Mythen/Verwandlungskuenstler

Zur Navigation springen Zur Suche springen

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Mythen/Verwandlungskuenstler.

Tiergötter und Götterboten, Teil 2 Verwandlungskünstler

Obwohl die Achtung vor Tieren in Japan durch traditionelle religiöse Vor·stel·lun·gen ge·för·dert wird, gibt es auch ambi·va·lente, bzw. nega·tive Ge·fühle ge·gen·über ver·ehrten Tieren. Respekt mischt sich mit Furcht. Tiere, die mit Gott·hei·ten in Ver·bin·dung stehen, besit·zen näm·lich meist magi·sche Fähig·kei·ten, auch jene Exem·plare, die nicht gerade als Boten oder Inkar·na·tio·nen einer Gott·heit fun·gie·ren. Mitun·ter nützen sie diese Fähig·kei·ten nach eige·nem Gut·dün·ken aus, was für die Menschen meist negative Folgen hat. Ins·be·son·dere Füchse und Tanuki, aber auch Katzen und Schlangen werden daher für alle mög·li·chen He·xe·reien verant·wort·lich ge·macht und haben etwas aus·ge·spro·chen Unheim·liches. Gespens·ter·glaube und religi·öse Ikono·graphie liegen also be·son·ders bei der Vereh·rung von Tieren sehr nahe bei einander.

Füchse

Vorlage:Wrapper

Füchse (

kitsune(jap.)

Fuchs; Botentier der Gottheit Inari

Tier

Der Begriff „kitsune“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Inari sutrenrolle.jpg
  • Ema inari2.jpg
  • Kitsune koson.jpg
  • Dakini kamakura.jpg
  • Kitsune.jpg
  • Inari2.jpg
  • Fuchsgeist yoshitoshi.jpg
  • Tamamo kaibutsugahon.jpg
  • Inari kitsune exzent.jpg
  • Tamamo kuniyoshi2.jpg
  • Kitsune hokusai.jpg
  • Kitsune kokan.jpg
  • Ema inari.jpg
  • Kitsune ojiinari hiroshige.jpg
  • Toyokawa kitsune.jpg
  • Inari portrait.jpg
  • Nikokitsuneoyako.jpg
  • Kitsune kaibutsugahon2.jpg

) sind zusammen mit den unten be·spro·chenen Tanuki die großen Ver·wandlungs·künst·ler in der japani·schen Tier- und Sagen·welt. Dem japa·nischen Volks·glau·ben zu·folge ist jeder Fuchs mit magi·schen Fähig·kei·ten aus·ge·stat·tet. Diese Zau·ber·kraft akkumu·liert sich mit den Jahren. Die ältes·ten Füchse sind dem·nach die zau·ber·kräf·tigsten. Darüber hinaus erkennt man zau·ber·kräf·tige Füchse an der Anzahl ihrer Schwänze, die (ähnlich wie die Dan-Grade in Judo, oder Karate) auf bis zu neun an·stei·gen können. Solche mehr·schwän·zigen Füchse können sich jeder·zeit in Men·schen ver·wan·deln oder aber Besitz vom Geist eines Menschen er·grei·fen und stehen mit allen mög·lichen Formen von Be·ses·sen·heit, Exor·zis·mus, etc. in Ver·bin·dung. Vor allem Frauen sind für Fuchs·zau·ber an·fäl·lig, während sich Füchse um·ge·kehrt meist in schöne Frauen ver·wandeln.

In der Religion haben Füchse eine besondere Funk·tion im Zu·sam·men·hang mit der Gott·heit

Inari 稲荷 (jap.)

Reisgottheit, häufig von Fuchswächtern (myōbu) bewacht

Der Begriff „Inari“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Nuregami.jpg
  • Inari3.jpg
  • Takayama inari.jpg
  • Otsuka.jpg
  • Inari2.jpg
  • Inari hokusai.jpg
  • Inari yoshikazu.jpg
  • Inari kuniyoshi2.jpg
  • Ninomine.jpg
  • Ukiha inari.jpg
  • Kitsune4.jpg

. Wie schon er·wähnt stellen Inari Schreine eine der zahlen·mäßig größ·ten Grup·pen von Shinto Schrei·nen dar (ca. 30.000 in ganz Japan), aller·dings handelt es sich meist um kleine bis mit·tel·große Schreine. Sie sind leicht daran zu er·ken·nen, dass sie von zwei weißen Füch·sen „be·wacht“ werden, ähnlich wie andere Schreine komainu als Wäch·ter haben. Man nennt diese Füchse auch

myōbu 命婦 (jap.)

