Ame no Uzume, die Ahnherrin von Ritus, Tanz und Theater
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Buchillustration von Hokusai, 1816
Buchillustration von Taki Katei, 1866
mythologische Gottheit, Ahnherrin des Theaters
Der Begriff „Ame no Uzume“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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tritt in den Mythen in zwei ent·schei·den·den Episo·den auf: Im Mythos von Amaterasu in der Felsen·höhle, wo sie die Sonnengottheit durch ihren Tanz aus der Höhle hervorlockt, und im Mythos von der Her·ab·kunft des Himm·li·schen Enkels. Im letz·teren Fall gehört sie zum Ge·folge des
Der Begriff „Ninigi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, als er die Herr·schaft auf der Erde an·treten soll. Im Zuge ihres Ab·stiegs zur Erde stellt sich den Him·mels·göttern eine selt·same Gott·heit namens
Der Begriff „Sarutahiko“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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in den Weg. Saruta·hiko besitzt eine „sieben-Hand-lange“ Nase, ist zudem von un·ge·wöhn·lich hohem Wuchs und emittiert Licht·strahlen aus Mund und After. Die himm·lischen Götter wissen nicht, ob er feind·lich oder freund·lich ge·son·nen ist. Ame no Uzume ergreift die Ini·tiative um die Sache zu klären und ent·blößt vor dem selt·samen Gott ihre Brüste, wobei sie in ver·ächt·liches Lachen ausbricht. Saruta·hiko erklärt darauf·hin, dass er Ninigi, dem Himmli·schen Enkel, vor·aus·gehen wolle, um ihm den Weg zu weisen. Ob dies sein ur·sprüng·liches Vor·haben war oder ob Uzume ihn durch ihr Ver·halten dazu brachte, bleibt offen.
Uzume und Sarutahiko werden schlussendlich ein Paar und Uzume bekommt den neuen Namen Sarume no kimi — wtl. „Herrin der Affen·frauen“. Diese „Affen·frauen“ sind nie·mand anderer als die Priester-Tänze·rinnen des frühen Tenno-Hofes, die sich somit mythologisch auf Ame no Uzume zurück·führen. Uzumes Hand·lungen, ihr erotischer Tanz vor der Felsen·höhle und ihr provo·kantes Techtel·mechtel mit Sarutahiko, scheinen also auch eine rituelle Kompo·nente zu haben. Tat·säch·lich führt das
Chronik Japans (807)
Der Begriff „Kogo shūi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
(verfasst 807) den „Ritus zur Besänf·ti·gung der Geister“ (chinkonsai) auf Ame no Uzume zurück. Zudem wird Ame no Uzume als Ahn·herrin des ja·pa·nischen Theaters bezeichnet. Die Gestalt der Uzume macht somit deut·lich, dass Tanz, Theater und Ritus in alter Zeit wohl nicht von ein·ander zu trennen waren, und verrät zudem, dass Spaß und Erotik im alten Ritual·wesen durchaus ihren Platz hatten.
repräsentiert durch einen Kabuki-Schauspieler
Holzschnitt von Utagawa Toyokuni
in einer parodistischen Darstellung von Ekin (1812-1876)
Uzume als Glücksgöttin
Die erotische Rolle, die Uzume in den Mythen inne hat, kommt nur in wenigen späteren Illustrationen deutlich zum Ausdruck. Statt dessen wurde die Gestalt der Uzume ironisiert und erhielt das Aussehen einer komischen, bisweilen auch dezidiert hässlichen weiblichen Gestalt. Angeblich soll auch ihr Name auf diese Eigenschaft hindeuten: Aston (1896) übersetzt Uzume mit „terrible female“, Florenz (1919) mit „abschreckendes Weib“.1 In dieser wenig attraktiven oder komischen Gestalt wurde Uzume auch zu einer Glücks·göttin, wobei gerade ihr hässliches Aussehen dem Vertreiben von Unglück förderlich sein soll.
Werk von Irie Chōhachi (1815–1889). Meiji Zeit, 19. Jh. Master plasterer Izu-no-Chohachi.
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Als volkstümliche komödiantische Glücksbringerin ist Uzume auch unter Namen wie
komödiantische weibliche Glücksgottheit, wtl. „Großes Glück“; auch Oto-goze, Okame; andere Schreibungen 阿多福
Der Begriff „Otafuku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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oder Okame als bekannt ist. Ihr dickwangiges Gesicht mit der hohen Stirn und den kleinen lachenden Augen leitet sich von einer Figur des komödiantischen Kyōgen-Theaters namens
Der Begriff „Oto-goze“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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her. Diese eher derbe weibliche Gestalt gehört zur Kategorie der „hässlichen Frauen“ (shikome) im Kyōgen und stellt einen bewussten Kontrast zur ätherischen Schönheit der weiblichen Noh-Masken dar.
