Mythen/Verwandlungskuenstler

< Mythen
Version vom 8. September 2010, 14:18 Uhr von OrochiJR (Kommentar | Beiträge) (→‎Tanuki)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Mythen/Verwandlungskuenstler.

Tiergötter und Götterboten, Teil 2 Füchse und Tanuki

Obwohl die Achtung vor Tieren in Japan durch traditionelle religiöse Vorstellungen gefördert wird, gibt es auch ambivalente, bzw. negative Gefühle gegenüber verehrten Tieren. Respekt mischt sich mit Furcht. Tiere, die mit Gottheiten in Verbindung stehen, besitzen nämlich meist magische Fähigkeiten, auch jene Exemplare, die nicht gerade als Boten oder Inkarnationen einer Gottheit fungieren. Mitunter nützen sie diese Fähigkeiten nach eigenem Gutdünken aus, was für die Menschen meist negative Folgen hat. Insbesondere Füchse und Tanuki, aber auch Katzen und Schlangen werden daher für alle möglichen Hexereien verantwortlich gemacht und haben etwas ausgesprochen Unheimliches. Gespensterglaube und religiöse Ikonographie liegen also besonders bei der Verehrung von Tieren sehr nahe bei einander.

Füchse

Vorlage:Wrapper

Füchse (

kitsune(jap.)

Fuchs; Botentier der Gottheit Inari

Tier

Der Begriff „kitsune“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Kitsune hokusai.jpg
  • Inari2.jpg
  • Inari kitsune exzent.jpg
  • Ema inari2.jpg
  • Kitsune koson.jpg
  • Inari sutrenrolle.jpg
  • Kitsune kaibutsugahon2.jpg
  • Fuchsgeist yoshitoshi.jpg
  • Tamamo kaibutsugahon.jpg
  • Kitsune kokan.jpg
  • Kitsune.jpg
  • Kitsune ojiinari hiroshige.jpg
  • Toyokawa kitsune.jpg
  • Ema inari.jpg
  • Dakini kamakura.jpg
  • Inari portrait.jpg
  • Nikokitsuneoyako.jpg
  • Tamamo kuniyoshi2.jpg

) sind zusammen mit den unten besprochenen Tanuki die großen Verwandlungskünstler in der japanischen Tier- und Sagenwelt. Dem japanischen Volksglauben zufolge ist jeder Fuchs mit magischen Fähigkeiten ausgestattet. Diese Zauberkraft akkumuliert sich mit den Jahren. Die ältesten Füchse sind demnach die zauberkräftigsten. Darüber hinaus erkennt man zauberkräftige Füchse an der Anzahl ihrer Schwänze, die (ähnlich wie die Dan-Grade in Judo, oder Karate) auf bis zu neun ansteigen können. Solche mehrschwänzigen Füchse können sich jederzeit in Menschen verwandeln oder aber Besitz vom Geist eines Menschen ergreifen und stehen mit allen möglichen Formen von Besessenheit, Exorzismus, etc. in Verbindung. Vor allem Frauen sind für Fuchszauber anfällig, während sich Füchse umgekehrt meist in schöne Frauen verwandeln.

In der Religion haben Füchse eine besondere Funktion im Zusammenhang mit der Gottheit

Inari 稲荷 (jap.)

Reisgottheit, häufig von Fuchswächtern (myōbu) bewacht

Der Begriff „Inari“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Inari yoshikazu.jpg
  • Kitsune4.jpg
  • Otsuka.jpg
  • Inari3.jpg
  • Inari2.jpg
  • Inari kuniyoshi2.jpg
  • Nuregami.jpg
  • Inari hokusai.jpg
  • Ukiha inari.jpg
  • Takayama inari.jpg
  • Ninomine.jpg

. Wie schon erwähnt stellen Inari Schreine eine der zahlenmäßig größten Gruppen von Shinto Schreinen dar (ca. 30.000 in ganz Japan), allerdings handelt es sich meist um kleine bis mittelgroße Schreine. Sie sind leicht daran zu erkennen, dass sie von zwei weißen Füchsen „bewacht“ werden, ähnlich wie andere Schreine komainu als Wächter haben. Man nennt diese Füchse auch

myōbu 命婦 (jap.)