Hofdame; auch: Fuchswächter

Tier, Person

Der Begriff „myōbu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

, wtl. „Hof·damen“. Auch die Gott·heit Inari, eigent·lich eine Reis·gott·heit, zeigt sich gern als Fuchs, wenn sie nicht die Gestalt einer jungen Frau an·nimmt. In den Ur·sprungs·le·gen·den des Fushimi Inari Schreins hin·gegen erscheint die Gott·heit als alter Mann, der dem Mönch

Kūkai 空海 (jap.)

774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi

Der Begriff „Kūkai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Kobodaishi kind.jpg
  • Zennyo ryuo.jpg
  • Kukai nitto.jpg
  • Chigo daishi.jpg
  • Kuukai2.jpg
  • Gosonzomandara.jpg
  • Koya karte.jpg
  • Hachiman kaikei.jpg
  • Amoghavajra.jpg
  • Sanmendaikoku eishinji.jpg
  • Kukai koya myojin.jpg
  • Shikoku12.jpg
  • Tenguzoshi koyasan okunoin.jpg
  • Koya6.jpg
  • Kukai okunoin.jpg
  • Monks koya wada.jpg
  • Gosanze myoo toji.jpg
  • Gobyobashi.jpg
  • Kukai2.jpg
  • Koya1896.jpg
  • Koya1.jpg
  • Tenguzoshi koyasan daito.jpg
seine Dienste als Schutz·herr des neu gegrün·de·ten Tem·pels Tōji in Kyoto anbie·tet. Der Zu·sam·men·hang zwischen der Inari Gottheit, dem Fuchs und dem Reis, sowie der Wech·sel·gestalt von junger Frau und altem Mann ist nach wie vor etwas rät·sel·haft. Fuchs·glaube und Reis·gott waren wohl ur·sprüng·lich zweier·lei, haben sich im Lauf der japa·nischen Reli·gions·geschichte aber gegen·sei·tig ver·stärkt und sind zu einer Einheit verschmolzen.

Tanuki

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Mythen/Verwandlungskuenstler.

tanuki(jap.)

Tanuki; Marderhund

Tier

Der Begriff „tanuki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Tanuki13.jpg
  • Tanuki kuniyoshi1.jpg
  • Tanuki kaibutsugahon.jpg
  • Tanuki14.jpg
  • Kachikachiyama.jpg
  • Tanuki hokusai.jpg
  • Tanuki winter.jpg
  • Tanuki takeda kuniyoshi.jpg
  • Tanuki kuniyoshi giga.jpg
  • Tanuki.jpg
  • Tanuki ghibli.jpg
  • Tanuki yoshitoshi2.jpg
  • Tanuki Hardwicke.jpg
  • Tanuki w.jpg
  • Miyazaki-hayao-hesei-movie-poster.jpg
  • Tanuki kinmozui.jpg
  • Tanuki shigaraki.jpg
  • Tanuki tigers.jpg
  • Tanukimario.jpg
  • Tanuki yoshitoshi.jpg
  • Tanuki original.jpg
  • Kachikachiyama kiyonaga.jpg
  • Tanuki nagano.jpg
  • Tanuki15.jpg
sind in Japan weit verbreitete Tiere, in Europa aber kaum zu finden. Man be·zeich·net sie auch als Mar·der·hunde. Sie sind nach japanischer Auf·fas·sung ähn·lich begabt wie die Füchse. Wäh·rend die Füchse aber ele·gant und schlau, bzw. heim·tückisch agie·ren, sind die Tanuki eher derbe, drauf·gän·ge·rische Gesel·len. Auch sie können den Menschen das Leben ziem·lich schwer machen, aber alles in allem schei·nen sie eher gut·mütig zu sein. Manchmal sieht man über·le·bens·große Tanuki Figu·ren vor Restau·rants oder Geschäf·ten stehen. Meist haben sie eine Flasche Sake in der Hand und ani·mie·ren, ähn·lich wie die  Winkende Katze, zum Mittrin·ken. In der ande·ren Hand haben sie einen mysteriö·sen Zettel. Es ist ein Schuld·schein, den der Tanuki im Aus·tausch für Sake aus·stellt, den er aller·dings nie bezahlt. Im Gegen·satz zu den Füch·sen sind die Tanuki typi·scher·weise männ·li·chen Ge·schlechts (obwohl es auch weib·liche gibt). Eines ihrer Cha·rak·teristika sind denn auch ihre über·großen Hoden (natür·lich ein Glücks·sym·bol). Wenn sie wütend werden, können sie diese Hoden auch als Schlag·waf·fen ver·wen·den. Ihr Stroh·hut kenn·zeich·net die Tanuki als Reisende, bzw. als Vaga·bunden.
Okuninushi hokusai.jpg
Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.