Ob die Figur der Oto Goze von Anfang an mit Uzume identifiziert wurde, oder ob dies erst eine sekundäre Entwicklung darstellt, ist unklar. Jedenfalls ist die entsprechende Maske seit der
Stadtteil in Kyōto; Sitz des Ashikaga Shōgunats 1336–1573 (= Muromachi-Zeit)
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-Zeit bekannt und prägt nicht nur die bis heute populären Otafuku-Darstellungen, sondern auch die Darstellungen der mythologischen Uzume in späterer Zeit. In dieser volkstümlichen Gestalt trat Ame no Uzume einst sogar als einzige Frau im Ensemble der Sieben Glücksgötter (
Sieben Glücksgötter; populäres Ensemble von Glücksgöttern verschiedener Herkunft
Der Begriff „Shichi Fukujin“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) auf, wurde Anfang der
Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
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Geographische Lage
-Zeit allerdings von
Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten
Der Begriff „Benzaiten“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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verdrängt.2
Tanz und Erscheinungsbild
Die Gegenstände, die Uzume auf den meisten Illustrationen in den Händen hält, sind dem neuzeitlichen Schreinritual entnommen und entsprechen nicht den Beschreibungen ihres Tanzes in
„Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)
Der Begriff „Kojiki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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und
Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
Der Begriff „Nihon shoki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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. Die alten Quellen schildern ziemlich genau, dass sie sich aus Ranken, Gräsern und Baumzweigen Arm- und Kopfschmuck fertigt. Laut Nihon shoki hält sie einen Speer in der Hand. So angetan steigt sie auf einen umgestürzten Zuber, der als Resonanzboden ihres stampfenden Tanzes dient, und verfällt in einen ekstatischen Trance-Zustand. Dass sie sich dabei entblößt und dass die versammelten Götter darüber in lautes Gelächter ausbrechen, wird lediglich im Kojiki berichtet. Im Nihon shoki kommt dies nur indirekt zum Ausdruck, wenn Amaterasu sich wundert, warum Uzume vor der Höhle so fröhlich tanzt. Von dieser Neugier angestachelt verlässt Amaterasu schließlich ihre Höhle.3
Wie man an den obigen Abbildungen erkennt, haben manche Illustratoren des 19. Jahrhunderts die angebliche Hässlichkeit der Uzume/ Otafuku sehr wörtlich genommen, vielleicht auch, um die erotische Komponente der mythologischen Erzählung abzuschwächen. Im allgemeinen hat sich aber ein humoristischer, durchaus nicht unattraktiver Erscheinungstyp der Uzume durchgesetzt, der vielleicht am charakteristischsten in Hokusais Darstellung wiedergegeben ist (s.o.).
Uzumes Kleidung entspricht fast immer der einer modernen Schreindienerin (
Miko, kami-Priesterin, Schreindienerin; auch: weibliche Shamanin; andere Schreibungen 神子 (Gott-Kind) oder 御子 (erhabenes Kind)
Der Begriff „miko“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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). In dieser Form tritt Uzume in den
rituelle Tänze und Gesänge
Der Begriff „kagura“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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-Tänzen auf. Dies sind rituelle Tänze, die zumeist in Shinto-Schreinen aufgeführt werden. Während die frühesten bekannten Formen keine dramatische Handlung besaßen, haben sich seit der Edo-Zeit kagura in Form von dramatisierten mythologischen Themen mehr und mehr verbreitet. Die populärsten Szenen dieser neuzeitlichen kagura handeln vom Hervorlocken der Sonnengottheit (also von Uzumes Tanz) oder vom Kampf Susanoos mit der achtköpfigen Schlange
Mythologische Schlange (Drache) mit acht Köpfen; wtl. „achtfach gegabelte Schlange“; wird von Susanoo besiegt
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.
Das heute gängige Erscheinungsbild der Uzume ist also einerseits vom Kyōgen Theater, andererseits von den neuzeitlichen kagura-Tänzen geprägt und hat wenig mit den antiken Mythen zu tun, wo man sich Uzume am ehesten als eine wilde, mit Besessenheitskulten in Verbindung stehende Shamanin vorstellen muss.
Anmerkungen
- ↑ Beide beziehen sich dabei auf eine Erklärung des Namens Uzume im Kogo shūi 古語拾遺 (jap.)
Chronik Japans (807)
Text • •Der Begriff „Kogo shūi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
(807), das einen Zusammenhang mit ozoshi, „furchtbar“, herstellt. S. z.B. Florenz 1919, S. 421–22.
- ↑ Kita Sadakichi, „Shichifukujin no seiritsu“ (Die Entstehung der Sieben Glücksgötter) 1935, nach Miyata 1998, S. 304-305
- ↑ Vgl. Aston 1972 I, S. 44–45; Florenz 1919, S. 39–40 und 155–56
Literatur und Links
- Ame-no-Uzume no Mikoto, Joseph Ziehr and Edward Beach (en.)
Artikel der Website Shimbutsudo.
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- Mythologie:
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- Götter der Erde
- Jenseits:
- Jenseits
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- Imaginäre Tiere
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„Ame no Uzume: Die Ahnherrin von Ritus, Tanz und Theater.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001