor allem den Erfolg von Geschäfts·lokalen fördern soll, ist die „Winkende Katze“ (

maneki neko 招き猫 (jap.)

winkende Katze, Winkekatze; Glücksbringer, besonders für geschäftlichen Erfolg

Gegenstand

Der Begriff „maneki neko“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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  • Manekineko schrein.jpg
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), die man sehr häufig in den Auslagen von Ge·schäf·ten und Restaurants sehen kann. Die maneki neko hält typischer·weise eine alte Goldmünze in der Pfote, auf der der un·wahr·schein·lich hohe Betrag „senman ryō“ (10 Millionen Ryō) ver·zeich·net ist. Katzen zählen zu den·jeni·gen Tieren, denen magische, mitunter auch gefährliche Kräfte und Fähig·keiten nach·gesagt werden. Ähnliche Eigen·schaf·ten besitzen auch Füchse, Tanuki-„Dachse“, Schlangen und andere Tiere, die eben·falls als engimono in Tempeln, Schreinen und Souvenir·läden zu erwerben sind. (S. dazu auch Kap. Mythen, Füchse.)

Diesseitiges Wohlergehen (genze riyaku)

Der Zweck all dieser kleinen Opfergaben und Talismane ist stets an einen bestimmten Wunsch an die Gottheit bzw. an bestimmte, mit der Gottheit assoziierte glücks·bringende Effekte gebunden. Die meisten großen Schreine und Tempel spezialisieren sich auf bestimmte Lebens·bereiche, in denen sie und ihre Glücks·bringer besonders effektiv sind: Manche bringen Reich·tum, manche Gesund·heit, manche Erfolg in der Liebe und viele helfen bei Prüfungen. Fast immer haben sie jedoch ein dies·seits·be·zo·genes Ziel. D.h. es geht um individuelles Glück in diesem Leben. Japanische Religion im allgemeinen und Shinto im besonderen widmet sich dem weltlichen Glück der Gläubigen in mannigfacher Weise. Der japanische Fach·aus·druck dafür ist

genze riyaku 現世利益 (jap.)

(religiöse) Belohnung in diesem Leben

Konzept

Der Begriff „genze riyaku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

(Gewinn oder Belohnung [für religiöse Handlungen] in dieser Welt/diesem Leben).

Genze riyaku hat in der japanischen Religion eine lange Tradition, wird aber auch durch sehr un·mittel·bare gesell·schaft·liche Voraus·setzungen unter·stützt: In Japan gibt es keine Kirchen·steuer und kaum staatliche Unter·stützung von Religion (Ausnahme: Steuer·enthebung). Religiöse Institutionen sind ähnlich wie kommerzielle Unter·nehmen auf direkte, frei·willige Zuwendungen angewiesen. Es gibt zweierlei Dienst·leistungen, aus denen religiöse Institutionen Einnahmen lukrieren: a) Große Zeremonien, die aus Anlass wichtiger Schicksals·abschnitte vollzogen werden (Hochzeit, Geschäfts·gründung, Hausbau, Begräbnis). Hierbei entscheidet oft die traditionelle Zu·gehörig·keit der Familie, welche religiöse Institution die Zeremonie vollzieht. b) Kleine religiöse Handlungen als spirituelle Rück·versicher·ungen, die dem alltäglichen Leben zugute kommen sollen. Sie wirken zwar oft spielerisch, werden aber doch von vielen ernst genommen. Lokale Traditionen und Legenden spielen eine wichtige Rolle für die Glaub·haftig·keit glücks·bringender Effekte, doch werden beständig neue Legenden und Traditionen geschaffen. Es ist ein offener Markt, der nur von einem immer dünner werdenden religiösen Vor·ver·ständnis der All·gemein·heit reguliert wird und immer mehr nach Innovationen verlangt. Die Religiosität, die sich in genze riyaku wider·spiegelt, wirkt auf christlich geprägte Europäer oft irritierend oder zumindest ober·flächlich. Sie schließt aber spirituelle Tiefe keines·wegs aus, wenn sie diese auch nicht unbedingt erfordert. Zugleich gerät sie mit modernem Konsum·verhalten nicht in Wider·spruch. Daher sieht man in Japan viel mehr ange·wandte Religion im Alltagsleben als in Europa. Da die japanische Religion durch den traditionell hohen Stellen·wert von genze riyaku auf Flexibilität eingestellt ist, hat sie unter dem permanenten Wandel einer kapitalistischen Konsum·gesellschaft weit weniger zu leiden, als etwa das Christentum im Westen. Vorlage:Bildbox

Religion in JapanAlltag
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„Glücksbringer und diesseitiges Wohlergehen.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001