Das Blatt, das manche Tanuki (aber auch Füchse) in der Hand halten, ist ein essen·tiel·les Mittel um sich zu ver·wan·deln. Bei ein wenig komi·schen oder un·heim·li·chen Menschen sollte man daher immer nach einem Blatt Aus·schau halten — ent·deckt man eines an ihnen, dann sind es wahr·schein·lich ver·wan·delte Tanuki. Die popu·läre Video·spiel-Figur Mario kann sich wieder·um mit einem Blatt in einen Tanuki ver·wandeln. Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Mythen/Verwandlungskuenstler. Interessierten sei der Zeichen·trick·film Heisei tanuki gassen ponpoko („Die Schlacht der Tanuki in der Ära Heisei“, Isao Takahata 1994) aus der Werk·statt des be·kann·ten Miyazaki Hayao wärmstens empfoh·len. Hier lernt man anhand von Tanuki und Kitsune auch viel über das japa·nische Geister- und Gespens·ter·pantheon.

Dachse?

Tanuki werden oft fälsch·lich als Dachse oder Wasch·bären ge·deu·tet, daher wählt man auch gerne „Dachs“ als Über·set·zungs·wort. Tanuki sehen aber nicht nur ganz anders aus als hei·mische Dachse, sie zählen auch zoo·logisch zur Familie der Hunde. Im Unter·schied zum Hund können sie aller·dings nicht bellen.

  1. ^  
    Kitsune koson.jpg
    „Naturalistische“ Darstellung eines magisch begabten Fuchses (kitsune): Die tanzende Bewegung auf zwei Beinen und das Blatt auf seinem Kopf zeigen an, dass der Fuchs im Begriff ist, menschliche Gestalt anzunehmen.
    Werk von Ohara Koson (1877–1945). Meiji-Zeit, ca. 1910. Bildquelle: Artelino.
  2. ^  
    Toyokawa kitsune.jpg
    Die Fuchsstatuen (kitsune) sind individuelle Opfergaben (sonaemono) von Gläubigen (ähnlich wie z.B. die zahllosen torii des Fushimi Inari Schreins).
    takmagar, flickr 2006.
  3. ^  
    Miyazaki-hayao-hesei-movie-poster.jpg
    Film aus dem Hause Ghibli mit tanuki in den Hauptrollen.
    Werk von Takahata Isao. 1994. Bildquelle: unbekannt.
  4. ^  
    Tanukimario.jpg
    Super Mario im tanuki-Outfit
    Bildquelle: unbekannt.
  5. ^  
    Tanuki winter.jpg
    Schlafloser tanuki während der Winterruhe.
    Mother Nature Network, Stanislav Duben, 2014.
  6. ^  
    Okami shahobukuro.jpg
    „Japanische Wölfe im Winterschilf“ (fuyu ogi ni ōkami). Die Illustration stammt aus einer Serie, in der der Edo-zeitliche Künstler und Gelehrte Tachibana Morikuni Kurioses und Wissenswertes in loser thematischer Reihenfolge bildlich darstellte.
    Werk von Tachibana Morikuni (1679-1748). Edo-Zeit, 1770 (erschienen). Waseda University Library.
  7. ^  
    Mitsumine okami a.jpg
    Wolf (ōkami) bzw. „Berghund“ (yamainu) als tierischer Beschützer (komainu) des Mitsumine Jinja. Das rote Lätzchen soll der Abwehr von Dämonen dienen und ist zugleich Symbol für eine Spende an den Schrein.
    Bernhard Scheid, flickr, 2007.
  8. ^  
    Mitsumine okami un.jpg
    Wolf (ōkami) bzw. „Berghund“ (yamainu) als tierischer Beschützer (komainu) des Mitsumine Jinja, ein Schrein der u.a. dem Wolfsglauben gewidmet ist.
    Bernhard Scheid, flickr, 2007.
  9. ^  
    Ema mitsumine.jpg
    Votivbildchen (ema) mit glücksbringenden Wölfen.
    I. Hatada, 1998.
  10. ^  
    Inugami sekien.jpg
    Ein Hundegott (inugami) im Gewand eines Shintō-Priesters, mit einer Figur, die hier als „weißer Knabe“ (shirachigo) bezeichnet wird. Aus einem berühmten Gespensterhandbuch des Illustrators Toriyama Sekien.
    Werk von Toriyama Sekien. Edo-Zeit, 1776. Ryugoku University Library (jap.).

Religion in JapanMythen
Diese Seite:

„Verwandlungskünstler (Tiergötter und Götterboten, Teil 2).“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001