Hofdame; auch: Fuchswächter

Tier, Person

Der Begriff „myōbu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

, wtl. „Hofdamen“. Auch die Gottheit Inari, eigentlich eine Reisgottheit, zeigt sich gern als Fuchs, wenn sie nicht die Gestalt einer jungen Frau annimmt. In den Ursprungslegenden des Fushimi Inari Schreins hingegen erscheint die Gottheit als alter Mann, der dem Mönch

Kūkai 空海 (jap.)

774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi

Der Begriff „Kūkai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Amoghavajra.jpg
  • Hachiman kaikei.jpg
  • Monks koya wada.jpg
  • Koya karte.jpg
  • Tenguzoshi koyasan okunoin.jpg
  • Shikoku12.jpg
  • Kobodaishi kind.jpg
  • Gosanze myoo toji.jpg
  • Gosonzomandara.jpg
  • Zennyo ryuo.jpg
  • Kuukai2.jpg
  • Kukai nitto.jpg
  • Kukai koya myojin.jpg
  • Tenguzoshi koyasan daito.jpg
  • Gobyobashi.jpg
  • Chigo daishi.jpg
  • Sanmendaikoku eishinji.jpg
  • Koya1896.jpg
  • Koya6.jpg
  • Kukai2.jpg
  • Kukai okunoin.jpg
  • Koya1.jpg
seine Dienste als Schutzherr des neu gegründeten Tempels Tōji in Kyoto anbietet. Der Zusammenhang zwischen der Inari Gottheit, dem Fuchs und dem Reis, sowie der Wechselgestalt von junger Frau und altem Mann ist nach wie vor etwas rätselhaft. Fuchsglaube und Reisgott waren wohl ursprünglich zweierlei, haben sich im Lauf der japanischen Religionsgeschichte aber gegenseitig verstärkt und sind zu einer Einheit verschmolzen.

Tanuki

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Mythen/Verwandlungskuenstler.

tanuki(jap.)

Tanuki; Marderhund

Tier

Der Begriff „tanuki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Kachikachiyama kiyonaga.jpg
  • Tanuki.jpg
  • Tanuki w.jpg
  • Tanuki yoshitoshi2.jpg
  • Tanuki winter.jpg
  • Tanuki hokusai.jpg
  • Tanuki kaibutsugahon.jpg
  • Tanuki takeda kuniyoshi.jpg
  • Tanuki shigaraki.jpg
  • Tanuki original.jpg
  • Tanuki15.jpg
  • Tanuki yoshitoshi.jpg
  • Tanuki kuniyoshi1.jpg
  • Tanuki ghibli.jpg
  • Tanuki Hardwicke.jpg
  • Tanuki14.jpg
  • Miyazaki-hayao-hesei-movie-poster.jpg
  • Tanukimario.jpg
  • Tanuki tigers.jpg
  • Kachikachiyama.jpg
  • Tanuki kuniyoshi giga.jpg
  • Tanuki13.jpg
  • Tanuki nagano.jpg
  • Tanuki kinmozui.jpg
sind in Japan weit verbreitete Tiere, in Europa aber kaum zu finden. Man bezeichnet sie auch als Marderhunde. Sie sind nach japanischer Auffassung ähnlich begabt wie die Füchse. Während die Füchse aber elegant und schlau, bzw. heimtückisch agieren, sind die Tanuki eher derbe, draufgängerische Gesellen. Auch sie können den Menschen das Leben ziemlich schwer machen, aber alles in allem scheinen sie eher gutmütig zu sein. Manchmal sieht man überlebensgroße Tanuki Figuren vor Restaurants oder Geschäften stehen. Meist haben sie eine Flasche Sake in der Hand und animieren, ähnlich wie die  Winkende Katze, zum Mittrinken. In der anderen Hand haben sie einen mysteriösen Zettel. Es ist ein Schuldschein, den der Tanuki im Austausch für Sake ausstellt, den er allerdings nie bezahlt. Im Gegensatz zu den Füchsen sind die Tanuki typischerweise männlichen Geschlechts (obwohl es auch weibliche gibt). Eines ihrer Charakteristika sind denn auch ihre übergroßen Hoden (natürlich ein Glückssymbol). Wenn sie wütend werden, können sie diese Hoden auch als Schlagwaffen verwenden. Ihr Strohhut kennzeichnet die Tanuki als Reisende, bzw. als Vagabunden.

Das Blatt, das manche Tanuki (aber auch Füchse) in der Hand halten, ist ein essentielles Mittel um sich zu verwandeln. Bei ein wenig komischen oder unheimlichen Menschen sollte man daher immer nach einem Blatt Ausschau halten — entdeckt man eines an ihnen, dann sind es wahrscheinlich verwandelte Tanuki. Die populäre Videospiel-Figur Mario kann sich wiederum mit einem Blatt in einen Tanuki verwandeln. Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Mythen/Verwandlungskuenstler. Interessierten sei der Zeichentrickfilm Heisei tanuki gassen ponpoko („Die Schlacht der Tanuki in der Ära Heisei“, Isao Takahata 1994) aus der Werkstatt des bekannten Miyazaki Hayao wärmstens empfohlen. Hier lernt man anhand von Tanuki und Kitsune auch viel über das japanische Geister- und Gespensterpantheon.

PS: Tanuki werden oft fälschlich als Dachse oder Waschbären gedeutet, daher wählt man auch gerne „Dachs“ als Übersetzungswort. Tanuki sehen aber nicht nur ganz anders aus als heimische Dachse, sie zählen auch zoologisch zur Familie der Hunde. Im Unterschied zum Hund können sie allerdings nicht bellen.

  1. ^  
    Kitsune koson.jpg
    „Naturalistische“ Darstellung eines magisch begabten Fuchses (kitsune): Die tanzende Bewegung auf zwei Beinen und das Blatt auf seinem Kopf zeigen an, dass der Fuchs im Begriff ist, menschliche Gestalt anzunehmen.
    Werk von Ohara Koson (1877–1945). Meiji-Zeit, ca. 1910. Bildquelle: Artelino.
  2. ^  
    Toyokawa kitsune.jpg
    Die Fuchsstatuen (kitsune) sind individuelle Opfergaben (sonaemono) von Gläubigen (ähnlich wie z.B. die zahllosen torii des Fushimi Inari Schreins).
    takmagar, flickr 2006.
  3. ^  
    Miyazaki-hayao-hesei-movie-poster.jpg
    Film aus dem Hause Ghibli mit tanuki in den Hauptrollen.
    Werk von Takahata Isao. 1994. Bildquelle: unbekannt.
  4. ^  
    Tanukimario.jpg
    Super Mario im tanuki-Outfit
    Bildquelle: unbekannt.
  5. ^  
    Tanuki winter.jpg
    Schlafloser tanuki während der Winterruhe.
    Mother Nature Network, Stanislav Duben, 2014.
  6. ^  
    Okami shahobukuro.jpg
    „Japanische Wölfe im Winterschilf“ (fuyu ogi ni ōkami). Die Illustration stammt aus einer Serie, in der der Edo-zeitliche Künstler und Gelehrte Tachibana Morikuni Kurioses und Wissenswertes in loser thematischer Reihenfolge bildlich darstellte.
    Werk von Tachibana Morikuni (1679-1748). Edo-Zeit, 1770 (erschienen). Waseda University Library.
  7. ^  
    Mitsumine okami a.jpg
    Wolf (ōkami) bzw. „Berghund“ (yamainu) als tierischer Beschützer (komainu) des Mitsumine Jinja. Das rote Lätzchen soll der Abwehr von Dämonen dienen und ist zugleich Symbol für eine Spende an den Schrein.
    Bernhard Scheid, flickr, 2007.
  8. ^  
    Mitsumine okami un.jpg
    Wolf (ōkami) bzw. „Berghund“ (yamainu) als tierischer Beschützer (komainu) des Mitsumine Jinja, ein Schrein der u.a. dem Wolfsglauben gewidmet ist.
    Bernhard Scheid, flickr, 2007.
  9. ^  
    Ema mitsumine.jpg
    Votivbildchen (ema) mit glücksbringenden Wölfen.
    I. Hatada, 1998.
  10. ^  
    Inugami sekien.jpg
    Ein Hundegott (inugami) im Gewand eines Shintō-Priesters, mit einer Figur, die hier als „weißer Knabe“ (shirachigo) bezeichnet wird. Aus einem berühmten Gespensterhandbuch des Illustrators Toriyama Sekien.
    Werk von Toriyama Sekien. Edo-Zeit, 1776. Ryugoku University Library (jap.).

Religion in JapanMythen
Diese Seite:

„Verwandlungskünstler (Tiergötter und Götterboten, Teil 2).“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001